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Gunn/Spike - Es kann nur besser werden

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Cimmeria
blutjunger Vampir


Beiträge: 170
Ort: Berlin



New PostErstellt: 27.08.06, 21:34  Betreff: Gunn/Spike - Es kann nur besser werden  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Autor: Cimmeria
E-Mail Adresse:
Titel: Es kann nur besser werden
Altersfreigabe: ab 16
Teil: 1/?
Inhalt: So langsam dämmert es Angel und den anderen, das die Übernahme von Wolfram & Hart nicht das Ende aller Probleme bedeutet, sondern ganz im Gegenteil. Und dann gibt es noch Spike – und Gunn
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Gunn/Spike
Disclaimer: Die Jungs gehören Joss Whedon, ich habe sie mir nur ausgeliehen...

Teil 1

Angel trommelte ungeduldig mit den Fingerspitzen auf den Tisch. Es dauerte immer länger, bis sich seine Leute zu den Besprechungen einfanden. Und es war immer dieselbe Reihenfolge: Der erste war Wesley, pflichtbewusst wie immer, der sich aber sofort in irgendein mitgebrachtes Schriftstück vertiefte oder versuchte, Angel in ein Gespräch darüber zu verwickeln. Mit dem, auch immer gleichen, Hinweis darauf, dass es noch einige Zeit dauern würde, bis sich die anderen einfanden.
Erneut sah Angel auf die Uhr. Wie sollte er ein Unternehmen führen, wenn sich seine Mitarbeiter nicht an die Regeln hielten. Das hier war etwas anderes, als das kleine Detektivbüro, als das sie mal angefangen hatten!
Als endlich die Tür aufging, sah Angel halb erwartungsvoll, halb resigniert hoch. Wie erwartet war es Wesley, der hereinstürmte, und wie immer mit einem Buch unter dem Arm. Angel bemerkte mit einer gewissen Ironie, dass es tatsächlich nur ein Buch war. Entweder besserte Wesley sich oder, was viel wahrscheinlicher war, er hatte endlich begriffen, das er nur eines der allwissenden Bücher mitnehmen musste. Alles weitere erledigte sich dann von selbst, wenn er dem Buch sein Frage vortrug.
Der Vampir zog fragend eine Augenbraue hoch und konnte trotzdem ein resignierendes Seufzen nicht unterdrücken.
„Wir haben eine Besprechung, Wesley“, erinnerte er den ehemaligen Wächter, bevor der etwas sagen konnte. „Und zwar seit“, Angel sah auf die Uhr, „seit genau 10 Minuten!“
„Ich weiß“, nickte Wesley, „aber da sonst noch keiner hier ist wollte ich die Gelegenheit nutzen, um mit dir…“ Er musste Luft holen, was Angel geschickt ausnutze.
„Später Wes! Die anderen sind sicher gleich da und ich möchte endlich anfangen! Schließlich haben wir alle noch was anderes zu tun!“
Er wich Wesleys Blick aus und sah erwartungsvoll zur Tür, als würde er damit seine Freunde und Mitarbeiter herbeizaubern können. Wider Erwarten hatte er tatsächlich einen gewissen Erfolg.
Fred und Lorne kamen gemütlich angeschlendert und diskutierten dabei irgendwelche Dimensionsübergreifenden Probleme. Sie wirkten, als ob sie alle Zeit der Welt hätten, was Angel zu einen bösen Knurren veranlasste, bei dem auch kurz seine dämonische Seite aufblitzte.
Nicht, das es ihm irgendwas nutzte: Wesley sah ihn nur befremdet an und Fred bemerkte es nicht einmal. Einzig Lorne reagierte. Aber auch nur insofern, als er freundlich fragte: „Schmeckt dir dein Blut nicht? Soll ich Harmony sagen, das sie dir neues bringt? Vielleicht ist es nicht mehr frisch.“
Angel knurrte noch einmal, bevor er sich wortlos seinen Unterlagen zuwandte. Und sich, beileibe nicht zum ersten Mal, fragte, warum er sich auf den Deal Wolfram & Hart zu übernehmen, eingelassen hatte.
Doch glücklicherweise erschien in diesem Moment Gunn und damit waren sie endlich komplett.
Angel räusperte sich und alle Augen hingen an ihm.
Bis auf Gunns. Der sah sich fragend und verwirrt im Raum um. „Wo steckt denn Spike?“
Wieder sahen alle, diesmal Gunn eingeschlossen, Angel an.
„Spike, wieso?“
Wenn es etwas gab, das ihn noch weniger interessierte, als Spikes augenblicklicher Aufenthaltsort, so fiel es ihn auf die Schnelle nicht ein.
Sollte ihn aber jemand fragen, wo er Spike gerne sehen würde, wäre die Antwort leicht: In den tiefsten Tiefen der Hölle! Für alle Zeiten von den Füßen bis zu seinen platinblonden Haaren vom Feuer eingehüllt! Das war eine Vorstellung, die Angel äußerst erfreulich fand.
Leider frage das niemand.
„Wir brauchen ihn hier nicht“, entschied Angel schließlich. „Also, es geht um folgendes…“
„Ich denke, wir sollten wirklich noch etwas warten“, fiel ihm Gunn ins Wort. „Wenn wir ihn immer ausschließen wird er nie ganz dazu gehören.“
„Dazugehören?“, brummte Angel, „wozu gehören? Das einzige, woran Spike denkt, ist wie er hier am schnellsten wegkommt! Wenn er denn jemals denkt!“
Bevor Gunn etwas darauf erwidern konnte, kam ihm Fred zu Hilfe. „Er hat Recht. Spike leidet darunter, ein Geist zu sein. Wir sollten ihm helfen, besser damit fertig zu werden. Solange wir keine Möglichkeit finden, ihm seinen Körper zurück zu geben!“
„Spike hat noch nicht annähernd genug gelitten. Okay, fünf Minuten noch. Aber wenn er dann nicht hier ist…“, versprach Angel, dem klar war, das sie sonst noch eine Ewigkeit weiter über Spike diskutieren würden. Dabei gab es doch weiß Gott wichtigeres als das Wohlergehen dieser blonden Nervensäge.
Gunn und Fred nickten zustimmend, als aber Wesley den Mund aufmachte, sah Angel ihn grimmig an: „Nicht jetzt, Wes! Was immer du bereden willst, es kann warten!“
Wesley klappte den Mund wieder zu und schmollte vor sich hin, aber wenigstens tat er das wortlos.

Angel sah erneut auf die Uhr und trommelte wieder mit den Fingerspitzern auf den Tisch. Zwei Minuten noch, dann konnten sie endlich mit dieser verdammten Besprechung anfangen. Mit etwas Glück ohne Spike!
Im nächsten Moment wusste Angel, das er kein Glück hatte, jedenfalls nicht, was diese Besprechung anging.
Spike materialisierte mitten im Raum, spöttisch grinsend wie immer.
„Oh, komme ich zu spät?“, fragte er mit völliger Unschuld, bevor er sich auf den leeren Stuhl neben Gunn fallen ließ. Leider sackte er nicht durch Sitzfläche und Fußboden, wie Angel es insgeheim erhofft hatte, sondern schaffte es auch noch, ein Bein über das andere zu legen.
Und, Angel knirschte bereits leicht mit den Zähnen, er berührte Gunns Schulter begrüßend. „Alles okay, Charlie?“
Gunn nickte lächelnd. „Wo warst du denn?“
Spike zuckte die Schultern. „Überall und nirgends. Es ist schwierig, ständig der Hölle auszuweichen, die nach mir greift.“
„Es reicht völlig, wenn du still stehen bleibst“, murmelte Angel, aber niemand reagierte.
„Gut, das wir jetzt endlich… vollzählig sind - oder möchte noch jemand Harmony dabei haben?“, seine Freunde sahen ihn befremdet an, als ob er den Verstand verloren hätte, und Angel seufzte gequält, „können wir endlich anfangen?“
Niemand widersprach, alle sahen ihn nur erwartungsvoll an. Alle, bis auf Spike, der sich auf den Versuch konzentrierte, den vor Gunn auf dem Tisch liegenden Block aufzuheben. Er stieß einen Freudenschrei aus, als es ihm wirklich gelang.
„Hast du das gesehen, Charlie? Ich kann tatsächlich etwas anfassen, wenn ich mich nur genug darauf konzentriere!“
Er ließ den Block fallen und griff erneut danach. Aber diesmal glitt seine Hand widerstandslos hindurch und er selber fiel in den Tisch hinein.
„Scheiße!“
Der Vampir krabbelte unter dem Tisch hervor und setzte sich vorsichtig wieder auf seinen Platz.
Angel, der das ganze mit einem Ausdruck unendlicher Geduld betrachtet hatte, runzelte die Stirn. „War’s dass dann? Bist du fertig mit deinen kleinen Kunststückchen?“
Spike funkelte ihn böse an, aber Gunn legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. Da er Spike nicht wirklich berühren konnte, schwebte seine Hand ein Stückchen darüber.
„Nimm’s nicht so tragisch“, tröstete er Spike, „das wird schon noch. Und wir finden sicher bald einen Weg, dir deinen Körper zurück zu geben.“
„Genau, wenn du kein Geist mehr bist, kann man dich wenigsten pfählen und das Problem damit endgültig aus der Welt schaffen“, brummte Angel, der fand, dass Spike viel zu viel Aufmerksamkeit bekam.
Wieder musste er sich schockierte Blicke gefallen lassen, die er grimmig erwiderte, bevor er
entnervt auf die Tagesordnung starrte, die er sich in kurzen Worten skizziert hatte.
„Ich denke, wir haben das Thema Spike damit in aller Ausführlichkeit abgehandelt?“, bemerkte er dann und sah kurz auf. „Tut mir leid, wenn ich euch darauf hinwiesen muss, das es noch andere Dinge gibt, um die wir uns kümmern müssen. Auch wenn sie nicht so spannend sind wie die Frage, wann Spike wieder körperlich unter uns weilt“, sagte er dann sarkastisch.
Lornes Augenbrauen gingen hoch bis sie fast seine Hörner berührten. „Mir scheint, du bist ein wenig gereizt, Großer.“
Angel überging diese Bemerkung, um nicht eine weitere Diskussion, diesmal über seine seelische und / oder körperliche Verfassung auszulösen.
„Es gibt Gerüchte, das mehrere Dämonenclans mit unserer Arbeit nicht einverstanden sind. Genauer gesagt, sie glauben, wenn wir nicht mehr Wolfram & Hart leiten, kehrt wieder Ruhe ein.“
Gunn nickte. „Habe ich auch gehört. Wir sind wohl einigen einflussreichen Dämonenfamilien auf die Zehen getreten. Sie dachten, es geht alles so weiter wie früher, und merken langsam, dass sie sich geirrt haben. Das gibt schon böses Blut.“
„Und was schlägt du vor, sollen wir jetzt machen?“, fragte Wesley, der bisher nur zugehört hatte.
Angel bezog diese Frage zwar auf sich, antwortete aber nicht. Sollte sich zur Abwechslung mal jemand anders den Kopf zerbrechen.
„Verschaffen wir ihnen doch eine eigene Fernsehshow“, antwortete Lorne leichthin. „Wenn sie mit dem täglichen Quotenkrieg im Showbusiness beschäftigt sind haben sie keine Zeit mehr, sich um uns zu kümmern.“
Angel setzte zu einer vernichtenden Antwort an, hielt dann aber doch den Mund. Dieser Vorschlag war es einfach nicht wert, darauf zu antworten. Stattdessen lehnte er sich zurück und sah einen nach dem anderen erwartungsvoll an.
Fred blickte ängstlich zurück. Dämonen in größeren Gruppen jagten ihr immer noch Angst ein. Größere Menschenansammlungen allerdings auch.
Wesley blätterte bereits in seinem Buch, nachdem er unverständliches Zeug vor sich hingeflüstert hatte. Wie immer vertraute er darauf, dass das allwissende Buch ihm eine Lösung präsentieren würde.
Angel seufzte leise. Blieb also nur noch Gunn. Wenn der auch keinen praktikablen Vorschlag hatte blieb ihm nichts anderes übrig, als sich selbst etwas einfallen zu lassen.
„Hm“, Gunn hatte bisher auf die Spitzen seiner zusammengelegten Hände gestarrt, jetzt stand er auf und ging einige Schritte hin und her, um schließlich hinter Spikes Platz stehen zu bleiben. Er legte beide Hände auf die Lehne und sah Angel direkt an.
„Zeigen wir ihnen, das Wolfram & Hart immer noch an ihrer Seite stehen.“
Der Blick, den Angel ihm daraufhin zuwarf hätte sensible Zeitgenossen wahrscheinlich dazu gebracht, sich schnellstens in Sicherheit zu bringen. Aber Gunn war, wie alle Anwälte, immun dagegen.
Lediglich Spike, der ebenfalls genau in Angels Schusslinie saß, zuckte leicht zurück, obwohl ihm als Geist am wenigsten passieren konnte.
„Wir können nicht jeden Dämon in der Stadt vernichten. Und wir wollen es auch nicht“, dozierte er ungerührt weiter, wozu Lorne heftig nickend zustimmte, „aber solange wir weiter ihre Anwälte sind, haben wir sie unter Kontrolle.“
„Erinnert sich hier noch irgendjemand an unser ursprüngliches Motto?“, fragte Angel bissig.
„Wir helfen den Hilflosen“, antwortete Spike wie aus der Pistole geschossen. „Nein, halt, IHR helft den Hilflosen, ich bin ja nur das Firmengespenst.“ Erschrecken hielt bei ihm nicht lange an.
„Danke, Spike“, knurrte Angel und machte sich eine geistige Notiz, Spike, sollte er jemals wieder feste Formen angenommen haben, für diese Bemerkung kräftig zu verprügeln. Bevor er ihm einen Pflock ins Herz rammte!
„Blondieb… äh, ich meine Spike, hat Recht“, bemerkte Gunn und legte dem Vampir die Hände auf die Schultern, wobei er allerdings bis auf die Stuhllehne durch sank.
Angel war zu beschäftigt, einen eigenen Weg zu finden, um mit den Dämonen fertig zu werden, das ihm Gunns Versprecher nicht auffiel, aber Wesley, der jegliche Verniedlichungen hasste, zog fragend die Augenbrauen hoch.
Jetzt, wo er darauf achtete, fiel ihm auf, dass die beiden schon seit geraumer Zeit seltsam vertraut miteinander umgingen. Niemand, außer vielleicht Harmony, nannte den blonden Vampir Blondiebear.
Und Spike, der sonst allen und jedem gegenüber nur Spott und Hohn äußerte, außer, er beklagte sich über seinen körperlosen Zustand, war bei Gunn zahm wie ein Kätzchen.
Doch dann tat er diesen Gedanken mit einem inneren Kopfschütteln als völlig verrückt ab. Spike hatte mehr als einmal verkündet, das ihn nichts und niemand bei Wolfram & Hart halten würde, wenn er endlich kein Geist mehr sei. Und bis dahin vergnügte er sich damit, Angel in den Wahnsinn zu treiben.
Und was Gunn betraf: Der ging völlig in seiner neuen Rolle als Anwalt auf. Wenn er schon kaum Zeit für seine alten Freunde fand würde er bestimmt nicht seine karge Freizeit mit jemand wie Spike vergeuden.
Nein, es war völlig ausgeschlossen, das zwischen den beiden irgendetwas war. Aber wenn Spike in Gunns Gegenwart seinen üblichen Sarkasmus zügeln konnte, kam das ihnen allen zugute.
Wesley richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sein Buch. Es brauchte diesmal ungewöhnlich lange, bis es ihm einen Vorschlag unterbreitete. Vorsichtshalber stellte Wesley die Frage, wie sie mit den Dämonenclans umgehen sollten, noch einmal.
Doch seine Bemühungen waren überflüssig. Angel massierte seine Schläfen mit den Fingerspitzen. Irgendwie hatte er den Eindruck, alle hätten sich dazu verschworen, ihn in den Wahnsinn zu treiben. An erster Stelle natürlich Spike, aber die anderen standen ihm nicht viel nach. Was war nur aus Angel Investiagations geworden? Aber er musste zugeben, das er irgendwann zwischen der Übernahm von Wolfram & Hart und dieser Besprechung den Kontakt zu seinen Freunden verloren hatte. Inzwischen war er der Boss und sie nur noch Mitarbeiter, die schnellstens an ihre unerledigten Aufgaben zurück wollten.
Mit einer müden Handbewegung entließ Angel sie. „Okay, Leute, ich weiß ihr habt alle wichtige Dinge zu tun, ich will euch nicht länger davon abhalten. Gunn, du kümmerst dich darum, wie wir die verschiedenen Dämonenclans weiter an uns binden können? Und du, Lorne, nimmst vorsichtshalber eine Überprüfung der alten Mitarbeiter der Kanzlei vor. Das letzte Mal ist schon eine Weile her.“
„Chorstunde“, murmelte Lorne im Aufstehen, aber er nickte Angel zu. „Natürlich, mein Oberdämon. Aber erst mal brauche ich einen Drink, anders ertrage ich das nicht.“
Die anderen erhoben sich ebenfalls. „Kommst du mit?“, fragte Fred Spike. „Ich habe eine neue Idee, wie wir dich wieder zurück bringen können.“
„Keine Experimente, die ich nicht abgezeichnet habe“, warf Angel griesgrämig ein. Fred strapazierte ihr Budget ohnehin schon bis zur Schmerzgrenze, und es gab wichtigere Dinge als Spike. Wenn er es sich recht überlegte, war so ziemlich alles wichtiger als Spike. Ausgenommen, sie fanden einen Weg, ihn endgültig los zu werden. Das würde sogar eine gewisse Budgetüberschreitung rechtfertigen.
Spike ignorierte ihn und lächelte Fred zu. „Geh schon mal vor, ich komme gleich nach.“ Er glitt durch die Rückenlehne seines Stuhls und verschwand auf dem Weg zur Tür.

Als Gunn in sein eigenes Büro kam wartete der blonde Vampir dort bereits auf ihn. Er balancierte auf der Tischkante und versuchte, einen Kugelschreiber anzuheben. Aber seine Finger gingen immer hindurch, bis er frustriert aufgab. Gunn hatte das ganze von der Tür aus beobachtet, jetzt kam er lächelnd näher. „Wie oft klappt es?“, fragte er, „drei von vier mal?“
„Eher ein von vier mal“, knurrte Spike missmutig, dann sah er den Anwalt an und erwiderte das Lächeln. „Danke, dass wenigstens du an mich glaubst. Du und Fred. Was ist, meinst du, sie findet einen Weg, mich…?“
„Wenn es jemand gibt, der es schafft, dann Fred. Sie ist die Beste“, entgegnete Gunn nachdrücklich. Er versuchte, seine Hand auf Spikes zu legen, aber er berührte nur die Tischplatte.
Jetzt war er derjenige, der frustriert seufzte. Er ging um den Schreibtisch herum und ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
„willst du wirklich hier weg, wenn du wieder… vollständig bist?“, fragte er dann, um das aufkommende Schweigen zu überbrücken.
Spike nickte nachdrücklich. „Je eher um so besser! Bevor eurem dämlichen Boss noch einfällt, sein Waffenarsenal an mir zu testen!“
„Angel ist nicht so“, widersprach Gunn, „er ist nur zurzeit… das ganze ist zuviel für ihn. Daher reagiert er manchmal etwas gereizt.“
Spike grinste böse. „Ich kenne ihn länger als du. Angel ist ein Arsch. Er war es immer und wird es immer bleiben. Das einzige, was ihn von Angelus unterscheidet, ist das der zusätzlich noch ein ausgemachter Sadist war.“
„Und das Angel eine Seele hat.“
„An die er sich in hundert Jahren nicht gewöhnt hat. Ich habe meine nicht annähernd so lange und komme wesentlich besser damit zurecht.“ Spike rutschte von der Tischkante. „Ich geh dann mal zu Fred. Bis später.“
Er glitt widerstandslos durch die Tür und ließ Gunn alleine zurück.

Fred kritzelte endlose Formeln auf die Tafel. Spike sah ihr einen Moment dabei zu, gab es aber schnell auf, irgendetwas von dem, was sie schrieb, zu verstehen.
Stattdessen versuchte er erneut, ob er etwas anfassen konnte. Wenn er sich genug konzentrierte… - das Glas, das er eben stolz in die Höhe gehoben hatte entglitt seinen plötzlich wieder substanzlosen Fingern und zerschellte am Boden. Fred fuhr erschrocken herum.
„Spike, was…“, sie sah die Scherben vor seinen Füßen.
„Du kannst etwas anfassen“, sagte sie erfreut.
„Aber nicht sehr lange. Gut, das kein Whisky drin war, wäre schade drum“, brummte Spike, dessen kurzzeitiges Hochgefühl bereits wieder verflogen war. Er steckte die Hände in die Manteltaschen. „Verdammt, es reicht mir! Soll mich die Hölle doch haben. Schlimmer als hier kann es da auch nicht sein.“ Aber sein kläglicher Blick strafte seine arroganten Worte Lügen. Fred konnte die Angst in seinen Augen sehen. Und die stille Bitte, ihm zu helfen.
„Wir finden einen Weg, dich zurückzubringen“, sagte sie mit mehr Optimismus, als sie tatsächlich empfand. „Die Hölle muss noch warten!“
Sie zeigte auf die Formelreihe, an der sie gerade geschrieben hatte. „Wenn ich die Summe deiner Existenz ins Verhältnis zu den herrschenden interdimensionären Kräften setze, wobei die Konstante minus 0,5834 beträgt, müsste es möglich sein…“
Spike winkte mit einem gequälten Grinsen ab. „Spar dir deine hochwissenschaftlichen Ausführungen. Das hätte ich schon nicht verstanden, bevor mein Gehirn gekocht wurde. Jetzt als Geist verstehe ich noch viel weniger davon. Mach einfach irgendwas, das mir meinen Körper wiedergibt.“
„Na ja“, gab Fred zögern zu, „ich habe schon Wesley gefragt, ob er nicht einen Zauberspruch hat, mit dem man die helfen kann.“
„Wesley“, stöhnte Spike nur, „das ist fast so, als ob man Angel fragt. Eher friert die Hölle zu, bevor einer der beiden mir hilft.“
„Ähm, ungefähr so hat Wes es auch formuliert.“ Fred wich bis an die Wand zurück, als ob sie sich vor einem möglichen Angriff in Sicherheit bringen wollte, doch Spike lächelte nur müde.
„Ist das da“, er wies auf die Tafel, „nur eine Theorie oder schon anwendbar?“
„Oh, es ist durchaus anwendbar“, bestätigte Fred eifrig und kam wieder näher.
„Gut. Ich bin hier, du bist hier, fangen wir an!“, sagte Spike erwartungsvoll. Vielleicht klappte es ja diesmal. Voller Vorfreude schloss er kurz die Augen und stellte sich vor, was er als erstes tun würde, wenn er wieder körperlich war.
„Ähm, na ja, es gibt da noch ein klitzekleines Problem“, unterbrach Fred seine angenehmen Gedanken.
„Problem?“ Spike öffnete die Augen unwillig wieder.
„Wirklich nur ein ganz winziges Problem“, wiederholte Fred. „bevor ich etwas versuche, muss Angel es…“
„… genehmigen“, stöhnte Spike. Verdammt, würde er ewig von seinem Sire abhängig sein? „Okay, gehen wir zu ihm und bringen es hinter uns.“

„Nein!“
Angel sah erst Fred und dann Spike an. „Nein!“
„Aber ich bin ziemlich sicher, dass es diesmal funktioniert“, warf Fred scheu ein.
„Das hast du auch bei dem Mal davor gesagt. Und bei dem davor.“ Angel blieb hart. „Fred, wenn du weiter dein Budget so überziehst kommen wir in Teufels Küche!“
„Und da ist es natürlich besser, wenn ich allein da hin komme“, murmelte Spike verdrossen.
„Genau. Ich setze nicht alles, wofür wir seit Jahren kämpfen aufs Spiel, nur damit du wieder Spaß am Leben hast“, grollte Angel.
„Aber ich… könnte ein Teil eures Teams werden“, schlug Spike vor.
Fred und Angel starrte ihn nur sprachlos an. Spike erwiderte die erstaunten Blicke treuherzig.
„Ich habe auch früher schon für die Guten gekämpft. Fragt Buffy. Immerhin habe ich den Weltuntergang verhindert!“
„Wie oft?“, fragte Angel mürrisch, „einmal? Wir haben das so oft gemacht, das keiner mehr mitgezählt hat!“
„Ja schon, aber ich… bin als Held gestorben. Hätte ich das Amulett nicht genommen, wärst du jetzt das Gespenst. Und nicht der Boss von Wolfram & Hart!“ Spike sah seine letzte Chance darin, Angel solange zu provozieren, bis der entnervt aufgab.
„Außerdem, wenn ich wieder richtig da bin, kann ich verschwinden. Ich gehe und du siehst mich nie wieder. Was mir als Geist nicht möglich ist! Da bin ich an dieses verdammte Gebäude gebunden. Und an dich!“
Er grinste boshaft. „Aber wenn dir soviel an meiner Anwesenheit liegt, Angel… us, dann lassen wir eben alles beim Alten.“
Er umrundete Angel, der verdrossen vor sich hin starrte. „Zu dumm, das dir deine Seele jeden Spaß am Sex nimmt, aber vielleicht findet Fred ja einen Weg, das aus Angel nicht gleich Angelus wird, wenn er mal jemand vögelt. So ein Dreier wäre gar nicht übel, was meinst du? Natürlich, ich kann nicht mitmachen, aber zusehen schon. Und das ist auch nicht schlecht!“
„Dazu wird es nicht kommen“, fauchte Angel, „und wenn du ewig wartest!“
„Oh, ich habe Zeit“, grinste Spike, „Gespenster sind praktisch unsterblich!“
Angel schlug zu, bevor er darüber nachdenken konnte, dass es wirkungslos war. Aber seine Wut musste einfach ein Ventil finden. Das Spike, durch den der Schlag wirkungslos hindurchging, nur höhnisch lachte, reizte ihn nur noch mehr.
Der nächste Schlag saß.
Fassungslos sah Angel zu, wie Fred die Augen verdrehte, bevor sie zu Boden ging. Er hatte statt Spike sie getroffen.
„Bist du jetzt soweit, dass du Mädchen verhaust? Also wirklich Angel, du bist echt das Letzte!“ Spike kniete sich neben Fred und versuchte, sie zu berühren, das Blut abzuwischen, das aus einer Platzwunde lief.
Angel war blass geworden, Das hatte er nicht gewollt. Schnell kniete er sich ebenfalls neben die Ohnmächtige. „Fred, alles in Ordnung? Tut mir leid, das wollte ich nicht.“ Nach einem bösen Blick auf Spike hob er sie vorsichtig auf, um sie in die Krankenstation zu bringen.
Spike trabte neben ihm her.
„Hast du noch nicht genug Ärger gemacht?“, schimpfte Angel, als er mehrmals ungeduldig auf den Rufknopf für den Fahrstuhl hieb. „Verschwinde endlich!“
„Du hast sie ja wohl niedergeschlagen“, entrüstete sich Spike, der versuchte, sich soweit zu konzentrieren, dass er den Knopf ebenfalls drücken konnte. „Nun komm schon“, murmelte er ungeduldig und warf einen besorgten Blick auf Fred, die immer noch bewusstlos war.
„Ich geh mal nachsehen, wo das verdammte Ding steckt.“ Er verschwand im Fahrstuhlschacht.
„Na klar, als ob du irgendwas ausrichten kannst, wenn der Fahrstuhl feststeckt!“ Angel verdrehte die Augen. Das Spike immer angeben musste.
Endlich kam der Fahrstuhl, die Türen gingen auf und Spike machte eine einladende Handbewegung.
„Geh zur Seite, Mann!“ Angel malträtierte wieder einen Knopf und sah zu, wie sich die Türen quälend langsam schlossen.
Fred stöhnte leise, ihre Augenlider flackerten.
„Sie kommt zu sich. Ich sage mal den anderen Bescheid.“
Angel brüllte noch „untersteh dich“, aber Spike war bereits verschwunden.

Wenig später standen alle um Fred herum. Angel war sich nur zu bewusst, das ihn jeder strafend ansah. Dabei war das doch Spikes Schuld. Wie immer. Vielleicht sollte er Fred doch erlauben, weitere Experimente zu Spikes Körperlichkeit durchzuführen. Mit etwas Glück klappte es, und diese Nervensäge wurde wieder „fest“. Dann würden sie ihn endlich loswerden.
Aber dazu musste Fred sich erst einmal erholen.
Immerhin war sie inzwischen wieder aufgewacht und lächelte ihn schief an. „Du hast einen ganz schönen Schlag am Leib.“
„Ähm, es tut mir leid, wirklich“, stammelte Angel. „Das… das wollte ich nicht.“ Er bedachte Spike erneut mit einem bösen Blick in der Hoffnung, dieser würde sich freiwillig in Richtung Hölle verabschieden.
„Angel ist eben furchtbar unbeherrscht“, Spike hockte sich gelassen auf die Bettkante. „Das war schon immer so. Wenn er mal nicht seine Willen kriegt… Wumm!“
„Treib es nicht zu weit!“, knurrte Angel, dessen Augen bereits einen gelblichen Schimmer annahmen.
Lorne sah besorgt zwischen den Vampiren hin und her. Wenn Spike Angel weiter reizte war es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste von ihnen ein Bett neben Fred bekam.
„Aber, aber meine Süßen, ich glaube, Fred braucht jetzt Ruhe. Warum gehen wir nicht alle wieder an unsere Arbeit? Wes, würdest du dich um Angel… ähm, kümmern? Und du um Spike?“, fragte er Gunn.
„Was? Ach ja, das Problem, über das wir vorhin sprachen, gehe wir in mein Büro?“ Wesley redete hastig auf Angel ein, während er ihn zur Tür dirigierte.
„Und ihr nehmt besser diese Tür!“ Lorne zeigte nachdrücklich auf den anderen Ausgang. Gunn nickte und wartete, das sich Spike zu ihm gesellte.
Lorne sah ihnen nur kopfschüttelnd hinterher, bevor er sich einen Stuhl heran zog und sich an Freds Bett setzte.
Es wird alles wieder gut, Süße“, sagte er tröstend. Aber sie war bereits eingeschlafen.

„Also, was ist nun genau passiert?“, fragte Wesley, als er mit Angel in seinem Büro alleine war.
Angel seufzte nur und setzte sich, den Kopf erschöpft in die Hände gestützt. „Spike! Er treibt mich in den Wahnsinn!“
„Nicht nur dich, er macht uns alle verrückt. Je eher wir ihn loswerden, umso besser. Aber ich verstehe nicht, warum du Fred…“
„Wie gesagt, es war Spike. Er hat mich bis zur Weißglut gereizt, da habe ich zugeschlagen. Und leider Fred getroffen.“
„Ach so“, war alles, was Wesley dazu sagte.
Angel sah ihn misstrauisch an, aber die erwartete Standpauke blieb aus. Langsam fühlte er sich wieder etwas besser.
„Gibt es in deinen verdammten Büchern nicht irgendeinen Spruch gegen Gespenster oder Geister?“, fragte er schließlich. „Ich meine, so eine Art Vampirgeist-Exorzismus?“
„Exorzismus?“, fragte Wesley mit gerunzelter Stirn zurück. „Spike ist doch kein… Dämon.“
„Ist er schon, aber ein körperloser“, grummelte Angel.
Wesley machte eine abwehrende Handbewegung. „Wie auch immer, ich habe alles durchgesehen, aber nirgends etwas gefunden, wie man Geister wirkungsvoll vertreibt. Tut mir leid, Angel, aber ich glaube, wir werden uns damit abfinden müssen, das Wolfram & Hart jetzt ein Firmengespenst hat.“
„Oder darauf vertrauen, dass Fred ein Lösung findet. Wes, sag ihr, sie kann alles versuchen, was ihr einfällt, ich werde es schon irgendwie rechtfertigen können. Hauptsache, wie werden diese Nervensäge los.“
Angel lächelte schief. „Ach ja, und sag ihr, das es mir wahnsinnig leid tut.“

Zur gleichen Zeit knöpfte Gunn sich Spike vor.
„Was sollte das? Ich denke, du magst Fred?“
„Ich mag sie ja auch“, bekannte Spike ungewöhnlich kleinlaut. „Aber woher sollte ich denn wissen, dass Angel so ausflippt?“
„Klar, du kennst ihn ja auch erst seit gestern.“
Endlich sah Spike auf, bisher hatte er nur auf den Boden gestarrt.
„Verdammt, kannst du dir vorstellen, wie frustrierend es ist, ein Gespenst zu sein? Wenn ich mich irgendwo anlehne, finde ich mich im Nachbarzimmer wieder. Wenn ich mich hinsetze, falle ich durch den Boden ins untere Stockwerk, bestenfalls. Ich kann nicht trinken, vögeln, niemand verprügeln. Lediglich Angel zur Weißglut treiben. Aber selbst das wird irgendwann langweilig! Ich hasse es!“
In seinen Augen spiegelte sich aller Schmerz, den er empfand, als er Gunn ansah. „Manchmal denke ich, selbst die Hölle wäre eine Erlösung, Charlie.“
„Sag nicht so was“, entgegnete Gunn heftig. „Wir finden einen Weg, dich zurück zu holen.“ Unbeholfen versuchte er wieder einmal, Spike die Hände auf die Schultern zu legen. Und wieder, wie immer, glitt er durch die Gestalt vor sich widerstandslos hindurch.
„Fred sollte sich schnell was einfallen lassen, lange halte ich das nicht mehr aus“, knurrte er wütend und verzweifelt.
„Na ja, du kannst dir im Zweifelsfall einen runter holen“, bemerkte Spike in spöttischer Verzweiflung, „ die Möglichkeit habe ich nicht. Lass mich das nächste Mal zusehen, damit ich nicht ganz vergesse, wie es geht.“



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Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
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Cimmeria
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New PostErstellt: 03.09.06, 22:08  Betreff: Re: Gunn/Spike - Es kann nur besser werden  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 2

Spike irrte durch das dunkle, nächtliche Gebäude. Gunn war eingeschlafen, er umklammerte sein Kissen, presste seine Lippen dagegen.
Neben dem Bett lagen ein paar nasse, zerknüllte Taschentücher.
Spike hatte versucht, seine Hand zwischen Gunns Körper und das Kissen zu schieben, ihn zu berühren, aber er konnte nichts anfassen. Mit einem unterdrückten Fluch gab er schließlich auf. Trotzdem musste seine Anwesenheit in Gunns Schlaf gedrungen sein, denn er murmelte „Blondiebär?“, wachte aber nicht auf.
„Ich bin hier, Charlie“, flüsterte Spike und beugte sich über ihn, um ihm einen Kuss auf die Schläfe zu hauchen, dann stand er auf und vergrub die Hände in den Manteltaschen.
Ein letzter Blick noch, Gunn lächelte im Schlaf, dann verließ der Vampir das Zimmer.
Auf den Fluren brannte nur die Notbeleuchtung. Spike überlegte einen Moment, ob er Fred in der Krankenstation einen Besuch abstatten sollte, entschied sich dann aber dagegen. Außerdem würde sie sowieso schlafen, wie alle anderen auch.
Dann spielte er einen Augenblick mit dem Gedanken, sich außerhalb des Gebäudes umzusehen. Aber auch das verwarf er schnell. Schließlich würde er nicht weit kommen. Das, was ihn an Wolfram & Hart band, würde ihn schnell zurückziehen. Und obwohl er körperlos war, empfand er diesen Vorgang als unangenehm.
Zu unangenehm, um ihn öfter als nötig zu wiederholen.
Stattdessen schlenderte er durch die verschiedenen Räume und Büros.
Versonnen betrachtete er die Waffen, die in Angels Büro als Wandschmuck dienten. Mehrere Minuten gab er sich der erfreulichen Vorstellung hin, nacheinander ihre Wirkung auf Angels Körper zu erproben. Aber das setze leider voraus, das er selber erst einmal wieder einen Körper hatte, um diese Waffen auch zu gebrauchen.
Plötzlich fiel ihm das Amulett wieder ein, das Schuld an seinem jetzigen Zustand war, und das ihn in diesem verdammten Gebäude festhielt. Wenn es ihm gelang, das Amulett zu berühren, es in der Hand zu halten, konnte er vielleicht endlich gehen.
Immerhin hatten Fred und Wesley einstimmig festgestellt, das er eigentlich nicht an die Kanzlei, sondern an das Amulett gebunden war. Und wenn er es bei sich trug…
Aufgeregt sah er sich um.
Soweit er sich erinnerte, hatte Angel es achtlos in eine Schublade geworfen. Aber eventuell hatte er es inzwischen ja mal wieder herausgeholt, aus Neugier beispielsweise. Doch Spike konnte es nirgends entdecken. Und seine Kräfte reichten nicht aus, die Schublade aufzuziehen, egal, wie sehr er sich konzentrierte.
Mürrisch setze er sich auf Angels Platz und überlegte. Er brauchte Hilfe, jemand anders musste das Amulett für ihn herausnehmen.
Leider kamen dafür nur zwei Leute in Frage, Fred und Gunn. Fred schied aus, blieb nur noch Gunn und der schlief. Aber das war Spike egal. Er würde ihn eben wecken.
Zum einen wollte er das Amulett so schnell wie möglich haben und zum anderen musste die Sache über die Bühne gehen, wenn Angel nicht da war. Der würde ihm das Amulett nicht freiwillig geben, da war er sich sicher.
„Hey, Charlie, aufwachen!“
Spike versuchte, ihn wachzurütteln, aber er bekam ihn nicht zu fassen.
„Aufwachen, es ist wichtig!“
Gunn rieb sich schlaftrunken die Augen. „Was ist los, brennt es?“
„So in etwa. Ich brauche deine Hilfe, sofort!“
Gunn schielte nach dem Wecker. „Es ist mitten in den Nacht, Blondie“, protestierte er. „was immer es ist, es hat Zeit bis morgen.“ Er drehte sich um und wollte weiterschlafen.
„Hey, nicht wieder einschlafen“, knurrte Spike. Er stieß Gunn den Zeigefinger gegen den Oberarm. Und spürte einen Widerstand.
Nicht nur er riss daraufhin verwundert die Augen auf, auch Gunn starrte seinen Arm und Spikes Finger an. „Du… du… was ist passiert?“
„Keine Ahnung“, entgegnete Spike verdutzt und piekste wieder zu. Diesmal leider erfolglos, seine halbe Hand versank in Gunns Arm.
„Ähm, macht es dir was auf, deine Hand aus meinem Arm zu nehmen?“, fragte Gunn verstört, aber währenddessen weitgehend wach.
„Was? Ach so.“ Spike zog seine Hand so vorsichtig zurück, als würde sie tatsächlich in Gunns Arm stecken. „Du musst mir helfen“, fuhr er dann eindringlich fort. „Das Amulett, es ist in Angels Schreibtisch.“
Gunn nickte nur, und sah den Vampir weiterhin fragend an.
„Ich brauche es!“
„Und was hat das mit mir zu tun? Oh, ich soll…“ Gunn riss die Augen auf. „Vergiss es! Angel schickt mich direkt in die Hölle, wenn er merkt, dass ich an seinem Schreibtisch bin. Und dich gleich mit!“
„Er merkt es aber nicht. Unser großer Boss schläft. Und träumt von all den Frauen, die er nicht flach legen darf“, frohlockte Spike. Er lief ungeduldig zur Tür, drehte sich dann aber um. „Komm jetzt endlich! Ich brauche das verdammte Amulett, damit ich wieder einen Körper kriege!“
Gunn folgte ihm seufzend, wobei er halblaut überlegte, was Angel mit ihm tun würde, wenn er davon erfuhr. Andererseits, wenn Spike kein Gespenst mehr wäre, könnten sie Wolfram & Hart den Rücken zukehren.
Vorausgesetzt, Angel brachte sie nicht vorher um.

Vor Angels Büro blieb er stehen und lauschte. Es war alles still, aber er schluckte trotzdem nervös, bevor er sehr langsam die Tür öffnete – und erschrocken zusammenzuckte.
Jemand saß am Schreibtisch.
‚Verdammt, von wegen schläft’, dachte Gunn mit einer Mischung aus Wut und Panik.
„Ähm, ich wollte nur…“, stammelte er, während er krampfhaft überlegte, was er sagen sollte. „Ich… ich…“
„Komm endlich rein und mach die Tür zu“, schimpfte der andere leise.
„Spike!?“
„Wenn hast du denn erwartet?“, fragte der blonde Vampir zurück.
Gunn sparte sich die offensichtliche Antwort und wartete lieber, das sich sein Herzschlag beruhigte, bevor er näher kam.
„Hier drin“, Spike zeigte auf die Schublade.
„Hast du dir das gut überlegt?“ Gunn zögerte noch, aber Spike nickte heftig. „Nun mach schon, ich brauche das Ding.“
Gunn ergab sich seinem Schicksal und öffnete das Fach. Tatsächlich lag das Amulett da. Mit spitzen Fingern, als ob es ihn beißen könnte, zog er es heraus.
„Und jetzt?“
„Häng es mir um“, verlangte Spike hippelig.
„Ob das gut geht“, murmelte Gunn, tat dann aber, was der Vampir verlangte.
Das Amulett schien einen Moment in der Luft zu schweben und fiel dann zu Boden. Es klirrte leise und Gunn sag erschrocken zur Tür.
„Verdammt“, fluchte Spike und bemühte sich, es wieder aufzuheben, allerdings erfolglos.
Dann stellte er sich darauf und wartete, aber nichts geschah.
Er trampelte ebenso wütend wie erfolglos auf dem Amulett herum, die Wirkung war gleich Null. Es hatte seine magischen Eigenschaften verloren und war nur noch ein nutzloses Schmuckstück.
Gunn seufzte tief, halb enttäuscht, halb beruhigt.
„Das war’s dann wohl. Verschwinden wir, bevor uns Angel doch noch hier erwischt.“ Er hob das Amulett auf und steckte es zurück in das Schubfach, das er sorgfältig schloss.
„Ich gehe wieder ins Bett, was ist mit dir?“
„Was?“ Spike starrte immer noch auf die Stelle, wo es gelegen hatte. Er konnte sich nicht erklären, warum es nicht funktionierte. Musste es vielleicht erst mit einem bestimmten Spruch
aktiviert werden? Aber in Sunnydale hatte es doch auch so geklappt.
„Nein, ich… muss noch mal darüber nachdenken. Geh schlafen, Charlie.“
Gunn zuckte nur die Schultern und ging hinaus. Auf dem Flur atmete er erleichtert auf. Wenn Angel jetzt auftauchte konnte er immer noch sagen, er wäre in seinem eignen Büro gewesen. Aber erst, als er wieder in seinem Bett lag, konnte er sich entspannen.
Wieder umarmte er das Kissen. „Wäre trotzdem ganz nett, wenn du hier wärst, Blondie“, murmelte er, bevor er wieder einschlief. Er träumte davon, dass Spike kein Gespenst mehr wäre und sie zusammen Dämonen jagten. Und nicht nur das.

Spike saß immer noch an Angels Schreibtisch und starrte die Schublade an. Wenn das Amulett ihm seinen Körper nicht zurück brachte, was dann? War er dazu verdammt, für alle Zeiten das Firmengespenst von Wolfram & Hart zu sein? Oder zumindest solange, bis ihn die Hölle holte? Eine Vorstellung war so unerfreulich wie die andere.
Wütend schlug er mit der Faust auf den Tisch. Aus einer Laune des Schicksals oder seiner grenzenlosen Wut heraus erreichte er die nötige Festigkeit. Die Tischplatte splitterte unter dem Schlag und Spike sah verblüfft das entstandene Loch und seine Faust an.
Sofort versuchte er es noch einmal, anscheinend wirkte die Magie des Amuletts mit Verspätung, aber er hatte Pech.
Sein Schwung warf ihn nach vorne, auf den Tisch und durch ihn hindurch. Erst der Fußboden bremste seinen Sturz.
Spike richtete sich auf und starrte die Tischplatte an, die ihn in Hüfthöhe in zwei Teile schnitt. Grummelnd trat er hinaus und ging durch die nächste Wand hinaus auf den Flur. Sollte sich doch Angel den Kopf zerbrechen, woher das Loch in seinem Schreibtisch kam.

„Spike, verdammt wo steckst du? Komm auf der Stelle her!“, brüllte Angel.
Er hatte nicht lange gebraucht, um eine Beziehung zwischen einem gelangweilten Vampirgeist und seinem kaputten Tisch herzustellen. Dazu kam, das von Spike, der sonst keine Gelegenheit ausließ, ihm auf die Nerven zu gegen, keine Spur zu sehen war.
„SPIKE!“
Wesley steckte vorsichtig den Kopf herein. „Ich glaube nicht, dass das funktioniert“, sagte er vorsichtig.
„Was?“, grollte Angel.
„Spike. Er kommt sicher nicht, wenn du ihn rufst. Er kommt nur, wenn er eine Gelegenheit sieht, Ärger zu machen.“
„Dafür, dass er ein Gespenst ist, hat er ein erstaunliches Zerstörungspotential!“, knurrte Angel und wies auf die kaputte Tischplatte.
Wesley sah sich die Zerstörung an, dann runzelte er die Stirn. „Bist du sicher, dass es Spike war?“
„Wer denn sonst.“ Angel griff nach dem Telefon, um die Reparatur in Auftrag zu geben.
Noch während er telefonierte materialisierte sich Spike unmittelbar vor ihm.
Angel zuckte mit einem unterdrückten Fluch zurück.
„Kannst du nicht anklopfen oder so? Nein, nicht Sie!“, fauchte er gleich darauf ins Telefon.
Spike wanderte unbeeindruckt zum Fenster.
„Wie denn?“, fragte er von dort gelassen zurück und beäugte interessiert Angels kaputten Tisch. „Brauchtest du kurzfristig einen neuen Pflock?“
Angel knirschte mit den Zähnen. „Was willst du hier? Hast du noch nicht genug kaputt gemacht? Verschwinde!“
Spike zuckte nur die Schultern und vergrub die Hände in den Manteltaschen. „Würde ich ja gerne, du Langweiler. Alles ist besser, als in deiner Gegenwart langsam zu verschimmeln. Aber ich bin leider an dieses blöde Gebäude gebunden. Oder an dich“, befriedigt bemerkte er, wie Angel unbeherrscht auf den Tisch schlug und den Schaden noch vergrößerte.
„Also wirklich, du solltest endlich mal was gegen diese Unbeherrschtheit tun, bevor du ganz Wolfram & Hart in Schutt und Asche legst.“
Angel explodierte förmlich vor Wut. Er schnellte hoch und stürzte auf Spike zu, der ihn verdutzt anstarrte. Seine zu Krallen gebogenen Hände legten sich um Spikes Hals, um ihn zu erwürgen.
Erst, als seine Fingernägel gegeneinander klackten und er sie verdutzt anstarrte, kam er wieder zu sich. Einen Geist konnte man nicht erwürgen.
Spike grinste breit und trat seelenruhig einen Schritt zurück. „Netter Versuch“, spottete er.
Angel knirschte erneut mit den Zähnen. „Warte nur ab wenn du wieder voll da bist, ist das gleichzeitig dein endgültiges Ende. Es wird mir ein Vergnügen sein, dich zu Staub zerfallen zu sehen.“ Selbst Wesley erschrak über den Hass, der aus Angels Augen sprühte.
Aber letztendlich hatte Spike sich die Folgen seines Tuns selber zuzuschreiben.
Trotzdem beschloss er nach kurzer Überlegung, Gunn über Angels Drohung zu informieren. Irgendwie hatte er das Gefühl, Gunn wäre der einzige, der irgendeinen Einfluss auf Spike haben könnte. Und wenn er sich irrte… - sie würden auch ohne Spike auskommen. Wahrscheinlich sogar besser als mit ihm.

Gunn klopfte mit dem Kugelschreiber rhythmisch gegen seine Schneidezähne, während er Wesley aufmerksam zuhörte. Dann nickte er.
„Wird Zeit, das sich an Spikes Zustand was ändert, bevor er aus lauter Frust Angel noch mehr gegen sich aufbringt.“
„Noch mehr?“, fragte Wesley ungläubig. „Angel hätte ihn vorhin ohne mit der Wimper zu zucken endgültig getötet, wenn es möglich gewesen wäre.“
Gunn sah ihn einen Moment nachdenklich an. „Das glaube ich kaum. Sie kennen sich so lange und Spike hat nie eine Gelegenheit ausgelassen, Angel zu nerven, das hätte er ihn schon vor langer Zeit erledigt. Nein, das ist nur Show, Angel musste sich abreagieren und dazu kam Spikes Anwesenheit gerade Recht.“
„Na wenn du meinst“, entgegnete Wesley, alles andere als überzeugt. Gunn hatte nicht die Wut in den Augen des Vampirs gesehen.
„Aber es wird wirklich Zeit, dass er von seinem Gespensterdasein befreit wird. Das wir von seinem Gespensterdasein befreit werden. Ein gelangweilter Vampir ist schlimm genug. Aber ein gelangweilter Vampirgeist ist die Hölle!“
„Sehe ich genauso“, stimmte Gunn zu und stand auf. „Reden wir mit Fred, es geht ihr wieder besser, vielleicht hat sie eine neue Idee.“

Spike schlenderte gelangweilt umher.
„Langweilig, langweilig, todlangweilig“, murmelte er unablässig vor sich hin.
Eine Zeitlang hatte er versucht, die Mitarbeiter von Wolfram & Hart zu erschrecke, in der Hoffnung, dass der eine oder andere einen Herzinfarkt bekam, dann wäre wenigstens was los gewesen. Aber Leute, die an den täglichen Umgang mit Dämonen der übelsten Sorte gewöhnt waren, ließen sich nicht so leicht erschrecken. Die meisten ignorierten ihn einfach und wandten sich wieder ihrer Arbeit zu.
Jetzt glitt er durch den Empfangstresen hindurch und steckte den Kopf aus Harmonys Telefon.
„Spike, was willst du?“, fragte sie uninteressiert und lackierte sich weiter die Nägel.
„Musst du nicht arbeiten?“, fragte er bissig.
Sie hauchte ihre noch feuchten Nägel an, bevor sie die Hand schüttelte. „Weißt du wie schwer es ist, den richtigen Farbton zu finden?“
Spike verdrehte nur die Augen. „Hoffentlich überlastet die Frage nicht dein bisschen Gehirn.“
Harmony warf ihm einen bösen Blick zu. „Immerhin bin ich kein Geist und kann gehen, wohin ich will. Ich bin nicht an Wolfram & Hart gebunden.“ Sie erhob sich und griff nach ihrer Tasse. „Und ich kann trinken, wann und was ich will. Blut, Kaffee, völlig egal.“
Spike sah ihr erbost hinterher. „Du bist auch an diesen Scheißladen gebunden“, schrie er, „aber im Gegensatz zu mir hast du das freiwillig gemacht.“
Als sich einige Leute erstaunt nach ihm umdrehten giftete er weiter: „Noch nie ein Gespenst gesehen?“
Mit hochgezogenen Schultern, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, stampfte er auf die nächste Wand zu und verschwand.

Fred strahlte sie an. „Kommt ihr um mir zu sagen, dass ich wieder arbeiten kann?“
Wesley und Gunn sahen sich an, dann zuckten sie die Schultern. „Das haben wir nicht zu entscheiden. Wie geht es dir?“
„Soweit ganz gut. Lorne hat mir Blumen gebracht und die Zeitschriften und die Pralinen sind auch von ihm. Aber ich langweile mich und es geht mir wieder gut.“ Sie lächelte etwas gequält. „Wirklich, es war nicht so schlimm. Bei unseren Einsätzen bin ich schon schlimmer verletzt worden, und da hat mich niemand ins Bett gesteckt.“
„Na ja“, sagte Wesley vorsichtig, „aber wo ein Vampir hinhaut…“
„Angel wollte es nicht, es war ein Versehen“, fiel ihm Fred ins Wort und sah ihn bittend an. „Wie ich Angel kenne tut es ihm bereits bitter leid und er grübelt die ganze Zeit, wie das passieren konnte. Wenn ich endlich wieder an meine Arbeit kann ist das für mich und für ihn an besten.“
„Angel? Ich glaube, er hat seitdem keinen Gedanken an dich…“ Gunn verstummte, als Wesley ihm fest auf den Fuß trat und ihn warnend ansah. „Äh, ich meine, an nichts anderes als an dich gedacht. Aber du hast wahrscheinlich recht und wenn du wieder arbeiten willst…“, Fred nickte nachdrücklich, „dann suchen wir mal denjenigen, der hier verantwortlich ist.“
„Nicht weglaufen, wir sind gleich zurück“, scherzte Wesley.
„Nur, wenn es mir zulange dauert“, rief Fred hinter ihnen her.

„So wie ich das sehe sollten wir schleunigst eine Lösung für Spikes Problem finden.“ Lorne ließ den Cocktail in seinem Glas kreisen, bevor er davon trank.
„Spikes Problem? Spike ist das Problem!“, knurrte Angel.
„Wenn er nicht das Amulett getragen und die Welt gerettet hätte, wäre er heute kein Geist“, stellte Lorne sachlich fest.
„Hätte er ja nicht machen müssen!“ Angel wollte nicht an Spikes heldenhafte Tat erinnert werden. Er selbst hatte sooft die Welt gerettet, aber redete irgendjemand darüber? – Nein, es ging nur um Spike. Einmal hatte dieser Versager etwas richtig gemacht, und jetzt feierten ihn alle als Held!
Lorne seufzte leise und stellte sein Glas ab, dann ging er um Angel herum und stellte sich hinter ihm. Während er gefühlvoll Angels Schultern massierte, redete er wieder eindringlich auf ihn ein.
„Ich weiß, wie du zu Spike stehst. Und ehrlich gesagt, es gibt Momente, wo ich ihn auch in die tiefste Hölle wünsche. Er ist eine Nervensäge und kann ungemein penetrant sein. Aber selbst er hat eine zweite Chance verdient. Du hast die bekommen, deine Exfreundin, ich meine Buffy, und selbst Darla. Jeder von euch hat eine zweite Chance bekommen. Sei fair und gib auch Spike eine zweite Chance.“
Angel knurrte immer noch leicht vor sich hin. Oder war es mehr ein Schnurren? Lorne konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Auch Vampire brauchten von Zeit zu Zeit Streicheleinheiten. Und da Angel, aus Angst, seine Seele zu verlieren, strikt auf alle zwischenmenschlichen Beziehungen verzichtete, war er noch schneller gereizt als jeder andere. Schließlich ließ sich nicht jede Form von Erregung damit abreagieren, Dämonen um die Ecke zu bringen.
Inzwischen war es eindeutig ein Schnurren, tief und wohlig. Auch Angels Muskeln fühlten sich unter Lornes Händen weich und entspannt an.
„Also, wie sieht es aus, ein neuer Versuch, Spike wieder zu verfestigen?“, fragte er leise.
Angel erstarrte einen Moment, dann nickte er. „Aber danach verschwindet er hier! Ich will ihn hier nicht mehr sehen, sonst…“
Lorne nahm seine beruhigende Massage wieder auf. „Wenn er kein Geist mehr ist hält Spike nichts mehr hier“, sagte er überzeugt.

Spike fand sich von einem auf den anderen Moment an einen völlig lichtlosen Ort wieder. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte nichts erkennen, die Schwärze um ihn herum war undurchdringlich.
Spike wurde es etwas unbehaglich. Mit weit vorgestreckten Armen nun, leise vor sich hin pfeifend ging er weiter, Schritt für Schritt.
Sein Unbehagen verstärkte sich, als er feststellte, dass seine Zelle, wie er es insgeheim nannte, nur zwei Schritte in jede Richtung maß. Und es keinen Ausgang gab, nicht einmal für ihn als Gespenst. Die Wände hielten ihn fest, schlossen ihn ein und fühlten sich entsetzlich real an.
„Verdammter Mist, wo bin ich den diesmal gelandet?“, fluchte Spike schließlich und setzte sich schließlich auf den Boden, mit dem Rücken zur Wand.
Er lehnte sich lässig zurück in der Hoffnung, wie üblich durch die Wand zu gleiten, wurde aber enttäuscht. So wie es aussah, konnte er den Raum aus eigener Kraft nicht verlassen. Ihm bleib nichts weiter übrig, als abzuwarten.
Nach einiger Zeit wurde es heller.
Spike starrte misstrauisch auf die gegenüberliegende Wand, an der sich helle Muster abzeichneten. Muster, die für ihn verdächtig nach Flammen aussahen. Spike schluckte trocken. Wenn es das war, was er vermutete, stand es schlecht für ihn. Sehr schlecht.
Dann spürte er auf einmal einen Hitzeschub von unten. Er kam sich so vor, als ob er auf einer Herdplatte saß, die jemand plötzlich eingeschaltet hatte.
Spike sprang mit einem wütenden Fluch auf.
„Verdammt, ihr kriegt mich nicht! Ich bin euch bisher entkommen und ich werde euch wieder entkommen!“ Wütend schüttelte er die Fäuste gegen einen unsichtbaren Feind.
Ein ironisches Lachen antwortete ihm und Spike fuhr herum.
„Angel? Steckst du dahinter? Ha, um mich zu erschrecken musst du dir schon was anderes einfallen lassen! Nicht so ein Kinderkram.“
Wieder erklang das ironische Gelächter und unter Spikes Füßen wurde es schlagartig hell.
Er kreischte beim Blick nach unten in die lodernden Flammen, von denen ihn lediglich ein dünnes Gitter trennte. Ihm würde ein direkter Blick in die Hölle gewährt.
Und Spike hatte, ob er es wollte oder nicht, Todesangst. Er wusste, dass er diesmal kein Schlupfloch fand. Die Hölle hatte ihn in ihren Klauen und würde ihn gewiss nicht wieder loslassen.

Harmony sortiere eher gelangweilt die Post.
„Angel, Angel, Angel, Gunn, Wesley, Lorne… Lorne?“ Neugierig drehte sie den dicken Umschlag herum, um einen Hinweis auf den Absender zu bekommen. Einen Moment lang war sie versucht, den Umschlag zu öffnen. Schließlich konnte es sie bei diesem anonymen Brief um etwas Gefährliches handeln. Dann verwarf sie den Gedanken wieder.
Erstens würde ihr Angel den Kopf abreißen, wenn der Brief ungefährlich wäre und außerdem bestand die Gefahr, dass ihr selber etwas passierte. Dann sollte die eventuelle Bombe doch lieber jemand anders treffen.
Harmony warf einen kritischen Blick auf ihre Fingernägel. Etwas neuer Lack würde ihnen gut tun. Und ihr Blut war auch alle. Sie ging sich Nachschub holen während sie überlegte, welche Farbe am besten zu ihrem augenblicklichen Outfit passte.

„Endlich!“ Fred sah sich in ihrem Labor um als ob sie wochenlang weg gewesen wäre.
Ihre Mitarbeiter nickten ihr grüßend zu, ließen sie aber in Ruhe.
Wesley musterte alle nachdenklich und fragte sich, wie viele von ihnen wohl darauf gehofft hatten, dass Fred nicht wieder kam. Lorne hatte zwar alle als unbedenklich eingestuft, aber so ganz glaubte Wesley nicht daran. Seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass sich Menschen und Dämonen mitunter so gut verstellen konnten, dass niemand ihre wahren Absichten bemerkte – bevor es zu spät war.
Aber es war nun einmal Lornes Aufgabe, die Mitarbeiter von Wolfram & Hart zu überprüfen. Und er musste einfach darauf vertrauen, dass der grüne Dämon seine Arbeit richtig machte. So wie jeder andere darauf vertraute, dass er selber wusste, was er tat.
Während Fred eine Frau nach den Ergebnissen eines Experiments befragte, schlenderte Gunn umher und sah allen möglichen Leuten über die Schulter. Fast schien es Wesley, er suchte etwas Bestimmtes.
Als das Wort Gespenster fiel, wurde er hellhörig.
„… ein alter Spruch, eigentlich, um Geister zu bannen. Aber wenn wir die Zeremonie modifizieren, sollte es möglich sein…“ Gunn hörte interessiert zu, ebenso Wesley.
Fred, die dazu kam, lächelte zurückhaltend. „So wie es aussieht, habt ihr mein Geheimnis gelüftet.“
„Wieso?“ Wesley zog fragend die Augenbrauen hoch.
„Na ja, Angel hat mir doch verboten, noch irgendwas in der Sache mit Spike zu unternehmen.“ Ihre Stimme klang schuldbewusst.
„Aber du hast trotzdem weitergesucht.“ Gunn umarmte sie mit einer Euphorie, die Wesley nicht nachvollziehen konnte. „Zum Glück hat Angel sein Verbot aufgehoben. Also sieh zu, das Blondie bald wieder einen Körper hat. Ich finde, er war lange genug ein Geist.“
Fred befreite sich vorsichtig von Gunn.
„Ich kann nicht versprechen, dass es diesmal funktioniert. Immerhin war der ursprüngliche Zweck der Zeremonie, den Geist zu bannen, zu vertreiben. Wenn es also schief geht…“
„… wir werden Spike los, so oder so“, fiel ihr Wesley ins Wort. „Es kann gar nichts schief gehen.“
Gunn sah ihn befremdet an. „Spike hat es nicht verdient, nach sonst wohin verbannt zu werden. Er verdient seinen Körper zurück“, sagte er unerwartet heftig, aber im nächsten Moment grinste er. „Tu dein bestes, Fred. Und melde dich, wenn du Hilfe brauchst. Jetzt warten Berge von Akten auf mich. Kannst du die bei Gelegenheit auch irgendwohin verbannen?“

Er ging, ohne eine Antwort abzuwarten.
Wesley sah nachdenklich hinter ihm her. Der seltsame Verdacht, das Gunn sich mehr für den blonden Vampir interessierte, als normal war, verstärkte sich zusehends.

Angel starrte düster in seine Kaffeetasse, als ob sich darin die Lösung seiner Probleme abzeichnete.
Nachdem Lorne gegangen war überlegte er, ob er nicht voreilig seine Zustimmung zu einem neuen Versuch gegeben hatte. Eigentlich war es nur aus Zerknirschung über den Unfall mit Fred gewesen. Und als Reaktion auf Lornes sagenhafte Massagetechnik.
Er war sozusagen nicht bei klarem Verstand gewesen.
Aber wenn er jetzt seine Einwilligung zurückzog, würde das nur wieder neue Probleme aufwerfen. Besser, er beließ es so, wie es war und kümmerte sich um Spike, wenn der leibhaftig vor ihm stand. Er würde ihm dann die Wahl lassen, sofort aus Los Angeles zu verschwinden und nie wieder zurück zu kehren oder… Nein, eigentlich kein oder: Wenn Spike nicht innerhalb einer Stunde weg war, würde er ihm einen Pflock ins Herz rammen (was in seinen Augen sogar die bessere, weil endgültigere Lösung wäre).
Andererseits, wenn Freds Versuch erneut fehlschlug, war es das auch gewesen. Einen weiteren würde es nicht geben, egal, wer und wie lange bettelte. Irgendwann musste Schluss mit dem Thema Spike sein.
Zufrieden mit sich selbst rief er Harmony an, damit sie ihm neuen Kaffee brachte.

Angel lauschte auf das Tuten, dann legte er den Hörer langsam wieder auf und wählte erneut.
Wieder klingelte es lange, ohne dass abgenommen wurde, aber diesmal war er sich sicher, die richtige Nummer gewählt zu haben. Erst wollte er probehalber Wesley oder Gunn anrufen, ließ es dann aber bleiben. Es war überzeugt davon, das sein Telefon in Ordnung war und das von Harmony ebenfalls.
Was nicht in Ordnung war, war, dass sie nicht abnahm. Es bedeutete nämlich, dass sie nicht an ihrem Platz war. Und das gefiel Angel überhaupt nicht.
Kurz zog er in Erwägung, einfach nach ihr zu rufen, wie er es früher gemacht hatte, als sie noch im Hotel Hyperion gearbeitet hatten und noch früher, in ihrem ersten Büro. Dort war alles so eng beieinander gewesen, dass sie kein Telefon brauchten, um sich untereinander zu verständigen.
Manchmal trauerte er diesen Zeiten nach.
Aber als Vorstandsvorsitzender von Wolfram & Hart konnte er sich solche Gefühlsduseleien nicht leisten. Er musste seine Arbeit machen und alle anderen ebenfalls.
Für einen Moment blitze seine dämonische Seite auf, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. Angel nahm sich vor, Harmony eindringlich darauf hinzuweisen, was er von seiner Empfangssekretärin erwartete. Und was mit ihr geschah, wenn sie diese Erwartungen nicht erfüllte.
Mit einem grimmigen Ausdruck stieß er die Tür auf.

Spike hatte resigniert aufgegeben. Er hatte aufgehört, gegen die Wände zu hämmern und Verwünschungen zu schreien. Er spürte die Hitze, die ihn einhüllte und sah die Flammen, die Schattenspiele an den Wänden. Aber es kümmerte ihn nicht mehr.
Jetzt saß er wieder am Boden, die Beine angezogen und den Kopf auf die Knie gelegt. Er wusste, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er nach unten in das lodernde Feuer fallen würde. Und wenngleich er wusste, dass er rein formal ein Geist war und damit keinen Körper hatte, würden die Flammen ihn doch verbrennen, immer wieder, bis in alle Ewigkeit.
So, wie er jetzt die Hitze spürte, würde er das Feuer spüren können, das ihn einschloss, für immer und ewig.
„Schade, es sollte wohl nicht sein, Charlie“, flüsterte er und die Tränen liefen über sein Gesicht.
Alle Qualen, die er auf sich genommen hatte, um eine Seele zu bekommen waren umsonnt. Die Hoffnung, seine Liebe zu einem Menschen könnte das Leid, das er anderen Menschen angetan hatte, aufwiegen, war vergebens. Seine bösen Taten zählten schwerer als seine Guten.
Die Hölle hatte gesiegt.



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Cimmeria
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New PostErstellt: 11.09.06, 22:22  Betreff: Re: Gunn/Spike - Es kann nur besser werden  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 3

Angels Miene verfinsterte sich noch mehr, falls das überhaupt möglich war. Wenige Schritte vor dem Empfangstresen blieb er stehen und sah sich demonstrativ um. Weit und breit keine Spur von Harmony.
Er atmete tief ein und zählte bis zehn, da ihm Cordelia mal gesagt hatte, das würde beruhigend wirken und wäre besser, als erst alles kurz und klein zu schlagen und dann Fragen zu stellen.
Angel wurde durch dieses Ritual nicht ruhiger, ganz im Gegenteil. Seine Wut hatte lediglich mehrere Sekunden Zeit, sich in aller Ruhe zu verstärken.
„Ich reiße ihr den Kopf ab“, knurrte er halblaut. Die Hände in den Hosentaschen vergraben machte er die letzen Schritte vorwärts, bis er genau vor dem Tresen stand und dahinter sehen konnte.
Wenn er geglaubt hatte, Harmony würde nur etwas suchen, das heruntergefallen war, musste er jetzt einsehen, dass er sich geirrt hatte. Harmony war weg, dafür lag die Post immer noch dort herum.
Angel knurrte lauter. Einige Leute, die gerade die Halle durchquerten, sahen ihn an, aber er bemerkte es nicht.
„Muss man hier den alles selber machen?“ Schnell fächerte er den Stapel auseinander und zog die Briefe, die an ihn adressiert waren, heraus, den Rest behielt er in der Hand, um sie an Wesley und Gunn weiter zu geben. Den Umschlag für Lorne ließ er liegen, das konnte nicht so wichtig sein.

Wesley blieb unschlüssig stehen und betrachtete die geschlossenen Bürotüren. In Momenten wie denen trauerte er ihren früheren Räumlichkeiten nach. Es war alles so beengt gewesen, das bestenfalls der Boss von Angel Investigations ein eigenes Büro hatte. Alle anderen teilten sich den verbleibenden Raum.
Die Erinnerung löste eine undefinierbare Traurigkeit aus und er sehnte sich zurück in jene Zeit, als gut und böse noch klar und eindeutig waren, als sie noch nicht gezwungen waren, Pakte mit dem Bösen zu schließen, um das noch Bösere zu bekämpfen. Dann atmete er tief ein und betrat sein eigenes Büro.
Jeder von ihnen hatte die Möglichkeit gehabt, nein zu sagen. Und sie alle hatten ja gesagt, waren bereit, ja geradezu gierig darauf gewesen, Wolfram & Hart zu übernehmen.
Jeder von ihnen hatte seinen Entschluss damit begründet, dass sie so die Möglichkeit hätten, das Böse direkt aus sich selbst heraus zu bekämpfen.
Und jeder von ihnen hatte inzwischen sicherlich einmal erkennen müssen, dass ihre großartigen Ideale gescheitert waren und sie längst weitaus häufiger dem Bösen halfen als den Hilflosen. Sie waren in dieselbe Falle getappt wie so viele vor ihnen: Macht korrumpiert!

Spike wimmerte nur noch. Er hatte die Beine eng an den Körper gezogen und umfasste die Knie. Von Zeit zu Zeit starrte er in die Flammen, die er durch den Gitterboden deutlich sah, zu deutlich.
Er hatte es gewusst, irgendwann würde er in der Hölle landen, aber trotzdem hatte er gehofft, dass es noch nicht so bald sein würde. Doch jetzt starb auch der letzte Funke Hoffnung. Für ihn war die ewige Verdammnis angebrochen.
Und dann hörte er es.
Metall knirschte, der Boden unter ihm wurde nachgiebig und mit einem lauten Aufschrei, der seine unendliche Qual ausdrückte, stürzte er endgültig hinab.

Harmony war noch immer mit der entscheidenden Frage beschäftigt, welche Nagellackfarbe sie wählen sollte, als sie an ihren Platz zurück kam, wo sie bereits von Lorne sehnsüchtig erwartet wurde.
„Harm, Zuckerpüppchen, ich erwarte einen äußerst wichtigen Brief. Wenn also was für mich kommt – oder abgegeben wird…“ Der grüne Dämon sah sie erwartungsvoll an.
Harmony erwiderte den Blick verständnislos. „Was ist dann?“
Lorne rang sich ein Lächeln ab. „Dann tippst du mit deinen süßen Fingerchen meine Nummer und ich eile herbei.“ Er wies auf das Telefon.
„Ach so, ich soll dich dann anrufen.“ Harmony blickte noch einmal auf ihre Fingernägel. „Was meinst du, Lornie, Pink oder Lila?“
Lorne verdrehte einen Moment lang die Augen, dann hatte er sich wieder gefangen und sah Harmony aufmerksam an. „Also zu diesem Outfit - das Kleid steht dir übrigens ausgezeichnet - würde ich sagen… Pink!“
Harmony strahlte ihn an. „Das hatte ich auch gedacht. Wirklich, was würde ich nur ohne dich machen, alle anderen haben überhaupt kein Verständnis für solche wichtigen Dinge…“, sie redete noch weiter, ohne das Lorne ihr zuhörte. Er war bereits wieder mit anderen Fragen beschäftigt.

Gunn hörte den letzen Absatz, den er gerade diktiert hatte ab, dann löschte er ihn mit einem Kopfschütteln wieder. Wenn er es so formulierte konnte er darauf warten, das der Anwalt der Gegenpartei ihn in der Luft zerriss.
Seufzend nahm er einen neuen Anlauf, stoppte aber dann mitten ihm Satz.
„Verdammt Spike, wo steckst du nur?“, murmelte er und sah sich im Raum um. Normalerweise konnte er darauf warten, das Spike unvermutet auftauchte, im unpassendesten Moment natürlich. Und dann auch verlangte, dass er sofort alles stehen und liegen ließ, um sich um irgendwelche dringenden Dinge zu kümmern.
So sehr es ihn auch sonst nervte, Gunn musste zugeben, das es ihn noch viel mehr nervte, nicht zu wissen, wo der blonde Vampir steckte.
Noch einmal versuchte er, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, aber insgeheim wusste er, das es sinnlos war, solange Spike seine Gedanken beherrschte.
Gerade wollte er zum Telefon greifen, um bei Wesley und Angel nachzufragen, ob sie Spike gesehen hätten, als sein Telefon klingelte.

Fred kontrollierte noch einmal ihre Versuchsanordnung. Einen Fehler konnte sie sich nicht erlauben. Sie wusste, dass das der letzte Versuch war, Spike aus seinem Geisterdasein zu befreien. Einem weiteren Versuch würde Angel nie und nimmer zustimmen.
Aber sie war bei weitem nicht so optimistisch, was den Erfolg des Versuchs anging, wie sie getan hatte. Es gab einfach zu viele Unwägbarkeiten dabei. Schon eine normale Beschwörung, die einen Geist für immer vertreiben sollte, war nicht so einfach. Der umgekehrte Vorgang, einen Geist an einen bestimmten Ort zu binden, ebenso wenig. Aber das, was sie versuchte, einem Gespenst einen Körper zu geben war ihres Wissens nie zuvor versucht worden, Dementsprechend nervös war Fred.
Gerne hätte sie noch einige Experimente durchgeführt, aber dazu reichte weder die Zeit noch Angels Geduld. Beides war, ebenso wie ihr Budget, eng begrenzt.
Noch einmal richtete sie eine Kerze genauer aus und zog eine Linie des Pentagramms auf dem Boden nach. Dann rief sie Wesley und Gunn an, damit sie ihr bei der Beschwörung behilflich waren.
Wenig später begannen sie mit einem neuen, und definitiv letzten Versuch, Spike seinen Körper zurück zu geben.

Spike schrie und schrie, während er in eine scheinbar endlose Tiefe fiel.
Erst ein harter Aufprall brachte ihn zum schweigen.
„Verdammt, warum tut das weh? Man sollte doch wohl meinen, wenn man schon keinen Körper hat kann man sich auch nicht die Schulter brechen“, maulte er und bewegte den linken Arm vorsichtig.
Argwöhnisch sah er sich um, aber wieder einmal herrschte totale Finsternis.
„Okay, ich weiß das ist die Hölle, ich bin endgültig tot und werde für alle Zeit im Fegefeuer und so weiter und so weiter…“, er stand auf und machte einen langsamen Schritt nach vorne, „schon gut, ihr müsst euch nicht verstecken, ich hab’s kapiert. Das ist das Ende des einzigen Vampirs mit Seele - Angel zählt nicht, der hat das Ding ja nicht gewollt. Jetzt sagt mir endlich wie’s weiter geht.“ Er drehte sich erwartungsvoll einmal um sich selbst, aber es blieb dunkel, niemand antwortete ihm. Spike seufzte verhalten.
„Lest mir meine Untaten vor, schreibt sie an die Wand oder wie auch immer, aber macht endlich das Licht an!“
Die letzten Worte schrie er wütend, während er zwei weitere Schritte vorwärts machte – und gegen eine Wand prallte.

Wesley las die letzten Worte des Zauberspruchs, den Fred und Gunn wörtlich wiederholten, dann warteten alle drei atemlos ab. Nichts geschah.
Bis Wesley das Blatt schließlich schulterzuckend weglegte.
„Das war’s dann.“
Gunn sah ihn verständnislos an. „Was heiß, das war’s dann? Hat Spike seinen Körper wieder? Oder ist er immer noch ein Geist? Oder…“
„Keine Ahnung.“ Wesley wollte sich so schnell wie möglich wieder anderen, wichtigeren Problemen zuwenden.
Fred kritzelte bereits wieder auf ihrer Tafel herum, keiner von beiden kümmerte sich um Gunn.
„Aber wir müssen doch… irgendwas machen können“, sagte Gunn verzweifelt. „Ein neuer Versuch, eine andere Beschwörung…“
„Es gibt keinen neuen Versuch, das war der letzte.“ Wesley war stehen geblieben und sah Gunn mitleidig an.
„Tut mir leid, Charles“, sagt er noch, bevor er das Labor endgültig verließ.

Spike schlug wütend gegen die Wand.
Erst danach fiel ihm auf, dass er nicht, wie üblich, einfach hindurch gehen konnte.
Er schlug noch einmal zu und schrammte sich die Knöchel auf.
„Was ist das jetzt für ein blöder Trick?“, schimpfte er. Er legte den Kopf zurück und schaute nach oben, aber in der Dunkelheit war nichts zu erkennen.
„Habe ich nicht als Toter das Recht, mich nicht mehr mit irgendwelchen Verletzungen rumzuplagen? Oder ist das Teil der Strafe, mich an allem zu verletzten?“
Noch einmal wollte er gegen die Wand schlagen, entschied sich aber im letzten Moment anders und trat dagegen. „Mist!“

„Wie sind Sie denn hier rein gekommen?“
Spike schnellte herum, seine gelben Augen blitzen auf. In einer offenen Tür stand ein Mann in einem grauen Overall, der ihn verständnislos musterte. Und beim Anblick eines wütenden Vampirs hastig einen Schritt zurück trat.
Spike erwiderte den Blick genauso verständnislos, während er wieder in sein menschliches Aussehen wechselte.
„Ist das hier die Hölle?“, fragte er dann.
„Hölle? Das ist der Fahrstuhlschacht 3B“, antwortete der Mann nach einer kurzen Pause. Aber es klang so, als ob er sich nicht ganz sicher wäre und es doch die Hölle sein könnte.
Spike grinste schmal. „Ganz sicher? Ich meine, in einem Fahrstuhlschacht gefangen zu sein wäre für mich eine Art von Hölle?!“
Der andere starrte ihn nur an, während er bedächtig einen weiteren Schritt rückwärts machte.
„Ähm, na ja“, stammelte er dann. „Es gab Beschwerden, weil der Fahrstuhl nicht funktionierte. Ich sollte das in Ordnung bringen, aber wenn ich sie bei irgendwas gestört habe…“, er ging noch weiter zurück, einem Vampir den Rücken zuzudrehen wagte er dann doch nicht, „ähm, ich komme später wieder!“ Inzwischen glaubte er, genug Abstand zu haben, sodass er sich blitzschnell umdrehte und wegrannte.
Spike sah ihm nur kopfschüttelnd hinterher. „Sind hier alle irre? Oder erst, seitdem dieser Angeber Angelus das Kommando hat? Egal, wenn ich erst mal wieder einen Körper habe…“ Er unterbrach sich und betrachtete die Abschürfungen an seinen Händen, erinnerte sich an die Fußtritte gegen die Wand.
Suchend sah er sich um, bis er einen Schraubenschlüssel sah, den der Handwerker wohl auf seiner Flucht vergessen hatte.
Mit äußerster Konzentration beugte er sich hinunter, seine Hand schwebte kurz über dem Werkzeug. Dann fasste er zu.
Spike lächelte leicht, als er den Schlüssel in die Luft warf und dieser polternd vor seine Füße fiel. Erneut hob er ihn auf und warf ihn hoch, das ganze wiederholte sich noch zweimal, dann ließ er ihn liegen und warf den Kopf in den Nacken.
Sein Lächeln wich einem lauten, begeisterten Lachen, das durch den Fahrstuhlschacht dröhnte.
„Verdammt, ich hab’s geschafft. Ich bin kein verdammter Geist mehr! Zum Teufel mit der Hölle! Zum Teufel mit Angel und dieser Firma, ich bin frei!“

Angel bemühte sich, einen neutralen Gesichtsausdruck und Tonfall beizubehalten, als er mit Wesley über Freds letztes Experiment sprach.
„Pech für den guten alten Spike, aber was nicht geht, geht nicht. Jeder muss nun mal für seine Sünden büßen. Und einmal die Welt retten reicht nicht“, fügte er schnell hinzu, da er den Eindruck hatte, das Wesley ihn zweifelnd ansah.
Aber der nickte nur zustimmend. „Trotzdem, wenn man überlegt, was ihr zusammen hättet erreichen können: Zwei Vampire mit Seele, bereit, die Welt vor dem Bösen zu retten.“
„Für Spike ist die Seele nur nettes Beiwerk“, bemerkte Angel indigniert. „Er hat oft genug gesagt, das ihn hier nichts hielte, wenn er kein Gespenst wäre. Wir kommen auch ohne ihn gut zurecht. Angel Investigation und die Möglichkeiten von Wolfram & Hart… Wir können jeden besiegen.“
„Wirklich?“, fragte Wesley leise, dem seine Zweifel wieder einfielen. Einen Moment überlegte er, ob er sie Angel gegenüber ansprechen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Alle waren überzeugt, das Richtige getan zu haben, als sie die Kanzlei übernahmen. Alle, außer ihm.
Angel lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.
Wesley konnte seine Ungeduld fast körperlich spüren - für Angel war das Kapitel Spike abgeschlossen - aber es ging ihm nicht mehr um den blonden Vampir.
„Bist du glücklich?“, fragte er und überraschte Angel damit wirklich.
„Wenn ich glücklich wäre, wäre ich nicht hier. Sondern Angelus“, knurrte er dann. „Was soll die blöde Frage?“
Wesley schüttelte leicht den Kopf. „Das meinte ich nicht, jedenfalls nicht so. Ich meinte, ob du glücklich bist, mit dem, was wir hier machen, was wir erreichen. Damit, das wir Wolfram & Hart unter unserer Kontrolle haben. Ich…“ er merkte auf einmal, das er nicht über seine Zweifel, über seine Sorgen sprechen konnte. Angel würde ihn nicht verstehen, niemand seiner alten Freude würde ihn verstehen.
„Vergiss es, die Frage war wirklich blöd. Ich bin in meinem Büro, einige Prophezeiungen warten darauf, entschlüsselt zu werden.“
Er war bereits halb draußen, als Angel hinter ihm herrief: „Ich hoffe, es geht nicht wieder um irgendwelche Vampire mit Seele. Einmal hat mir gereicht.“
„Mir auch“, murmelte Wesley unhörbar vor sich hin.

Spike warf der Anzeige des Fahrstuhls einen schrägen Blick zu, dann entschied er sich, lieber die Treppe zu nehmen. Nach den letzten Erlebnissen würde er Fahrstühle lieber meiden. Jedenfalls in diesem Gebäude, in dem nicht ganz ausgeschlossen war, das sie einen direkt in die Hölle beförderten.
Auf dem Weg nach oben übererlegte er, was er zuerst tun würde. Angels Whiskyvorrat plündern, der zweifellos irgendwo sein musste? Irgendjemand losschicken, ihm Zigaretten zu holen?
Plötzlich blieb er stehen und grinste breit. Natürlich, das Beste hatte er glatt vergessen: In Angels Büro marschieren und ihm die Neuigkeiten unter die Nase reiben.
Es hat sich ausgegeistert, Spike is back!
Zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmte er weiter. Vor Angels Büro stoppte er kurz, dann stieß er die Tür mit einem Fußtritt auf.
„Hey Alter, freust du dich, mich zu sehen?“

Angel sah langsam auf, sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich dabei zusehends.
„Spike! Haben sich deine Fähigkeiten so verbessert, dass du jetzt Türen aufmachen kannst? Ich dachte immer, ein Vorteil am Gespensterdasein besteht darin, das man durch Wände gehen kann!? Verschwinde!“
Spike lachte laut.
„Mag schon sein, aber ich bin…“, er machte eine dramatische Pause, aber Angel blätterte bereits wieder in der Akte auf seinem Tisch und ignorierte ihn, „ich bin kein Gespenst mehr!“
Es dauerte einen Moment, bis die Mitteilung in seinem Kopf ankam.
„Kein… Gespenst mehr?“, fragte er dann verblüfft.
„Nein. Sondern wieder der gute alte Spike in ganzer Größe.“
„Was ja nicht viel ist.“
Spike überhörte die spitze Bemerkung großzügig.
„Ich wollte mich nur verabschieden, Angelus. Hoffe, wir sehen uns nie wieder.“
„Angel“, korrigierte Angel automatisch, bevor er Spike wieder grimmig ansah. „Ich dachte, wir wären dich schon früher losgeworden, aber anscheinend hat Freds Experiment doch funktioniert. Na egal, Hautsache, du verschwindest. Auf nimmer wieder sehen!“
Spike war bereits im gehen begriffen, jetzt drehte er sich noch einmal um. „Fred habe ich das zu verdanken? Die Kleine ist unglaublich. Ich glaube, ich werde mich auf ganz besondere Weise von ihr verabschieden.“ Sein dreckiges Grinsen verdeutlichte, woran er dabei dachte.
Angel sprang auf. „Lass deine verdammten Pfoten von ihr, oder ich ramme dir eigenhändig einen Pflock in die Brust!“, schrie er.
Spike lachte wieder, hinterhältig.
„Was denn, eifersüchtig, weil sie dich nicht ran lässt? Ach nein, du traust dich ja nicht. Angelus könnte mehr Spaß haben als du.“ Er drehte Angel, der sich wütend auf der Schreibtischplatte aufstütze, verächtlich den Rücken zu.
„Schon gut, so wichtig ist es nicht. Ich sage nur allen Tschüß, dann bin ich weg. Kein Grund für dich, jetzt auszurasten.“
Angel knurrte noch etwas, aber Spike verstand es nicht. Und es war ihm nicht wichtig genug, noch einmal nachzufragen.

Er klopfte gegen den Türrahmen und wartete.
„Ja gleich!“
Fred schrieb ihre endlose Formelreihe zu Ende, dann drehte sie sich um. Und erstarrte. „Spike?!“
Genau der.“
Spike stieß sich schwungvoll ab und ging auf Fred zu.
„du hast es geschafft, Süße, ich bin wieder ganz und vollständig, dank dir.“
Er nahm sie in den Arm und küsste sie.
„Du hast an mich geglaubt, als einzige. Und du hast mich erlöst.“ Wieder küsste er sie, bis sie sich heftig von ihm losmachte.
„Keine Angst, ich will nichts von dir. Alles, was ich wollte, habe ich bereits bekommen. Wollte mich nur verabschieden.“
Fred sah ihn erstaunt an.
„Aber… wohin willst du?“
Spike zuckte nur die Schultern. „Ziemlich egal, nur weg von hier.“
„Aber… du kannst doch… überleg doch nur, was wir erreichen können, du, Angel, wir alle!“
Spike lachte zynisch. „Klar, zwei Vampire mit Seele, das klingt gut, was? Tolle Reklame für den Laden. Vergiss es, Angel und ich sind wie Feuer und Wasser. Auf die Dauer geht einer von uns drauf. Und das werde nicht ich sein. Aber wenn es euren Boss trifft ist jeder sauer auf mich. Besser also, ich hau ab.“ Er warf ihr noch eine Kusshand zu und ließ Fred rat- und hilflos stehen.

Sein nächster Besuch galt Wesley.
Er hatte gezögert, ob er erst zu ihm oder zu Gunn gehen sollte, entschied sich dann aber für Wesley. Von ihm würde ihm der Abschied allemal leichter fallen als von Gunn.
Er erinnerte sich an die Versprechen, die sie sich gegeben hatte, als er noch ein Gespenst war und eine Erfüllung der verzweifelt geäußerten Wünsche sowieso nicht möglich war.
Denn sosehr er auch gehofft hatte, erlöst zu werden, sowenig hatte er letztendlich daran geglaubt.
Doch seine Freiheit war ihm wichtiger als alles andere, selbst als Charlie. Und selbst wenn es ihm unendlich schwer fiel, er würde ihn weder küssen noch ihn zärtlich berühren und ganz gewiss nicht mit ihm schlafen. Denn wenn er das erst einmal tat würde er eventuell nicht mehr die Kraft haben, zu gehen.
Wesleys Reaktion war ähnlich wie Angels.
Er starrte ihn fassungslos an und stammelte etwas von „Beschwörung ist doch schief gegangen“, aber Spike winkte nur ab.
„Nimm es hin, Wes, ich bin wieder da. Aber nicht lange, das ewige „Rettet die Welt“ ist mir zu öde. Mir hat das eine mal inklusive aller Nebenwirkungen völlig gereicht. Wenn in Zukunft ein Weltuntergang ansteht, gut, aber ohne mich. Ich suche mir ein ruhiges Plätzchen und warte, bis er vorbei ist.“
„Und was, wenn danach nichts mehr da ist?“, fragte Wesley, dem Spikes spöttische Art gehörig gegen den Strich ging.
„Ich bin nicht anspruchsvoll, irgendwas wird schon überleben. Oder irgendwer.“

Als er vor der geschlossenen Tür stand zögerte er wieder und wäre am liebsten gegangen. Aber dann würde Gunn von den anderen erfahren, dass er weg war. Angel oder Wesley würden ihn in einem sehr schlechten Licht dastehen lassen. Besser also, er brachte es persönlich hinter sich. Obwohl nicht nötig, atmete er tief ein, bevor er die Tür aufstieß.
Gunn hatte seinen Stuhl herum gedreht und sah aus dem Fenster auf Los Angeles hinaus. Er sah sich nicht um, als Spike näher kam.
„Von hier oben sieht alles so friedlich aus. Erst wenn man näher ran geht sieht man das Böse, das überall ist. Manchmal denke ich, wir sind jetzt viel zu weit weg vom geschehen.“
Er sah immer noch aus dem Fenster und nicht zu Spike, der inzwischen neben ihm stand.
„Versteh mich nicht falsch, das ganze Wissen, das sie mir eingetrichtert haben, die Möglichkeiten, die mir dadurch offen stehen, es ist einfach großartig. Früher hätte ich meinen Arm dafür gegeben.“ Er grinste schief und Spike schluckte. Ganz offenbar hielt Gunn ihn für jemand anders. Was wohl wäre, wenn er seinen Irrtum bemerkte?
„Aber manchmal vermisse ich den Straßenkampf, Mann gegen Mann. Oder auch Mann gegen Dämon. Der besserer gewinnt. Oder der Stärkere. Jetzt gewinnt derjenige, der die besseren Präzedenzfälle herbeten kann!“
Endlich sah er zu seinem Besucher auf.
Anfängliche Fassungslosigkeit machte Erstaunen und wachsender Freude Platz.
Er sprang auf und wollte Spike umarmen, ließ die Arme dann aber wieder sinken.
„Verdammt, Blondie, wo warst du?“, quetschte er schließlich hervor.
„In der Hölle, fast jedenfalls. Ich konnte schon die Flammen sehen – und spüren. Aber das ist vorbei, die Hölle hat verloren. Und sie wird keinen neuen Versuch starten, hoffe ich jedenfalls. Ich bin wieder da, voll und ganz.“ Er grinste breit und noch breiter, als Gunn ihn erst zögernd, dann fester umarmte.
Sein guter Vorsatz, Gunn nicht zu berühren, löste sich in Luft auf, er erwiderte die Umarmung stürmisch und presste seine Lippen fordernd auf die des andern Mannes.
„Endlich.“
Als sein Schwanz hart wurde, rieb er sich verlangend an dem fremden Körper, genoss die Reaktion, die er auslöste und die seine eigene Erregung weiter steigerte.
„Ich will dich“ murmelte Gunn, seine Lippen immer noch auf Spikes gepresst, aber mit einer Hand bereits an dessen Gürtel zerrend.
Spike stöhnte tief und kehlig, als Gunn seinen Versuch aufgab und stattdessen die Hand in seine Hose zwängte. Die warme Hand an seinem Steifen löste bei Spike beinahe einen Orgasmus aus, nur mit Mühe konnte er sich zurück halten.
Mit der flachen Hand stieß er Gunn von sich weg und gegen die Tischkante.
„Zieh dich aus, mach schon!“
Gunn fing an, sein Hemd aufzuknöpfen, aber Spike schüttelte ungeduldig den Kopf.
„Weg mit deiner Hose, mach schon. Und beug dich über den Tisch, los!“
Ein weiterer heftiger Stoß verlieh seiner Forderung Nachdruck, mit dem Knie schob er Gunns Beine soweit es ging auseinander.
Für einen kurzen Moment blitzte der Gedanke in ihm auf, dass sie etwas Entscheidendes vergessen hatten, dann verlor er sich wieder in heftiger Erregung.
„Na ja, zur Not geht es auch mal ohne Gleitmittel.“
Spike spuckt in seine Hand und rieb an seinem Schwanz entlang, bevor er mit einem harten Stoß in Gunn eindrang und ihn gegen die Tischkante zwängte. Gunn gab einen unterdrückten Schmerzlaut von sich, den Spike ignorierte. Hier zählte nur das, was er wollte. Und das war die Befriedigung seiner Lust, jedenfalls für den Anfang.
Spike war wie im Rausch. Immer wieder stieß er zu, versenkte seinen Schwanz tief in dem Körper vor sich, genoss die warme Haut unter seinen Händen, fühlte und roch den Schweiß, der über Gunns Körper strömte.
Sein tiefes, lustvolles Stöhnen übertönte die zaghaften Laute, die Gunn ausstieß, wenn seine Hüftknochen mal wieder schmerzhaft mit dem Tisch kollidierten.
Doch er musste Gunns Unbehagen wohl wahrgenommen haben, denn er veränderte seinen Griff, legte seine Hände als Schutz zwischen Tisch und Knochen, und ging zu einer weicheren, fließenderen Bewegung über.
Er beugte sich über Gunn, der sich mit beiden Händen auf der Schreibtischplatte abstützte und versuchte, die kraftvollen Stöße abzufangen.
„Das ist gut, Charlie. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mir das gefehlt hat“, flüsterte er ihm heiser ins Ohr. „Immer, wenn ich dich gesehen habe, habe ich mir vorgestellte, wie es ist, dich zu vögeln. Aber die Wirklichkeit ist noch viel besser.“
Ein weiterte, tiefer Stoß und er verharrte, sein Gesicht veränderte sich. „Und jetzt, Charlie, der absolute Höhepunkt, in jeder Beziehung.“
Er küsste Gunn zart unterhalb des Ohrs, direkt auf die pochende Vene, in der er das Blut singen hörte.
Auch in seinem Schwanz pochte das Blut und er wusste, dass er es nicht mehr hinauszögern konnte.
Mit seinem letzten Stoß kam er zum Orgasmus, gleichzeitig biss er zu und spürte das warme, süße Blut, das in seinen Mund strömte.



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Cimmeria
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New PostErstellt: 19.09.06, 12:58  Betreff: Re: Gunn/Spike - Es kann nur besser werden  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 4

Gunn spürte die spitzen Zähne, die sich in die Haut bohrten und war einen winzigen Moment wie paralysiert. Dann setzte sein Überlebenswille wieder ein.
Er stieß sich von der Tischkante ab und versuchte, den Vampir rückwärts gegen das Fenster zu drängen.
Spike, der davon völlig überrascht wurde, hielt sich an ihm fest, sodass Gunn nicht frei kam.
„Hey, was ist den jetzt los?“, keuchte er. Immer wieder versuchte er, mit der Zunge die Wunde an Gunns Hals zu erreichen, damit sie sich schneller schloss. Leider verstand der das wohl völlig falsch und wehrte sich nach Kräften.
„Beruhige dich!“ Spike setzte seine ganze Kraft ein, um ihn wieder gegen den Tisch zu pressen.
„Du verdammter Mistkerl!“
Spike stutze, dann küsste er Gunn schnell, jedenfalls versuchte er es. Der warf den Kopf zurück und traf dabei direkt Spikes Nase. Das herausschießende Blut lief dem Vampir übers Gesicht und auch Gunn bekam einen Teil davon ab. Keiner bemerkte ihren entsetzten Zuschauer.

„Gunn! Spike? Was ist denn hier los?“
Wesley stand immer noch in der Tür und wusste nicht, was er tun sollte. Seine einzige Waffe war das Buch, das er in den Händen hielt. Natürlich konnte er versuchen, Spike damit niederzuschlagen, aber dazu musste er erst mal an den Vampir herankommen.
Außerdem hatte er absolut nicht damit gerechnet, dass Spike einen von ihnen angreifen würde. Er konnte es einfach nicht verstehen und war dementsprechend handlungsunfähig.
Andererseits, er musste Gunn irgendwie helfen, denn jetzt hatte Spike wieder die Kontrolle und er beugte sich hinunter, um erneut zuzubeißen.
Wesley warf das Buch nach ihm, um ihn wenigstens vorübergehend abzulenken. Im Laufen tastete er in der Hosentasche nach dem Kreuz, das er immer bei sich trug.

Spike sah nur einen Schatten auf sich zufliegen und warf sich zur Seite, ohne Gunn loszulassen. Der heulte auf, als sie zusammen auf dem Boden landeten. Gleich darauf sprang Spike wieder auf, um sich seinem vermeintlichen Gegner zu stellen. Er riss die Augen auf, als Wesley auf ihn zustürmte.
„Sind die alle übergeschnappt?“, fragte er sich verblüfft. „Hey, Wes, ich bin’s nur, Spike.“ Er blockte einen Schlag ab, der auf sein Gesicht gezielt war. Dass es eine Finte war, merkte er zu spät. Mit der anderen Hand hielt Wesley das Kreuz wenige Zentimeter vor sein Gesicht.
„Eine falsche Bewegung, Vampir, und du bist Geschichte!“, keuchte Wesley, aber seine Augen blitzten triumphierend.

Spike konnte nicht anders, er knurrte leise. Es kostete ihn eine gewisse Anstrengung, zu seinem menschlichen Aussehen zurückzukehren. Gunn neben ihm stöhnte leise und rappelte sich langsam wieder auf. „Bin irgendwie außer Form“, stellte er fest.
Spike drehte den Kopf und grinste ihn an. „Würde ich nicht sagen, Charlie, es war wirklich nicht schlecht. Und ich verspreche dir, beim nächsten Mal lassen wir es langsamer angehen, damit du auch was davon hast.“
„Es gibt kein nächstes Mal“, mischte sich Wesley zornig ein. „Wenn es nach mir ginge, würde ich dir einen Pflock ins Herz…“, er brach ab und bekam große Augen. Spike grinste, als ihm klar wurde, wo Wesley hinsah. Seelenruhig machte er seine Hose zu, bevor er sich an Gunn wandte.
„Du solltest dich auch besser wieder anziehen, der arme Wes wird sonst ganz verlegen. Obwohl, so ein Dreier kann auch ganz reizvoll sein.“ Wesley schlug ihm mit der freien Hand ins Gesicht und Spike grinste böse. „Du stehst wohl auf die brutale Tour? In diesem Fall kann ich dir Angel empfehlen, der kennt sich da bestens aus.“
Wesley antwortete darauf nicht, er sah nur von Spike zu Gunn, und dann schnell wieder weg. Sein Gesicht wurde erst bleich, bevor es sich langsam mit flammender Röte überzog, als ihm klar wurde, was zwischen den beiden Männern vorgefallen war, außer einem Kampf.
Gunn errötete ebenfalls, während er hastig seine Hose hochzog. Auch er mied Wesleys Blick, wandte sich stattdessen an Spike, der das ganze amüsiert beobachtete.
„Was sollte das? Warum hast du mich gebissen? Willst du mich umbringen?“, wollte er wütend wissen.
Spike sah ihn ehrlich erstaunt an, dann lächelte er. „Ich töte keine Menschen mehr, ich habe eine Seele.“
Aber du hast mich gebissen!“, beharrte Gunn und nahm die Hand vom Hals, wo er sie unbewusst auf die Wunde gedrückt hatte.
„Ach das. Alle Vampire machen das, es ist wie ein Knutschfleck, ein Zeichen, das du mir gehörst.“
Gunn schüttelte nur abwehrend den Kopf. „Ich gehöre niemand, ich bin doch kein Haustier!“
Wesley, der bisher sprachlos daneben gestanden hatte, mischte sich jetzt wieder ein.
„Könnt ihr mit diesem Gelaber aufhören? Das klingt ja, als ob ihr…“, er schüttelte sich angewidert.
„Als ob wir was sind?“, fragte Spike grinsend zurück, und versuchte, den Arm um Gunn zu legen, der ihn wütend abschüttelte. „Ein Liebespaar?“
Wesley kamen blitzartig die Erinnerungen an Situationen, in denen er sich über das seltsame Verhalten von Gunn und Spike gewundert hatte. Rückblickend wurde ihm klar, das schon lange eine Beziehung zwischen den beiden bestand, wenngleich bisher nicht körperlich, da Spike ja ein Geist gewesen war. Bis heute.
Und jetzt hatten sie offenbar einiges nachzuholen.
Wieder sah er Spike an, der den Blick so unschuldig wie nur möglich erwiderte. Egal, was zwischen den beiden lief, der Vampir hatte zugebissen, daran bestand kein Zweifel. Und Wesley war nicht überzeugt, das seine Erklärung der Wahrheit entsprach. Zumal Gunn nicht das Geringste dazu tat, seinen Lover zu entlasten. Er stand nur da, als ob ihn das alles nichts anging, und er nur durch Zufall dahinein geraten war.
„Charles, ruf Angel an. Er soll entscheiden, was mit Spike passiert.“
Gunn griff zwar nach dem Telefon, aber sein Blick war alles andere als überzeugt. „Muss das sein?“
Wesley beruhigte ihn. „Ich werde nicht erwähnen, was vorgefallen ist!“ Er musterte Spike eindringlich. „Und du wirst auch den Mund halten, verstanden?“
Spike zuckte nur gelangweilt die Schultern. „Er ist ein Vampir, du musst ihm gar nichts erzählen, er kann riechen, was vorgefallen ist.“ Er grinste amüsiert. „Er kann auch riechen, wer beteiligt war – und wer nicht!“
Wesley errötete wieder.
„Aber vielleicht merkt er dann ja endlich, dass du auf ihn stehst.“ Spike konnte es nicht lassen, Wesley zu provozieren.
Der heulte wütend auf und presste Spike mit einer schnellen Bewegung das Kreuz ins Gesicht.
Jetzt heulte Spike auf und riss den Kopf weg, aber das rote Mal war deutlich zu sehen.
Gunn sah hilflos von einem zum anderen. Wenn Angel davon erfuhr, würde es Tote geben. Mindestens Spike aber es war nicht sicher, da Angel sich damit zufrieden gab. Eventuell wütete er blindlings weiter und begleich auch gleich noch ein paar alte Rechnungen mit Wesley. Und mit ihm.
Das Risiko war Gunn zu hoch. Entschlossen stellte er sich zwischen Wesley und Spike, die sich böse anfunkelten.
„Angel bleibt raus!“ Er hob beschwichtigend die Hand, als Wesley etwas sagen wollte. „das gibt nur Ärger, wenn er davon erfährt. Wir regeln das ohne ihn.“
Jetzt wollte Spike protestieren, der befürchtete, diese Regelung sähe sein endgültiges Ableben vor, aber Gunn ließ auch ihn nicht zu Wort kommen. „Ich rufe Lorne an. Er kann feststellen, ob Blondie die Wahrheit sagt. Wenn ja, sehen wir weiter, wenn nein…“, der Blick, den er Spike zuwarf, bedeutete, das alle Höllenerfahrungen, die er bisher gemacht hatte nur ein Vorgeschmack auf die tatsächlichen Qualen waren.
Wenn er log würde er ihn persönlich, mit allen Mitteln, die Wolfram & Hart zur Verfügung standen, in die tiefsten Tiefen einer Hölle verbannen, von denen Spike bisher nicht einmal geahnt hatte, das es sie gab.
Wesleys Gesichtsausdruck zeigte bei dem Gedanken daran eine ziemlich unverhohlene Freude, die Spike ganz und gar nicht teilte. Er konnte nur hoffen, das Lorne wirklich etwas von Gedankenlesen verstand.

„Ich komme, ich eile, was gibt es denn so wichtiges, mein Schokoladenhäschen?“
Lorne stürzte mit dem üblichen Maß an guter Laune und verbaler Übertreibung herein, blieb aber gleich darauf mit offenem Mund stehen.
„Spike?“
Gunn grinste kurz. „Hätte nicht gedacht, das ich es noch erlebe, das es dir mal die Sprache verschlägt. Spike, genau. Wir brauchen deine Hilfe. Und mach bitte die Tür zu!“
Lorne hatte sich wieder gefasst und schloss die Tür hinter sich, bevor er langsam näher kam. „Spikey, was machst du denn hier? Ich meine, äh… kommst du oder gehst du?“ ein bedeutungsvoller Blick gegen den Fußboden begleitete den Satz.
Spike grinste und kramte in den Taschen seines Ledermantels, den er immer noch trug nach Zigaretten. Zu seinem eigenen Erstaunen fand er auch welche. Lorne musste auf eine Antwort warten, bis er eine Zigarette angezündet und den Rauch tief inhaliert hatte.
„Hi Lorne, gekommen bin ich schon und was das gehen anbetrifft…“, Ein erneuter Zug an seiner Zigarette und Gunn wedelte den Rauch gereizt weg, „dahin gehe ich ganz bestimmt nicht!“ Er tippte mit der Fußspitze auf den Boden.
Lorne lächelte Spike an. „Dann ist ja alles gut, oder etwa nicht?“ Er sah die andere Beteiligten fragend an.
„Nichts ist gut“, knurrte Wesley. „Er hat Gunn gebissen, auch wenn er es jetzt bestreitet. Ich vermute mal, die Nähe zur Hölle ist seiner Seele nicht bekommen. Er ist wieder böse!“
„Ich bestreite gar nichts“, fiel ihm Spike ins Wort. „Es war ein Liebesbiss. Verdammt, las dir von Angel erklären, was das ist. Am besten, lass dich von ihm vögeln, dann wird er dir schon zeigen, was ein Liebesbiss ist!“
Wesleys erneutes tiefes Erröten zeigte Spike, das er mit seiner Vermutung gar nicht so falsch gelegen hatte. Was Wesley für Angel empfand, ging weit über die Loyalität zu seinem Boss oder über bloße Freundschaft hinaus.
Aber Angel wusste wahrscheinlich nicht das Geringste davon. Und Wesley würde es niemals zugeben.

„Also, wenn ich das jetzt richtig verstehe hat unser blonder Liebling dich gebissen, Charlie, als… ähm, na ja, was ihr getan habt geht ja eigentlich niemand was an…“ Lorne verlor den Faden als ihm, mit Verspätung klar wurde, was Spike gemeint hatte, als er sagte, er sei gekommen.
„Ähm, ich wusste gar nicht, das Gespenster auch… na ja, ich dachte immer, dafür muss man einen Körper haben…äh… zwei, alle beide, meine ich…“ Die Neugier stand Lorne im Gesicht geschrieben aber niemand war bereit, diese Neugier zu befriedigen.
„Was wollt ihr jetzt von mir?“, fragte er schließlich, als die Stille anfing, peinlich zu werden.
„Ich will wissen, ob er die Wahrheit sagt“, sagte Gunn schließlich.
„Er lügt. Er hat seine Seele verloren und ist böse. Aber Charles will es nicht glauben, lieber lässt er sich umbringen“, schimpfte Wesley.
Spike verdrehte genervt die Augen. „Ich will nur weg aus diesem Irrenhaus!“
Lorne sah verdutzt von einem zum anderen, dann glitt ein schmales Lächeln über sein Gesicht.
„Ihr braucht also einen Schiedsrichter. Unser viel versprechender junger Anwalt hofft, das du die Wahrheit sagst und Wes, das du lügst. Na dann, ich höre.“

Eine Stunde später waren sie keinen Schritt weiter.
Spike weigerte sich beharrlich, noch einen Ton von sich zu geben. Er hatte von der ganzen Singerei mehr als genug, zumal ihn alle wie ein exotisches Tier, über dessen Gefährlichkeit sie sich nicht einig waren, anstarrten.
Und Lorne schwirrte der Kopf von den vielen, sich durchaus widersprechenden Informationen, die er erhalten hatte.
„Und da dachte ich immer, Angel, beziehungsweise Angelus, wäre kompliziert. Wie viele unterschiedliche Persönlichkeiten hast du denn?“
Spike starrte ihn nur verwundert an und verbrannte sich die Finger an seiner Zigarette.
Mit einem Schmerzlaut ließ er sie fallen und sah zu, wie sie ein Loch in den Teppich brannte.
„Wie meinst du das?“
Lorne winkte ab und rieb sich die Schläfen. „Vergiss es. Sonst muss ich mich beim nächsten Durchgang auch noch damit auseinandersetzen.“ Er sah zu Wesley und Gunn hinüber, die nebeneinander an der Wand lehnten.
„Einmal noch. Und bitte, konzentrier dich auf hier, jetzt und heute. Was vor hundertundetwas Jahren war will ich gar nicht wissen.“
Spike grinste nur lahm, dann zwinkerte er Gunn zu. „Das tue ich nur für dich, Charlie. Lass dir schon mal was einfallen, wie du mich dafür entschädigst.“
Wesley knurrte nur und Gunn legte unbewusst die Hand auf seine Halswunde.
Im ersten Moment war er durchaus Wesleys Meinung, dass der Vampir ihn töten wollte. Aber je länger sich die Befragung durch Lorne hinzog, umso mehr Zweifel kamen ihm. Wenn Spike es darauf angelegt hätte, wären sie bereits alle tot, oder zumindest schwer verwundet. Aus Erfahrung wusste er, dass die Gedulds- und Toleranzgrenze bei Vampiren äußerst niedrig war.
Selbst Angel, der sich selbst als Retter der Menschheit verstand, wäre längst ausgerastet und hätte angefangen, das Mobiliar oder den grünen Dämon zu zerlegen.
Lorne sah sie strafend an, dann forderte er Spike mit einer müden Handbewegung zum weitermachen auf.
Zumindest seine eigene Zukunft konnte er in diesem Moment mühelos vorhersagen: Wenn das hier endlich vorbei war würde er sich den größten Drink genehmigen, der sich auftreiben ließ.
Mit einer letzten Anstrengung konzentrierte er sich dann auf den Vampir.

Lorne saß mit geschlossenen Augen da und genoss einfach nur die Stille. Wenn es nach ihm ging, könnte es ruhig so bleiben, aber er wusste, das Wesley und Gunn auf eine Antwort warteten. Und Spike konnte es wirklich kaum erwarten, weg zu kommen. Dieser eine Gedanke, Wolfram & Hart weit hinter sich zu lassen hatte alles andere überstrahlt, selbst seine Gefühle für Gunn.
Lorne überlegte noch, wie er seine Antwort am besten formulierte, damit nicht gleich der nächste Streit vorprogrammiert war, diesmal zwischen Spike und Gunn.
Er schlug die Augen auf und sah in zwei gespannte Gesichter. Spike sah eher trübsinnig aus, ihm waren inzwischen endgültig die Zigaretten ausgegangen. Und er hatte ein ebenso großes
Bedürfnis nach einem Drink wie Lorne. Aber das hatte er in den Gedanken des Vampirs gelesen.
„Also, um es kurz zu machen, Blondie hat nicht gelogen. Er hat seine Seele noch und er wollte niemand töten“, fasste er schließlich zusammen.
Er hatte mehr über Spike erfahren, als er jemals wissen wollte, er kannte die Stärken und Schwächen des Vampirs und seine Ängste.
Gunn lächelte zufrieden, während Wesleys Blick noch immer misstrauisch war. Aber er akzeptierte Lornes Meinung und steckte das Kreuz wieder ein, das er die ganze Zeit bedrohlich in de Hand gehalten hatte.
Spike reckte sich und sah dann aus dem Fenster. „Sehr schön, die Sonne ist untergegangen, ich kann also raus.“ Er sah Gunn mit offensichtlichem Bedauern an, dann zuckte er die Schultern. „Du schuldest mir was, vergiss das nicht. Wenn ich mal wieder in die Stadt komme…“ Er drehte sich auf dem Absatz um, dass sein langer Mantel um ihn herum schwang und ging zur Tür, die er schwungvoll aufriss. Nur, um voll mit Angel zusammenzustoßen.

„Verdammt, kannst du nicht besser aufpassen?“, schimpfte Spike und leckte sich das Blut von der Oberlippe, das ihm aus der Nase schoss.
„Was machst du denn noch hier?“, fragte Angel im Gegenzug und sah auf die Bluttropfen, die auf sein Hemd gespritzt waren. „Du wolltest schon vor Ewigkeiten weg sein.“ Trotzdem griff er zu und hielt Spike mit eisernem Griff fest.
Erst jetzt sah er die kleine Versammlung in Gunns Büro und hob fragend die Augenbrauen. „Habe ich irgendwas verpasst?“
Lorne, Gunn und Wesley sahen sich hastig an und schüttelten gleichzeitig die Köpfe, was erst recht Angels Misstrauen weckte.
„Also, Leute, was ist, was war hier los? Es geht um Spike, richtig?“, fragte er dann auf gut Glück.
„Äh… na ja“, antwortete Wesley dann. Gunn durchbohrte ihn mit Blicken und Lorne sah seinen Drink in weite Ferne rücken.
Angel konzentrierte sich auf Wesley und setzte seinem Hundeblick auf. Er wusste, dass Wesley alles für ihn tun würde, wenn er ihn so ansah. Schließlich war es ihm nicht entgangen, was der ehemalige Wächter für ihn empfand.
Und er wusste durchaus, wie er das ausnutzen konnte, auch wenn Wesley nie das bekommen würde, was er sich insgeheim wünschte.
„Wir haben darüber gesprochen, ob…“, jetzt wurde er nicht nur von Gunn sondern auch von Lorne mit tödlichen Blicken bedacht.
Lediglich Spike grinste gleichmütig, aber es lag keine Wärme oder Zuneigung darin.
„Ähm, ja also, wir haben überlegt“, er schluckte, dann redete er hastig weiter, „ob Spike… nicht bei uns bleiben sollte. Also, zwei Vampire mit Seele, das…“, wieder fehlten ihm die Worte, aber nicht nur ihm.
Alle starrten ihn mit offenem Mund an, es war totenstill im Raum.
Spike fasste sich als Erster.
„Ich wusste doch, dass hier alle irre sind!“ Er wollte sich von Angel losreißen, aber der verstärkte seinen Klammergriff nur.
„Warte, ich will mehr darüber hören“, sagte er mit gefährlicher Ruhe.
„Gunn, Lorne, stimmt das?“
Beide hatten erleichtert aufgeatmet, bevor sie zustimmend nickten, was Angel nicht entgangen war. Er hatte das Gefühl, das mehr dahinter stecke, als nur die Frage, ob sie Spike in ihr Team aufnehmen sollten, eine Vorstellung, die Angel völlig abwegig fand.
Es hatte ihn lange genug genervt, dass sie Spike als Geist nicht loswerden konnten. Warum sollten sie sich jetzt mit ihm belasten? Nur, weil er eine Seele hatte?
Außerdem hing ein schwacher, nur für seine Vampirsinne wahrnehmbarer Geruch in der Luft, den er zwar kannte, aber nicht einordnen konnte.
Doch er würde schon noch dahinter kommen, was man ihm verheimlichen wollte.
„Und ihr habt geglaubt, ich erfahre das schon früh genug? So wie mit Harmony, die Wes ohne mein wissen eingestellt hat?“, fragte er mit beißendem Spott. „Sagt Spike dann auch, hey, ich bin dein Assistent?“ Er ahmte Harmonys Tonfall nach.
Spike knurrte leise, hielt sich aber ansonst zurück.
„Wir wollte erst überprüfen, ob er wirklich, na ja, gut ist“, erwiderte Wesley lahm. „Lorne hat ihn überprüft.“
„Ach, und wer hat dann Gunn gebissen?“ Fragte Angel dazwischen, dem die Wunde zwischenzeitlich aufgefallen war.
„Das war ein Unfall“, erklärte Gunn sofort und drehte sich weg, sodass Angel die Stelle nicht mehr sah.
Spike warf ihm hinter Angels Rücken einen Kuss zu und grinste breit.
„Jedenfalls“, nahm Wesley die Unterhaltung, beziehungsweise Erklärung, wieder auf, „ich, wir, denken, er wäre eine gute Ergänzung für unser Team. Zusammen könnt ihr mehr erreichen als du alleine. Auch du kannst nicht überall gleichzeitig sein, Angel.“
Spike, der zusehends Spaß an der Situation fand, kicherte und Angel fuhr herum.
„Wir sind bisher sehr gut ohne dich ausgekommen“, fauchte er, „und ich sehe keinen Anlass, das zu ändern. Verschwinde endlich, bevor ich dafür sorge, dass du weg bist. Für immer!“
Er ließ Spike los, wobei er ihm gleichzeitig noch einen groben Stoß gab, der den blonden Vampir endgültig auf den Flur beförderte.
Dann knallte er die Tür zu.

Spike starrte einen Moment lag erbost die geschlossene Tür an und war versucht, wieder hinein zu stürmen und Angel klar zu machen, das er immer noch selber bestimmte, wann er ging. Doch dazu kam er nicht.
Ein erfreuter Ausruf hinter ihm erinnerte ihn daran, dass er bei seinen ganzen Verabschiedungen jemand vergessen hatte. Harmony.
Vielleicht hatte er ihre Existenz aber auch nur verdrängt. Schon wie sie „Blondiebär“ rief ließ ihm sämtliche Haare zu Berge stehen.
„Was willst du?“, knurrte er.
Harmony, die freudig auf ihn zueilte, blieb stehen. „Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt?“, fragte sie mitleidig. „Ich dachte schon, du bist wirklich in der Hölle gelandet.“
„Bin ich auch“, knurrte er wieder.
Harmony zog schaudernd die Schultern hoch. „Und, wie war es da? Hast du alle die gesehen, die du getötet hast?“ Sie stutze kurz und sah ihn aus großen Augen an. „Aber du bist wieder zurückgekommen, oder? Ich meine, du hast nicht nur kurz Urlaub bekommen?“
Spiek verdrehte genervt die Augen und machte einen schnellen Schritt vorwärts, bis er die Arme um Harmony legen konnte. Er quetschte ihre Rippen zusammen.
„Fällt dir was auf?“
Harmony kicherte. „Du böser Junge, du kannst dich nicht hier, in aller Öffentlichkeit… was, wenn Angel was davon merkt…“
Er schüttelte sie wütend. „Vergiss das, du dumme Pute! Ich will nicht mit dir schlafen, jetzt nicht und in Zukunft nicht. Ich habe wieder einen Körper! Los, fass mich an, wenn du es nicht glaubst!“
Harmony sah ihn noch einen Moment verständnislos an, dann fasste sie ihm direkt in den Schritt. Und kicherte wieder, während Spike verzweifelt stöhnte.
„Oh ja, es fühlt sich an wie immer. Du bist endlich wieder vollständig.“ Sie griff nach Spikes Hand. „Ich habe sowieso gerade Pause, wir…“ Sie stolperte, als Spike sich befreite. Er war es leid, von allen Leuten festgehalten und durch die Gegend gezerrt oder geschubst zu werden.
„Vergiss es, Harm. Das mit uns ist vorbei. Ich wollte schon lange weg sein, wird Zeit, das ich mich endlich auf den Weg mache, bevor es wieder hell wird.“
Er hörte noch, wie sie hinter ihm herschimpfte, aber das interessierte ihn nicht mehr. Alles, was er wollte war ein ruhiger Ort, wo er die Ereignisse des Tages und die daraus resultierenden Probleme rasch und wirkungsvoll ertränken konnte.




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Cimmeria
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New PostErstellt: 04.10.06, 21:25  Betreff: Re: Gunn/Spike - Es kann nur besser werden  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 5

Spike starrte das leere Glas vor sich an, bevor er es an den Mund hob und den Kopf weit zurücklegte. Ein letzter Tropfen rann über seine Zunge.
Er signalisierte dem Kellner, ihm Nachschub zu bringen.
„Hey, ist der Whisky bei euch inzwischen unsichtbar?“ Verwundert betrachtete er die leeren Hände des Kellners und fragte sich, ob der das Glas wohl hinter dem linken Ohr vorzaubern würde.
Das tat er nicht, dafür hielt er Spike einen Zettel hin, den der nach einigem draufstarren und nachdenken als Rechnung erkannte.
„Was soll ich damit?“
„Bezahlen!“
Der Kellner blieb hartnäckig vor ihm stehen.
Spike zuckte nur die Schultern und sah zur Bar. Dort lächelte ihn eine Flasche Bourbon an.
„Vergiss die winzigen Gläser, da geht ja nichts rein. Bring mir gleich die ganze Flasche.“ Er deutete auf das Objekt seiner Wünsche, aber der Kellner rührte sich nicht, er wedelte nur mit der Rechnung vor Spikes Nase herum.
„Erst diese Rechnung bezahlen.“
Spike lehnte sich nur zurück und grinste träge. „Wie? Ich habe kein Geld.“ Gespannt wartet er ab.
Der Kellner wurde langsam wütend. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er Spike würde rauswerfen lassen. Und der Vampir freute sich bereits auf die Prügelei. Dabei konnte er allen Frust, den er bisher nicht ertränkt hatte, auf andere Art abbauen.
Doch dann kam ihm ein anderer Gedanke.
Angel Ärger zu machen war fast noch besser, als jemand zu verprügeln.
Er sah den Kellner, der inzwischen rot vor Wut war, gelassen an.
„Meine Firma kommt dafür auf“, er tippte mit dem Zeigefinger gegen die Rechnung.
„Firma?“, ächzte der Kellner.
„Wolfram & Hart!“
Der Kellner sah plötzlich nicht mehr so aus, als ob er gleich explodieren würde, auch normalisierte sich seine Gesichtsfarbe.
Wolfram & Hart?“, wiederholte er skeptisch.
„Genau, die größte Anwaltskanzlei Los Angeles’“, wiederholte Spike gelassen, dem das ganze eine diebische Freude machte.
Aus der Hosentasche angelte er eine zerknitterte Visitenkarte und überreichte sie, als ob er das jeden Tag täte.
„Angel, Vorstandsvorsitzender von Wolfram & Hart, Niederlassung L.A.“, las sein Gegenüber halblaut.
Als er Spike wieder ansah blitzte Respekt in seinen Augen.
„Ich habe schon sehr viel von Ihnen gehört. Es freut mich, das ich sie einmal persönlich kennen lerne, Sir.“
Spike konnte nur mit Mühe ein hämisches Gelächter unterdrücken, stattdessen lächelte er huldvoll. „Wenn man so eingespannt ist wie ich, braucht man ab und zu etwas Entspannung. Ich bin wohl etwas zu schnell aus dem Büro geflüchtet und habe glatt vergessen, Geld mitzunehmen“, sagte er mit einer entschuldigen Handbewegung.
Der Kellner nickte devot, von seiner vorherigen Aggressivität war nichts mehr zu merken. Stattdessen zeigte er auf die Bar. „Sie wünschten den Bourbon? Oder doch lieber etwas anderes, Champagner zum Beispiel. Wir haben da einen sehr guten Jahrgang.“
Spike lächelte und tat so, als ob er nachdachte. Klar, der wirkliche Angel hätte den Champagner genommenen. Aber er selbst bevorzugte was anderes.
„Ich glaube, ich bleibe erst mal bei dem Bourbon. Und wie gesagt, ich nehme gleich die ganze Flasche.“
Als er kurz vor Sonnenaufgang auf die Straße torkelte, je eine volle Flasche Whisky rechts und links in den Manteltaschen und eine weitere in der Hand, fand er die Welt gar nicht so schlecht.

Spike stöhnte nur.
In seinem Kopf hatte irgendwann ein Abbruchunternehmen die Arbeit aufgenommen. Ohne Rücksicht hämmerten, bohrten und meißelten sie.
Zusätzlich schlug ihm jemand in regelmäßigen Abständen ins Gesicht, abwechselnd rechts und links, mit nervtötender Gleichmäßigkeit. Spike stöhnte wieder und öffnete vorsichtig die Augen.
„Was zum Teufel?“ Spike schloss die Augen wieder. „Falsche Frage, in welcher Hölle bin ich? der Teufel steht ja gerade vor mir.“ Zwei weitere Schläge folgten und er sah seinen Peiniger wieder an.
„Hallo Angel, auch in der Hölle gelandet? Freut mich, ich dachte schon, ich treffe hier gar keine Bekannten.“
Die Antwort bestand aus einem weiteren leidenschaftslosen Schlag, der seine Lippe aufplatzen ließ.
Spike leckte das hervorquellende Blut ab und sah auf.
„Du kommst langsam in Fahrt, was? Es macht dich an, wenn Blut fließt.“
Angel holte aus, um noch einmal zuzuschlagen, aber ein Zwischenruf stoppte ihn. „Das reicht, er ist wach.“ Wesley trat in sein Blickfeld und sah ihn kalt an. Dann segelte ein Blatt Papier auf ihn herunter. Spike kniff die Augen zusammen, um es lesen zu können.
„Rechnung?“, murmelte er. „Wow, ziemlich viel getankt, was Angel?“ Er hatte die Unterschrift entziffert und grinste. Dann sah er Angel an. „Und was hat das mit mir zu tun?“
Angels Blick sprühte Funken.
„Hör auf mich zu verarschen, Spike!“
Der blonde Vampir kam langsam auf die Beine. Worum es auch immer ging, er zog es vor, in Augenhöhe mit Angel zu sein. Und er war es leid, als Sandsack benutzt zu werden.
Jetzt zuckte er nur die Schultern, als Angel ihn böse anstarrte. „Tut mir echt Leid Kumpel, aber was gehen mich deine Besäufnisse an. Außer, ich habe dran teilgenommen. Aber das wüsste ich ja wohl.“
Wieder mischte sich Wesley ein, der sich bis dahin schweigend im Hintergrund gehalten hatte.
„Woran erinnerst du dich?“
Spike hatte seine Anwesenheit fast wieder vergessen und war auch nicht bereit, sich von ihm irgendwelche Fragen stellen zu lassen. Stattdessen wandte er sich wieder Angel zu.
„Übernimmt dein Betthäschen jetzt die Befragungen für dich?“, fragte er hämisch.
Wesley errötete etwas, hatte sich aber gleich wieder unter Kontrolle.
„Beantworte einfach seine Frage. Woran erinnerst du dich. Was ist passiert, nachdem du gegangen bist?“, sagte Angel gelassen.
Spike bedauerte zwar, dass weder Wesley noch Angel auf seine Provokation eingingen, aber vielleicht hatte er ja beim nächsten Mal Glück.
„Hm, du meinst, was war, nachdem du mich gestern rausgeschmissen hast?“ Er grinste böse. „Also, ich hatte ja einiges nachzuholen, nach meiner Zeit als Firmengespenst von Wolfram & Hart, wenn du verstehst, was ich meine.“ Er lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sex, Drinks, Rock’n Roll. War’s das? Oder willst du die Einzelheiten wissen?“
Jetzt grinste Angel böse. „Gute Idee. Du hast nicht zufällig noch den einen oder anderen gekillt, weil dir nach warmem Blut war?“
Spike wurde sauer. Im Gegensatz zu ihm gelang es Angel ganz gut, sein Gegenüber zu provozieren.
„Ich töte niemand mehr, ich habe eine Seele. Geht das nicht in deinen verdammten Kopf rein? Oder willst du es nur nicht akzeptieren, weil es dir deine Besonderheit nimmt? Aber ich bin besser dran. Meine Seele geht nicht zum Teufel, wenn ich mal Spaß habe, ganz im Gegensatz zu dir. Ich kann vögeln, wen ich will und wann ich will ohne dass ich danach böse werde. Frag doch deinen Lieblingswächter…“ Spike fing Wesleys Blick auf und biss sich auf die Zunge. Beinahe hätte er zuviel gesagt, aber Angels Interesse war bereits geweckt. Stirnrunzelnd wandte er sich an Wesley. „Hast du etwa mit… mit ihm…“, fragte er schockiert.
„Natürlich nicht“, entrüsteten sich Spike und Wesley wie aus einem Mund.
Angel sah noch einmal misstrauisch von einem zum andere, dann lächelte er und legte Wesley den Arm um die Schulter. „Dumme Idee, entschuldige, Wes, aber Spike gibt gerne an. Vergiss es.“
Wesley versteifte sich bei der Berührung, dann machte er einen Schritt vorwärts und hob die Rechnung wieder auf.
„Kommen wir aufs Thema zurück. Diese Rechnung“, er hielt sie Spike direkt vors Gesicht, „ist mit Angel unterzeichnet.“
Spike nickte langsam, da die Erinnerung teilweise zurückkehrte.
„Aber“, fuhr Wesley fort, „das ist nicht Angels Schrift.“
Spike zuckte nur die Schultern. „Woher soll ich das wissen?“
„Nimm es einfach hin.“ Wesley war nicht aus der Ruhe zu bringen. „Aber wenn wir einen Vergleich machen wird schnell festzustellen sein, wessen Schrift das ist.“
Spike sah unwillkürlich auf seine Hände, bevor er sie schnell in die Manteltaschen steckte.
Angels Grinsen hatte jetzt etwas Teuflisches. Spike kam sich vor wie ein Fisch, der bereits am Haken hing und der langsam aus dem Wasser gezogen wurde.
Im Stillen verfluchte er das, was er vor wenigen Stunden noch für einen guten Einfall gehalten hatte. Schließlich hatte er sich denken können, dass Angel ihn hier in Los Angeles in kürzester Zeit aufspüren würde.
Auch um Wesleys Mund spielte jetzt ein Lächeln, das Angels in nichts nachstand. Für Spikes Empfinden verbrachte Wesley eindeutig zuviel Zeit mit Angel, wenn er ihm bereits so ähnlich war. „Doch es gibt nicht nur die Unterschrift, wir haben auch eine ziemlich gute Beschreibung desjenigen. Und die passt irgendwie viel besser auf dich als auf Angel. Also gibt es jetzt zwei Möglichkeiten: Erstens, du bezahlst die Rechnung oder zweitens…“
„Vergiss es, ich habe kein Geld.“ Für Spike war die Angelegenheit damit erledigt. Für Wesley und Angel leider nicht.
„Oder zweitens“, fuhr Wesley fort, als ob er nichts gesagt hätte, „ich habe in den hiesigen Archiven einige sehr interessante Verwünschungen gefunden, deren Wirksamkeit ich zu gerne einmal testen würde. Leider fehlte mir ein geeignetes Versuchsobjekt. Bis heute!“
Spikes überhebliches Grinsen erstarrte als er verstand, was Wesley meinte. Ein schneller Blick zu Angel ergab, das dieser seinem Freund wohl kaum am experimentieren hindern würde, ganz im Gegenteil.
„Äh, gibt es vielleicht noch eine… dritte Möglichkeit?“, fragte Spike heiser.
Wesley sah ihn nachdenklich an, bevor er antwortete. „Eventuell, auch wenn Angel damit nicht ganz einverstanden ist. Er favorisiert eher Möglichkeit zwei. Aber vielleicht kann ich ihn umstimmen.“
Er sah zu Angel hin, der aber weiterhin Spike düster anstarrte. Spike konnte sich genau vorstellen, dass Angel in Gedanken schon dabei war, die Verwünschungsformel zu sprechen. Hoffentlich brachte Wesley seinen Vortrag zu Ende, bevor er die Geduld verlor.
„Andererseits, der Gedanke, diese Dinge zu testen hat schon was Verführerisches. Wenn wir wissen, ob sie funktionieren würde das Angel unter Umständen viel Arbeit ersparen. Stell dir nur vor, ein einziger Spruch und ganze Dämonenclans sind einfach beseitigt.“ Er schnippte mit den Fingern und Spike zuckte zusammen. Er legte immer weniger Wert darauf, als Versuchskaninchen genommen zu werden.
„Die dritte Möglichkeit“, erinnerte er Wesley eindringlich.
„Ach ja…“

Angel, der sich die ganze Zeit auf finstere Blicke beschränkt hatte, mischte sich ein.
„Lass es gut sein, Wes. Spike ist ein Vampir, dem kannst du keine Angst machen. Befördern wir ihn einfach in eine diese zahlreichen Höllendimensionen, die du gefunden hast und warten ab. Wenn er einen Rückweg findet nehmen wir beim nächsten Versuch eben eine andere. Und ansonsten ist das Problem ja erledigt.“
„Verdammt, warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“, fauchte Spike, dem die Wendung überhaupt nicht gefiel.
„Würde ich ja gerne. Niemand wäre glücklicher als ich, wenn ich dich nie wieder sehen müsste. Aber es gibt da ein kleines Problem. Ich mag es absolut nicht, wenn sich jemand für mich ausgibt. Oder sich an meinen Sachen vergreift. Frag Wes, er kann es dir bestätigen.“
Er sah Wesley an, der dem Blick auswich.
„Wie gesagt, ich kann so was nicht einfach durchgehen lassen. Wo kommen wir hin, wenn sich jeder x-beliebige Dämon als Angel ausgibt?“
Spike wollte aufbegehren, dass er kein x-beliebiger Dämon sei, aber es erschien ihm dann besser, Angel nicht weiter zu reizen. Er hielt sich lieber an Wesley, der machte wenigstens den Eindruck, noch halbwegs zurechnungsfähig zu sein.
„Ähm, du wolltest mir noch einen andere Vorschlag mache, Wes?“
„Richtig.“ Mit einer Handbewegung stoppte er Angels Einwand. „Also, die dritte Möglichkeit ist… du arbeitest für uns, für Wolfram & Hart!“
„Niemals!“ Der Aufschrei war heraus, bevor Spike ihn stoppen konnte. Er sah, wie Wesley nur die Schultern zuckte und Angel hämisch grinste. Und für einen Moment spürte er wieder das Höllenfeuer an seinen Schuhsohlen lecken.
Halt, wartet, so war das nicht gemeint… ich meine, man wird doch wohl noch überlegen dürfen…“ Spike verhaspelte sich und rang sich schließlich ein gequältes Lächeln ab.
„Okay, ich bin einverstanden, ich helfe euch.“
Er ignorierte Angels höhnisches Schnauben und sah vorsichtshalber nach unten, ob sich der Boden unter seinen Füßen auftat. Vielleicht hatte Angel ja schon im Voraus entschieden, ihn in eine andere Dimension zu verbannen und würde sich davon auch nicht so leicht abbringen lassen.
Aber der Boden blieb stabil und Spike war erst einmal erleichtert und bekam wieder Auftrieb.
„Außerdem sollte euch jemand auf die Finger sehen, jemand, dem die Hilflosen wirklich wichtig sind. Und nicht nur der Quartalsumsatz dieser Firma.“ Er grinste arrogant und drängte sich an Angel und Wesley vorbei.
„Wir sehen uns dann morgen, heute habe ich noch was anderes zu erledigen.“ An der Tür drehte er sich noch einmal um. „Ach ja, wo bekommt man hier Aspirin her? Meine Kopfschmerzen bringen mich noch um.“
„Du bist schon tot!“, knurrte Angel.
„Nicht so tot wie du“, parierte Spike. „Noch was, nur so aus Neugier. Wie habt ihr mich so schnell gefunden?“
„Schnell?“, fragte Wesley erstaunt zurück, dann lächelte er breit. „Was meinst du, wann wir uns das letzte Mal gesehen haben?“
„Na gestern!?“
Wesley sah aus, als ob er jeden Moment in schallendes Gelächter ausbrechen würde und auch Angel wirkte eindeutig amüsiert, was Spike überhaupt nicht gefiel.
„Dein gestern war vor drei Tagen!“
„Ups!“, war alles, was Spike dazu noch einfiel.

Nachdem Spike aus dem Raum war, sahen sich Angel und Wesley schweigend an.
„Glaubst du, er hat uns das guter Bulle, böser Bulle abgenommen?“, fragte Angel schließlich.
Wesley zuckte nur die Schultern. „Du kennst ihn besser. Sag du es mir!?“
Angel ging einige Schritte hin und her. „Ich denke schon. Wenn er glaubt, ihm kann nichts passieren verhält er sich anders. Übrigens, das mit den Verfluchungen war eine tolle Idee. Das passte ausgezeichnet zu seinen Nah-Hölle-Erfahrungen.“
„Oh“, Wesley lächelte geschmeichelt, „das war nicht nur eine Idee. Es gibt in den Archiven von Wolfram & Hart tatsächlich jede Menge Verwünschungen, Verfluchungen und Möglichkeiten, jemand in eine andere Dimension zu schicken, aus der er nie wieder zurückkehren kann.“ Er wurde wieder ernst. „Es gibt nicht viel, womit man einen Vampir erschrecken kann. Aber der Gedanke, an einen unwirtlichen Ort verbannt zu werden, in dem jegliche lieb gewonnenen Annehmlichkeiten fehlen, erschreckt jeden, auch einen Vampir.“ Angel nickte nachdenklich.
„aber davon abgesehen, ich will Spike wirklich im Team haben.“ Er hob die Hand um Angels Einwand abzuwehren. „Ich weiß, wie du darüber denkst, aber er ist ein guter Kämpfer, das hast du selbst gesagt, er hat eine Seele und wenn er zu uns gehört haben wir ihn unter Kontrolle.“
„Zumindest im letzten Punkt muss ich dir recht geben“, bemerkte Angel verdrießlich. „Aber seine erste Dummheit wird auch Spikes letzte sein!“
Dazu sagte Wesley nichts. Es blieb abzuwarten, in wieweit Spike bereit war, sich in das Team einzugliedern.


Spike kippte die beiden Tabletten in den Mund und verzog das Gesicht. Das Glas Wasser, das Harmony ihm daneben gestellt hatte verschmähte er und spülte die Tabletten lieber mit einem großen Schluck Blut runter.
„Hey, das ist mein Blut!“
Er kümmerte sich nicht darum und leerte die Tasse bis auf den letzten Tropfen, bevor er sich die Lippen ableckte.
„Hat es dir geschmeckt?“ Harmony war immer noch schlecht auf ihn zu sprechen.
„Hätte wärmer sein können.“ Spike beugte sich über den Tresen und lächelte sie an. „Wie sieht’s aus, Harm, ich kann doch sicher bei dir wohnen. Gib mir den Schlüssel, ich geh schon mal vor.“
Harmony kramte tatsächlich in ihrer Handtasche herum, dann hielt sie inne und sah Spike böse an. „Für wen hältst du dich eigentlich?“, giftete sie ihn an. „Glaubst du, du kannst kommen und gehen, wie es dir gefällt und so tun, als ob nichts geschehen wäre? Ich bin nicht mehr das kleine Dummchen, das ich in Sunnydale war. Ich bin erwachsen geworden, habe einen Job und lebe mein eigenes Leben. Ohne dich!“
„Ja ja, schon klar“, winkte er ab und hielt ihr die Hand hin. „Gib mir nur den verdammten Schlüssel.“
„Niemals!“ Sie schnappte sich ihre Tasse und drehte ihm den Rücken zu.
Spike konnte es nicht glauben. Sie ging tatsächlich weg, ohne ihn weiter zu beachten. Er musste sich wohl nach einem anderen Quartier umsehen. Egal, so scharf war er sowieso nicht darauf gewesen, bei Harmony zu wohnen, sie würde ihn wieder genauso nerven wie früher und darauf konnte er gut und gerne verzichten.
Einige Zeit später musste er feststellen, dass es nicht so einfach war, einen Unterschlupf zu finden. Niemand war bereit, ihn bei sich aufzunehmen. Wesley hatte nur knapp abgelehnt, kaum das er zu Ende geredet hatte und Fred hatte ihn nur ängstlich angesehen und dann weiter an ihren endlosen Formeln geschrieben. Und Lorne hätte zwar im Prinzip nichts dagegen, wie er sagte, war sich aber nicht sicher, was sein augenblicklicher Freund, ein für seine Eifersucht berühmter und berüchtigter Dämon davon halten würde. Aber wenn es Spike nichts ausmachte, im Zweifelsfall ein paar Knochen gebrochen zu bekommen… - er hatte dankend abgelehnt.
Jetzt blieben nur noch zwei Möglichkeiten, Angel und Gunn. Spike entschied sich, es erstmal mit dem letzteren zu versuchen.
„Hallo Charlie, ich habe mich entschieden, doch zu bleiben und…“ Spike brach ab und sah sich in dem leeren Büro um. „Charlie?“
Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zurück zu Harmony, die bei seinem Anblick schnell ihre Tasse mit frischem Blut hinter das Telefon schob. „Was willst du noch?“
„Nur eine Frage. Wo steckt Gunn?“
Harmony runzelte die Stirn, als sie versuchte, den Hintersinn seiner Frage zu ergründen. „Gunn?“, fragte sie dann zurück. „Was willst du von ihm?“
Spike seufzte hörbar. „Hör auf, Nachzudenken, Harm. Beantworte nur meine Frage, ja?“
Wieder überlegte sie. „Er ist nicht da.“
„Das sehe ich selber.“ Spike war kurz davor, die Geduld zu verlieren. „Wo ist er? Und wann kommt er wieder?“
Harmony bequemte sich endlich zu einer Antwort. „Er ist in San Francisco. Und er kommt in einer Woche wieder. Irgend so eine Anwaltsversammlung.“
„In einer Woche?“, fragte Spike entgeistert.
Harmony nickte. „Ich glaube, er will sich auch davon erholen, dass du ihn fast umgebracht hast.“
„Fast umgebracht?“, schimpfte Spike empört, „ich habe niemand fast umgebracht, es war nur ein… ach, vergiss es.“
Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass ja nicht jeder bei Wolfram & Hart wissen musste, was zwischen ihm und Gunn vorgefallen war. Und wenn Harmony es wusste, wusste es wirklich die ganze Firma. Tatsächlich sah sie ihn fragend und neugierig an, aber er verzichtete bewusst auf weitere Erklärungen, die nur Anlass zu Spekulationen gegeben hätte.
Stattdessen lehnte er sich mit dem Rücken gegen den Empfangstresen, steckte die Hände tief in die Manteltaschen und dachte nach. Er konnte natürlich Gunns Wohnungstür gewaltsam öffnen. Der Eintritt stand ihm frei, seitdem Gunn ihn spaßeshalber hereingebeten hatte, auch wenn er zu diesem Zeitpunkt noch ein Geist gewesen war.
Die Frage war nur, wie Gunn bei seiner Rückkehr darauf reagieren würde. Bestimmt nicht sehr glücklich, konnte Spike sich vorstellen, dazu war ihr letztes Treffen zu unglücklich verlaufen. Blieb also nur noch Angel. Aber vielleicht konnte der ihm Gunns Büro überlassen, solange dieser weg war. Oder aber er ließ ihn bei sich in diesem sagenhaften Penthouse wohnen, das für einen alleine sowieso viel zu groß war.


„Nein, nein und noch mal nein.“ Angel sah ihn kalt an und verschränkte stur die Arme vor der Brust.
„Worauf bezieht sich das nein?“, fragte Spike, der nicht so einfach aufgeben wollte.
„Büro, meine Wohnung und was immer du noch wolltest.“
„Aber wenn ich für euch arbeite kann ich nicht in irgendeinem Kellerverschlag hausen wo ich im Notfall nicht zu erreichen bin“, argumentierte Spike spitzfindig.
„Du bekommst ein Handy“, brummte Angel.
„Die funktionieren im Keller nicht so gut.“ Spike war einfach nicht bereit, aufzugeben.
„Du hast diese riesige Wohnung, die viel zu groß für dich alleine ist. Ich kann auf der Couch schlafen. Obwohl, dein Bett ist breit genug für zwei.“ Spike lächelte unanständig.
„Mein Bett?“, fragte Angel entsetzt. „wage es nicht, meinem Bett näher als zwei Meter zu kommen. Ach was, näher als fünf Meter!“
„Sonst was?“, fragte Spike neugierig.
„Pfähle ich dich!“
„Und wie erklärst du Wes und den anderen, dass von mir nur noch etwas Staub übrig ist?“
„Ich sage, du bist versehentlich gestolpert und unglücklich gefallen und dann… - puff!“
„Widerling“, maulte Spike. „Also krieg ich die Couch?“
Angel seufzte genervt. „Meinetwegen. Aber nur solange, bis wir einen Kellerverschlag gefunden haben, in dem dein Handy Empfang hat.“
„Okay“, Spike sprang von der Sessellehne auf. „Ich gehe dann mal rauf, mein Kopf ist immer noch etwas angeschlagen. Du kannst mich ja holen, wenn was Wichtiges ansteht.“
Angel sah ihm nach, wie er im Fahrstuhl verschwand und schüttelte den Kopf. ‚Worauf habe ich mich da nur eingelassen’, dachte er.




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Cimmeria
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New PostErstellt: 08.10.06, 19:27  Betreff: Re: Gunn/Spike - Es kann nur besser werden  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 6

Spike sah sich in Angels Wohnung um und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. Er erkundete nacheinander die Räume und ließ auch das große Bett nicht aus.
Natürlich hatte er das alles schon mal gesehen, als Gespenst gab es für ihn schließlich kein verschlossenen Türen, aber es sehen und anfassen zu können war doch noch was anderes als es bloß zu sehen.
Schwungvoll ließ er sich auf das Bett fallen und breitete die Arme weit aus. Genug Platz zum schlafen und auch für andere Dinge.
Sein begeistertes Grinsen wurde anzüglich. Vielleicht sollte er einmal, irgendwann, wenn Angel tief und fest schlief, ihm in diesem Bett einen Besuch abstatten. Aber dann verwarf er den Gedanken wieder. Angel wäre so ziemlich der letzte, mit dem er sich vergnügen wollte. Ein Kampf allemal, aber Sex? - ihm fiel nur eine Person ein, mit der es ihm noch weniger Spaß machen würde, und das war Darla. Die wäre glatt imstande, ihm im schönsten Moment einen Pflock ins Herz zu rammen. Und darauf konnte er nun wirklich verzichten.
Mit einem letzten bedauernden Blick verzog er sich ins Wohnzimmer, wo eine breite Couch stand.

Ein Fußtritt weckte ihn aus angenehmen Träumen. Angel stand vor ihm. „Wach auf, wir haben Arbeit.“
Spike räkelte sich, bevor er sich aufsetzte. Er fragte sich nebenbei, warum Angel ihn nicht normal geweckt hatte, zum Beispiel indem er ihn wachrüttelte. Aber andererseits, Angel machte nie etwas auf die einfache Art, wenn es auch kompliziert ging.
Inzwischen hell wach grinste Spike herausfordernd. „Was steht an? Die Welt retten?“
Angel grunzte nur abfällig. „Wir kümmern uns auch um kleinere Probleme, du Held. Und jetzt komm mit.“
Eine Stunde später wusste Spike, was Angel unter kleineren Problemen verstand.
Wütend kaute er an seinem Bleistift, mit dem er sich Notizen machte. Oder machen sollte, denn das Blatt vor ihm war leer.
Ab und zu warf er Lorne, der neben ihm saß, einen Blick zu, den der grüne Dämon lächelnd erwiderte, bevor er sich das nächste Buch von einem chaotischen Stapel vor ihnen nahm und sorgfältig durchblätterte, wobei er immer wieder eine Seitenzahl oder einen kurzen Satz notierte.
„Was zum Teufel soll das eigentlich?“ Spike biss so fest auf den Stift, das dieser in zwei Teile zerbrach. Angewidert spukte er die Reste aus. Er hatte einfach eine naturgegebene Abneigung gegen spitze Holzstücke.
Fred sah ihn einen Moment aus großem Augen an, bevor sie sich wieder ihrem Buch zuwandte.
„Was machen wir hier?“, fragte Spike noch einmal und sah Angel grimmig an. Der bequemte sich endlich, ihm eine Antwort zu geben.
„Wir suchen nach Informationen über Wolfram & Hart.“
„Hä?“ Spike kratze sich mit dem zerbrochenen Bleistift am Kopf. „Ist mir da irgendwas entgangen? Soweit ich weiß bist du doch jetzt der Oberboss von dem Laden.“
„Stimmt.“ Angel nickte und sah sich kurz um. Alle anderen nickten auch leicht, was Spikes Verwirrung keineswegs milderte.
„Okay, früher oder später wärst du wahrscheinlich selber drauf gekommen“, meinte Angel schließlich. „Das heißt, bei deiner Intelligenz vermutlich später, viel später.“
„Danke“, sagte Spike sarkastisch. „Und was nun genau? Ich meine, ich bin ja angeblich zu blöd. Aber ich kann gut Dämonen vermöbeln.“
Angel versuchte, ihn mit Blicken zu töten, bevor er sich zu weiteren Erklärungen herabließ.
„Wir suchen nach einer Möglichkeit, wie wir Wolfram & Hart wieder loswerden, ohne damit einen Weltuntergang auszulösen. Oder unseren eigenen Untergang.“
„Wobei es am besten wäre, wenn diese teuflische Kanzlei ein für allemal verschwindet“, fügte Wesley pedantisch hinzu.
„Genau, ich bin es leid, ständig irgendwelche Anfragen zu kriegen, ob wir diesen oder jenen Schauspieler, der bereits das Zeitliche gesegnet hat, wieder beleben können. Nicht, das wir es nicht könnten, aber was kommt als nächstes? Erst John Wayne und dann sein Lieblingspferd? Nein danke.“
Lorne lehnte sich zurück und schloss die Augen. „Ich würde gerne wieder einen Club aufmachen, so was wie das Caritas.“
Er setzte sich wieder gerade hin und sah Spike an. „Das liegt mir mehr als lebende und tote Schauspieler.“
Spike ignorierte Lornes Bemerkung. Er hatte mal wieder den Eindruck, dass man ihm nicht die ganze Wahrheit sagte, vorzugsweise Angel nicht.
In Gedanken ging er die letzten Minuten noch einmal durch, dann wurde ihm klar, was ihn gestört hatte.
Seine Wut zeigte sich in seinem Aussehen, er verzog den Mund zu einem hässlichen Grinsen, das den Blick auf seine Reißzähne freigab, seine Augen funkelten gelb. Mit einem Knurren stürzte er sich auf Angel.

„Mag ja sein, dass ich nicht gerade der Schlaueste bin“, fauchte er, „aber so blöd, wie du meinst bin ich doch nicht.“
Angel sah ihn völlig verblüfft an, bevor er samt seinem Stuhl nach hinten über kippte.
„Was hat dich denn gebissen?“
Spike sparte sich eine Antwort darauf und versuchte, seine Zähne in Angels Hals zu schlagen. Der wehrte sich energisch und sein Angreifer kollidierte mit der Wand.
Blitzschnell hechtete Angel hinterher und versetzte Spike noch einige Schläge, die ihn am Boden hielten.
„Was ist los?“, fragte er schließlich wütend und schüttelte Spike durch.
Der starrte ihn immer noch böse an, aber sein Gesicht war wieder menschlich.
„Vergiss es, Alter, aber zweimal falle ich nicht auf den gleichen Tick rein“, keuchte er schließlich.
Angel runzelte die Stirn. „Wovon redest du eigentlich?“, wollte er dann wissen. Auch die anderen sahen ihn an und warteten auf eine Erklärung.
Spike rappelte sich wieder auf und zog seinen Mantel glatt.
„Du dachtest wohl, weil es in Sunnydale so gut geklappt hat versuchen wir es noch einmal“, sagte er bitter und sah an Angel vorbei Wesley an. „War das deine Idee? Du bist doch der Denker hier? Hast du ihm vorgeschlagen, mich zu opfern? Klar, ich bin ja auch am entbehrlichsten!“
Sein Blick ging weiter zu Fred und Lorne. „Und ihr habt natürlich brav mitgespielt.“ Wieder fixierte er Angel. „Jetzt wird mir auch klar, warum bis vor kurzem nie die Rede davon war, das hier aufzugeben. Ihr habt einfach abgewartet, bis der einzige Mensch, dem was an mir liegt, weg ist und dann… - goodby Spike!“
Spike hatte sich so in Rage geredet, dass ihm Angels wachsende Verblüffung gar nicht auffiel.
„Dem einzigen, dem was an dir liegt?“, wiederholte Angel jetzt langsam. „Meinst du etwa… Gunn?“
Spike bemerkte zwar Wesleys warnenden Blick, war aber viel zu sehr damit beschäftigt, Angel niederzumachen, um weiter darauf zu achten.
„Genau, Charlie“, schnaubte er. „Wenn er hier wäre würdest du nicht versuchen, mich auf diese linke Tour loszuwerden.“
Wesley hielt es für angebracht einzugreifen, bevor Spike sich um Kopf und Kragen redete. Und andere mit ins Verderben riss.
„Niemand will dich opfern“, sagte er nachdrücklich. „Wir haben schon längere Zeit darüber nachgedacht, ob wir hier am richtigen Platz sind. Wir alle, außer… Charles.“
Spikes Wut wich Verblüffung. Er vergaß Angel kurzfristig und starrte Wesley an. „Was soll das heißen?“, fragte er.
Wesley sah einen Moment überlegend auf seine Notizen, bevor er leise antwortete. „Gunn, Charles, ist… er glaubt daran, das wir hier etwas erreichen können, das es gut ist, das wir Wolfram & Hart übernommen haben.“
Wenn Spike bis eben noch die allgemeine Meinung vertrat, dass es sich bei der Kanzlei um einen Teil der Hölle handelte, war er jetzt augenblicklich bereit, seine Meinung zu ändern und sich Gunn anzuschließen. Und wenn er es nur tat, um anderer Meinung zu sein als Angel.
„Wenn Charlie das so sieht wird es schon richtig sein!“, stellte er nachdrücklich fest. „Immerhin hat er das ganze Anwaltszeug im Kopf.“
„Weil Wolfram & Hart es ihm eingepflanzt haben“, bemerkte Angel grämlich. Die Sache lief mal wieder ziemlich aus dem Ruder, wie immer, wenn Spike mit dabei war. Er hätte ihn doch gehen lassen sollen, als er weg wollte. Oder ihn endgültig umbringen, was noch besser gewesen wäre.
So wie es jetzt aussah, hatte er nicht nur Gunn gegen sich, der ihm ungefragt alle rechtlichen Bedenken gegen eine Ausschaltung dieser teuflischen Kanzlei aufzählen würde, sondern auch dessen treuen Gefährten Spike.
Was ihn zu der Überlegung brachte, was zum Teufel die beiden verband. Spikes Loyalität war normalerweise nicht allzu groß, besser gesagt, nicht vorhanden. Er hielt sich an denjenigen, von dem er sich am meisten versprach.
Dabei fiel Angel wieder ein, wie sich Gunn stets für Spike eingesetzt hatte, solange der ein Geist war.
Argwöhnisch sah er den anderen Vampir an, als ob er darauf hoffte, die Antwort auf seine ungeklärten Fragen würde auf Spikes Stirn erscheinen.
Aber Spike starrte nur zurück und Angel wandte den Blick schließlich ab. Aber er war sicher, dass er noch dahinter kommen würde, welche ungewöhnliche Beziehung die beiden miteinander verband.

Einige Stunden später brüteten sie immer noch über einer Lösung, aber inzwischen jeder für sich alleine in seinem jeweiligen Büro.
Jedenfalls traf das auf Angel und Wesley zu. Fred war wahrscheinlich wieder in endlose mathematische Berechnungen versunken und Lorne schlug sich mit der Frage herum, in welchem Restaurant, das gerade als der ultimative Geheimtipp galt und deshalb völlig überlaufen war, sein nächstes Geschäftsessen mit irgendeiner Hollywoodgröße stattfinden sollte.
Spike saß, mangels eigenen Büros, auf der obersten Stufe der Treppe, die in die Eingangshalle führte.
Wenn er es nüchtern betrachtete - und ohne Angel irgendwelche Bosheiten zu unterstellen - war es nur zu vernünftig, dass sie einen Weg suchten, Wolfram & Hart loszuwerden, ohne das die böse Seite wieder ihren Platz einnahm. Spike konnte die Eisschicht fühlen, die langsam seinem Rücken entlang kroch. Er wusste nicht, womit man Angel und die anderen geködert hatte, aber es musste ein sehr verlockender Köder gewesen sein, wenn sie so bereitwillig angebissen hatten.
Er selbst hatte das Gebäude von Anfang an als unbehaglich empfunden. Mehr als einmal hatte er sich gefragt, ob es wirklich in Los Angeles stand oder nur eine dreidimensional Projektion aus einer andere Dimension war.
Fred würde die Frage sicher beantworten können, aber er hatte keine Lust deswegen zu ihr zu gehen.
Eigentlich hatte er keine Lust, überhaupt jemand zu sehen, ausgenommen Gunn.
Spike reckte seine steifen Muskeln und seufzte leise. Verdammt, er vermisste Gunn. Zusammen würden sie einen Weg finden, die trüben Gedanken zu verscheuchen.
Wieder spielte er mit dem Gedanken, einfach die Tür zu Gunns Wohnung aufzubrechen, aber er war sich darüber im klaren, das Gunn das eventuell weniger als Liebessehnsucht und mehr als schnöden Einbruch auffassen könnte. Und das wollte Spike nicht.
Blieb ihm also nur, diese Nacht und die folgenden auf Angels Couch zu verbringen und wenigstens von seinem Lieblingsanwalt zu träumen.

Die Tage, bis Gunn wieder zurück war, gestalteten sich schwieriger als angenommen.
Angel ließ keine Gelegenheit aus, Spike darauf hinzuweisen, wie sehr ihm seine Anwesenheit auf die Nerven ging.
Aber sobald Spike daraus entsprechende Konsequenzen zog und ankündigte, Los Angeles zu verlassen, zauberte Angel irgendwoher jene unbezahlte Rechnung und drohte mit der Verbannung in eine nicht näher definierte dämonische Dimension.
Spike war sich ziemlich sicher, dass Angel - im Gegensatz zu Angelus - seine Drohung nicht wahr machen würde. Aber leider blieb eine winzige Ungewissheit.
Und dese Ungewissheit, in der Kombination damit, dass er Gunn dann nie wieder sehen würde, ließ ihn dann jedes Mal zähneknirschend zurück stecken. Im Allgemeinen machte er sich dann auf den Weg, um das zu tun, was eigentlich Angels Aufgabe wäre: Den Hilflosen zu helfen.
Und es gab nicht wenige Tage - und Nächte - wo er sich fragte, was eigentlich aus den Idealen von Angel Investigations geworden war. Wie er es sah war er der einzige, der diese Ziele noch umsetzte. Und das, obwohl er formal nie dazu gehört hatte.

Angel sah unwillig auf, als Wesley ihm einen ganzen Stapel neuer Aktendeckel auf den Tisch knallte.
„Von wann sind die?“
„Gestern Nacht.“
Verblüfft zählte Angel kurz nach, dann sah er Wesley an. „Von nur einer Nacht? Das kann ja wohl nicht sein!“
Wesley zog sich einen Stuhl heran, bevor er antwortete. „Von der letzten Nacht. Seine Energie scheint unerschöpflich zu sein. Wann schläft er eigentlich mal?“
„Den halben Tag“, entgegnete Angel abwesend, während er die erste Akte durchblätterte. „Er weiß, dass wir ihn beobachten und macht das nur, um anzugeben. Als ob das irgendwen beeindruckt!“
Wesley kaute nachdenklich an seiner Unterlippe. „Das glaube ich nicht, dass er etwas bemerkt hat, dann hätte er sicher was dazu gesagt. Spike ist nicht der Typ, der sich so einfach kontrollieren lässt.“ Er sah Angel direkt an. „Hast du selber gesagt.“
Angel tat den Einwand mit einem Schulterzucken ab. Spike war nicht unbedingt sein Lieblingsthema.
„Und außerdem, mich beeindruckt er schon“, fuhr Wesley fort. „Das was er schafft haben wir in den besten Zeiten von Angel Investigations kaum geschafft.“
Angels Laune wurde langsam schlechter.
„Auf wessen Seite stehst du eigentlich?“, fauchte er.
Wesley machte eine abwehrende Handbewegung. „Ich werde immer zu dir stehen und das weißt du auch“, sagte er ruhig. „Aber seitdem wir hier sind haben wir irgendwie unseren Weg verloren. Jeder von uns hat den Job, den er schon immer wollte. Und selbst wenn wir wissen, das wir im goldenen Käfig sitzen, versuchen wir nur äußerst halbherzig, uns zu befreien.“
Angel verschränkte die Arme vor der Brust und blickte weiter grimmig.
„Und was sollen wir deiner Meinung nach machen?“, fragte er dann höhnisch. „Das hier alles“, er breitete die Arme aus, „abfackeln, dem Erdboden gleichmachen? Dann entsteht sofort eine neue Zentrale des Bösen!“
„Wir sollte unseren Kopf einsetzen“, erwiderte Wesley immer noch gelassen. „Wenn wir eine Person in eine unbekannte, lebensfeindliche Dimension versetzen können, warum dann nicht auch ein ganzes Gebäude? Oder eine komplette Firma? Und übrigens, Charles hat angerufen. Er kommt heute zurück.“
Spike, der gerade hereinschlenderte, spitzte die Ohren. „Wann genau?“, fragte er und bemühte sich, seine freudige Erregung zu unterdrücken.
Angel sah ihn unfreundlich an, schließlich unterhielt er sich gerade mit Wesley und konnte es absolut nicht leiden, wenn sich Spike überall einmischte.
„Wann?“, fragte Spike erneut.
„Was geht es dich an? Du wirst schon sehen, wenn er wieder da ist“, grummelte Angel, bevor er Spike demonstrativ den Rücken kehrte.
„Ich sehe mal nach, was Fred so macht, sie verkriecht sich in ihrem Labor, man bekommt sie kaum noch zu Gesicht“, sagte Wesley und sah Angel erwartungsvoll an, aber der nickte nur abwesend.
„Mach das. Ach ja und wenn Gunn da ist soll er sofort zu mir kommen“, wandte er sich an Harmony, die bestätigend nickte, „ich will wissen, was es neues gibt.“

Spike wartete, bis Angel und Wesley verschwunden waren, bevor er zum Empfangstresen spazierte.
„Kleine Planänderung“, säuselte er, „wenn Charlie kommt schickst du ihn zuerst zu mir.“
Harmony wollte nicken, hielt dann aber inne. „Moment Mal, Angel ist mein Boss, nicht du!“
„Richtig, aber er will es so.“
„Wirklich?“ Harmony kaute unschlüssig an ihrer Lippe, dann lächelte sie Spike an.
„Ich rufe ihn nur kurz an, ob das wirklich okay ist.“
Sie wählte bereits, als Spike ihr auf die Hand schlug. „Kannst du mir nicht einfach glauben?“, fauchte er.
„Aua!“ Sie sah ihn verletzt an, „was soll denn das? Angel mag es nicht, wenn ich seine Anweisungen missachte.“
Spike verdrehte die Augen. „Vergiss es, du blöde Pute. Ich warte eben hier auf Charlie.“ Er verzog sich an die Seite, von wo aus er die Fahrstühle im Auge behalten konnte.
Du musst ja nicht gleich beleidigend werden, nur weil es dir nicht passt, wie ich meine Arbeit mache“, rief Harmony hinter ihm her, aber er ignorierte sie.
Die nächsten Stunden verbrachte er dann damit, dort herumzustehen, zu warten und die Blicke der Vorübergehenden unfreundlich zu erwidern.

Er hatte sich einen guten Platz ausgesucht, denn er sah Gunn, bevor dieser ihn bemerkte. Hätte er atmen müssen wäre das der Zeitpunkt gewesen, gebannt den Atem anzuhalten.
Spike musste seine gesamte Selbstbeherrschung aufbringen, Gunn nicht sofort um den Hals zu fallen. Stattdessen blieb er dort stehen und sah zu, wie er lächelnd an den Empfangstresen trat.
„Hallo, Harmony, alles in Ordnung?“, fragte er.
Sie sah auf und lächelte ebenfalls. „Angel möchte dich gleich sehen. In seinem Büro“, fügte sie hinzu, als er fragend die Augenbrauen hoch zog.
„Wie immer.“ Gunn drehte sich um - und blieb wie angewachsen stehen, als Spike plötzlich vor ihm stand.
„Spike!?“
Der blonde Vampir lächelte so freundlich wie er nur konnte.
„Charlie. Du bist sehr plötzlich verschwunden. Schön das du wieder da bist.“
Er stand einfach nur da, die Hände in den Manteltaschen und musterte sein Gegenüber. Trotzdem ging Gunn einen Schritt zurück.
„Wolltest du nicht weg aus Los Angeles?“, fragte er schließlich.
„Na ja, sagen wir mal, unvorhergesehene Ereignisse haben mich aufgehalten“, meinte Spike schließlich, während er sich bemühte, Gunn ins Gesicht zu blicken und nicht auf andere Körperteile und ihn auch nicht mit Blicken auszuziehen.
Gunn betrachtete ihn stirnrunzelnd.
Sein Blick hing mehr an Spikes Hose, wo sich sein Verlangen unübersehbar abzeichnete, als das er dem Vampir in die Augen sah.
„Habe ich dich und Harmony bei irgendwas gestört?“
„Nein!“, kam die empörte zweistimmige Antwort und Spike verringerte den Abstand zwischen ihnen wieder. „Wir müssen reden, Charlie, jetzt gleich“, sagte er beschwörend.
Wieder tat Gunn einen Schritt zurück, was ihn in unmittelbare Nähe des Empfangstresens brachte und wo Harmony das ganze interessiert beobachtete.
„Verschwinde!“, sagte Spike böse zu ihr aber sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Ich arbeite hier, ich kann nicht einfach gehen. Und schon gar nicht, wenn du es so willst!“
Kurzerhand streckte Spike die Hand aus und zerrte Gunn ein Stückchen weg, aber der machte sich sofort weder frei. „Hey, was soll das? Willst du mich wieder beißen?“
„Spike seufzte. „Ich habe dir gesagt, es tut mir leid, es war nicht böse gemeint“, sagte er dann leise, „aber ich muss mit dir reden. Und ich will mit dir schlafen.“
Er fasste nach Gunns Hand und führte sie an seine Erektion. „Das ist nur deinetwegen.“
Gunn riss die Hand zurück als ob er sich verbrannt hätte. „Nie wieder!“
Bevor Spike noch etwas sagen konnte tauchte Angel auf und warf ihm einen scharfen Blick zu.
„Gunn, schön, das du wieder da bist. Wir haben da ein Problem.“ Er legte ihm den Arm um die Schulter und zusammen gingen sie weg, während Spike den Rücken seines Sires mit Blicken durchbohrte.
Irgendwo hörte er leises Kichern. „Er wird immer besser sein als du.“
Er funkelte Harmony aus gelben Augen an. „Noch hat dieser aufgeblasene Mistkerl nicht gewonnen“, knurrte er nur, bevor er sich auf den Weg in den Trainingsraum machte, um seine Wut auf Angel - und seinen Frust wegen Gunn - am Sandsack abzureagieren.

Zu seiner Überraschung bekam er später noch Gesellschaft. Spike lag völlig ausgepumpt auf dem Boden und war kurz davor, einzuschlafen, als die Tür geöffnet wurde. Da er annahm, dass es sich um Angel oder bestenfalls Wesley handelte machte er sich nicht die Mühe, aufzustehen oder auch nur aufzusehen.
Erst, als sich der andere neben ihm ausstreckte, drehte er den Kopf.
„Charlie?!“ Verwundert setzte er sich hin und legte die Arme um die Knie.
„Angel meinte, ein bisschen Training könnte mir nicht schaden“, sagte Gunn und sah an Spike vorbei. „Er meint, ich kämpfe in letzter Zeit häufiger in Gerichtssälen als auf der Straße.“
„Soviel ist er selber auch nicht draußen“, brummte Spike.
„Ich weiß, du machst den größten Teil der Arbeit, unserer Arbeit.“ Auch Gunn hatte sich hingesetzt und sah den blonden Vampir jetzt von der Seite an.
„Woher weißt du, was ich…?“, fragte Spike verwundet.
„Angel und Wes haben mir die Akten gezeigt. Ziemlich beeindruckend, was du so schaffst.“
„Akten?“ Spike wusste nicht, ob er das als Anerkennung oder als Überwachung betrachten sollte.
Gunn nickte. „Du bist wirklich gut“, wiederholte er und streckte sich wieder aus.
„Warum hast du mich gebissen?“, fragte er dann unvermittelt.
„Wann?“, wollte Spike fragen, aber eigentlich war ihm klar, was Gunn meinte.
„Ich bin nicht böse, es war nur…“ Gunn fiel ihm ins Wort. „Das hatten wir schon, Lorne hat das schließlich ausgiebig überprüft. Du wolltest mich nicht töten, aber markieren.
Warum?“
Spike sah über seine Knie hinweg zu Boden. „Es war nur ein Liebesbiss“, sagte er leise. „Ich liebe dich und das ist ein Zeichen für andere Vampire, das du mir - ich meine zu mir - gehörst.“
„Verstehe, du kennzeichnest damit deine Beute.“
Spike starrte ins Leere. So hatte er das noch nie gesehen, aber Gunn lag völlig richtig. Und langsam dämmerte ihm das Problem. Gunn war selber ein Jäger und keine Beute.
Er legte sich ebenfalls wieder hin und drehte sich auf die Seite, so dass er Gunn ansehen konnte. Der lächelte schmal. „Sieht so aus, als ob du zu einer Erkenntnis gekommen bist.“
Spike machte eine entschuldigende Geste, auch wenn es ihm schwer fiel.
„Tut mir leid, Charlie, du bist nicht meine Beute. Wir sind beide Jäger, gleichberechtigt.“ Er versuchte den Dackelblick, mit dem Angel immer Erfolg hatte.
Gunn grinste nur und tippte ihm mit dem Zeigefinger genau zwischen die Augen.
„Das musst du noch üben, Angel kann es besser.“
Spike erwiderte das Grinsen. „Er übt ja schon über 200 Jahre.“
Zaghaft rutschte er etwas näher heran, bereit, sofort wieder Abstand zu halten, falls es zuviel Nähe für Gunn war.
Doch Gunn sah ihn nur gelassen und abwartend an.
Äh, versuchen wir es noch einmal von vorne?“, fragte Spike schließlich leise.
Ein knappes Nicken antwortete ihm.
Spike setzte sich mit überkreuzten Beinen neben ihn und sein freundlichstes Lächeln auf. „Hi, ich bin Spike.“
„Ganz soweit vorne vielleicht auch nicht“, keuchte Gunn, als er sich vor Lachen verschluckte. Er sprang auf und hielt Spike die Hand hin. „Ich muss jetzt endlich mit meinem Training anfangen. Sonst wird das heute nichts mehr. Die Aktenberge in meinem Büro schreien nach mir. Leistest du mir noch Gesellschaft?“
Spike ergriff die angebotene Hand und ließ sich hochziehen. „Mal sehen, was du noch kannst, Anwalt! Ich überlasse dir die Wahl der Waffen.“
Gunn überlegte kurz. „Was nimmst du?“, fragte er dann.
Spike grinste breit und stemmte die Fäuste in die Hüften. „Ich? Ich bin ein Vampir, ich brauche keine Waffen, um mit einem lahmarschigen Anwalt fertig zu werden!“
„Werden wir ja sehen“, knurrte Gunn und griff an.

„Ergibst du dich?“
„Niemals!“ Gunn versuchte verzweifelt, den Gegner abzuwerfen, der auf seinem Rücken saß.
Spike betrachtete interessiert einige Schweißtropfen, die über Gunns Nacken liefen und von seinem schon schweißgetränkten T-Shirt aufgesogen wurden. Er verstärkte den Druck noch ein wenig.
„Ergib dich“, hauchte er seinem Opfer ins Ohr.
„Niemals!“
Wieder versuchte Gunn, sich zu befreien, warf sich hin und her, aber er konnte den Vampir nicht abwerfen. Und sich auch nicht hochstemmen und den Griff dadurch brechen.
Trotzdem gab er nicht auf, was ihm Spikes Respekt einbrachte. Gunn war ein zäher Kämpfer.
Wieder beugte sich der Vampir vor und leckte sanft über die nasse Haut. Er spürte Gunns Erschaudern.
„Ich habe gewonnen“, flüsterte er. „Aber du bist wirklich gut.“ Er presste sich fester an Gunn und spürte die Hitze, die von dem Körper unter ihm ausging. Und seine Erregung anfachte. Wie gerne würde er… - Gunn nutzte seine Unachtsamkeit aus, um ihn diesmal wirklich abzuschütteln.
Er stemmte sich hoch und sah Spike kopfschüttelnd an. „Du solltest mehr mit dem Kopf und weniger mit dem Schwanz denken.“
Spike rollte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Oh, du hast es also gemerkt?“, witzelte er, keinesfalls beleidigt. „Was machen wir jetzt?“ Sein anzügliches Grinsen besagte, das er da durchaus einen Vorschlag hätte.
„Die Aktenberge in meinem Büro“, erinnerte ihn Gunn ungerührt.
„Ach was, die laufen doch nicht weg“, winkte Spike ab.
„Nein, aber sie vermehren sich.“ Gunn verschwand unter der Dusche.
Spike wartete einen Moment ab, bevor er ihm folgte.
Bisher war ja alles ganz gut gelaufen,

Gunn stand entspannt unter dem warmen Wasser. Die Füße etwas auseinander, um mehr Halt zu finden und den Kopf leicht manch vorne gebeugt, so dass das Wasser an seinem Kopf herab über seinen Körper floss.
Er drehte Spike den Rücken zu. Auf der nassen Haut reflektierte das Licht. Der Vampir schluckte erregt.
Spikes Blut floss rasant aus seinem Gehirn ab und sammelte sich weiter südlich, was ihm einen steinharten Ständer verschaffte.
Er rieb unruhig über die Schwellung in seiner Hose, bevor er sie so geräuschlos wie möglich auszog und einfach auf dem Boden liegen ließ.
Dann schlich er näher an Gunn heran und legte die Arme um ihn.
„Hm, du…“, weiter kam er nicht, da Gunn ihm den Ellenbogen in die Brust rammte.
„Verdammt, was habe ich den jetzt wieder falsch gemacht“, fluchte Spike und rieb sich die getroffene Stelle.
„Ach du bist es“, sagte Gunn nur, als er sich umdrehte.
„Wen hast du erwartet? Angel? Wesley? Fred?“, murrte Spike, dem jegliche Begierde vergangen war.
„Lass Fred da raus!“, fuhr ihn Gunn an und es bestand kein Zweifel, dass er es ernst meinte.
„Schon gut, war nicht so gemeint“, entschuldigte sich Spike und betastete seine Rippen, ob eine gebrochen war. Langsam kamen ihm Bedenken, ob Gunn sich noch etwas aus ihm machte. Aber kampflos aufgeben wollte er auch nicht. Und wenn es bedeutete, das er mit Angel oder Wesley kämpfen musste.
„Was willst du?“ Gunn sah ihn abwartend an und Spike fiel mit Verspätung auf, dass er bereits zum zweiten Mal fragte.
„Ähm, duschen!?“
Einen Moment sah es so aus, als ob Gunn ihn darauf hinweisen würde, das es mehr als eine Dusche gab, dann machte er einen Schritt zur Seite und eine einladende Handbewegung.
Spike stellte sich genau unter den Wasserstrahl und genoss das Prickeln.
Wie zuvor Gunn hielt er die Augen geschlossen und sah daher nicht, mit welcher Zärtlichkeit der andere Mann ihn ansah.
Erst als dieser ihm gegen den Oberarm boxte, öffnet er die Augen wieder.
„Lass mir auch noch Wasser übrig.“ Er warf Spike eine Tube Duschgel zu und drängte ihn beiseite, um den Schaum von sich abzuspülen.
Danach griff er nach einem Handtuch, das er sich um die Hüften schlang.
Spike starrte nur verdutzt hinter ihm her, als er ohne weitere Worte wegging. Als er alleine war stützte er die Hände gegen die gekachelte Wand und ließ den Kopf hängen. Irgendetwas lief hier ganz entschieden falsch.
Aber andererseits, Spike hob den Kopf wieder hoch und grinste, er war in seinem Dasein schon mit ganz anderen Problemen fertig geworden. Was war ein, aus welchen Gründen auch immer, gekränkter Lover gegen die Mächte der Hölle? Und damit war er schließlich auch fertig geworden!




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Sille77
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New PostErstellt: 11.10.06, 23:52  Betreff: Re: Gunn/Spike - Es kann nur besser werden  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Juhu! Endlich wieder ein neuer Teil !

Super das hier endlich mal wieder was gepostet wird.
Und dann ist der Teil mal wieder super geworden- ganz dickes Lob. Obwohl jetzt ja nicht klar ist, ob sich Gunn für Spike entscheidet..

Bin gespannt!

Sille



Dejá vús sind kleine Zeichen für die Wunder dieser Welt, sie geschehn nicht nur in unserer Phantasie....
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Cimmeria
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New PostErstellt: 19.10.06, 21:03  Betreff: Re: Gunn/Spike - Es kann nur besser werden  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 7

Fröhlich vor sich hinpfeifend spazierte Spike durch die Gänge bis er vor Gunns Büro stand. Und vor einer verschlossenen Tür.
Kurz überlegte er, wenigstens der Form halber anzuklopfen, entschied sich dann aber dagegen. Wenn er erst einmal damit anfing, würde dass jeder andere auch erwarten, Angel zum Beispiel, oder Wesley. Kam gar nicht in Frage!
Er stieß die Tür auf und stand einen Moment da, um sich einen Überblick zu verschaffen. Leider hatte er keine von Angels hochgeschätzten Konferenzen gestört, außer Gunn war niemand im Raum. Und der sah nur äußerst widerwillig auf.
„Was willst du?“
Spike zog die Tür hinter sich zu und grinste. „Ist dir schon aufgefallen, das du das jedes Mal fragst? Was soll ich schon wollen? Dich natürlich, Charlie!“
„Ich habe zu tun.“
Gunn beugte sich wieder über seine Akten und diktierte irgendwas, das zur Hälfte aus Spike unbekannten Wörtern bestand.
Unbeeindruckt davon setze sich Spike auf einen Stuhl, der neben dem Schreibtisch stand. Er griff in die Hosentasche nach seinen Zigaretten, bis ihm einfiel, dass Angel das gesamte Päckchen an vergangenen Abend zerrupft und weggeschmissen hatte. Spike seufzte abgrundtief.
Das Leben mit einem beseelten Vampir konnte die Hölle sein.
„Charlie, wir müssen reden.“
Gunn dachte gar nicht daran. Das einzige, mit dem er reden wollte, war sein Diktiergerät.
„Du musst mich bei dir wohnen lassen!“
Endlich war es Spike gelungen, Gunns Aufmerksamkeit zu bekommen. Der schaltete das Diktiergerät aus und sah den Vampir an, als wäre der nicht ganz richtig im Kopf.
„Ich soll dich… bei mir wohnen lassen?“, wiederholte er langsam. „Warum?“
‚Weil du mich liebst?’, dachte Spike, aber er sprach es vorsichtshalber nicht aus. Irgendwie war vorher, als er noch ein Gespenst war, alles leichter gewesen.
Und fast sehnte er sich nach diesem Zustand zurück.
„Weill ich irgendwo wohnen muss“, sagte er stattdessen.
„Kein überzeugendes Argument.“ Gunn wollte sein Diktat wieder aufnehmen.
„Halt, warte“, sagte Spike schnell, „ich wohne zurzeit bei Angel.“
Gunn zuckte nur gelangweilt die Schultern. „Und, wo ist das Problem? Ihr kennt euch ewig, seid beide Vampire, optimaler Zustand würde ich sagen.“
Spike seufzte inbrünstig. „Optimaler Zustand ist gut. Es ist die Hölle auf Erden. Na ja, zumindest beinahe“, schwächte er ab, als Gunn skeptisch die Augenbrauen hochzog. „Er quält und tyrannisiert mich wo er nur kann.“
„Übertreibst du nicht etwas?“
„Von wegen“, entrüstete sich Spike. „Erst heute früh hat er mich fast erwürgt!“
Nur zu deutlich erinnerte er sich daran, wie aufgebracht Angel war. Und alles nur, weil er einige weißliche Flecken auf dem Sofa und einem Zierkissen entdeckt hatte.
Da ihm sein Fluch jede Beziehung zu anderen verbot, kannte er sehr genau die Spuren, die entstanden, wenn „Mann“ selbst Hand anlegte.
Idiotischerweise war er völlig ausgerastet und hatte geschrieen, wenn so etwas noch einmal vorkäme würde er Spike auf der Stelle kastrieren.
Spike konnte die Aufregung überhaupt nicht verstehen.
Okay, einige Spritzer waren eben nicht im Taschentuch sondern daneben gelandet, aber das konnte vorkommen. Nur weil Angel Gefallen am Zölibat fand musste das ja nicht für jeden gelten.
Jedenfalls eskalierte das Ganze, wie eigentlich immer und endete mit einer wütenden Prügelei, bei der es mehr Sachschaden gab als ein beflecktes Sofakissen.

In den Tagen davor hatte Angel bereits ein absolutes Rauchverbot erlassen und sämtliche Alkoholvorräte aus seiner Wohnung in sein Büro gebracht, wo er sie jetzt eifersüchtig bewachte.
Spike fühlte sich wieder in seine Gespensterzeit zurückversetzt, mit dem einzigen Unterschied, dass er jetzt nicht durch Wände gehen konnte.
Gunn hatte schweigend zugehört, auch wenn seine Mundwinkel ab und zu verdächtig zuckten.
Jetzt nickte er. „Das kann man natürlich niemand zumuten“, sagte er ernsthaft, mit einem kleinen Kieksen, das er nicht völlig unterdrücken konnte.
Spike sah ihn argwöhnisch an, aber Gunn hatte sich inzwischen wieder unter Kontrolle.
„Okay, du kannst bei mir wohnen. Aber in meiner Wohnung wird auch nicht geraucht, ist das klar?“
Spike nickte heftig.
„Ach ja, und pass gefälligst auf, wenn du…“, er machte eine entsprechend Handbewegung, „nicht, das du alles einsaust!“
Spike versprach es sofort. Zumal er daran dachte, dass wohl eher die Bettlaken etwas abbekommen würden. Er war seinem Ziel wieder ein Stück näher gekommen.

Als Gunn gegen Mitternacht seine Wohnung betrat fand er dort einen ausgesprochen gut gelaunten Vampir vor.
Spike hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht, die Füße auf den niedrigen Couchtisch gelegt und den Kühlschrank geplündert, jedenfalls den flüssigen Inhalt. Mehrere leere Bierflaschen vor ihm zeugten davon, dass er nicht mehr ganz nüchtern sein konnte.
Er grinste Gunn fröhlich an, bevor er die halbvolle Flasche hochhob, die er gerade in der Hand hielt. „Willst du auch was, Charlie?“
Gunn schüttelte den Kopf. „Nein, danke, ich hole mir eine aus dem Kühlschrank.“ Er ging an Spike vorbei in die Küche.
„Ähm, das wird schwierig“, rief Spike hinter ihm her.
Gunn überlegte noch, was das heißen sollte und machte nebenbei die Kühlschranktür auf. Dann wusste er es.
Wütend stampfte er zurück ins Zimmer. „War das die letzte Flasche?“
Spike starrte sie betrübt an, dann nickte er. „Leider.“
Gunn fiel in einen Sessel und stützte den Kopf in die Hände. „Jetzt wird mir klar, warum Angel so sarkastisch klang, als er mir viel Spaß mit dir gewünscht hat“, murmelte er undeutlich. Er sah den blonden Vampir an. „Nur mal so, was hast du Angel eigentlich gesagt, warum du bei ihm ausziehst?“
Spike leerte die Bierflasche, dann stellte er sie zu den anderen.
„Ach, nichts besonderes. Ich habe ihm nur gesagt, dass er ein arroganter Mistkerl ist und ich mich nicht länger von ihm tyrannisieren lasse“, erwiderte er leichthin. „Und das ich lieber bei jemand wohne, der mich versteht. Und mich liebt!“
Gunn glaubte, sich verhört zu haben. „Das hast du zu Angel gesagt?“, keuchte er schließlich entsetzt.
„Ja.“ Spike grinste breit. „Bis auf den letzten Satz, den nicht.“
Er stand auf und stellte sich hinter Gunns Sessel. „Du liebst mich doch, oder?“, fragte er leise und massierte Gunns Nacken.
„Uhm… du machst das gut, mach weiter“, sagte Gunn schließlich, aber er beantwortete nicht Spikes Frage.

Angel betrat sein Penthouse so vorsichtig wie ein Einbrecher.
Er hoffte, Spike würde auf diese Weise nicht vorgewarnt und er konnte ihn auf frischer Tat ertappen. Wobei, war ihm nicht so klar, aber er war überzeugt, das der blonde Vampir irgendetwas anstellte, das er ihm verboten hatte. Und wenn er es nur tat, weil es verboten war.
Spike war ein widerlicher Opportunist.
Erst als er überrascht feststellte, dass er allein war, fiel es ihm wieder ein: Spike hatte ja Gunn solange bekniet, bis der bereit war, ihn bei sich aufzunehmen.
Und das, obwohl Angel ihn eindringlich davor gewarnt hatte. Aber Gunn hatte nur abgewinkt und erklärt, er würde mit Spike schon fertig werden.
Gerne würde Angel jetzt Mäuschen spielen um zu sehen, wie die beiden miteinander klarkamen. Im Stillen gab er Gunn höchstens drei Tage, bis der Spike entweder raus warf oder ihm einen Pflock in die Brust rammte.
Aber jetzt wollte er es genießen, dass er seine Wohnung wieder für sich alleine hatte. Er ging daran, die Flecken auf dem Teppich und den Kissen zu entfernen, dann machte er es sich mit einer großen Tasse warmem Blut gemütlich.
Endlich niemand, der ihm sein Blut oder etwas anderes wegtrank, sich mit ihm über das Fernsehprogramm stritt oder nur aus Spaß anderer Meinung war.

Spike saß auf der Couch und starrte mit sehnsüchtigem Blick auf die geschlossene Tür, die zwischen ihm und Gunn lag. Immer noch grübelte er, was im letzten Moment schief gelaufen war. Gunn hatte wohlig geseufzt, als er ihm die Schultern massiert hatte und ab und zu gegähnt.
Als Spike ihm zugeflüstert hatte, er sollte doch schlafen gehen hatte er nur genickt, war aber sitzen geblieben.
Spike hatte daraufhin überlegt, seine Berührungen auf andere Körperteile auszudehnen, aber bevor er dazu gekommen war hatte Gunn sich gestreckt und war schließlich doch aufgestanden.
„Du hast recht, ich sollte ins Bett gehen“, hatte er, von mehreren heftigen Gähnanfällen unterbrochen, gesagt.
Spike hatte ihm sofort zugestimmt, nicht ohne den entsprechenden Hintergedanken, Gunn noch zu schönen Träumen zu verhelfen, in denen er eine Hauptrolle spielte.
Und dann war alles ganz anders gekommen.
Gunn hatte ihm flüchtig die Hand auf die Schulter gelegt, ihm eine gute Nacht und viel Erfolg für seine Runde durchs nächtliche Los Angeles gewünscht – und war verschwunden. Wobei er die Tür zum Schlafzimmer nachdrücklich schloss.
Und jetzt saß Spike da, starrte besagte Tür an und konnte sich nicht aufraffen, Unschuldigen vor den Gefahren der Nacht zu beschützen.
„Verdammt Charlie, was soll das?“, fragt er leise. „War das alles nur leeres Gerede, dass wir zusammen bleiben? Bist du davon ausgegangen, das ich sowieso in der Hölle lande und hast mir nur die letzte Zeit leichter machen wollen?“
Wütend schlug er auf ein Kissen ein.
„Ich bin doch nur deinetwegen hier geblieben“, Angels Erpressung übersah er dabei großzügig. „wenn du mich nicht mehr willst sag es, aber lass mich nicht zappeln – und hoffen!“
Noch einmal schlug er mit der geballten Faust auf das Kissen, obwohl er viel lieber gegen die Tür getreten hätte. Aber damit würden seine Chancen bei Gunn wohl endgültig gegen Null tendieren.
Mit einem gequälten Seufzen, in dem sein ganzes Elend lag, überprüfte er schließlich seine Waffen, bevor er sich in den nächtlichen Kampf stürzte.
Jeder Dämon, der ihm in dieser Nacht dämlich kam, hatte verdammt schlechte Karten.

Gunn wartete, bis er das Zuschlagen der Wohnungstür hörte und ließ dann noch einige Minuten verstreichen, bevor er nach der Nachttischlampe tastete. Ein kleiner Lichtkreis fiel auf seine Bettdecke.
Er trat ans Fenster und zog die Gardine ein Stückchen zu Seite, damit er hinaussehen konnte. Seine Hoffnung, Spike dort draußen zu entdecken, wurde leider nicht erfüllt.
„Was soll ich nur mit dir machen, Blondie?“, murmelte er. „Das mit uns kann doch niemals gut gehen. Ich hasse Vampire, selbst Angel vertraue ich nicht vollständig.“ Er lachte kurz und bitter auf. „Solange du noch ein Geist warst war das alles kein Problem, aber jetzt?“
Wieder suchte er die Straße nach der vertrauten Gestalt, nach der charakteristischen Bewegung und dem Schwung des langen Ledermantels ab, aber vergeblich.
„Verdammt, ich kann mich doch nicht in einen Vampir verlieben!“, haderte er leise mit sich selbst und legte die Stirn gegen die kühle Scheibe, „aber ich habe es getan. Wie soll das jetzt nur weiter gehen?“

Gunn war nicht der einzige, der nicht schlafen konnte und sich Gedanken über Vampire machte. In diesem Fall über zwei spezielle Vampire, die sich dadurch auszeichneten, das sie eine Seele hatten.
Aber das war auch die einzige Gemeinsamkeit der beiden.
Wesley blätterte in seinen allwissenden Büchern und suchte eine Antwort auf eine Frage, die er nicht formulieren konnte.
Was bisher nur eine vage Vermutung gewesen war, war an diesem Tag zur Gewissheit geworden.
Zwischen Gunn und Spike bestand eine Beziehung. Warum sonst sollte der blonde Vampir so versessen darauf sein, bei Gunn zu wohnen. Und Gunn war sofort damit einverstanden gewesen.
Oder war alles ganz anders und er hatte es nur falsch verstanden, weil er schon fast so lange enthaltsam lebte wie Angel?
Wesley seufzte und schlug das Buch endgültig zu. Auf zwischenmenschliche Fragen bekam er dort keine Antwort.
Eigentlich konnte es ihm ja auch egal sein, solange es nicht ihre Arbeit störte. Aber er befürchtete, dass die Reibereien zwischen Angel und Spike irgendwann eskalieren und zu einer absoluten Katastrophe führen könnten. Und das die Seniorpartner von Wolfram & Hart diesen Ärger schamlos für ihre Zwecke ausnutzen würden.
Weder nahm er eines der Bücher zur Hand, legte es nach kurzem Zögern aber wieder beiseite. Auch in dieser Frage würden sie ihm nicht helfen.
Die Frage, wie sie Wolfram & Hart am besten – und mit den geringsten Nebenwirkungen – aus dem Verkehr ziehen konnten, mussten sie ganz alleine beantworten.

Angel stand auf dem Dach einer verfallenen Fabrik und sah auf die dunklen Straßen hinab. Er lächelte düster, aber insgeheim fühlte er sich so gut wie schon lange nicht mehr.
Das war seine Welt, nicht die licht- und sonnendurchfluteten Büros von Wolfram & Hart. Er war ein Geschöpf der Dunkelheit und würde es immer bleiben. Ein Dämon, ein Vampir, daran konnte auch seine Seele nichts ändern.
Aber er liebte die Menschen, schwache, hilflose Geschöpfe. Und seine Aufgabe war es, sie zu beschützen, so gut es ging.
Seine Aufgabe, nicht die eines platinblonden Wichtigtuers, der einmal die Welt gerettet hatte und sich deshalb zum Helden berufen fühlte.
Angel knirschte unbewusst mit den Zähnen, wenn er an Spike dachte.
Sein Blick heftete sich an zwei junge Frauen, die lachend und redend die Straße entlang schlenderten. Sie schienen keine Gefahren zu erwarten, so sorglos wie sie sich bewegten.
Angel schüttelte nur mitleidig den Kopf, dann trat er näher an die Dachkante. Er hatte einige Männer entdeckt, die sich den Frauen näherten. Noch waren sie von der Häuserecke verdeckt aber bald würden sie aufeinander treffen.
Über eine alte Feuerleiter erreichte Angel schnell den Boden und schlich lautlos in geringem Abstand hinter den Frauen her. Er wollte dabei sein, wenn sie mit den Männern zusammentrafen. Selbst wenn es keine Vampire waren konnten sie Ärger bedeuten und dann würde er eingreifen.
Seine Pläne wurden gestört, als sich ein dunkler Wirbel zwischen die beiden Gruppen fallen ließ.
„Verdammt, was willst du hier?“, fauchte er, als er erkannte, wer sich da ungefragt einmischte.
Spike grinste nur lässig, antwortete aber nicht. Stattdessen griff er nach der Frau, die ihm näher stand. Bevor Angel eingreifen konnte, rammte er ihr einen Pflock in die Brust.
„Spike, du Idiot!“, brüllte Angel und sprang ihn an. Seine Gedanken rasten.
Spike war eindeutig übergeschnappt. Statt die Menschen zu beschützen tötete er sie. Doch insgeheim musste er zugeben, dass er schon lange mit so etwas gerechnet hatte. Nicht jeder Vampir war in der Lage, von heute auf morgen „gut“ zu werden. Schließlich hatte er selbst mehr als einhundert Jahre gebraucht, um sich an seine Seele zu gewöhnen.
Das es bei Spike innerhalb weniger Wochen geklappt haben sollte, war ihm schon immer komisch vorgekommen.
Endlich, es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, erreichte er Spike.
Zusammen prallten sie auf den Boden, durch eine Staubwolke hindurch, die Angel zum husten brachte.
„Was… was war denn das?“, fragte er und sah sich suchend um.
„Vampire, du Blödmann!“, keuchte Spike und befreite sich aus Angels Griff.
Er sah sich suchend um, schüttelte dann aber den Kopf. „Sie ist weg. Seit Tagen bin ich hinter den beiden her und ausgerechnet jetzt, wo ich sie habe, kommst du mir in die Quere.“ Er sah Angel zornig an, dann drehte er sich zu den Männern um, die das ganze Geschehen erschreckt verfolgt hatten.
„Okay Leute, die Show ist vorbei, ihr könnt nach Hause gehen.“
A - aber…“, stammelte einer und zeigte auf Angel.
Spike drehte sich herum und grinste. „Keine Angst, der ist harmlos. Also verschwindet.“
Endlich machten die Nachtschwärmer, dass sie wegkamen, wobei sie einen großen Bogen um Angel schlugen.
Nachdem sie alleine waren wandte sich Spike wieder Angel zu. „Du bist aus der Übung, Alter“, stellte er fest und kramte die unvermeidlichen Zigaretten aus der Manteltasche.
„Und du rauchst zu viel“, entgegnete Angel, dem auf die Schnelle keine vernünftige Antwort einfiel.
Spike grinste nur und pustete Angel den Rauch ins Gesicht. „Na, an Lungenkrebs kann ich ja wohl nicht mehr sterben.“
„Schade“, war Angels einziger Kommentar dazu. Er sah sich noch einmal aufmerksam um, ging auch einige Schritte in jede Richtung, aber die zweite Vampirin war ihnen offensichtlich entkommen.
Sein ganzer Unmut richtete sich jetzt geballt gegen Spike.
„Falls es dir entgangen sein sollte, wir sind ein Team. Team, mehrere Leute, die zusammen arbeiten!“
Spike lehnte sich lässig gegen die Hauswand und sah Angel gelangweilt an. „Nun spuck schon aus, was du auf dem Herzen hast. Aber bitte die Kurzform, ich hab heute Nacht noch was anderes vor, als deinen Vorträgen zu lauschen.“
Angel überlegte einen Moment, ob es irgendjemand auffallen würde, wenn Spike verschwand. Er hatte riesige Lust, Spike mitsamt seinem dämlichen Ledermantel, seiner widerlichen gebleichten Haare und seines überheblichen Grinsens auf ein Häufchen Staub zu reduzieren.
„Oder noch besser, schick mir ein Memo, dass ist doch dein neuer Stil.“ Spike winkte Angel kurz zu und rannte die Straße entlang. Bevor Angel auf die erneute Provokation reagieren konnte, hatte ihn die Dunkelheit verschluckt.

Als Wesley ihm am nächsten Tag Spikes Erfolgsbilanz vorlegen wollte, stopfte Angel sie ungelesen in den Papierkorb. „Es reicht mir“, knurrte er. Er sah Wesley grimmig an. „Ruf die andere zusammen, ich muss mit euch reden.“
Wenig später versammelten sich alle in Angels Büro. Wesleys Vorschlag, die Besprechung wie üblich im Konferenzraum abzuhalten lehnte Angel kategorisch ab.
„Früher hatten wir auch nicht mehr Platz und es ging auch.“
„Ja, ja, die guten alten Zeiten“, sinnierte Lorne und balancierte seinen Gin-Tonic auf der Sessellehne. „Fred, soll ich dich auf den Schoß nehmen?“
Fred schüttelte nur den Kopf und blieb auf der Tischkante sitzen.
Wesley lehnte an der Wand, während Spike es sich auf der Lehne von Gunns Sessel gemütlich gemacht hatte.
„Also, ich würde mich gerne auf deinen Schoß setzen“, flüsterte er Gunn zu. Der versetzte ihm einen unsanften Schubs. „Untersteh dich!“
Angel durchbohrte beide mit bösen Blicken. Irgendetwas ging dort vor sich, das ihm nicht gefiel. Die beiden verstanden sich zu gut. Und das ausgerechnet Gunn, der aus seiner Abneigung gegen Vampire, die auch Angel in gewisser Weise einschloss, nie einen Hehl gemacht hatte, sich blendend mit Spike zu verstehen schien, irritierte ihn besonders.
Dazu kam, dass er das Gefühl hatte, Wesley und Lorne verheimlichten etwas vor ihm. Immer wieder erwischte er sie dabei, wie sie unauffällige Blicke tauschten, sobald das Gespräch auf Gunn und Spike kam.
Mehr als einmal hatte er schon versucht, die entsprechenden Informationen aus Wesley herauszukitzeln, aber aus unerklärlichen Gründen versagte sein treuer Hundeblick, mit dem er Wesley immer rumkriegen konnte, in diesem Fall.
Nicht, das Wesley nicht antwortete, er bestand lediglich darauf, das es keine Beziehung zwischen Gunn und Spike gab.
Beziehung…
Angel ließ sich das Wort durch den Kopf gehen, während er die beiden weiter beobachtete. Vielleicht hatte ihm Wesley unfreiwillig alles verraten, was er wissen wollte. Er konnte es sich zwar nicht vorstellen, aber wie schon Sherlock Holmes sagte: „Hat man das Unmögliche eliminiert, so muss, was übrig bleibt, mag es noch so unwahrscheinlich erscheinen, die Wahrheit sein.“
Angel lächelte leicht. So wie es aussah war er der Wahrheit eben einen großen Schritt näher gekommen.
Mit wesentlich besserer Laune als zuvor wandte er sich dem eigentlichen Thema zu, deswegen er alle zusammen gerufen hatte.
„In der Stadt sind zwei neue Vampirinnen unterwegs“, er warf Spike einen schrägen Blick zu, „genauer gesagt, seit gestern nur noch eine.“
Wesley sah ihn erstaunt an. „Was ist daran so ungewöhnlich? Es tauchen ständig neue Vampire auf. Wir können nicht alle vernichten.“
„Das sollten wir aber“, entgegnete Angel scharf. „Wes, Gunn, wann wart ihr das letzte Mal da draußen? Ich meine im Kampf Mann gegen Mann?“
„Oder gegen Frau“, warf Spike ironisch ein und erntete dafür einen strafenden Blick.
Gunn und Wesley sahen unbehaglich zu Boden. Schließlich raffte sich Wesley auf. „Du weißt selbst, was hier zu tun ist.“ Gunn nickte bestätigend.
„Und, ist das besser als früher? Ich meine, klar, es ist weniger gefährlich, aber seid ihr glücklich?“
Wieder herrschte betretenes Schweigen, bis Lorne sich räusperte.
„Für Tiefenpsychologie bin eigentlich ich zuständig, mein Engel.“
„Vergiss den Blödsinn“, fauchte ihn Angel an, „ich will jetzt nicht irgendwelche Schnulzen hören, es geht nur darum, seid ihr glücklich, mit dem, was wir hier machen?“
Wieder dauerte es einige Zeit, bis jemand etwas sagte. Und dann war es ausgerechnet Spike, der sich zu Wort meldete. „Also, mir gefällt es ganz gut. Ich mein, ist natürlich nicht das gleiche, wie den Weltuntergang zu verhindern, aber man kann eben nicht alles haben.“
Scheinbar unabsichtlich legte er Gunn den Arm um die Schultern, den dieser jedoch sofort abschüttelte.
Spike grinste nur und zählte in Gedanken mit, wie lange es dauerte, bis Angel explodierte.
Er musste nicht lange warten.
„Dich habe ich nicht gemeint!“, knurrte Angel umgehend und dachte, wenn seine Wünsche jemals erhört werden sollten wäre jetzt ein guter Zeitpunkt. Er wünschte Spike in die am weitesten entfernte Höllendimension, die es gab. Damit seine Rückkehr für alle Zeiten unmöglich wäre.
Versuchsweise schloss er die Augen, während er daran dachte. Als er die Augen wieder öffnete war Spike leider immer noch da und grinste frech. Wie es aussah konnte er Angels Gedanken erraten und machte sich darüber lustig.
Angel beschloss daraufhin, ihn zu ignorieren, wenn er ihn schon nicht loswerden konnte.
„Noch andere Meinungen?“, fragte er dann sarkastisch.
„Wir haben doch schon darüber gesprochen“, sagte Wesley schließlich in seiner ruhigen Art. „Jeder von uns… nun ja, fast jeder“, schwächte er ab, als ihm einfiel, das Gunn bei dieser Besprechung ja nicht dabei gewesen war, „von uns wünscht sich das es wieder so ist wie früher. Aber solange wir keinen Weg finden, unseren Vertrag mit Wolfram & Hart, sprich den Seniorpartnern, zu lösen…“
Er hatte kaum ausgesprochen, als Gunn aufsprang. „Moment mal, Wes, wovon redest du eigentlich?“
Wesley tauschte einen hilfesuchenden Blick mit Angel.
„Nun ja“, fing Angel dann vorsichtig an, „wir haben… überlegt, ob es wirklich richtig war, Wolfram & Hart zu übernehmen.“
„Was er sagen will, sie wollen den Laden von der Bildfläche verschwinden lassen, ein für allemal“, fiel ihm Spike ins Wort.
„Danke, Spike“, sagte Angel sarkastisch, „ohne deine Mithilfe wäre es mir sicher nicht gelungne, es so eindeutig zu formulieren.“
„Bitte, gern geschehen, du weißt doch, du kannst dich immer auf meine Hilfe verlassen“, entgegnete Spike ungerührt, an dem jeglicher Sarkasmus abprallte.
Gunn sah zwischen den beiden Vampiren hin und her, dann blickte er den Rest der Gruppe an. „Ihr habt eine Entscheidung getroffen, ohne mich zu fragen, was ich davon halte“, sagte er langsam. „Wann sollte ich es erfahren? Kurz vor oder erst nach der Katastrophe, die ihr damit auslöst?“
„Ich finde, du siehst das viel zu schwarz“, entgegnete Angel pikiert. Er sah Wesley und Lorne auffordernd an, wurde Zeit, dass die auch mal was dazu sagten und nicht ihm die alleinige Verantwortung zuschoben.
„Niemand wollte dich übergehen, Sweety“, sagte Lorne sanft, aber er hatte damit wenig Erfolg.
„Natürlich nicht, ihr seid nur davon ausgegangen, das Gedankenlesen auch zu meinen neuen Fähigkeiten gehört!“
„Charles, du bauschst die Sache viel zu sehr auf. Wir sind doch hier nicht vor Gericht, das ist kein Prozess den du gewinnen musst, also beruhige dich wieder“, versuchte es jetzt Wesley.
Gunn drehte sich langsam zu ihm um und sah ihn an, als sähe er ihn zum ersten Mal.
„Gerade von dir hätte ich mehr erwartet, Wesley“, sagte er so leise, das er kaum zu verstehen war. „Ich dachte, wir wären Freunde. War wohl ein Irrtum.“ Noch einmal musterte er alle der Reihe nah, als ob er sich ihr Aussehen gut einprägen müsste, dann sah er direkt Angel an.
„Am Anfang dachte ich, das kann nicht gut gehen, ein Vampir, der andere Vampire bekämpft. Dann dachte ich, er hat eine Seele, vielleicht gibt es ja doch die eine, große Ausnahme, einen Vampir, der auf der Seite der Guten steht. Aber heute weiß ich es besser: Vampire denken immer nur an sich, alle anderen sind ihnen egal. Und sie schaffen es immer wieder, Menschen in ihren Bann zu ziehen und zu verblenden.“ Er ging langsam in Richtung Tür, dort drehte er sich noch einmal um. „Egal, was ich darüber denkt, ich glaube, das es richtig war, Wolfram & Hart zu übernehmen. Mit einem Anruf, mit einem Gerichtstermin können wir mehr Dämonen aus dem Verkehr ziehen als mit ununterbrochenem Straßenkampf.“
Er ließ seine Worte noch einen Moment in der Stille nachklingen, dann öffnete er die Tür und ließ sie hinter sich ins Schloss fallen.
Alle schwiegen betreten, bis auf Spike.
„Wie war das mit dem Team, Alter? So wie’s aussieht ist dein Team gerade in der Auflösung begriffen.“
„Spike, halt die Klappe!“




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Cimmeria
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New PostErstellt: 20.10.06, 21:43  Betreff: Re: Gunn/Spike - Es kann nur besser werden  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 8

„Ich bin Anwalt, ich kann meine eigene Kanzlei aufmachen“, wiederholte Gunn zum x-ten Mal.
Spike sah ihn stirnrunzelnd an. „Kennst du dich wirklich genug damit aus, ich meine mit Paragrafen und Gesetzen und dem ganzen Scheiß?“
Gunn lachte etwas bitter. „Natürlich. Die Seniorpartner machen keine halben Sachen. Was für sie gut genug ist reicht auch für Normalsterbliche.“
„Okay, aber woher willst du deine - wie heißt das noch mal - bekommen?“
„Klienten?“, schlug Gunn vor und Spike nickte. „Ganz einfach, ich vertrete die Leute, die du rettest und stelle ihre Schadenersatzklagen.“
Spike kicherte und verschluckte sich dabei. „Wie willst du einen Vampir verklagen, den ich gekillt habe?“, fragte er hustend.
Bei Vampirangriffen funktioniert das wahrscheinlich nicht“, gab Gunn zu, „aber wenn es sich um Dämonen handelt, oder um Menschen…“
Er grinste Spike siegessicher an. „Ich… wir werden das schon schaffen. Ich meine, du kommst doch mit mir, oder?“
Zum ersten Mal, seit sie darüber diskutierten klangen leichte Zweifel mit.
Spike grinste zurück. „Natürlich, was dachtest du denn? Wenn du nicht mehr da bist hält mich nichts bei Angel und seinen Schoßhündchen. Sollen sie sich doch den Hintern platt sitzen, du und ich, wir sorgen dafür, das Los Angeles sicherer wird!“
„Wir helfen den Hilflosen“, flüsterte Gunn, aber so leise, das er ebenso gut etwas anders gesagt haben konnte.

Angel tobte, knirschte mit den Zähnen, tötete - versehentlich - zwei potentielle Klienten, aber es half alles nichts. Gunn weigerte sich, zu ihm und damit zu Wolfram & Hart, zurück zu kommen.
Er konnte und wollte es nicht glauben. Nach Gunns Rede war er sicher gewesen, das diese seltsame Vorliebe für Spike endgültig erledigt war. Schließlich hatte er klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er einem Vampir nie und nimmer vertrauen konnte.
Und dann zogen beide zusammen ab.
Ein Blick von Gunn hatte gereicht, und Spike war ihm wie ein Hündchen gefolgt.
Jetzt konnte er nur noch hoffen, das Gunn ihm das Problem mit Spikes Vernichtung abnahm.

Die Folgen von Gunns Weggang waren bald spürbar. Das Fehlen ihres Staranwalts – und Angels zunehmende Gereiztheit, die nicht nur seine Freunde und die Mitarbeiter zu spüren bekamen, er zerfetzte auch schon mal grundlos die eine oder andere Akte, und vernichtete damit wertvolle Schriftstücke – führte dazu, das sich die Zahl ihrer Klienten drastisch verringerte.
Dazu kam, dass sich außer Gunn niemand so perfekt in Dämonenrecht auskannte. Die daraus resultierenden Fehler der anderen Anwälte sorgten dafür, dass sie immer weniger gefragt waren.
Ihre Erfolgsbilanz zeigte steil nach unten.
Wesley begrüßte diesen Zustand anfangs. So hatte er Gelegenheit, liegen gebliebene Dinge aufzuarbeiten. Aber als die Berge auf seinem Schreibtisch langsam kleiner wurden und schließlich ganz verschwanden, wurde er unruhig. Er machte sich Sorgen, wie die Seniorpartner auf diese Entwicklung reagieren würden.
Immer öfter drehte er sich zum Fenster und starrte auf die Stadt hinab. Und überlegte dabei, wie es Gunn wohl ging. Und was aus seiner seltsamen Beziehung zu Spike geworden war.

Gunn beobachtete sorgenvoll, wie Spike die Eingangstür mit dem Fuß aufstieß. Als er weiterging hielt er den linken Arm irgendwie seltsam steif.
„Hast du dich verletzt?“
Spike antwortete nicht, bis er vor Gunn stand, dann grinste er matt.
„Kannst du mir mal helfen?“ Er unterdrückte gerade noch einen Schmerzlaut, als Gunn ihm aus dem Mantel half. Dann setzte er sich auf den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch und umfasste den augenscheinlich verletzten Arm mit der anderen Hand.
„Was gibt’s Neues?“, fragte er.
„Die Frage sollte ich wohl eher dir stellen“, erwiderte Gunn scharf. „Was ist mit deinem Arm?“
„Arm?“, fragte Spike unschuldig zurück.
„Dieses Stück, was da links so unbeteiligt an deiner Schulter hängt“, präzisierte Gunn. Er stellte sich neben den Vampir. „Wo bist du verletzt?“
Er stand bereits neben Spike und tastete ihn von der Schulter abwärts vorsichtig ab.
„Autsch, verdammt!“
Spike zuckte zusammen, als Gunn ihn kurz über dem Ellenbogen berührte.
Der wusste auch ohne Spikes Aufschrei was passiert war, der gesplitterte Knochen spannte die Haut.
„Dein Arm ist gebrochen!“
„Genauso fühlt er sich auch an“, bestätigte Spike mit zusammengebissenen Zähnen. „Dieser blöde Dämon wollte partout nicht aufgeben. Ich habe ihm einige Knochen gebrochen und im Gegenzug - er war wohl etwas sauer, deshalb…“
„Hat er das gleiche bei dir gemacht“, vollendete Gunn den Satz.
Spike nickte. „Er war wirklich ein schlechter Verlierer!“ Er verzog das Gesicht. „Hilf mir mal, das gerade zu bekommen, bevor er anfängt zu verheilen. Ich habe keine Lust, den Arm noch mal brechen zu müssen.“
Gunn starrte ihn verblüfft an bis er sich daran erinnerte, dass für Vampire andere Regeln galten als für Menschen.
Trotzdem kostete es ihn Überwindung, Spikes Arm ohne Betäubung zu richten, was auch für einen Vampir ziemlich schmerzhaft war, wie er an Spikes gequältem Gesichtsausdruck erkannte.
Als die Tortur endlich vorbei war, grinste Spike erleichtert. Fast fröhlich sah er zu, wie Gunn den Arm zusätzlich mit einer Bandage fixierte. „Du machst dich gut als Sanitäter, Charlie. Wo has du das gelernt, bei Angel?“
Gunn knurrte nur etwas, er wollte nicht an Angel erinnert werden.
Immer wieder fragte er sich, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, Angel und damit Wolfram & Hart, den Rücken zu kehren.
Dort war er der Topanwalt der größten und ältesten Kanzlei der Stadt gewesen, jetzt war er nur einer im Heer der namenlosen Anwälte Los Angeles’. Und seine Chancen, die Welt zu verändern waren schlechter als jemals zuvor.
Diejenigen, die Spike rettete, waren wenig erpicht darauf, irgendwelche Forderungen gegen ihre Angreifer zu stellen, die meistens wirkten, als wären sie einem Albtraum entsprungen. Sie wollten nur vergessen was geschehen war und nie wieder daran erinnert werden.
Würde es sich um menschliche Angreifer handeln, wäre es sicher anders, aber Vampire und Dämonen gehörten für die meisten ins Reich der Fantasie. Und wenn sie es trotz allem einmal verließen, sollten sie gefälligst schleunigst wieder dorthin zurückkehren.
Der Anblick, wie sich Spike abmühte, mit einer Hand eine Flasche Whisky aufzuschrauben, brachte Gunn zurück in die Wirklichkeit. „Gib her.“
Er goss etwas Whisky in ein Glas, das er dem Vampir gab. „Ich weiß nicht, ob das in deiner Lage so gut ist.“
Spike trank in einem Zug aus und hielt ihm das leere Glas zum nachfüllen hin. „Ich schon. Obwohl, es gäbe da etwas, das noch viel besser für mich wäre. Du!“
In seinem Blick lag soviel Sehnsucht, das Gunn beinahe schwach wurde. Doch dann riss er sich zusammen. „Es geht nicht, und das weißt du auch“, sagte er leise.
„Warum nicht?“, fragte Spike ebenso leise zurück. Mit der unverletzten Hand streichelte er sanft über Gunns Arm. „Du willst es doch genauso wie ich.“
Gunn starrte auf den Boden, er konnte dem Vampir nicht ins Gesicht sehen. Viel zu viele widersprüchliche Gedanken huschten durch seinen Kopf. Er erinnerte sich an die Zeit, als Spike noch ein Geist war. Ihre endlosen Gespräche, die vielen vergeblichen Versuche Spikes, ihn zu berühren. Und die Enttäuschung, wenn es wieder nicht ging. Damals hätte er sonst was dafür gegeben, wenn er Spike hätte berühren und mit ihm schlafen können.
Aber das war lange vorbei.
Spike hatte es selber kaputt gemacht, mit einem unbeherrschten Biss. Und damit eine ungeschriebene Regel durchbrochen, die Gunn am Tag, als seine Schwester von Vampiren getötet wurde, aufgestellt hatte: Werde nie zum Opfer!
Gunn setzte an, Spike mit harten Worten zu sagen, dass sich ihre Beziehung jetzt und für alle Zeiten auf berufliche Belange, sprich die Dämonenjagd beschränken würde, aber dazu kam es nicht.
Sie erhielten unerwarteten Besuch.

„Hallo Charles, Spike.“ Wesley stand vor ihnen und lächelte etwas unsicher. Gunn fragte sich, wie viel er wohl mitbekommen hatte, aber eigentlich war es egal.
Wesley hatte sie damals in eindeutiger Situation überrascht, aber Angel gegenüber immer eisern geschwiegen. Und er war es auch gewesen, der Spike ins Team aufnehmen wollte und dieses Angel gegenüber durchgesetzt hatte.
Bis zu diesem Moment hatte Gunn nicht gemerkt, wie sehr er ihm gefehlt hatte. Er ging um Spike herum und umarme Wesley herzlich. „Wie geht es dir? Alles in Ordnung bei euch? „Was macht Fred? Und Lorne?“ Erst mit Verzögerung fiel ihm auf, dass er nicht nach Angel gefragt hatte. Aber jetzt war es zu spät, das nachzuholen.
Wesley ließ sich einen Moment umarmen, dann sah er Spike an. „Was ist mit deinem Am passiert?“
„Kleiner Unfall. Aber du hättest mal den anderen sehen sollen.“ Er grinste. „Okay, Charlie, ich werde einige Aspirin schlucken und mich ins Bett verziehen. Allein“, fügte er provokant hinzu, aber weder Gunn noch Wesley reagierten darauf.
Spike wartete noch etwas ab, dann ging er in den hinteren Bereich, in dem sie ihre Wohnräume eingerichtet hatten.
Eigentlich war er froh, endlich alleine zu sein, es war ihm mit jeder Minute schwerer gefallen, die Rolle des todesmutigen Dämons, dem ein gebrochener Arm nichts ausmachte, aufrecht zu erhalten. Doch als er auf seinem Bett lag und darauf wartete, dass der pochende Schmerz nachließ wünschte er sich doch, jemand neben sich zu haben, für den er mehr als nur ein weiterer Kämpfer gegen das Böse wäre.

Wesley und Gunn machten es sich derweil mit einen Flasche Tequila, die Gunn aus einer Schreibtischschublade gezaubert hatte, in dessen Büro gemütlich.
Wesley nippte ab und zu an seinem Glas, während er Gunn die Neuigkeiten berichtete. Als er erzählte, dass das Ansehen von Wolfram & Hart langsam den Bach runter ging, konnte sich Gunn ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen.
„Wie reagieren die Seniorpartner darauf?“, fragte er neugierig.
Wesley zuckte nur die Schultern. „Bisher gar nicht und das macht mir irgendwie Sorgen“, gestand er. „Sie stellen sich tot.“
„Sie stellen sich nicht nur tot, sie sind es.“ Gunn war schon leicht betrunken, aber Wesley teilte seine Fröhlichkeit nicht.
„Die Schwierigkeiten, die auf uns zukommen können wir nicht einmal ansatzweise erahnen“, sagte er düster.
Diesmal zuckte Gunn die Schultern und füllte ihr Gläser wieder. „Angel wird schon was einfallen, ihm fällt ja immer was ein.“
Wesley beobachtete ihn prüfend. „Er möchte, das du zu uns zurück kommst“, sagte er vorsichtig.
„Klar, gute Anwälte sind schwer zu kriegen.“
„Er braucht dich auch als Freund.“
„Freund?“ Gunn lachte bitter. „Angel sucht sich seine Freunde nach Nützlichkeit aus. Nützlich für ihn.“
Diesmal schwieg Wesley. Gunn hatte einen wunden Punkt getroffen, er selber wusste schließlich am allerbesten, wie schnell Angels Zuneigung in Hass umschlagen konnte, wenn etwas nicht so lief, wie er es sich vorstellte. Und dazu musste er sich nicht einmal in Angelus verwandeln.
„Ich kann dich also nicht überzeugen, wieder zu uns zurück zu kommen?“, fragte er schließlich.
Gunn sah ihn lange schweigend an, dann schüttelte er langsam den Kopf.
„Ich bin hier besser aufgehoben. Grüß Fred von mir. Und Lorne.“ Wieder schloss er Angel aus, aber diesmal absichtlich.

Nachdem Wesley gegangen war, blieb Gunn noch sitzen und starrte die leere Flasche an.
Er hatte Wesley nicht sagen können, wie sehr er sie alle vermisste. Im Laufe der Zeit waren sie zu seiner Familie geworden und wie in jeder Familie mochte man den einen mehr als den anderen, bildeten sich interne Allianzen und trotzdem hielt man gegen Gefahren von außen zusammen.
Aber Spikes Auftauchen hatte alles verändert. Es hatte nicht nur seine Hormone durcheinander gebracht, sondern auch alte Wunden aufbrechen lassen.
Angel gegenüber hatte er immer eine gewisse Distanz wahren können, er war sich immer bewusst, das er ein Vampir und damit potentiell gefährlich war.
Bei Spike hatte er es vergessen und war erst durch den Biss, der ihn völlig unvorbereitet traf, daran erinnert worden.
Aber nicht einmal danach konnte er sich ganz von ihm trennen. Wenn Spike nicht da war fehlte er ihm.
Gunn seufzte leise, während er aufstand. Das musste wohl wirklich Liebe sein.

Spike erwachte, als sich die Tür langsam öffnete.
Die Augen hielt er weiterhin geschlossen, aber seine sonstigen Sinne waren hellwach. Als er Gunn erkannte entspannte er sich, aber neugierig war er trotzdem. Seitdem sie dort wohnten hatte Gunn nicht einmal diesen Raum betreten, jedenfalls nicht in Spikes Anwesenheit. Und auch sonst nicht, soweit der Vampir es feststellen konnte.
Das Schlafzimmer des jeweils anderen war für sie tabu, was zumindest Spike sehr bedauerte, aber nicht ändern konnte.
Und jetzt kam Gunn langsam näher wobei er sich offenbar bemühte, sowenig Lärm wie möglich zu machen.
Spikes Neugier wuchs ins Unermessliche. Es fiel ihm unendlich schwer, still zu liegen und so zu tun, als ob er tief und fest schlief.
Als Gunn die Hand ausstreckte und seine nackte Schulter berührte konnte er ein Zucken gerade noch unterdrücken. Trotzdem war er froh, dass ihn als Vampir zumindest kein veränderter Atemrhythmus verraten konnte, wie es bei einem Menschen sicher der Fall gewesen wäre, als Gunns Hand langsam nach unten glitt.
Er stoppte erst, als er die Bettdecke berührte.
Spike hatte die Decke nur flüchtig über sich gezogen, sodass ihn gerade ein dreieckiger Zipfel bedeckte. Jetzt spielte er mit dem Gedanken, den Rest der Decke auch noch „schlafend“ wegzustrampeln. Aber er befürchtete, dass jede noch so kleine Bewegung Gunn vertreiben würde, deshalb ließ er es schweren Herzens sein.
Gunn bewegte derweil die Finger weiter streichelnd über seine Haut, leider aber nicht tiefer unter die Decke. Spike spürte, wie er hart wurde. Nicht angefasst zu werden, sich aber auch selber nicht berühren zu dürfen verstärkte seine Qualen noch.
Als er schon fast nach Gunns Hand greifen und ihn direkt auf die Wirkung die er hatte hinwiesen wollte, atmete dieser tief ein und beugte sich über Spike.
Er hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor er das Zimmer so leise verließ wie er es betreten hatte. Und einen grenzenlos erregten und verwirrten Vampir zurück ließ.

Angel knurrte nur, als ihm Wesley von dem Besuch bei Gunn berichtete. Dessen absolute Weigerung, wieder für Wolfram & Hart zu arbeiten, verbesserte seine Laune keineswegs.
„Spike, das ist alles seine Schuld. Wir hätten ihn in der Hölle vermodern lassen sollen!“
Wesley sparte sich die Berichtigung, das sie Spike vor der Hölle und nicht aus ihr gerettet hatten. Solche Spitzfindigkeiten kamen in Angels augenblicklichem Zustand nicht gut an, wie ein gereizter Tiger lief er in seinem Büro auf und ab.
„Wenn ich ihn damals nicht zu Angel Investigations geholt hätte würde er heute noch irgendwo im Untergrund hausen und mit primitivsten Mitteln Vampire jagen“, grollte er. „Er ist mir was schuldig!“
„Gunn?“, fragte Wesley vorsichtig.
„Wer sonst! Spike vielleicht? Obwohl, den habe ich ja auch aus der Gosse aufgelesen. Leider habe ich es versäumt, ihn rechtzeitig umzubringen!“
Wesley überlegte am Rande, ob er wohl der nächste wäre, über den sich Angels Zorn ergießen würde. Schließlich hatte auch er es gewissermaßen Angel zu verdanken, dass er noch am Leben war. Freie Dämonenjäger wurden nicht sehr alt.
„Zieht Spike immer noch seine „ich bin der Retter der Menschheit“ – Nummer ab? Ich glaube, ich sollte mal selber zu Gunn gehen und ihm einiges über seinen neuen Freund verraten.“ Angels Wut war seit seinem letzten Satz keineswegs geringer geworden.
Wesley seufzte. Er hatte genug von diesem Ausbruch, der nicht das Geringste änderte. Sie hatten wichtigeres zu tun, als sich über Gunn und Spike den Kopf zu zerbrechen fand er.
„Die beiden sind glücklich, lass sie doch einfach in Ruhe“, sagte er müde. „Wie sind unsere letzten Statistiken? Haben die Seniorpartner schon was von sich hören lassen?“
Angel unterbrach sein herumschleichen und starrte ihn an, dann lächelte er schmal.
„Genau, sollen sie miteinander glücklich werden. Tja, zu den Seniorpartnern kriegen wir leider keinen Kontakt. Der einzige, der im „weißen Raum“ Antworten bekam zieht es ja vor, sein eigenes Süppchen zu kochen.“
Wesley krochen eisige Schauer über den Rücken. Angel konnte es wohl nicht gut sein lassen. Er fühlte sich betrogen und suchte jemand, den er dafür bestrafen konnte.
„Vielleicht kann Lorne…“, fing er an, aber Angel schüttelte den Kopf.
„Lorne ist nicht da, er will sich nach geeigneten Räumen umsehen und einen neuen Club aufmachen, das „Caritas 2“ oder so.“
„Ach so?“ Wesley wunderte sich, das Lorne ihm nichts davon gesagt hatte.
„Die Ratten verlassen das sinkende Schiff“, grummelte Angel, „was ist mit dir, auch schon Pläne für die Zukunft? Vielleicht wieder als freier Dämonenjäger tätig sein?“
Wesley atmete tief ein, um sich zu beruhigen, bevor er etwas sagte, das er hinterher bereuen würde, aber Angel machte es ihm wirklich nicht leicht.
„Du hast mich rausgeschmissen, du hast versucht, mich umzubringen, du hast mich körperlich und seelisch gequält…“
„…das war Angelus“, warf Angel ein, aber Wesley winkte ab, „und trotzdem bin ich immer zu dir zurück gekommen. Warum wohl? Wegen deinen schönen braunen Augen?“ Er grinste, als Angel ihn betroffen ansah. „Na ja, deswegen sicher auch. Aber in erster Linie, weil ich an das glaube, was wir tun. Daran, das wir das Richtige tun, das du das Richtige tust. Und das ich dich in deinem Kampf unterstützen kann!“
Er sah Angel, der immer noch sprachlos war, eindringlich an. „Es geht längst nicht mehr um Buße und Erlösung oder um irgendwelche ominösen Prophezeiungen. Es geht darum, die Welt etwas besserer, etwas sicherer zu machen.“
Da Angel weiterhin schwieg, redete Wesley weiter. „Ich bin für jeden dankbar, der sich uns anschließt, aber ich zwinge niemand, bei uns zu bleiben. Und wenn jemand gehen will, wie Gunn oder Lorne, lasse ich ihn gehen, dafür kommen andere. Und manchmal kommt auch jemand zurück.“
Er klopfte Angel freundschaftlich auf die Schulter. „Mach den Mund wieder zu. Ich rede mal mit Fred, ob ihr inzwischen was eingefallen ist, wie wir Wolfram & Hart komplett loswerden können. In meinen Büchern habe ich einige viel versprechende Ansätze gefunden, aber sie muss sich um die praktische Durchführung kümmern.“
Als er ging stand Angel immer noch wie angewachsen da, dann stahl sich langsam ein Lächeln auf sein Gesicht. „Er lässt mich wie einen Trottel dastehen, eigentlich sollte ich ihn dafür umbringen. Andererseits, es ist Wesley, er würde mir unendlich fehlen. Und solange er es nicht vor anderen macht - und er bringt mich doch immer wieder auf gute Ideen.“
Sein Lächeln wurde breiter, bekam aber etwas Boshaftes.
„Und manchmal muss man eben etwas nachhelfen, damit jemand zurück kommt.“ Er würde Gunn auch einen kleinen Besuch abstatten. Vorzugsweise dann, wenn Spike anderweitig beschäftigt war und ihm nicht in die Quere kommen konnte. Manchmal hatte es doch was Gutes, wenn sich jemand für einen Held hielt. Das lenkte ihn von anderen Dingen ab.

Versteckt in einer dunklen Toreinfahrt wartete Angel, dass Spike endlich das Büro verließ. Die Sonne war bereits vor einer ganzen Weile untergegangen, aber noch immer saßen er und Gunn dort herum.
„Und so was will jemand retten“, schimpfte Angel leise vor sich hin. „Warten sie jetzt, bis jemand bei ihnen anklopft, Hilfe, rettet mich, ich bin überfallen worden?“
Er schnaubte abfällig, als er an Gunns Firmenschild neben der Eingangstür dachte. „Charles Gunn, Rechtsanwalt. Wen willst du damit beeindrucken?“
Wieder warf er einen Blick auf das erleuchtete Fenster, hinter dem er die Silhouetten von zwei Personen ausmachen konnte.
„Und das nennen die Arbeit, rumsitzen und quatschen.“

„Wird Zeit, dass ich mich auf den Weg mache“, sagte Spike, blieb aber weiterhin sitzen.
Gunn warf ihm einen schrägen Blick zu. „Ich dachte, das ist geklärt. Heute nicht. Dein Arm…“
„Oh, der ist ganz gut verheilt“, Spike machte ein wenig Schattenboxen, wobei er sich bemühte, das Gesicht nicht allzu sehr zu verziehen.
„Natürlich, er fällt nicht gleich ab“, bestätigte Gunn ironisch, während er einen Vermerk auf einer Akte anbrachte, dass der Fall erledigt war. Nicht so, wie er es gerne gehabt hätte, aber immerhin. Die Vampire waren vernichtet und ihr Opfer hatte sich erfolgreich eingeredet, der Überfall habe nur in seiner Fantasie stattgefunden.
Gunn seufzte, während er sich dem nächsten Fall zuwandte. Zahlende Klienten wären wirklich willkommen.
„Wenn ich niemand rette, bekommst du keine Klienten“, stellte Spike gelassen fest, während er Gunn musterte. Seine Gedanken kreisten immer noch um Gunns überraschenden Besuch an seinem Bett und versetzten ihn in Erregung.
Liebend gerne würde er jetzt über Gunn herfallen und ihn anschließend „retten“.
„Wenn du jemand rettest auch nicht“, widersprach Gunn, „jedenfalls nicht, wenn es sich um
Vampire und andere Dämonen handelt. Gönn dir noch einen Tag Pause, die Bösen werden schon nicht weglaufen.“
Er sah Spike jetzt direkt an. „Bedauerst du es? Das wir uns von Angel getrennt haben, meine ich?“, fragte er dann leise.
Spike lachte. „Ich bedauere eine ganze Menge von dem, was ich getan habe“, sagte er schließlich, „aber das bestimmt nicht. Angel würde es fertig bringen, mich auf jedes Himmelfahrtskommando zu schicken, das ihm einfällt. Und es dann bedauern, wenn ich für weitere Versuche dieser Art nicht mehr zur Verfügung stehe.“
Er stand auf und ging zur Tür. „Ich bleibe nicht lange weg, Charlie, aber es muss sein. Sonst wird Angel noch glücklich, weil er der Retter der Welt ist. Und dann haben wir Angelus wieder, nein danke.“
Mit einem Grinsen verschwand er in der Dunkelheit.

„Na endlich, wurde auch Zeit“, knurrte Angel. Er wartete, bis Spike außer Sicht war, bevor er zu Gunns Büro hinüberging.
„Hey, das hat ja wirklich nicht lange…“ Gunn verstummte, als er seinen Besucher erkannte.
„Angel?“
„Blondie ist unterwegs. Wir sind also ungestört.“ Er zog sich mit dem Fuß einen Stuhl heran, wobei er Gunn nicht aus den Augen ließ.
Der erwiderte den Blick ungerührt.
„Wesley war hier. Er wollte dich überreden, wieder mit uns zu arbeiten“, begann Angel lässig, aber Gunn fiel ihm ins Wort.
„Und ich habe nein gesagt. Vergiss es, Angel, es ist vorbei.“
Angel sah sich demonstrativ um. „Sieht ja fast so aus wie unser erstes Büro damals, erinnerst du dich. Irgendwie ein bisschen schäbig aber gemütlich.“
Er blickte Gunn wieder an. „Du kannst dein altes Büro wiederhaben, ich bin nicht nachtragend.“
„Und Spike?“, fragte Gunn.
„Spike, ja… Angel lehnte sich zurück und sah an die Decke. „Er ist eine Nervensäge, stimmt’s? Kann alles besser, weiß alles besser, typisch Vampir eben. Und seine Seele ändert daran auch nichts.“
„Du bist auch ein Vampir“, erinnerte ihn Gunn nicht ohne eine gewisse Ironie.
„Richtig. Aber hundert Jahre eine Seele zu haben verändert einen schon. Bei Spike sind es gerade einige Monate.“
„Was willst du wirklich?“, fragte Gunn, der genug von dem Geplänkel hatte, das so gar nicht zu Angel passte. Eher zu Angelus, wie er entsetzt merkte.
„Du ist doch Angel, oder?“
„Wer sollte ich sonst sein?“, fragte Angel irritiert, dann lächelte er verstehend. „Oh, du glaubst, ich bin Angelus? Nein, kein Moment höchsten Glücks. Aber wie steht es bei dir? Oder Spike? Verliert er auch seine Seele, wenn er glücklich ist?“
Jetzt war es an Gunn, irritiert zu sein. Er sah Angel fragend an und wartete auf eine Erklärung.
„Ich weiß alles!“ Mit einer gewissen Spannung wartete Angel auf eine Antwort.
„Alles? Haben dich die Seniorpartner allwissend gemacht oder hast du eine Kristallkugel gefunden?“, fragte Gunn mit mildem Spott.
Angel beschloss, etwas deutlicher zu werden. „Von dir und Spike, das ihr ein…“
Gunn zuckte leicht zusammen, was Angel nicht entging.
„Spike und ich sind… Partner!“
„So kann man es auch nennen“, grinste Angel. „Aber eigentlich ist es mir ja egal, wer mit wem ins Bett geht, solange unsere Arbeit nicht darunter leidet.“ – und solange es nicht ausgerechnet Spike ist, aber das dachte er nur. Wenn Gunn wieder zum Team gehörte, würde er ihn schon davon überzeugen, dass Spike entbehrlich war.
„Du verstehst da irgendwas falsch, Spike und ich, wir… arbeiten zusammen. Okay, wir teilen uns eine Wohnung, aber das ist auch schon alles. Und selbst wenn es anders wäre, kann es dir egal sein.“ Gunn verschränkte die Arme vor der Brust und sah Angel ruhig an.
Der konnte es nicht glauben. Er hatte doch Gunns Reaktion gesehen und das Adrenalin gerochen, das er ausströmte, er konnte sich gar nicht irren. Und trotzdem leugnete Gunn.
Einen Moment erwog er, Spike dazu zu zwingen, die Beziehung einzugestehen, dann verwarf er den Gedanken. Spike zu irgendetwas zu zwingen war so gut wie unmöglich. Und selbst wenn es ihm gelang, als Vampir war es Spike völlig egal, was jemand anders über ihn dachte. Er nahm sich - und benahm sich - sowieso wie es ihm gefiel.
Daher versuchte er noch einmal auf anderem Wege, Gunn zu überzeugen. „Spike ist böse. Okay, er hat eine Seele, aber was besagt das schon? Ich mache mir einfach Sorgen um dich. Und außerdem, was kannst du hier schon erreichen? Bei Wolfram & Hart stehen dir doch ganz andere Möglichkeiten offen.“
Gunns Blick wurde nachdenklich und Angel triumphierte insgeheim schon, doch dann schüttelte er den Kopf. „Nein, es bleibt dabei. Außerdem dachte ich, du willst Wolfram & Hart verschwinden lassen, dann sind meine Möglichkeiten da auch nicht besser als jetzt.“
„Ach das“, wiegelte Angel ab und stand auf, „Wes trauert den alten Zeiten nach. Na ja und das er Zugang zu allen möglichen Zaubersprüchen hat macht es nicht besser. Er träumt davon, die Zeit zurück zu drehen. Lassen wir ihm den Spaß, mitunter kommt was Nützliches dabei raus.“
Auf dem Weg zum Ausgang drehte er sich noch einmal um. „Wenn du es dir anders überlegst, du bist jederzeit herzlich willkommen.“

Als Spike wiederkam, er war wirklich nicht lange weg gewesen, saß Gunn immer noch an seinem Schreibtisch und grübelte.
Spike blieb mitten im Raum stehen und verzog dass Gesicht. „Angel“, sagte er nur.
Gunn schreckte aus seinen Gedanken auf. „Woher weißt du das, hast du ihn getroffen?
„Ich kann ihn riechen. Was wollte Mr. Allwissend?“
Gunn grinste verhalten. „Mr. Allwissend trifft es ziemlich gut. Er hält sich nämlich dafür.“ Spike zog fragend eine Augenbraue hoch und kam näher.
„Er denkt, wir haben…“, Gunn machte eine Pause, dann winkte er ab. „Egal, er wollte mich wieder bei Wolfram & Hart haben, um jeden Preis. Hat es sogar mit Erpressung versucht.“
„Und, hatte er Erfolg?“, fragte Spike, der an Angels Druckmittel ihm gegenüber dachte.
Gunn lachte leise. „Nein. Man kann niemand mit etwas erpressen, das es nicht gibt.“ Er sah Spike neugierig an. „Und was war bei dir los?“
Spike zuckte nur die Schultern. „Absolut ruhig, fast schon zu ruhig. Als ob alle auf irgendwas warten. Die Ruhe vor dem Sturm sozusagen.“
Er stand auf und holte eine Flasche Bourbon und zwei Gläser. „Du bist ziemlich gefragt, erst Wesley, dann Angel, ich muss aufpassen, das ich dich nicht an einen von denen verliere.“
Gunn errötete, auch wenn das bei seiner dunklen Haut kaum zusehen war. „Quatsch, ich habe kein Interesse… nicht so… ach vergiss es.“
„Nicht so wie an mir?“, fragte Spike samtweich, aber er erhielt keine Antwort.

Angel kochte. Er hatte endgültig genug davon, dass ihm Spike ständig in die Quere kam, das musste ein Ende haben. E wunderte sich lediglich darüber, das es so lange gedauert hatte, bis er die Ursache ihrer Probleme erkannte.
Nicht Wolfram & Hart war das Problem, sondern dieses platinblonde Etwas. Seit Spike aufgetaucht war hatten sie Schwierigkeiten. Aber die würde er jetzt ein für allemal lösen. Wenn Spike weg war kam Gunn zurück und auch Lorne würde sich wieder vernünftigen Dingen zuwenden, statt über die Neuauflage des Caritas nachzudenken.
Voller Entschlossenheit machte er auf dem Absatz kehrt um gründlich aufzuräumen.



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Cimmeria
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New PostErstellt: 26.10.06, 19:40  Betreff: Re: Gunn/Spike - Es kann nur besser werden  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 9

Gunn und Spike zuckten zusammen, als das Türblatt krachend zersplitterte. Angel hatte die Tür auf die effizienteste Art und Weise geöffnet, mit einem kräftigen Fußtritt.
Jetzt stand er wie ein Racheengel im Raum. Spike war der erste, der sich wieder gefangen hatte.
„Hast du was vergessen? Oder wolltest du mich auch mal wieder sehen?“
Angel ignorierte ihn und sah nur Gunn an. „Du kommst mit, jetzt gleich!“, sagte er bestimmt.
Inzwischen hatte auch Gunn die Sprache wieder gefunden. „Man sollte wirklich keine Vampire rein bitten, sie haben einfach keine Manieren.“
Spike grinste breit, er bezog die Bemerkung keinesfalls auf sich.
„Wie schon gesagt, es gefällt mir hier“, redete Gunn gelassen weiter, „oder hast du einen Klienten für mich?“
Angel schnaubte nur.
„Ich deute das mal als nein. Also dann, schönen Abend noch.“
„Ich bin dein Boss“, sagte Angel leise und deutlich, „das war keine Bitte, das war ein Befehl!“
Gunn schüttelte nur den Kopf. „Du warst mein Boss, ich habe gekündigt. Verdammt, Angel, was ist mit dir los, lass es mal ruhiger angehen.“ Er sah immer noch nicht so aus, als ob ihn Angels Auftritt beunruhigte. Ganz im Gegensatz zu Spike.
Dessen lässige Haltung war gespannter Aufmerksamkeit gewichen.
„Hey, ich bin auch noch da“, sagte er halblaut.
Angel sah ihn nicht an. „Du bist später dran.“
„Wann später? Nachdem du Charlie zu Hackfleisch verarbeitet hast?“
Das brachte ihm zumindest Gunns Aufmerksamkeit ein. „Habe ich irgendwas verpasst?“
Wie man’s nimmt.“ Spike ließ Angel nicht aus den Augen. „War er vorhin auch schon so komisch drauf?“
Gunn zuckte nur die Schultern. „Eigentlich nicht, obwohl, etwa seltsam war er schon. Aber der neue Job, die Leitung von W&H, das setzt ihm ganz schön zu, denke ich.“
„Ja, so ein Manager hat es nicht leicht“, stimmte Spike zu, wobei er unverwandt Angel ansah.
Der hatte bisher nur zugehört, aber Gesichtsausdruck und Haltung verrieten, wie sehr ihn das alles nervte. Jetzt knurrte er nur, bevor er sich mit einem langen Sprung auf Spike warf.
Spike, der so etwas erwartet hatte, machte einen schnellen Schritt zur Seite. Seine linke Handkante zielte gegen Angels Hals, aber er war zu langsam, der Schlag ging ins Leere. Dafür musste er sich selber gegen einen Angriff zur Wehr setzen. Trotzdem konnte er es nicht lassen, Angel zu provozieren.
„Fang immer mit dem stärkeren Gegner an, das hast du mir selber beigebracht“, stichelte er, während er den rasend schnellen Schlägen auswich. „Du wist alt, Angel.“
Ein Schlag traf seine Augenbraue und das Blut lief ihm übers Gesicht, aber nicht einmal das beeindruckte ihn. Spike wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Auge, bevor er es ableckte. „So ein bisschen Blut zur Stärkung tut doch gut, selbst wenn es nur das eigene ist.“
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Gunn das Gewehr anhob, das normalerweise neben dem Schreibtisch unauffällig aber griffbereit in einer Ecke stand.
‚Kugeln helfen nicht gegen Vampire’, dachte er noch, dann hörte er ein dumpfes Krachen und Angel brach zusammen. Gunn hatte ihm mit dem Gewehrkolben niedergeschlagen.
Spike grinste und stellte einen Fuß auf den Bewusstlosen, reckte die Arme hoch. „Sieger!“
Auf Gunns strafenden Blick hin rollte er Angel auf den Bauch. „Hol mal was, womit wir ihn fesseln können.“
Nachdem Angel wie ein Paket verschnürt war, betrachtete er ihn neugierig. „Was machen wir jetzt mit ihm? Vernichten?“
Gunn schüttelte den Kopf. „Nein. Ich weiß nicht was los ist, aber das ist nicht der Angel, den ich kenne. Angelus?“
Spike ging in die Hocke und hob Angels Kopf an. Er sah ihm ins Gesicht, dann ließ er ihn wieder fallen.
„Nein, nicht Angelus, das ist immer noch Angel. Oder auch nicht. Ich glaube, diese Form hatten wir noch nicht. Er ist Angel, aber irgendwie auch gleichzeitig böse. Jedenfalls kommt es mir so vor. Er riecht auch irgendwie seltsam, nicht wirklich wie Angel.“
„Und wenn er einfach nur… na ja, überarbeitet ist?“, schlug Gunn vor.
„Wenn jeder anfängt, unter Stress Leute umzubringen, die nicht seiner Meinung sind, ist das echt behandlungsbedürftig“, grinste Spike. „Ich glaube, wir überlassen Wesley und Lorne die Diagnose. Lorne soll ihn singen lassen und Wes kann seine schlauen Bücher befragen.“
Er bückte sich und warf sich Angel wie einen Sack über die Schulter. „Ich bringe mal unseren Freund nach Hause. „Ja, ja, man sollte nicht so viel saufen wenn man’s nicht verträgt“, lästerte er dann noch in der Hoffnung, Angel hörte es. Aber der gab keinen Ton von sich.

Wesley sah ihn empört an, als er ihm Angel vor die Füße warf.
Angels Ausdruck dagegen hatte eher etwas Mordlustiges. „Von allen Fehlern die du gemacht hast war das der Schlimmste, mit Abstand der Schlimmste“, drohte er Spike.
Der nickte nur gelassen, von Angelus hatte er so etwas eine Zeitlang fast täglich gehört.
„Du erinnerst dich an die unendliche Vielfalt von Höllendimensionen? Ich verspreche dir, du bekommst als Erster die Möglichkeit, sie alle bis ins Detail kennen zu lernen“, schimpfte Angel weiter. „Verdammt, Wes, mach mich endlich los!“
Wesley sah Spike noch einmal böse an, bevor er sich daran machte, Angels Verschnürung zu lösen.
„Was soll das Ganze eigentlich, ich denke, wir stehen auf derselben Seite? Bist du jetzt endgültig übergeschnappt?“
Angel richtete sich auf und einen Moment sah es so aus, als wollte er sich umgehend auf Spike stürzen.
„Er hat den Verstand verloren. Und ich fürchte, Gunn ist ihm so verfallen, das er für uns auch verloren ist.“ Seine Augen glitzerten tückisch. „Komm mir nicht noch einmal in die Quere, Spike oder du bist Geschichte. Das gilt auch für deinen Lover!“
Spike grinste nur amüsiert. „Große Worte, wir werden sehen, wer am Ende gewinnt. Übrigens, Charlie ist nicht mein Lover, auch wenn ich das sehr bedauere. Aber was nicht ist kann ja noch werden.“ Er sah Wesley an, der verwirrt und schuldbewusst zwischen ihnen hin und her blickte.
„Schon gut, Wes, er wusste es vorher schon, oder hat es zumindest erraten. Aber was seinen Verstand sonst angeht, da ist irgendwas durcheinander geraten. Charlie tippt auf Stress aber ich glaube, es liegt eher an dem Laden hier.“ Sein heiterer Tonfall wich echter Besorgnis. „Angel ist der Erste gewesen, immerhin ist er der Boss, aber wahrscheinlich erwischt es jeden andere auch. An euerer Stelle würde ich dafür sorgen, das hier kein Stein auf dem andern bleibt.“
„So wie in Sunnydale?“, höhnte Angel. „Da ist ja auch nur noch ein großes Loch im Boden!“
„So ähnlich.“ Spike ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Vielleicht liegt auch das Gebäude von Wolfram & Hat auf einem Höllenschlund.“ Er machte eine grüßende Bewegung zu Wesley hin. „Grüß Fred und Lorne, ich würde mich freuen, sie mal wieder zu sehen.“

Gunn atmete hörbar auf, als Spike wieder vor ihm stand. Er musterte ihn sorgfältig, konnte aber keine neuen Verletzungen erkennen.
„Ist alles gut gegangen?“, fragte er trotzdem.
„Natürlich.“ Spike rüttelte ein paar Mal an der Tür, die Gunn in seiner Abwesenheit notdürftig mit einigen Brettern repariert hatte. „Gut, ich hasse es, wenn die Leute ungebeten reinkommen.“ Nach einem Schluck Whisky sah er ihn wieder an.
„Angel ist jetzt giftig wie eine Klapperschlange. Und ich befürchtete, er wird seine Wut an dir auslassen. Es wäre vielleicht besser, wenn ich in den nächsten Tagen, und Nächten, in deiner Nähe bleibe.“
Gunn sah ihn nachdenklich an. „Glaubst du es ist wirklich so schlimm?“
„Na ja, ein gekrängter Vampir kann ziemlich rachsüchtig werden.“
„Hm“, Gunn war immer noch nicht völlig überzeugt. „In meiner Nähe, heißt das auch, in meinem… Bett?“
Spike musste sich beherrschen, nicht allzu zufrieden auszusehen. „Wäre sicher besser. Ich meine, ich kann Wache halten während du… schläfst.“
„Hm.“ Gunn versank wieder in nachdenkliches Schweigen, dann nickte er knapp. „Okay, dann gehe ich jetzt ins Bett“. Er sah Spike fragend an, der trocken schluckte.
„Ich… ich komme auch gleich, will nur noch mal sehen, ob draußen alles ruhig ist“, sagte er heiser.
Als er auf der Straße stand warf er den Kopf zurück und sah in den Himmel. „Das ist meine Nacht und wehe, irgendwer stört mich!“, flüsterte er. Dann ging er mit einem Lächeln zurück ins Haus und in Gunns Schlafzimmer.

Spikes Vermutung war richtig, Angels Wut kannte keine Grenzen. Das Gefühl, das sich jeder von ihm abwandte, steigerte sich bis zur Paranoia. Und die Tatsache, das Fred und Wesley noch zu ihm hielten, änderte nichts daran, ganz im Gegenteil. Angel vermutete, dass sie nur blieben, um ihm seine Position bei Wolfram & Hart streitig zu machen.
Jetzt saß er in seinem dunklem Büro und grübelte, wen er zuerst aus dem Weg schaffen sollte: Seine Feinde innerhalb der Kanzlei, oder die außerhalb.
Aus Sicht der Seniorpartner war damit der perfekte Zustand erreicht. Er war nach außen hin immer noch Angel, aber innerlich böse.
Spike mochte der Hölle vielleicht entkommen sein, aber dafür hatte sie Angel als Ausgleich bekommen.

Leider ging der Abend nicht ganz so weiter, wie Spike es sich erhofft hatte. Gunn lag im Bett und war bereits eingeschlafen, nichts mehr mit Unterhaltung und kleinen Anzüglichkeiten, auf die Spike insgeheim gehofft hatte.
Leise seufzend schob er einen Stuhl in eine Zimmerecke, von wo aus er die Tür und das Fenster gleichzeitig im Blick behalten konnte, aber selber nicht sofort gesehen wurde. Nicht, das er wirklich an eine Gefahr glaubte, aber wenn Gunn aufwachte sollte es so aussehen, als ob er auf alles vorbereitet wäre.
Er streckte die Beine weit aus und machte es sich so bequem wie möglich. Das Zimmer war dunkel aber das bereitete ihm als Vampir keine Probleme, er konnte immer noch genug erkennen.
Gunn lag auf dem Rücken und hatte den Kopf zur Seite gedreht, von Spike weg. Zugedeckt war er nur bis zur Taille, Spike konnte die Muskeln unter seiner Haut sehen.
Gerne hätte er noch mehr von ihm gesehen, aber er traute sich nicht, die Decke weiter runter zu ziehen, er befürchtete, Gunn könnte dabei aufwachen.
So konnte er nur auf seine Erinnerungen an das, was unter der Decke verborgen war, zurückgreifen.
Diese Erinnerungen blieben nicht ohne Wirkung auf ihn. Schnell spannte seine Hose und unruhig versuchte er, eine bequemere Haltung zu finden.
Seine Hand glitt längst immer wieder über die harte Wölbung zwischen seinen Beinen und er hatte die Augen geschlossen, um sich ganz auf seinen Tagtraum zu konzentrieren: Gunn war aufgewacht und lächelte ihn an. Verführerisch. Er zupfte an der Decke, zog sie langsam tiefer, räkelte sich und sagte: „Nun komm schon her, verdammt!“

Wesley blieb an der Tür stehen und sah sich suchend um. Angel sah seine Silhouette deutlich vor dem helleren Hintergrund.
„Angel, bist du hier?“
Angel grinste schief, bevor er antwortete. „Ich bin hier, Wes. Komm rein.“
„Was gibt es?“, fragte er so gelassen wie möglich, als Wesley vor ihm stand.
Wesley legte dass dicke Buch, das er unter dem Arm hielt, auf den Tisch. „Ich glaube, ich habe es“, sagte er stolz.
Angel musterte ihn schweigend.
„Die Antwort auf unsere Probleme.“
Jetzt nickte Angel verstehend. „Gut, wurde auch Zeit, dass wir ihn loswerden!“
„Ihn?“, wunderte sich Wesley.
„Spike.“
Wesley lächelte. „Ihn meinte ich nicht, sondernd das hier.“ Er machte eine ausholende Armbewegung. „Fred hat eine Möglichkeit gefunden, das gesamte Gebäude in eine andere Dimension zu versetzen, Dann ist es zwar immer noch vorhanden, aber räumlich und zeitlich von unserem getrennt. Und damit für die Seniorpartner nutzlos. Sie können es hier nicht neu errichten, weil es ja eigentlich noch da ist, aber unsichtbar, unfühlbar, nicht wahrnehmbar eben. Und damit nutzlos!“
„Ja, ja schön und gut“, unterbrach ihn Angel gelangweilt, „aber das ist jetzt wirklich zweitrangig. Wir haben andere Probleme als die Kanzlei. Und überhaupt, warum sollten wir sie wegzaubern? Seit wir sie übernommen haben geht es uns so gut wie nie.“
Wesley runzelte die Stirn. „Aber wir waren uns doch einig“, fing er an, wurde aber von Angel unterbrochen. „Du warst dir einig mit… Lorne. Aber der hat es ja inzwischen vorgezogen, wieder eigene Wege zu gehen. Genauso wie Gunn. Aber jetzt ist es wieder wie in alten Zeiten. Du, ich und Cordy, äh, ich meine, Fred.“
„Wie in alten Zeiten“, wiederholte Wesley leise. „Bist du so schnell bereit, deine Freunde abzuschreiben? Würdest du auf Cordy auch so leicht verzichten?“
„Cordy ist tot“, erklärte Angel gefühllos und sah Wesley gelangweilt an. „War’s das dann? Ich habe noch was anders zu tun. Ach ja, und sag doch Fred bitte Bescheid, das mit diesem Dimensionszauber war nur ein Witz, Wolfram & Hart bleiben selbstverständlich in Los Angeles präsent. Wir werden diese Niederlassung zu größten und erfolgreichsten weltweit machen!“
Wesley war wie erstarrt, er konnte einfach nicht glauben, was er da hörte. „Cordy ist nicht tot, sie liegt im Koma“, sagte er schließlich.
„Das ist so gut wie tot.“ Die Ungeduld in Angels Stimme war unüberhörbar. „Aber wenn dir die neue Firmenpolitik nicht gefällt, niemand zwingt dich zu bleiben. Ich finde locker jemand, der deine Abteilung übernimmt. Nur eins noch, wer sich von uns trennt, denn muss ich leider als Feind betrachten.“
Wesley war einen Moment sprachlos.
„Aber du“, fing er fassungslos an, „du warst doch bei Charles, wolltest ihn selber überreden, wieder zurück zu kommen. Ist er etwa auch ein Feind?“ Er lachte unsicher.
„Hm“, Angel tat, als müsste er überlegen, dann nickte er. „Ja. Obwohl, bei ihm würde ich vielleicht eine Ausnahme machen, gute Anwälte sind schwer zu kriegen und noch habe ich keinen Nachfolger für ihn gefunden.“
„Und für mich schon?“, fragte Wesley heiser.
Angel grinste nur. „Nein, für dich auch noch nicht“, gab er zu, „aber so schwer kann es ja nicht sein mit diesen allwissenden Büchern. Frage stellen und Antwort ablesen, das kann jeder!“ Er sah Wesley neugierig an. „Also, wie entscheidest du dich? Für oder gegen mich?“
Wesley fühlte sich immer noch wie in einem Albtraum, aus dem er jeden Moment aufwachen müsste. Leider wusste er sehr genau, das er bereits wach war und der Albtraum Realität.
„Angel, das… bist nicht du“, sagte er fast flehend. „Spike hatte Recht, das Böse breitet sich in dir aus. Wehre dich dagegen!“
Angel lachte nur leise und unheilvoll. „Ich wusste es. Ich wollte es nicht glauben, aber eigentlich wusste ich es. Schon seit dem Tag, als du ihn unbedingt im Team haben wolltest. Nicht ich bin böse, Spike ist es. Aber er hat euch allen vorgespielt er sei gut, nur weil er jetzt eine Seele hat. Als ob das irgendwas ändert.“
Er sah Wesley an und in seinen Augen schimmerte echte Bestürzung.
„Wir beide, du und ich, Wes, wir hätten die Welt aus den Angeln heben können. Wir würden die neuen Regeln aufstellen, zum Wohle aller. Bei jedem anderen hätte ich damit gerechnet, aber bei dir?“ Fast schien es, als würde er in Tränen ausbrechen, doch dann lachte Angel.
„Es ist einsam ganz oben auf dem Gipfel. Aber das ist der Preis der Macht!“

„Nun komm schon her, wie lange willst du noch warten“, wiederholte Gunn ungeduldig.
Spike kippte fast von seinem Stuhl, er starrte Gunn nur mit offenem Mund an, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
„Du meinst ich soll zu dir… ins Bett…“, fragte er dann ungläubig.
„Siehst du hier sonst noch jemand?“ Gunn rückte an die äußerste Kante und klopfte mit der flachen Hand auf die feie Fläche neben sich.
Spike kam zögernd näher, er glaubte immer noch nicht, dass das wirklich geschah.
„Halt, eins noch!“ Die aufflackernde Begeisterung in Spikes Augen erlosch. Er hätte wissen müssen, dass es nur ein Traum war.
„Diesmal ziehst du dich auch aus!“
Wieder hatte Spike das Gefühl, nur die Hälfte mitzukriegen. Er sollte sich ausziehen? Warum? Zum Wachehalten war es doch viel besser, vollständig angezogen zu sein. Und wach natürlich.
„Nun mach schon.“ Gunn wurde langsam ungeduldig.
Wie im Trance schlüpfte Spike aus seinem Mantel. Er streifte die Schuhe ab, Jeans und T-Shirt folgten und bildeten ein Knäuel auf dem Fußboden.
Dann ging er langsam aus Bett zu, wobei sein Blick an Gunns Gesicht hing. Der sah ihn ebenfalls an, aber konzentrierte sich mehr auf die Körpermitte. Bis er die Decke zurückschlug und seinen Körper dem Blick des Vampirs preisgab. Er lächelte. „Sieht so aus als ob wir Beide das gleiche gedacht haben.“
Spike starrte ihn an, dann nickte er bedächtig. Gunns Erektion stand seiner eignen in nichts nach.
Langsam streckte er sich auf der freien Bettseite aus, rutschte zögernd näher.
Gunn lachte leise. „Keine Angst, ich beiße nicht.“
Spike wollte eine flapsige Antwort geben, aber seine Kehle war so trocken, er brachte keinen Ton heraus.
„Hey, hat es dir die Sprache verschlagen?“, wunderte sich Gunn.
Spike räusperte sich, trotzdem klang seine Stimme kratzig.
„Warum?“, fragte er dann. „Warum jetzt? Und Heute?“
Gunn zuckte nur die Schultern, er zeichnete mit dem Finger kleine Kreise und andere Muster auf Spikes Brust, arbeitete sich spiralig abwärts. Spike hielt seine Hand fest, sah ihm forschend ins Gesicht.
„Warum Charlie?“, wiederholte er leise.
Gunn sah auf einen Punkt zwischen ihnen, fixierte eine Falte im Bettlaken.
„Vielleicht ist das heute die letzte Gelegenheit“, flüsterte er dann. “Vielleicht habe ich nie wieder die Gelegenheit zu lieben und zu spüren, das ich geliebt werde.“
Er sah Spike verzweifelt an.
„Angel ist in der Lage, uns beide zu töten, ohne mit der Wimper zu zucken.“
Spike legte ihm einen Finger auf den Mund. „Da habe ich ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden“, sagte er bestimmt. „Mich umzubringen ist schwieriger, als mancher denkt, der gute Angel eingeschlossen. Und du bist auch recht zäh, denke ich. Unsere Chancen stehen also gar nicht so schlecht.“
Er nahm den Finger weg und ersetzte ihn durch seinen Mund. „Aber trotzdem nehme ich diese Einladung gerne an“, murmelte er, während er Gunn küsste.

Wenn er vor wenigen Wochen noch die Hölle an seinen Füßen gespürt hatte, war das jetzt der Himmel, den er in diesem Kuss erlebte.
Er wusste, das Gunn irgendwann die Luft ausgehen würde, trotzdem konnte er sich nicht von ihm trennen. Immer wieder glitt seine Zunge in Gunns Mund, suchend und kostend. Und nur widerwillig gewährte er ihm endlich eine Pause, um wieder zu Atem zu kommen.
Gunn atmete heftig und in tiefen Zügen. „Du gehst aber ganz schön ran, Blondie“, keuchte er schließlich.
Spike lächelte geschmeichelt.
„Du machst mich wahnsinnig an, Charlie“, sagte er leise. Er griff nach Gunns Hand und führte sie zu seinem Geschlecht. „Glaubst du jetzt, wie sehr ich dich will?“
Gunn streichelte ihn einen Augenblick der genügte, um den Vampir beinahe zum Höhepunkt zu bringen. Er würde sich sehr beherrschen müssen, nicht zu früh zu kommen.
Aber vorher wollte er noch den anderen Körper in allen Einzelheiten erforschen. Ihn sehen, schmecken und Gunns Lustschreie hören. Und ihn zum kommen bringen.
Wieder beugte er sich über Gunn und berührte dessen Mund mit den Lippen, aber diesmal nur kurz. Es gab noch viel mehr für ihn zu erkunden und er wollte keinen Zentimeter auslassen.

Seine Zunge wanderte an Gunns Hals entlang und er saugte genussvoll an der Haut, setze aber nicht einmal seine stumpfen menschlichen Zähne ein.
Im Gegenzug bog Gunn den Kopf weit nach hinten und stöhnte lustvoll, als der Vampir über seine Kehle leckte.
Dann schob er Spike weiter nach unten.
Der zögerte noch. Er war nicht sicher, dass er Gunns Aufforderung richtig verstanden hatte.
Stattdessen massierte er mit den Daumen seine Brustwarzen, bis sie sich verhärteten.
Gunns Stöhnen wurde lauter.
Er öffnete die Augen, die er zwischendurch lustvoll geschlossen hatte, und sah Spike lächelnd an.
„Mach mit dem Mund weiter“, bat er. „Und dann geh ganz langsam weiter nach unten. Lass dir viel Zeit. Bis ich deine Zunge an meinem Schwanz spüre. Und nicht nur deine Zunge. Ich will deinen ganzen Mund spüren.“
Spike schluckte. Das war ziemlich genau das, was er vorgehabt hatte. Aber das Gunn es aussprach ließ ihn so hart werden, dass er es kaum noch aushielt.
Trotzdem beugte sich wieder über ihn, saugte abwechselnd leicht an dessen Brustwarzen und ließ die Zunge darum kreisen. Wenn er sich nur intensiv genug mit Gunn beschäftigte ließ sich seine eigene Erregung vielleicht beherrschen.
Bei Gunn sah das offenbar anders aus. Er warf sich hin und her und sein lautes Stöhnen hallte durch den Raum.
Als Spikes Lippen sich über seinem Schwanz schlossen, stieß er ein ersticktes Keuchen aus.
„Oh Gott, nein!“
„Oh Gott, ja“, nuschelte Spike mit vollem Mund und verstärkte seine Anstrengungen noch.
„Oh Gott, hör auf“, keuchte Gunn schließlich, „sonst…“ Er wollte Spike noch warnen, aber es war bereits zu spät.
Er kam mit ungeheurer Heftigkeit in seinem Mund.

Spike schluckte und saugte weiter an ihm, bis Gunn ihn weg schob. Endlich ließ er von ihm ab und streckte sich wieder neben ihm aus. „Du hast es wohl ziemlich nötig gehabt“, grinste er.
Gunn ignorierte die Bemerkung, er lächelte nur abwesend. Erst als Spike sich an ihn schmiegte und seine Erektion an ihm rieb, sah er den Vampir an.
„Was ist mit dir? Soll ich jetzt...“, aber Spike schüttelte den Kopf. „Bleib einfach so liegen und genieße es!“
Gunn grinste verträumt. Er konnte sich vorstellen, was jetzt kam. Aber er hatte auch seine Vorbereitungen getroffen.
„Warte, Blondie, nicht so schnell.“
„Schnell?“, fragte Spike entgeistert, „Wenn ich noch lange warten soll, dann…“
„Nur eine Sekunde.“
Gunn drehte sich von Spike weg und rollte sich auf den Bauch, damit er an das Schränkchen neben dem Bett heran kam.
Spike betrachtete interessiert seinen Rücken und legte ihm dann seine Hand ins Kreuz. Der Kontrast zwischen Gunns dunkler Haut und seiner Blässe gefiel ihm.
Seine Hand ging tiefer und glitt zwischen die Pobacken.
Gunn atmete zischend aus, als Spikes Finger langsam in ihn hinglitt und ihn vorsichtig dehnte.
„Ich habe gesagt, warte noch!“
„Ich warte doch“, flüsterte Spike ihm ins Ohr, während er den Finger zurück zog und es erneut mit zwei Fingern versuchte.
Der bloße Anblick dessen, was er da tat, brachte ihn selber fast zum kommen.
Auch Gunn stöhnte erregt und bewegte sich gegen Spikes Finger.
„Ich kann nicht länger warten!“ Spike zog seine Finger zurück und Gunn rollte sich schnell auf den Rücken.
„Hier!“ Er hielt Spike eine Tube hin. Der brauchte einen Moment, um zu begreifen, worum es sich handelte, dann zog er fragend und amüsiert die Augenbrauen hoch.
„Gleitgel? Seit wann hast du das vor mir versteckt, Charlie? Oder besser, seit wann hast du so was?“
Er drückte etwas davon auf seine Hand und verteilte es auf seinem Schwanz. Immer noch amüsiert grinsend betrachte er dann seine Hand. „Du überrascht mich immer wieder, Charlie. Langsam glaube ich, das hier war lange geplant. Gehört Angels Überschnappen auch zum Plan?“
Aber er wartete keine Antwort ab, sondern wischte seine Hand nur an der Bettdecke ab.
„Jetzt habe ich wirklich lange genug gewartet.“
Sanft schob er Gunns Beine auseinander und kniete sich dazwischen. Eine Hand legte er auf Gunns Hüfte, wo er noch einmal den intensiven Kontrast bewunderte, dann drang er mit einem tiefen Stöhnen in ihn ein.

Spikes Stöße waren schnell und hart, aber es störte ihn nicht, im Gegenteil. Er umschlang den Vampir mit den Beinen, um ihn bei jedem Stoß noch tiefer in sich zu ziehen.
Für Zärtlichkeiten war später noch genug Zeit.
Doch Spike bemühte sich nach Kräften, das, was er bei ihrem ersten Zusammensein falsch gemacht hatte, diesmal besser zu machen.
Er beugte sich vor, um Gunn kleine Bemerkungen zuzuflüstern und ihn immer wieder lange zu küssen.
Trotzdem war der nicht überrascht, als Spike wenig später mit einem lauten Schrei zum Höhepunkt kam.
Nachdem sie sich voneinander gelöst hatte, lagen sie nebeneinander und Spike sah ihn abwartend an.
Gunn atmete immer noch schwer, aber er lächelte Spike an.
„Das war gut“, sein Lächeln wurde breiter, „das erste mal mit einem Vampir.“
„Das zweite Mal“, korrigierte ihn Spike träge grinsend.
Das erste Mal zählt nicht, da hatte ich nichts von.“
Unwillkürlich fasste er sich an den Hals, wo immer noch eine kleine Narbe zu fühlen war.
Spike legte seine Hand über Gunns. „Es tut mir leid, Baby“, sagte er aufrichtig. „Es wird nie wieder vorkommen. Du gehörst niemand, nur dir selbst“
Er kuschelte sich an ihn und leckte leicht über die Narbe. „Ich liebe dich“, sagte er leise, bevor ihm die Augen zufielen.
Gunn lächelte nur, er konnte sich vorstellen, wie lange dieses „nie wieder“ anhielt. Spike war ein Vampir, er konnte nicht aus seiner Haut. Und beißen - und Blut trinken - gehörte für einen Vampir nun mal dazu. Aber solange es sich in Grenzen hielt konnte er wohl damit leben.
Er seufzte leise. Warum hatte es nur solange gedauert, bis er das eingesehen hatte? Aber besser spät als nie war sein letzter Gedanke, bevor auch er einschlief.



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Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
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