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Angel(us)/Wesley - Die schwache menschliche Natur

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Velence
loving Lindsey


Beiträge: 252


New PostErstellt: 13.02.05, 22:09  Betreff: Angel(us)/Wesley - Die schwache menschliche Natur  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Autor: Velence
Titel: Die schwache menschliche Natur
Teil: 1.1
Genre: Slash
Alterfreigabe: ab 15
Pairing: Angel(us)/Wesley
Spoiler: ~ 5. Staffel
Inhalt: Angel und Wesley erinnern sich an die guten, alten Zeiten. Ob vielleicht mehr aus ihnen werden kann?
Disclaimer: I do not own the characters in this story, nor do I own any rights to the television show "Buffy the Vampire Slayer". They were created by Joss Whedon and belong to him, Mutant Enemy, Sandollar Television, Kuzui Enterprises, 20th Century Fox Television and the WB Television Network.



1.1

Angel schlug die letzte Akte zu. Erledigt. Genüsslich streckte und dehnte er sich. Dann stand er vom Stuhl auf und verstaute die Akte im Schrank. Zufrieden sah er sich in seinem Büro um. Es lag eine friedliche Stille über dem Gebäude, die er gar nicht gewöhnt war. Aber es fühlte sich gut an, er fühlte sich gut. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. Er konnte sich rechtzeitig schlafen legen und den verlorenen Schlaf der letzten Nächte endlich nachholen. Angel gähnte laut und streckte noch mal bei Arme von sich. Er blickte auf die nächtliche Stadt, ehe er sich abwendete und zur Tür marschierte. Er schlenderte gemütlich über den Gang und dachte dabei schon an sein warmes, weiches Bett. Plötzlich blieb er stehen und sah in ein Zimmer, in dem noch ein Licht brannte.
„Du bist noch hier?“, fragte Angel überrascht und trat durch die offene Tür ein.
Wesley schaute versonnen von seinem Schreibtisch auf. Die kleine Lampe auf dem Tisch verbreitete nur wenig Helligkeit und zeichnete seine linke Gesichtshälfte in weichen Tönen, während die andere fast ganz im Schatten lag. „Ja“, murmelte er. „Du bist ja auch noch hier. Aber ich wollte gleich aufbrechen.“
„Ich habe noch die Akte über den letzten Fall endlich geschlossen“, sagte der Vampir und ging auf Wes zu.
„Ja, ich bin froh, dass wir den Fall endlich ad acta legen können, es hat auch lange genug gedauert, ehe wir ihn erwischt haben. Der Dämon war wirklich hartnäckig. Ich hoffe doch, dass sich nicht noch mehr dieser Spezies in der Stadt rumtreiben, das könnte in Arbeit ausarten, wenn wir bei jedem so lange brauchen“, meinte Wesley erschöpft und erhob sich, um auf seinen Boss zuzugehen.
„Lorne hat nichts von weiteren Dämonen erwähnt und er muss es ja wissen“; meinte Angel. „Ist deine Maschine immer noch in der Werkstatt? Ich kann dich eben kurz rumfahren. Dein Appartement liegt auf dem Weg“, bot er sich mit einer Handbewegung Richtung Ausgang an.
„Ich habe mich schon fast daran gewöhnt, zu Fuß zu gehen.“ Wesley lächelte. Seine Gesichtszüge lagen völlig im Dunkeln, aber man konnte das Schmunzeln in seiner Stimme hören. Seine Finger wühlten im Licht, räumten die losen Zettel auf einen Stapel. „Andererseits, wenn du schon so fragst, nehme ich dich gern als meinen Chauffeur.“ Der Vampir nickte. Wes löschte die Schreibtischlampe und folgte ihm aus dem Büro. Entspannt schlenderten beide nebeneinander den Flur hinunter zum Lift.
„Ich habe nachgedacht“, erklärte Wesley und betätigte den Knopf für das Parkdeck.
Angel starrte auf die Aufzugtür. „Worüber denn? Willst du darüber reden?“ Er klang besorgter, als er sich eigentlich anhören wollte. Hilfsbereit drehte er sich zu ihm, um zu lauschen. Er wollte für ihn da sein, das war seine Pflicht als Boss und alter Freund. Alte Freunde. Jetzt wieder, nach allem, was zwischen ihnen passiert war. Er war froh, dass er auf Wesley an seiner Seite zählen konnte. Bei Wolfram & Hart braucht man Leute, die sich durchsetzen können, und Wes gehörte definitiv zu solchen Menschen.
„Ich habe über uns nachgedacht.“ Wes grinste wissend in dessen Gesicht.
„So?“, meinte Angel erstaunt. Überrascht runzelte er die Stirn, wobei er überlegte, wie er es gemeint haben könnte. Es klang in seinen Ohren irgendwie zweideutig. Für einen Moment wenigstens. Eine offene Rechnung gab es zwischen ihnen nicht mehr. Sie hatten alles geklärt und waren miteinander im Reinen. Oder hatte Wes doch irgendein Problem mit ihm? „Und worüber hast du genau nachgedacht?“, harkte Angel weiter nach. Forschend beobachtete er Wesleys Augen.
Wesleys Miene war ganz ruhig, als er antwortete: „Erinnerst du dich, als ich in L.A. ankam?“ Er lachte bei seiner eigenen Erinnerung daran.
„Der freie Dämonenjäger!“, lachte Angel.
Wes nickte amüsiert. „Du musst schon zugeben, mein Auftritt mit dem Motorrad war doch beeindruckend, um nicht zu sagen überzeugend.“
„Und dazu noch ganz in Leder“, fügte der Vampir hinzu. „Habe dich lange nicht mehr so gesehen.“
Wes trat, nachdem er Angel den Vortritt gelassen hatte, aus dem Lift und folgte ihm zu seinem Auto. „Vielleicht solltest du mal mit mir fahren, wenn mein Bike wieder in Ordnung ist.“ Die Luft war schlecht. Seine Augen erfassten, die Kamera, die ihnen nachspionierte. Er hasste diese Dinger. Griesgrämig schaute direkt hinein, unterdrückte das Verlangen, einen Stein danach zu werfen. In dem Gebäude der Kanzlei konnte einem manchmal ein eiskalter Schauer über den Rücken laufen, wenn er sich überlegte, was Wolfram & Hart alles zur Verfügung stand, um ihre sogenannten Verbündeten zu überwachen und kontrollieren. Wesley war froh, als ihm der warme Wind einer lauen Herbstnacht ins Gesicht wehte und er in Angels Auto das Hochhaus mit seiner ganzen Aversion gegen die Anwälte hinter sich ließ.
„Damals war ich ziemlich tollpatschig.“, nahm er den Faden wieder auf. „Der Rat hatte jedes Recht, mich zu feuern. In Wirklichkeit hatte der Rat in England nicht den blassesten Schimmer, was am Höllenschlund vor sich ging. Ich war einfach überfordert. Und trotzdem wusste ich nichts anderes, als mich als freier Dämonenjäger zu versuchen.“ Mit einem bitteren Gefühl dachte er an die Zeit zwischen Sunnydale und L.A. zurück. Er war mehr Schein als Sein. Eine gute, selbstbewusste Maske, hinter der er sich verstecken musste, um sein Ego nicht völlig zu einbüßen und sich komplett hängen zu lassen.
„Und es hat sich bezahlt gemacht, dass du nicht aufgegeben hast. Niemand kennt so viele Dämonen wie du, du bist praktisch ein wandelndes Lexikon. Von deiner Kampferfahrung gar nicht zu reden. Du hast dich definitiv weiterentwickelt.“ Angel warf einen besorgten Blick auf seinen Beifahrer. „Das sieht man schon daran, wie wir den Dämon heute gestellt und getötet haben. Du kannst inzwischen exzellent mit dem Schwert umgehen, Wes!“ Ein wenig Übertreibung schadet niemandem.
„Ja, du hast natürlich recht“, nickte der ehemalige Wächter. „Lassen wir das Thema. Es war ein Glück für mich, dass ich zu Angel Investigations gestoßen bin.“ Er blickte nachdenklich auf die Straße, als sie an einer Ampel hielten. Blinkende Neonreklame reflektierte in der Frontscheibe.
„Nein, für mich!“, sagte Angel. „Du weißt, wie ich das meine“, korrigierte er sich schnell, als ihm bewusst wurde, wie es anhörte. Er blinzelte zu seinem Begleiter hinüber, der locker den Arm auf der Autotür gelegt hatte und es offensichtlich genoss, einmal kutschiert zu werden. Seine Haare waren leicht struppig vom Fahrtwind, aber das sah charmant aus.
„Das erinnert mich, daran, dass Cordys Freunde uns früher für schwul gehalten haben“, grinste Wesley und sah Angel an. Seine Augen leuchteten hell und freundlich. Doch der düstere Wesley lag noch irgendwo da unter der Fassade versteckt, sehr gut versteckt.
„Wo du es sagst.“, stimmte der Vampir ein und schaltete in den ersten Gang, denn die Ampel war inzwischen auf Grün gesprungen. „Ich muss nur an die Sache denken, als Penn in der Stadt aufgetaucht ist. Du durftest mich ans Bett fesseln, da wir nicht sicher waren, dass ich die Morde nicht begangen habe.“
„Genau. Oder weißt du noch, als diese Schauspielerin... ähm, wie hieß sie noch, egal... da durfte ich dich auch anketten. Nur zur Sicherheit, dass du wirklich Angel und nicht Angelus warst.“
„Das wirft schon ein anderes Licht auf uns. Aber von dir würde ich mich jederzeit gern fesseln lassen, ich vertraue dir hundertprozentig“, erklärte Angel mit einem breiten Grinsen.
„Ich weißt gar nicht, wie man uns je für schwul halten konnte.“
„Ja, wirklich, sehr mysteriös.“ prustete Angel und auch Wes konnte sich nicht mehr beherrschen und krümmte sich vor Lachen auf dem Beifahrersitz.
„Da sind wir.“ Angel blinkte links und hielt neben der parkende Autoreihe der Anwohnerparkplätze. Einen Moment sahen sie einander in die Augen, bevor sie sich herzlich umarmten. „Mach’s gut“, murmelte Wesley und stieg aus. Mit Schwung knallte er die schwere Tür der amerikanischen Karosse zu und blieb dahinter stehen. Er suchte nach passenden Worten. Sein Angebot kam zögerlich: „Willst du nicht noch mit hochkommen? Auf einen Kaffee? Ich habe bestimmt auch einen Beutel Blut für unerwarteten Besuch. Nur für Notfälle – man weiß ja nie.“
Der Vampir überlegte, legte seinen Kopf schief und erklärte sich schließlich einverstanden. Ein kleiner Gute-Nacht-Trunk konnte nicht schaden. Er reihte sich mit seinem Cabrio ein und kam hinter Wesley in sein Appartement. Dieser betätigte den Lichtschalter und machte sich sofort daran, seinen Kühlschrank zu inspizieren, während er den Vampir hilflos im Wohnraum zurückließ. Angel blickte sich langsam um, suchte nach bekannten Dingen, nach unbekannten, die ihn interessieren könnten. Eigentlich könnte man denken, dass der Mann als ehemaliger Wächter pedantischer und ordnungsliebender sei, aber Sachen, Bücher, sonstige Gegenstände lagen überall im Zimmer verteilt, auf einigen hatte sich bereits eine dicke Schicht Staub gebildet.
„Tut mir leid, ich dachte wirklich, ich hätte hier noch etwas Blut zwischengelagert.“, kam es aus der sogenannten Küche, die eher eine Kochnische war. „Geht auch ein Kaffee? Oder möchtest du lieber Tee? Ich habe auch noch etwas Whiskey und Milch – wenn du magst.“
„Milch?“, wiederholte Angel irritiert und drehte sich zur Fensterbank, auf der verschiedene Artefakte standen. Behutsam nahm er eine Tonfigur und betrachtete sie neugierig. Er zuckte zusammen, als Wesley plötzlich hinter ihm stand. „Ich dachte, dich könnte nichts mehr überraschen“, meinte er grinsend. „Hier deine Milch.“ Angel nahm das Glas, das ihm in die Hand gedrückt wurde. „Oh, du wolltest nicht...?“
„Egal“, nuschelte Angel kaum merkbar und wagte es, ein wenig an der Milch zu nippen, wenigstens einen Schluck zu probieren. Er musste seine Mundwinkel unter Kontrolle halten, aber es gelangt ihm lediglich ein paar Sekunden, ehe sie sich angewidert verzogen. Wesley, der das ganze gebannt verfolgt hatte, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Angels Grimasse sah einfach zu köstlich aus. Als der Vampir sah, wie er lachte, stimmte er schallend mit ihm ein. Er setzte das Glas ab, wobei ein weißer Milchbart über seiner Oberlippe zutage trat – da war es entgültig um Wes geschehen, er schüttelte und krümmte sich vor Gelächter, Lachtränen traten aus seinen zugekniffenen Augen, er schlug sich die Schenkel. Der Vampir stützte sich vor lauter Wiehern vorgebeugt an der Schulter des Ex-Wächters ab.
Langsam, ganz langsam beruhigten sich die beiden wieder. Wesley, dessen Körper, dessen Muskeln vom Lachen noch zitterten, klammerte sich an Angels Ärmel fest und zog an ihm hoch. „Ich habe lange nicht mehr so gelacht!“, prustete er und machte ein paar schnelle, kurze Atemzüge. „Woran das wohl liegt? Irgendwas ist in der Luft....“
„Ja“ , flüsterte Angel fast, als sich, immer noch seine Hand auf Wesleys Schulter, aufrichtete. Er spürte den festen Griff an seinem Oberarm. Ihre Augen trafen einander. „Ja, es ist was...“ Weiter kam er nicht. Eine Ewigkeit verharrten sie so, bevor sie sich näherten. Vorsichtig berührten sich ihre Lippen und vereinigen sich zu einem Kuss. Wesley befreite sich, um ein- und auszuatmen, bevor er Angel erneut küsste, ihn diesmal mit seinen Armen fest umschlang und ihn mit sich Richtung Schlafzimmer zerrte. Der Vampir ließ es willig mit sich geschehen, taumelte als rollendes Knäuel mit ihm über den Teppich. Gemeinsam stolperten sie in den kleinen Raum. Hastig versuchten beide, sich so schnell wie möglich von ihren Schuhen zu befreien und fielen während dieses abenteuerlichen Unterfangens auf das Bett, das leicht zurückfederte, sie aber nicht daran hinter, weiterhin zu wild zu knutschen. Überall wühlten und tasteten Finger unter Stoff entlang und versuchten, den jeweils anderen Körper davon zu trennen. Ungestüm warf Angel Wesley auf den Rücken und knöpfte dessen Hemd ungeschickt auf, während sich Wes an seinem Gürtel zu schaffen machte. „Das passiert nicht wirklich“, flüsterte Angel und Wes erwiderte: „Oh doch.“ Als beide endlich von ihren Hemden befreit waren, hatte Wes die Oberhand gewonnen und den Vampir auf den Rücken gedrückt, er selbst hockte ganz auf dem Bett und bedeckte die Brust mit Küssen. Angel durchfuhr ein prickelnder Schauer, je tiefer der andere kam. „Wir sollten aufhören.“ Widerwillig versuchte er seine ausbrechende Lust zu kontrollieren, wobei seine rechte Hand sich erregt in den Haaren des Wächters vergrub.
„Bitte“, nuschelte Angel unverständlich. „Bitte, wir müssen aufhören.“ Seine Stimme klang heiser, selbst in seinen Ohren unsagbar schwach. „Der Fluch.“ Er stieß den Mann von sich, setzte sich auf. Wes lag perplex wieder auf dem Rücken, seine Hände neben seinem Körper, seine Lust war kaum zu übersehen. Angel wandte sich zu ihm um und streichelte Wes’ Bauch in kreisenden Bewegungen. Er beugte sich tiefer, als Wes hauchte: „Was machst du da?“
„Lass mich dir -“ Weiter kam er nicht.
„Nein, nein, lass das“, erwiderte Wes unwirsch. „Wenn du nicht willst, ich will keine mildtätige Gabe!“ Seine Enttäuschung war nicht zu überhören, was dem Vampir auch nicht entging. Beleidigt rutschte Angel von der Bettkante und kramte nach seinen Socken.
„Warte“, rief der andere Mann matt, inzwischen aufrecht sitzend. Es kostete ihn etwas Überwindung, aber er wollte nicht, dass Angel einfach ging. Er wollte nicht allein sein, noch die Nähe, Intimität genießen, die er jetzt schon eine Weile hatte missen müssen. „Bleib“, bat er ihn schlug mit der flachen Hand auf die Decke. Nach dieser Nacht würde eh alles anders sein zwischen ihnen beiden, weshalb er nicht einsah, dass sie so auseinander gehen mussten.
Angel blinzelte ihn fragend an, sagte nichts. „Ich verstehe dich, der Flucht, es ist zu gefährlich“, erklärte Wesley verständnisvoll, auch wenn sein Kopf flüsterte ihm etwas anderes. Wie oft konnte man schon den Moment vollkommenen Glücks einfangen? Der dunkelhaarige Vampir schlüpfte in seine schwarze Hose, raffte sein Hemd. Im Gehen warf er es sich über. Schweigend marschierte Angel durch das Wohnzimmer. Pochend nahm er seinen Penis unter dem Stoff wahr, der gekränkt und unbefriedigt gegen die Hoseinnenseite presste. Schon jetzt bereute er, dass er Wes abgewiesen hatte. Die Appartementtür fiel lauft ins Schloss. Laut seufzend fiel sich Wesley zurück.


[editiert: 28.03.05, 14:18 von DarknessEmotions]
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Cimmeria
blutjunger Vampir


Beiträge: 170
Ort: Berlin



New PostErstellt: 13.02.05, 23:27  Betreff: Re: Die schwache menschliche Natur  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Hi,

armer Wesley *schnief* so zurückgewiesen zu werden ist wirklich hart. Angel ist aber auch ein Trottel. Ich meine, schön das er sich rechtzeitig an seinen Fluch erinnert, aber schließlich hatte er doch nichts dagegen, von Wes gefesselt zu werden. Vorher!
Hätte sich mal daran erinnern sollen. Und villeicht wäre es ja auch gut gegangen...
Aber in jedem Fall eine absolut großartige Story mit meinem erklärten Lieblingspairing.
Bitte noch mehr davon

Cimmeria


____________________
Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)


[editiert: 19.03.05, 20:36 von DarknessEmotions]
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silverbird
blutjunger Vampir


Beiträge: 276



New PostErstellt: 19.02.05, 21:57  Betreff: Re: Die schwache menschliche Natur  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Eine tollte Story, schade dass die Beiden keine Lösung für ihr Problem gefunden haben.
Lg. silver



Lebe synchron mit den Bedürfnissen deiner Seele.


[editiert: 19.03.05, 20:37 von DarknessEmotions]
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Velence
loving Lindsey


Beiträge: 252


New PostErstellt: 21.02.05, 07:41  Betreff: Re: Die schwache menschliche Natur  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

1. 2

Vor sich hinmurmelnd betrat Angel die Eingangshalle von Wolfram & Hart. Man sah, wie sich seine Lippen bewegen, tonlos die Aussprache mit Wesley probten, die ihn den ganzen Abend, seit er erwacht war, beschäftigte. Er folgte dem Marmormuster auf dem Boden, dass er schon in- und auswendig kannte, nachdem er öfters grübelnd daraufgestarrt hatte. Ab und an blickte Angel auf, um in niemanden hineinzulaufen.
Er wusste, er würde Wesley sich in den Kellerräumen finden. Mit schnellen Schritten machte sich Angel auf den Weg zu den Labors, um die Sache endlich hinter sich zu bringen, dann überlegte er sich es noch einmal und schlich schließlich sehr langsam seinem Ziel entgegen. Je näher er kam, desto unruhiger wurde.
Angel entdeckte Fred und Wes gemeinsam an einem Tisch sitzen und sich ein paar Reagenzgläser mit unterschiedlichem Inhalt betrachtend. Der Vampir räusperte sich, ballte die Fäuste nach dem Motto: ‚Das schaffst du, nur Mut!’
Zielstrebig ging er auf die beiden zu. „Hi Angel“, begrüßte Fred ihn. Die junge Frau lächelte ihn kurz an und widmete sich dann wieder ihrem blubbernden Glasbehälter. Angel erwiderte ihren Gruß gleichermaßen. Wesley rutschte auf seinem Hocker herum und sagte trocken: „Hallo Angel.“
„Hallo Wes“, sagte er. Sein Hals kam ihm mit einmal ganz kratzig vor. „Ich muss mit dir reden. Unter vier Augen“, stammelte er. Fred nahm ein Reagenzglas mit der Zange und trug es fort, ohne die beiden weiter zu beachten, trotzdem standen die beiden auf und entfernten sich ein Stück von dem Tisch.
„Es tut mir leid. Das mit gestern-“, brachte er hervor, als Wesley stehen blieb und sich zu ihm umdrehte. „Ist schon gut“, erklärte dieser und sah ihm dabei über die Schulter, als würde hinter Angel gerade jemand das Labor betreten. „Vergessen wir es einfach.“
Irritiert warf Angel einen Blick hinter sich. Niemand da. Wesley wollte ihm nicht in die Augen blicken, was ihn sich noch mieser fühlen ließ. „Nein, du hattest Recht. Es ist unwahrscheinlich, dass sich der Fluch... ich meine, ich glaube nicht, ich hatte bloß...“
„Angel!“, unterbrach der Ex-Wächter ihn schroff. „Du hast recht. Wir sollten nichts riskieren.“ Es klang bitter. Er sog scharf Luft ein, wobei sich die Muskelfasern in seinen Wangen spannten. Seine braunen Augen blinzelten ihn an. „Wir sollten das Arbeitsklima nicht zerstören. Unsere zarten Freundschaftsbande, die eh ein Seiltanzakt sind...“ Er klopfte ihm, jetzt milder dreinschauend auf die Schulter. „Wie sollten wir danach miteinander umgehen? Das würde das Team nicht vertragen, wenn wir es auseinanderreißen, weil es nichts wird, wegen so einer dummen Sache. Einer einmaligen Sache. Ein Experiment aus einer Laune, aus reiner Lust heraus....! Lass uns das Kapitel abharken. Es ist besser so.“ Ein Seufzer entwich ihm. Seine Hand lag nur noch locker auf Angels Schulter, er starrte auf seinen Brustkorb, während seine Hand darüber strich, einmal quer über, vom rechten Schüsselbein zum linken und schließlich über den Oberarm. Wesley ging an ihm vorbei und ihn zurück. Eigentlich war es fast nichts, nur eine unbewusste Geste, die mehr sagte, als ihm klar war.
Fred kam ihnen entgegen, hielt einen Sprüher in der rechten. „Lorne hat eben angerufen. Sein Informant hat den Orias-Dämon in der 12th Straße gesehen, wenn wir uns beeilen, erwischen wir ihn noch.“
„Wo ist Gunn?“, fragte Angel wie gewohnt, der hinter Wes getreten war. Die junge Frau zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung.“ „Gut, dann müssen wir ohne ihn los“, meinte er.
„Okay“, antwortete Fred und reichte den beiden Schwert und Baseballschläger, die sie vorsorglich mitgenommen hatte.
„Ähm, was willst du mit dem Wassersprüher?“, fragte der Vampir, da sich Fred keine Waffe hatte.
„Wes und ich haben bei der Recherche über den Orias herausgefunden, dass diese Spezies allergisch auf Salzwasser reagiert, leider habe ich jetzt nichts besseres als den Pflanzenbefeuchter gefunden.“ Wieder zuckte sie mit den Achseln und grinste schief.

„Vergesst nicht, wenn ihr verletzt seid, und wenn es auch nur die kleinste Wunde ist, müsst ihr den Kampf sofort abbrechen!“, mahnte Wesley zum wiederholten Male und schaute die beiden Mitfahrer auf den Vordersitzen an. „Der Dämon verseucht seine Opfer mit Gift durch offene Wunden, ein minimaler Hautkontakt mit ihm reicht aus, um von einen infiziert zu werden. Dann flieht er und muss nur warten, bis sich die Kraft seiner Opfer auf ihn überträgt. Das gilt besonders für dich, Angel. Du darfst nicht den Helden spielen! Auch wenn wir nicht wissen, ob das auch für Vampire gilt!“

Er wurde gegen die Wand geworfen, glaubte alle seine Knochen vibrieren zu spüren. „Das war sehr unhöflich“, erwiderte Angel spielerisch. Er schaute doch an dem Dämon vorbei. Wesley kam mit dem Baseballschläger, den er neuerdings als Waffe austestete, Angel wurde noch einmal von dem reptilienartigen Wesen mit den harten, knochigen Armen und spitzen Krallen gegen die Wand gedrückt. Seine Konzentration war schlecht, um nicht zu sagen beschissen seit gestern Nacht, seit der Unterhaltung mit ihm. Sein Schwert lag bereits nutzlos auf dem Boden, nachdem der Orias-Dämon es ihm mit Leichtigkeit aus der Hand gerissen hatte und es laut klingend gefallen war.
Fred kam angelaufen. Sie hielt einen Sprüher in der Hand und drehte verzweifelt beim Laufen an der vorderen Kappe, um nicht wieder einen peinlichen Sprühnebel zu verursachen, der das Reptil nicht mal erreichte.
Der ehemalige Wächter ging zum Angriff über und schlug mit dem Schläger auf dessen Schulter ein. Mit einer rasanten Bewegung wandte der Orias sind um und ließ das schöne Holzstück wie ein dünnes Streichholz splittern. Entsetzt starrte Wesley auf den armseligen Stumpf und seinen verwundeten Arm, den ein Splitter erwischt hatte. „Der war neu! Ich wollte ihn noch benutzen. Du kannst ihn doch nicht so einfach kaputtmachen“, schmollte er mit Trauer über den zerstörten Baseballschläger. Der Dämon ließ sich von Wes’ Worten nicht beirren und schlug ihm auch den Rest aus der Hand und schickte den Mann auf den Asphalt.
„Wesley hat absolut recht“, kam es von Angel und traf den Dämon mit seinen Fäusten. „So kannst du nicht mit einem teueren Baseballschläger umgehen. Und schon gar nicht mit Wesley!“ Er verpasste ihm einen Tritt zwischen die Beine, der leider keine Wirkung hatte, da gewisse Organe bei dieser Spezies offensichtlich an einer anderen Stelle befanden. Der Orias nutzte den Moment, seine linke Pranke schnellte auf Angel zu und ohne dass er auswichen konnte, prasselte der Arm, die Hand mit seinen scharfen Krallen auf ihn nieder. Der Vampir taumelte zurück. Fred besprühte ihn mit einem gezielten Strahl und als Angel zu einem neuen Angriff starten konnte, war der Dämon mit einem schmerzverzerrten Laut geflohen. Er wollte ihm hinterher, musste jedoch nach kurzer Verfolgung einsehen, dass er selbst für ihn mit seinen Vampirfähigkeiten zu eilig verschwunden war. Stattdessen ging er zu Wesley und gab ihm die Hand zum Aufstehen, Fred gab ihm die andere und gemeinsam zogen sie ihn hoch.
„Alles in Ordnung bei euch?“, fragte Angel.
Die junge Fred nickte. Wesley sah sich seinen Ritzer am Arm an. „Nur ein kleiner Kratzer, aber er hat mich nicht berührt. Was ist mit dir?“
Angel schob den Ärmel hoch, er hatte nur ein paar Schürfwunden. „Alles klar bei mir. Ich denke nicht, dass ich was abbekommen habe. Sonst würde ich mich ja wohl kaum noch auf meinen Füßen halten können.“, scherzte er. „Gut“, murmelte Wesley. „Dann lass uns gehen, für heute Nacht haben wir ihn verloren.“ Erschöpft rieb er sich die Augen, dann ging er zum Auto voraus. Angel und Fred folgten ihm. Die junge Frau nahm ihn beiseite: „Du warst unkonzentriert. Was ist los, Angel? Er hat dich ganz schön fertig gemacht.“
Zerknirscht murmelte der ältere Vampir ein Ja. „Ist einfach nicht mein Tag“, wiegelte er, während er sich auf die Zunge biss und sich sein Blick in Wesleys Rücken bohrte. „Wenn du nicht reden willst.“, meinte Fred schulterzuckend, „Dann kann ich dir auch nicht helfen, aber ich bin für dich da.“
„Ist nicht so wild“, spielte er es herunter.

Fred knallte die Autotür zu. Gemeinsam gingen sie auf den Fahrstuhl zu, während sie das weitere Vorgehen wegen des Orias beratschlagten. Angel war ungewöhnlich ruhig. Mit leerem Blick starrte auf die Spiegelwand des Lifts und konnte nur seine Freunde sich darin reflektieren sehen. Die beiden unterhielten sich, nachdem sie das Thema Orias hinter sich gelassen hatten, angeregt über ihr Experiment. Er hörte ihre Stimmen, wie sie plapperten, hörte nicht, was sagten. Sie waren wie eine Hintergrundkulisse, nebensächliche Geräusche.
Er presste seine Hände gegen die Wand, stützte sich damit ab. Ein Schwindelgefühl hatte ihn erwischt, gegen das er mühevoll ankämpfen musste. Er drückte sich von dem Spiegel ab, ließ seine Arme neben den Körper hängen. Leichte Abdrücke seiner Finger waren die einzigen Spuren, die von ihm auf dem Glas zu sehen waren. Der Fahrstuhl hielt und zwei Anwälte, eine Frau und ein Mann, stiegen ein. Sie besprachen etwas, weit weniger euphorisch als seine Freunde, in bemessenen Tonfall. Angel hatte einen kurzen Blick auf sie geworfen, sie dann nicht weiter beachtet. Er kämpfte immer noch mit seiner eigenen Fassung. Er versuchte seine Gedanken zu sammeln. Im Spiegel konnte er Fred und Wesley gut sehen. Angel suchte Wes’ Gesicht nach irgendwelchen Andeutungen, Blicken ab, aber dieser schien ihm überhaupt keine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Die junge Frau hingegen schaute besorgt zu ihm hinüber. Der Vampir erwiderte ihn mit einem kurzen, gequälten Lächeln, ehe er wegsah.
Im nächsten Stockwerk stiegen die beiden Juristen aus. Angel drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Er legte seine kopf in den Nacken und schloss die Augen. Als sie die Aufzugtür das nächste Mal öffnete, hörte er Freds Stimme, die an ihn gerichtet war: „Wir sind da., Angel.“ Sie ließ ihn vor sich rausgehen. Angel machte vier Schritte, seine Knie wurden weich, er sackte zusammen und prallte auf den Boden.

Als Angel wieder aufwachte, lag er in seinem Bett. Er wusste es, ohne die Augen geöffnet zu haben. Eine schwere Müdigkeit steckte in seinen Knochen. Er fuhr sich mit den Händen über sein Gesicht, seine Augen und lugte vorsichtig, noch halb verschlafen, zwischen den Fingern hindurch. Viel sah er nicht, weshalb er die Hände ganz wegnahm und seinen Blick streifen ließ. Er war enttäuscht, als er feststellte, dass niemand an seinem Bett saß. Kein Surren der Mirkowelle in der Küche, kein Rauschen eines Wasserhahns im Badezimmer, auch kein Fernseher, der leise lief, damit er schlafen konnte. Niemand da. Das musste ein gutes Zeichen sein, sagte er sich, sie würden ihn nicht allein lassen, wenn es ihm hundeelend gehen würde, und tatsächlich fühlte er sich fit. Angel versuchte sich daran zu erinnern, wie er in sein Penthouse gekommen war, aber das letzte, was ihm in den Sinn kam, war, dass er beim Aussteigen aus dem Fahrstuhl kollabiert war.
Ein Gefühl, das er nicht einordnen konnte, trieb ihn aus seinem warmen Nest, denn dieses unbekannte Gefühl nahm eine stechende Dringlichkeit an, der er sich unmöglich entziehen konnte. Angel hielt sich den Bauch und als er endlich verstanden hatte, was mit ihm los, rannte er auch schon über das glatte Parkett, stolperte über den Teppich ins Bad. Mit lauten Krachen schlug der Griff der Tür gegen die geflieste Wand. Polternd wurde der Toilettendeckel gegen den Spülkasten geworfen. Seufzend ließ Angel den Strahl Urin in das Becken spritzen. Er legte den Kopf entspannt in den Nacken, bevor er abschüttelte und die Spülung betätigte. Purer Reflex. Tausendmal gesehen.
Er ging zum Waschbecken, beugte sich leicht vor und wusch sich die Hände. „Oh Gott, was war das?“, schoss es ihm durch den Kopf. Er schmunzelte darüber, wie besonders ihm diese eher notwenige, lästige Handlung erschien, als ihm die Ausmaße davon bewusst wurden. Wenn er ein Mensch wäre--- „Ich bin, ich bin, ich bin...“, stotterte er aufgeregt. Angel richtete sich auf, der nächste Schock kam auf den Schritt. Er sah sein eigenes Spiegelbild. Entsetzt blickte er drein, berührte sein Gesicht, nur um festzustellen, dass es wirklich seins war, was er dort sah, betatschte dann das Glas, auf dem er feuchte Fingerabdrücke hinterließ.
Ein ehrfurchtvolles Wow entkam seinen Lippen. Angel starrte sich fasziniert an. Wie lange war es her, dass er sich selbst gesehen hatte? Sonst gab es für ihn nur die Möglichkeit, dass ihn jemand zeichnete, damit er wusste, wie er aussah. Er befingerte abermals ungläubig sein Gesicht.
Er stolperte beim Rausgehen wieder über den Teppich, den er aufgewühlt hatte. Verwirrt sah sich in seiner Wohnung. Innerlich war er völlig aufgewühlt und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Was sollte er zuerst tun? Angels Blick fiel auf das Telefon, auf das er zustürzte, auf die Knie rutschte und sich den Hörer griff, ohne sich davon irritieren zu lassen, dass er völlig nackt war. Er hob die Finger, bereit zum Wählen. Wen, WEN sollte er zuerst anrufen? Wes? Fred? Gunn? Lonre? Buffy? Giles? Er entschied für die erste eingespeicherte Nummer, Fred. Vor heller Aufregung brachte er keinen vernünftigen Satz hervor, geschweige denn, dass er überhaupt einen zu Ende bringen konnte. Er brachte einige Wortfetzen hervor, während Fred am anderen Ende versuchte, ihn zu beruhigen und als das nichts bewirkte, ihn anschrie, mit ihren zarten Stimme, die in solchen Momenten auch ungewöhnlich laut werden konnte, doch bevor sie etwas rausfinden konnte, hatte Angel aufgelegt und die zweite Nummer gewählt. Wesley. Bei der dritten fiel das Telefon durch sein hektisches Gespiele mit der Telefonschnur um. Ungeduldig hievte er das Ding wieder an seinen Platz, aber da hatte er schon den Stecker aus der Dose gezogen. Entnervt und völlig überfordert saß er auf seinem blanken Hintern auf dem Boden.
Erst jetzt registrierte er das Rauschen in seinen Ohren, das Pumpen und Pochen in seinem Brustkorb. Fasziniert legte er seine Hand über sein Herz und fühlte den dumpfen, rhythmischen Schlag, fühlte, wie sich seine Lungen mit Sauerstoff füllen und er wieder ausatmete.
Angel lächelte.
Er wusste nicht, wie lange er dort gehockt hatte und mit sich selbst beschäftigt war, doch plötzlich klopfte es Sturm. Laut hämmernd schlugen Fäuste gegen die Eingangstür und es wurde nach ihm gerufen. Angel öffnete immer noch leicht verwirrt und aufgeregt die Tür. „Was ist denn los?“, fragte Fred und blinzelte ihn verdattert an. So aufgekratzt hatte sie ihn noch nie gesehen, nicht dass sie sich erinnern konnte.
„Ich habe keine Wort verstanden, Mann“, mischte sich Gunn ein, der neben Fred stand. „Kannst du uns noch mal erzählen, was du uns sagen wolltest, in einfachen und klaren Sätzen und ganz lang-sam“, sagte er gedehnt. Angel ging in seine Wohnung, seine Freunde folgten ihn ins Wohnzimmer. Atemlos krallte sich Wesley an den Türrahmen. „Was ist denn los? Angel, was machst du für Panik?“, schimpfte er.
Er wandte sich ihnen zu.
„Ähm, Angel, hast du bemerkt-?“, stammelte die junge Frau verlegen.
„Ja!“, antwortete Angel und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, ehe sie überhaupt die Frage gestellt hatte. „Ja, ich bin ein Mensch!“ „Ähm, ja, nein“, murmelte Fred. „Ich meine, ist dir aufgefallen, dass du nackt bist?“ „Oh, OH“, sagte er, als habe er erst beim zweiten Oh gemerkt, dass er wirklich nichts an hatte. Der Schwarze konnte sich ein Schmunzeln nicht unterdrücken, während Wesley bemüht war, nur auf Angels obere Körperhälfte oder besser noch nur seinen Kopf zu starren. Eiligst raffte sich der Nackte seine Shorts, die glattgestrichen auf einer Stuhllehne lagen und schlüpfte hinein.
Er sah seine Freunde einem nach dem anderen die Augen und sagte dann feierlich, wobei er die Hände vor der Brust zusammenführte: „Ich bin ein Mensch. Die Prophezeiung ist war geworden. Mein Shanshu. Ich hätte nie gedacht, dass es so bald... ich meine... es ist völlig überraschend. Danke, danke ihr Mächte der Ewigkeit.“ Er zeigte seine gefalteten Hände gen Himmel.
„Angel, bist du sicher, dass das hier alles mit rechten Dingen zugeht?“, warf der ewig skeptische, ehemalige Wächter ein.
„Berühr’ meine Haut, hör meinen Herzschlag, spür, wie sich meine Lungen füllen!“, erwiderte er hastig. Er wollte es unbedingt glauben. Fred trat neugierig an ihn heran und berührte zaghaft seine Schulter mit den Finger. „Er fühlt sich warm an, nicht so kalt wie sonst, richtig lebendiges Fleisch. Sieh dir nur diese feste, junge Haut an.“
“Du machst mich hungrig“, scherzte Gunn und leckte sich spielerisch die Lippen. Der menschliche Angel blieb gelassen, als auch Gunn näher trat, um das Phänomen mit eigenen Augen zu sehen. Kleine, bläuliche Adern taten sich bei genauerem Hinsehen unter Haut hervor, die bei ihm für gewöhnlich nicht zu sehen waren, da er keine Durchblutung hatte, tot war.
„Dein Arm sieht übel aus“, stellte Wesley lediglich fest. Angel betrachtete die Wunde, die er im Kampf mit dem Orias davongetragen hatte. Sie war noch nicht verheilt, ein weiterer Beweis für seine Sterblichkeit. Es hatte sich ein verkrustet Rand bebildet. Das getrocknete Blut klebte an seiner Haut so wie Dreck und Schmutz. „Das muss gereinigt werden, sonst entzündet sich es sich“, meinte der Engländer pragmatisch und fügte gleich noch zweifelnd hin: „ – besonders wenn du wirklich ein Mensch bist.“ Er ließ die drei stehen und ging ins Bad, stolperte über den Teppich, der immer noch wild gewickelt am Boden lag und holte Verbandszeug. Wes deutete ihm mit einer Handbewegung, sich hinzusetzen, damit er die Wunde versorgen konnte, während sich Gunn und Fred über Angels Menschlichkeit einige Mutmaßungen aufstellen. „Wir sollten dir Prophezeiung noch einmal genau studieren“, schlug die junge Frau vor, die sich ebenfalls gesetzt hatte. „Vielleicht haben wir den Zeitpunkt übersehen. Oder es gibt noch eine weitere Schriftrolle zu dem Thema, die mehr Auskunft gibt. Wolfram & Hart haben mehr Möglichkeiten als wir damals. Da könnte sich aus der Übersetzung noch was rausholen lassen.“
Wesley sah sie leicht beleidigt an. Sie konnte nicht in ein paar Sätzen seine Kompetenz so einfach in Frage stellen. Er befestigte den Verband gewissenhaft. „Die Übersetzer der Firma sind auch nicht besser als ich.“, verkündete er. „Ich wurde jahrelang dafür ausgebildet und ich darf mit Recht behaupten, dass jeder Wächter äußerst gewissenhaft und ordentlich arbeitet. Wenn der Rat für etwas bekannt ist, dann dass diese langweiligen Engländer stets Bücher wälzten.“
„Tut mir leid, Wes, ich wollte dich nicht angreifen.“ Fred sah ihn pikiert an.
Der Schwarze ging zwischen die beiden und hob vermittelnd die Arme. „Ruhig Blut, English. Ich denke, wir sollten es trotzdem noch mal versuchen, nur zur Sicherheit. Man weiß ja nie, was sich noch ergeben könnte, außerdem haben wir uns lange nicht mehr mit dem Shanshu beschäftigt.“
Wesley nickte zustimmend und Fred rutschte von der Kante. Angel, der alles schweigend angehört hatte, erhob sich. „Freunde, vergesst das Ganze. Ich bin ein Mensch. Bücher wälzen und uns verzetteln können wir uns später immer noch. Ich möchte etwas mit euch machen. Wie wäre es, wenn ich euch alle zum Essen einlade?“ Alle Augen waren auf ihn gerichtet.
„Sei vernünftig, Angel! Vielleicht ist das hier alles eine perfekte Illusion von dem Orias-Dämon und kaum, dass du vor die Tür gehst, verbrennst du zu einem Häufchen Asche.“, bremste Wesley ihn. „Wesley hat recht“, stimmte Fred ihm diesmal zu und sah ihn beipflichtend an.
„Machen wir einen Test“, meinte Angel und ging zum Wohnzimmerfenster. Vorsichtig zog er die schwere Gardine zurück und öffnete das Fenster. Gebannt starrten ihn seine Freunde an. Er zögerte. Angst durchflutete sein Herz, das plötzlich schneller schlug. Vorsichtig streckte er die Fingerspitzen aus dem Schatten, die Fingergelenke folgten, schließlich die Hand. Nichts passierte und er konnte spüren, wie ihm der sprichwörtliche Stein vom Herzen fiel. Ein kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er sich zu ihnen umdrehte.
„Du solltest trotzdem die Mächte der Ewigkeit aufsuchen, sie wissen am besten, wenn das hier alles mit rechten Dingen zugeht.“ Wesley fühlte sich allmählich wie ein Spielverderber, aber man konnte nie sicher genug sein. „In Ordnung.“ Angel nickte. „Ich fahre zu den Mächten und danach treffen wir uns alle im Caritas, ich will nicht, dass Wolfram&Hart sofort Wind davon bekommen – nur für den Fall, dass ich wirklich lebendig bin.“
Er sah Wes an.

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Velence
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New PostErstellt: 04.03.05, 08:10  Betreff: Re: Die schwache menschliche Natur  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

1.3

Gutgelaunt spazierte das A-Team durch die große Eingangshalle. Angel hatte die Fahrt vom Caritas zur Kanzlei genossen. Er hatte die letzten Strahlen der Sonne auf seiner Haut und in seinem Gesicht gespürt, während lauer Wind die Menschen im Fahrzeug umwehte. Er hatte den Herbst riechen können, als sie am Park vorbeifuhren, mal abgesehen von dem Smok. Die Blätter hatten begonnen, sich zu färben. Und er hatte den dramatischen Sonnenuntergang, der mit den schönsten Farben auftrumpfte, gesehen.
Lorne war ebenfalls mit von der Partie, denn gemeinsam wollten sie noch einmal genau die Shanshu-Prophezeiung analysieren, auch wenn Angel das nicht mehr für nötig hielt. Er war allein zur Poststelle gefahren, unter der sich die Mächte der Ewigkeiten in Erscheinung traten. Er hatte an Buffy gedacht, an den bittersüßen Tag, als er ein Mensch war. Angel konnte sich als einziger daran erinnern. Auch wenn er nicht mehr das gleiche für Buffy empfand, löste es doch in dem Moment ein wehmütiges Gefühl in ihm aus. Kurz hatte er nervös den Obolus, den er für sie mitgebracht hatte, in seiner Hand gedrückt. Irgendwo in seinem Hinterkopf waren Zweifel und Angst gewesen, aber die Mächte hatten ihn von diesen Sorgen befreit und ihm, wie sonst auch immer, in Rätseln mitgeteilt, dass seine Richtigkeit habe mit seiner Menschlichkeit.
Jetzt musste Angel nur noch versuchen, ohne seine vampirischen Fähigkeiten auszukommen.

Das Team schlurfte entspannt in den kleinen Konferenzraum und jeder suchte sich seinen angestammten Platz, während Wesley nach der Schrift suchte. Der Schwarze stand noch im Rahmen und winkte seinen Freunden ‚Auf Wiedersehen’ und verschwand, um seine Schicht bei der Sicherheit zu beginnen. Gesättigt lehnte sich Lorne im Ledersessel zurück. Angel hatte, wie versprochen, seine Freunde zum Essen eingeladen. Er selbst hatte erst vorsichtig probiert und schließlich den Genuss daran wiederentdeckt. Sein Bauch zumindest sagte ihm, dass er reichlich zu sich genommen hatte. Er legte seine Hand darauf und sank dann gemütlich in die Polster.
„Da seid ihr ja endlich!“ Spike kam durch die Wand in den Raum und stemmte als erstes seine Hände in die Hüften. „Wisst ihr eigentlich, wie lange ich schon auf euch warte? Ich hänge bei diesen lahmen Anwälten langweile mich zu Tode! Ich kann nicht mal ungesehen, auf die Damentoilette gehen. Was für ein Geist bin ich überhaupt, wenn nicht wirklich unsichtbar bin? Und wieso klebe ich an dieser beschissenen Kanzlei? Ich bin noch nicht mal hier gestorben, noch habe ich irgendwas mit denen zu tun!“ Der Vampir machte eine wegwerfende Geste, während sein Sire die Augen verdrehte.
Als der ehemalige Wächter mit dem Schriftstück zu ihnen kam und es auf dem Tisch ausbreitete, eilte Fred zu ihm und beugte sich darüber. Sie murmelte etwas, wobei ihr Zeigefinger mit Abstand über das Papier glitt. Wesley hatte vorsorglich auch noch seine alten Notizen mit seinen Übersetzungen und einige wichtige Lexika mitgebracht. Lorne schaute den beiden über die Schulter. Der Leiter einer Dämonen-Karaokebar kannte einige Sprachen und konnte möglicherweise neue Erkenntnisse bringen. „Außerdem erschreckt sich niemand vor!“, murrte der Blonde und gesellte sich aus Neugierde zu den anderen. Angel hatte sich auch aufgerafft und stand nun am anderen Ende des Tisches und beobachtete sie. Innerlich hoffte er, dass sie nichts neues fanden und sich sein Menschsein erneut bestätigte. Rhythmisch tippte er mit den Fingern auf die Tischplatte. Es machte ihn hilflos, einfach nur zusehen zu müssen, ohne wirklich etwas tun zu können. Er machte eine Runde um den Tisch und wisperte zu Lorne, ob sie was gefunden hätten. „Drängeln bringt nichts, Engelchen“, antwortete der grüne Dämon ruhig und sah ihn gütig lächelnd an. „Kann ich irgendetwas helfen?“, fragte er.
„Was ist los? Worum geht’s hier?“, fragte Spike dazwischen, der sich ignoriert fühlte und beugte sich weiter über die Notizen und die Prophezeiung. „Warte, warte mal! Diese Prophezeiung.“
„Wenn du wirklich willst,“ sagte Fred und drehte sich zu Angel um. Sie kräuselte ihre Nase zweifelnd, was er süß fand. „Du kannst das Lexikon nehmen und wenn wir etwas wissen wollen, könntest du es nachsehen.“ Sie gab ihm einen alten, schweren Wälzer. „Aber das ist sicher langweilig für dich“, kommentierte sie die Übergabe. „Nur eine undankbare Botenrolle, nichts für dich...“ Angel schüttelte energisch den Kopf, er wollte diese Beschäftigung. Sein Childe ging auf ihn zu und machte eine Runde um ihn herum, blickte ihn skeptisch an und legte schließlich den Kopf schief, als er direkt vor ihm stand. „Du bist ein Mensch! Das Shanshu-Ding, dabei geht es um dich. Ich habe es gleich gerochen“, lachte Spike. „Noch lauter, Spike, ich glaube, die Archivare im Keller haben es noch nicht gehört“, zischte Angel. „Ich möchte, dass niemand davon erfährt, solange wie möglich. Es bleibt unter uns. Hast du gehört?“ „Bla bla“, erwiderte Spike und wandte sich an. Sein Sire packte ihn an der Schulter und wirbelte ihn zu sich herum. „Ich bin dein Sire.“ „Schon gut“, grummelte er und wand sich heraus. „Wieso erfüllt sich die Vorhersage ausgerechnet für den Idioten? Als ob der wüsste, wie man das Leben genießt? Wenn einer das verdient hätte, dann ich. Ich habe die Welt gerettet....“ Der Geist redete mit niemandem bestimmtes, sorgte aber mit seiner Lautstärke dafür, dass jeder ihn hörte. Doch die anderen waren mit der Übersetzung beschäftigt, lediglich Angel bedachte ihn mit einem grimmigen Blick, der sich in Spikes Rücken bohrte. Dieser verschwand durch die Wand, durch die er gekommen war. Angel setzte sich wieder in den Sessel. Ohne Lust blätterte er in dem bebilderten Lexikon und blieb hier und da an einigen Skizzen von Dämonen und Ähnlichem hängen. Ein paar Mal wurde er um Auskunft gebeten, doch die meiste Zeit hatte er nichts zu tun und sackte immer tiefer ins Leder, bis er sich nicht mehr vor dem Wegdösen retten konnte und einschlief.

Noch schläfrig erwachte Angel. Er räkelte und streckte sich langsam unter seiner Decke. Irritiert stellte er fest, dass in seinem Bett lag, als er die Augen öffnete. War er so müde gewesen, dass er die Heimfahrt nicht richtig wahrgenommen hatte? Da entdeckte er Wesley, der an die linke Seite seines Bettes trat. Der Vampir stützte sich auf und wollte in eine aufrechte Position rutschen, als ihn ein heftiger Schmerz durchfuhr. Der Engländer machte mit der flachen Hand ein paar Mal eine Bewegung nach unten: „Bleib ganz ruhig liegen, dann tut es nicht so weh.“ Er blickte ihn besorgt an.
Angel biss sich auf die Zähne und lokalisierte die Quelle seiner Schmerzen. Sein linker Arm sah übel aus, die Wunde, die ihm der Orias beigebracht hatte, hatte sich vertieft, während die Wundränder schwarz geworden waren. Außerdem hatte er sie kleiner in Erinnerung. Verwirrt sah er zu Wesley hinüber, der sich auf die Bettkante gesetzt hatte. Mit beiden Händen umklammerte er einen Becher. Er versuchte, einen aufmunternden Blick aufzusetzen, was ihm schlecht gelang und eher zerknirscht wirkte. „Wie geht es dir, Angel?“ Seinen Namen benutzte er nur, wenn es ernst war. Er bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.
„Ich lebe noch“, lächelte er. „Für dich.“ Wes reichte ihm die warme Tasse, die Angel dankbar annahm und mit gierigen Schlucken hinunterschlang. Zu seinen eigenen Entsetzen musste er feststellen, dass er Blut getrunken hatte. Eine Schicht der dicklichen Flüssigkeit sammelte sich auf dem Boden. Er blinzelte von der Tasse zu Wes und zurück. Er hatte gedacht, er würde Blut als Mensch verabscheuen, aber nichts dergleichen, er trank es wie eh und je. „Blut?“, fragte er und hielt ihm das Gefäß entgegen. „Willst du noch etwas? Ich kann dir schnell etwas warm machen!“, erklärte der Wächter sofort und war schon halb aufgesprungen, als ihn Angel zurückrief.
„Was ist passiert?“ Der Vampir sah ihn ernst an. „Ich kann mich nicht erinnern, wie ich hierher gekommen bin.“ „Der Orias-Dämon hat dich infiziert. Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, wie es sich bei Vampiren äußern würde. Menschen sterben für gewöhnlich sehr schnell. Er raubt ihnen ihre Kräfte, ohne dass er wirklich viel dazu beigetragen hätte. Eine Berührung mit dem Blut seines Opfers reicht, dann muss er nur noch abwarten.“ Wesley schüttelte bei dieser Machtlosigkeit den Kopf.
Angel hätte den Dämon lieber gestern als heute erwischt: „Wir müssen ihn sofort aufhalten. Hat Lorne sich schon gemeldet, weiß er etwas? Wo können wir ihn finden? Wenn er in LA wildert, muss er hier auch irgendwo sein Versteck haben.“ Die wichtigste Frage allerdings blieb unausgesprochen auf seiner Zunge liegen: Was wird aus mir? Werde ich sterben? Angel rappelte sich trotz Schmerzen auf. Der andere Mann drängte ihn wieder zurück, indem er die Hand nach ihm ausstreckte. Er schob sich ein Stückchen näher ran. „Bleib liegen, Angel, so ist es besser. Nein, Lorne hat sich noch nicht gemeldet. Fred kommt gleich vorbei. Wir gehen noch einmal auf Patrouille, aber ich zweifle daran, dass wir ihn heute noch finden, der Orias hat sich längst zurückgezogen.“
Der Engländer legte seine Hand auf Angels Bein, das er unter der Decke fühlte. „Pass auf, du bleibst hier liegen, lass uns die Arbeit machen. Wir schaffen das.“, sagte er zuversichtlich. „Und jetzt entspann dich und lass mich dir etwas erzählen.“
„Du erinnerst dich sicher an den Tag, als ich dich aus deinem Wassergrab befreit habe. Ich weiß noch, wie du vor mir standst, schweigend, mit großen Augen, pitschnass und ausgemergelt. Ich habe dir mein Blut angeboten – ich hätte natürlich im Voraus daran denken müssen, dass du sicher sehr hungrig bist“, lachte Wesley kurz. „Aber es hat mir nichts ausgemacht... Doch es hat mir was ausgemacht, aber nicht, was du denken magst. Den kleinen Stich deiner Eckzähne habe ich kaum mitbekommen, nur das kräftige Saugen, das Blut, das ich verlor, das hat an meinem Kreislauf gezehrt. In deiner nassen Kleidung hast du mich umklammert, mit festen Griff an dich gezogen, während ich immer schwächer wurde. Ich habe dich meinerseits umarmt. Ich war so froh, dich endlich wieder zusehen und dazu noch am Leben. Ich hätte nicht glücklicher sein können. Ich konnte dich spüren, du warst wirklich da. Deinen harten, kalten Körper, dich, ganz real. Und ich glaube du konntest mich auch spüren.“ Diesmal war das Lachen leise, verlegen. Wesley schaute weg.
„Meine Erektion rieb sich an deinem Oberschenkel. Es ist mir peinlich, aber ich hätte mich nicht großartiger fühlen können. Oh Gott. Wie viel hast du mitbekommen? Ich hoffe, ich glaube, nichts.“
Angel studierte sein Gesicht überrascht wie amüsiert von der Seite. „Warum erzählst du mir das?“
„Von so was lassen sich Männer ablenken!“ Wesley sah sein Gesicht schemenhaft in der Dunkelheit. Zum Glück konnte er nicht mehr sehen, dann sonst wäre es ihm nicht gelungen, den Blick auf ihn zu richten, ohne rot zu werden.
„Wegen dem Arm?“, fragte Angel nach. Der Engländer nickte. „Ich bin auch nur ein Mann. Und ich dachte mir, das funktioniert hundertprozentig. Aber du hast recht, es war dumm von mir.“, wiegelte er ab.

„Angel?“, rief eine Stimme. „Angel? Aufwachen.“ Der Angesprochene blinzelte. Eine Hand tätschelte seinen linken Arm. „Es ist schon spät“, sagte Lorne. Er ließ ihn los und hielt den Arm in die Höhe, damit das Hemd zurückrutschte und er mit dem Finger auf das Glas, das die Zeiger schützte zu zeigen. „Bin ich eingeschlafen?“, meinte Angel verwirrt und setzte sich aufrecht im Sessel hin. Seine eine Gesichtshälfte hatte das geknautschte Muster des Kissens übernommen. „Wir haben dich schlafen lassen. Das war ein aufregender Tag für dich. Die Arbeit ging auch so gut von der Hand. Ich war eine exzellenter Helfer.“ Er lächelte ihn herzlich an. „Auch wenn wir keine neuen Erkenntnisse gewonnen haben. Spike ist noch mal reingeschneit, aber Fred hat mit ihm geredet. Sie hat ein Händchen für ihm. Ich wollte dich nur wecken, ich mache mich jetzt auf den Heimweg, die anderen sind schon los.“
„In Ordnung.“, erklärte Angel. Er stand auf und streckte seine Arme in voller Länge nach oben. Ein Tag als Mensch konnte anstrengend sein, obwohl er nicht viel gemacht hatte, fühlte er sich ausgelaugt. Er musste sich wohl erst daran gewöhnen und seine Kräfte demnächst einteilen lernen. Vielleicht war das heute aber auch schlicht die Aufregung. „Soll ich dich mitnehmen?“
Der grüne Dämon sah ihn erfreut an. „Ich liebe es, chauffiert zu werden, besonders von dir, Engelchen.“ Während beide über den Flur gingen, nahm Angel das Gespräch auf und erzählte ihn von seinem Traum, wobei er den letzten Teil wegließ: „Es war so real, der Schmerz war böse, ging richtig durch Mark und Bein. Meine Angst, der Schmerz, einfach alles fühlte sich so echt an in dem Traum.“
Lorne war schon dabei, den Traum zu erforschen und stellte eine interessante Theorie auf. „In dem Traum hat der Dämon dich infizieren können, du kämpfst mit dem Tod, oder zumindest stellt sich die Frage, ob du sterben könntest. Könnte das nicht einfach deine Angst vor der Sterblichkeit sein? Jeder Mensch muss sich damit auseinandersetzen, dass sein Leben irgendwann zu Ende ist. Vielleicht drückt dein Unbewusstsein deine Angst und deine Zweifel damit aus. Und du gehörst nun nicht mehr zu dem Club der Unsterblichen, Herzchen.“ Geduldig wartete er auf Angels Antwort. Dieser schien in Gedanken versunken.
„Ja, du könntest recht haben“, murmelte er.

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silverbird
blutjunger Vampir


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New PostErstellt: 05.03.05, 00:12  Betreff: Re: Die schwache menschliche Natur  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Ich hoffe doch sehr, dass sich Angels Traum nicht bewahrheitet und er schwer verletzt wird, sodass er stirbt??
Bitte schreib recht bald weiter, die Story ist wirklich interessant und sehr gut geschrieben.
Bis zum nächsten Teil.
Lg. silver




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Velence
loving Lindsey


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New PostErstellt: 15.03.05, 20:42  Betreff: Re: Die schwache menschliche Natur  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

1.4

Wieder dieser Traum.
Angel erwachte in seinem Bett, Fred an seiner Seite, nicht, wo Wesley gesessen hatte, sondern auf den anderen. Sie bedachte ihn mit einem bittersüßen Lächeln, irgendwo zwischen Leid und Herzensstärkung. Und erneut der Schmerz in seinem Arm, der in von innen zu zerfressen schien. Die Wunde sah erschreckend groß und abstoßend aus. Angst hatte sich in ihm breit gemacht. Panisch fasste sich Angel an die Brust, in der kein Herz schlug und schaute sie verzweifelt an.
Fred legte ihre Hand auf ihre Brust und zog das Amulett aus ihrem Ausschnitt. „Ich habe dir jemanden mitgebracht“, sagte sie mit ihrer zarten Stimme. Erst jetzt hatte er Spike bemerkt, der Geist, der durch das Schmuckstück an ihn und die Kanzlei gebunden war. Er stand mit verschränkten Armen am Ende des Bettes. Seine Miene war starr, sein Blick undurchdringlich. Ein eiskalter Schauer rann Angel über den Rücken, instinktiv wusste er die Pose seines Childes zu deuten.
„Wesley und ich müssen gleich los. Lornes Informant hat ihm einen Hinweis gegeben, wo wir den Orias-Dämon finden können.“
Fred hatte seine Aufmerksamkeit wieder eingefangen. Er sah in ihre Augen, in der Dunkelheit konnte er ihre Farbe nicht erkennen. Kein Licht, nur Schwärze. Aber ihre Stimme war wie ein warmer Schleier, der ihn beruhigend einhüllte. Er versuchte, sich ganz auf sie und ihre Stimme zu konzentrieren, doch aus den Augenwinkeln erblickte er immer wieder Spike. „Wir sind bald zurück und dann bist du wieder fit. Du wirst es schon sehen. Wir werden den Dämon für dich erledigen“, sprach sie ihm aufmunternd zu und ergriff seine Hand. „Bis dahin wird dich Spike ein wenig unterhalten.“ Sie warf einen kurzen Blick hinter sich. Der Vampir erwiderte nichts. „Ihr habt euch bestimmt einiges zu erzählen.“
„Bei mindestens hundert gemeinsamen Jahren wird sich schon ein Gesprächsthema finden!“ Wenigstens hatte er seinen Sarkasmus nicht verloren. Er ließ die Arme fallen, um mit der rechten in seiner Jackentasche nach Zigaretten zu kramen, ehe ihm einfiel, dass er nicht mehr rauchen konnte. Verdammtes Geistdasein, fluchte er innerlich und seufzte.
Die junge Frau stand auf und verabschiedete sich mit einer Geste bei dem Blonden. Als sie fort war, spazierte Spike zu seinem Sire ans Kopfende. „So, nun ist deine Zeit also gekommen und ich bin der Narr, der dir die letzte Beichte abnehmen soll. Glaubst du das, Peaches? Hast du Angst? Willst du mir etwas beichten? Vielleicht ist’s deine letzte Chance.“

Es schnürte ihm die Luft ab, heftig atmend saß er auf der Bett, den Kopf auf die Handflächen gestützt. Auch jetzt spürte er noch die Todesangst, die ihn befallen hatte, aber er hörte sein Herz, den kräftig pumpenden Schlag eines aufgeregten Gemüts, was ihn ein wenig beruhigte. Dennoch war der Traum so real gewesen, dass es ihm Furcht einflössen musste. Er hatte den Stoff der Decke gefühlt, sein eigenes schwaches Schwanken, den stechenden Schmerz. Er hatte die muffige Luft gerochen. Und Fred und Spike. Er hatte beide gesehen. Und ihre Gesichter, ihre Minen, die Böses ahnen ließen, hatten ihn tief beunruhigt. Auch jetzt spukten sie vor seinem inneren Auge an ihm vorüber und flüsterten im fürsorglichen Ton dem Dahinsiechenden zu. Seine Kehle war kratzig. Angel leckte sie über die trockenen Lippen und schleppte sich zum Wasserhahn. Er musste sich Lebensmittel kaufen, dachte er flüchtig, ehe er sich seitlich unter den fließenden Strom hängte und mit großen Schlucken trank. Danach schaufelte er sich das kühle Nass mit vollen Händen ins Gesicht.
Einatmen. Ausatmen.
Angel schaute sich um. Alles war in kühles Blau getaucht. Der Penthouse war hübsch, aufgeräumt, schlicht in seiner Schönheit. Die Isolierung war perfekt. Es gelangten kaum Geräusche von draußen nach drinnen, Verkehrslärm war nur in weiter Ferne zu hören. Er betrachtete das Mobiliar, dass er sich dank Wolfram&Hart leisten konnte.
Und in dem Moment wünschte er sich, nicht allein zu sein.

Die Aufzugtür schloss sich hinter ihm. Angel war vor der Fensterfront auf dem Flur stehen geblieben und zupfte an seinem dunkelroten Hemd herum. In diesem unbeobachteten Moment, wo niemand in der Nähe stand, rückte und schob er das Stück Stoff an die richtigen Stellen, machte hier und da etwas Luft, bis es gut saß. Er besah sich im Fensterglas, in dem er sich selbst schwach spiegelte. Er machte sich an dem obersten Knopf zu schaffen, überlegte, ob er vielleicht öffnete oder besser zu ließ.
„Neues Hemd?“ Der Vampir zuckte verschreckt zusammen und drehte sich um. Hinter ihm stand Fred und lächelte. Sie hatte ihn bei seiner eitlen Selbstbegutachtung erwischt. „Steht dir sehr gut“, schmeichelte sie dem immer noch leicht verdatterten Angel.
„Danke“, murmelte Angel. „Ich habe es vorhin gekauft.“
Die junge Frau strich eine Falte im Hemd auf seiner Brust glatt und zwinkerte ihn wissend zu. „Wer ist sie?“, fragte Fred neugierig und blinzelte ihn mit ihren rehbraunen Augen an.
„Was?“
„Angel, ich kenne dich. Du hast dir allein neues Hemd gekauft, dazu noch so ein edles Teil. Nicht gerade billig, wo du doch sonst eher geizig bist. Außerdem gehst du für dein Unleben ungern shoppen. Und - ich durfte dich eben dabei beobachten, wie du dich ordentlich zurecht gemacht hast. Das machst du gewöhnlich nur, wenn du eine Frau beeindrucken willst – was nicht sehr oft vorkommt – und deshalb umso verdächtiger ist!“
„Mh“, nuschelte er verlegen.
“Wann lerne ich sie kennen? Oder kenne ich sie schon?“, plapperte Fred weiter, stets neugierig und blinzelte ihm verschwörerisch zu. „Sag schon. Sie ist bestimmt blond. Oder brünett? Auf jeden Fall muss sie angenehm sein, wenn du sie magst.“
„Es ist nichts“, wiegelte Angel ab. „Und wenn, erfährst du es früh genug. Aber jetzt lass uns in den Konferenzraum gehen, die anderen warten bestimmt schon!“ Das glaube ich zwar nicht, wollte Fred ihn unterbrechen, da war er schon losgeeilt. „Vielleicht sollten wir bekannt geben, dass du ein Mensch ist. Früher oder später wird es jedem auffallen. Man sieht dein Ebenbild in allen spiegelnden Flächen, irgendwann musst du auch mal auf die Toilette gehen und du wirst etwas essen....“, schlug Fred vorsichtig vor. „Oder fürchtest du, dass sie deine Autorität untergraben werden? Du hast keine übernatürlichen Kräfte mehr, vielleicht werden die Senior Partner die Chance nutzen, um uns aufs Kreuz zu legen. Andererseits geben deine Kräfte einen großen Ausschlag auf deine Entscheidungen? Ich meine, du bist nicht dümmer als vorher. Sorry.“ Sie sah ihn entschuldigend an.
“Ich weiß nicht, was die Senior Partner oder der Firmenvorstand beschließen werden, aber ich finde, wir sollten es trotzdem so lange wie möglich für uns behalten. Vielleicht ist ein Vorteil für uns, oder es wird einer für sie.“, erklärte Angel ihr beim Gehen.
„Aber,“, protestierte sie sogleich, „was können sie schon machen? Du bist trotzdem...“ Sie wollte gerade ‚Vampir mit Seele’ sagen, bis ihr einfielt, dass er es ja nicht mehr war. „Du bist der Mann in der Prophezeiung. Wer weiß, was für eine Rolle dir nun zugedacht ist. Du bist auf jeden Fall auserwählt, daran gibt es nichts zu rütteln, selbst die Senior Partner nicht, nicht wenn die Mächte der Ewigkeit einen Plan für dich haben. - Und wird die Situation etwas daran ändern, dass du weiterhin deine Buße tust?“ Angel überlegte. Er war an dem Wort Mann hängen geblieben und hatte den Rest nur noch mit halbem Ohr gehört.
Mann.
Kein Vampir.
Kein Fluch.
Kein Eunuch.
Er schüttelte den Kopf, was Fred als Antwort annahm. Eigentlich konnte er nur noch an Wesley denken, seit nichts und alles zwischen ihnen passiert war! Wenn nicht so viel dazwischen gekommen wäre, würde er längst... Ja, was eigentlich? Flirten?
Er hasste Dates, hasste Flirts, das ganze Trara um das Auskundschaften, das gegenseitige Beschnuppern. Warum musst es immer so kompliziert sein? Wenn er sich an sein bisheriges ‚Leben’ zurückdachte, dann hatte er für diese lange Spanne nicht besonders viele Verabredungen. Er versuchte sich zu erinnern, wie es bei Buffy gewesen war und kam auf sein schmähliches Versagen bei Cordelia.
Liam und Angelus hatte damit nie Probleme gehabt. Der Vampir hatte keine Scheu gehabt, zu fragen – falls er überhaupt gefragt hat, da er sich meistens nahm, was er wollte. Oder aber sein Charme ließ ihn von Anfang an alle weiblichen, gelegentlich auch männlichen Herzen zufliegen, dass es ihm ein leichtes Spiel war. Ein richtiger Womanizer.
In dem Fall wünschte sich Angel, ein wenig mehr wie sein Alter Ego zu sein.
Die Besprechung mit dem Vorstand der Kanzlei interessierte ihn herzlich wenig. Die Zeit verstrich schleichend langsam. Zu Beginn hatte Angel ab und zu Wesley angesehen, ganz verstohlen und unauffällig natürlich, doch als dieser das Wort ergriff, um gegen einen Beschluss von Wolfram&Hart zu protestieren, wurde er zurück in die Realität gestoßen. Er riss sich zusammen, um endlich in der Rolle des Chefs aufzugehen und gegen das Gesagte – Budgetstreichungen für Angel Investigations - mit Konzentration vorzugehen. Es war frustrierend wirklich frustrierend...
Nach der Sitzung passte Angel Wesley bei der Kaffeemaschine ab, mit der er sich einen Tee aufgebrüht hatte. Er stand, die Hände wärmend um die Tasse geklammert, gegen die Spüle gelehnt und nippte vorsichtig an der heißen Flüssigkeit.
„Schlecht geschlafen?“, fragte Wesley, blickte auf und sah in Angels Richtung. Dieser nickte. „Du warst schon mal aufmerksamer. Die hätten uns ordentlich über den Tisch ziehen können, aber wir ja noch mal die Kurve gekriegt. Möchtest du auch?“
Angel seufzte schuldbewusst, während sich Wes abwendete und eine zweite Tasse füllte. „Ich kann es immer noch nicht richtig glauben, dass ich wirklich ein Mensch bin, auch wenn ich es fühle. Mit allen Konsequenzen. Ich muss es erst mal verdauen. Ich habe scheinbar mehr Probleme damit, als ich dachte.“ Er erinnerte sich an den Alptraum von heute morgen.
„Es ist bestimmt nicht einfach, wenn man so lange tot, untot war“, meinte Wesley aufmunternd und überreichte ihm den Tee, von dem der andere einen vorsichtigen Schluck nahm. Das Gebräu hatte inzwischen eine trinkbare Temperatur erreicht. „Du solltest nicht so viel zweifeln. Nimm, was dir geschenkt wurde.“
„Ja“, sagte Angel bedeutungsvoll und schaute ihm ein wenig zu tief in die Augen, dass der Engländer verlegen zu Seite blickte und sich räusperte: „Wie schmeckt dir der Grüne Tee?“ Angel überlegte, was nächstes cleveres sagen konnte, dass auch nur andeutungsweise ans Flirten herankam. „Ja, sehr gut. Hast du ihn aus dem Teeladen auf dem Sunrise Boulevard?“ Sehr intelligent, toll gemacht, Angel, wollte er sich gerade loben, als er Wesleys Antwort hörte: „Aus dem Wal Mart, drei Straßen von hier.“
Seine Lippen kräuselten sich, er verzog die Mundwinkel. Stille trat ein. Er sah aus dem Fenster in der Ecke. Die späte Nachmittagssonne schien direkt in diesen kleinen, sonst abgestanden wirkenden Raum, und ließ ihn freundlicher erscheinen. Plötzlich verbesserte sich Angels Laune schlagartig. „Wollen wir nicht in den Park gehen? Das Wetter ist so schön. Es steht doch nichts mehr an?“ Der Engländer blinzelte ihn überrascht durch seine Brillengläser an, stimmte aber zu. „Vor Sonnenuntergang wird uns niemand vermissen.“

Die beiden spazierten schweigend nebeneinander auf einem der Sandwege, die durch den Park nahe Wesleys Wohnung führten. Das Wetter war ideal, nicht zu heiß, aber auch noch nicht wirklich kalt, der Winter lag noch in weiter Ferne. Einige Kinder warfen sich eine Frisbeescheibe zu, ihnen kamen Jogger, Mütter mit Kinderwagen und Teenies mit einem Hund entgegen.
„Tolles Wetter“, stellte der Engländer fest, nur um diese unerträgliche Stille zu brechen.
„Ja, wunderbar“, bestätigte Angel und blieb stehen, schloss die Augen und genoss die warme Sonne auf seiner Haut. Er atmete einmal kräftig ein. Es roch nach Laub, bald würden alle Blätter von den Bäumen fallen.
Wes war auch stehen geblieben und starrte ihn von der Seite an. Er sah zufrieden aus. Seine Gesichtszüge waren ungewöhnlich weich, keine Anspannung war sichtbar, keine Sorgenfalten, die sich bei seinen Grübeleien sonst immer über seine Stirn, sein ganzes Gesicht legten. Er wirkte glücklich, um nicht zu sagen attraktiv, durch diese gelassene Ausstrahlung. Dann öffnete Angel seine Augen und der Zauber war verflogen. Wesley schaute weg. Ein Mädchen hatte die Frisbee in ein Gebüsch geworfen und lief hinein. Angel folgte seinem Blick. Das Mädchen kam gerade wieder mit der Scheibe heraus.
„Komm mit!“ Angel machte ein paar große Schritte und drehte sich zu seine Begleiter um. Er sah ihn geheimnisvoll an und streckte die Hand nach ihm aus. „Komm.“ Er dachte kurz daran, Wes bei der Hand zu packen, ließ es und marschierte voraus, in der Hoffnung, sei Freund würde ihm folgen. Dieser runzelte die Stirn und eilte hinterher. Sie schlugen sich durch die Büsche. Angel wandte sich um, Wes war hinter ihm. „Was hast du vor?“ Er lächelte. Sie kamen an einen von Bäumen und Gebüsch umringten Ort. Eine Art Lichtung, wo niemand anderes war.
Angel zog seinen Mantel aus, legte ihn in der Sonne aufs Grass und setzte sich darauf. „Setz dich zu mir.“ Wes runzelte die Stirn, aber kam dem nach. Angel streckte sich auf dem Leder aus, ebenso Wes. Beide schauten in die blauen Himmel mit weißen Wolken, die vorüberzogen. „Die Wolke sieht aus wie der Ethion“, murmelte der ehemalige Wächter. „Der Dämon, den wir letzte Woche in die Urne verbannt haben.“
„Mhm.“ Der einstige Vampir döste vor sich hin. Wolkenbeobachten und herumliegen macht verdammt schläfrig.
Die Schatten wurden länger und krochen über ihre Körper. Langsam wurde es kühler. Irgendwann wachte Wes auf. Seine Armbanduhr sagte ihm, dass die Stunden nur so dahingeflossen waren. Er rutschte auf die Knie. beugte sich über Angel und schüttelte ihn seiner Schulter.
Angel blinzelte. Ein schöner Traum, lächelte er süßlich.
„Wir sollten aufbrechen“, sagte der Traum und zeigte ihm sein Handgelenk, das er ignorierte.
Er wartete auf die Fortsetzung. „Angel“, rief der Traum mahnend. Er kniff seine Augen zusammen. „Angel!“ Wesley wurde allmählich wütend. Er richtete sich auf und stemmte die Hände in die Hüfte.
„Okay“, grummelte Angel und nahm die Hand, die ihm hingehalten wurde.
„Verschwinden wir von hier.“

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Velence
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New PostErstellt: 25.03.05, 17:47  Betreff: Re: Die schwache menschliche Natur  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

1.5

„Angel liebt Wesley, Angel liebt Wesley...“, erschallte ein Singsang wie ein neckender Kinderreim hinter Angel, der zusammenzuckte.
Er sah über seine rechte Schulter. „Schleich dich nie wieder so!“, knurrte er erbost. Spike lachte belustigt. Er hatte seinen Sire ertappt, was dieser natürlich überspielen wollte, aber das mit Bleistift gezeichnete Bild auf dem Schreibtisch sprach Bände. Er hatte den Engländer nicht schlecht getroffen.
„Was zur Hölle machst du hier? Verschwinde! Ich habe noch zu tun“, ermahnte Angel ihn, doch der Blonde tänzelte um den Tisch herum und grinste. „Du hast zu tun? Sieht sehr wichtig aus. Und ich störe? Bei deinen kleinen Phantasien von Wesley? Oh wie schmutzig von dir.“
„Noch ein Wort und du bist tot!“, schrie Angel, Raus!“ Er zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Tür.
„Erstens: Ich bin schon tot. Zweitens: Oder was?“, fragte Spike keck nach.
„Ich bin immer noch dein Sire!“
„Ich bin immer noch dein... du kannst mich mal! Die Tour kenne ich zu genüge, du kannst mir gar nichts. Was willst du gegen einen Geist ausrichten? Ihn verprügeln?“
Angel war aufgesprungen und auf ihn zugegangen. „Ich könnte ihn in die Hölle schicken. Wozu gibt es die Advokaten des Teufels? Wolfram&Hart haben bestimmt auch etwas für dich in der Trickkiste“, erwiderte er gehässig.
„Ich habe nur die Wahrheit gesagt“, zuckte er mit den Schulter und ging an ihm vorbei. Er hob den Skizzenblock hoch und wedelte damit von Angels Nase herum. „Es ist so offensichtlich. Ich hätte noch nicht einmal dieses Bild sehen müssen, um Bescheid zu wissen.“
„Halt die Klappe! Hau ab!“, keifte Angel. „Das geht dich nichts an.“ Er hielt ihm drohend die Faust entgegen.
„Kannst du dich nicht entscheiden: Soll ich den Mund halten oder gehen? Was würde ich jetzt dafür geben, dir einen richtig schönen Schlag mitten in deine Fresse zu verpassen!“, lachte Spike. Er hüpfte ein paar Mal wie ein Boxer beim Aufwärmen auf und ab und schlug ins Leere. Angel atmete tief ein. Er musste sich wirklich zusammennehmen, denn eigentlich hätte er sich nur zu gerne mit seinem aufsässigen Childe geprügelt. Stattdessen verdrehte er genervt die Augen und ließ sich, die Luft ausprustend, auf die Coach fallen.
„Was ist? Du gibst schon auf?“, fragte Spike, nachdem er das Schattenboxen beendet hatte. „Früher hattest du mal mehr Durchhaltevermögen.“
„Wenn ich könnte...“ Angel machte eine lasche Bewegung mit der Faust.
Spike schnaubte. Er schlenderte auf ihn zu und sah ihn an. „Du siehst scheiße aus.“ Er ließ sich neben Angel auf die Polster fallen. Dieser blinzelte ihn an. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen – ein Nachteil, wenn man nicht mehr untot und der Körper nicht mehr für die Ewigkeit konserviert ist. Die Nacht war lang gewesen. Als Wes und er wieder in der Kanzlei waren, brachen sie gleich zu ihren ersten Fall auf, auf den noch weitere folgen sollten. Angel hatte ordentlich mit einer Vampirbande zu kämpfen. Sein Schwert erschien ihn schwerer als zuvor und seine sonst so geschmeidigen Bewegungen wirkten weniger grazil. Danach war er in sein Büro gegangen und hatte die letzten Nachtstunden verbracht. Weil er nicht schlafen wollte. Fürchtete, erneut einen Alptraum zu haben.
Angel sah ihn an. „Danke.“ Er lächelte müde. „Du bist noch genauso nervig wie vor hundert Jahren, du nerviges Childe“, erklärte er.
„Wie vor einhundertvierundzwanzig Jahren!“, korrigierte ihn Spike und ließ sich in die Coach sinken, während er seine Arme hinter dem Kopf verschränkte. „Du und ich.“
„Jap.“
„Spike und Angel.“
„Das Duo schlechthin“, murmelte Angel amüsiert. „Der Esel nennt sich übrigens immer als erstes.“
Spike überhörte die letzte Bemerkung „Vielleicht sollten wir zusammen singen.“, überlegte er laut, „okay, besser nicht, da nur einer von uns singen kann und ich möchte nicht prahlen...“
„Nicht?“, köderte Angel ihn.
„Ich singe wesentlich besser als du. Und dichten kann ich sowieso.“
„Stimmt.“
„Stimmt? Seit wann sind wir einer Meinung?“, fragte er irritiert. Er stützte sich auf seine Faust, dessen Arm auf seinem Bein ruhte und schaute ihn von der Seite an.
„Keine Ahnung, muss ein Irrtum sein“, sagte Angel beiläufig, während er aufstand und ihm den Rücken zeigte. Spike musste nicht unbedingt wissen, dass er ihn nicht so sehr hasste, wahrscheinlich sogar relativ gut mit ihm auskam. Zur Sicherheit setzte er noch hinterher: „Du musst dich verhört haben. Wir sind sicher nie einer Meinung.“ Er wandte sich ihm wieder zu.
Spike entdeckte das kurze Zucken seiner Mundwinkel. „Wenn du es sagst.“
Angel runzelte überrascht die Stirn, dass sein Childe nicht dagegen argumentierte, wo er doch praktisch zugegeben hatte, dass Williams Gesang und Gedichte mochte.
„Wenn du nichts zu tun hast – nichts wichtiges“, Spike nickte mit frechem Grinsen Richtung Schreibtisch, wo das Bild lag. Angel grummelte böse. „Könntest du mir einen Gefallen tun.“
Daher wehte der Wind!
„Was willst du, Spike?“, fragte er launisch und stellte sich schon auf eine horrende Forderung des Vampirs ein.
Der Blonde erhob sich, um flehendlich mit großer Geste auf ihn einzureden: „Fleisch und Blut. Haut und Knochen! Oder schick mich in die Hölle, wie du es versprochen hast! Ich halte es nicht mehr aus. Nicht mal rauchen kann ich!“ Spike seufzte laut, um seiner kleinen Ansprache Nachdruck zu verleihen.
„In Ordnung, ich werde sehen, was sich machen lässt“, sagte Angel. „Aber ich mache das nur, damit du endlich nicht mehr an mir hängst wie eine Klette!“
„Mehr will ich auch nicht.“
„Gut.“
„Fein.“

So verbrachte Angel den Vormittag mit der Recherche nach Spikes Fleischwerdung. Damit konnte er sich wenigstens ablenken, auch wenn es nicht gerade förderlich war, zu verhindern, dass er einschlief. Er ging die Verzeichnisse der okkulten Bücher, die Wolfram&Hart besaßen, im Computer durch, ehe er sich in die geheiligten Hallen des riesigen Archivs wagte. Zwischendurch deckte er sich immer wieder Kaffe ein, um nicht doch irgendwann einzunicken.
Gegen Mittag entdeckte Fred ihn zwischen den Regalen am Boden sitzend, umringt von etlichen aufgeschlagenen Büchern. Sie hatte Sandwichs mitgebracht. Gemeinsam setzten sich an einen Tisch und aßen die belegten Brote. Erst jetzt merkte Angel, wie hungrig er eigentlich war. Fred freute sich darüber. Sie hatte ihn selten Blut trinken sehen, weil er es peinlich fand, und dachte, die anderen würden es abstoßend finden. Sie beneidete ihn, um die Erfahrung, alle möglichen Nahrungsmittel und den Genuss daran für sich zu entdecken.
Fred tupfte sich mit einer Serviette die letzten Krümel vom Mund und dann zur Wasserflasche, die sie ebenfalls mitgebracht hatte. „Wir haben schon alles durchsucht und keinen Weg gefunden, Spike wieder zu materialisieren“, erklärte sie und stellte die Flasche auf den Tisch.
„Ich habe es ihm versprochen.“
Angel lehnte sich zurück und starrte vor sich hin.
„Außerdem nervt er mich“, fügte er noch betont hinzu.
„Ich frage mich, warum Spike überhaupt noch lebt – oder wie man diesen Zustand auch nennen will – nach allem, was wir von Giles gehört haben, ist Spike in Sunnydale gegen das Urböse gestorben. Er hat sich geopfert, obwohl er es nicht hätte tun müssen. Es muss einen Grund geben, warum er jetzt hier ist“, spekulierte Fred.
„Vielleicht haben die Mächte einen Plan für ihn.“
„Aber warum ist er denn ein Geist? So kann er doch niemandem helfen.“
„Wir werden ihm wieder einen Körper geben“, meinte Angel fest überzeugt.
„Es sind alle Karten ausgespielt“, konstatierte Fred. „Die einzige... die letzte Möglichkeit wäre Schwarze Magie.“

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Velence
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New PostErstellt: 02.04.05, 13:08  Betreff: Re: Angel(us)/Wesley - Die schwache menschliche Natur  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

2.1

„Hallo?“
„Angel, wo bist du, ich versuche schon seit Ewigkeiten dich zu erreichen. Wie lange muss ich es klingeln lassen, damit du rangehst? Wo bist du eigentlich?“ Wesley wunderte sich über den Lärm, die laute Musik, die er im Hintergrund hörte.
„Süßer, hier ist Lorne.“
„Was?“ Wesley staunte mit offenen Mund in sein Handy.
„Entschuldige, ich habe es nicht gehört, der Laden ist gerammelt voll“, erwiderte der grüne Dämon und ging ein Stück vom Tresen weg, in eine ruhigere Ecke, um sich besser unterhalten zu können.
„Wo ist Angel?“ Es war schließlich seine Nummer, die Wes gewählt hatte.
„Er schläft. Ich wollte ihn nicht wecken. Ich habe es ihm heimlich angenommen, freiwillig hätte er es nicht rausgerückt“, erklärte Lorne.
„Er schläft bei dir?“, fragte er sicherheitshalber noch mal nach.
„Ja, in meinem Bett im Hinterzimmer. Angel kam heute am frühen Abend in Caritas und sagte, er müsse mit jemandem reden. Wegen seiner Alpträume, die-“
„Alpträume?“, wiederholte Wesley ungläubig. Angel hatte ihm gegenüber nichts erwähnt. Er vertraute ihm nicht. Das war wie ein Stoß vor den Kopf, gerade wo er glaubte, sie wären sich in den letzten Tagen näher gekommen.
„Ich habe ihm angeboten, hier zu schlafen, weil er schon sehr übermüdet war. Als ich das letzte Mal nach ihm gesehen habe, schlief er ruhig. Ich glaube, er brauchte einfach nur die Sicherheit, dass er nicht allein ist“, sagte Lorne. „Tut mir leid, Wes, ich muss Schluss machen, hier ist die Hölle los!“, seufzte er laut. Sein Barkeeper winkte ihm schon eine geraume Weile zu. „Oh, fast hätte ich es vergessen: Was wolltest du von ihm? Soll ich ihm was ausrichten?“
„Ähm, nein, ist nicht so wichtig“, murmelte der Exwächter schnell.
„Okay. Bye.“
Aufgelegt.

Irgendwann nach Mitternacht öffnete Lorne fast geräuschlos die Tür und betrat sein Schlafgemach. Eine kleine Lampe in der hinteren Raumecke spendete ein wenig Licht. Angel wälzte sich unruhig im Bett herum und gab wimmernde Laute von sich. Vor hier aus konnte der grüne Barbesitzer sein Gesicht nicht sehen. Auf leisen Sohlen schlich er sich an ihn heran und beugte sich über ihn. Angel hatte seine Augen und Stirn in Falten gelegt.
Behutsam berührte ihn Lorne an der Schulter und flüsterte: „Sch, sch, ganz ruhig, mein Engelchen, ich bin hier, du brauchst dir keine Sorgen machen.“
Seine Stimme schien Wirkung zu zeigen, und redete er weiter sachte auf ihn ein. Angel rollte sich in Fötusposition ein und zog die Decke bis ans Kinn.
Es war schon ein kleines Wunder, dass der Vampir – Korrektur - Mensch ohne Zwang bei ihm aufgetaucht war und ihn sogar um Hilfe gebeten hatte. Er fühlte sich äußerst geschmeichelt über Angels Vertrauen und war froh, doch wieder in LA sein Caritas zu führen. Bei Leuten, die ihn kannten und schätzten.
Zufrieden lächelnd betrachtete Lorne seinen Übernachtungsgast. Dann drehte er sich um und ging, so leise wie er gekommen war, raus. Die Karaokebar war noch offen und die Nacht jung.

Angel erwachte. Ein Schockmoment. Wie nach dem Sprung aus großer Höhe ins Nass, nach dem Auftauchen aus Wasser. Ein hektischer Atemzug. Erste Ordneiterungsversuche, als er erkannte, dass er in Lornes Bett lag. Er wusste, dass es Tag war, auch wenn es kein Fenster gab, er hatte es im Gefühl. Ein weiterer Atemzug. In seinem Kopf waren nur vernebelte, flüchtige Gedanken an seinen Traum.
Er erkannte den Mann, der Helligkeit brachte, während er sich fragte, warum er ihn nicht früher wahrgenommen hatte. „Wie fühlst du dich?“, fragte Wesley mit leiser Stimme. Angel rutschte in die aufrechte Position und starrte ihn überrascht an. Ihn hatte er am wenigstens erwartet, auch wenn er sich gewünscht hätte, ihn zu sehen.
„Wie hast du geschlafen?“, fragte Wes weiter, als er nicht reagierte.
„Nicht sehr gut“, gab Angel ehrlich zu. Schließlich musste Wes über seine Alpträume Bescheid wissen, wenn er hier war. Er sah auf die zerwühlte Bettedecke. Was für einen Eindruck musste er wohl machen? Er fuhr sich verlegen durch das Haar. „Was machst du hier? Woher wusstest du...?“
Wesley trat näher und setzte sich zu ihm aufs Bett, damit sie auf Augenhöhe waren. Plötzlich fühlte sich Angel unbehaglich, die Situation erinnerte ihn zu sehr an seine Alpträume, nur dass er diesmal nicht in seinem Penthouse war. Und Wes’ verhärtete Miene bedeutete keine guten Nachrichten.
„Lorne hat es mir erzählt. Ich habe gestern versucht, dich zu erreichen.“ Als er sprach, tat er dies in einem nachsichtigen bis kühlen Ton: „Wenn dir alles zu viel wird, musst du es sagen! Ich kann verstehen, wenn es dir zu schaffen macht, dass du nach über zweihundert Jahren als Vampir plötzlich wieder lebendig bist. Du kannst jederzeit auf meine Hilfe zählen-“ ‚– auch wenn du sie nicht willst!’
Er schwieg einen Moment, um Angel die Chance zu geben, zu antworten.
„Wenn du mit der Situation überfordert bist, nimm dir ein paar Tage oder länger frei, aber du kannst uns nicht so hängen lassen. Fred, Gunn und ich haben gestern Nacht den Orias verfolgt. Wir hätten deine Hilfe sehr gut gebrauchen können“, sagte er vorwurfsvoll. „Aber wir haben es auch ohne dich geschafft. Der Dämon ist Geschichte beziehungsweise ein Häufchen Schleim. Wegen dem brauchst du dir also keine Sorge mehr machen, falls es das ist, was dich bedrückt.“ Er wollte nicht sagen, ‚was dir Angst macht’. Nicht, dass Angel ihm plötzlich sein Herz ausschüttete. Damit würde er jetzt gar nicht zurechtkommen. Nicht, wenn er noch vorhatte, zu sagen, weswegen er gekommen war.
„Angel, du warst die letzten Tage psychisch wie physisch nicht bei der Sache. Die Versammlung vorgestern. Du bist neben mir im Park weggedöst, hast Probleme, beim Kampf mit einer simplen Vampiren. Und heute, was du heute gemacht?“, zählte er seine Argumente auf. „Es ist besser... es ist... wenn...“ Wesley räusperte sich nervös. „...jemand anderes die Leitung von Angel Investigations übernimmt. Ich wäre die erste Wahl.“ Er zog unsicher die Augenbrauen fragend hoch und wartete auf den Protest, doch Angel schwieg. Schwieg schon die eine geraume Weile.
Er hatte seinen Blick auf die Decke gesenkt und sich mit den Händen daran festgehalten. Auf seiner Stirn konnte man ablesen, wie er grübelte. „Ja... ja, du hast recht“, nickte Angel plötzlich und sah ihm direkt in die Augen, so dass Wesley schlucken musste.
Die Verletzlichkeit, die Schönheit, die er erblickte, ergriff ihn tief im Herzen. Angel war so schön, und in dem Moment verstand er, warum so viele Angelus Charme erlegen waren. Traurig dachte er, dass er weder Buffy noch Cordelia war, die Angel geliebt hatte. Er war nicht jemand, für den er Gefühle hatte.
Wesley stand hastig auf, wirbelte herum und zeigte ihm seinen Rücken. Als er sich einigermaßen gefangen hatte, wandte er sich ihm mit einem verhaltenen Lächeln zu. Er hatte seinen Schutzwall dichtgemacht. „Wir reden nachher in der Kanzlei weiter, in Ordnung?“

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silverbird
blutjunger Vampir


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New PostErstellt: 03.04.05, 21:16  Betreff: Re: Angel(us)/Wesley - Die schwache menschliche Natur  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Hallo Vel!

Hab die Story auf meinen Rechner geladen und umformatiert, weil ich einfach nicht warten konnte sie zu lesen.
Algel hat als Mensch ganz schön viele Probleme, und diese Albträume haben sicher etwas zu bedeuten.*grübel*
Und jetzt läßt er sogar zu, dass Wes den Laden übernimmt, welcher auch sehr einsam ist, das ist offensichtlich.
Ich befürchte, dass Angel nicht so ganz menschlich ist wie alle glauben.
Bitte schreib recht bald weiter, ich bin sehr neugierig was da noch so alles auf Angel und die Crew zukommt und ob auch Wesley einmal glücklich wird.
Lg. silver



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