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Angel(us)/Gabriel - Aus längst vergangenen Zeiten

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Velence
loving Lindsey


Beiträge: 252


New PostErstellt: 07.11.03, 21:38  Betreff: Angel(us)/Gabriel - Aus längst vergangenen Zeiten  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

AUTOR: Velence
TITEL: Aus längst vergangenen Zeiten
TEIL: 1/10
GENRE: Slash
CHARAKTER(E)/PAAR(E): Angel, Cordy, Gunn, Gabriel, Darla, Dru, Spike
INHALT: Angel erwartet ein langweiliger Abend im Hyperion, als plötzlich ein alter Bekannter – wohlgemerkt ein von ihm geschaffener Vampir - auftaucht, den er bisher verschwiegen hat. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als die Geschichte zu erzählen....
DISCALIMER: Die Serie mit den Charakteren gehört und gehörte nie mir....

Aus längst vergangenen Zeiten
Teil 1

Die Nacht war vor Stunden angebrochen. Ruhig lag das Hyperion im Dunkeln. Angel saß in seinem ledernen Bürosessel, die Füße auf der einen Ecke des Schreibtisches platziert und auf seinen Beine eine Zeitschrift. Gelangweilt blätterte er darin herum. Alle waren ausgeflogen, nur er musste hier sein, um auf neue Aufträge oder Notfälle zu warten.
Die Vordertür wurde geöffnet. Angel lauschte den Schritten auf dem Parkett, die sich dem Büro näherten. Er sprang sofort auf, setzte ein freundliches Gesicht auf, um den möglichen neuen Klienten zu begrüßen. Es konnte nur ein neuer Arbeitgeber sein, denn seine Freunde/Kollegen hätten sich schon längst durch lautes Rufen bemerkbar gemacht.
Als der Besucher endlich eintrat, verschlug es Angel die Sprache. Vor ihm stand ein Vampir. Schätzungsweise im Alter von etwa 20 Jahren gestorben. Blonde, sprunghafte Locken fielen knapp über seine Ohren und ins Gesicht.
Während Angel auf ihn zuging, musterte er ihn von Kopf bis Fuß. Der Vampir war etwas kleiner als Angel und hatte eine gute Figur, etwas dünn vielleicht. Er war gänzlich schwarz gekleidet. Seine großen, braunen Augen funkelten dämonisch, schelmisch. Angel stand ihm nun direkt gegenüber.
Die Augen des anderen Vampirs bewegten, änderten sich und er fing plötzlich an zu lachen. Wobei die Lache eher klang wie die eines alten Mannes. Laut und kehlig, aber herzlich.
Angel wurde aus seiner Erstarrung gerissen und flüsterte ungläubig seinen Namen: „Gabriel." Er glaubte, seine Sinne müssten ihn täuschen, aber sein Gegenüber erwiderte: „Ja, Angelus." Er spürte die Fingerspitzen Gabriels, die über seine Wange strichen. Wohlige Erinnerung durchzuckte Angel. Er griff das Handgelenk, als wolle er Vergangenes abschütteln. Diese Hand besaß nur noch drei Finger; der kleine und der Ringfinger waren lediglich kümmerliche Stummel.
„Was ist passiert?", fragte Angel entsetzt.
„Nicht jetzt. Nicht hier. Ich werde dir alles erzählen." Gabriel lächelte, während er sprach. „Wenn du willst, komm morgen ins Caritas. 23:00 Uhr. Ich werde dort sein." Die Antwort war ein Nicken. Daraufhin machte Gabriel kehrt und ließ den verwirrten Angel mit seinen Gedanken allein.

Später in der Nacht trafen Cordelia und Gunn laut und fröhlich plaudernd im Hyperion ein. Sie fanden Angel grübelnd in seinem Ledersessel vor.
„Angel?" Gunn schaute fragend zu seinem Chef, dann zu Cordy.
„Erde an Vampir. Angel? Hallo??" Die Brünette fuchtelte mit ihrem Händen vor seinem Gesicht herum. „Was ist passiert? Du machst mir Angst."
„Gabriel war hier.", sagte der Vampir immer noch leicht abwesend.
„Wer?"
„Ich habe ihn geschaffen. Oder besser gesagt Angelus."
„Und wieso hast du ihn nicht gekillt?"
„Ich konnte nicht. Eine lange Geschichte..."
„...die ich gerne hören möchte. Wenn dieser Gabriel dich so nachdenklich stimmt, muss doch etwas dahinterstecken!", endete Cordelia. Gunn nickte zustimmend.

1897, Ungarn, nahe der Hauptstadt Budapest
Darla und Angelus durchstreiften das nächtliche Land. Die Vampirfrau hatte in den Nächten zuvor ein Haus für die Familie ausspioniert, dass nun ihnen gehörte. Das zweistöckige Haus war recht ungewöhnlich für die dörfliche Gegend, weshalb es Darlas Geschmack traf. Sie hatte sich sofort in die edlen Kleider der Frau des Hauses verliebt. Währenddessen hatte Angelus das Haus vom Dach bis zum Keller inspiziert. Spike und Dru waren auf Jagd gewesen.
Zu Angelus Bedauern war die Hausübernahme unblutiger verlaufen als erhofft, also musste der Vampir auch in dieser Nacht sich noch ein Opfer suchen.
Wie aus dem Nichts erschien ein Reiter mit seinem Pferd auf dem Feldweg und galoppierte an ihm vorbei. „Verzeihung.", rief der Reiter frech. Angelus drehte sich um und blickte dem Fremden hinterher.
In der dritten Nacht nach dem Einzug begegnete Angelus bei einem seiner Streifzüge dem unbekannten Reiter wieder. Dieser schien gerade auf dem Rückweg zu sein. Der Vollmond versteckte sein Antlitz hinter dunklen Wolken, weshalb Pferd und Reiter nur wenig sehen konnten und langsam vorantrotteten. Der Vampir erkannte ihn jedoch sofort.
„Wer ist da?", fragte der junge Mann hoch zu Ross und starte in die Dunkelheit, wo er meinte, Schritte gehört zu haben.
Angelus trat näher. „Du hast ein gutes Gehör." Er begutachtete die beiden. Das Pferd schnaubte. Es war schwarz wie die Nacht mit einem weißen Fleck auf der Stirn und außerordentlich gut gepflegt. Der Besitzer hatte eine streng aufrechte Haltung und starrte noch immer nichts sehend in die Richtung des Vampirs.
„Ein gutes Gehör kann nur von Vorteil sein.", sagte der dunkelblonde Reiter, dessen Haar in einem Zopf gebändigt war, aus dem sich aber unwillig Locken hinauswanden.
In dem Moment verschwanden die Wolken und der Vampir konnte einen Blick auf die braunen Augen werfen. „Dich will ich."
„Wie bitte?", fragte der Reiter offensichtlich überrascht und verdutzt. Auch er konnte nun sein blasses Gegenüber, den Vampir sehen. „Du brauchst meine Hilfe?", meinte er und glitt von seinem Tier herunter.
„Ich will nichts dergleichen.", lachte Angelus.
„Wie ist dein Name?", fragte der junge Mann neugierig.
„Angelus."
Der Reiter lachte laut auf: „Wenn du ein Engel bist, dann bin ich ein Erzengel."
Dem Vampir gefiel seine Wahl immer besser. Genauso jemanden hatte er gesucht. Ihm ebenbürtig, leicht arrogant, jemand, der vom Pferd auf die Welt hinabblickt.
„Gut, Gabriel." Noch ehe Gabriel wusste, wie ihm geschah, versenkte Angelus auch schon seine Zähne in dessen Hals.

Er spürte den feuchten Boden unter sich, als er sich wieder bewusst wurde. Warme Flüssigkeit erfüllte seinen Mund. Hustend schluckte Gabriel das Blut des Vampirs. Seine Augen erblickten den lächelnden Vampir, der ihm eine Hand hinhielt. Er rollte jedoch zur Seite und rappelte sich allein auf. „Was hast du mit mir gemacht?", fauchte er wütend, während er die Bisswunde an seinem Hals befühlte. Doch ohne auf eine Antwort zu warten, lief er los, in Richtung seines Heimatdorfes. Bloß weg.
Angelus rief ihm hinterher: „Komm zurück, die Sonne wird dich verbrennen." Er machte keine Anstalten ihm zu folgen.
Nach einer Weile versagten ihm die Beine und er sackte mitten auf dem Sandweg zusammen. Er fühlte sich unendlich schwach. Angelus hatte ihm viel Blut geraubt und er hatte nur eine geringe Menge wieder angenommen. Gabriel wusste, irgendetwas war passiert. Mit ihm. Sollte er glauben, dass Vampire wirklich existieren? Das war doch bloßer Aberglaube? Oder nicht?
Er ging weiter, aber nicht nach Hause. Das hätte er nicht geschafft. Seine Familie sollte sich nicht sorgen. Er versteckte sich in einer Höhle wie ein verletztes Tier, dass erst einmal Schutz sucht.
Angelus hatte in der folgenden Nacht Gabriels Heim ausgemacht. Er beobachtete die Leute durch ein Fenster. Zwei Erwachsene, ein Junge, ein Mädchen mit Baby im Arm. Sie sahen traurig aus. Gabriels Pferd war ohne Gabriel zurückgekehrt.
Im Stall des Tiers entdeckte Angelus schließlich seinen Sohn. „Verschwinde!", fauchte der neue Vampir.
„Du bist durstig , nicht wahr?" Angelus lächelte.
„Nein." Eine glatte Lüge.
„Gabriel."
„Nein! Das ist nicht mein Name. Lass mich in Frieden. Reicht es dir nicht, dass du mich getötet hast? Du hast mich zu diesem Unleben verdammt. Sieh dir meine Haut an. So bleich, als wäre ich bereits beerdigt. Eine Leiche. Verdammt zum Warten auf die Hölle. Nein, ich vergaß, das ist die Hölle!" Gabriel spuckte seine letzte Worte nur so aus. Er war völlig aufgebracht und funkelte Angelus böse an, ehe er mit seinem Pferd davon ritt.
Nacht um Nacht beobachtete Angelus seinen widerspenstigen Zögling. Er hatte sein Versteck ausfindig gemacht.
Darla hatte ihm eine riesige Szene gemacht, als sie Angelus zur Rede stellte. Ihr Geliebter hatte ohne ihr Wissen einen neuen Vampir geschaffen! Spike und Drusilla reagierten hingegen gelassen. Wenn sich der Neue jetzt schon so anstelle, würde er es eh nicht lange machen, meinte Spike schulterzuckend. Und damit hatte er wohl recht, denn Gabriel weigerte, sich seinem Blutdurst nachzugehen und wurde zusehends schwächer.
Allmählich bekam auch Angelus Zweifel. Vielleicht hatte er sich seinen neuen Gefährten zu leichtfertig ausgesucht.
Die Kiesel knirschten unter seinen Sachritten. Angelus setzt sich auf den kalten Höhlenboden. Nicht weit entfernt lag Gabriel kraftlos da. Er rührte sich nicht, doch er hörte die Stimme seines Erschaffers. „Was soll ich machen?" Er klang konsterniert.
Gabriel würde bald sterben. Seit ein paar Nächten war er nicht mehr seiner scheinbar einzigen Leidenschaft, dem Reiten gefolgt. Er wartete auf den Tod.
Angelus hatte eine Entscheidung getroffen.
Er schob seine Arme unter den leblosen Körper und hob ihn hoch. Der Vampir brachte seinen Erzengel in ihr Haus. Dort angekommen fügte er sich eine Wunde an der Pulsader zu und ließ das Blut in Gabriels Mund fließen. Er wehrte sich nicht. Zu schwach. Seine Haut war verkrustet mit getrockneter Erde. Seine Augen waren verklebt von salzigen Tränen und seine Kleidung stand vor Dreck. Er sah wirklich bemitleidenswert aus.
Das warme Wasser weckte seine müden Glieder. Gabriel saß mit gesenktem Kopf wie ein Häufchen Elend in der dampfenden Badewanne. Der Halbmond schien gütig in das Zimmer und ließ die bleiche Haut der beiden Vampire noch weißer leuchten.
Angelus hockte auf Augenhöhe am Rand der Wanne und drückte in gleichmäßigen Abständen das heiße Wasser aus dem Schwamm über Gabriels blondes Haar aus.
„Weißt du.", begann er traurig. „in der zweiten Nacht nachdem du mich verwandelt hast, bin ich heim gegangen. Zuerst wollte ich ganz normal hineingehen. Dann habe ich aber durchs Fenster geschaut. Meine Mutter war dort. Sie sah mich und hat sich fürchterlich erschrocken. Sie hatte richtig Angst. Später habe ich gehört, wie sie sich unterhalten haben. Für sie bin ich schon lange tot.“ Gabriel seufzte. „Und das bin ich wohl auch." Er murmelte etwas und endete mit: „...das liegt jetzt wohl alles hinter mir."
„Gabriel, du bist ein Vampir." Angelus sagte es, als wäre es für ihn etwas besonders Tröstendes.
„Und was bedeutet das? Was machen Vampire? Was machst du?"
„Lieben und jagen." Angelus wanderte auf dem Holzparkett herum. „Das ist zumindest das, was ich mache. Und Darla, Dru und Spike."
„Wer?", fragte sein Zögling mit nun deutlichem Interesse an seinem neuen ‚Leben’.
„Meine Familie." Der Vampir kniete sich wieder vor die Badewanne. Sie konnten einander direkt in die Augen sehen. „Wenn du willst, werde ich dir alles beibringen, was ich kann und weiß. Dann gehörst du zur Familie. Zu mir, mein Gefährte."
Die Lippen des Vampirs waren gefährlich an denen von Gabriel. Fast berührten sie sich.
In dem Moment knallte die Tür auf und gegen die Wand.
„Da bist du! Ich habe dich schon die ganze Zeit gesucht." Darla rauschte ins Zimmer.
„Nicht jetzt, Darla." Angelus rollte genervt mit den Augen.
„Was macht der denn hier? Ich dachte, der wäre längst tot." Sie stemmte die Hände in die Hüften.
„Er heißt Gabriel." Angelus zerrte die Vampirin raus, welche es widerstrebend geschehen ließ. Er schloss die Tür hinter ihnen.
„Wieso lebt er noch?", zischte Darla.
„Weil er es will."
„Dein Gabriel ist einem Vampir unwürdig. Er will keiner sein! Warum hätte er sich sonst so gewehrt? Gegen dich? Und nun hätschelst und tätschelst du ihn. Du solltest dich lieber um mich kümmern. Wann waren wir das letzte Mal jagen? Ich bekomme wohl keine Aufmerksamkeit mehr. Du sollst mich lieben. Nicht -!" Sie war verzweifelt, gleichzeitig rasend. Ihr geliebter Sohn drohte ihr verloren zu gehen. „Ich habe dich erschaffen. Ich bin deine Meisterin. Du gehörst mir. Schaff ihn fort!" Mit diesen Worten rauschte sie davon.
„Darla, Liebste –„ Zwecklos, sie hörte ihn nicht mehr.

Währenddessen schwang sich Spike auf die Kommode im Bad, ein Bein baumelnd, das andere auf das dunkle Holz gestellt. Lässig lehnte er mit dem Rücken an der Wand. Seine Neugier hatte ihn getrieben. Er wollte sich einen Eindruck von dem Neuen machen.
„Du bist also Angelus’ neues Spielzeug." Spike grinste und dachte dabei, dass der Vampir keine schlechte Wahl getroffen hatte. Gabriel musterte den fremden Vampir abschätzig, der sich unbemerkt eingeschlichen hatte. Er sah eigentlich recht gut aus. Seine Kleidung saß locker und Blut klebte an seinem weißen Hemd. Das blonde Haar war zerzaust, ansonsten wirkte er recht vorlaut. „Spike."
„Angelus hat dir also schon von mir erzählt? Ich hoffe nur Gutes."
„Nicht wirklich.", erwiderte der Badende kühl.
„Du wirst noch früh genug alles erfahren. Ich bin eigentlich nur hier, weil ich den Grund für Darlas Raserei gern sehen wollte. Nun, sie hat allen Grund, eifersüchtig zu sein. Angelus wird viel Spaß mit dir haben."
„Würdest du bitte aufhören so zu grinsen! Und was hast du mit Spielzeug gemeint??"
Ein lautes, dreckiges Lachen ertönte aus Spikes Kehle und entblößte seine Fangzähne.
Gabriel wusste, dass er auch welche besaß, aber in dem Moment war ein Schock. „Wie ein Raubtier.", kam ihm der Gedanke.
Mutig stieg er aus dem Nass und ging nackt und tropfend zu Spike hinüber.
„Du wirst schon sehen, was ich meine. Ich will dir die Überraschung ja nicht verderben.", meinte der andere Vampir grinsend. Gabriel schob das baumelnde Bein beiseite und öffnete Schublade um Schublade der Kommode, bis er ein Handtuch gefunden hatte, in das er sich einwickeln konnte.
Spike rutschte von dem Möbelstück. „Wir sehen uns.", verabschiedete er sich.
„Freut mich, deine Bekanntschaft gemacht zu haben.", murmelte Gabriel böse.
Als Angelus wiederkam, stand sein Zögling im Tuch eingewickelt am Fenster und blickte zum Mond hinauf. Er trat neben ihn und sprach ebenfalls zum dunklem Himmel schauend: „Beim letzten Vollmond habe ich dich geschaffen. Warum hast du dich so sehr gesträubt?"


[editiert: 24.10.12, 19:23 von Velence]
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New PostErstellt: 08.11.03, 20:09  Betreff: Re: Aus längst vergangenen Zeiten  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Aus längst vergangenen Zeiten
Teil 2

Angelus spielte mit seinen Haaren. Er wickelte die blonden Locken um seinen Finger, um sie dann wieder springen zu lassen. Seine Augen wanderten über seinen Schützling.
Was hatte ihn nur so magisch angezogen, fragte sich Angelus. Die Schönheit? Schlafend sah Gabriel wirklich himmlisch aus. So unschuldig wie nur Engel sein können. Und dazu die blonden Locken. Angelus hatte schon immer eine Schwäche für blond.
Vielleicht war es auch seine freche, trotzige, widerspenstige Art von Gabriel, die ihn beeindruckte. „Warum bin ich nur so vernarrt in dich?“, fragte er sich erneut.
„Deine erste Lektion wartet.“, pfiff Angelus fröhlich und gleichzeitig ungeduldig, als Gabriel aufwachte. „Nun beeil dich. Je früher der Abend, desto leichter die Opfer.“
Der Mond hatte sich hinter großen Wolken versteckt. Aus der Ferne war Lärm von einer gutbesuchten Taverne zu hören. Doch das war nicht das Ziel der Vampire.
„Deine Opfer warten.“, flüsterte Angelus.
„Wie soll ich überhaupt...?“, wisperte seine Kreatur unsicher, während er neben ihm her ging.
„Du bist ein Vampir. Vertrau auf deine Instinkte!“ Angelus legte seinen Arm um die Hüfte seines neuen Gefährten und zog ihn näher zu sich. Er beugte sich vor. Seine Lippen berührten die des anderen. Eine Zunge schob sich tastend voran. Die Antwort war eine Zunge, die sich nur allzu schnell in fremde Gebiete wagte. Heiße Küsse auf Augenlider, Wangen und Hals folgten und wieder bei den weichen Lippen des Blonden zu enden. Die Welt um sie herum war fast vergessen. Er stöhnte auf und flüsterte dann ins Angelus’ Ohr: „Oh, ich würde alles für dich tun, nur hör nicht auf.“
Angelus griff sich Gabriels Hand und zerrte ihn mit sich. „Du würdest alles für mich tun?“, fragte er herausfordernd.
„Ja, ja, bitte.“, flehte seine Kreatur und trat näher an ihn heran, um ihn erneut zu küssen.
„Dann komm. Ich habe eine kleine Überraschung für dich.“, sagte der Vampir lächelnd. „Beenden wir deine Vergangenheit.“ Er zerrte ihn weiter.
Im Haus waren alle Lichter gelöscht. Es war weit nach Mitternacht und nichts rührte sich. Einzig die Eule im Eichenbaum spähte nach Mäuse. Ihre leuchtenden Augen erblickten die beiden Vampire.
Angelus führte Gabriel noch immer an der Hand. „Da sind wir.“, sagte der Vampir strahlend und drehte ihm um, damit er seine Reaktion sehen konnte. „Ein paar neue Opfer.“
Gabriel erkannte sein Elternhaus. Er war erst überrascht und hob dann eine Augenbraue, während er schelmisch dazu grinste: „Gehen wir rein? Ich bin durstig.“
Sein Meister öffnete mit Leichtigkeit die Vordertür. Durch den Lärm des Eindringen war Gabriels Vater wach geworden. Er war verwundert, als er die bleiche Gestalt im Türrahmen stehen sah, dann fasste er sich und schrie los: „Raus mit euch, ihre Diebe! Verschwindet! Macht, dass ihr rauskommt! Sonst ...“
„Das ist dein Kampf.“, meinte Angelus gelassen. Gabriel trat aus dem Schatten auf seinen Vater zu. Er lächelte, während er auf ihn zuschritt. „Mein Sohn.“, flüsterte der alte Mann ehrfürchtig. „Was-? Junge, bist du es?“ Er konnte nur noch stammeln, während Gabriel ihn festen Griffs packte und seine Zähne in die Haut bohrte.
Die Haut war unerwartet dünn und gab unter seinen Raubtierzähne fast sofort nach. Gierig saugte er jeden Schwall Blut aus der offenen Ader auf. Der Vampir bemühte sich auch nicht einen Tropfen des köstlichen Nass zu verschwenden. Mit seinen Lippen er fuhr über die Haut und versuchte alle blutigen Rinnsäle auszunehmen. Seine Zunge beseitigte die letzten Spuren. Es ging alles rasend schnell. Vergessen waren alle Zweifel und die Weigerung zu töten.
Mit starren Blick sackte der Mann auf die Knie, als er ihn losließ, und kippte schließlich um wie ein schwerer Kartoffelsack. Nun war er nicht mehr von Interesse.
Angelus studierte die Szene mit Stolz. Er bewunderte Gabriels starken Willen, wie er sich gegen alle seine Rettungsversuche gewehrt hatte und diese einzigartige Gier, die er gerade an seinem Frischling feststellte. Und er, Angelus, hatte diese prächtige Wahl getroffen. Ein neuer Vampir war geboren. Einmal Bluttrinker, immer Bluttrinker.
Neugierig hatte Gabriels kleiner Bruder einen Blick um die Zimmerecke gewagt. Angelus erspähte den Kleinen sofort und konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken. Er packte den Kleinen unter den Achseln und hob ihn hoch. „Hallo kleiner Mann.“ Der Junge fing an zu wimmern, als er die bedrohlich blitzenden Zähne des Vampirs sah. „Nicht weinen, Kleiner, gleich ist es vorbei.“ Mit diesen Worten versanken seine Eckzähne in der zarten Kinderhaut.
Gabriel kümmerte sich inzwischen um seine geliebte Mutter. Sie schlief, als er an das Bett trat. „Du hattest schon immer einen tiefen Schlaf.“, flüsterte er. Sie drehte ihren Kopf zu ihm und sah ihn an. Mit beiden Händen griff sie nach seinem Kopf, der über sie gebeugt war. Sie lächelte selig. „Oh mein lieber, guter Junge, du lebst. Ich wusste es doch.“ Er küsste ihre Stirn. Ihren Hals. Der erste Instinkt des Raubtieres. Befriedigung seines Durstes. Der letzte Rest Menschseins. Er sah sie an. Sein Opfer.
Dann biss er zu.
Ihre Hände fielen leblos auf das Bett, aber sie lächelte noch immer glücklich. Alles Leben hatte sie verlassen und war ihn in übergegangen.
Er fühlte sich großartig!
Im Wohnzimmer zurück, empfing ihn Angelus mit einem strahlendem Lächeln. Er erwiderte es mit einem Grinsen und ging langsamen Schrittes auf ihn zu.
Gabriel streckte seinen Arm nach ihm aus. Sein Blick war weich, berauscht von dem roten Lebenssaft. Seine Fingerkuppen fuhren liebevoll über Angelus’ kalte Wange. „Oh.“, hauchte der kleine Erzengel. „Ich fühle mich so ... so gut.“

„Wie konntest du das zulassen? Du wusstest doch ganz genau, was passiert!“ Seine braunen Augen funkelten böse. Er biss die Zähne zusammen. „Ich habe doch recht? Du hast alles genau geplant? Meine Familie! Du hast mich sie auslöschen lassen! Und dann mein Bruder! Wie konntest du ihn nur töten? Wie konntest du? Nur weil du deine Familie gehasst hast?“
Die beiden Vampire waren in einen heftigen Streit verwickelt. Gabriels Blutrausch war fort. Nachdem ihm richtig bewusst geworden war, was er getan hatte, schrie er seinen Meister nur noch an. Wütend stampfte er auf das Holzparkett.
„Ich wusste es nicht!“ Angelus zischte zurück. „Aber es ist doch einfach wirklich besser so. Du brauchst dich nicht mehr um sie kümmern.“
„Ja, damit ich dir meine ganze Aufmerksamkeit schenken kann?“, fauchte er. Gabriel hatte verschwiegen, dass er nicht alle getötet hatte und das beruhigte ihn etwas. „Es ist alles deine Schuld! Ich kann nicht denken in deiner Nähe. Du bringst mich ganz um meinen Verstand! Oh Gott, wieso ein Vampir? Wieso musste ich mich in einen verdammten Blutsauger verlieben?“
„Du bist frei! Begreif das doch! Die Welt gehört uns!“, meinte der Vampir überzeugt. „Wir können tun und lassen, was wir wollen! Siehst du das denn nicht?“
Gabriel hatte seine Stirn in Falten gelegt. „Tot ist tot. Außerdem hat deine Familie dich verstoßen. Sie haben dich für tot gehalten und vergessen. Jetzt vergisst du sie! “, dachte er, aber dann schüttelte er angewidert den Kopf. Er erinnerte sich, wie seine Mutter ihn berührt hatte, als er sie ermordete. „Verflucht!“
„Komm schon, mein Engelchen.“ Angelus hatte seine Arme von hinten um ihn geschlungen.
„Lass uns reiten! Auf meinem Pferd.“ Gabriel hatte sich aus der Umarmung gewunden. „Ich brauche einen freien Kopf.“ Und diesmal zerrte er ihn mit.

Von da an teilten die dunklen Engel sich ein Bett. Der Streit der mörderischen Nacht war in den Hintergrund getreten und zwischen den beiden herrschte friedlichste Harmonie. Sie nächtigten im oberen Teil des Hauses in dem bequemen Bett der ehemaligen Hausherren. Die Fenster hatten sie mit Brettern vernagelt. Ihr Heim hatte inzwischen große Berühmtheit erlangt, da alle Menschen, die das Gebäude betraten, nie wieder kamen.....
Darla versuchte die beiden zu ignorieren, nachdem ihre Wutanfälle keine Wirkung zeigten. Innerlich kochte sie vor Eifersucht. Sie musste sich etwas anderes ausdenken. So kam sie zumindest nicht weiter. Wie konnte sie nur Angelus’ Aufmerksamkeit erlangen?
Spike und Dru hatten während der Zeit die Umgebung unsicher gemacht. Der einstige Dichter ging keinem Kampf aus dem Weg und war immer erfreut, wenn sich ihm jemand in den Weg stellte. Und Dru tat ihr bestes, Spikes heißes Gemüt noch weiter aufzustacheln, indem sie ihm so einiges ins Ohr flüsterte.
Eines Nachts hatte Angelus seine ganze Familie in der Küche zusammengetrommelt. Er legte einen Haufen feiner Kleidungstücke auf den Tisch. Darla lehnte mit den Armen verschränkt an der Wand: „Was ist das?“ Sie zeigte mit einem Nicken auf den Tisch.
„Eines für jeden von euch. Wir gehen heute aus.“, sagte ihr Sohn strahlend und überreichte ihr ein reichbesticktes, blutrotes Kleid. „Heute Abend findet eine großes Festspiel mit Musik in einem Herrenhaus am Stadtrand von Budapest statt. Ich dachte, wir mischen uns unters Volk und feiern mit.“ Er lächelte wissend.
Spike und Dru hatten erst uninteressiert in der Ecke gestanden, lieber mit einander beschäftigt, waren dann aber doch neugierig geworden. „Wo hast du das denn her?“, fragte Spike sein samtenes, dunkelblaues Gewand betrachtend.
Dru starrte fasziniert die Halskette mit dem rubinbesetztem Kreuz, dass bei ihrem Kleid dabei lag. Sie murmelte etwas, doch keiner schien sie zu beachten.
„Wird nicht verraten.“, antwortete Angelus. „Und jetzt zieht euch um, das Fest wartet nicht auf uns.“ An Dru gerichtet: „Ich wusste, es würde dir gefallen.“ Er zwinkerte ihr zu.
Gabriel hatte sich bereits seine Kleidung genommen und war ins Schlafgemach verschwunden. Das andere Pärchen war ebenfalls gegangen, um sich die neuen Sachen anzuziehen, als Darla mit ihrer Hand über Angelus’ Wange strich. „Ein schönes Kleid.“
„Ein schönes Kleid für eine Göttin.“
„Angelus?“, sie schaute ihm leidenschaftlich tief in die Augen. „Küss mich.“ Ein schlankes Frauenbein schob sich zwischen die Beine des Vampir. Lange Arme umschlangen seinen Körper und ehe er etwas erwidern konnte, küsste sie ihn. Ihr Bein rieb sie zwischen den seinen.
„Darla, nicht.“ Angelus löste sie aus ihrem unbeugsamen Griff mit Mühe. „Wir wollen doch gleich los. Wir müssen uns noch umziehen.“
„Mh, na gut. Dir und deinem Fest zuliebe.““, sagte sie süßlich schmollend. „So kriegt man doch jedes männliches Wesen rum.“, dachte Darla zufrieden.
„Danke.“
Der Vampir ging nach oben ins Schlafgemach, wo sein Zögling gerade dabei war seine neue Hose anzuziehen. Gabriel saß mit nacktem Oberkörper auf der Bettkante und steckte gerade einen Fuß in das eine Hosenbein.
„Oh Junge.“, seufzte er. „Nicht du auch noch. Erst Darla. Und jetzt du!“ Angelus starrte zu ihm hinüber und schüttelte den Kopf.
„Was denn?“ Seine Kreatur blickte fragend auf.
„Wie kannst du mich nur so scharf machen?“ Er warf ihn auf das Bett und legte sich teils über ihn.
„Ach das meinst du.“, sagte Gabriel schmunzelnd. „Aber wir haben keine Zeit für so was. Die Festivität wartet. Und der Schmaus erst!“
„Bist du denn nicht der größte Leckerbissen?“, fragte sein Meister gespielt. „Ich glaube nicht, dass es etwas Besseres gibt.“
Wahrhaftig, Gabriel kicherte. Der Vampir unterbrach ihn. Seine Lippen drückten sich auf die seinen. Seine Hände wühlten in den schönen Locken, die er so liebte. Doch plötzlich lag Angelus auf dem Rücken, Gabriel über ihm. Seine Lippen legten heiße Küsse auf die kühle Brust.
Der Geküsste wand sich unter den Berührungen und Liebkosungen. Leise Laute entwanden sind seinem Mund. Sein spitzen Zähne waren entblößt. Am liebsten hätte er jetzt etwas an seinem Gefährten geknabbert, aber noch mehr verlangte ihm nach etwas anderem.

Laut schlug die Faust auf den Tisch. Mit schmerzverzerrten Gesicht blickte sie auf die Decke über sich, von wo lautes Gestöhne zu hören war. Angelus und Gabriel. „Das wirst bitter bezahlen, Angelus!“, schwor Darla. „Verdammt, wie kannst du mir nur so etwas antun?!“ Sie drückte ihr Faust so fest, dass die Nägel ihr in die Haut schnitten und Blut hervorquoll.
„Angelus!“, schrie die Vampirin. „Du Bastard! Das wirst du büßen!“ Sie schrie so laut, dass selbst Dru und Spike sie im Keller hörten. Doch die beiden Vampire im oberen Stockwerk ließen sich nicht stören.
„Hört auf! Hört auf!“ Ihre Stimme klang verzerrt, fast schrill. Sie weinte bitterlich. „Du wirst meine Rache schon noch zu spüren bekommen.“, zischelte Darla wütend unter Tränen.


[editiert: 24.10.12, 19:23 von Velence]
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New PostErstellt: 09.11.03, 15:13  Betreff: Re: Aus längst vergangenen Zeiten  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Aus längst vergangenen Zeiten
Teil 3


Das Herrenhaus war durch die helle Beleuchtung schon von der Ferne leicht zu erkennen. Laut drang die ausgelassene Stimmung mit einem Stimmengewirr aus Lache und geräuschvollen Rednern zu ihnen herüber. Unendlich viele Kronleuchter zierten den großen Saal und ließen die goldverkleideten Ornamente in ihrer ganzen Pracht erstrahlen. Die geladenen Gäste redeten und lachten. Ein Büfett lud zum Essen ein und ein Sextett von Musikern spielte dazu.
Die Vampire hatten sich unauffällig durch den Garten genähert und waren dann über die Terrasse unbemerkt hineingekommen. Drusillas Augen funkelten, als den Saal betrat. Sie gesellte sich zu einer Gruppe von Leuten, die den Anekdoten eines scheinbar wichtigen Herrn lauschten. Seine geräuschvolle Lache, die eher die eines Grunzen glich, schallte weit von sich. Spike hatte seinerseits ein junges Mädchen entdeckt und es auf der Stelle zu seinem Opfer auserkoren. Aber zuerst musste ein wenig gespielt werden.
Gabriel tat es Dem Blutigem nach und ging zum Büfett, wo eine Schönheit das Essen begutachtete. Er trat so überraschend an sie heran, dass sie den Apfel fallen ließ. Galant mit einer gleichzeitigen Verbeugung hob der Erzengel die Frucht auf und überreichte ihr sie.
Die blonde Vampirfrau hatte sich inzwischen bei Angelus eingehakt und schleifte ihn, soweit es ging, fort von seinem Schützling. Darla ließ sich nichts anmerken. Der Beginn dieses Abends steckte ihr noch zu sehr in den Knochen, aber einen Plan für ihre Rache hatte sie noch nicht gefasst.
Sie lächelte ihn an. Doch er ließ seinen Blick nach Gabriel suchen. Sie atmete schwer aus. Ein Seufzer entglitt ihr.
„Angelus, komm schon. Ein Abend nur du und ich.“ Darla nahm seinen Kopf sanft in ihre Hände und drehte ihn in ihre Richtung. „Bitte.“
„Darla, Schätzchen, der Abend gehört uns allen.“
„Dann nicht.“
Darla war aus dem Gebäude getürmt und rannte wutentbrannt über den feuchten Rasen im Garten. Nachdem sie eine Weile im Kreis herumgelaufen war, hatte sie sich einigermaßen beruhigt. Sie stand im Schatten eines Baumes und beobachtete das muntere Treiben drinnen. Sie verzog ihren Mund und wendete sich gereizt ab. Klare Gedanken schienen ihr unmöglich, in ihrem Inneren tobte ein Sturm.
Plötzlich hörte sie zwei Stimmen hinter sich. Gabriel und die junge Frau waren auf die Terrasse gegangen und standen nun an der steinernen Brüstung. Der Vampir sagte etwas, worauf die Brünette lachen musste.
Er beugte sich vor und biss in ihren zarten Hals.
Sie aber schien dies nicht wahrzunehmen, denn sie hatte noch immer ein Lächeln auf ihren Lippen und ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter. Ihre Arme waren um seine Hüften gelegt und er hielt wie ein schwaches Kind in den Armen. Eher hilfsbereit als bedrohlich. Dann sackte sie zusammen. Ihre Kräfte gaben nach und sie hing nur noch an ihm. Ein letztes Mal sog er den Duft ihrer Haut ein, die nach Rosenseife roch.
Dann packte Gabriel den toten Körper und warf ihn in die Büsche vor der Steinbrüstung. Er schaute zufrieden aus. Als er sich umdrehen wollte, um wieder hineinzugehen, hörte er jemanden seinen Namen rufen.
„Gabriel.“, wisperte Darla ein zweites Mal frohlockend.
Der dunkle Engel folgte dem Ruf. Er ging die Treppe herunter, zu dem Baum, hinter dem sie sich versteckte. „Darla? Wo bist du?“
Er ging weiter um den Stamm herum, doch sie setzte ebenso ihren Weg um den Baum fort, gerade so, dass sie immer ungesehen blieb. „Darla, ich habe keine Lust auf Spielchen.“
„Ich aber schon!“ Sie schlug ihn mit einem dumpfen Gegenstand nieder.

Sie hatte drauf gewartet, dass er wieder wach wurde, schließlich wollte sie ihre kleine Rache genießen. Und Gabriel sollte wissen, mit wem er es zu tun hat. Darla würde Angelus niemals freiwillig hergeben, schon gar nicht an diesen gewöhnlichen und unwürdigen Vampir.
Mit Entsetzten stellte Gabriel fest, dass er sowohl an Armen wie Beinen gefesselt war. Er zog und zerrte wild an den Seilen. „Was soll das?“, fragte Gabriel zornig, der die Vampirin erst jetzt bemerkt hatte. „Mach mich los!“
„Später, mein Lieber“ Sie saß lächelnd auf einem Stuhl, eine Glasscherbe in ihren Händen und blickte süffisant lächelnd auf ihn herab. Bewundernd hob sie das Glasstück ins Licht.
„Verdammt, Darla! Was hast du vor?“ Er versuchte erfolglos sich aufzurichten.
Darla erhob sich und kniete sich neben ihn. Sie packte ihn beim Schopf und säbelte mit der scharfen Scherbe ein Stück seiner Haare ab. Sie zog an seinen Haaren, als Gabriel sich wehrte, doch er hatte keine Chance. Ein-, zweimal bekam er eine Schnittverletzung im Gesicht, weil er sich hin- und herwälzte. Nach und nach wurde seine lange Mähne immer kürzer und kürzer, und die blonden Locken landeten auf dem Boden.
„Mal sehen, was Angelus sagen wird. Er mochte doch deine Löckchen so gerne.“, stellte Darla ruhig fest. Sie betrachtete ihr Werk. Die einst engelsähnliche Haarpracht war dahin. Hier und da gab es lange, dann wieder kurze Strähnen. Stumpf und lustlos hingen die Haarenden herunter. Ein trauriger Anblick.
Gabriel schwieg, auch als Darla seine Hände von den Fesseln befreite.
Die Vampirin war im Begriff zu gehen, als Angelus über die Treppe in den Keller gestürmt kam. Er ging an Darla vorbei und blieb mit schockiertem Gesichtsausdruck vor seinem Gefährten stehen. „Was hast du gemacht?“ Er schaute sich Gabriels Schopf an, oder besser gesagt, was davon übrig war.
„ICH?“, schallte es vorwurfsvoll durch den Raum. Der Vampir hatte sich gerade erst von seinen Fußfesseln gelöst und blickte seinen Meister verständnislos an. Hatte er denn gar nicht gesehen, was hier vorgefallen war?
„Frag lieber deine herzallerliebste Darla!“ In seiner Stimme klang bebender Zorn. „Sie ist so eifersüchtig auf mich, dass sie das hier tun musste.“ Gabriel griff ein Büschel seiner Haare vom Boden und warf sie gegen seinen Oberkörper.
„Vielleicht ist es mal wieder an der Zeit für einen kleinen Fick mit ihr!“, zischte er, während er sie über Angelus’ Schulter hinweg anstarrte.
Dann lief Gabriel, vorbei an den beiden, vorbei ab Dru und Spike, die inzwischen auch aufgetaucht waren, hinaus ins Freie.
Angelus drehte sich schweigend zu Darla um. Diese erwartete mit versteinerter Miene, überrascht von Gabriel, ängstlich seine Reaktion.


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New PostErstellt: 09.11.03, 18:56  Betreff: Re: Aus längst vergangenen Zeiten  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Aus längst vergangenen Zeiten
Teil 4


Angelus war Gabriel in dieser Nacht nicht gefolgt, stattdessen hatte er sich Darla gewidmet. Aber in der darauffolgenden Nacht fang er seinen Zögling in seinem Zufluchtsort, seiner Höhle.
Gabriel saß im Schneidersitz dort und starrte auf den Boden. Er hatte Angelus kommen hören, versuchte ihn jedoch zu ignorieren. Er war immer noch wütend.
Der andere Vampir hatte sich neben ihm aufgebaut, seinen strengen Blick auf ihn gerichtet, die Hände in den Hüften. „Wo warst du gestern?“ Er schwieg einen Augenblick und redete dann weiter, als Gabriel nicht antwortete: „Was bildest du dir eigentlich ein? Erst machst so einen riesigen Aufstand und dann verschwindest du einfach. Was soll das?“
„Jetzt reicht es!“ Gabriel stellte sich vor ihm auf und funkelte sein Gegenüber finster an. „Bin ich etwa schuld, dass meine Haare ein wenig kürzer sind? Meinst du, ich habe mir mal eben so aus Langeweile meine Locken abgesäbelt? Wer ist denn hier so eifersüchtig?“
„Natürlich war es Darla, aber du musst ja nicht gleich so übertrieben reagieren!“, stellte Angelus stur beharrend fest.
„Übertrieben?“ Seine Stimme klang schrill. „Ich? Übertrieben? Du spinnst ja wohl! Wenn einer übertrieben hat, dann Darla!“ Einzelne Tränen liefen über seinen Wangen. Wollte oder konnte Angelus ihn nicht verstehen? Gabriel stieß ihn mit den Händen von sich. Sein Meister taumelte überrascht rückwärts, fing sich aber wieder.
„Siehst du, du tust es schon wieder!“
Gabriel schnaubte laut durch seine Nase. Angelus schlug zurück. Der jüngere Vampir landete hart auf dem Erdboden, da der andere doch wesentlich stärker war. Nun konnte er seinen Tränenstrom erst recht nicht mehr zurückhalten. Er blieb unglücklich liegen und ließen das Tränen herunterkullern.
Da hatte er nun seinen widerspenstigen Liebsten. Angelus seufzte tief.
Inzwischen tat es ihm leid, was er getan hatte. Alles erinnerte ihn so sehr an die Nacht, als er Gabriel mehr tot als lebendig in der Höhle fand. Er rutschte auf seine Knie, stützte sich auf eine Hand und fuhr mit der anderen über Gabriels Kopf. „Oh, Gabriel.“ Sein kleiner, dunkler Engel schluchzte.
Gabriel blinzelte ihn durch den Tränenschleier an. Er strich mit seinen dünnen Finger über Angelus’ Wange. Seine ganz eigentümliche Art wie er fasziniert, ganz trunken und verliebt, ihn anschauen konnte. Dann schluckte er noch einmal und kniff seine Augen zusammen.
Angelus fühlte ein Prickeln auf seiner Haut und schloss für einen kurzen, genießerischen Augenblick seine Lider. Er zog ihn an sich, in eine scheinbar ewigdauernde Umarmung. Seine Arme umschlungen seinen Rücken und drückten ihn so fest wie nur möglich an sich.
„Komm, komm. Lass uns gehen.“, meinte er. Die Höhle ließ ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Je länger sie hier verweilten, desto unbehaglicher fühlte er sich. Angelus stand auf und griff seinem Gefährten unter die Arme.
Als sie in die monderhellte Nacht traten, sog Angelus die kühle, klare Luft ein. Es roch nach Regen. Die Erde glitzerte feucht und hier und da hatten sich Wasserpfützen gebildet. Er hatte noch immer den Arm um Gabriel gelegt. „Lass uns jagen.“

Darla saß in der Küche auf einem Stuhl, als die beiden Vampire an ihr vorbei hoch in ihr Zimmer gingen. Gabriel warf einen genauen Blick auf sie, doch ihre Miene verriet gar nichts, auch als sie seinen Blick erwiderte und ihn direkt ansah.
Sie saß einfach da und schaute die beiden durch die offene Tür an. Sie schaute weder traurig noch aggressiv aus oder gar glücklich. Verzweifelt versuchte Gabriel irgendeinen kleinen Hinweis darauf zu bekommen, was vorgefallen war, nachdem er hinausgestürmt war. Ihm brannte eine Frage unter den Nägeln: Hatte Angelus mit Darla geschlafen?
Angelus lachte. Er hatte irgendetwas gesagt, als Gabriel die Vampirin fixiert hatte. Gabriel drehte seinen Kopf zu ihm und musste ebenfalls lächeln. Die Auseinadersetzung lang schon längst in vergangenen Zeiten. Während der Jagd haben sie sich prächtig verstanden, wie es schon immer der Fall war. Beiden war es ein Vergnügen mit ihren Opfern zu spielen, wie die Katze mit der Maus.

Der Regen peitschte mit scharfen Wind gegen die Nordseite des Hauses. Die dunkle Jahreszeit mit seinen Herbststürmen hatte eingesetzt. Man hörte den Tropfen gegen das Fenster schlagen.
Gabriel lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett, Angelus neben ihm. Er wartete auf den seligen Schlaf, aber es ging einfach nicht. Schließlich fragte er: „Und hast du mit Darla...?“ Er brachte die Frage nicht zu Ende.
„Das ist nicht wichtig.“ Sein Meister drehte sich auf die Seite.
Seine Hand fuhr seinem kleinen Engel durch das Haar. „Es wächst wieder nach. Und Darla gibt Ruhe. Sie hat es mir versprochen.“
Gabriel reagierte nicht, vermutlich war er schon eingeschlafen. Angelus beugte sich weiter vor. Er roch seine Haut, seinen ganz eigenen Duft vermischt mit der Geruch des Blut von seinen letzten Opfer. Er sah trotz des kürzeren Haars immer noch schön aus. Er glaubte, er könnte ihn stundenlang im Schlaf anschauen.
„Es tut mir leid.“, flüsterte er leise und lege sich wieder auf den Rücken, um ebenfalls zu schlafen.

Wie schon in der letzten Nacht saß Darla in der Kühle. Spike war auch da. „Scheiß Wetter.“, fluchte er. Der Regen hatte am frühen Abend wieder eingesetzt und zog sich mit Unterbrechungen durch die ganze Nacht.
Die Vampirin rieb eine dicke Zigarre unter ihre Nase und lächelte dabei. „Gute Wahl, Spike.“ Sie zog den würzigen Duft ein.
Spike rauchte seine schon. Er hatte sie nach seinem letzten blutigen Trunk mitgenommen. Tote brauchen so was eh nicht mehr, meinte Spike. Er blies ein flüchtige Rauchwolke aus. Genüsslich lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und legte die Füße auf den Tisch.
„Wenn es nicht bald aufhört zu pissen, dreh ich durch. Man kann nicht mal seinen Zeh vor die Tür setzen, ohne nass zu werden.“ Der Blonde blickte aus dem Fenster.
Gabriel stand im Türrahmen. Darla lächelte verschmitzt zu ihm herüber. „Setz dich doch zu uns.“ Sie wies auf den freien Stuhl. „Spike hat auch noch eine für dich.“ Er setzte sich zögernd an den Tisch. Spike warf ihm eine Zigarre zu.
Das konnte nicht mit rechten Dingen zu gehen. Jetzt war sich Gabriel sicher, dass Angelus mit ihr geschlafen hatte. Nichts anderes hätte sie irgendwie auch nur annährend so friedlich gestimmt. Niemals! Er beäugte sie misstrauisch, aber da war nichts Gemeines, nichts Abwertendes, nichts Böses in ihren Augen zu lesen.
Er wütend. Gott verdammt, er war eifersüchtig!


Aus längst vergangenen Zeiten
Teil 5


Ein laute Donner grollte über dem Haus. Der Regen hatte sich in der letzten Stunde noch verstärkt. Kein Mensch hätte auch nur ein Schritt vor die Tür gesetzt.
Als Dru und Angelus von ihrer Jagd wieder heimkamen, waren sie vollkommen durchnässt. Überall tropfte das Nass von ihrer Kleidung auf den Flur. Angelus schüttelte sich, während er gegen das Wetter schimpfte. „Ich hole mir noch den Tod.“, schmunzelte er und ging in die Küche, „Wenn ich nur nicht schon längst tot wäre...“
Das Trio saß qualmend mit dicken Zigarren um den Küchentisch. Gabriel war noch immer ziemlich verstimmt. Darla hingegen war prächtigster Laune und Spike genoss schlicht das Rauchen. Genüsslich nahm er einen Zug, um eine grau-weiße Wolke auszublasen. „Na, wie viele Wasserratten habt ihr gefangen?“, witzelte er.
„Zu komisch, Spike!“ Angelus warf seine Mähne nach vorne, wodurch der vorlaute Vampir ein paar Wassertropfen abbekam.
„Ihhh.“ Er kniff die Augen zusammen. „Nicht mal seine wohlverdiente Zigarre kann man in Ruhe genießen!“ Doch Spike lehnte sich entspannt wie schon zuvor gegen seine Stuhllehne. “Wenn das so weiter pisst, dann sollten wir weiterziehen. Wir sind eh schon viel zu lange in diesem Kaff hier.“, nuschelte er durch seine Zigarre hindurch.
Dru hatte inzwischen alle Haarnadeln aus ihrem nassen Schopf entfernt und schüttelte ihren Kopf kräftig. Sie hatte sich besser als Angelus auf das Wetter vorbereitet. Ein relativ wasserdichter Mantel hatte sie geschützt. Nun saß sie auf dem Schoß ihres Geliebten. Sie knabberte an Spikes Ohr, der in dieser Nacht wohl einzig auf das Dasein eines Genießers fixiert war. Ihr Blick ging belustigt durch die Runde.
Angelus’ Engel schaute immer noch ziemlich mürrisch drein. Sein Meister nahm seine Hand und ging mit ihm ins Bad. Als die beiden später einander in der warmen Wanne einander gegenüber saßen, blinzelte Angelus ihn gutgelaunt an. „Hey, was ist denn los?“
„Nichts.“, murmelte Gabriel lustlos.
„Komm schon, ich bin doch nicht blind. Ist es das miese Wetter?“ Angelus legte seine Kopf schief und blickte ihn lieb an. Seine rechte Hand berührte Gabriels weiche Haut unter Wasser. Sie fuhr an seinem Bein hoch.
Sein Gegenüber zeigte keine Reaktion.
„Ist es immer noch wegen der kleinen, dummen Auseinandersetzung mit Darla?“, fragte er. Seine Hände fuhren an den Außenseiten von Gabriels Beinen entlang, bis sie an seinem Hintern angelangt waren und sich dort festkrallten. „Sag doch was.“ Angelus’ Tonfall war angenehm ruhig. Seine Finger strichen über die Bauchdecke und wanderten Stückchen um Stückchen tiefer. Schließlich berührte er den Ansatz des Schamhaars.
Mit einer raschen Handbewegung klatschte Gabriels Hand auf die Wasseroberfläche und beförderte Angelus eine Welle entgegen. Dieser zuckte von dem plötzlichen Angriff überrascht zurück.
„Was soll das denn?“, fauchte Angelus finster. „Was kann ich bitte dafür, dass du schlechte Laune hast! Und würdest du vielleicht so freundlich sein und mir endlich sagen, was dein Problem ist?“
Als sein Zögling wieder nicht antwortete, seufzte Angelus. „Gut, dich kann scheinbar nichts mehr amüsieren.“
„Bitte, spiel nicht mit mir.“, flüsterte Gabriel leise. Er konnte ihm nicht in die Augen schauen.
„Was? Wie meinst du das?“ Der andere Vampir war verwirrt. „Ich spiel doch nicht mit dir. Das würde ich nicht, dafür bedeutest du mir einfach zu viel.“ Er beugte sich vor und suchte in den Nass Gabriels Hände, um sie dann zärtlich zu drücken.
„Aber manchmal merke ich davon gar nichts.“, erwiderte er wieder so leise. „Du kannst mir jederzeit das Herz brechen. Ich hoffe, das weißt du.“, dachte Gabriel.
„Was muss ich tun, um es dir zu beweisen?“, fragte Angelus eindringlich. „Reicht es dir nicht, dass ich keine Sekunde ohne dich sein will? Ich kann meine Finger nicht von dir lassen!“
Gabriel beugte sich vor. Ihr Lippen berührten sich und endeten in einem leidenschaftlichen Kuss.
++++++
Man konnte ihre Beziehung als glücklich bezeichnen, aber das sollte sich schon bald wieder ändern. Das Wetter wollte und wollte nicht besser werden, was natürlich die Jagdlaune der Vampire erheblich reduzierte. Spike wurde mit jedem Tag mauliger.
„Keinen Tag länger!“, protestierte er. „Ich bin dafür, dass wir weiterziehen.“ Darla konnte ihm nur beipflichten. Und auch Angelus war schnell einverstanden. Drusilla sowieso. Nur Gabriel war dagegen. Er bat seinen Gefährten um ein Gespräch unter vier Augen.
„Was ist los? Wieso willst du nicht auch weiterziehen? Die Welt steht uns offen.“ Angelus blickte den jüngeren Vampir sicher an.
“Ich will hier nicht weg. Das ist meine Heimat. Ich kann sie doch nicht so einfach hinter mir lassen.“ Gabriel suchte Verständnis in Angelus Blick.
„Was bitte hält dich denn noch hier? Das Wetter ist einfach grauenhaft!“ Er wurde langsam sauer.
„Ich kann jetzt nicht gehen. Jetzt noch nicht. Ich lebe hier, seit ich geboren wurde und kenne es nicht anders. Ich liebe mein Land.“ Er versuchte ihn zu überzeugen.
„Ich werde mit meiner Familie. Punkt.“
„Ich habe keine mehr!“, erwiderte er trotzig.
„Oh bitte!“ Angelus verdrehte genervt die Augen.
„Das ist die Wahrheit.“, stellte er erregt fest.
„Wir sind deine Familie.“
„Blödsinn. Darla hasst mich. Spike nimmt mich gar nicht wahr und Dru – ist eben Dru.“, sagte Gabriel verärgert.
„Gut, dann gehen wir ohne dich.“ Angelus verschränkte die Arme vor der Brust.
Der andere Vampir konnte darauf nichts erwidern. In der nächsten Nacht hatten die Fanged Four alles zusammengesucht, was sie mitnehmen wollten. Was eigentlich nicht sehr viel war. Gabriel und Angelus hatten seit gestern kein Wort mehr geredet. Beide waren zu stur, um auch einen ersten Schritt aufeinander zu zu wagen.
Gabriel stand unter der überdachten Haustür und schaute dem Quartett lange hinterher. Angelus hatte sich noch ein paar Mal umgedreht, in der Hoffung, er würde ihnen hinterherlaufen, aber er stand nur da und beobachtete ihr Davonziehen. Allmählich verschlechtere der stärkerwerdende Regen die Sicht, da erst ging er wieder hinein.


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New PostErstellt: 10.11.03, 20:41  Betreff: Re: Aus längst vergangenen Zeiten  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Aus längst vergangenen Zeiten
Teil 6


Gegenwart
„Ja, so war das.“ Angel seufzte. Er war die ganze Zeit hin- und hergelaufen, hatte wild gestikuliert, um dann wieder nachdenklich mitten im Schritt zu verharren. Er hatte noch einmal alles Revue passieren lassen, als er seinen Freunden von seiner Vergangenheit mit Gabriel erzählte. Es fühlte sich lebendig an, als hätten sie sich erst gestern getrennt.
Er erinnerte sich schmerzlich an der Abschied. Warum hatten sie im Streit auseinandergehen müssen? Nur kurze Zeit später hatte er bereut. Er hatte sich noch einmal umgeschaut, als sie losgingen. Gabriel stand vor der Vordertür unter dem Vordach, geschützt vor dem Regen, der ihm fast die Sicht raubte. Angelus dachte, dass er ihn nie wieder sehen würde.
Und nun es war doch passiert. Gabriel war in LA. Und er wollte sich mit ihm treffen.
Der Morgen graute inzwischen. Die Nacht war wie im Fluge vergangen. Cordy gähnte laut und streckte die Arme aus, während Gunn still in einer Sofaecke saß. „Was, glaubst du, will er von dir?“ Die Frage schreckte Angel aus seinen Erinnerungen. Seine beiden Freunde hatten schweigend zugehört. „Ich weiß es nicht.“, antwortete er.
„Dieser Gabriel ist ziemlich anstrengend.“, meinte Gunn, als Angel ihn fragend anblickte. „Nachdem, was du bisher gesagt hast, meine ich. Er ist sehr zickig. Du hast selbst gesagt, dass ihr euch die meiste Zeit gestritten habt.“
„Ach was.“, warf die Brünette ein. „Gabriel war jung und außerdem doch gerade erst Vampir geworden. Er ist bestimmt total verliebt gewesen. Da macht man halt solche Sachen.“
Cordy stand auf, gähnte noch einmal deutlich und strich mit ihrer Hand über Angels Arm. „Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück bei deinem date, aber lange halte ich es nicht mehr ohne meinen Schönheitsschlaf aus.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie sich.
„Du wirst schon das Richtige tun.“, erklärte Gunn. Er klopfte dem Vampir auf die Schulter. „Wir sehen uns dann wohl erst übermorgen.“

Der Tag war kurz. Angel hatte nur wenig geschlafen. Stattdessen hatte er sich tausend Mal in seinem Bett gedreht, in Gedanken an die kommende Nacht. Er hatte sich viele verschiedene Szenarien ausgedacht, doch eigentlich wusste er nicht, was auf ihn zukommen würde. Vergeblich waren seine Versuche, sich mit Talkshows abzulenken, und als schließlich der Abend vor der Tür stand, war er sehr nervös.
Während er mit dem Auto zum Caritas fuhr, schoss ihm plötzlich der Gedanke durch den Kopf, dass Gabriel schrecklich wütend auf ihn sein könnte, nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war. Vielleicht plante er eine verspätete Rache, jetzt, da er seinen Ex-Geliebten endlich wiedergefunden hatte.
Gabriel stand wartend am Eingang. Er winkte ihm freudig lächelnd zu, als er Angel entdeckte, und kam ihm entgegen. Beide gingen zu Angels Auto, denn sein Zögling wollte sich lieber mit ihm in der privaten Zweisamkeit seines Hotelzimmers unterhalten.
„Ich habe das Autofahren schon völlig verlernt.“, schmunzelte er, als er auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte. „Anfang der 20. Jahrhunderts konnte ich es mal, aber das ist kaum noch der Rede wert.“
Angel musterte ihn schweigsam. Er war immer noch der gleiche Gabriel von damals. Mit seiner gänzlich schwarzen Kleiderwahl fiel er heutzutage nicht auf. Seine Haare waren inzwischen nachgewachsen, zwar nicht so lang wie früher, aber er hatte immer noch so süße Locken. Er hatte einen frechen, modernen Haarschnitt, und auch sonst wirkte er wie ein Kind des neuen Jahrtausends.
„Du hast dich gut der Zeit angepasst.“, meinte Angel bewundernd.
„Man tun, was man kann. Ich habe lange dafür gebraucht, überhaupt Ungarn, meine einstige Heimat zu verlassen. Fast siebzig Jahre. So lange hättest du wohl nicht auf mich gewartet?“, fragte der Blonde ernst, aber stets mit einem Lächeln auf den Lippen.
Seine Meister reagierte nicht. Schließlich redete er weiter: „ Und du? Ich habe gehört, du hast eine Seele. Mit einem schweren Gewissen. Und du kämpfst für das Gute – gegen böse Blutsauger wie mich und andere Dämonen.“
„Ja, das stimmt. Es ist nicht leicht. Es ist sogar sehr schwer, aber es ist meine Bestimmung. In Wahrheit ist es egal, wie viel du leidest. Wie viel Gutes du tust, um früheres Unrecht wettzumachen. Und womöglich wirst du deine Schuld niemals sühnen können. Dein Gewissen wird dich quälen. Unter Umständen für den Rest deines Lebens.“ Angel hatte sich in Rage geredet, als wolle er Gabriel seinen Standpunkt klarmachen und ihn vielleicht sogar auf Distanz halten.
Manchmal fragte er sich, wie er die Last auf seiner Seele überhaupt aushielt.
Gabriel starrte ihn von der Seite an. So kannte er Angelus nicht. Aber er nannte sich jetzt Angel - und war gut!
Im Hotelzimmer angekommen, zog Gabriel die Gardinen beiseite, die er am Tage zugezogen hatte. Verwundert blickte er auf die vielen Lichter in den Straßen von LA. Das elektrische Licht hatte die Nacht fast taghell erfüllt. Die Stadt, sie war noch so lebendig, obwohl es schon so spät war.
Angel hatte seinen Mantel über die Stuhllehne geschmissen und sich auf das Bett gesetzt. „Hier wohnst du also?“ Sein Blick wanderte durch das Zimmer.
„Vorübergehend.“ Der jüngere Vampir drehte sich zu ihm um. „Du weißt, warum ich hier bin?“ Er ging auf ihn zu. „Ich liebe dich. Noch immer.“
Seinen Gedanken schweiften zu Buffy. Sie liebte ihn auch noch. Ebenso Darla. Angel’s Augen flackerten, als ob sie nicht wüssten, ob sie sich schließen oder öffnen wollten. Dann senkte er sie auf den Boden. Warum konnten Liebesgeschichten nie wie in Büchern oder Filmen ausgehen? Mit Happy End? Was sollte er antworten?
Sein einstiger Liebhaber saß nun neben ihm. Seine Fingerspitzem rannen über Angels Wangen, wie sie es immer getan hatten, aber Angel wagte es nicht ihm in die Augen zu schauen. Gabriel küsste seine Stirn, seine Wangen, seinen Mund. Seine Arme umschlangen seinen Körper und zogen ihn auf das Bett. Ohne Gegenwehr ließ er es geschehen.
Und für den Moment schien die Welt, gar Raum und Zeit vergessen.
Angel schmiss seine Schuhe von sich, wie Gabriel. Seine kalten Finger wanderten unter den schwarzen Sweater an seinem Rücken hinauf. Gänsehaut breitete sich prickelnd über seinen Körper aus. Er erwiderte die Küsse ohne nachzudenken.
In aller Schnelle und von Lust erfasst, rafften sie sich auf und streiften sich die Pullover gegenseitig ab. Angel hatte seine Arme um ihn geschlungen und strich zart über seinen Rücken. Er bedeckte den Hals seinen Zöglings mit Küssen. Seine Zunge fuhr darüber. Seine spitzen Zähne berührten die weiche Haut. Er war versucht hineinzubeißen. „Tu es!“, wisperte Gabriel.
Angel schreckte mit einem Mal zurück. „Nein! Der Fluch!“, er stand plötzlich neben dem Bett. „Wir müssen aufhören.“
Gabriel starrte ihn völlig entgeistert an. „Was?“ Schließlich musste Angel ihm von dem Fluch erzählen.
Der Blondschopf saß zusammengesunken auf der Bettdecke. „Bleibst du trotzdem hier?“, fragte er hoffnungsvoll und sah ihm bittend in die Augen. Angel nickte. Eigentlich wäre er lieber gegangen, nachdem er dieses tête à tête mittendrin unterbrochen hatte, andererseits konnte er es ihm nicht abschlagen. Also legte er sich, nachdem er sich der Socken und Hose entledigt hatte, zu ihm. Kurz darauf war er eingeschlafen.
Der dunkle Engel lag noch eine Weile wach da und beobachtete Angel im Schlaf. „Oh, hätten wir es doch nur getan.“, wünschte er sich, „Wenn du Angelus geworden wärst, dann wüsste ich mit Sicherheit, dass du mich noch liebst. Und du wärst wieder ganz mein geliebter Angelus.“
Er schloss die Gardinen und legte sich wieder hin.

Am Abend wachte Gabriel zuerst auf. Eines schweres Gewicht lag auf seiner Brust, was ihn irritierte, aber schließlich erkannte er, dass Angel seinen Kopf über seinem Herzen abgelegt hatte. Ein Arm von ihm lag quer über ihn, die Hand seitlich an der Hüfte. Zufrieden strich er ihm durchs Haar. Angel hatte sich an ihn gekuschelt.
Er blieb noch eine Weile still liegen und genoss diesen friedlich-glücklichen zustand. Dann befreite sich vorsichtig von Angel’s Arm und Kopf und schob ihn sanft zur Seite. Doch schließlich erwachte auch der schlafende Vampir und grummelte leise.
„Wie spät ist es?“, murmelte Angel.
„22:31 Uhr.“
„Oh verdammt. Die anderen werden schon auf mich warten.“ Er erhob sich schwerfällig, immer noch den schweren Schlaf in seinen Knochen, vom Bett, kramte seine Sachen vom Boden zusammen und verschwand damit im Bad.
Wenig später kam Angel wieder heraus. Er sah jetzt frischer aus und nicht mehr so zerwühlt. Sie standen sich schweigend gegenüber. Gabriel hatte das Fenster geöffnet. Von draußen dröhnte der nächtliche Straßenverkehr her.
„Ich werde jetzt...“, brach Angel die Stille und sah irgendwie betroffen aus.
Gabriel lag die Frage auf der Zunge, ob er zurückkommen würde, aber er wagte es nicht sie zu stellen. Er atmete einmal tief aus. „Okay.“
Sie umarmten sich zögerlich und drücken dann doch ihre Körper aneinander. Der blonde Engel erhob sich kurz auf die Zehenspitzen, um ihm einen flüchtigen Kuss auf seine Lippen zu geben. Angel drückte ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange und entfernte sich raschen Schrittes aus dem Hotelzimmer.

Während der Fahrt zum Hyperion meldete sich Angel’s Handy. Am anderen Ende war eine aufgeregte Cordy zu hören: „Angel, wo bist? Heute scheinen alle Höllehunde ausgebrochen zu sein. Ich hatte eine Vision von einem ziemlich hässlichen Dämon. Wes mischt schon ein Gebräu an, mit dem wir ihn vernichten können. Außerdem treibt diese Vampirbande im Industrieviertel, du weißt, bei den Lagerhalten, wieder ihr Unwesen. Fred und Gunn sind schon unterwegs. Sie brauchen deine Hilfe.“
Angel beschleunigte seine Wagen und raste durch das nächtliche LA. Trotz aller Hektik musste er immer wieder an Gabriel denken. Kaum stand er mit quietschenden Reifen vor einer kleinen Seitenstraße, hörte er Gunn laut rufen.
„Angel! Hilf Fred!“
Die Vampire waren deutlich in der Überzahl. Angel sah einen Unhold, der ihm den Rücken zugewendet hatte und gerade im Begriff war dem Mädchen in ihren Hals beißen. Gunn war viel zu sehr damit beschäftigt, sein eigenes Leben zu verteidigen. Der gute Vampir nahm den Pflock vom Rücksitz und verwandelte den Untoten mit einen gezielten Stoß in Asche.
Dann mischte sich Angel richtig in den Kampf ein. „Ich bin froh, dass du gekommen bist, Angel.“, sie lächelte ihn dankend an und verpasste dem nächsten Vampir einen kräftigen Tritt.
„Gern geschehen.“, erwiderte Angel in seiner altbekannten, charmanten Art. Da hatte ihn auch schon ein Vampir einen Schlag ins Gesicht verpasst. Angel befühlte seinen schmerzenden Wangenknochen. „Das war gar nicht nett.“ Der Vampir verpuffte kurzer Zeit später zu Asche. Nachdem sie ein paar Vampire getötet hatten, floh der Rest der Bande. Mit denen würde es bestimmt noch ein weiteres Zusammentreffen geben.
Angel rief Cordy über Handy an, die atemlos antwortete, während sie rasend das Auto durch den Verkehr steuerte. Wesley wurde bei jeder Kurve tiefer in den Sitz gedrückt. Sie würden den Vämon gleich erledigt haben, die anderen könnten ruhig schon zum Hyperion zurückkehren, sagte sie.

„Und, wie war’s?“, wollte die Brünette später im Hotel wissen. Der Vampir hatte sich mit einem Eisbeutel in sein Büro zurückgezogen. Cordy rückte einen Stuhl ran.
„Es ist wie nach Hause kommen, altbekannt – und es fühlt sich gut an, aber... es ist alles schon so lange her.“ Er verschwieg ihr, dass sie gleich übereinanderhergefallen warn, und dass nur der Fluch sie aufgehaltne hatte, weiter zu gehen.
„Und was ist mit Darla? Hast du ihm erzählt, dass Darla auch hier wohnt?“, fragte Cordelia ernst.


[editiert: 24.10.12, 19:24 von Velence]
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New PostErstellt: 11.11.03, 17:18  Betreff: Re: Aus längst vergangenen Zeiten  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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Teil 6


Gegenwart
„Ja, so war das.“ Angel seufzte. Er war die ganze Zeit hin- und hergelaufen, hatte wild gestikuliert, um dann wieder nachdenklich mitten im Schritt zu verharren. Er hatte noch einmal alles Revue passieren lassen, als er seinen Freunden von seiner Vergangenheit mit Gabriel erzählte. Es fühlte sich lebendig an, als hätten sie sich erst gestern getrennt.
Er erinnerte sich schmerzlich an der Abschied. Warum hatten sie im Streit auseinandergehen müssen? Nur kurze Zeit später hatte er bereut. Er hatte sich noch einmal umgeschaut, als sie losgingen. Gabriel stand vor der Vordertür unter dem Vordach, geschützt vor dem Regen, der ihm fast die Sicht raubte. Angelus dachte, dass er ihn nie wieder sehen würde.
Und nun es war doch passiert. Gabriel war in LA. Und er wollte sich mit ihm treffen.
Der Morgen graute inzwischen. Die Nacht war wie im Fluge vergangen. Cordy gähnte laut und streckte die Arme aus, während Gunn still in einer Sofaecke saß. „Was, glaubst du, will er von dir?“ Die Frage schreckte Angel aus seinen Erinnerungen. Seine beiden Freunde hatten schweigend zugehört. „Ich weiß es nicht.“, antwortete er.
„Dieser Gabriel ist ziemlich anstrengend.“, meinte Gunn, als Angel ihn fragend anblickte. „Nachdem, was du bisher gesagt hast, meine ich. Er ist sehr zickig. Du hast selbst gesagt, dass ihr euch die meiste Zeit gestritten habt.“
„Ach was.“, warf die Brünette ein. „Gabriel war jung und außerdem doch gerade erst Vampir geworden. Er ist bestimmt total verliebt gewesen. Da macht man halt solche Sachen.“
Cordy stand auf, gähnte noch einmal deutlich und strich mit ihrer Hand über Angels Arm. „Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück bei deinem date, aber lange halte ich es nicht mehr ohne meinen Schönheitsschlaf aus.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie sich.
„Du wirst schon das Richtige tun.“, erklärte Gunn. Er klopfte dem Vampir auf die Schulter. „Wir sehen uns dann wohl erst übermorgen.“

Der Tag war kurz. Angel hatte nur wenig geschlafen. Stattdessen hatte er sich tausend Mal in seinem Bett gedreht, in Gedanken an die kommende Nacht. Er hatte sich viele verschiedene Szenarien ausgedacht, doch eigentlich wusste er nicht, was auf ihn zukommen würde. Vergeblich waren seine Versuche, sich mit Talkshows abzulenken, und als schließlich der Abend vor der Tür stand, war er sehr nervös.
Während er mit dem Auto zum Caritas fuhr, schoss ihm plötzlich der Gedanke durch den Kopf, dass Gabriel schrecklich wütend auf ihn sein könnte, nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war. Vielleicht plante er eine verspätete Rache, jetzt, da er seinen Ex-Geliebten endlich wiedergefunden hatte.
Gabriel stand wartend am Eingang. Er winkte ihm freudig lächelnd zu, als er Angel entdeckte, und kam ihm entgegen. Beide gingen zu Angels Auto, denn sein Zögling wollte sich lieber mit ihm in der privaten Zweisamkeit seines Hotelzimmers unterhalten.
„Ich habe das Autofahren schon völlig verlernt.“, schmunzelte er, als er auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte. „Anfang der 20. Jahrhunderts konnte ich es mal, aber das ist kaum noch der Rede wert.“
Angel musterte ihn schweigsam. Er war immer noch der gleiche Gabriel von damals. Mit seiner gänzlich schwarzen Kleiderwahl fiel er heutzutage nicht auf. Seine Haare waren inzwischen nachgewachsen, zwar nicht so lang wie früher, aber er hatte immer noch so süße Locken. Er hatte einen frechen, modernen Haarschnitt, und auch sonst wirkte er wie ein Kind des neuen Jahrtausends.
„Du hast dich gut der Zeit angepasst.“, meinte Angel bewundernd.
„Man tun, was man kann. Ich habe lange dafür gebraucht, überhaupt Ungarn, meine einstige Heimat zu verlassen. Fast siebzig Jahre. So lange hättest du wohl nicht auf mich gewartet?“, fragte der Blonde ernst, aber stets mit einem Lächeln auf den Lippen.
Seine Meister reagierte nicht. Schließlich redete er weiter: „ Und du? Ich habe gehört, du hast eine Seele. Mit einem schweren Gewissen. Und du kämpfst für das Gute – gegen böse Blutsauger wie mich und andere Dämonen.“
„Ja, das stimmt. Es ist nicht leicht. Es ist sogar sehr schwer, aber es ist meine Bestimmung. In Wahrheit ist es egal, wie viel du leidest. Wie viel Gutes du tust, um früheres Unrecht wettzumachen. Und womöglich wirst du deine Schuld niemals sühnen können. Dein Gewissen wird dich quälen. Unter Umständen für den Rest deines Lebens.“ Angel hatte sich in Rage geredet, als wolle er Gabriel seinen Standpunkt klarmachen und ihn vielleicht sogar auf Distanz halten.
Manchmal fragte er sich, wie er die Last auf seiner Seele überhaupt aushielt.
Gabriel starrte ihn von der Seite an. So kannte er Angelus nicht. Aber er nannte sich jetzt Angel - und war gut!
Im Hotelzimmer angekommen, zog Gabriel die Gardinen beiseite, die er am Tage zugezogen hatte. Verwundert blickte er auf die vielen Lichter in den Straßen von LA. Das elektrische Licht hatte die Nacht fast taghell erfüllt. Die Stadt, sie war noch so lebendig, obwohl es schon so spät war.
Angel hatte seinen Mantel über die Stuhllehne geschmissen und sich auf das Bett gesetzt. „Hier wohnst du also?“ Sein Blick wanderte durch das Zimmer.
„Vorübergehend.“ Der jüngere Vampir drehte sich zu ihm um. „Du weißt, warum ich hier bin?“ Er ging auf ihn zu. „Ich liebe dich. Noch immer.“
Seinen Gedanken schweiften zu Buffy. Sie liebte ihn auch noch. Ebenso Darla. Angel’s Augen flackerten, als ob sie nicht wüssten, ob sie sich schließen oder öffnen wollten. Dann senkte er sie auf den Boden. Warum konnten Liebesgeschichten nie wie in Büchern oder Filmen ausgehen? Mit Happy End? Was sollte er antworten?
Sein einstiger Liebhaber saß nun neben ihm. Seine Fingerspitzem rannen über Angels Wangen, wie sie es immer getan hatten, aber Angel wagte es nicht ihm in die Augen zu schauen. Gabriel küsste seine Stirn, seine Wangen, seinen Mund. Seine Arme umschlangen seinen Körper und zogen ihn auf das Bett. Ohne Gegenwehr ließ er es geschehen.
Und für den Moment schien die Welt, gar Raum und Zeit vergessen.
Angel schmiss seine Schuhe von sich, wie Gabriel. Seine kalten Finger wanderten unter den schwarzen Sweater an seinem Rücken hinauf. Gänsehaut breitete sich prickelnd über seinen Körper aus. Er erwiderte die Küsse ohne nachzudenken.
In aller Schnelle und von Lust erfasst, rafften sie sich auf und streiften sich die Pullover gegenseitig ab. Angel hatte seine Arme um ihn geschlungen und strich zart über seinen Rücken. Er bedeckte den Hals seinen Zöglings mit Küssen. Seine Zunge fuhr darüber. Seine spitzen Zähne berührten die weiche Haut. Er war versucht hineinzubeißen. „Tu es!“, wisperte Gabriel.
Angel schreckte mit einem Mal zurück. „Nein! Der Fluch!“, er stand plötzlich neben dem Bett. „Wir müssen aufhören.“
Gabriel starrte ihn völlig entgeistert an. „Was?“ Schließlich musste Angel ihm von dem Fluch erzählen.
Der Blondschopf saß zusammengesunken auf der Bettdecke. „Bleibst du trotzdem hier?“, fragte er hoffnungsvoll und sah ihm bittend in die Augen. Angel nickte. Eigentlich wäre er lieber gegangen, nachdem er dieses tête à tête mittendrin unterbrochen hatte, andererseits konnte er es ihm nicht abschlagen. Also legte er sich, nachdem er sich der Socken und Hose entledigt hatte, zu ihm. Kurz darauf war er eingeschlafen.
Der dunkle Engel lag noch eine Weile wach da und beobachtete Angel im Schlaf. „Oh, hätten wir es doch nur getan.“, wünschte er sich, „Wenn du Angelus geworden wärst, dann wüsste ich mit Sicherheit, dass du mich noch liebst. Und du wärst wieder ganz mein geliebter Angelus.“
Er schloss die Gardinen und legte sich wieder hin.

Am Abend wachte Gabriel zuerst auf. Eines schweres Gewicht lag auf seiner Brust, was ihn irritierte, aber schließlich erkannte er, dass Angel seinen Kopf über seinem Herzen abgelegt hatte. Ein Arm von ihm lag quer über ihn, die Hand seitlich an der Hüfte. Zufrieden strich er ihm durchs Haar. Angel hatte sich an ihn gekuschelt.
Er blieb noch eine Weile still liegen und genoss diesen friedlich-glücklichen zustand. Dann befreite sich vorsichtig von Angel’s Arm und Kopf und schob ihn sanft zur Seite. Doch schließlich erwachte auch der schlafende Vampir und grummelte leise.
„Wie spät ist es?“, murmelte Angel.
„22:31 Uhr.“
„Oh verdammt. Die anderen werden schon auf mich warten.“ Er erhob sich schwerfällig, immer noch den schweren Schlaf in seinen Knochen, vom Bett, kramte seine Sachen vom Boden zusammen und verschwand damit im Bad.
Wenig später kam Angel wieder heraus. Er sah jetzt frischer aus und nicht mehr so zerwühlt. Sie standen sich schweigend gegenüber. Gabriel hatte das Fenster geöffnet. Von draußen dröhnte der nächtliche Straßenverkehr her.
„Ich werde jetzt...“, brach Angel die Stille und sah irgendwie betroffen aus.
Gabriel lag die Frage auf der Zunge, ob er zurückkommen würde, aber er wagte es nicht sie zu stellen. Er atmete einmal tief aus. „Okay.“
Sie umarmten sich zögerlich und drücken dann doch ihre Körper aneinander. Der blonde Engel erhob sich kurz auf die Zehenspitzen, um ihm einen flüchtigen Kuss auf seine Lippen zu geben. Angel drückte ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange und entfernte sich raschen Schrittes aus dem Hotelzimmer.

Während der Fahrt zum Hyperion meldete sich Angel’s Handy. Am anderen Ende war eine aufgeregte Cordy zu hören: „Angel, wo bist? Heute scheinen alle Höllehunde ausgebrochen zu sein. Ich hatte eine Vision von einem ziemlich hässlichen Dämon. Wes mischt schon ein Gebräu an, mit dem wir ihn vernichten können. Außerdem treibt diese Vampirbande im Industrieviertel, du weißt, bei den Lagerhalten, wieder ihr Unwesen. Fred und Gunn sind schon unterwegs. Sie brauchen deine Hilfe.“
Angel beschleunigte seine Wagen und raste durch das nächtliche LA. Trotz aller Hektik musste er immer wieder an Gabriel denken. Kaum stand er mit quietschenden Reifen vor einer kleinen Seitenstraße, hörte er Gunn laut rufen.
„Angel! Hilf Fred!“
Die Vampire waren deutlich in der Überzahl. Angel sah einen Unhold, der ihm den Rücken zugewendet hatte und gerade im Begriff war dem Mädchen in ihren Hals beißen. Gunn war viel zu sehr damit beschäftigt, sein eigenes Leben zu verteidigen. Der gute Vampir nahm den Pflock vom Rücksitz und verwandelte den Untoten mit einen gezielten Stoß in Asche.
Dann mischte sich Angel richtig in den Kampf ein. „Ich bin froh, dass du gekommen bist, Angel.“, sie lächelte ihn dankend an und verpasste dem nächsten Vampir einen kräftigen Tritt.
„Gern geschehen.“, erwiderte Angel in seiner altbekannten, charmanten Art. Da hatte ihn auch schon ein Vampir einen Schlag ins Gesicht verpasst. Angel befühlte seinen schmerzenden Wangenknochen. „Das war gar nicht nett.“ Der Vampir verpuffte kurzer Zeit später zu Asche. Nachdem sie ein paar Vampire getötet hatten, floh der Rest der Bande. Mit denen würde es bestimmt noch ein weiteres Zusammentreffen geben.
Angel rief Cordy über Handy an, die atemlos antwortete, während sie rasend das Auto durch den Verkehr steuerte. Wesley wurde bei jeder Kurve tiefer in den Sitz gedrückt. Sie würden den Vämon gleich erledigt haben, die anderen könnten ruhig schon zum Hyperion zurückkehren, sagte sie.

„Und, wie war’s?“, wollte die Brünette später im Hotel wissen. Der Vampir hatte sich mit einem Eisbeutel in sein Büro zurückgezogen. Cordy rückte einen Stuhl ran.
„Es ist wie nach Hause kommen, altbekannt – und es fühlt sich gut an, aber... es ist alles schon so lange her.“ Er verschwieg ihr, dass sie gleich übereinanderhergefallen warn, und dass nur der Fluch sie aufgehaltne hatte, weiter zu gehen.
„Und was ist mit Darla? Hast du ihm erzählt, dass Darla auch hier wohnt?“, fragte Cordelia ernst.


[editiert: 24.10.12, 19:25 von Velence]
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New PostErstellt: 12.11.03, 15:37  Betreff: Re: Aus längst vergangenen Zeiten  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Aus längst vergangenen Zeiten
Teil 7


Gabriel öffnete die Tür und betrat die hellerleuchtete Lobby. Im Hyperion war noch eine Menge los, obwohl es schon weit nach Mitternacht war.
Gunn entdeckte ihn als erster. Dann Angel. Erschrocken rief er laut seinen Namen quer durch die Halle. Fred kicherte, dass er wirklich süß sei, woraufhin von Gunn einen bösen Blick erntete. „Nicht so süß wie du natürlich.“
„Du hast deinen Mantel bei mir vergessen.“ Gabriel ging ihm entgegen, während Angel wie angewurzelt stehen blieb. Angel fürchtete, dass Darla jeden Moment hier auftauchen könnte und dabei hatte er ihm noch nichts von ihr erzählt. Und wo man vom Teufel spricht: Darla spazierte die Treppe hinter. Sie sah blass aus und ihre Schritte waren ungelenk. Sie wollte gerade etwas zu Angel sagen, als sie ihren alten Rivalen erblickte. Gabriel war im ersten Moment genauso erstaunt wie sie.
„Was macht der/die denn hier? - Angel?“, riefen beide gleichzeitig aus und schauten zu ihm hinüber. Gabriel konnte deutlich wahrnehmen, dass Darla ein Mensch war. Dennoch war es ganz eindeutig die einstige Vampirin. Darla war zu Angel hinübergegangen. „Schatz, was macht er hier?“, fragte sie eindringlich und klammerte sich besitzergreifend an Angel’s Arm. Sie spielte das Spiel immer noch exzellent.
„Er ist auf Besuch in LA.“
„Besuch nennst du das also?“, wiederholte Gabriel wütend.
Gunn, wie der Rest, hatte die Szene beobachtet. Das war er also. Beinahe hätte er losgelacht. Er hatte sich Gabriel auch nur annähernd so vorgestellt. Fred stieß ihm ihren Ellbogen in die Seite. Cordelia stand mit hochgezogenen Augenbrauen da. „Ich hab hier was ge- ...“ Wesley tauchte plötzlich auf der Bildfläche auf – und stoppte abrupt. Bisher hatte ihm noch niemand von dem blonden Vampir berichtet. „Wer ist das?“ Sein Blick wechselte von Angel zu Gabriel.
Gezwungenermaßen stellte Angel seinen Schützling vor, woraufhin Wesley sofort nach einem Pflock griff, aber Angel konnte ihn zurückhalten. Ihm war es die ganze Wortwechsel peinlich.
Gabriel wich erschrocken zurück. Der ehemalige Wächter fixierte ihn ungnädig. „Er sucht also Angelus!?“ „Ja und nein.“, kam die Antwort. „Sie waren mal ein Liebespaar.“, warf Cordy helfend ein. „Aha, ich verstehe.“, erwiderte Wes.
Darla hatte Angel immer noch im Griff. Er bekam den Mantel wortlos von Gabriel überreicht. „Warte..“ ,rief ihm Angel noch nach, aber er ignorierte es. Dann machte sein dunkler Zögling kehrt und verschwand schnell durch die Tür.

Nachdem Angel alle nach Hause geschickt hat und Darla endlich überreden konnte, dass sie doch ins Bett geht, ging er verloren durch die Stadt. Sein Weg führte ihn zum Caritas. Nach dem dritten Bier begann er auf Lornes Bitte zu reden. Der Barkeeper scherze, er könne ja auch singen.
Angel erzählte ihm die Kurzfassung seiner Zeit mit Gabriel. Betrübt murmelte er vor sich hin und starrte die braune Flasche an. Lorne versuchte ihn aufzumuntern und ihm ein paar gute Ratschläge zu geben, doch ‚Engelchen’ verneinte alle seine Vorschläge. Er schwor ein ums andere Mal, dass er Darla nicht aufgeben würde. Er könne sie nicht – nicht jetzt – vernachlässigen, nur weil Gabriel wieder aufgetaucht war. Darla habe seine Aufmerksamkeit verdient.
„Ist es falsch? Ich kann doch nicht so einfach zu ihm gehen und sagen, dass ...“, stockte Angel. „Es fühlt sich alles so vertraut. Es war mal... Ich war richtig vernarrt. In Ihn. Aber was ist, wenn es das jetzt nur eine kurze Stichflamme ist? Die Erinnerungen, die wieder aufglimmen?“
„Lass dein Herz sprechen, Engelchen! Du liebst ihn.“, stellte der Dämon lächelnd fest. „Und nun lass deinen Worten Taten folgen. Oder muss ich dich eigenhändig rauswerfen?“
„Gut, gut, du hast ja recht, wie immer. Danke, Lorne.” Der Vampir entfernte sich schweren Schrittes von der Karaoke-Bar. Nach einer Weile hatte er das Hotel wiedergefunden, in dem Gabriel nächtigte. Er warf einen Blick hinauf zu seinem Fenster. Die Gardinen waren beiseite geschoben und er meinte, einen Schatten dort oben gesehen zu haben. Kurzentschlossen bahnte er sich seinen Weg durch die Halle in das gesuchte Stockwerk.
Bedächtig klopfte er einmal an der Tür.
Gabriel öffnete und war erstaunt, Angel vorzufinden. Er öffnete die Tür weiter und ließ ihn eintreten. Der andere Vampir ließ sich erschöpft aufs Bett fallen. „Du riechst nach Alkohol.“, stellte der Blonde lakonisch fest und trat näher ans Bett. Angel überlegte, was er hätte antworten sollen, aber Gabriel machte ihn schlicht sprachlos.
„Willst du nicht zu Darla gehen?“, spottete sein Zögling. Es machte ihn wütend, dass Angel nichts sagte. „Morgen bin ich weg, dann hat sie dich wieder ganz für sich! Und nun verschwinde, ich bin müde.“
Angel saß kerzengerade auf dem Bett. „Nein! Du kannst nicht gehen. Ich bin hergekommen, weil ich bei dir sein wollte. Vergiss Darla. Mit Darla ist es entgültig vorbei, aber sie braucht meine Unterstützung. Ich will nur dich.“ Er sah ihm tief in die Augen und versuchte zu lesen, ob er ihn erreicht hatte. „Ich habe dich vermisst.“
Gabriel starrte ihn an. „Ich dich auch.“ Er stieß ihn zurück und grinste dabei. „Angel.,“, sagte er und warf sich zu ihm auf die Decke. „Und du bliebst wirklich bei mir?“

Gabriel wachte wie gestern als erster auf und fand Angel erneut an ihn gekuschelt vor. Jetzt war er sich sicher, dass er immer noch etwas für ihn empfand. Allerdings war er sich damals auch sicher gewesen und trotzdem hatte Darla sie entzweien können.
In ihm wuchs der Entschluss Angel zu verführen und ihn somit wieder zu Angelus zu machen. Dann erst konnte er sich seiner Liebe absolut sicher sein, außerdem könnten die beiden Vampire durch die Welt ziehen, wie es Angelus ihm einst vorgeschlagen hatte.
Behutsam weckte er Angel, indem er in seinen Haaren herumwuschelte. Sein Meister erwachte mit einem gemütlichen Grummeln. Er reckte seinen Kopf und schmunzelte ihn an. „Guten Morgen, mein Liebster.“ Angel drehte sich auf den Bauch und legte seinen linken Arm über Gabriels Bauch. Seine Finger spielten in Gabriels Haaren. Dieser lachte laut auf. „Das hast du wohl vermisst.“
„Ja, sehr sogar.“, grinste der Vampir. „Wir haben noch en bisschen Zeit, bevor wir aufstehen müssen, also erzählt mir, was du die letzten Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte getrieben hast! Ich will alles hören!“ Angel rollte sich auf die Seite, stützte seinen Kopf auf seine Handfläche und blickte seinen dunklen Engel erwartend an.
„Erst bist du dran!“, erwiderte Gabriel.
„Na gut.“, willigte Angel ein. Und er erzählte ihm, von seiner Seele, von Buffy, von seinem Leid und seiner Bestimmung. Dann kam er zu Darla. Sein Gegenüber ruschelte unwillig auf dem Bett herum, aber schließlich wollte er wissen, wie die Vampirin zu einem Menschen geworden war. Angel berichtete von Wolfram&Hart und dessen Zauber, der Darla wieder zum Leben erweckt hatte, um sie gegen Angel auszuspielen. Doch sie hielt zu Angel. Er hatte sich geschworen sie zu beschützen, aber ihre sterbliche Existenz sollte bald ein Ende haben: Die Syphilis, die sich schon vor dem Vampirdasein hatte, brach wieder durch.
„Ich hoffe, du verstehst, warum ich sie nicht einfach im Stich lassen kann.“, endete der ältere Vampir. „Sie ist schon im 3. Stadium. Ich denke, wird nicht mehr lange... Wir versuchen alles, aber für eine medikamentöse Behandlung ist die Krankheit schon zu weit fortgeschritten.“
Gabriel nickte nachdenklich.
„Aber jetzt bist du an der Reihe!“, gespannt wartete er auf seine Geschichte. Darla schob er in seinen Gedanken vorerst weit von sich. „Erzähl mir, was mit deinen Fingern passiert ist.“
Gabriel schaute sich seine Stummel, die mal Finger waren, an. Er drehte die Hand, damit er sie von allen Seiten ansehen konnte. „Ich war verliebt.“, begann er.
„Ich bin, nachdem ich meine Heimat verlassen hatte, durch die Welt gereist. Es zog mich nach Osten, wo ich eine Bekanntschaft mit einer jungen Inderin machte. Sie war sich sehr wohl bewusst, dass ich ein Vampir war. Wir fanden schnell gefallen an, doch ihr Vater war gegen unsere Verbindung. Zum Beweis meiner Liebe, schlug ich vor, mir zwei Finger abzutrennen, was ich dann auch tat. Ich hatte mir überlegt, dass ich die Finger mit Leichtigkeit wieder befestigen konnte, mein Vampirblut würde die Heilung beschleunigen. Ihr Vater jedoch warf meine Finger aus dem Fenster in den Fluss. Im meiner Wut erwürgte ich ihn. Danach machte ich meine junge Geliebte zum Vampir. Ich wollte mit ihr fortgehen, aber als sie dem Mord erfuhr, verließ sie mich.“
„Aber was sind schon ein paar Finger.“, wiegelte Gabriel lächelnd ab und fühlte sich dabei unheimlich dumm. Aber er bereute es nicht, obwohl es anders gekommen war, als es geplant war. Er würde immer wieder einen solchen Verlust hinnehmen, auch wenn er heute nicht mehr so leichtfällig eine dumme Wahl treffen würde, um sich zu beweisen.
„Dafür hast mich wieder.“, Angel rutschte näher und küsste ihn. „Ich werde unter die Dusche gehen. Du darfst mitkommen, wenn du artig bist!“
„Bin ich immer!“, erwiderte Gabriel schmollend.

Cordy grinste, als die beiden Vampire sich endlich durchgerungen hatten, nun doch mit der Arbeit zu beginnen. Sie berichtete, dass sie Fred und Gunn auf der Suche nach einem Mädchen losgeschickt hatte, dass vermutlich an eine Vampirbande geraten sei. Sie würden sich melden, sofern es denn was zu melden gab. Dann erinnerte sie ihren Boss noch mal an den Fluch und Angel versicherte, dass nichts passieren würde.
Gabriel half indessen Wesley freiwillig bei der Suche nach einem Heilungszauber für Darla. Angel’s Familie bestand nur aus Menschen. Er konnte nicht verstehen, wie man auf Menschenblut verzichten und stattdessen Schweineblut trinken konnte. Er schüttelte den Kopf. Wes beäugte ihn misstrauisch und drückte ihm ein paar Bücher in die Hand. Er war ebenso wenig begeistert von Gabriel wie der Vampir von ihn. Aber Angel würde ihn schon unter Kontrolle haben, hoffte er zumindest.
Angel war zu Darla hochgegangen. Sie lag schlafenden in ihrem abgedunkelten Raum. Als der Vampir eintrat, erwachte sie. Sie bat um etwas zu trinken. Er griff nach dem Wasserkrug und füllte ihr Glas, welches er an ihren Mund führte.
Gabriel war ihm kurze Zeit später gefolgt und stand nun unbemerkt im Türrahmen.
Angel hielt mit seinen Armen stützend ihren Rücken. Als sie genug getrunken hatte, ließ er sie sachte auf die Kissen zurückgleiten. „Geh noch nicht.“, flüsterte Darla. Er hatte ihr für einen Augenblick den Rücken zugewandt, drehte sich dann aber wieder um. Der Vampir setzte sich auf die Bettkante und schlug ein Buch. In einem beruhigenden Ton begann er leise zu lesen. Darla war nach ein paar Zeilen wieder in Schlaf versunken, doch er hörte erst auf, als er das Kapitel beendet hatte.
Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Gabriel war zu ihm gekommen. Angel schaute zu ihm auf: „Die Todesursache ist meist eine Infektion des Herzens oder der Blutgefäße.“ Er glaubte nicht mehr daran, dass es für sie noch Hilfe gab. Sein dunkler Engel schluckte und fragte sich, wie er Darla in diesem Moment hassen konnte.
Gabriel war glücklich, während Darla dahinsiechte. Ob man seinem ärgsten Rivalen den Tod wünschen darf? Wunsch und Realität sind nicht das Gleiche, nur in diesem Fall schon.


[editiert: 24.10.12, 19:26 von Velence]
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New PostErstellt: 13.11.03, 16:36  Betreff: Re: Aus längst vergangenen Zeiten  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Aus längst vergangenen Zeiten
Teil 8


Er erhob sich vom Bett und nahm ihn bei der Hand. „Komm, wir wollen sehen, ob noch etwas zu tun ist.“ Lautlos verließen sie Darlas Raum und schlossen die Tür hinter sich.
In der Lobby war alles ruhig. Gunn und Fred waren noch unterwegs auf der Suche nach dem Mädchen, dass vermutlich bereits ein Vampir war. Cordelia war wegen eines wichtigen Termins schon gegangen. Nur Wesley blätterte noch in den Büchern. Er bemerkte die Vampire erst, als sie vor ihm standen.
„Wie es scheint, läuft heute nicht mehr viel. Hast du nicht Lust mit uns ins Caritas zu kommen, Wes?“, fragte Angel. Wes sagte ja, bevor ihm bewusst wurde, dass er als einziger mitkommen würde, da die anderen ja nicht mehr da waren. Ihm war unwohl bei dem Gedanken, aber schließlich hatte er zugesagt.
Zu seiner Erleichterung war das Pärchen nur mit sch beschäftigt. „Wie die Teenager.“, murmelte Wes und verdrehte die Augen, als die beiden ach so gefährlichen Vampire kichern hörte. Eigentlich war er neidisch auf sie, da sie so glücklich waren. In diesem Moment sehnte er sich nach Freds Armen, die sich um ihn schlingen und... Wes seufzte und bestellte sich noch etwas zu trinken.
„Sind sie nicht süß?“, meinte Lorne schmunzelnd.
„Ja, total.“, murrte Wes.
„Was ist denn los, Zuckerstücken?“ Der Dämon schaute ihn liebvoll an. Der Seelentröster für alle.
„Ich bin mir sicher, dass du es weißt. Du liest doch jeden.“ Wes drehte sich eingeschnappt auf seinen Hocker um und richtete seinen Blick auf die Bühne. Er hatte keine Lust, darüber zu reden, und erst recht nicht, die Wunden wieder mit Salz zu füllen.
Angel spitzte plötzlich seine Ohren. „Hörst du das?“
„Nein, ich höre gar nicht. Nur dich – und nun rede nicht so viel. Küss mich!“, nuschelte Gabriel grinsend.
Angel wendete sich und entdeckte doch tatsächlich Wesley auf der Bühne. Er stimmte gerade ein trauriges Liebeslied an. „Kaum zu glauben. Wes!“
„Oh, er singt gar nicht schlecht.“
„Ja, aber das er überhaupt singt! Und hörst du das Lied!“ Der Vampir ging zum Tresen herüber, Gabriel folgte ihm. Lorne lauschte dem Gesang aufmerksam und schaute dann besorgt seine Freunde an. „Ich glaube, er hat schon etwas zu viel getrunken. Ihr solltet euch ein bisschen um ihn kümmern. Er hat schrecklichen Liebeskummer wegen Fred.“
„Wir bringen ihn gleich nach Hause.“ Gabriel unterbrach Angel: „Wer ist Fred?“ „Die Freundin von Gunn.“ Der Blondschopf nickte.
Die beiden packten Wes jeweils an einem Arm, brachten ihn zum Auto und fuhren ihn dann zum Hyperion, wo sie ihn schlafen legten.
„Ich habe Hunger. Kommst du mit jagen?“, fragte Gabriel.
„Du weißt, dass ich -“
„Ich wollte ja nur, dass du mich begleitest.“
Gabriel suchte sich sein Opfer. Ein Penner, der schlafend auf einer Parkbank lag. Sein Meister war in einiger Entfernung stehen geblieben und beobachtete das Ganze mit Unbehagen. Er hätte ihn aufhalten sollen, sagte ihm sein Gefühl. Aber dann hätte er ihn töten müssen, aber das konnte er zweifelsohne nicht.
Sein dunkler Engel kam mit blutverschmiertem Mund wieder. Er küsste ihn und verteilte das Blut auf Angel’s Lippen. „Lass das!“, protestierte er. Wie lange hatte er kein Menschblut mehr gekostet? Es machte ihm Mühe, sich zu beherrschen und den blutrünstigen Vampir in ihm zu unterdrücken.
Genau das war, was Gabriel versuchte: Angelus herauszulocken. Er hörte nicht auf, sondern verstärkte seinen Angriff. Wütend stieß ihn Angel endlich von sich. „Was soll das?“ Er wischte mit seinem Handrücken über seine Lippen.
„Schon gut, dann gehen wir eben.“, grummelte Gabriel. „Dann kannst du auch endlich dein Schweineblut zu dir nehmen“, setzte er spöttisch hintendran.
Angel erwiderte nichts. Es machte keinen Sinn. Schweigend gingen sie gemeinsam zurück ins Hotel. In seinem Zi8mmer brach Gabriel endlich die Stille: !Angel, es tut mir leid. Ich will doch nur dich. Mit Haut und Haaren. Ich würde dich auf der Stelle verschlingen. Wenn du es nur zulassen würdest. Ich liebe dich und es zerreißt mir mein Herz.“
Angel blickte ihn gerührt an. Seine Arme schlangen sich um seinen dunklen Engel. Seine Mund suchte gierig nach dem des anderen. Ihre Lippen trafen sich in einem wilden, lustvollen Kuss. Zungen schoben sich sanft in fremde Gebiete. Kalte Hände glitten unter die Wäsche und berührten die weiche Haut. Die Kleidung wurde fortgeschoben, gerissen heruntergezogen, wo sie im Weg war – und sie war überall im Weg!
Zittrige Finger fuhren mit Erregung über Angel's Rücken. Sie gelangten zum knackigen Hintern und griffen genüsslich in das feste Fleisch. Der Vampir stöhnte vor Entzücken.
Angel trat zurück und sah sich seinen süßen Zögling an, der quengelte, als man ihn so einsam stehen ließ. Aber Angel lächelte. Vergnügt betrachtete er den nackten Mann. Die weiche, kalte, zarte Haut. Die Haare. Und die gekringelten Schamhaare. Der aufgerichtete Penis. Er musste sich nicht weiter bitten lassen und drängte seinen Körper ganz dicht an ihn. Auch er konnte seine Erregung nicht verbergen. Gabriel sollte alles spüren.
Der kleine, dunkle Engel schnupperte an Angel. Die Haut, die ihren ganz eigenen Duft hatte gemischt mit dem Parfum, das er benutze. Es machte ihn ganz wild. Seine Zunge strich feucht über den Hals. Er war nahe daran hineinzubeißen. Angel spürte seinen Drang und flüsterte ihm ein ‚Tu es!’ ins Ohr, woraufhin er seine Zähne in seinen Hals stieß. Lustvoll sog, knabberte und lutschte er an der kleinen Wunde.
Wenn das nicht die erotischste Stelle überhaupt war, dann wusste Angel nicht, welches es sonst sein sollte. Ein wohliger Schauer durchzuckte ihn. Sein Blut wurde ein Teil von Gabriel. Er warf seinen Geliebten aufs Bett, als dieser zu Ende getrunken hatte. Dieser drehte sich bereitwillig um. Angel's Hände strichen breit über dessen Rücken und massierten schließlich die Pobacken. Er drückte sein hartes Glied dagegen.
Ein Moment des Zweifels stieg kurz in ihm auf.
Dann drang er kraftvoll in ihn ein. Gabriel war überrascht, aber er konnte nichts anderes als ein Stöhnen von sich geben. Immer wieder stieß Angel rhythmisch in ihn. Seine Hüfte presste sich mit aller Schwere ein auf andere Mal gegen die Pobacken. Bis Angel sich schlussendlich in einem Orgasmus entlud.
Und Angelus wiedergeboren wurde!


[editiert: 24.10.12, 19:26 von Velence]
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New PostErstellt: 14.11.03, 17:14  Betreff: Re: Aus längst vergangenen Zeiten  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Aus längst vergangenen Zeiten
Teil 9


Gabriel streckte alle seine Glieder genüsslich von sich, als er erwachte. Er hatte so gut geschlafen wie lange nicht mehr. Niemand konnte glücklicher sein als er. „Gute Nacht, Süßer.“, murmelte er grinsend. Seine Hand fuhr blind tastend über die linke Betthälfte. Doch dort war niemand.
Überrascht öffnete er die Augen. Sonst war Angel doch auch nicht vor ihm auf aufgewacht. War es bei Angelus anders gewesen? Er versuchte sich zu erinnern. Schließlich stand der junge Vampir auf und ging ins Bad. Auch dort war niemand zu finden. So hatte er es sich nicht vorgestellt. Seine gute Laune war dahin.
Schnell schlüpfte er in seine Klamotten und ging hinunter in die Lobby. Die Hotelhalle war ruhig. Angels Büro war ebenso leer und still. Die letzte Möglichkeit war, dass Angelus bei Darla war. Und dieser Gedanke machte ihn wütend. Gabriel schlich schweren Schrittes zu Darlas Raum. Die Stille beunruhigte ihn. Er würde Angelus eine Szene machen, nahm er sich grimmig vor.
Als er die Tür öffnete, sah er nur Darlas zerwühltes Bett. Er konnte noch ihren Geruch wahrnehmen und auch Angelus musste hier gewesen sein. Vielleicht war es auch Angel? Inzwischen war er verzweifelt. Hatte er Angelus direkt in Darlas Arme getrieben? Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn und rannte wieder in die Lobby, auf der Suche nach einer Nachricht von Angel. Angelus.
Aus Wut fegte er alle Sachen von Angels Schreibtisch. Gabriel drehte sich im Kreis. Alles war so still. Er war allein. Einsam. Und den Tränen nahe. Angelus hatte ihn verlassen erneut, ausgerechnet für Darla. Er machte sich selbst Vorwürfe. Er hätte dran denken sollen. Angel liebte ihn doch auch, warum hatte er sich nicht damit zufrieden geben können...
Gabriel setzte sich auf die letzte Treppenstufe und schlug die Hände vors Gesicht.
„Äh, Gabriel?“ Wes stand plötzlich vor ihm.
Der Vampir wischte rausch seine Tränen aus den Augenwinkeln und versuchte, die Contenance zu wahren, doch seine Augen glänzten unweigerlich von dem Nass. Er wollte sich mit einem standhaften Blick beweisen, wich Wesley’ s Augen aber schnell wieder aus. „Ja,?“, fragte er leicht krächzend und musste er mal den Kloß in seinem Hals herunterschlucken.
„Wo ist Angel?“ Der ehemalige Wächter wusste nicht genau, wie er auf den Vampir reagieren sollte. Verwundert entdeckte er, dass dieser geweint hatte. „Hattet ihr Streit?“, setzte er behutsam hinzu und nahm neben Gabriel Platz, obwohl er ihm immer noch nicht so recht über den Weg traute. Doch im Moment schien der Vampir keinerlei Gefahr für irgendjemanden zu sein.
Der Blonde stotterte etwas, verfiel wieder in Tränen. „Angelus. Er ist mit Darla auf und davon! Es ist alles meine Schuld. Ich habe ihn ihre Arme getrieben. Hätten wir doch nie-“ Er schluchzte laut.
„Angelus?“ Wes riss weit seine Augen auf. „Wir müssen ihn finden, bevor irgendetwas passiert!“ Er war schon aufgesprungen und zum Telefon gegangen, als er sich noch mal zu Gabriel umdrehte. „Hilfst du mir?“
Der Vampir wusste, wie grausam und herzlos Angelus sein konnte. Sein Ruf war ihm all die Jahren, Jahrhunderte vorausgeeilt. Es war das Mindeste, Angel’s menschlichen Freunden zu helfen. Seine Menschlein liebten Angel, er war ihnen ein guter Freund geworden. Allein der Umgang mit ihm, hatte Gabriel gezeigt, wie viel sie ihm bedeutet hatten und er ihnen. Aber Gabriel hatte nur an sich selbst gedacht, als er sich Angelus zurückwünschte.
Er nickte zustimmend und erhob sich langsam.
„Ruf du Cordy an, ich rede mit Gunn und Fred. Und dann mit Willow!“ Wesley griff nach dem Hörer.
Gabriel tat das gleiche von Angel’s Büro aus. Es fiel ihm schwer, Cordy alles zu erzählen. Am Ende des Gesprächs war er sehr betrübt. Er kam zu der Erkenntnis, dass es zwischen Angel/ Angelus und ihm aus war. Es würde nicht mehr so sein wie früher.
Cordy, Fred und Gunn waren bald im Hyperion. Wes erklärte kurz die Lage. Die Brünette hatte noch keine Vision von Angelus gehabt, also standen die Chancen gut, dass er noch niemanden getötet hatte. Auch von Darla fehlte jede Spur. Der Wächter verteilte die Waffen und die Suchgebiete. Gabriel bestand darauf, allein loszuziehen. Wes drückte ihm ein Handy in die Hand, damit er sich jederzeit bei ihnen melden konnte. Fred machte einen schnellen Einführungskurs mit ihm, doch ihm ging alles zu schnell. Ihre Finger flogen nur so über die Tasten. Der Vampir nickte immer wieder nur.
Sie waren alle viel zu freundlich zu ihm, dabei hatte er die Schuld an allem. Gabriel verabschiedete sich unwirsch und ging auf die Suche. Er konnte ihre Gegenwart nicht mehr aushalten. Ungehalten trat er gegen den nächsten Laternenpfahl auf seinem Weg. Eigentlich suchte er nicht wirklich. Er ignorierte alle Anrufe, anders gesagt, er bekam sie gar nicht mit, da sein Handy leider auf lautlos gestellt war. Der dunkle Engel strebte ziellos durch die nächtliche Stadt.
Wo war wohl der andere Engel?
Kurz bevor der Morgen graute erreichte Gabriel wieder das Hotel. Er stand eine Weil vor der Tür, entschied sich dann doch dafür, hineinzugehen. Er fand Wesley schlafend über einem Buch vor.
Der Wächter erwachte, als er den Vampir hörte. Verschlafen legte er die Brille weg und rieb er seine Augen. „Wo warst du?“, fragte er ohne Vorwurf in seiner Stimme. „Wir haben Angelus nicht gefunden. Du auch nicht, wie es scheint. Am Tage wird eh nichts anrichten können. Leider konnte ich Willow nicht erreichen...“
„Geh schlafen.“ Gabriel unterbrach ihn. Wes schaute ihn verwundert an. Fürsorglich wie Angel. Aber es stimmte; ohne Schlaf würde er nicht mehr lange durchhalten. Die Suche konnte schließlich bis heute Abend warten.
Wes erhob sich hinter dem Schreibtisch und drängte sich an dem Vampir vorbei, der sich keinen Zentimeter bewegte. Gabriel roch den Menschen und mochte sich gar nicht wegbewegen. Erst jetzt spürte er deutlich seinen Hunger, auf den er bisher nicht geachtet hatte.
Am liebsten hätte er zugebissen. Stattdessen ging er zum Kühlschrank und erwärmte sich eine Tasse Blut. Schweineblut. Für etwas anderes wäre es auch zu spät gewesen: Es dämmerte bereits.
Wes blickte sich suchend um: „Hast du meinen Autoschlüssel gesehen?“ Der Vampir stand neben mit seiner Bluttasse. „Nein“, meinte Gabriel. „Aber du solltest auch nicht mehr fahren, dafür bist du viel zu müde. Außerdem gibt es hier genügend Zimmer, aber das weißt du sicher besser als ich.“
„Mh, ja, stimmt.“ Wieder musste er dem anderen recht geben. Wesley ging die Treppe hinauf gefolgt von Gabriel, der sich auch schlafen legen wollte. Auf dem Flur drehte sich Wes noch einmal um: „Schlaf gut.“ Er wollte sich gerade wieder abwenden, als sich der Vampir seinen Arm griff.
„Warte.“ Gabriel zog ihn näher an sich heran und küsste ihn vorsichtig. Erschreckt und entsetzt wich Wes zurück, doch der Blonde hatte ihn fest in seinen Klauen.
„Stell dir einfach, es wäre Fred.“, flüsterte sein Gegenüber und umschlang ihn erneut. „Ich stelle mir, Angel.. Angelus... ich weiß nicht...jemand, der mich liebt, weil er genauso einsam ist wie ich.“, dachte Gabriel, wobei er nicht merkte, dass er den letzten Rest des Satzes laut ausgesprochen. Vielleicht war es Rache an Angel, vielleicht die Suche nach Nähe oder einfach nur nach jemandem, der ihn tröstet. Wahrscheinlich von allem ein bisschen.
Der Wächter legte seine Arme tröstend um den dunklen Engel, nachdem er sich von dessen Kuss befreit hatte. Er schob ihn langsam in Richtung des Gästezimmers. Plötzlich waren alle seine Zweifel und seine Skepsis gegenüber dem Vampir verschwunden. Er fragte sich, ob Gabriel wohl schon immer so gewesen war? So aufmüpfig und stur und gleichzeitig so weichherzig am Charakter. Vielleicht brauchte Angelus ja gerade das, kam Wes zu dem Schluss.
Sie hatten das Zimmer betreten und standen da. In der Dunkelheit umarmten sie einander stumm. Für beide war es tröstlich, dass sie jemanden hatten. Die körperliche Nähe war schön. Wesley wusste nicht, was er tat, als seine Lippen den kalten Mund des Vampirs berührten.

Die Tür wurde aufgerissen und donnerte laut krachend mit dem Griff gegen die Wand. Angelus stand im Türrahmen. Endlich hatte er die beiden gefunden. Er war am folgenden Abend wiederkommen und war dem Geruch gefolgt, nachdem er sein Zimmer leer vorgefunden hatte.
Wutschnaubend stürmte er zum Bett herüber, in dem Wesley und Gabriel gemeinsam geschlafen hatten. „oh, ich wusste, dass du dich irgendwann rächen würdest.“, brachte Angelus wütend heraus und legte seine Hände um den Hals seines Zöglings.....


[editiert: 24.10.12, 19:26 von Velence]
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Velence
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New PostErstellt: 15.11.03, 16:22  Betreff: Re: Aus längst vergangenen Zeiten  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Aus längst vergangenen Zeiten
Teil 10

Wes versuchte mit all seiner Kraft Angels Griff zu lösen, doch der Vampir schleuderte ihn einfach beiseite, so dass der Wächter hart gegen die Wand prallte. Gabriel wehrte sich vergeblich. Er trat wild mit Händen und Füßen um sich, aber Angelus war einfach zu stark für ihn. Mit einer plötzlichen Buchattacke von hinten ging der Vampir zu Boden.
Das war zu leicht. Vorsichtig trat Wes an den Bewusstlosen heran, doch scheinbar hatte Angelus in seiner Rage sich einzig auf Gabriel konzentriert. Verwundert kratzte sich der Mann am Kopf. „Wir müssen ihn in den Keller schaffen, bevor er wieder zu sich kommt.“ Er nahm dir Füße, der Vampir das Kopfende.
Im Keller betrachtete der Zögling sein Werk. Sein Meister hing in Ketten an der Wand. Sein Kopf ruhte auf der Brust. Er wollte nicht mit ihm sprechen und folgte Wes schnell wieder nach oben.
Dieser hatte bereits zum Telefon gegriffen. Endlich hatte er auch Willow erreicht! Sie versprach ihm alles in die Wege zu leiten; es könne sich nur noch um ein paar Stunden handeln, damit sie alles für den Zauber zusammen hat. Danach rief Wes den Rest der Truppe an. Höchste Sicherheitsstufe war angesagt. Alle waren ins Äußerste gespannt, als sie zusammen beratend in Angels Büro saßen.
Gabriel hatte sich schuldbewusst in eine Ecke zurückgezogen und lauschte aufmerksam. Er hatte es sich mit allen verdorben. Angel würde ihm wohl nicht verzeihen. Angelus erst recht nicht. Und die Menschen. Es war fraglich.
„Ich werde abreisen!“, verkündete der junge Vampir überraschend. Die Runde starrte ihn an. „Natürlich erst, wenn alle Schwierigkeiten erledigt sind, die ich verursacht habe.“
„Rede nicht so viel Blödsinn! Es ist schon ein Wunder, dass Angel es überhaupt so lange ohne Sex ausgehalten hat! Früher oder später wäre es eh passiert.“, meinte Cordy forsch.
Gunn musste sich ein Grinsen unterdrücken, wofür er auch gleich einen Seitenhieb von Fred bekam. Für so etwas war die Situation einfach zu ernst.
„Mh, ich glaube nicht, dass die beiden, Angel oder auch Angelus, noch ein Wort mit mir sprechen wollen. Es ist besser so. Außerdem sollte man keine alten Beziehungen aufwärmen; das endet nie gut!“, sagte er festentschlossen.

Später lag Gabriel in Angels Bett. Er fühlte sich unwohl. Das war nun seine letzte Nacht im Hyperion. Irgendwie hatte er es sich alles anders vorgestellt. Es war alles verdammt kompliziert. Schlaflos drehte er sich zum tausendsten Mal um.
Er musste es klären.
Auf leisen Sohlen schlich er in den Kellerraum. „Was willst du noch hier?“, fauchte ihn Angelus böse an und zog an seinen Fesseln, die klirrend aneinander stießen, als er sich wieder zurücklehnte. „Verpiss dich, ich will dich nie wieder sehen!“
Wütend baute sich Gabriel in sicherer Entfernung vor ihm auf. „Du willst mich also nicht mehr sehen? Aber als du mich betrogen hast, da war es selbstverständlich, dass ich dir verzeihe!?!“
„Das war damals völlig anders. Unter Vampiren ist das anders. Du hast mich betrogen mit einem Menschen. Und dabei hast du mir gestern noch deine Liebe geschworen.“, schnaubte Angelus abfällig. „Und heute schon gilt es nicht mehr. Da wird der Nächstbeste dein neuer Lover!“
„Ach! Und du, du verlässt mich für Darla! Diesmal betrügst du mich nicht einfach nur mit ihr, nein, diesmal verschwindest du nur nach unserer gemeinsamen Nacht, nachdem du wieder ein richtiger Vampir bist und vergnügst dich lieber mit ihr!“
„Ich habe mich nicht mit ihr vergnügt!“ Angelus warf sich wütend in die Ketten, doch er konnte seinen Zögling nicht fassen. „Ich habe sie gerettet!“, verkündete der Vampir stolz. „Ohne mich wäre sie gestorben, nun ist sie wieder eine von uns.“
„Oh ja, das war mir so was von klar, dass du sie verwandeln würdest. Und du hast gleich eine prima Ausrede parat. Du musstest dich natürlich gleich um sich kümmern. Vielleicht mit ein paar Küssen und einem kleinen Fick!“, schrie Gabriel verärgert.
„Was glaubst du eigentlich?!“ Erneut warf sich der ältere Vampir mit den schweren Ketten in Richtung seines Gefährten. „Das ist längst vorbei. Ich hätte sie schon die ganze Zeit haben können, aber ich wollte sie nicht, verdammt noch mal!“ Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Du bist nicht viel besser als ich.“, murmelte Angelus, als er sich ein wenig beruhigt hatte.
„Zwischen mir und Wes war nichts.“, zischte Gabriel unfreiwillig laut. „Ich brauchte Trost und er brauchte Trost.“
„Also doch.“, sagte sein Meister enttäuscht. „Ihr habt miteinander geschlafen. Streite es nicht ab!“
„Ich dachte, dass du mich wegen Darla verlasen hast! Ich war so... ich war-“ Gabriel stockte. Er biss die Zähne fest aufeinander und schwieg.
Angelus blickte ihn an. Sein Blick war nicht mehr so unerbittlich wie noch zu Beginn. „Da war nichts“, schwor sein Schützling noch einmal. Der ältere Vampir streckte sachte seinen Arm nach ihm aus. „Gabriel. Hör mir zu.“ Sie schauten sich beide tief in die Augen.
„Ich liebe dich.“
Der jüngere Vampir fiel seinem Geliebten in die Arme. „Ich liebe dich auch.“, murmelte er in Angelus Pullover gedrückt.
Flehend sah er ihn an. Er hatte Abstand genommen. „Angelus, du musst mir schwören, dass du mich nie wieder verlässt.“
„Ich schwöre es bei meiner Liebe!“, rief der Vampir glücklich. „Darla wird allein zurechtkommen. Jetzt zählst nur noch du! Und nun mach mich los.“ Rasch befreite Gabriel seinen Gefährten von den Fesseln und drückte ihn noch einmal ganz fest an sich.
„Wir können die Welt bereisen. Das alte Welt! Europa! Jeder wird uns kennen. Wie ich es dir schon einmal vorgeschlagen habe. Die ganze Welt steht uns offen!“, sagte Angelus völlig begeistert.
„Aber was ist mit deinen Menschen? Sie werden sicher versuchen uns aufzuhalten?“, fragte Gabriel plötzlich unsicher. „Bitte, du darfst ihnen nichts tun!“, fügte er hinzu, den inzwischen hatte er sie liebgewonnen.
„Keine Sorge. Ich lasse sie in Frieden.“, sagte er mit beruhigend tiefer Stimme.
„Und was ist mit dieser Hexe? Sie wird aus dir wieder den guten Angel. Nichts gegen ihn, aber Angelus ist mir doch lieber... “
„Das ist nun wirklich das geringste unserer Probleme.“ Angelus grinste breit: „Du hast doch gern Sex mit mir, oder?“


Ende


[editiert: 24.10.12, 19:27 von Velence]
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[editiert: 24.10.12, 19:27 von Velence]
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