Melanies FanficForum

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SpikesChild
William the Bloody

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Beiträge: 91


New PostErstellt: 16.04.04, 21:31     Betreff: Re: Fight against the Soul Antwort mit Zitat  



Teil 3

Spikes P.O.V.


Ich bin froh, dass die Sonne noch nicht aufgegangen ist, denn so hatte ich jetzt die Gelegenheit noch einen schnellen Imbiss zu nehmen, bevor ich den ganzen Tag über im Haus mit ihm gefangen bin. Ich brauchte jetzt unbedingt eine schnelle Jagd und ich hatte Glück. Es war nicht so ein junges zartes Ding, wie es noch immer in meinem Schlafzimmer sitzt, aber es war ausreichend, um mich abzureagieren. Ich brauchte einfach etwas Ablenkung von ihm.

Als ich jetzt wieder zurück in mein Zimmer komme schläft er bereits. Er liegt genau da, wo ich ihn verlassen habe. Die Decke über seinem Körper gelegt. Das geschundene Gesicht auf dem Boden liegend. Das junge Ding sitzt noch immer in der Ecke und hat sich ebenfalls kaum bewegt. Sie schläft nicht, sondern blickt mich mit denselben angsterfüllten Augen an wie vorher. Ich rate ihr leise zu sein, denn ich will nicht, dass sie ihn weckt.

Ich lege mich schließlich auf das Bett, sodass ich ihn ansehen kann, und sehe ihm eine Weile zu, wie er schläft. Sein Anblick ist Mitleid erregend und wenn ich so etwas wie Mitleid empfinden könnte, würde es mir sicher wehtun. Doch ich bin ein Vampir und ich kann Gefühle wie Mitleid nicht empfinden. Auch nicht für ihn. *Er* selbst hat es mir früher immer gepredigt. Hat mir immer gesagt, dass wir keine menschlichen Gefühle empfinden können. Nicht so, wie ich es immer getan habe, und es auch heute noch tue. Doch *er* selbst hat mir immer gepredigt, dass das unmöglich ist, also werde ich auch nichts für ihn empfinden.

Warum sollte ich das auch tun? Er ist nicht mehr mein Sire. Es verbindet mich nichts mit ihm, also warum sollte ich etwas für ihn empfinden? Es spielt keine Rolle. Es ist nicht wichtig, denn das Elend, das hier vor mir auf dem Boden liegt, hat längst aufgehört zu kämpfen. Er begibt sich wehrlos in sein Schicksal und das ist es, was mich so wütend macht. Nicht die Seele oder die Tatsache, dass er uns verlassen hat. Nein. Es ist hauptsächlich, weil er sich nicht dagegen wehrt, was hier mit ihm geschieht.

****

Ich muss eingenickt sein, denn als ich die Augen aufmache, ist bereits helllichter Tag. Ich erwache, durch ein paar ungewohnte Geräusche und im ersten Augenblick denke ich, dass Dru wieder fantasiert, oder weint. Ich brauche einen Moment, bis ich mich daran erinnere, dass Dru tot ist und dass die Geräusche, die ich wahrnehme, von ihm kommen. Er liegt noch immer vor meinem Bett auf dem Boden, doch er zittert und bebt am ganzen Körper. Ich wundere mich, was mit ihm los ist, bis ich bemerke, dass er noch immer schläft. Er hat einen Alptraum, der ihn sehr quält, denn er windet sich in seinen Fesseln und wimmert leise vor sich hin. Ich richte mich auf und blicke kurz prüfend zu dem Mädchen. Sie sitzt immer noch in der Ecke und beobachtet ihn. Einen kurzen Moment lang frage ich mich, warum sie nicht versucht ihm zu helfen, als ich mich erinnere, dass sie sicher sein Gesicht gesehen hat, als er ihr Blut getrunken hat. Sie weiß, dass er kein Mensch ist und deshalb würde sie ihm sicher nicht helfen. Ich frage mich, ob sie ihm helfen würde, wenn sie wüsste, dass er eine menschliche Seele in sich trägt.

Was nützt ihm diese Seele, wenn die Menschen ihn nicht als Freund erkennen? Was nützt ihm die Seele, wenn er von Alpträumen geplagt wird? Sie nützt ihm gar nichts. Sie wärmt ihn nicht. Spendet keinen Trost. Beschützt ihn nicht. Ernährt ihn nicht. Und immer mehr beginne ich diese Seele in ihm zu hassen. Immer mehr sehe ich, wie sie ihn Stück für Stück zerstört. Und langsam begreife ich, dass es genau das war, was die Zigeuner mit diesem Fluch erreichen wollten. So gesehen muss man es ihnen direkt lassen. Sie wussten wahrlich wie man Rache übt. Zu Schade, dass sie längst alle schon tot sind. Gerade jetzt würde ich es sehr genießen sie an seiner Stelle leiden zu lassen.

Ich stehe leise auf und knie mich direkt neben ihn auf den Boden. Er muss etwas Schreckliches träumen, denn ich sehe ihm im Gesicht an, wie sehr es ihn quält. Ich kann seine Angst direkt fühlen. Kann sehen, wie sein Körper zittert. Wie er versucht sich gegen etwas oder gegen jemanden zu wehren. Wenigsten versucht er sich in seinen Träumen zu wehren. Ich kann nicht anders, als meine Hand über seinen Kopf streichen zu lassen. Ich vergrabe meine Finger in seinem dichten Haar und beginne ganz leise zu schnurren und schon bei meiner ersten Berührung bemerke ich, wie er langsam ruhiger wird. Ich streiche einen Weile lang durch sein Haar, lasse meine Daumen sanft über seine Stirn gleiten und beobachte ihn im Schlaf. Solange, bis er vollkommen ruhig ist und weiter fest schläft. Sein Zustand ist besser geworden. Das Blut, das ich ihm gegeben habe zeigt bereits Wirkung. Die kleinen Schnittwunden in seinem Gesicht sind bereits verschwunden, doch mir fällt auf, dass auf dem ganzen Teppichboden die Glassplitter noch verteilt sind. Ich erhebe mich und greife mir ein kleines Kissen vom Bett. Ich hebe ihm vorsichtig den Kopf hoch und schiebe das Kissen darunter, damit er nicht direkt in den Scherben liegt.

Er hat es überhaupt nicht bemerkt, sondern schläft einfach fest weiter. Ich sehe ihm noch eine Weile lang zu und als ich sicher bin, dass er weiterhin ruhig bleibt, lege ich mich wieder zurück auf das Bett.

Warum habe ich das eben gerade getan? Warum habe ich versucht ihn zu beruhigen? Warum ist es mir wichtig, dass er mit dem Gesicht nicht in den Glassplittern liegt? Das alles sollte mir eigentlich egal sein. Ich bin zu müde um darüber nachzudenken. Ich bin zu müde, um mir weiter den Kopf über ihn zu zerbrechen. Alles was ich will, ist jetzt einfach ein wenig zu schlafen und an nichts zu denken.


Angels P.O.V.

Als ich wieder wach werde, habe ich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit das Gefühl mich wirklich erholt zu haben. Es ist lächerlich, denn noch nie war ich in einer so elendigen Situation wie jetzt, aber trotzdem fühle ich mich besser als sonst. Ich vermute es liegt an dem menschlichen Blut, dass er mir gegeben hat. Ich fühle mich viel kräftiger als sonst. Mein Rücken schmerzt kaum noch und auch meine sonstigen Wunden scheinen jetzt rasch zu heilen. Außerdem habe ich das Gefühl gerade richtig gut geschlafen zu haben, was gewiss schon seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war. Vielleicht war mein Körper einfach zu erschöpft für weitere Alpträume. Erst jetzt fällt mir auf, dass mein Kopf auf einem kleinen Kissen ruht, dass heute Morgen, bevor ich einschlief, noch nicht da war. Er muss es mir während ich schlief unter den Kopf geschoben haben. Aber warum?

Als ich mich etwas mühevoll aufrichte und mich umblicke, erkenne ich, dass er nicht weit von mir entfernt auf dem Bett liegt und schläft. Ich blicke herum und sehe das Mädchen, dass noch immer in der Ecke kauert. Sie hat sich zu einem kleinen Knäuel zusammen gezogen und schläft dort auf dem Boden. Ich blicke zurück zu ihm und beobachte ihn, während er schläft. Früher habe ich das immer sehr oft und sehr gerne gemacht. Ich erwachte meistens vor unserer Familie und schlich mich oft in sein Zimmer um ihn zu beobachten bis er erwacht. Oder wenn er die seltenen Male neben mir schlief und langsam in meinen Armen erwachte. Ich werde niemals vergessen, wie er mich jedes Mal mit diesen strahlend blauen Augen angesehen hat, wenn ich das erste war, was er erblickte.

Ich erstarre innerlich, denn genau jetzt öffnet er seine Augen und sieht mich direkt an. Für einen kurzen Augenblick glaube ich dieses Strahlen in seinen blauen Augen aufblitzen zu sehen, doch ich vermute, dass ich es mir nur eingebildet habe, denn wenn ich jetzt genauer hinsehe, sehe ich nichts anderes, als den Hass, den er für mich verspürt. Nichts anderes als Hass und Verachtung und ich ertrage diesen Blick nicht, also senke ich meinen Kopf und blicke zu Boden.

Er steht auf und geht um mich herum. Er zieht mir die Decke, die noch auf meinen Schultern ruht, herunter, um sich meinen Rücken anzusehen. Ich hallte meinen Blick starr auf dem Boden und versuche nicht zu ihm aufzusehen. Auch wenn es mir schwer fällt, aber ich habe nicht das Recht ihn anzusehen. Ich verdiene es nicht anders. Ich verdiene genau das hier alles. Weil ich ihn so sehr verletzt habe und weil ich so viele Menschen auf meinem Gewissen habe. Doch vor allem, verdiene ich es gerade von ihm so behandelt zu werden. Ich verdiene es.

Er verlässt den Raum und wieder wünschte ich mir, er würde da bleiben. Einfach nur hier in meiner Nähe. Einfach nur da. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ob ich es wagen kann aufzustehen, oder mich wieder hinzulegen. Ich weiß nicht einmal, was ich tun will. Und ich denke ich werde einfach gar nichts tun. Ich werde einfach hier sitzen bleiben und abwarten was geschieht. Es liegt nicht in meiner Macht was passiert und es kümmert mich auch nicht. Ich werde es einfach geschehen lassen. In gewisser Weise ist es ein erleichterndes Gefühl. Ich muss mir keine Gedanken darüber machen was geschieht, denn ich werde nichts daran ändern können. Ich lasse es einfach zu.

Bevor ich mir weiter darüber Gedanken machen kann, was ich alles nicht tun werde, kommt er zurück. Er hat ein neues Glas dabei und ich kann nicht anders, als eine gewisse Vorfreude zu verspüren. Ich weiß, dass es Unrecht ist. Ich weiß, dass ich es nicht begehren darf, aber der Gedanke daran noch einmal so köstliches Blut schmecken zu dürfen ist zu verführerisch und zu verlockend. Ich merke wie mir förmlich das Wasser im Munde zusammenläuft und ich hoffe darauf, ja ich flehe innerlich danach, dass ich noch einmal ihr Blut schmecken darf. Noch einmal die Macht und die Kraft in mir verspüren kann, die es in mir auslöst. Noch einmal die Energie durch meinen Körper fließen spüren kann.

Er kniet sich zu dem Mädchen hinunter und greift erneut ihren Arm. Sie wacht dadurch auf und will ihren Arm erschrocken zurückziehen, doch er ist viel stärker als sie. Sie hat keine Chance gegen ihn. Ich fühle Mitleid mit ihr. Mir tut Leid, dass er sie meinetwegen bluten lässt. Mir tut Leid, dass sie soviel Angst erleiden muss. Doch es liegt nicht in meiner Macht es zu verhindern. Ich kann nichts für sie tun. Ich kann ihr nicht helfen. Er schneidet ihr ein weiteres Mal in ihren Arm und lässt das Blut wieder in das Glas fließen. Ich kann es bereits jetzt deutlich in der Luft schmecken und mein Blutdurst wird noch stärker. Ich kann nicht anders, als auf die dunkelroten Tropfen zu starren, die das Glas immer mehr füllen.

Als das Glas endlich voll ist, lässt er ihren Arm wieder los. Ich kann es kaum erwarten, bis er es mir endlich gibt. Mein ganzer Körper schreit und sehnt sich nach dem Blut. So sehr, dass ich ein leichtes Zittern verspüren kann. Kein Tierblut lässt sich mit dem eines Menschen vergleichen. Nirgends steckt soviel Lebenskraft und Energie drin. Nichts hat diesen unglaublichen Geschmack, der für uns Vampire so anziehend ist. Es liegt daran, dass wir einst selbst Menschen waren. In ihrem Blut können wir unsere eigene Menschlichkeit schmecken. Wir schmecken ihre Gefühle und das Leben. Ihr Blut ist unser Leben.

Nachdem er ihren Arm wieder verbunden hat, steht er endlich auf und kommt näher zu mir. Diesmal blicke ich nicht weg. Mein Blick bleibt starr auf das Glas gerichtet. Ich kann nicht anders. Ich will es trinken. Ich will es schmecken. Will die Kraft in mir spüren. Er erkennt mein deutliches Verlangen und ein wissendes Lächeln spiegelt sich auf seinen Lippen. Eigentlich sollte es mich stören, wenn er mich so eindeutig durchschauen kann, doch es ist mir vollkommen egal. Alles ist mir egal. Das einzige, was im Augenblick eine Rolle spielt, ist dieses gefüllte Glas in seiner Hand.

Er scheint darüber nachzudenken, ob er es mir wirklich geben soll und blickt mich abschätzend an. Ich bin kurz davor zu betteln. Ich will es so sehr. Ich brauche es. Mein Körper braucht es mehr als alles andere. Der köstliche Duft des Blutes vernebelt mir den Verstand. Ich kann deutlich wahrnehmen, dass es noch warm ist. Und ich kann an nichts anderes denken, als an dieses Blut. Ich will es haben. Bitte, ich will es unbedingt.

„Bitte.“

Es war nur ein Murmeln, aber ich bin sicher er hat es gehört. Ich kann es ihm deutlich ansehen. Ich sehe ihn flehend an. Was muss ich nur für einen kümmerlichen Anblick abgeben, doch das ist mir egal. Ich brauche es und ich will es haben. Bitte gib es mir. Bitte, mein geliebter William. Mein geliebtes Childe. Er lächelt auf mich herab. Es erfreut ihn mich so leiden und betteln zu sehen. Und wenn es ihn erfreut, will ich noch mehr für ihn betteln. Ich will ihn erfreuen. Will, dass er es mir gibt.

„Bitte, ich will es. Bitte.“

Er setzt sich vor mir auf das Bett und schaut mich mit nachdenklichem Gesicht an. Ich frage mich was in ihm vorgeht. Ich hoffe er erhört mein Flehen. Ich weiß, dass er mein Verlangen deutlich spüren kann. Ich weiß es genau.

„Du willst das Blut?“ fragt er mich und meine Antwort kommt sofort: „Ja! Bitte!“

Er ergreift die Lederleine, die von dem Halsband herabhängt, das ich noch immer trage und zieht mich damit ein wenig näher zu sich. Unsere Gesichter sind nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt und ich frage mich, was er von mir will. Ich werde alles tun, was er will. Mir ist egal, was er will. Ich werde alles für ihn tun.

„Du wirst ab sofort alles tun, was ich sage. Du wirst von nun an mein Diener sein. Mein Lakai. Du wirst allein mir gehorchen. Ist das klar?“

„Ja Sp..“

Ich zögere, als ich seinen Namen sage. Ich zögere, weil ich Angst habe, dass er nicht möchte, dass ich ihn so nenne. Er wollte es auch nicht, dass ich in William nenne. Ich weiß nicht wie ich ihn nennen kann, ohne ihn zu verärgern. Er will mich als seinen Diener und als gehorsamer Diener verbessere ich meinen angefangenen Satz und füge ein leises: „Master“, hinzu.

Er scheint zufrieden mit mir, denn er lässt die Leine etwas lockerer und legt mir das Glas an die Lippen. Gierig beginne ich zu trinken. Ich wünschte ich könnte meine Hände frei bewegen, dann würde mir das Trinken leichter fallen, doch es geht auch so. Das kostbare Lebenselixier trifft auf meine Sinne und berauscht mich. Ich bemerke nicht einmal, dass sich meine Gesichtzüge schon wieder von selbst verwandelt haben und nun deutlich die Gesichtszüge meines Dämons tragen. Schon nach den ersten Schlücken spüre ich diese Macht und die Kraft in mir. Ich spüre wie mein ganzer Körper auf das Blut reagiert. Ich spüre die neue Lebensenergie, die durch jede einzelne Faser dringt und mir neue Kraft spendet. Es ist ein fantastisches Gefühl.

Viel zu schnell ist das Glas leer und erneut verspüre ich diese Enttäuschung in mir. Doch ich muss dankbar sein, für das was ich bekommen habe. Muss dankbar sein und darf nicht mehr erwarten. Ich habe nicht mehr verdient. Ich versuche noch ein paar letzte Tropfen aus dem Glas zu erhaschen, bis er es mir von den Lippen nimmt. Ich bin ein artiger Diener und bedanke mich für die Gabe, die mein Herr mir gegeben hat.

„Danke Master.“

Diesmal schlägt er mir das Glas nicht ins Gesicht und ich verspüre eine gewisse Freude, ihn nicht wieder verärgert zu haben. Ich bin beinahe glücklich, dass er mir die Chance gibt alles wieder gutzumachen. Ich werde diese Chance annehmen und ihm ein guter Diener sein. Werde alles tun, was er verlangt. Ich habe nichts anderes verdient.


Spikes P.O.V.

Ich glaube beinahe mich verhört zu haben, als er mich „Master“ nennt. Es erfüllt mich mit einem gewissen Machtgefühl, dass er sich mir so unterwirft. Doch gleichzeitig macht es mich auch wieder wütend. Wieso lässt es die Seele zu, dass er sich so hingibt? Raubt sie ihm sogar seinen letzten Stolz? Ich verstehe es nicht. Doch es spielt auch keine Rolle. Es sollte mich nicht wütend, sondern fröhlich machen. Dort vor mir sitzt mein ehemaliger Sire, der sich mir demütig unterwirft. Ich sollte stolz auf mich sein. Sollte dieses Gefühl genießen. Welch einen größeren Triumph kann es geben als diesen hier?

Doch es macht mich nicht fröhlich. Ich spüre seine Unsicherheit und sein irrationales Bedürfnis mich zufrieden zustellen. Es sollte mir Spaß machen ihn so zu sehen, doch ich bin zu verwirrt dazu. Ich stelle das Glas zur Seite und trete hinter ihn zu seinem Rücken. Ich löse die beiden Ledermanschetten voneinander, sodass er seine beiden Arme wieder frei bewegen kann. Ich glaube nicht, dass ich von ihm eine Gegenwehr zu befürchten habe, also spielt es keine Rolle, ob er gefesselt ist, oder nicht. Er ist etwas über mein Handeln überrascht und blickt mich unsicher an. Ich schenke ihm unbewusster Weise einen Warmen blick und merke es dadurch, dass er mich mit einer gewissen Erleichterung anschaut, seine Hände an seinen Körper zieht und seinen Blick wieder zu Boden senkt.

Sein Anblick sollte mich erfreuen. Jeder Meistervampir wäre erfreut über einen so artigen Diener. Meistens hat man nur Ärger mit seinen Lakaien. Nicht selten ist man gezwungen immer wieder die Machtverhältnisse klarzustellen, doch er hier gibt sich vollkommen wehrlos und unterwürfig hin. Es sollte mich erfreuen, doch irgendwie bin ich nicht in der Stimmung mich darüber zu freuen. Sein nackter Anblick bereitet mir Unbehagen und ich beschließe etwas dagegen zu tun.

Ich trete vor den reich gefüllten Kleiderschrank, in dem sich zahlreiche Sachen der ehemaligen Bewohner dieses Hauses befinden. Ich muss gestehen, dass sie einen guten Geschmack hatten, was ihre Klamottenwahl betrifft. Es sind zahlreiche Kleidungsstücke aus schwarzem Leder und ich nehme mir vor später noch mal einen genaueren Blick hier hinein zu werfen. Doch zunächst bin ich auf der Suche nach etwas Speziellem und werde auch schnell fündig. Der ehemalige Herr dieses Hauses hatte in etwa dieselben Maße wie mein neuer Diener und ich bin sicher, dass diese feine Lederhose ihm gut stehen wird. Ich werfe sie ihm vor die Nase und sage: „Probier das an.“

Er steht sofort auf, greift sich die Hose und schlüpft hinein. Irritierender Weise bin ich jetzt allerdings enttäuscht, keinen Blick mehr auf den wundervollen Körper meines Sires blicken zu können. Ganz speziell seinen knackigen Hintern und seinen prachtvollen Schwanz, den er nun direkt ohne Unterwäsche hinter dem Reisverschluss verschließt. Als Childe fühlte ich mich stets magisch angezogen von seiner Männlichkeit. Es ist etwas, was jedem Vampir mit in die Wiege gelegt wird und bei Childern nur natürlich ist. Jedes Childe fühlt sich sexuell angezogen von seinem Sire. Es dient dem Sire um seine Childer besser unter Kontrolle halten zu können. Es ist wichtig, um die Ordnung und die Sicherheit innerhalb einer Vampirfamilie aufrechterhalten zu können. Also ist es nur natürlich, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle. Und es ist gerade jetzt gut, dass er nicht mehr nackt vor mir steht, denn mein eigener Schwanz drückt sich gerade schmerzend gegen meine eigene Hose. Allein der Gedanke an den Körper meines Sires weckt bereits ein Verlangen in mir, und das ist nicht gut, denn dies hier ist längst nicht mehr mein Sire. Er ist von nun an mein Diener. Mein folgsamer Sklave und ich darf mich nicht so sehr zu ihm hingezogen fühlen.

Wie ich erwartet habe, passt ihm die Hose sehr gut. Ich muss ehrlich sagen, dass die wenigen Lederteile, die er zusammen mit der Hose am Hals und an den Gelenken trägt sehr reizvoll auf mich wirken. Die Leine hängt lose herab und wartet geradezu darauf, dass ich sie mir greife und ihn herumführe. Und er selbst scheint genau auf dasselbe zu warten.

Die Sonne ist bereits untergegangen und ich verspüre meinen Blutdurst. So recht habe ich aber keine Lust zu jagen und ich denke ich werde meine anderen vier Lakaien um etwas Frischfleisch schicken. Bis dahin könnte ich ja mal von der süßen Kleinen hier kosten. Ihm hat das Blut ja recht gut gemundet und bin sicher, dass es köstlich ist. Also gehe ich um ihn herum zu dem Mädchen, das mich mit großen Augen beobachtet, und zerre sie auf ihre Beine. Ich lächle sie beruhigend an und stelle vergnügt fest, wie sie sich tatsächlich beruhigt. Ich scheine eine Vertrauen erweckende Wirkung auf so junge Dinger zu haben, denn es gelingt mir jedes Mal sie mit einem warmen Lächeln ruhig zu stellen. Ich streiche ihr langes Haar zurück und lege ihren Hals frei, als ich ihn plötzlich hinter mir hören kann.

„Bitte töte sie nicht… Master.“

Ich schaue mich zu ihm um und stelle mit Erstaunen fest, dass er zu mir gerichtet auf dem Boden kniet und um ihr Leben bittet. Ich wünschte er hätte für sich selbst soviel Mut und Kampfgeist, wie für dieses Mädchen. Und wieder macht es mich ein wenig wütend, dass er nicht für sich selbst, sondern für sie bittet. Doch ich bin auch froh, dass es überhaupt etwas gibt, wofür er es wagt ein zustehen. Auch wenn es für die Kleine ist. Wenigstens erweckt es in mir das Gefühl, dass er sich selbst noch nicht ganz aufgegeben hat und noch ein Funke Lebensgeist in ihm steckt. Mir kommt der Gedanke, dass es vielleicht gar nicht so schlecht ist, die Kleine noch am Leben zu lassen. Ich habe ihn dazu gebracht zweimal von ihr zu trinken und ich denke ich könnte es auch ein weiteres Mal schaffen. Wenn ich sie dafür am Leben lasse, wird er es auch ein nächstes Mal tun. Ja, ich denke ich werde noch warten, bis ich sie töte. Schließlich besteht kein Grund zur Eile.

„Ich lasse sie leben, solange du bereitwillig von ihrem Blut trinkst, wenn ich dir etwas davon anbiete. Und du wirst dafür sorgen, dass sie keine Dummheiten macht. Hast du das verstanden?“

„Ja Master. Ich habe verstanden.“

Seine Antwort kommt schnell und bereitwillig. Es sollte mich zufrieden stellen, doch ich wünschte er würde sich mehr gegen mich weheren und sich nicht so unterwürfig hingeben. Wenigstens habe ich in der Kleinen ein Druckmittel, das ich gegen ihn verwenden kann, obwohl ich nicht einmal glaube, dass ich es brauchen werde. Ich gehe erneut an ihm vorbei, um das Schlafzimmer zu verlassen. Er bleibt regungslos am Boden verharren. Ich öffne die Türe und überlege, ob ich ihn mitnehmen soll. Ich drehe mich zu ihm um und sage ihm, dass er mir folgen soll.

Er steht sofort auf, doch bevor er mir folgt, greift er sich rasch die Tagesdecke und das Kissen, welche ich ihm für diesen Tag zum Schlafen überlassen hatte und gibt sie dem Mädchen. Es kümmert mich nicht, denn es ist seine Sache, was er damit tut. Er wird den nächsten Tag dann ohne Decke und Kissen verbringen müssen. Er tritt schließlich hinter mich und ich bin versucht mir die Leine von seinem Halsband zu greifen, doch ich tue es nicht. Er wird mir auch so folgen. Ich sehe ihm deutlich an, dass ihm etwas auf der Zunge brennt. Ich frage mich, was es ist? Ich schaue ihn erwartungsvoll an und warte darauf, dass er mit der Sprache herausrückt.

„Master?“

Wieder dieses Wort und wieder verwirrt es mich. Es ist gewöhnungsbedürftig von ihm so genannt zu werden. Doch lieber so, als das er mich William oder Childe nennt. Ich frage mich nur, was er will und innerlich hoffe ich irgendwie, dass er etwas für sich erbittet und nicht wieder für das Mädchen. Doch glauben tu ich nicht daran.

„Was willst du?“ frage ich ihn schließlich schroff und ich sehe, wie er dabei zusammenzuckt. Was hat er erwartet? Dass ich ihm gegenüber lieb und nett wie ein braves Childe bin? Diese Zeiten sind längst vorbei.

Er senkt seinen Kopf und murmelt kaum verständlich seine Bitte: „Kann ich ihr etwas zu Essen und zu Trinken geben?“

Obwohl ich es hätte wissen müssen, dass er irgendetwas für die Kleine will, bin ich enttäuscht und es macht mich wieder wütend. Wie kommt es, dass er sich über dieses Mädchen so viele Gedanken macht? Als er uns damals verlassen hat, hat es ihn auch nicht gekümmert, was aus uns wird. Dieses Ding, von dem er nicht einmal ihren Namen kennt bedeutet ihm also mehr als seine Childer. Mehr als ich.

Doch was kümmert es mich überhaupt? Es sollte mir vollkommen egal sein. Wenn er meint, er müsse sich um die Kleine sorgen, dann soll er es tun. Mir ist es egal.

„Meinetwegen. Tu, was du nicht lassen kannst. Du kannst in der Küche nachsehen, ob du was für sie findest. Ich geb’ dir fünf Minuten, danach will ich dich unten bei mir haben.“

„Danke… Master.“

Ich seh’ ihm deutlich an, wie schwer es ihm fällt mich so zu nennen. Warum wehrt er sich nicht dagegen? Er steht vor mir und obwohl er körperlich größer ist als ich wirkt er klein und eingeschüchtert. Sein Kopf ist gesenkt. Er wagt es nicht mich anzusehen. Ich frage mich nur, was in ihm vorgeht. Ich frage mich nur wo sein Kampfgeist steckt. Ich frage mich wo sein Dämon steckt. Wie schafft diese Seele es, aus ihm so ein elendes und Mitleid erregendes Geschöpf zu machen?

Bevor mich erneut die Wut über diese verfluchte Seele packen kann, wende ich mich von ihm ab. Ich habe Hunger und will meine Leute dazu antreiben für mich jagen zu gehen. Außerdem brauche ich Ablenkung. Ich muss endlich ein paar klare Gedanken finden, bevor noch etwas tue, was ich später bereue.

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