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Wiedersehen und Abschiede (Vampirchronik)

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Velence
loving Lindsey


Beiträge: 252


New PostErstellt: 15.01.04, 20:51  Betreff: Wiedersehen und Abschiede (Vampirchronik)  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

TITEL: Wiedersehen und Abschiede
TEIL: 1/1
CHARAKTER(E)/PAAR(E): Louis, Lestat, Daniel
SPOILER: Diese kleine Geschichte spielt zwischen ‚interview with the Vampire’ und ‚the Vampire Lestat’.
INHALT: Ihr kennt das Ende von ‚IwtV’? Es ist furchtbar traurig und deprimierend. Meine Geschichte spielt einige Zeit nach dem ersten Interview und Louis erzählt Daniel, wie es ihm in der Zwischenzeit ergangen ist....
DISCALIMER: Anne Rice ist gegen FanFiction, ihr gehört alles, also verpfeift mich nicht....




Wiedersehen und Abschiede

„Ist es wirklich schon so lange her?, fragte Louis nachdenklich und legte seine Finger über die heiße Tasse. „Mir scheint, als wäre es erst gestern gewesen.“
„Jap.“, antwortete Daniel lakonisch. „Das Interview lief übrigens im Radio. Nachts. Vielleicht hast du es gehört? Es haben ein paar Leute angerufen, die ganz heiß darauf waren, zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Was aus dir geworden ist? Was denn mit Lestat passiert ist? Und so weiter.“ Der Junge stoppte. Er sah müde aus. Übernächtigt. Er nahm einen großen Schluck von dem Kaffee, der inzwischen auf trinkbare Temperatur abgekühlt war. „Vielleicht mache ich ein Buch daraus.“; meinte er und schaute sein Gegenüber an. „Du hättest doch nichts dagegen? Es glaubt eh keiner. Aber ich denke, die Geschichte ließe sich gut verkaufen. Wenn du was dagegen hast-“
Der Vampir schüttelte den Kopf. Er führte seine Tasse zum Mund und nippte zum Schein daran. Die beiden saßen weit hinten ungestört in der hintersten Ecke des Cafés, wo das Licht gedämpft war.
Louis sah sich um. Er nahm die Gerüche auf und die vielen Wortfetzen und Herzschläge, die an sein Ohr drangen.
„Wieso bist du eigentlich wieder nach New Orleans gekommen?“, unterbrach er seine Gedanken.
„Oh, ich könnte dich das gleiche fragen, wenn ich es nicht schon wüsste.“, schmunzelte Louis. „Aber um deine Frage zu beantworten, dies ist mein Heimathafen.“
„Woher wusstest du, dass ich hierher kommen würde?“, fragte der Junge stirnrunzelnd.
„Das war offensichtlich. Außerdem haben Lestat und ich dich gesehen. Und wenn ich mich dir nicht gezeigt hätte, hättest du mich nie gefunden.“
„Tja, das muss ich wohl einsehen.“, sagte er nicht gerade erfreut. „Aber sag mir, wie geht es dir? Du siehst besser aus als damals.“, bat Daniel.
„Ja, ich denke, ich brauchte das einfach. Jemandem alles zu erzählen. Wenn ich daran zurückdenke, kann ich die alten Wunden wieder glühen spüren.“ Louis lehnte sich nach vorn und legte seine Hand auf Daniels Arm. „Kein Priester hätte es besser machen können.“
„Danke, aber ich habe mir zu dem Zeitpunkt Sorgen um dich gemacht. Okay, ich war von der Idee gefesselt, selbst ein Vampir zu werden. Aber als ich mir die Tapes noch einmal angehört habe, fürchtete ich, du könntest dich tatsächlich umbringen.“ Er blickte dem Vampir in seine flammend grünen Augen.
„Dazu hatte ich nie den Mut.“
„Oh, es bedarf auch Mut, sich für das Leben zu entscheiden. Vielleicht ist Sterben sogar einfacher als zu leben.“, mutmaßte der Junge.
„Sag das nicht. Ich bin feige und passiv. Ich bringe Dinge nie zu Ende. Ich treffe keine Entscheidungen. Ich denke so lange über die Konsequenzen nach, bis die Entscheidung ohne mein Zutun gefallen ist.“, widersprach Louis energisch.
Sie schwiegen eine Weile und lauschten den Geräuschen um sie herum.
„Als Eva den Apfel vom Baum der Erkenntnis pflückte,“, überlegte er laut, „war die Menschheit zu ewiger Wahrheitssuche verurteilte. Das war der Anfang des Wegs ohne Ende. Vom Zustand seliger Unwissenheit in die feindlichen, unerklärlichen Gefilde des Irdischen geschleudert. Das Menschsein an sich ist eine Tragödie. Ein Drama, in dem der Held untergehen muss. Es gab und gibt keine Antworten und das brachte mich zu Fall.“ Louis lehnte sich resigniert in seinem Stuhl zurück.
„Aber du sitzt mir gegenüber. Du existierst. Du bist!“, widersprach Daniel.
„Ja, das ist wahr und das habe ich Lestat zu verdanken.“ Der Vampir lächelte.
„Lestat?“ wiederholte der Junge ungläubig und beugte sich neugierig vor, um mehr zu erfahren.
„Du erinnerst dich, wie er aussah, in welchem Zustand er war? Er hatte überall Narben und Brandtwunden, die seinen Körper entstellten. Er war hilflos und jede Bewegung vermochte er nur mit großer Anstrengung zu vollführen. Lestat war verletzt und verzweifelt.“
Louis machte eine Pause, als müsse er sich das Bild selbst noch einmal im Geiste hervorrufen. Er schaute durch die riesige, geöffnete Doppeltür auf die Straße. Die warme Sommernacht trieb die Menschen nach draußen. Die Ventilatoren an der Decke, die ihre Runden drehten, sorgten für die einzige Luftbewegung. Er hörte den Jungen atmen, sein Herz pumpen und konnte den dünnen Schweißfilm auf dessen Haut wahrnehmen.
„Eigentlich hatte ich vor dem Interview mit Lestat abgeschlossen. Ich hatte mit meiner Menschlichkeit abgeschlossen. Ich war müde, meiner ewigen Trauer, ich war müde, Antworten zu suchen, die es nicht gab, ich war meines eigenes Sterbens müde.“ Seine Augen glänzten im leichten Tränenschleier, den er nicht zulassen wollte. „Ich fühlte nichts mehr. Nichts. Das war nur noch eine große Leere, wo vorher die Liebe für Claudia, wo meine Leidenschaft war, wo alle meine Gefühle waren. Ich war wirklich tot. Physisch wie psychisch. Ich existierte bloß. Ich kam wieder nach New Orleans, wo alles angefangen hatte. Ich dachte, ich könnte hier sterben. Aber ich konnte es nicht. Ich konnte es nie.“
Der Junge hielt den Atem an. „Aber was ist passiert? Was hat Lestat gemacht?“
„Eines Nachts hörte ich ihn meinen Namen rufen. Ich drehte mich um und da stand er. Er ging langsam auf mich zu. Er trug ein Cape und versteckte sein vernarbtes Gesicht unter der Kapuze. Lestat lächelte sein altes Lächeln. Ich konnte seinen schwerfälligen Gang sehen. Ich musste an früher denken, seine geschmeidigen Bewegungen und seine jetzige Unfähigkeit. Er nahm meine Hand und drückte sie leicht zur Begrüßung. ‚Ich bin froh, dass du wieder hier bist.’, sagte er freudestrahlend.
Ich hatte mich kaum bewegt und starrte ihn immer noch an. Ich wusste ja, dass er auch hier lebte, aber irgendwie hatte ich seine Existenz völlig ausgeblendet. Wie ich alles Zurückliegende ausgeblendet hatte. Ich war allein, das war meine Überzeugung. Und dann stand er plötzlich vor mir.“
„Das muss ein Schock gewesen sein.“, warf der Junge ein.
Der Vampir nickte. „Ich ging mit ihm, als mich bat, mir etwas zeigen zu dürfen. Ich war viel zu überrumpelt, um etwas zu erwidern oder widersprechen zu können.
Wir gingen ein paar Straßen südöstlich. Er wies auf einen großen, mächtigen Baum. Mühsam kletterte er hoch und ich folgte ihm. Von unserem Sitz aus konnten wir in die ausgebaute Dachstube eines Hauses sehen. Das Fenster stand weit offen. Drinnen erklang plötzlich eine Violine und drang an unsere Ohren. Ich entdeckte einen etwa 15jährigen Jungen mit kurzen, braunen Haaren, der auf einem abgelaufenen Teppich vor einem Notenständer stand.
Mozart. Der Junge schien die Noten auswendig zu können, denn er schloss die Augen und bewegte sich im Rhythmus der Musik. Er war völlig verloren in sich selbst und sein Spiel. Lestat sah ihn an, als wäre er sein ganz persönlicher Meisterschüler. Er lächelte dabei. ‚Das ist Phillip. Er ist wirklich sehr begabt und es ist eine Wonne ihm zuzuhören.’, flüsterte er mir zugeneigt. Lestats Augen glühten vor Verzückung. Er war hingerissen von dem Jungen. ‚Zu Beginn hat es lange gedauert, bis er aus diesem schönen Stück Holz einen eigenen Sound kreieren konnte.’, erklärte er. ‚Siehst du seinen Körper? Diese Spannung, die er hält? Er hat hart an sich gearbeitet, um so gut zu sein. Der Druck des Bogens in Verbindung mit der Geschwindigkeit, kombiniert mit der Vibration, das ist eine nie endende Suche nach der richtige Farbe. Das ist wirklich schwierig. Sein Fluchen ist ebenso einzigartig wie sein Spiel.’ Ich konnte sein Herz Begeisterung schlagen hören wie die Kirchenglocken.
Phillip war wirklich sehr gut. Wir lauschten seinem Spiel eine Weile. Dann sprang ich vom Baum herunter. Lestat tat es mir nach. Mit meinen Armen fing ich ihn ab, so dass er nicht im Gras landete. Langsam machten wir uns auf den Rückweg.
‚Und warum hast du mir Philip vorgestellt?’, fragte ich ihn.
‚Erinnerst du dich, wie wir Opern, Theater und Konzerte besucht haben?’, fragte er. ‚Ich möchte, dass du dich an die gute Zeit erinnerst.’
Von da an begegneten wir uns alle paar Nächte. Meistens erschien er plötzlich neben mir, während ich durch die Straßen ging oder in einem Café saß. Manchmal saßen wir auf einem großen Stein zusammen, schauten auf den Fluss hinunter, schauten auf den sich langsam erhellenden Himmel. Lestat redete. Von dem Geiger, von seinen Opfern, von Theaterstücken... Dann und wann wurde er wütend, weil ich ihm nur selten zuhörte. Er schien seine alte Form wiedergefunden zu haben. Mental zumindest. Unter Menschen ging er nur mit der Kapuze über dem Gesicht. Es musste seiner Eitelkeit einen tiefen Stich versetzt haben.
Eigentlich hätte ich ihn wegschicken sollen.“
Daniel hatte sich ebenfalls zurückgelehnt. Er fischte eine Zigarette aus dem Päckchen und zündete sie an. Dann lauschte er Louis’ Erzählung, der seinen Blick wieder von seiner Tasse gelöst hatte.
„Einmal brachte er mir ein Geschenk mit.“, fort der Vampir fort. „Wir standen am Fluss. Er hielt etwas hinter seinem Rücken versteckt. Lestat zauberte eine Puppe hervor. Ich starrte auf das Ding, dass er mir in die Hand gedrückt hatte. Sie sah aus wie Claudia. Meine Hände begangen zu zittern. Ich schleuderte das Ding weit weg. Das feine Porzellangesicht zerbarst auf einem Stein. Ich fiel Lestat an, schrie, was ihm einfiel, mir so etwas zu schenken. Ich schlug ihn mit der Faust ins Gesicht, so dass mein Ring seine Haut verletzte. Ob er mich quälen wollte, fragte ich. Ja, natürlich, das wäre ja auch das einzige, was er könne, rief ich bösartig und schubste ihn immer weiter vor mir her und schlug noch einmal zu.
Er versuchte sich irgendwie zu rechtfertigen, aber ich ignorierte alle seine gestammelten Worte. Er wehrte sich nicht. Wut kochte ihn mir hoch. Ich wollte ihn töten, für das, was er uns, Claudia und mir, angetan hatte. Sie hätte noch bei mir sein können. Meine geliebte Tochter.
Ich rauschte wütend ab. Irgendwo blieb ich stehen. Meine Hände zitterten immer noch. Ich faltete sie, um sie ruhig zu halten. Ich musste tief atmen. Ich tigerte die ganze Nacht ruhelos durch die Stadt und kehrte noch mal kurz vor Morgengrauen zu der Stelle zurück. Die Puppe lag noch dort im Gras. Von dem Gesicht waren nur noch Splitter übrig, die ich einsammelte. Und dann kamen die Tränen. Sie rollten einfach mein Gesicht hinunter und ich konnte es nicht verhindern.“
Der Junge nahm einen nervösen Zug von seiner Zigarette und drückte den Rest in den Aschenbecher.
„Ein makaberes Geschenk.“, murmelte er.
Louis nickte leicht. „Ich glaube, er meinte es nicht so.
Am Tage ruhte ich unruhig in meinem Sarg. Der seliger Schlaf wollte nicht zu mir durchdringen. Ich sah das Claudias Gesicht vor mir und dann das Porzellanabbild ihrer. Ruhelos drehte ich mich hin und her, während ich hörte, wie das Leben um mich herum erwachte. Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich sie wieder vor mir. Einmal war ich kurz davor einzudösen, als ich wieder hochschreckte und nach Claudia griff. Und dann wurde mir schmerzlich klar, dass sie nie wieder mit in meinem Sarg liegen würde. Nach einer mir unendlich erscheinenden Zeit übermannte mich schließlich die Müdigkeit.
In der folgenden Nacht rannte ich aufgebracht durch die Straßen und rief abertausend Mal Lestats Namen. Als ich ihn endlich fand, stand er versteckt hinter einem Baum und beobachtete mich wie ein scheues Reh. ‚Ich tue dir nichts,’, versprach ich und trat näher. Ich seufzte schwer, als ich die lange, blasse Narbe, die ich verursacht hatte, sah. Ich wollte sie mit meinen Fingern berühren, doch er schreckte zurück, senkte den Kopf, so das die Kapuze tief hing.
‚Lestat’, begann ich. ‚Du hättest Claudia retten können.’ Ich schüttelte den Kopf: ‚Nein, das hättest du nicht. Aber du hättest es erst gar nicht soweit kommen lassen müssen. Wieso hast du uns so schlecht behandelt? Ich war fest überzeugt, dass du Claudia ebenso geliebt hast wie ich. Wieso warst du so oft verärgert und hast dich über mich lustig gemacht? Ich verstehe dich nicht.’
Er antwortete nicht, was mich noch gereizter machte.
‚Warum ich?’, fragte ich. ‚Trifft man eine schlechte Wahl, wenn es für die Ewigkeit ist? Nein! Du brauchtest mich, nicht ich dich! Hast du gedacht, ich wäre eine guter Sklave? Hast du das gesehen, als du von mir getrunken hast? Ich weiß, dass du meine Gedanken gehört, gesehen haben musst. Wie bei jedem Opfer. Warum bist du zurückgekommen? Ich hätte sterben können. Ich wollte sterben.’
Meine Stimmung schwankte irgendwo zwischen Verzweifelung und Zorn. Ich hatte meine Stimme kaum noch unter Kontrolle, geschweige denn mich selbst.
Endlich wagte es Lestat, mir zu antworten:
‚Natürlich liebe ich Claudia ebenso sehr wie dich! Ich habe dich gewählt, weil du schön warst. Und bist. Mehr gibt es nicht zu sagen. Es ist wie es ist.’ Er klang ganz ruhig und gefasst.
‚Spotte nur.’ Ich schnaubte verächtlich. Mit meinen Augen funkelte ich ihn böse an.
‚Ich verstehe dich nicht!’, prustete es auf einmal aus ihm heraus. Er hatte sich vor mir aufgebaut, meine Wut nicht fürchtend. ‚Ich habe dich nie verstanden. Deine Menschlichkeit. Das Mitleid mit deinen Opfern, mit dir selbst.’ Lestat war genervt. ‚Du bringst den bramherzigen Tod und liebst doch deine Schuld so sehr. Deine Schwäche ist so offensichtlich. Sie war mir zuwider. Sie verlangt nach Hohn. Es gefällt mir nicht, nicht zu verstehen. Ich war und bin deiner ewigen Fragen leid. Es gibt keine Antworten, Louis. Leb endlich damit!’
‚Ja, du verstehst mich nicht. Das ist wahr.’ Meine linke Hand legte ich um seinen Hals und drückte ihn gegen den Baumstamm. Meine rechte Hand ballte ich zur Faust. Ich presste meine Hände so stark gegen ihn, wie ich konnte. Lestat war mir unterlegen und zappelte unter meinem Griff. Er röchelte und brachte hustend sein verächtliches Lachen hervor. Ich glaube, er sagte, ich könne ihn nicht umbringen. Davon war er überzeugt. Aber es machte mich nur noch aggressiver.“
Louis atmete tief durch, als könnte er seine Wut noch im Nachhinein spüren.
„Du hast doch nicht.... du hast ihn doch nicht getötet?“, fragte Daniel leise, fast atemlos.
Der Vampir schaute zu ihm auf. Es war etwas in seinen Augen, dass den Jungen nervös machte. Diese Ruhe, Gelassenheit. Samtrot. Vielleicht liegt es an seinem schwermütigem Charakter, dachte er. Aber da waren noch diese leidenschaftlich glänzenden Augen, die sagten, dass er mehr ist, als nur ein melancholischer Gentleman.
„Nein, ich ließ ihn los und er sackte auf den Boden. Lestat lachte laut. Er hatte triumphiert. Die Splitter des Porzellangesicht fielen neben ihn aus meiner Hand ins Gras. Ich drehte mich um und ging, während sein mir in den Ohren drängte.‚Es macht mich traurig, wenn du traurig bist, Louis.’, rief er mir hinterher. Doch plötzlich verwandelte sich das höhnische Lachen ins ein lautes Schluchzen. Es war mir egal. Ich blieb nicht stehen. Ich ging weiter. Ich drehte mich nicht mehr um. Das war genug. Ich hatte lange genug Lestat ertragen.
Die nächsten Nächte waren wie ein schmerzhaftes Erwachen. Ich erinnerte mich an all die Zeiten, die ich mit Claudia verbracht hatte und versucht hatte, zu vergessen. Alles erinnerte mich an sie. Manchmal dachte ich, sie auf der Straße zu sehen, aber es waren nur fremde Menschenkinder oder Illusionen.
Ich sehnte mich zurück nach friedlichen Zeiten. Wo wir noch zu dritt in der Rue Royale wohnten. Lestat musste sie geliebt haben, so sehr, wie er sie verhätschelt und ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen hatte. Vielleicht war er sogar stolz auf unsere Tochter. Sie glich ihm viel eher was das Töten anbelangte.
Wir gingen uns aus dem Weg nach dem Vorfall am Baumstamm. New Orleans war groß genug für zwei Vampire, ohne dass wir einander über den Weg laufen mussten. Während dieser Zeit lebte ich hauptsächlich in der Vergangenheit. Ich suchte Plätze auf, die ich mit ihr besucht hatte. Ich las Bücher, die sie geliebt hatte. Ich hörte die Musik, die sie bevorzugte hatte. Und ich besuchte Orte, an denen ich mit Armand war.
Armand. Ich kam zum Fluss. Ich legte mich ins Gras und stellte mir vor, er würde wieder neben mir liegen. Armand. Er sagte etwas davon, dass er glaube, dass Liebe die Welt am Laufen hielt. Seine ruhige, bemessene Stimme hatten mich stets beeindruckt. Ich dachte daran, wie er mich im Théater des Vampires in seinen Bann gezogen hatte. Ich war in einem rauschhaften, hypnotischen Zustand. Seine ganze Aura faszinierte mich, fesselte mich, dass ich gar nicht mehr gehen mochte. Ich spürte das Gefühl ganz deutlich.
Irgendwann wurde er mir gleichgültig. Es musste einfach so kommen. Ich weiß nicht warum. Es war falsch, ihn so gehen zu lassen. Irgendetwas stand zwischen uns. Unsere Beziehung war nicht unmittelbar. Er hatte etwas anderes erwartet. Und ich wollte einfach nur allein sein.
Ich dachte daran, dass sein Erschaffer ihn liebte. Der Vampir, der Armand erschaffen hatte. Wenn ich es auch doch so erfahren hätte, was für ein Vampir wäre ich dann geworden? Ich war sehr eifersüchtig darauf. Vielleicht hätten Lestat und ich.... zumindest Freunde sein können, vielleicht mehr. Aber diese Frage lag längst hinter mir.“
„Ich wusste es!“, rief der Junge überraschend.
Louis schmunzelte. Daniel erwiderte es mit seinen wachsamen Augen und errötete leicht. Ihm war heiß und jetzt wurde er auch noch rot. Es war immer noch warm, aber die Luft kühlte sich langsam ein wenig ab. Die Besucher im Café wurden immer weniger.
„Ich hatte beschlossen, mich mit Lestat auszusöhnen. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir uns nicht mehr gesehen hatten. Ich wusste nur, dass ich den ersten Schritt machen musste. Ich kaufte ihm ein schönes Kartenspiel, damit er wieder seine Patience legen konnte. Dann ging ich zum dem kleinen, schäbigen Haus, in dem er lebte. Lestat war daheim. Er warf gerade ein paar Scheite in das Kaminfeuer. Das Haus roch immer noch nach verwesenden Tierkadavern. Ich fragte, mich, wie er das aushielt.
Wortlos gab ich ihm das Spiel, als er mich ansah. Erst hatte er mich vorsichtig angesehen und reglungslos auf meine Rache gewartet. Lestat nahm die Karten dankbar an und lächelte erleichtert. Ebenso wie ich. ‚Es tut mir leid.’, sagte ich.
Lestat nahm meine rechte und berührte sie kurz mit seinen Lippen. Er sah wirklich froh und glücklich aus. ‚Es sollte mir leid tun.’
‚Vergessen wir alles-’, erwiderte ich. Er lachte über das ganze Gesicht. ‚Ich bin froh, dass du gekommen bist. Ich werde in den Untergrund gehen. Meine Wunden und Narben müssen verheilen. Und mein Geist braucht Ruhe. Ich habe das schon mal gemacht. Lebe ein Leben, geh in den Untergrund und beginne ein neues. Das werde ich tun. Ich bin froh, dass du hier bist.’ Er hielt noch immer meine Hand. Ich war zu erstaunt, um etwas zu erwidern. Schließlich sagte ich nur ‚gut’.
‚Lass uns Abschied nehmen.’, sagte er sanft. Dann schlang er seine Arme um mich und wir drückten einander fest.
Lestat stand am Fenster, als ich ging. Ich entfernte mich langsam von dem Haus, drehte mich noch mal um und winkte. Er winkte zurück.“
Der Vampir hatte geendet. Es war sehr still.
„Und wo ist Lestat jetzt?“, fragte Daniel neugierig.
„Ich habe keine Ahnung.“ Louis zuckte mit den Schultern. Seine Kaffe war inzwischen kalt.
„Aber...“, hakte der Junge nach.
„Ja?“ Louis blickte auf.
„Aber wieso ist es jetzt Lestat zu verdanken, dass es dir wieder besser geht?“, fragte er stirnrunzelnd.
„Ganz einfach.“, grinste der Vampir. „Er hat mich wütend gemacht. Und damit meine Lebensgeister wieder geweckt!“ Louis lachte laut und Daniel fiel mit ihm ein.

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SPIKEmarsters

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Beiträge: 272
Ort: Weißenfels (Sachsen Anhalt)


New PostErstellt: 12.02.04, 21:14  Betreff: Re: Wiedersehen und Abschiede (Vampirchronik)  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Heychen!!!!

Ist eine Klasse Fanfiction, auch wenn es nicht so ganz hin kommt wenn man die anderen Vampirchroniken kennt :p
Aber davon mal abgesehen, nicht schlecht geschrieben.

Lg Nicki

Es ist ein Gesetz im Leben: Wenn sich eine Tür vor uns schließt, so öffnet sich dafür eine andere. Die Tragik jedoch ist, dass man meist nach der geschlossenen Tür blickt und die geöffnete nicht beachtet.

André Gide
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