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Angel / Wesley: Väter und Söhne

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Cimmeria
blutjunger Vampir


Beiträge: 170
Ort: Berlin



New PostErstellt: 15.10.05, 20:46  Betreff: Re: Angel / Wesley: Väter und Söhne  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 6


Die ganze Zeit auf dem Weg zum Flughafen grübelte Angel, ob er wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Natürlich stand für ihn außer Frage, das er Connor beschützen musste. Aber gleichzeitig brauchte ihn Wesley mehr denn je.
Sein Vater würde letzten Endes an Dämonengift sterben, aber vorher würde er noch alles dazu tun, Wesleys Geist zu vergiften. Und Angel fragte sich, ob er dabei einfach tatenlos zusehen durfte.
„Es ist Wesley Entscheidung, er ist alt genug, zu wissen, was er tut“, rechtfertigte er sich, als Connor ihn scheinbar fragend ansah. Gleichzeitig hatte er den Eindruck, Connor würde Wesley suchen.
„Wes wollte nicht mitkommen, wirklich nicht.“
Angel fragte sich besorgt, ob er selber verrückt wurde. Connor verstand doch schließlich gar nicht, worum es ging, er war ja noch viel zu klein. Trotzdem verspürte er das Bedürfnis, mit irgendjemand zu reden, und wenn es nur ein kleines Kind war.
Und dabei bekam er immer mehr den Eindruck, von allen möglichen Entscheidungen die falscheste getroffen zu haben.
Wesley brauchte ihn. Jetzt mehr als je zuvor. Doch Angel weigerte sich beharrlich, daraus die einzig mögliche Konsequenz zu ziehen.
„Nein, nein, nein. Ich habe keine Lust mehr, ständig auf ihn aufzupassen.“
Er sah Connor grimmig an, aber der erwiderte den Blick nur ernster, als es seinem Alter entsprach.
„Ihm liegt eben mehr an seiner Familie, als an…“ Angel verstummte. Wenn er ehrlich war, nahm er Wesley am meisten übel, das er unter *Familie* nicht dasselbe verstand wie Angel: Connor, Wesley und er selbst!

Gewaltsam verdrängte er jeden Gedanken an Wesley, als er die Abflughalle betrat. Er gehörte nicht hierher, sondern nach Los Angeles. Und Connor mit ihm. Wohin Wesley gehörte, musste er selber herausfinden.
Aber erst einmal fand er selber etwas heraus. Nämlich, das es an diesem Tag keinen Flug mehr nach Los Angeles gab. Und auch nicht am nächsten Tag. Angel knurrte leise, als er sah, dass er noch drei Tage warten musste, bis es einen Nonstop Flug gab.
Wohl oder übel würde er zu Wesley, und dessen Eltern, zurückfahren müssen, oder sich in einem der zahlreichen Hotels am Flughafen einquartieren.
Angel entschied sich für die zweite Möglichkeit.
Wenig später stand er in seinem Hotelzimmer und betrachtete missmutig das schmale Einzelbett. „Wie sollen denn zwei erwachsene Männer darin bequem schlafen“, murrte er, bevor ihm wieder einfiel, dass er alleine war. Alleine mit Connor, aber ohne Wesley.
„Für uns beide reicht es natürlich, mein Süßer“, fügte er schnell hinzu und knuddelte Connor, der entzückt quietschte.

„Wes, Liebling, komm wieder ins Bett“, murmelte er am nächsten Morgen schlaftrunken, als er das Bett nach dem vertrauten Körper neben seinem abtastete.
Erst nach und nach sickerte die Erkenntnis in seinen Verstand, dass jemand, der nicht im Zimmer war, auch nicht ins Bett kommen konnte.
Connor jammerte leise, bis Angel endlich aufstand und ihn in sein Bett holte.
Dort wandte er sich hin und her und Angel war sich sicher, dass er Wesley suchte.
„Wir sind alleine, ohne Wes“, sagte er leise und bedauernd.
Connor blickte ihn aus großen Augen an, dann steckte er sich den Zipfel der Bettdecke in den Mund und bot ihn nach kurzem Zögern Angel an.
Angel lächelte. „Nein Danke, Schatz, ich steh nicht so auf den Geschmack von Bettdecken. Verdammt, Wes fehlt mir.“
Er schnüffelte und verzog das Gesicht. „Irgendeiner von uns riecht etwas streng und ich bin sicher, ich bin das nicht.“
Nachdem er Connor gewickelt und ihm sein Fläschchen gegeben hatte, wiegte er ihn sanft ihn und her. „Und, was machen wir jetzt?“
Als Connor anfing zu strampeln, schüttelte er bedauernd den Kopf. „Tut mir leid, spazieren gehen ist nicht, ausgenommen, du willst, das ich in Flammen aufgehe. Dann ist Daddy nur noch ein Häufchen Asche. Wir müssen uns was anderes einfallen lassen.“
Einige Stunden später war er bereit zuzugeben, dass seine Ideen nicht unbedingt die Zustimmung seines Sohns fanden. Connor mochte weder die Geschichten, die er ihm erzählte, noch, das er ihm etwas vorsang. Bei letzteren fing er wie immer an, zu weinen und Angel hatte alle Mühe, ihn zu beruhigen.
Nur die Erwähnung von Wesley vermochte ihn zu beruhigen, auch wenn er sich dabei immer wieder im ganzen Zimmer umsah.
„Okay, er fehlt dir also“, stellte Angel schließlich fest. „Mir auch“, fügte er kurz darauf hinzu. „Aber er wollte uns nicht mehr!“
Connor quengelte protestierend.
„Was soll ich denn machen“, murrte Angel hilflos. „Ich kann doch nicht immer nachgeben, nur damit er seinen Willen kriegt? Oder du!“

Eine schlaflose Nacht und mehrere Beschwerden anderer Hotelgäste später, Connor hatte müde und überreizt die ganze Nacht geschrieen, wusste Angel, das ihm wohl nicht anderes übrig blieb, als sich mit Wesley wieder zu vertragen.
Schon, damit sich Connor beruhigte.
Trotzdem widerstrebte es ihm, so einfach wieder zu Wesleys Eltern zurückzufahren, als ob nichts gewesen wäre und er nur einen Ausflug mit Connor gemacht hatte.
„Okay, wir machen es so: Wir fahren nach Hause und wenn Wes dann auch wieder da ist…“ Er brach schnell ab, da Connor wütend das Gesicht verzog.
„Nicht schreien, Liebling, bitte nicht. Sonst schimpfen wieder alle Leute mit Daddy. Das willst du doch nicht, oder?“ Er kitzelte Connor und versuchte, ihn zum Lachen zu bringen.
Connor brüllte in ohrenbetäubender Lautstärke los. Zehn Minuten später, in denen Connor seine Lautstärke noch gesteigert hatte, falls das überhaupt möglich war, klopfte es an der Zimmertür.
Und eine weitere Stunde später, nach diversen Entschuldigungen und der Überlegung, irgendwem den Kopf abzureißen, damit er endlich Ruhe hätte (natürlich nicht Connor), war er auf dem Weg zurück zu Wesley. Zusammen mit einem friedlich schlafenden Kind.
„Manchmal glaube ich, du liebst Wes mehr als mich“, grummelte er mit einem Blick auf Connor. Der hatte seltsamerweise sofort aufgehört zu weinen und zu schreien, als Angel ihn ins Auto verfrachtete, was nicht ganz einfach war.
Die Decke, mit der er sich vor der Sonne schütze, behinderte seine Sicht und seine Bewegungsfreiheit, zumal Connor begeistert nach jedem Zipfel haschte, den er erwischen konnte und kräftig daran zog, vorzugsweise so, das Angel der tödlichen Bedrohung durch Sonnenlicht ausgesetzt war.
Dementsprechend war er mit den Nerven am Ende, bis sie endlich losfahren konnten.
Connor hatte noch einige Zeit fröhlich vor sich hin gebrabbelt, war dann aber eingeschlafen.
„Okay, du bist also zufrieden! Jetzt fahren wir zu Wes und hoffen, das der dann auch zufrieden ist! Was bin ich eigentlich für euch, so eine Art gute Fee?“
Gereizt betrachtete er einige kleine Brandwunden auf seinem Handrücken. „Ihr bringt mich noch ins Grab, alle beide.“

Trotzdem blieb er vor dem Haus von Wesleys Eltern unschlüssig im Wagen sitzen. Was, wenn Wesley überhaupt keinen Wert mehr darauf legte, ihn wieder zu sehen? Schließlich hatten sie sich ja nicht gerade in aller Freundschaft getrennt.
Die Entscheidung wurde ihm dann dadurch abgenommen, das Connor aufwachte und sofort anfing, leise zu weinen.
Gewarnt durch die letzten Tage griff Angel schnell nach der Decke, die er auf den Rücksitz geworfen hatte.
„Ich geh ja schon, aber bitte nicht weinen und schreien. Das war nur eine kurze Pause, um mir mein weiteres Vorgehen zu überlegen.“
Dann stand er neben dem Auto und überlegte, was er mit Connor machen sollte. Mitnehmen wollte er ihn nur ungern, aber genauso wenig behagte es ihm, das Kind im Auto zu lassen und damit eventuellen Gefahren auszusetzen.
Schweren Herzens entschloss er sich, Connor mitzunehmen. „Wir müssen ganz leise sein“, flüsterte er, „schließlich wollen wir Wesley doch überraschen.“
Connor sah ihn nur aus großen Augen an und Angel war wieder einmal erstaunt, das Connor mehr zu verstehen schien, als es seinem Alter entsprach. Andererseits, seine bloße Existenz war schon ungewöhnlich genug, warum sollten es seine Fähigkeiten dann nicht sein.
So leise wie möglich betrat er das Haus. Erst als er drin war, wunderte er sich darüber, dass die Tür nicht verschlossen gewesen war.
Misstrauen flammte in ihm auf und er fragte sich, ob er gerade mit offenen Augen in eine Falle gelaufen war.
Ohne es zu merken wechselte er in sein dämonisches Aussehen, während er sich vorsichtig weiterbewegte. Er war so angespannt, das er nicht einmal bemerkte, das Connor ebenfalls keinen Laut von sich gab.
Rasch durchsuchte er das Haus, aber alle Räume waren leer. Bis nur noch ein Zimmer übrig blieb: Das von Wesleys Vater.
Horchend blieb er vor der geschlossenen Tür stehen, aber selbst seine Vampirsinne halfen ihm nicht weiter.
Er hörte einfach nichts. Angst machte sich im ihm breit.
Vor seinem inneren Auge sah er Wesley verletzt am Boden liegen, sein Blut floss langsam aus etlichen Wunden.
Die Vorstellung begeisterte seinen Dämon aufs Höchste.
Angel stöhnte verhalten, er konnte das Blut bereits schmecken, spüren, wie es warm und köstlich in seine Kehle floss und… - mit äußerster Anstrengung riss er sich von dem verführerischen Bild los.
Bevor er es verhindern konnte, fasste Connor nach ihm und ritzte sich an den scharfen Zähnen. Mit einem kläglichen Laut steckte er den blutenden Finger in den Mund.
Angel schluckte trocken. Er sah, wie das Blut schnell mehr wurde, Conners Hand bedeckte, in die Babydecke sicherte, zu Boden tropfte und eine Lache bildete.
Ein leises, boshaftes Lachen ließ ihn aufhorchen. Es war doch niemand da, außer ihm, oder?
„Trink es“, flüsterte eine vertraute Stimme in seinem Kopf, „du hast solange darauf gewartet, immer war dieser verdammte Wächter da und hat aufgepasst, aber jetzt… Er ist tot und du bist frei. Ich bin frei!“
Angel erstarrte und hätte Connor beinahe fallen gelassen.
Das, vor dem er sich am meistens gefürchtet hatte, war eingetreten.
Angelus war frei.
Und er wollte nur eins: Töten!

Irgendwie war es ihm noch gelungen, Connor vorsichtig auf den Boden zu legen, bevor er zusammenbrach. Jetzt kauerte er selber am Boden und presste verzweifelt die Fäuste gegen den Kopf, um den Eindringling zu vertreiben.
„Du bist nicht real“, flüsterte er schmerzerfüllt. „Es gibt dich nicht mehr. Angelus ist…“
„Was?“, fragte die spöttische Stimme zurück. „Tot? Verschwunden? Nur weil du es dir wünschst? Vielleicht bist du ja die Illusion und ich bin real, wer weiß das schon?“
„Wesley… er wird dich vernichten… und mir meine Seele wiedergeben“, keuchte Angel.
Das leise Lachen erklang wieder. „Wesley, Wesley, er ist tot mein Freund. Und wer sagt denn, dass du deine Seele verloren hast? Vielleicht bin ich ja auch nur stärker als diese lächerliche Seele.“
Angel schrie verzweifelt auf, als das fremde Sein sich in ihm ausbreitete. Er wurde aus seinem Körper gedrängt und konnte nichts dagegen tun.
Jemand anders nahm seinen Verstand in Besitz und Angel ahnte, dass er der Einzige war, der es wusste. Irgendwann würde er erwachen und nach außen wäre er immer noch Angel, aber tief innen drin…
Der fremde Geist durchwühlte seine Erinnerungen und spottete über seine Liebe zu Wesley.
„Er war schon immer ein Trottel.“
„Er ist der liebenswerteste Mensch den ich kenne.“
„Na ja, wie viel Menschen kennst du denn schon? Wenn wir mal die beiseite lassen, die du getötet hast, um an ihr Blut zu kommen.“
„Aber das warst doch du, Angelus!“
Die fremde Stimme zögerte einen winzigen Moment. „Du, ich, wo ist der Unterschied“, höhnte sie dann, aber Angel fielen plötzlich noch andere Ungereimtheiten auf, die sein Schmerz bisher überlagert hatte.
Angelus hörte sich zwar an wie immer, aber er fühlte sich nicht so an. Irgendetwas war anders. Wer auch immer versuchte, ihm seinen Körper streitig zu machen, war nicht Angelus!
Angel brauchte einen Moment, um das zu verarbeiten, dann richtete er sich langsam wieder auf, bis er kniete und nicht mehr hilflos auf dem Boden lag.
Er knurrte wütend. „Wer immer du bist, raus aus meinem Kopf und dem Rest von mir!“
„Aber, aber du wirst doch deinen alten Freund Angelus nicht vertreiben wollen. Der Körper hat mir zuerst gehört.“
Angel schüttelte wütend den Kopf. Mit einen schier übermächtigen Anstrengung drängte er sein dämonisches Aussehen zurück. Als er vorsichtig seinen Mund und seine Nase berührte, war beides menschlich.
„Wer immer du bist, du bist nicht Angelus.“ Seine Stimme war heiser vor Anstrengung. Voller Verzweiflung dachte er an Wesley, daran, wie er naßgeschwitzt und erschöpft neben ihm lag, wenn sie sich geliebt hatten und trotzdem noch die Kraft aufbrachte, verträumt zu lächeln. Oder wenn sie einen ihrer seltenen Siege gefeiert hatten, solange, bis sie zu betrunken waren, um noch den Weg ins Bett zu finden.
Und wenn Cordelia sie morgens schlafend im Büro gefunden und erst einmal naserümpfend unter die Dusche geschickt hatte.
„Wesley, Wesley“, murrte die fremde Wesenseinheit, „was hast du nur immer mit diesem Verlierer? Er ist tot. Und er hatte dich schon lange vorher vergessen.“
Angel schüttelte nur den Kopf. „Wes würde mich nie vergessen!“
„Aber er ist tot!“
„Das glaube ich nicht, ich würde es fühlen, wenn er tot wäre“, beharrte Angel eigensinnig. Sein Blick fiel zufällig auf Connor, der ihn staunend ansah. „Connor würde es fühlen.“
Obwohl er nur am Rande bemerkte, das Connor unverletzt war und das Blut nur in seiner Fantasie geflossen war, gab es ihm neue Kraft, sich zu wehren.
„Der Bastard? Warum hast du ihn nicht zusammen mit seiner Mutter getötet?“
„Ich habe sie nicht getötet. Darla hat sich selbst getötet – damit Connor lebt!“ Er hatte es inzwischen geschafft, wieder auf die Beine zu kommen.
„Du, Darla, Vampirbrut einer wie der andere. Dieses Kind dürfte eigentlich gar nicht existieren. Aber es dauert nicht mehr lange, dann trefft ihr euch wieder. In der Hölle!“
Angel schrie auf. Wenn der Kampf noch lange dauerte würde er ihn verlieren. Dann würde er tatsächlich in der Hölle landen. Allein, ohne die Menschen, die er liebte. Ohne Connor. Ohne Wesley.
Der Gedanke an Wesley gab ihm noch einmal neue Kraft.
„Wesley“, keuchte er. „Wes, ich liebe dich. Für dich gehe ich in die Hölle und zurück.“
„Wesley, schon wieder. Haben wir das Thema nicht abgehandelt. Er ist und war ein Versager. Und er ist…“
„Nein“, schrie Angel, „er ist nicht tot! Du wirst mich nie dazu bringen, an Wesleys Tod zu glauben. Er lebt. Und er liebt mich!“
Dann brach er endgültig zusammen und die Welt um ihn herum wurde dunkel.

„Angel. Angel?“
Angel knurrte. Er hasste es, wenn man ihn ins Gesicht schlug. Vor allem dann, wenn er sich nicht wehren konnte.
Endlich brachte er die Kraft auf, die Hand seines Quälers festzuhalten. „Wenn du nicht sofort damit aufhörst breche ich dir den Arm.“
Leises Lachen, das sofort in ein erleichtertes Seufzen überging, antwortete ihm. Und aus den Schlägen wurde ein sanftes Streicheln. „Wach auf, mein Prinz.“
Angel behielt weiterhin die Augen geschlossen und horchte in sich hinein. Er wollte sicher sein, wer er war, Angel oder Angelus.
„Wesley?“, fragte er dann vorsichtig.
„Wer sonst?“
Wieder versuchte Angel zu ergründen, was diese Antwort in ihm auslöste. Liebe und Zuneigung oder das Verlangen, zu töten.
„Mach endlich die Augen auf, ich weiß, dass du wach bist.“
Zögernd öffnete er die Augen – und riss sie gleich darauf sehr weit auf. Wesley kniete neben ihm und sah ihn freundlich an, was in einem krassem Gegensatz zu dem spitzen Holzpflock in seiner Hand stand.
„Verdammt, Wes, was soll das? Willst du, das ich sehe, wie du mich pfählst?“
„Ich will sehen, wer du bist“, antwortete Wesley ruhig, ohne den Pflock wegzulegen.
„Ich bin immer noch ich“, antwortete Angel ärgerlich und versuchte, sich umzusehen.
„Sieh mir in die Augen.“
„Verdammt, lass mich endlich aufstehen.“
„Sieh mich an, mein Prinz“, wiederholte Wesley eindringlich.
Mit einem missmutigen Laut richtete Angel endlich den Blick auf Wesley. Der sah ihn lange an, ohne zu blinzeln, dann lächelte er und ließ den Pflock fallen.
„Ich dachte mir, dass nichts passiert ist, war mir aber nicht sicher.“
Er trat einen Schritt zurück und Angel konnte endlich aufstehen. Nach einer schnellen Umarmung hob er Connor auf und drückte ihn fest an sich.
„Ist dir auch nichts passiert, mein Liebling?“
Connor sah ihn nur verdutzt an, bevor er wild strampelte und nach Wesley grabschte.
Angel war etwas beleidigt, gab ihn dann aber Wesley. „Sieht so aus, als ob du gefragter bist als ich“, grummelte er.
Wesley lächelte nur und küsste Connor. „Ich habe dich auch vermisst, mein Schatz.“
„Mich braucht hier wohl keiner.“ Angel war jetzt wirklich beleidigt. Schließlich hatte er jede Menge Qualen ausgestanden, und das nur, damit Wesley und Connor miteinander schäkern und schmusen konnten? Dann konnte er ebenso gut versuchen, etwas über jenes mysteriöse Wesen herauszufinden, das versucht hatte, ihm seinen Körper streitig zu machen.
Da die bisher verschlossene Tür nun offen stand ging Angel davon aus, das Wesleys Vater etwas damit zu tun haben musste.
Neugierig aber vorsichtig betrat er das Zimmer.
Wesleys Vater saß an seinen üblichen Platz. Nicht so üblich war es, dass um ihn herum ein Kreis aus inzwischen erloschenen Kerzen aufgestellt war.
Angel atmete scharf ein. Worum es gegangen war, musste er noch herausfinden, aber er erkannte die Überreste einer Beschwörung, wenn er sie sah.
Außerhalb des Kreises lag ein Buch auf dem Boden, aufgeschlagen, als ob jemand es dort hatte fallen gelassen.
Er ignorierte das Buch und näherte sich langsam der zusammengesunkenen Gestalt.
Seine Vampirsinne sagten ihm, dass der Mensch vor ihm nicht ganz tot war, auch wenn es auf den ersten Blick so schien. Aber da war noch ein Quetschen Leben. Leben, das sich in den Augen konzentrierte, die ihn jetzt zornig ansahen und einer Stimme, dies so leise, war, das selbst er kaum etwas verstand.
„Du hast noch nicht gewonnen, Vampir, es gibt immer eine zweite Chance.“
Angel blieb stehen und sah auf dem Mann hinunter, der nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen schien. Lange starrten sie sich nur an, dann hockte sich Angel vor ihn, um auf einer Höhe mit ihm zu sein.
„Es gibt keine weitere Chance, Mr. Windham-Pryce“, sagte er leise. „Das war ihre letzte. Sie wollten meinen Körper – und haben ihn nicht bekommen.“
Wesleys Vater lachte heiser und röchelnd. „Blödsinn, ich habe niemals…“
„Sparen Sie sich ihre Märchen für Wesley auf, er glaubt vielleicht daran. Jedenfalls eine Zeitlang. Jemand hat versucht, meinen Körper zu bekommen. Und ich bin sicher, das waren Sie. Schon verständlich, Ihrer taugt ja nicht mehr viel.“ Er beugte sich etwas vor, und sein Gesicht nahm dämonische Züge an. „Versuchen Sie so was nie mit einem Vampir, Dämonen wie ich haben keine Skrupel, jemand zu töten, egal ob Seele oder nicht.“
„Es ging nicht um dich, es ging um mich“, sagte Wesley von der Tür her.
Angel wartete, bis er wieder menschlich aussah, bevor er sich umdrehte.
Wesley kam mit Connor auf dem Arm herein. Sein Blick ging nur kurz zu seinem Vater.
„Er wollte seinen Willen durchsetzen, wie immer. Aber diesmal hat es nicht geklappt, nicht wahr Dad?“
Immer noch Connor haltend, der inzwischen eingeschlafen war, setzte sich Wesley auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Als er das Kind mit dem Finger streichelte, griff Connor danach und hielt ihn fest.
Wesley lächelte mit einer Mischung aus Freude und unglaublicher Trauer.
„Er wollte mir alles wegnehmen. Dich, Connor und zuletzt mein Leben.“
Als er zu Angel aufsah, liefen ein paar Tränen über sein Gesicht. „Als du gegangen bist, hatte er fast gewonnen. Ich konnte einfach nicht glauben, das du so etwas tun würdest, Connor etwas antun, bis ich es dann selbst gesehen hab.“ Er schüttelte den Kopf, als Angel widersprechen wollte.
„Seit wir hier angekommen sind, hat er mir eingeredet, das du…“, Wesley schluckte und sprach erst nach einer Pause weiter, „…das du nur hier bist, um ihn sterben zu sehen. Ich wollte es nicht glauben, aber dann…“ Erneut brach er ab, als sich Angel neben ihn auf den Boden setzte und die Arme um ihn legte.
Wesley kuschelte sich in die vertraute Liebkosung und redete weiter: „Er hat behauptet, Connor ist nur Tarnung für deine wirklichen Absichten, wenn er dir im Wege ist würdest du ihn genauso kaltblütig töten wie jeden anderen. Wie mich!“
„Ich würde dich nie töten“, raunte Angel, „selbst wen ich meine Seele verliere und wieder zu Angelus werde, wirst du einen Weg finden, sie mir wieder zu geben. Ich liebe dich doch.“
Seine Lippen suchten sich einen Weg von Wesleys Schläfe zu seinem Mund. „Ich liebe dich“, wiederholte er, bevor er ihn zart küsste.
Dann sah er Wesley eindringlich an. „Ich kann mir jetzt zwar ungefähr vorstellen, was hier passiert ist, aber nicht alles. Aber ich will die ganze Geschichte kennen.“
Wesley seufzte, bevor er vorsichtig aufstand. „Okay, aber nicht hier. Ich will ihn nicht mehr sehen.“ Er ging aus dem Zimmer, ohne sich umzudrehen.
„Hey, Wesley, du kannst doch nicht… verdammt, du kannst mich doch nicht einfach hier sterben lassen“, krächzte sein Vater entrüstet.
Angel bedachte ihn mit einem schiefen, kalten Lächeln. „Sie sind schon tot, Sie wissen es nur nicht.“ Dann zog er die Tür hinter sich zu, als er Wesley folgte.




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silverbird
blutjunger Vampir


Beiträge: 276



New PostErstellt: 16.10.05, 13:57  Betreff: Re: Angel / Wesley: Väter und Söhne  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Hallo Cimmeria!

Ein toller Teil. Erst dachte ich; Was ist denn jetzt los? Angelus ist zurück? Wie konnte das passieren?
Wesleys Vater steckte also dahinter. Er hat seine letzten Kräfte mobilisiert um doch noch sein Ziel zu erreichen.
Zum Glück hat es nicht geklappt.
Wesley ist doch stärker als dessen Vater vermutet hat und Angel auch.
Klasse deine Story, ich freu mich schon auf den nächsten Teil.
Lg. silver



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Cimmeria
blutjunger Vampir


Beiträge: 170
Ort: Berlin



New PostErstellt: 21.10.05, 21:31  Betreff: Re: Angel(us)/Wesley: Väter und Söhne  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 7


Im Wohnzimmer legte Wesley das Kind aufs Sofa, bevor er in die Küche weiter ging.
Angel folgte ihm und sah schweigend zu, wie Wesley erst für ihn ein Glas Blut eingoss und danach darauf wartete, dass das Wasser für seinen Tee kochte.
Keiner von beiden sagte etwas, bis Wesleys Tee fertig war und sie ihre Getränke mit ins Zimmer nahmen.
Mit immer noch wortloser Übereinstimmung setzten sie sich aufs Sofa, sodass Connor zwischen ihnen lag. Aber sie hatten nur Augen füreinander.
Endlich, nachdem Wesley von seinem viel zu heißen Tee probiert und sich dabei die Zunge verbrannt hatte, redete er schließlich.
„Mein Vater… er wollte mich töten! Nicht meinen Körper, nur meine Seele, mein Ich, wie auch immer du es nennen willst.“
Wieder trank er einen kleinen Schluck Tee. „Ich weiß nicht, ob das von Anfang an sein Plan war, oder nur der Notfallplan, sozusagen“, Wesley zuckte die Schultern.
Angel hatte seine eigne Theorie dazu, hielt sich aber wohlweislich zurück. Was geschehen war, konnte er nicht mehr ändern, nur versuchen, Wesley dabei zu helfen, mit dem Erlebten fertig zu werden.
Aber dann musste er einfach die Frage stellen, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge lag: „Wo steckt eigentlich deine Mutter? Wusste sie, was er… vorhatte?“
Wesleys Blick war voller Entrüstung. „Natürlich nicht! Er hat sie weggeschickt. Und sie hat gehorcht, wie immer. Meine Mutter hat meinen Vater nie widersprochen, jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern.“
Angel nickte nur schweigend. So, wie er Wesleys Mutter bisher erlebt hatte, war diese Behauptung zutreffend. Aber einen Einwand hatte er dann doch.
„Wenn dein Vater Erfolg gehabt hätte“, mitleidig sah er zu, wie Wesley erbleichte, „sie hätte doch sofort gemerkt, das du nicht mehr du bist.“
Wesley schüttelte nur den Kopf. „Er hätte bestimmt eine perfekte Erklärung für alles gehabt. Zum Beispiel, das ich über seinen plötzlichen Tod so verstört bin, das… ich mich eben etwas anders als sonst verhalte.“
„Und was ist mit dem Rat der Wächter?“, fragte Angel, immer noch nicht ganz überzeugt.
„Was soll schon sein?“ Wesley lachte bitter. „Ich hätte es mir eben in letzter Sekunde anders überlegt, meinem sterbenden Vater zuliebe.“ Das letzte Wort spuckte er beinahe aus. „Er hat mich immer verachtet und gedemütigt, aber das…“ Er beugte sich vor und versteckte das Gesicht in den Händen, aber Angel konnte spüren, dass er weinte.
Gerne hätte er Wesley einfach in den Arm genommen und getröstet, aber es gab einfach noch einige unbeantwortete Fragen. Und er wusste, wenn sie nicht jetzt darüber sprachen, würden sie es niemals tun.
„Wesley, was zum Teufel habe ich damit zu tun? Ich meine, wenn er deinen Körper wollte, was verständlich ist, warum hat er mir dann vormachen wollen, er sei… Angelus?“
Angel verbannte jegliche Wärme und Liebe aus seiner Stimme, auch wenn es ihm unendlich schwer fiel.
Wesley zuckte nur hilflos die Schultern, dann sah er Angel trotzig an. „Woher soll ich das wissen? Vielleicht dachte er, der Körper eines Vampirs wäre noch besser als meiner. Ich meine, Unsterblichkeit, das ist doch was!“
Angel schüttelte nur den Kopf, diese Erklärung genügte ihm nicht. Er sah Wesley wartend an.
„Oder er…“, Wesley verstummte und rührte verlegen in seinem Tee herum.
„Ooder, Wes? Keine Geheimnisse mehr, okay?“ Er berührte liebevoll Wesleys Hand und zwang ihn, das sinnlose Umrühren in seiner Tasse zu unterbrechen.
Wesley atmete tief ein und sah Angel dann endlich an. „Es ging eigentlich gar nicht um dich. Oder um Angelus. Sondern…“
Ein erstaunter Ausruf unterbrach ihn.
Wesleys Mutter stand in der Tür und musterte sie erstaunt. Weder Angel noch Wesley hatten ihre Rückkehr bemerkt.
„Angel. Ich wusste gar nicht…“, ihr Blick irrte zwischen den beiden Männern hin und her.
„Schon in Ordnung, Mum“, versuchte Wesley, sie zu beruhigen. „Er ist zurückgekommen, um…“ Er wusste nicht weiter und sah Angel hilfesuchend an.
„Äh, ja…“, auch Angel fiel so schnell kein Grund ein. Schließlich entschied er sich für die Wahrheit. Sie klang genauso seltsam wie jede andere Erklärung. „Connor… er hat Wesley vermisst, und deshalb…“
Der misstrauische Blick von Wesleys Mutter verschwand auf der Stelle. „Wie geht es dem Kleinen?“ Sie entdeckte Connor zwischen Angel und Wesley und stürzte sich auf ihn, stoppte dann aber plötzlich.
„Ähm, schon gut, er freut sich sicher auch, seine… Großmutter wieder zu sehen.“ Angel ignorierte Wesleys fragenden Blick. „Wenn Sie sich solange um ihn kümmern können? Wir haben noch was zu erledigen.“
Er lächelte Wesley möglichst erotisch an und zerrte ihn vom Sofa hoch. „Komm schon, ich kann nicht länger warten. Und guck nicht so erstaunt“, zischte er zwischen den Zähnen hindurch.
Wesley konnte nur hinter ihm herstolpern, erst als sie auf dem Flur waren, ließ Angel ihn los und er rieb sich die schmerzende Stelle am Arm.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte er unwillig. „Jetzt denkt sie, sie hat uns beim Fummeln gestört und wir konnten es nicht erwarten, miteinander ins Bett zu gehen.“ Er wollte umkehren, aber Angel griff wieder nach ihm. Er grinste schief. „Willst du deiner Mutter erklären, was mit deinem Vater passiert ist? Eine Beschwörung wird auch sie erkennen, zumal dann, wenn das Zauberbuch noch genau daneben liegt. Ich meine, er kann es nicht mehr erklären, bleibst nur noch du.“ Er sah, wie Wesley erbleichte und setzte noch eins drauf. „Vielleicht hält sie es ja auch für eine gute Idee, wenn er weiterlebt. In deinem Körper?!“
„Okay, ich habe schon verstanden“, knirschte Wesley und lief los.
Angel folgte ihm langsamer.

~ ~ * ~ ~

Wesleys Vater verfolgte jede ihrer Bewegungen mit unverhohlenem Hass, aber Wesley war viel zu beschäftigt, um es zu bemerken.
Angel grinste kurz, aber böse, als er das Zauberbuch aufhob und unter seinem Hemd in den Hosenbund steckte. Er wusste jetzt noch nichts damit anzufangen, aber vielleicht war es ja mal nützlich.
Der Sterbende fixierte ihn und ballte in ohnmächtigem Zorn die Fäuste, es war nur eine kurze, verzweifelte Bewegung, dann lagen seine Hände wieder flach auf den Armlehnen des Sessels.
Wesley sammelte die Kerzen auf und verwischte die auf den Boden gezeichneten Linien, dann sah er sich kritisch um.
„Okay, das war’s.“ Das Zauberbuch hatte er offensichtlich bereits völlig vergessen. Und Angel sah keinen Grund, ihn daran zu erinnern.
Wieder fiel sein Blick auf Wesleys Vater und er erinnerte sich an das letzte Mal, als er einen solchen Blick gesehen hatte. Das Wissen um das endgültige, nicht mehr aufzuhaltende Ende, das Wissen um die eigene Sterblichkeit.
Seine Gedanken gingen noch einmal um lange Jahre zurück, zu dem Tag, als sein eigener Vater begriffen hatte, dass es kein Entkommen gab. Kein Entkommen und keine Gnade, nur die Aussicht auf den endgültigen Tod.
Und erst jetzt, rund 250 Jahre später verstand Angel, dass das, was er für Entsetzen gehalten – und genossen hatte – mehr als nur das gewesen war. Es war auch das Wissen, das sein Leben, seine Zukunftspläne, seine Träume und Wünsche, an diesem Tag unwiderruflich endeten.
Und das sein missratener, verhasster Sohn ewig leben würde!
Und Angel war sich sicher, das Wesleys Vater jetzt genau dasselbe dachte wie sein eigener Vater vor langer, langer Zeit.
Sanft legte er Wesley den Arm um die Schulter und drehte ihn zu sich herum. Dann, mit einem triumphierenden Blick auf den Sterbenden gab er Wesley einen tiefen, langen Kuss und demonstrierte damit seinen endgültigen Sieg.

~ ~ * ~ ~

Der Notarzt wiegte sorgenvoll den Kopf hin und her, bevor er antwortete.
„Wenn er früher ins Krankenhaus gekommen wäre, man hätte ihn untersuchen und den Ursprung seiner Erkrankung bestimmen können. Jetzt ist es wahrscheinlich zu spät.“ Nur Angel bemerkte, wie Wesley erleichtert aufatmete und drückte warnend seine Hand. Egal wie er sich fühlte, er musste den besorgten Sohn spielen.
Wesley verstand. Er wischte sich mit der freien Hand über die Augen und als er den Arzt wieder ansah, glitzerten Tränen darin.
„Er… er wollte es wohl nicht. Ich… wir… haben erst vor wenigen Tagen erfahren, wie es um ihn steht. Er wollte mich wohl nicht damit belasten.“
Der Arzt sah zwischen Angel und Wesley hin und her, dann nickte er zweifelnd.
„Als meine Mutter mich angerufen hat, sind wir sofort her geflogen.“ Wesley schluckte. „Er sollte doch noch einmal seinen Enkel sehen.“
Wieder nickte der Arzt knapp.
Unwillkürlich sah Angel Connor an und registrierte amüsiert, dass ihm der Blick des Arztes folgte.
Connor steckte nacheinander alles, was in seiner Reichweite war in den Mund und sah sich mit großen Babyaugen um.
„Er ist aber auch ein süßes Kerlchen“, sagte der Arzt und strich Connor über den Kopf, der ihn mit einem strahlenden Lächeln belohnte.
Dann wandte er sich wieder Wesley zu. „Ihre Mutter wird die Nacht durchschlafen, aber morgen…“ Wesley nickte nur. Es würde für niemand leicht sein, und am wenigsten für seine Mutter.
„Am besten, sie bleibt noch einige Zeit hier im Krankenhaus zur Beobachtung. Und wie ist es mit Ihnen?“
Wesley nickte wieder abwesend, und es blieb Angel überlassen, für ihn zu antworten. „Wir fahren besser nachhause. Das Kind…“ Er stupste Wesley sanft an, der aber nicht reagierte, sondern weiterhin ins Leere starrte.
Das ganze war einfach zu unwirklich. Alles in ihm schrie, dass sein eigener Vater versucht hatte, ihn zu töten und jetzt saß er hier und musste so tun, als ob ihm am Leben dieses Mannes irgendetwas lag. Den liebenden Sohn spielen, obwohl er nur noch Hass empfand. Oder vielleicht inzwischen nicht einmal mehr das.
Als der Arzt das Zimmer endlich verließ, sank sein Kopf haltlos gegen Angels Schulter. „Warum?“, murmelte er immer wieder, bis ihn die monotone, streichelnde Bewegung von Angels Hand auf seinem Arm endlich beruhigte.
„Gehen wir ins Bett? Du brauchst Ruhe“, flüsterte Angel und Wesleys Antwort bestand wieder nur aus einem kurzen Nicken.
Und diese unwirkliche Ruhe behielt er auch weiterhin bei, bis ihn Angel in ihrem Zimmer im Haus seiner Eltern behutsam ins Bett brachte. Dann erwachte etwas in ihm und er klammerte sich wie ein Ertrinkender an Angel fest.
„Verlass mich nicht. Lass mich nie alleine.“
Angel lächelte nur und zog mit der freien Hand Connors Babybett näher heran, damit er ihn hineinlegen konnte. Dann wandte er sich Wesley zu.
„Ich bin hier, Schatz und ich werde dich nie verlassen. Versuch, zu schlafen, ich bin ja bei dir.“

~ ~ * ~ ~

Später in dieser Nacht, nachdem sie ihre erste Erschöpfung überwunden hatten, fielen sie mit einer Gier über einander her, die selten war.
Angel spießte Wesley auf wie einen Schmetterling. Ohne Vorbereitung drang er in ihn ein, dehnte nachgiebiges, weiches Fleisch und Wesleys schmerzhaftes Keuchen schien ihn nur noch mehr anzuspornen.
Doch Wesley ertrug seine Grobheiten, aber er rächte sich auf seine Weise, mit den Fingernägeln zog er tiefe Furchen über Angels Rücken und seine Zähne hinterließen sichtbare Spuren, auch wenn sie die Haut nicht durchbrachen.
Sie vergaßen alles um sie herum, hatten nur noch Augen und Sinne füreinander und ihre gegenseitige Liebe.
Und dann lagen sie schwer atmend nebeneinander und Angel konnte nicht aufhören, das Leben in Wesley zu hören, zu fühlen und zu riechen.
Immer wieder legte er das Ohr auf Wesleys Brust und horchte nach dessen Herzschlag, seine Fingerspitzen erspürten Wesleys Pulsschlag und er roch das Blut, das dicht unter der Haut pulsierte.
Und immer wieder sah er ihm tief in die Augen, versank darin, um verwundert aufzutauchen und gleich darauf wieder darin zu versinken.
Erst gegen Morgen, als sich bereits die erste Dämmerung am Horizont zeigte, fielen sie in einen tiefen Schlaf, doch auch jetzt außerstande, sich loszulassen.
So nahe, wie zuvor, als sie sich geliebt hatten, waren sie auch jetzt im Schlaf.

~ ~ * ~ ~

Es dauerte noch drei qualvoll lange Tage, bis Wesleys Vater den Kampf um sein Leben endgültig verlor.
Seiner Mutter zuliebe verbrachte Wesley lange Zeit mit ihr im Krankenhaus und sah zu, wie sie nur am Bett ihres Mannes saß und seine Hand hielt. Anfangs hatte er noch befürchtet, sie würde den Hass in seinen Augen sehen, wenn er Wesley ansah, aber mit der Zeit verschwand diese Befürchtung.
Und vielleicht hatte sein Vater ihn immer so angesehen, und es war ihn nur nie aufgefallen, Wesley wusste es nicht.
Trotzdem verspürte er das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen. Vielleicht auch nur, weil er es immer schon getan hatte. Soweit er zurück denken konnte, hatte er sich für das, was er getan, gedacht oder gesagt hatte, seinem Vater gegenüber gerechtfertigt.
„Mom, es tut mir leid, ich…“
Seine Mutter sah ihn traurig an, bevor sie sich wieder ihrem Mann zuwandte.
„Er wollte immer nur dein Bestes“, sagte sie so leise, dass er sich anstrengen musste, um sie zu verstehen.
‚Ja, mein Leben’, dachte Wesley mit einen kurzen Aufflackern von Sarkasmus, aber im nächsten Moment schämte er sich für diesen Gedanken.
„Er… Dad hat nie verstanden, das ich… anders bin als er“, sagte er leise und bittend.
„Er wollte nur dein Bestes“, wiederholte seine Mutter, als ob sie nicht zugehört hatte.
„Warum konnte er mich nicht so akzeptieren, wie ich bin? Warum hat er immer versucht, mich zu ändern?“, brach es bitter aus Wesley heraus.
Seine Mutter lächelte ihn traurig an. „Du hast es ihm nie leicht gemacht.“
„Und was ist mit mir? Hat er es mir je leicht gemacht? Er wollte doch keinen Sohn, sondern eine perfekte Kopie von sich selbst. Ein Klon wäre besser gewesen als ich!“
Wütend und trotzig starrte er seine Mutter an, die nur sanft den Kopf schüttelte. „Du solltest jetzt gehen“, sagte sie dann plötzlich.
Wesley brauchte einen Moment, bis er verstand, was sie meinte. Sie wollte sich von ihrem Mann verabschieden.
Leise stand er auf und verließ das Zimmer, nach einem letzten Blick auf seinen Vater. Dann machte er sich auf die Suche nach Angel, um sich dort den Trost zu holen, den ihm seine Eltern nicht geben konnten oder wollten.




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Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
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New PostErstellt: 27.10.05, 22:20  Betreff: Re: Angel / Wesley: Väter und Söhne  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 8


Die Beerdigung erlebte Wesley wie ein unbeteiligter Zuschauer. Die ganze Zeit hatte er das Gefühl, neben sich zu stehen. Die einzige Person, die ihm hätte Halt geben können, war nicht in der Nähe.
Immer wieder sah er sich nach Angel um, bis ihm wieder einfiel, dass der strahlend schöne, sonnige Tag für den Vampir das Todesurteil bedeuten würde. Um ihn nicht zusätzlich zu belasten, hatte Angel Connor bei sich behalten, aber Wesley wünschte mehr als einmal, er hätte das Kind während der Zeremonie bei sich.
So stand er völlig alleine am Grab des Mannes, der rein formal sein Vater gewesen war, auch wenn er es nie so empfunden hatte.
Seine Mutter, eingehüllt in einen Kokon aus Schmerz und Verzweiflung, hatte bisher jeden seiner Versuche, sie zu trösten abgelehnt. Und nun standen sie wie zwei Fremde nebeneinander und sahen zu, wie der Sarg langsam in die Erde gesenkt wurde.
Außer ihnen hatten sich noch etliche Mitglieder des Rates der Wächter eingefunden und Wesley meinte, in ihren Augen die Missbilligung darüber zu lesen, dass er nicht bereit war, die Nachfolge seines Vaters anzutreten.
Aber er konnte es nicht. Er war nicht als Wächter geeignet. Und das wusste er nicht erst, seitdem ihn der Rat entlassen hatte.
Abgesehen davon konnte er sich nicht vorstellen, dass diese ehrwürdige Institution, die sich der Vernichtung der Vampire verschreiben hatte, seine Beziehung zu einem Vampir, ja eigentlich zum schlimmsten Vampir aller Zeiten, billigen würde.
Er lächelte bitter. Selbst wenn es sein sehnlichter Wunsch wäre, für den Rat zu arbeiten, stünde ihm seine Liebe im Weg. Er würde sich entscheiden müssen: Angel – und Connor – oder der Rat der Wächter. Aber eigentlich hatte er diese Entscheidung bereits vor langer Zeit getroffen. Und seitdem niemals wirklich bereut.
Er seufzte leise und wurde erst jetzt gewahr, das alles auf ihn wartete. Der Sarg stand in der Grube und es war an ihm, seinem Vater einen letzten Gruß zu erweisen.
Schnell nahm er eine Handvoll Erde und warf sie auf den Sarg, wo sie mit einem dumpfen Prasseln aufschlug.
Hastig wischte er sich die Hände ab und trat zur Seite, um dem nächsten Trauernden Platz zu machen. Dann stand er neben seiner Mutter und nahm unbewegt die Beileidsbekundungen entgegen.
Fast erleichtert sah er, wie sich die Trauergäste verliefen, bis nur noch er und seine Mutter am Grab standen.

~ ~ * ~ ~

Angel sah immer wieder auf die Uhr. Er konnte es kaum erwarten, London endlich zu verlassen. Und er ging davon aus, dass es Wesley ebenso ging.
Ihre Heimat war Los Angeles, dort gehörten sie hin. Er lächelte Connor an, der gerade probierte, ob er seinen Fuß im Ganzen in den Mund bekam. „Bald sind wir wieder zuhause, mein Süßer, sobald Wes da ist, verschwinden wir hier.“
Connor vergaß sofort sein Experiment und sah sich mit großen Kulleraugen um.
Angels Lächeln wurde breiter. „Schon klar, ob ich da bin ist dir ziemlich egal, Hauptsache, Wes ist da. Aber ich kann dich ja verstehen. Mir fehlt er auch jedes Mal entsetzlich.“
Er kitzelte Connors Bauch. „Aber ich kann mit ihm schlafen, und damit meine ich ganz was anders als du.“
Connor quietschte und strampelte begeistert.
„Er hat eine wunderbar warme Haut“, fuhr Angel fort. „Und einen ganz großartigen Schwanz. Wenn ich jetzt alleine wäre, würde ich…“
„Was tun, dir einen runterholen?“, unterbrach ihn eine entrüstete Stimme. „Du sollst ihm so was nicht erzählen, er ist noch viel zu klein dafür.“
Angel sah auf und lächelte Wesley, der in der Tür stand, voller Wärme an. „Da bist du ja wieder, mein Schatz. Komm her, du hast mir… uns… wahnsinnig gefehlt.“
Er zog Wesley auf seinen Schoß und vergrub das Gesicht in seinen Haaren. Connors protestierendes Quengeln ignorierte er. „Jetzt bin ich dran, ich kenne ihn länger“, sagte er bestimmt.
Wesley ließ ihn einen Moment gewähren, dann beugte er sich über Connor und hob ihn aus seinem Bett.
Und Angel schloss glücklich die Augen und genoss es, die beiden im Arm zu halten.

~ ~ * ~ ~

Später, als sie im Bett lagen, dachte Angel, dass dies der erste Tag war, an dem es keine wie auch immer gearteten Probleme gegeben hatte. Trotzdem konnte er es kaum erwarten, endlich wieder in Los Angeles zu sein und einige Dämonen ordentlich zu verprügeln. Ihm fehlte der Kampf. Und der Sieg, wenn es einen gab.
„Woran denkst du?“, fragte Wesley schläfrig und Angel lächelte über diese Frage, die wohl alle Verliebten von Zeit zu Zeit stellten.
„An dich, an uns“, erwiderte er leise, um Connor nicht zu wecken. „An zuhause. Ich habe ungeheuere Lust, einigen Dämonen kräftig in den Arsch zu treten.“
„Denkst du dabei an jemand spezielles?“ In Wesleys Stimme schwang ein Lachen mit, als er sich enger an Angel schmiegte.
„Egal. Irgendwas wird sich schon ergeben“, antwortete Angel genauso vergnügt. „Wir lassen Connor bei Lorne und ziehen los. Alle sollen wissen, das wir wieder da sind!“ Sein Finger umkreiste verspielt Wesleys Mund, schob sich zwischen die Lippen.
„Hast du nicht Lust… du weißt schon“, sagte er heiser.
Wesley sah ihn grinsend an. „Beim letzten Mal wolltest du nicht.“
„Jetzt will ich aber. Was ist mit dir?“
Anstelle einer Antwort rutschte Wesley unter die Decke und Angel stöhnte leise, als Wesleys Zunge über seinen Schwanz glitt, der daraufhin schnell hart wurde.
Und diesmal störte ihn Wesleys Begeisterung für seinen *Lutscher* nicht, ganz im Gegenteil. Er bedauerte es lediglich etwas, als es vorbei war, gerne hätte er das wunderbare Gefühl noch ausgedehnt, aber nach einer kurzen Erholungspause revanchierte er sich bei Wesley.
Bis sie schließlich, wunderbar entspannt und erschöpft, eng umschlungen einschliefen.

~ ~ * ~ ~

„Besuch uns mal in Los Angeles“, bat Wesley, „Connor würde sich freuen.“
Sie standen zusammen in der Abfertigungshalle und Angel sah sich ungeduldig um. Nur wenige Stunden trennten sie noch von zuhause.
Wesleys Mutter lächelte traurig. „Und du, was ist mit dir? Würdest du dich auch freuen?“, fragte sie leise.
Wesley sah sie lange an und Angel befürchtete schon eine abweisende Antwort, dann schloss Wesley seine Mutter in die Arme. „Ich würde mich sehr freuen, Mom“, flüsterte er. „Und Angel natürlich auch.“
Sie sah Angel von der Seite an, der ein neutrales Lächeln aufgesetzt hatte.
Immer noch fragte er sich, wieweit sie von den Plänen ihres Mannes gewusst hatte. War sie wirklich bereit gewesen, ihren Sohn zu opfern, um ihrem Mann ein Weiterleben, ein neues Leben zu ermöglichen?
Andererseits, warum hatte sie dann sosehr darauf gedrungen, das er Wesley begleitete? Hatte sie, ohne etwas Genaues zu wissen, geahnt, das Wesley in Gefahr war?
Er drehte sich um und tat, als ob er ihr Gepäck auf Vollständigkeit kontrollieren müsste. Was immer wirklich geschehen war, er würde es wohl nie erfahren.
Aber das wichtigste war, das sie wieder zusammen waren, Wesley, Connor und er. Dann wurde ihr Flug aufgerufen und er atmete erleichtert auf.
„Haben wir alles?“ Er hob Connor und einen Teil des Gepäcks an und ging los, in dem sicheren Wissen, das ihm Wesley folgen würde. Trotzdem drehte er sich nach wenigen Schritten um. Wesley stand noch neben seiner Mutter, aber beide wirkten irgendwie steif, so als ob sie nicht wussten, wie sie sich verhalten sollten.
Angel seufzte leise. Wesley standen die Schuldgefühle noch immer ins Gesicht geschrieben. Da war es vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis es auch jemand anders auffiel. Aber Wesleys Vater war tot und es nutze niemand, wenn Wesley sich jetzt selbst anklagte, ihn umgebracht zu haben. Das hatte Mr. Windham-Price schließlich ganz gut alleine hinbekommen.
„Wes, der Flieger warte nicht auf uns!“
Wesley zuckte zusammen und sah Angel gequält an, dann verabschiedete er sich hastig von seiner Mutter.
Als er neben Angel stand, drückte der beruhigend seine Hand. „Es ist nicht deine Schuld.“
Wesley lächelte nur verlegen, sagte aber nichts. Erst als sie endlich im Flugzeug saßen und London unter ihnen verschwand, griff er nach Angels Hand und drückte sie. Seine Fingernägel gruben sich in Angels Hand, sodass dieser einen leisen Schmerzlaut nicht unterdrücken konnte.
„Es war meine Schuld“, sagte Wesley leise.
Angel starrte ihn an und versuchte gleichzeitig, den qualvollen Griff zu lockern.
„Ich habe meinem Vater gesagt, dass ich nie, nie wieder für den Rat arbeiten werde!“
Angel nickte nur.
„Ich wollte es dir sagen, damit du stolz auf mich bist und stattdessen… höre ich Connor schreien und sehe, wie du töten willst!“
„Ich könnte Connor nie etwas antun. Genauso wenig wie dir“, sagte Angel entsetzt.
„Ich weiß, aber…“ Jetzt mischte sich ein unüberhörbares Schluchzen in Wesleys Stimme und sein fester Griff ließ nach. „Ich wusste es in dem Moment, als du gegangen bist. Aber mein Vater, er hat gesagt, dass du nie zurückkommst. Das es für immer vorbei ist. Das du gegangen bist, weil ich ein Versager bin.“ Sein Griff erschlaffte und im Gegenzug umfasste jetzt Angel seine Hand, um Wesley den Halt zu geben, den er brauchte.
„Schon gut, Liebling, es ist vorbei.“ Er ließ Wesleys Hand los und legte ihm den Arm um die Schultern, zog ihn an sich. „Dein Vater war ein böser, alter Mann, der anderen ihr Glück nicht gönnte. Du bist kein Versager, glaub mir, ich kann das beurteilen.“
„Ich bin ein Versager“, wiederholte Wesley, als ob Angel nichts gesagt hätte. „Sonst wäre ich niemals… auf diesen absurden Vorschlag eingegangen.“
„Vorschlag?“, fragte Angel verwundert zurück. Er rückte etwas von Wesley ab und sah ihn fragend an.
„Der Körpertausch!“
Jetzt hatte er Angels volle Aufmerksamkeit.
„Weiter“, forderte er Wesley knapp auf.
„Na ja, du bist gegangen und…“
„Das hatten wir schon. Wie bist du nur auf den dämlichen Gedanken gekommen, dieses Körpertauschritual durchzuführen? Gerade du solltest es doch besser wissen!“
Wesley schwieg einen Moment, und Angel nahm an, er wäre jetzt beleidigt, doch dann redete Wesley weiter, als ob nichts geschehen wäre.
„Ich wollte nur noch sterben! Ohne dich – und Connor – konnte und wollte ich nicht leben. Und da hat mein Vater mir den Vorschlag gemacht, ich sollte ihm meinen… Körper überlassen. Wenn ich ihn schon nicht mehr brauche. Das wäre die vernünftigste Tat meines Lebens!“
Angel schwieg einen Augenblick entsetzt, dann nickte er langsam.
Wesleys Vater hatte die Situation blitzschnell überblickt und eiskalt ausgenutzt. Aber vielleicht war es auch so gewesen, wie er bereits früher vermutet hatte: Wesleys Vater hatte von Anfang an darauf hin gearbeitet, Wesleys Körper zu bekommen, nur deshalb dieser ominöse Wunsch, seinen Sohn noch einmal zu sehen.
Er, Angel, war dabei von Anfang an ein Störfaktor. Aber dieser Störfaktor hatte sich ja dann freundlicherweise selbst eliminiert.
Und dann war es doch alles ganz anders gekommen, als geplant.
„… er sagte, du hast mich nie geliebt und bist froh, mich endlich los zu sein…“ Angel merkte erst jetzt, das Wesley weiter sprach.
Erneut zog er ihn eng an sich, sein Mund suchte den empfindlichen Punkt kurz unterhalb vom Ohr. „Ich liebe dich“, flüsterte er, bevor er Wesley zart küsste.
„… und nicht einmal du würdest merken, was passiert ist. Du würdet ihn für mich halten. Es war schrecklich.“ Wesley verstummte und drehte sich Angel zu, sah ihn fragend an.
„Ich würde es immer merken“, versicherte Angel ernsthaft und Wesley nickte erleichtert. „Ich weiß. Deshalb habe ich mich dann schließlich doch gewehrt. Weil ich plötzlich wusste, ich kann nicht so einfach aufgeben. Wir sind immer wieder zusammen gekommen, warum nicht auch diesmal wieder? Ich musste es einfach ausprobieren. Und dafür musste ich am Leben bleiben, ich selbst bleiben!“
Angel lächelte, wurde aber sofort wieder ernst. Wesley hatte schließlich Recht. Egal, wie sehr sie sich auch gestritten hatten, sie konnten nicht ohne einander leben.
Wesleys Vater hatte ihre besondere Beziehung zueinander ganz einfach unterschätzt.
„Als du dich gewehrt hast, hat er nach einem anderen Körper gesucht. Und mich gefunden“, erklärte er. „Er wollte mir weismachen, er sei Angelus, und ich hätte meine Seele verloren. Pech für ihn, das ich Angelus besser kenne als er.“
Er verschwieg, dass es eigentlich nur sein Glaube an Wesleys Liebe gewesen war, der ihn letztendlich gerettet hatte.
Doch jetzt wusste er, dass es wohl niemand gelingen würde, ihn und Wesley zu trennen, wenn sie selber es nicht wollten. Und dieser Gedanke hatte etwas ungemein Beruhigendes und Tröstliches.
Er umarmte Wesley, der sich bereitwillig an ihm schmiegte, erneut fest. „Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast. Es dauert noch eine Weile, bis wir zuhause sind, Wesley-Schatz. Versuch einfach, etwas zu schlafen, dann vergeht die Zeit schneller.“
Er selbst saß noch lange da und lauschte auf Wesleys ruhigen Atem, bis ihm selbst die Augen zufielen und er erst kurz vor Los Angeles wieder aufwachte.
Als sie die Eingangstür vom Hotel Hyperion aufschlossen wusste Angel, dass er einen Teil seiner Sünden endgültig abgebüßt hatte. Natürlich, er hatte seinen Vater getötet, aber letztendlich nichts anderes getan als Wesley jetzt: Er hatte sich irgendwann ganz einfach gewehrt.
Denn eigentlich war sein Vater selbst schuld. Er hatte lange auf die Dinge hingearbeitet, die letztendlich zu seinem Tod geführt hatten. Niemand ließ sich auf Dauer demütigen und quälen, ohne irgendwann zurückzuschlagen, ungeachtet irgendwelcher Folgen.
Sein Vater war damals, genauso wie jetzt Wesleys Vater, von etwas getötet worden, dass sie selbst heraufbeschworen und dessen Gefährlichkeit beide letztendlich unterschätzt hatten. Ihr unbeugsamer Stolz und ihre Verachtung für ihre Söhne hatten schließlich zu ihrem Tod geführt.
Angel seufzte leise und warf einen langen Blick auf Connor, der immer noch friedlich schlief. Wie der den ganzen Flug von London nach Los Angeles weitgehend verschlafen hatte.
Und er nahm sich fest vor, egal, was auch geschehen würde, seinen eigenen Sohn niemals so zu demütigen, das dieser ihn so sehr hassen würde, wie er selbst seinen Vater gehasst hatte.

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Cimmeria
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New PostErstellt: 27.10.05, 22:24  Betreff: Re: Angel / Wesley: Väter und Söhne  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 8


Die Beerdigung erlebte Wesley wie ein unbeteiligter Zuschauer. Die ganze Zeit hatte er das Gefühl, neben sich zu stehen. Die einzige Person, die ihm hätte Halt geben können, war nicht in der Nähe.
Immer wieder sah er sich nach Angel um, bis ihm wieder einfiel, dass der strahlend schöne, sonnige Tag für den Vampir das Todesurteil bedeuten würde. Um ihn nicht zusätzlich zu belasten, hatte Angel Connor bei sich behalten, aber Wesley wünschte mehr als einmal, er hätte das Kind während der Zeremonie bei sich.
So stand er völlig alleine am Grab des Mannes, der rein formal sein Vater gewesen war, auch wenn er es nie so empfunden hatte.
Seine Mutter, eingehüllt in einen Kokon aus Schmerz und Verzweiflung, hatte bisher jeden seiner Versuche, sie zu trösten abgelehnt. Und nun standen sie wie zwei Fremde nebeneinander und sahen zu, wie der Sarg langsam in die Erde gesenkt wurde.
Außer ihnen hatten sich noch etliche Mitglieder des Rates der Wächter eingefunden und Wesley meinte, in ihren Augen die Missbilligung darüber zu lesen, dass er nicht bereit war, die Nachfolge seines Vaters anzutreten.
Aber er konnte es nicht. Er war nicht als Wächter geeignet. Und das wusste er nicht erst, seitdem ihn der Rat entlassen hatte.
Abgesehen davon konnte er sich nicht vorstellen, dass diese ehrwürdige Institution, die sich der Vernichtung der Vampire verschreiben hatte, seine Beziehung zu einem Vampir, ja eigentlich zum schlimmsten Vampir aller Zeiten, billigen würde.
Er lächelte bitter. Selbst wenn es sein sehnlichter Wunsch wäre, für den Rat zu arbeiten, stünde ihm seine Liebe im Weg. Er würde sich entscheiden müssen: Angel – und Connor – oder der Rat der Wächter. Aber eigentlich hatte er diese Entscheidung bereits vor langer Zeit getroffen. Und seitdem niemals wirklich bereut.
Er seufzte leise und wurde erst jetzt gewahr, das alles auf ihn wartete. Der Sarg stand in der Grube und es war an ihm, seinem Vater einen letzten Gruß zu erweisen.
Schnell nahm er eine Handvoll Erde und warf sie auf den Sarg, wo sie mit einem dumpfen Prasseln aufschlug.
Hastig wischte er sich die Hände ab und trat zur Seite, um dem nächsten Trauernden Platz zu machen. Dann stand er neben seiner Mutter und nahm unbewegt die Beileidsbekundungen entgegen.
Fast erleichtert sah er, wie sich die Trauergäste verliefen, bis nur noch er und seine Mutter am Grab standen.

~ ~ * ~ ~

Angel sah immer wieder auf die Uhr. Er konnte es kaum erwarten, London endlich zu verlassen. Und er ging davon aus, dass es Wesley ebenso ging.
Ihre Heimat war Los Angeles, dort gehörten sie hin. Er lächelte Connor an, der gerade probierte, ob er seinen Fuß im Ganzen in den Mund bekam. „Bald sind wir wieder zuhause, mein Süßer, sobald Wes da ist, verschwinden wir hier.“
Connor vergaß sofort sein Experiment und sah sich mit großen Kulleraugen um.
Angels Lächeln wurde breiter. „Schon klar, ob ich da bin ist dir ziemlich egal, Hauptsache, Wes ist da. Aber ich kann dich ja verstehen. Mir fehlt er auch jedes Mal entsetzlich.“
Er kitzelte Connors Bauch. „Aber ich kann mit ihm schlafen, und damit meine ich ganz was anders als du.“
Connor quietschte und strampelte begeistert.
„Er hat eine wunderbar warme Haut“, fuhr Angel fort. „Und einen ganz großartigen Schwanz. Wenn ich jetzt alleine wäre, würde ich…“
„Was tun, dir einen runterholen?“, unterbrach ihn eine entrüstete Stimme. „Du sollst ihm so was nicht erzählen, er ist noch viel zu klein dafür.“
Angel sah auf und lächelte Wesley, der in der Tür stand, voller Wärme an. „Da bist du ja wieder, mein Schatz. Komm her, du hast mir… uns… wahnsinnig gefehlt.“
Er zog Wesley auf seinen Schoß und vergrub das Gesicht in seinen Haaren. Connors protestierendes Quengeln ignorierte er. „Jetzt bin ich dran, ich kenne ihn länger“, sagte er bestimmt.
Wesley ließ ihn einen Moment gewähren, dann beugte er sich über Connor und hob ihn aus seinem Bett.
Und Angel schloss glücklich die Augen und genoss es, die beiden im Arm zu halten.

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Später, als sie im Bett lagen, dachte Angel, dass dies der erste Tag war, an dem es keine wie auch immer gearteten Probleme gegeben hatte. Trotzdem konnte er es kaum erwarten, endlich wieder in Los Angeles zu sein und einige Dämonen ordentlich zu verprügeln. Ihm fehlte der Kampf. Und der Sieg, wenn es einen gab.
„Woran denkst du?“, fragte Wesley schläfrig und Angel lächelte über diese Frage, die wohl alle Verliebten von Zeit zu Zeit stellten.
„An dich, an uns“, erwiderte er leise, um Connor nicht zu wecken. „An zuhause. Ich habe ungeheuere Lust, einigen Dämonen kräftig in den Arsch zu treten.“
„Denkst du dabei an jemand spezielles?“ In Wesleys Stimme schwang ein Lachen mit, als er sich enger an Angel schmiegte.
„Egal. Irgendwas wird sich schon ergeben“, antwortete Angel genauso vergnügt. „Wir lassen Connor bei Lorne und ziehen los. Alle sollen wissen, das wir wieder da sind!“ Sein Finger umkreiste verspielt Wesleys Mund, schob sich zwischen die Lippen.
„Hast du nicht Lust… du weißt schon“, sagte er heiser.
Wesley sah ihn grinsend an. „Beim letzten Mal wolltest du nicht.“
„Jetzt will ich aber. Was ist mit dir?“
Anstelle einer Antwort rutschte Wesley unter die Decke und Angel stöhnte leise, als Wesleys Zunge über seinen Schwanz glitt, der daraufhin schnell hart wurde.
Und diesmal störte ihn Wesleys Begeisterung für seinen *Lutscher* nicht, ganz im Gegenteil. Er bedauerte es lediglich etwas, als es vorbei war, gerne hätte er das wunderbare Gefühl noch ausgedehnt, aber nach einer kurzen Erholungspause revanchierte er sich bei Wesley.
Bis sie schließlich, wunderbar entspannt und erschöpft, eng umschlungen einschliefen.

~ ~ * ~ ~

„Besuch uns mal in Los Angeles“, bat Wesley, „Connor würde sich freuen.“
Sie standen zusammen in der Abfertigungshalle und Angel sah sich ungeduldig um. Nur wenige Stunden trennten sie noch von zuhause.
Wesleys Mutter lächelte traurig. „Und du, was ist mit dir? Würdest du dich auch freuen?“, fragte sie leise.
Wesley sah sie lange an und Angel befürchtete schon eine abweisende Antwort, dann schloss Wesley seine Mutter in die Arme. „Ich würde mich sehr freuen, Mom“, flüsterte er. „Und Angel natürlich auch.“
Sie sah Angel von der Seite an, der ein neutrales Lächeln aufgesetzt hatte.
Immer noch fragte er sich, wieweit sie von den Plänen ihres Mannes gewusst hatte. War sie wirklich bereit gewesen, ihren Sohn zu opfern, um ihrem Mann ein Weiterleben, ein neues Leben zu ermöglichen?
Andererseits, warum hatte sie dann sosehr darauf gedrungen, das er Wesley begleitete? Hatte sie, ohne etwas Genaues zu wissen, geahnt, das Wesley in Gefahr war?
Er drehte sich um und tat, als ob er ihr Gepäck auf Vollständigkeit kontrollieren müsste. Was immer wirklich geschehen war, er würde es wohl nie erfahren.
Aber das wichtigste war, das sie wieder zusammen waren, Wesley, Connor und er. Dann wurde ihr Flug aufgerufen und er atmete erleichtert auf.
„Haben wir alles?“ Er hob Connor und einen Teil des Gepäcks an und ging los, in dem sicheren Wissen, das ihm Wesley folgen würde. Trotzdem drehte er sich nach wenigen Schritten um. Wesley stand noch neben seiner Mutter, aber beide wirkten irgendwie steif, so als ob sie nicht wussten, wie sie sich verhalten sollten.
Angel seufzte leise. Wesley standen die Schuldgefühle noch immer ins Gesicht geschrieben. Da war es vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis es auch jemand anders auffiel. Aber Wesleys Vater war tot und es nutze niemand, wenn Wesley sich jetzt selbst anklagte, ihn umgebracht zu haben. Das hatte Mr. Windham-Price schließlich ganz gut alleine hinbekommen.
„Wes, der Flieger warte nicht auf uns!“
Wesley zuckte zusammen und sah Angel gequält an, dann verabschiedete er sich hastig von seiner Mutter.
Als er neben Angel stand, drückte der beruhigend seine Hand. „Es ist nicht deine Schuld.“
Wesley lächelte nur verlegen, sagte aber nichts. Erst als sie endlich im Flugzeug saßen und London unter ihnen verschwand, griff er nach Angels Hand und drückte sie. Seine Fingernägel gruben sich in Angels Hand, sodass dieser einen leisen Schmerzlaut nicht unterdrücken konnte.
„Es war meine Schuld“, sagte Wesley leise.
Angel starrte ihn an und versuchte gleichzeitig, den qualvollen Griff zu lockern.
„Ich habe meinem Vater gesagt, dass ich nie, nie wieder für den Rat arbeiten werde!“
Angel nickte nur.
„Ich wollte es dir sagen, damit du stolz auf mich bist und stattdessen… höre ich Connor schreien und sehe, wie du töten willst!“
„Ich könnte Connor nie etwas antun. Genauso wenig wie dir“, sagte Angel entsetzt.
„Ich weiß, aber…“ Jetzt mischte sich ein unüberhörbares Schluchzen in Wesleys Stimme und sein fester Griff ließ nach. „Ich wusste es in dem Moment, als du gegangen bist. Aber mein Vater, er hat gesagt, dass du nie zurückkommst. Das es für immer vorbei ist. Das du gegangen bist, weil ich ein Versager bin.“ Sein Griff erschlaffte und im Gegenzug umfasste jetzt Angel seine Hand, um Wesley den Halt zu geben, den er brauchte.
„Schon gut, Liebling, es ist vorbei.“ Er ließ Wesleys Hand los und legte ihm den Arm um die Schultern, zog ihn an sich. „Dein Vater war ein böser, alter Mann, der anderen ihr Glück nicht gönnte. Du bist kein Versager, glaub mir, ich kann das beurteilen.“
„Ich bin ein Versager“, wiederholte Wesley, als ob Angel nichts gesagt hätte. „Sonst wäre ich niemals… auf diesen absurden Vorschlag eingegangen.“
„Vorschlag?“, fragte Angel verwundert zurück. Er rückte etwas von Wesley ab und sah ihn fragend an.
„Der Körpertausch!“
Jetzt hatte er Angels volle Aufmerksamkeit.
„Weiter“, forderte er Wesley knapp auf.
„Na ja, du bist gegangen und…“
„Das hatten wir schon. Wie bist du nur auf den dämlichen Gedanken gekommen, dieses Körpertauschritual durchzuführen? Gerade du solltest es doch besser wissen!“
Wesley schwieg einen Moment, und Angel nahm an, er wäre jetzt beleidigt, doch dann redete Wesley weiter, als ob nichts geschehen wäre.
„Ich wollte nur noch sterben! Ohne dich – und Connor – konnte und wollte ich nicht leben. Und da hat mein Vater mir den Vorschlag gemacht, ich sollte ihm meinen… Körper überlassen. Wenn ich ihn schon nicht mehr brauche. Das wäre die vernünftigste Tat meines Lebens!“
Angel schwieg einen Augenblick entsetzt, dann nickte er langsam.
Wesleys Vater hatte die Situation blitzschnell überblickt und eiskalt ausgenutzt. Aber vielleicht war es auch so gewesen, wie er bereits früher vermutet hatte: Wesleys Vater hatte von Anfang an darauf hin gearbeitet, Wesleys Körper zu bekommen, nur deshalb dieser ominöse Wunsch, seinen Sohn noch einmal zu sehen.
Er, Angel, war dabei von Anfang an ein Störfaktor. Aber dieser Störfaktor hatte sich ja dann freundlicherweise selbst eliminiert.
Und dann war es doch alles ganz anders gekommen, als geplant.
„… er sagte, du hast mich nie geliebt und bist froh, mich endlich los zu sein…“ Angel merkte erst jetzt, das Wesley weiter sprach.
Erneut zog er ihn eng an sich, sein Mund suchte den empfindlichen Punkt kurz unterhalb vom Ohr. „Ich liebe dich“, flüsterte er, bevor er Wesley zart küsste.
„… und nicht einmal du würdest merken, was passiert ist. Du würdet ihn für mich halten. Es war schrecklich.“ Wesley verstummte und drehte sich Angel zu, sah ihn fragend an.
„Ich würde es immer merken“, versicherte Angel ernsthaft und Wesley nickte erleichtert. „Ich weiß. Deshalb habe ich mich dann schließlich doch gewehrt. Weil ich plötzlich wusste, ich kann nicht so einfach aufgeben. Wir sind immer wieder zusammen gekommen, warum nicht auch diesmal wieder? Ich musste es einfach ausprobieren. Und dafür musste ich am Leben bleiben, ich selbst bleiben!“
Angel lächelte, wurde aber sofort wieder ernst. Wesley hatte schließlich Recht. Egal, wie sehr sie sich auch gestritten hatten, sie konnten nicht ohne einander leben.
Wesleys Vater hatte ihre besondere Beziehung zueinander ganz einfach unterschätzt.
„Als du dich gewehrt hast, hat er nach einem anderen Körper gesucht. Und mich gefunden“, erklärte er. „Er wollte mir weismachen, er sei Angelus, und ich hätte meine Seele verloren. Pech für ihn, das ich Angelus besser kenne als er.“
Er verschwieg, dass es eigentlich nur sein Glaube an Wesleys Liebe gewesen war, der ihn letztendlich gerettet hatte.
Doch jetzt wusste er, dass es wohl niemand gelingen würde, ihn und Wesley zu trennen, wenn sie selber es nicht wollten. Und dieser Gedanke hatte etwas ungemein Beruhigendes und Tröstliches.
Er umarmte Wesley, der sich bereitwillig an ihm schmiegte, erneut fest. „Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast. Es dauert noch eine Weile, bis wir zuhause sind, Wesley-Schatz. Versuch einfach, etwas zu schlafen, dann vergeht die Zeit schneller.“
Er selbst saß noch lange da und lauschte auf Wesleys ruhigen Atem, bis ihm selbst die Augen zufielen und er erst kurz vor Los Angeles wieder aufwachte.
Als sie die Eingangstür vom Hotel Hyperion aufschlossen wusste Angel, dass er einen Teil seiner Sünden endgültig abgebüßt hatte. Natürlich, er hatte seinen Vater getötet, aber letztendlich nichts anderes getan als Wesley jetzt: Er hatte sich irgendwann ganz einfach gewehrt.
Denn eigentlich war sein Vater selbst schuld. Er hatte lange auf die Dinge hingearbeitet, die letztendlich zu seinem Tod geführt hatten. Niemand ließ sich auf Dauer demütigen und quälen, ohne irgendwann zurückzuschlagen, ungeachtet irgendwelcher Folgen.
Sein Vater war damals, genauso wie jetzt Wesleys Vater, von etwas getötet worden, dass sie selbst heraufbeschworen und dessen Gefährlichkeit beide letztendlich unterschätzt hatten. Ihr unbeugsamer Stolz und ihre Verachtung für ihre Söhne hatten schließlich zu ihrem Tod geführt.
Angel seufzte leise und warf einen langen Blick auf Connor, der immer noch friedlich schlief. Wie der den ganzen Flug von London nach Los Angeles weitgehend verschlafen hatte.
Und er nahm sich fest vor, egal, was auch geschehen würde, seinen eigenen Sohn niemals so zu demütigen, das dieser ihn so sehr hassen würde, wie er selbst seinen Vater gehasst hatte.

Ende


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Velence
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New PostErstellt: 29.10.05, 14:55  Betreff: Re: Angel / Wesley: Väter und Söhne  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Hi Cimmeria,
die Geschichte war ja schon am Anfang zum Seufzen... viel zu traurig. Da sieht man, wie weit ihn sein Vater manipulieren konnte. Aber was einen nicht umbringt, macht einen ... Es hat die Beziehung zwischen Angel und Wesley nur weiter vertieft!
Es gefiel mir wirklich sehr, auch wenn sie, wie gesagt, eher düster war, so hatte sie doch auch ihre schönen Momente.
Die nächste wird ein bisschen heller, ja? Und lustig.
Alles Liebe, Janine

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