Melanies FanficForum

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Cimmeria
blutjunger Vampir


Beiträge: 170


New PostErstellt: 10.06.07, 21:07     Betreff: Re: Veränderungen Antwort mit Zitat  

Teil 4

Nina saß auf dem Boden, mit angezogenen Beinen und an die rückwärtige Wand gelehnt. Als Angel näher kam sah sie ihn fragend an. „Stimmt was nicht?“
Angel schloss schnell auf und hielt ihr die ausgestreckte Hand hin. „Tut mir Leid, aber es ist was dazwischen gekommen“, er sah zu, wie sie den Staub von ihren Jeans abklopfte, „es war niemand hier, der dich rauslassen konnte.“
Mit einem verlegenen Lächeln fragte er: „Wie kann ich das wieder gut machen?“
Nina erwiderte das Lächeln spitzbübisch und strich sich mit der linken Hand die Haare zurück. „Ich hätte da eine Idee. Ich bin hungrig wie ein Wolf; oder sollte ich sagen, wie ein Werwolf?“
„Natürlich, ich lade dich zum Essen ein“, fiel ihr Angel hastig ins Wort.
„Aber vorher brauche ich eine Dusche.“ Nina schnüffelte und verzog das Gesicht. „Nach so einer Nacht rieche ich immer wie ein nasser Hund.“
„Du kannst bei mir duschen“, schlug Angel vor, aber Nina schüttelte den Kopf. „Lieber bei mir zuhause, da habe ich auch frische Sachen. Aber wenn du mich fährst?“
„Liebend gern. Ich sag nur schnell Bescheid, dass ich weg bin. Und heute auch nicht mehr ins Büro komme.“
Nina sah ihm hinterher und lächelte. So wie es aussah würde es noch eine ganze Weile dauern, bis sie etwas zu essen bekam. Aber ihr Kühlschrank würde bestimmt noch eine Kleinigkeit hergeben, um die Zeit zu überbrücken.

„Das war gut!“
Nina schnurrte und streckte sich fast genauso wie Spike. Angel zuckte leicht zusammen, als ihm bewusst wurde, dass er schon wieder an Spike gedacht hatte. So sehr er auch versuchte, er konnte den blonden Vampir nicht völlig aus seinen Gedanken verdrängen.
Wie Spike selbst tauchten auch die Gedanken an ihn unvermutet und unwillkommen auf und ließen sich nicht wegschicken.
„Woran denkst du?“ Nina hatte sich auf die Seite gedreht und den Kopf auf die Hand gestützt, sah sie ihn fragend an.
Angel zwang sich zu einem Lächeln. „An jemand, den ich liebe“, sagte er zärtlich und tippte ihr mit dem Zeigefinger gegen die Nase. „Aber langsam sollten wir uns wirklich um was zu Essen kümmern. Oder stellst du dich als Imbiss für einen hungrigen Vampir zur Verfügung?“ Er knurrte spielerisch und ließ seine gelben Augen aufblitzen.
Nina kicherte. „Wenn du mich beißt, was bin ich dann?“, fragte sie neugierig, „Ein Vampir, der nur bei Vollmond zubeißt?“
„Hm“, Angel dachte einen Moment darüber nach. „Oder ein Werwolf, der seine Opfer aussaugt, statt sie zu zerfleischen.“
Er sah, wie sich Ninas nackte Arme mit einer Gänsehaut überzogen. So ganz hatte sie sich immer noch nicht damit abfinden können, dass sie nur noch zum Teil menschlich war. Und zum anderen Teil ein Dämon. Und er fragte sich, wie sie wohl reagierte, wenn der Dämon in ihr stärker wurde.
„Schon gut, das ist nur ein dummes Gedankenspiel“, sagte er leise und zog sie in seine Arme. „Ich würde dir nie etwas tun. Gehen wir essen und vergessen das Thema.“

Spike hatte eigentlich nur nebenbei fragen wollen, wo Angel sich aufhielt, da er nicht in seinem Büro war. Er wollte sicher gehen, dass sein Sire längere Zeit beschäftigt war, bevor er sich etwas in dessen Wohnung umsah.
Aber Harmonys freudige Mitteilung, dass er mit Nina unterwegs sei, löste überraschende Eifersucht in ihm aus.
„Angel bringt unser Hundchen nach Hause, damit sie unterwegs niemand anfällt?“, fragte er spitz. „Wir sollten ihm eine Hundeleine schenken.“
„Oh, er wird wohl noch länger bei ihr bleiben“, kicherte Harmony, „schließlich ist es schon ewig lange her, dass er sich etwas Spaß gegönnt hat, der Ärmste.“
Spike war schon zwei Schritte weit weg, jetzt drehte er sich auf dem Absatz um.
„Spaß?“, fragte er entgeistert. „Du meinst er und Nina…“
Harmony nickte verschwörerisch. „Du hättest sie sehen sollen, als sie hier ankam. Wahrscheinlich wäre sie am liebsten gleich in seinem Büro über ihn hergefallen.“
„Kann ich mir vorstellen“, grollte Spike. „Dieser Mistkerl kann auch nicht genug kriegen, was? Hoffentlich hat er soviel Spaß, dass er seine Seele verliert. Es wird mir ein Vergnügen sein, Angelus zu vernichten!“
„Angelus beehrt uns mit seiner Anwesenheit?“, fragte Lorne hinter ihm nervös, „ich glaube, ich mache eine Weile Urlaub. In der Hölle wäre es sicher netter als hier, wenn unser dunkler Engel sich austobt.“ Er lächelte Spike an, aber es misslang kläglich. „Außerdem trifft man dort immer alte Bekannte.“
„Keine Angst, noch ist es Angel“, fuhr ihn Spike an. „Angelus ist nicht so blöd, mit einem Werwolf rumzumachen. Dafür hat er zuviel Stil!“
Er marschierte auf die Fahrstuhltür zu und versetzte ihr einen wütenden Tritt, um sich abzureagieren.
„Was ist denn mit dem los?“, fragte Lorne, „ähm, lass mich raten, Angel und Nina sind sich näher gekommen?“
Harmony nickte nur und sah noch einmal zu Spike herüber, der die Tür jetzt mit den Fäusten traktierte.
„Erst schreit Angel mich an und dann Spike. Ob sie Probleme mit ihrer Seele haben?“, beklagte sie sich. „wenn das so ist bin ich froh, keine Seele zu haben!“
Der Fahrstuhl kam endlich, nachdem Spike ein weiteres Mal dagegen getreten hatte.
„Ich verstehe die Kerle manchmal einfach nicht“, beschwerte sich Harmony schmollend.
Lorne beugte sich über den Tresen und tätschelte ihre Hand.
„Ich auch nicht, Herzchen, ich auch nicht. Und dabei versuche ich es schon viel länger als du!“

„Bleibst du hier?“, fragte Nina und schmiegte sich an ihn.
„Hier? Natürlich, wer fährt sonst das Auto“, antwortete Angel zerstreut.
Nina kicherte. „Ich meine, bei mir.“
„Was? Oh, entschuldige, ich war mit meinen Gedanken woanders.“ Angel sah sie kurz von der Seite an. Sein Blutdurst war in den letzten Stunden ständig stärker geworden und es kostete ihn schon einiges, das Blut, das unter ihrer Haut verführerisch lockte, zu ignorieren. Wenn er ehrlich war, betrachtete er sie nicht wirklich als Mensch, sondern als Dämon, in dessen Adern zufällig menschliches Blut kreiste.
Er wusste, dass er sie als Mensch nicht beißen durfte. Aber als Dämon war das ganz was anderes.
Mit zusammengebissenen Zähnen sah er wieder nach vorne. Er sollte in Zukunft wirklich einige Beutel Blut im Auto haben, für Notfälle.
„Ich bin gerne mit dir zusammen, du gibst mir ein Gefühl von Sicherheit, von Geborgenheit“, redete Nina leise weiter. Ihre Hand lag auf seinem Bein und rutschte langsam aufwärts.
Angel dachte, wenn er atmen müsste wäre das wohl der Zeitpunkt, gespannt den Atem anzuhalten. Trotzdem nahm er jede Bewegung Ninas überdeutlich wahr. Und erinnerte sich an die fast identische Situation mit Spike.
Ninas Hand war jetzt an einer Stelle, wo sie nur noch Millimeter von seinem besten Stück trennten. Er ergriff sie und zog sie an den Mund.
„Ich kann nicht dableiben“, sagte er nach einem sanften Kuss. „Es ist meine, unsere Aufgabe, Los Angeles ein bisschen sicherer zu machen.“
„Unsere Aufgabe?“, fragte Nina neugierig. „Du meinst, du und Wesley?“
Angel lächelte schmal. „Eher ich und… Spike. Wes kümmert sich mehr um den theoretischen Teil.“ Er wusste selber nicht, warum er Spike erwähnte. Aber irgendetwas in ihm zwang ihn, seinen Namen auszusprechen.
„Ich hatte immer den Eindruck, ihr versteht euch nicht so gut…“
„Ach das“, Angel winkte ab, „das ist hauptsächlich Show. Macht sich besser, wenn unsere Gegner das denken.“ Angel konnte selbst kaum glauben, was er da sagte. Als nächstes würde er wohl noch behaupten, das er sich ein Leben ohne Spike nicht vorstellen könnte.
„Wir sind die einzigen Vampire mit Seele, so was verbindet.“
Nina nickte verstehend. „Dann wünsche ich dir heute Nacht viel Glück. Und grüß Spike von mir.“
Sie gab ihm einen Abschiedskuss, da sie mittlerweile vor ihrem Haus angekommen waren. „Sehen wir uns bald wieder?“ Angel nickte. „Ich rufe dich an.“

Spike stürmte aus dem Gebäude. Am liebsten wäre er direkt zu Nina gefahren und hätte Angel aus ihren Klauen befreit.
Aber selbst ihm war klar, dass Angel vielleicht gar nicht befreit werden wollte. Voller wiederaufflackernder Wut trat er gegen ein geparktes Auto, was die Alarmanlage auslöste. Gespannt wartete er auf die Reaktion des Besitzers, aber niemand kam. Und nach einer Weile erstarb das nervtötende Heulen wieder.
Spike schüttelte nur verständnislos den Kopf. „Kümmert es hier eigentlich niemand, wenn eine Alarmanlage angeht? Immerhin hätte ich die Karre auch klauen können!“
Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, genau das zu tun, dann kam ihm eine andere Idee.
Angel war weit weg und seine Wohnung dementsprechend leer. Er konnte ihn also nicht daran hindern, sich dort etwas umzuschauen.
Und gemütlicher als seine eigene Bruchbude war Angels Penthouse allemal. Schon wieder wesentlich besser gelaunt machte Spike kehrt und ging wieder ins Gebäude zurück.
In Angels Wohnung, besser noch in seinem Bett, würde ihm schon ein Plan einfallen, wie er seinen Sire zurückbekam. Denn gegen einen Werwolf kam er ja wohl allemal an.

Angel kauerte an der äußersten Dachkante. Soweit er es beurteilen konnte, hatten die Vampire unten auf der Straße seine Anwesenheit bisher nicht wahrgenommen. Aber das war auch nicht sehr verwunderlich, schließlich warteten sie auf Opfer. Das sie selber die Gejagten und nicht die Jäger sein könnten, kam ihnen nicht in die Sinn.
Angel lächelte freudlos, als er das potentielle Opfer der Vampirgruppe näher kommen sah. Er erinnerte sich daran, wie Spike vor einiger Zeit erwähnt hatte, dass er manchmal versucht war, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen.
„Wer nachts in diesem Aufzug unterwegs ist verdient es einfach gebissen und getötet zu werden“, war seine lakonische Meinung. Und Angel musste, obwohl er damals vehement widersprochen hatte, seinem Childe jetzt Recht geben.
Die junge Frau trug einen mikroskopisch kurzen Rock und in Gegensatz dazu extrem hohe High-Heels, auf denen sie auf dem unebenen Boden kaum Halt fand. Und anstatt so zügig wie möglich weiter zu gehen blieb sie jetzt auch noch stehen und kramte in ihrer Handtasche nach einer Zigarette.
Angel sah sie grimmig an, dann seufzte er. Seine Aufgabe bestand nicht darin, die Menschheit zu bessern, sondern nur darin, die Hilflosen zu beschützen, unabhängig davon, wieweit sie selber an ihrer misslichen Lage schuld waren.
Lautlos rutschte er an einem Regenabflussrohr herunter, sodass er im Rücken der Vampire stand.
Sie waren zu viert und einen Moment wünschte er sich, Spike wäre bei ihm. Nicht, das er nicht alleine mit ihnen fertig wurde, es war nun der Wusch, wie früher mit Spike Seite an Seite zu kämpfen.
Dann schob er den Gedanken unwillig weg. Er dachte in letzter Zeit viel zu oft an Spike, und das ärgerte ihn. Spike dachte sicher nicht halb so oft an ihn, da war sich Angel sicher. Für Spike war das Abenteuer in Rom nur eine nette Episode, ein One-Night-Stand eben. Und sein Gerede über Liebe – seit wann sprach Spike überhaupt über so etwas? – nur eine von vielen Varianten, ihn in den Wahnsinn zu treiben (wenn er es mit seiner bloßen Anwesenheit nicht mehr schaffte).
Insgeheim bedauerte Angel das, was in der Garage vorgefallen war, schon wieder zutiefst. Andererseits erregte ihn die Erinnerung daran immer noch.
Er gönnte sich einen Moment daran zu denken, wie sie sich nach dem Kampf, wenn sie alleine wären, lieben würden. Wie er Spike voller Lust gegen die Wand drücken und ihn seine Härte spüren lassen würde. Und Spikes heisere Stimme, die ihn aufforderte, weiter zu machen, bis… - abwesend strich er über die deutliche Ausbuchtung in seiner Hose, nur um gleich darauf frustriert mit der flachen Hand gegen die Wand zu schlagen.
Das war und blieb ein unerfüllbarer Traum!

Die Realität waren die vier Vampire vor ihm, die sich schon genüsslich die Lippen leckten. Und jetzt irritiert herumschnellten, da sie niemand hinter sich vermutet hatten.
Einer, der größte von ihnen und offensichtlich der Anführer fasste sich als erster. Er entspannte sich sichtbar, als er in Angel einen Artverwandten erkannte. Und entblößte zugleich seine Fangzähne um klarzumachen, das dort für Angel nichts zu holen war.
„Das ist unser Revier“, stellte er großspurig fest und seine Kumpane nickten zustimmend.
Angel lächelte schmal, aber auch seine Fangzähne blitzen in der trüben Straßenbeleuchtung.
„Wo vier satt werden…“
Der andere Vampir schüttelte den Kopf. „Nichts da, Alter. Wie gesagt, das ist unser Revier, mach dich vom Acker!“
„Ist da dein letztes Wort?“ Angel spannte die Armmuskeln, ein kurzes Zucken und die verborgenen Pflöcke würden in seinen Händen liegen.
„Hörst du schwer?“, mischte sich jetzt einer der anderen Vampire ein. „Zieh Leine!“
Der Anführer gab ihm einen leichten Schlag vor die Brust, um klarzumachen, das noch immer er das Sagen hatte, unternahm aber sonst nichts.
Angel zuckte nur die Schultern, als ob er aufgeben würde.
Die Pflöcke glitten in seine offenen Hände und er umfasste sie fest.
„Wenn das so ist, Freunde“, er grinste böse, „wie sagt man so schön? Wer nicht hören will muss fühlen!“
Lässig erledigte er die beiden Vampire, die ihm am nächsten standen, bevor diese auch nur annähernd begriffen, was vor sich ging.
„Hey“, protestierte der Anführer der Vampirgang, der sich als erster wieder gefasst hatte. „Du bist doch einer von uns, wieso…“
„Genau“, bekräftigte der andere, der sich bereits vorher schon mal zu Wort gemeldet hatte, „Vampire killen sich nicht gegenseitig. Nicht so!“ Er zeigte angeekelt auf die Pflöcke.
„Willkommen in der Neuzeit“, grinste Angel, bevor er ihm den einen Pflock in die Brust stieß. Langsam fing er an, wieder gefallen daran zu finden. Er sollte öfter mal einige Zeit draußen und weniger Zeit hinter seinem Schreibtisch verbringen.
Jetzt war nur noch ein Vampir übrig. Der wohl auch der intelligenteste der Gruppe war. Jedenfalls drehte er sich wortlos auf dem Absatz um und suchte sein Heil in der Flucht. Weit kam er nicht, dann stieß er mit ihrem potentiellen Opfer zusammen. Die Zeit genügte Angel, auch ihn unschädlich zu machen. Er verging in einer Staubwolke, die die junge Frau zum Husten reizte.

Sofort war Angel bei ihr, um zu sehen, ob sie nicht vielleicht doch verletzt worden war.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt.
Sie stieß ein letztes Husten aus, dann sah sie ihn empört an. „Was soll denn das?“, fragte sie, „findest du das witzig, Frauen so anzumachen, indem du sie mit einer Staubwolke überschüttest?“
„Ähm, das war… ein Vampir“, antwortete Angel lahm. „Aber Sie müssen keine Angst haben, er kann Ihnen nichts mehr tun.“
„Ein Vaaaaampiiiir“, sagte sie gedehnt, wobei sich ihre Augen zu schmalen Schlitzen verengten, „Du meinst, so was wie Dracula?“
Angel nickte nur.
Und sie lachte.
Erst dachte, er, es wäre die Erleichterung, noch einmal davon gekommen zu sein, dann begriff er, dass sie ihn auslachte.
„Vampire!“, keuchte sie schließlich atemlos. „Oh Mann, das ist die blödeste Anmache, die ich je erlebt habe!“ Sie lachte wieder und warf ihre blonden, schulterlangen Haare zurück. „Süße, ich habe dir gerade das Leben gerettet“, sagte sie mit hoher, gekünstelter Stimme. „dafür erwarte ich, dass du sofort mit mir ins Bett steigst, um mir deine Dankbarkeit zu beweisen!“
„Ähm, das natürlich nicht.“ Angel hatte den Eindruck, dass es nicht ganz so lief, wie es sollte. Etwas mehr Dankbarkeit hatte er schon erwartet. „Aber ich kann Sie gerne nach Hause begleiten…“
Sie schlug ihm ins Gesicht. „Sehe ich aus wie eine billige Nutte?“, fragte sie gefährlich ruhig.
„Äh, nein. Aber Sie sollten wirklich nicht…“
Wieder schlug sie ihn, diesmal mit ihrer Handtasche. Angel fragte sich, ob sie darin wohl einen Ziegelstein mit sich rum trug.
„Jungchen, du solltest dir wirklich eine bessere Anmache überlegen“, sagte sie, bevor sie davon stöckelte, „nur weil eine Frau einen kurzen Rock und hohe Absätze trägt ist sie noch lange kein Freiwild. Und bestimmt nicht wehrlos!“
Angel rieb sich die schmerzende Wange, wo ihn erst ihre Hand und dann ihre Handtasche getroffen hatten.
Die Hilflosen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, dachte er. Spike hat Recht, es wäre wahrscheinlich besser, sie selbst zu töten als sie davor zu bewahren, getötet zu werden. Aber es war nun mal Teil seiner Buße, die Menschen zu beschützen, egal, ob sie es verdienten oder nicht.

Spike wurde davon wach, dass ihm zum ersten Mal seit mehr als hundert Jahren die Sonne ins Gesicht schien. Mit einem Aufschrei zog er sich die Decke über den Kopf.
Er brauchte etwas, um sich daran zu erinnern, wo er war. Und das die Sonne ihm dort nichts anhaben konnte.
Schließlich warf er die Decke zur Seite und breitete Arme und Beine weit aus. Er sah zu, wie die Sonnenstrahlen über seinen Körper wanderten, ohne ihn zu verletzen.
„Daran könnte ich mich gewöhnen“, stellte er zufrieden fest. Erst danach fiel ihm auf, dass er immer noch alleine war. Angel war in dieser Nacht nicht in seine Wohnung zurückgekehrt.
„Mistkerl“, murmelte er und boxte gegen das Kissen, „hast dich wohl die ganze Nacht mit Lassie vergnügt?“
Schon wieder weniger glücklich als noch vor wenigen Minuten sammelte er sein Sachen ein und zog sich an. Dabei dachte er darüber nach, wie sich das Problem Werwolf am schnellsten und effizientesten lösen ließ.
„Tierheim, ich könnte den Köter im Tierheim abgeben“, brummte er, wobei der Gedanke, was geschah, wenn die Mitarbeiter dort merkten, das der „Hund“ ersten ein Werwolf und zweitens, wenn kein Vollmond war, ein Mensch war, ihn ungemein amüsierte.
Leider scheiterte die Idee daran, dass Nina in ihrer menschlichen Gestalt ziemlich schnell bei Wolfram &Hart aufkreuzen und ihn zur Schnecke machen würde. Ganz abgesehen davon, was Angel mit ihm machen würde. So gut ihm der Gedanke auch gefiel, er musste sich was Besseres ausdenken, um sie loszuwerden.
„Hm, Werwolf, Wolf, Bestie“, murmelte er weiter, bis er plötzlich böse grinste. Bestie, genau. Er würde auf Wolfsjagd gehen.

Angel kehrte erst nach Sonnenaufgang zurück. Seine weiteren Begegnungen in dieser Nacht waren besser gelaufen, die hilflosen Opfer hatten das getan, was er von ihnen erwartete: sie waren hilflos und dankbar für ihr Rettung.
Und es gab einige Vampire und Dämonen weniger in Los Angeles, die der Stadt und ihren Bewohnern das Leben schwer machten.
Jetzt stand er schmutzig und müde neben Wesley und sehnte sich nach seinem Bett. Aber zuerst musste er noch kurz Bericht erstatten, damit Wesley entsprechende Aktennotizen anlegen konnte.
Während er sprach und Wesley mitschrieb sah er aus der offenen Tür hinaus auf den Flur.
Erst hielt er das, was er sah, für eine Halluzination, hervorgerufen durch seine Müdigkeit. Und dadurch, das er zu den unpassendesten Zeitpunkten an Spike dachte.
„Das kann doch nicht wahr sein“, entfuhr es ihm.
Wesley reagierte nicht.
„Wes, sag mir, dass das nicht wahr ist“, fauchte Angel und deutete auf den Flur.
Endlich sah Wesley auf. Staunen und Verwirrung wechselten sich in seinem Gesicht ab.
„Das ist… Spike!?“
„Das ist Spike!“ Angel nickte grimmig, bevor er hinausrannte.
„Spike, verdammt, was wird das?“ Er verstellte dem blonden Vampir den Weg. „Halloween war schon. Oder kommt noch, wie man’s nimmt. Aber jetzt ist diese Verkleidung einfach nur dämlich!“
Spike trug eine Lederjacke mit langen Fransen, dazu passend eine Lederhose. Und auf dem Kopf einen Hut aus Waschbärenfell. Dazu kam ein kurzer Dolch, den er sich in den Gürtel gesteckt hatte. Ein Gewehr, das Angel als Vorderlader erkannte, ein Pulverhorn und, über den Rücken hängend etwas, das stark an eine Bärenfalle erinnerte.
Angel schüttelte nur den Kopf. „Du siehst aus wie Daniel Boone“, sagte er kopfschüttelnd. „Gehst du auf Bärenjagd?“
„Wolfsjagd“, antwortete Spike lapidar. „Es soll hier ein besonders gefährliches Biest geben!“
„Es gibt keine Wölfe in Los Angeles“, widersprach Angel, dann stutzte er. „Du meinst doch nicht etwa… Nina?“
„Sie ist ein Werwolf oder?“, fragte Spike zurück.
„Sie ist ein Mensch!“
„Und ein Wolf!“ Spike war nicht bereit, aufzugeben.
„Du kannst sie doch nicht mit so einer… Bärenfalle fangen“, sagte Angel entsetzt.
„Natürlich nicht, das ist ja auch eine Wolfsfalle“, wies ihn Spike zurecht und wollte weitergehen.
Weit kam er nicht. Angel riss ihn herum und drückte ihn mit beiden Händen gegen die Wand.
„Hände weg von Nina!“, sagte er leise und sehr eindringlich. „Wenn ich höre, dass ihr auch nur das kleinste Härchen gekrümmt wurde, mache ich dich dafür verantwortlich!“
Spike sah wortlos und starr an ihm vorbei.
„Verstanden?“ Angel schüttelte ihn, dass seine Zähne aufeinander schlugen.
Es dauerte eine Weile, bis Spike ihn endlich ansah. „Verstanden“, sagte er dann leise, „ich werde deine Wölfin nicht anrühren. Obwohl es mir ein Rätsel ist, wie es jemand freiwillig mit einem Werwolf treiben kann. Andererseits, für den Doggy Stlye hattest du ja schon immer eine besondere Vorliebe!“

Angel stand zu dicht vor ihm, als dass Spike dem Schlag hätte ausweichen können. Aber er versuchte es auch gar nicht erst.
Hilflos und unbeweglich stand er da und ließ zu, dass Angel seine Wut und seinen Frust an ihm abreagierte. Bis der entsetzt aufhörte.
Genauso hatte Angelus sich verhalten, wenn etwas nicht so lief, wie er es sich vorstellte. Er hatte sein Childe verprügelt, seinen ganzen Zorn an ihm ausgelassen. Und Spike hatte sich nie gewehrt, sondern es immer stumm und teilnahmslos über sich ergehen lassen.
Er sah das Blut, das aus Spikes aufgeplatzter Lippe tropfte und schämte sich entsetzlich.
In seiner Reue beugte er sich vor und leckte das Blut sorgfältig ab, bevor er Spike küsste. „Es tut mir leid“, hauchte er in Spikes Mund. „Es tut mir so leid. Aber warum provozierst du mich auch immer?“
Er wollte es wieder gut machen, Spike pflegen und die Blessuren, die er ihm verpasst hatte, mit Zärtlichkeiten mildern. Unbewusst presste er sich an ihn, um Spike seine Erregung spüren zu lassen, wollte ihn streicheln und dieselbe Erregung in ihm wecken, die er empfand.
„Das ist wohl kaum der richtige Ort“, sagte Spike ruhig und schob ihn etwas weg, gerade soweit, das er sich an Angel vorbei schieben konnte.
Er ging gelassen weg, ohne sich umzudrehen und sah nicht, wie fassungslos sein Sire hinter ihm hersah. Dafür sah Angel auch nicht das zufriedene Lächeln, das um Spikes Mundwinkel spielte.
Er hatte zwar Prügel bezogen, aber das war nichts neues, nichts, was Spike ernsthafte Sorgen machte. Viel wichtiger war, dass Angel immer noch mehr für ihn empfand, als er zugeben würde. Jedenfalls jetzt.
Es hatte sich also gelohnt, mehrmals den Flur auf und abzulaufen, bis Angel auf ihn aufmerksam wurde.
Er würde ihn noch eine Weile bearbeiten müssen, das war Spike klar, aber etwas anderes war auch klar: Gegen ihn hatte kein Werwolf eine Chance!



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Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
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