Melanies FanficForum

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Velence
loving Lindsey


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New PostErstellt: 27.11.04, 19:45     Betreff: Re: Ficathon1b Antwort mit Zitat  

Spike nahm seine Tasse Blut aus der Mikrowelle. Fred spazierte an ihm vorbei zum Kühlschrank, holte sich etwas zu trinken heraus und ging damit zur Spüle rüber, um sich ein Glas aus dem Schrank zu holen. Der Blonde registrierte sie nur beiläufig und starrte die ganze Zeit Angel an, der über eine Zeitung gebeugt einen Artikel studierte.
„Hallooooo, Erde an Spike“, rief Fred ihn, während sie ihre Hand vor seinem Gesicht hin- und herschwenkte.
„Tagträumst du jetzt schon nachts?“, grinste sie ihn an.
„Nein“, murmelte er leicht verlegen und entzog sich schnell Angels Augenpaar, welches auf ihn gerichtet war. Stattdessen sah er in Freds freundlich, offenes Gesicht. „Ich habe nur nachgedacht.“ Spike warf nach diesem Satz einen Blick zu Angel, einen zynischen Kommentar erwartend.
Nichts.
Der Vampir hatte sich wieder seiner Zeitung gewidmet. Überhaupt hatte er mit ihm in dieser relativ ruhigen Nacht noch kein Wort gewechselt. Spike vermutete, dass sein Sire jede Konfrontation mit ihm mied.
„Worüber hast du nachgedacht?“, fragte Fred nun interessiert und lehnte sich erwartend gegen die Arbeitsplatte.
„Nichts Besonderes. Ich hatte da nur so eine Idee.“, erklärte er und schaute wieder die junge Frau an.
„Ich habe da so eine Vermutung, wo wir diesen Akra-Dämon finden können. Aber es ist nichts wirklich Konkretes. Ich denke, ich werde das mal eben auschecken.“ Er stellte seine kaum berührte Tasse ab und wollte schon losgehen. Einen Moment wartete er jedoch noch, um Angels Reaktion auszumachen, doch diese blieb vollkommen aus. Sein Sire starrte nur unentwegt weiter auf seine Zeitung, und Spike war sich sicher, dass sein Blick sich während der ganzen Zeit noch kein bisschen geändert hatte. Wahrscheinlich las er gar nicht, sondern wartete nur angespannt darauf, ob Spike ihn vielleicht auf gestern Nacht ansprechen würde.
„Sollte nicht besser jemand mitkommen?“, warf Fred besorgt ein und riss ihn somit wieder aus seinen Gedanken.
„Nehmen wir an, deine Annahme stimmt wirklich; du kannst ihn unmöglich allein bezwingen. Jemand sollte dich begleiten.“
„Wenn du etwas weißt, solltest du es sagen, Spike!“, mischte sich nun plötzlich Angel ein. Er ließ die Zeitung sinken und fixierte sein Childe beharrlich.
„Wir haben keine Zeit für Geheimniskrämerei. Mit dem Akra ist nicht zu spaßen! Fred ist ihm das erste Mal nur mit Mühe entkommen. Zum Glück konnten wir das Kind aus seinen Klauen retten. Aber davon weißt du ja nichts, da du nicht dabei warst! Jede Sekunde zählt. Also raus mit der Sprache.“
Spike spürte die Wut in sich aufkommen, weil Angel ihn niedermachte und dass auch noch vor Fred, die Ihn von der ganzen Crew wohl am ehesten mochte. Spike war sich sicher, dass es das für gestern Nacht war, als Rache dafür, dass er Angels kleines Geheimnis aufgedeckt hatte. Und jetzt wollte er ihn mit Drohung und Maßregelungen im Zaun halten. Danke auch! Wenn sie unter sich waren, würde er erst mal Klartext mit ihm reden. „Es war nur eine verdammte Idee“, grummelte der platinblonde Vampir verstimmt.
„Spike.“ Angel verdrehte die Augen.
„Es kann sehr wichtig sein“, redete nun auch Fred gut auf ihn ein. Sie berührte mit der Hand sanft seinen Arm. Sie hörte ihm zu, selbst als Geist hatte sie mit ihm geredet, während er für die anderen nicht mehr als eine nervige, körperlose Windböe war. Spike mochte Fred. Sie erinnerte ihn immer ein klein wenig an Joyce. Auch sie hatte ihm damals als Einzige zugehört, während Buffy, Xander und all die anderen Möchtegernhelden ihm ständig nur mit einem Pflock gedroht hatten, wenn er schon mal auf sie zugekommen war.
„Ja ja, dann kommt alle mit, bloody hell, ich erzähle es euch auf dem Weg“, murmelte der Blonde und drehte sich abmarschbereit um. „Kommt ihr?“, fragte er über seine Schulter. Fred folgte ihm.
„Ja ja heißt, leck mich am Arsch“, rief sein Sire ihnen laut nach. „Und nein, ich habe besseres zu tun.“, ergänzte Angel dann noch. „Ach?“, kommentierte Spike spitz mit frech hochgezogener Augebraue.

Fred und Spike verließen das Auto, um einen Rundgang um das Gebäude zu machen. Vor dem Krankenhaus plätscherte leise, aber stetig ein kleiner Springbrunnen. Die Vorderfront lag gut beleuchtet im Licht der Straßenlampen, während die Rückseite sehr düster war. Spike hatte sich an Ange’s Waffenschrank bedient und sich seinen Bihänder ausgeliehen. Fred lief neben ihm, sich immer wieder umsehend. Ihre Augen mussten sich an die Dunkelheit gewöhnen. Aufmerksam spitzte sie zum Ausgleich die Ohren und schaute sich nach jedem Rascheln um. Das Entbindungskrankenhaus war ein idealer Ort, um an blaue Augen zu kommen. Ein volles Haus mit frischgeborenen Menschenkindern und alle mit kristallklaren, blauen Augen. Außerdem hatte der Dämon das erste Mal hier in der Nähe zugeschlagen, so dass die Vermutung nahe lag, dass er irgendwo hier in der Gegend sein Versteck hatte.
Nachdem sie einmal rundherum gegangen waren, ließ der Blonde unzufrieden das Schwert sinken. Die schlanke Frau trat neben. Sie hatten das Gebiet sorgfältig sondiert, wie sie fand, und keine Spuren gefunden. Aber er hätte ja Recht haben können, ermunterte sie ihn. Fred schlug vor, in das Krankenhaus zu gehen und das Personal zu fragen, ob ihnen in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches aufgefallen sei. Spike sah sie daraufhin zwar mit hochgezogener Augenbraue an, da er sich absolut nicht vorstellen konnte, wie sie denn eine Krankenschwester nach einem riesigen Dämonen, der Babyaugen frisst, fragen sollten, aber er war sich sicher, dass Fred sich schon was einfallen lassen würde. Letztendlich stimmte er dann bei einem von Freds süßesten Lächeln zu und folgte ihr, wenn auch etwas mürrisch.

*~~*~~*~~*

„Ich wollte mit dir reden.“ Seine Hand lag zum Klopfen auf der Holztür, während er im Rahmen stehen blieb.
„Schon wieder? Wegen dem Büro? Dann kannst du gleich wieder gehen!“ Angel ächzte. Sein Childe konnte wirklich enervierend sein. Er lehnte sich in seinem Ledersessel zurück, der leicht nachgab. Seine Hände faltete er hinter dem Kopf und sah sein Childe geringschätzig an.
„Kommt da jetzt noch was, oder worauf wartest du? Ich habe übrigens gehört, dass die Idee eine Sackgasse war. Fred hat mir von eurer gestrigen Aktion erzählt. Ich hatte eigentlich auch nichts erwartet.“ Er lächelte falsch.
„Du bist richtig ekelig! Ist dir das überhaupt mal aufgefallen? Die anderen scheinen das einfach zu übergehen, sie kennen dich wohl schon gar nicht mehr anders. Vielleicht liegt es aber auch an der Firma. Diese widerwärtigen Anwälte korrumpieren irgendwann scheinbar jeden. Wie konntest du dich überhaupt auf so einen Pakt mit dem Teufel eingehen? Das ist doch zum Kopf-gegen-die-Wand-schlagen! Oder bist du zu mir lediglich extrem fies?“, wetterte Spike, dem Angels ‚Angepisst-Sein’, wenn er auf sein Childe traf, schon lange nicht mehr schmeckte. Er stieß sich vom Türrahmen ab, um auf ihn zuzugehen. Vor dem Schreibtisch verharrte er und stützte demonstrativ seine Hände darauf ab. Wütend funkelte er ihn an, während sein Gegenüber nach wie vor gelassen blieb.
„Seit wann interessiert dich das? Seit wann kümmert es dich, ob ich dich schlecht behandle? Das solltest du doch gewöhnt sein“, antwortete Angel mit dem arrogantesten Grinsen, dass Spike je gesehen hatte.
Mit einem Fuß stieß sich der dunkelhaarige Vampir leicht am Teppich ab, so dass sich der Stuhl ein wenig nach links bewegte. Er blinzelte sein Childe überlegen an.
„Von Angelus vielleicht. Aber stimmt, die Version mit Seele ist auch nicht besser. Ich frage mich immer mehr, warum du überhaupt eine Seele hast, da es dir offensichtlich egal ist, wie du deine Freunde behandelst. Du bist verdammt ruppig und abweisend – und nicht nur zu mir! Was ist LOS?“, wollte Spike zornig von seinem Sire wissen und seine blauen Augen funkelten vor Wut. Jedoch machte es Angel nicht allzu viel aus.
„Bist du jetzt unter die Psychoanalytiker gegangen?“, witzelte dieser lediglich.
„Es gibt keinen Unterschied zwischen Angel und Angelus. Alles bloß Namen, die ein- und dasselbe bedeuten. Nämlich Egoismus, Grausamkeit und Arroganz. Seele, aber kein Herz. Eine Seele bedeutet noch lange nicht, dass man automatisch rechtschaffend und nobel ist. Und dass hast du verlernt oder warst es niemals und hast allen nur etwas vorgespielt.“ Spike stieß sich vom Schreibtisch ab, wandte sich halb um und schaute Richtung Tür.
„Halt’s Maul“, fauchte Angel plötzlich und seine Lippen wurden zu einem schmalen, blassen Strich.
Da hatte er augenscheinlich einen wunden Punkt getroffen.
„Du weißt nichts von meiner Seele! Du hast keine Ahnung, was in mir vorgeht! Nicht den blassten Schimmer. Du weißt nicht, was ich denke und fühle! Und jetzt hau endlich ab!“ Seine Worte überschlugen sich fast, am Ende schrie er gar. Spike sah, wie Angel um seine Rage kämpfte, doch da beruhigte sich der dunkelhaarige Mann wieder.
„Ich habe zu tun.“ Er sortierte seinen Aktenberg neu, wenn auch sehr fahrig und ignorierte Spike. Er tat so, als wäre sein Childe nicht da. Luft. Mehr nicht.
Mit einem letzten irritierten Blick verschwand der Blonde anstandslos aus dem Büro.
„Es hat keinen Zweck. Warum bin ich eigentlich hier? Ich bin nicht mehr mit diesem abgefuckten Amulett an Wolfram & Hart gebunden. Ich schulde niemandem etwas. Ich habe die ganze verfluchte Welt gerettet. Für nichts und wieder nichts. Und wie wird es mir gedankt? Man schickt mich zu dem größten Idioten auf Erden...“, grummelte Spike beim Hinausgehen, noch auf dem Flur.

Als er die blonde Nervsäge nicht mehr hörte, seufzte Angel laut und sackte tiefer in seinen Chefsessel. Er schloss die Lider und legte den Kopf soweit wie möglich in den Nacken. Seine Mundwinkel schienen wie automatisch nach unten zu fallen, was seinem Gesicht einen betrübten Eindruck verlieh. Er atmete tief durch.
Seine linke Hand zitterte. Er hob sie, um sie näher betrachten zu können, blinzelte ein paar Male.
Hand. Finger. Zittern.
Er nahm seine Rechte zur Hilfe und beendete es.

*~~*~~*~~*

Immer noch aufgebracht stapfte der Vampir durch das Foyer von Wolfram & Hart. Er achtete auf nichts und niemanden, während er im aggressiven Selbstgespräch seine Wut zum Ausdruck brachte.
Spike war so sehr mit seinem Wutanfall beschäftigt, dass er nicht mitbekam, wie sich ihm jemand näherte und schließlich mit ihm zusammenprallte.
Erschrocken blickte der blonde Vampir auf: „Shit!“, fluchte er erst einmal, bevor er ein Sorry hervorbrachte.
„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte Wesley mit einem belustigten Grinsen. Es sah jedoch etwas angekämpft aus. Die letzten Tage waren hart für das ganze Team gewesen, sie hatten oft bis in die frühen Morgenstunden arbeiten müssen. „Aber gut dass du gerade hier bist, ich brauche deine Hilfe. Allein schaffe ich es heute nicht mehr.“ Er packte den verwirrten Vampir sanft am Arm und zog ihn mit sich.
„Kannst du nicht jemanden anders für was auch immer du vorhast nehmen?“, murrte Spike, nachdem ihm klar wurde, dass es sich mit Sicherheit um irgendwelche Recherche, sprich Bücher wälzen, handelte, trotzdem machte er keine großen Anstalten sich gegen das Mitschleifen zu wehren. Darauf hatte er jetzt absolut keine Lust, eigentlich hatte er das noch nie, nicht mal zu Sunnydale-Zeiten. Das ist die Aufgabe der Wächter und ihrer Kiddies. „Was ist mit Fred oder Gunn? Kannst du die nicht fragen? Oder den Boss höchstpersönlich?“, versuchte es der blonde Vampir hoffnungsvoll.
„Fred und Gunn haben Streit, die sind schon fort, es ausdiskutieren“, erklärte der ehemalige Wächter beiläufig, wobei er den letzten Teil spitz betonte. Er blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Angel hat eine Mitternachtssitzung mit ein paar Vertretern der Kanzlei und zwei Dämonen. Ich hätte ja auch Harm fragen können, aber du bist mir über den Weg gelaufen, also Pech gehabt.“ Wes grinste ihn müde an. Durch die Brillengläser sah ihn ein verschlafenes Augenpaar an. „Außerdem bist du mir tausendmal lieber als diese nervige Stechmücke von Vampir. Und du gehörst zur Angel Investigations Crew und -“
„Das sieht Angel anders!“, platzte Blondie entschieden dazwischen, doch Wes ließ sich nicht beirren. Noch ein Wort, noch eins über seinen verdammten Sire und er würde das nächste Fenster mit der Faust einschlagen. Zornig ballte er seine Hand und versuchte innerlich wieder zur Ruhe zu kommen. Wesley konnte ja schließlich nichts dafür.
„Sag mir mal, wo das Geld für dein Appartement herkommt? Dein Whisky? Die Zigarren? Es wird Zeit, dass du mitarbeitest, in dem Punkt hat Angel vollkommen recht.“
Spike verdrehte genervt die Augen und biss sich auf die Zähne.
„Du könntest schon was Nützliches machen, wenn du eh immer hier rumhängst. Schön und gut, wenn du bei der Jagd hilfst, das ist jedoch nicht alles, was es hier zu tun gibt.“ Spike wollte erst protestieren, verzog das Gesicht mürrisch und knurrte leise, aber schließlich musste er einsehen, dass der Mann Recht hatte. So schlimm konnte es nicht werden. Und wenn doch, würde er immer noch einen Weg finden, sich vor der Arbeit zu drücken, oder zumindest so zu tun, als würde er etwas machen. Wesley ist viel überzeugender als Angel, überlegte er. Seufzend schloss er kurz die Augen und machte mit der offenen Hand eine Bewegung, die der einstige Wächter als Einverständnis aufnahm und voranging.

So schrecklich, wie Spike befürchtet hatte, wurde es dann doch nicht. Wenigstens kein Bücherwälzen. Dafür musste er etliche Zauberutensilien für einen Exorzismus zusammensuchen. Ein kleiner, feiner und dennoch wichtiger Auftrag. Nachdem sie das erledigt hatten, mussten sie nur noch die Austreibung durchführen. Spike stellte sich etwas dämlich an, doch dank Wesleys Professionalität konnten sie den Auftrag zu der Zufriedenheit des Kunden erledigen. Ohne den zweiten Mann hätte der Wächter es allerdings auch nicht geschafft und Angel Investigations hätten die Aktion um einen weiteren Tag verschieben müssen.
Gemeinsam verließen die beiden das Haus. Zur Freude des Vampirs hatte er Wes überzeugen können, mit dessen Maschine zu fahren; wenn er noch weiterredete, könnte er ihn vielleicht sogar noch überzeugen, ihn auch mal damit fahren zu lassen. Er sah sich gespielt besorgt nach seinem Begleiter um.
„Hey Wes, du bist sicher schon müde. Du siehst ziemlich schläfrig aus, deine Äuglein fallen dir gleich zu. Was meinst, soll ich nicht besser fahren?“, versuchte er es.
„Du grinst zu breit, Spike“, lächelte Wes wissend. Doch letztendlich gab er aufgrund von Spikes sehr gelungenen Dackelblick nach.
„Meinetwegen.“ Er hielt ihm sein Schlüsselbund entgegen. Der Vampir griff danach und schwang sich auf das Traumgefährt. „Worauf wartest du?“, fragte er Wes keck.
„Helm! “, mahnte dieser nur, ehe er sich mit Helm hinter Spike auf sein Motorrad setzte.

Sie waren schon eine Weile durch die Gegend gedüst, als Wes in Spikes Taille kniff. Der Vampir fuhr definitiv weder zu Wolfram & Hart noch zu seinem Zuhause, allerdings er ließ sich auch nicht von Wes’ offensichtlichen Zeichen stören und lächelte nur selig vor sich hin. Mit Vergnügen legte er sich extra weit in die nächste Kurve. Das war der Himmel auf Erden!
Nach einer geschlagenen Ewigkeit hielt Spike endlich auf einem Parkplatz vor einer Kneipe an. Aufgebracht stieg Wesley ab, setzte den Helm ab und fauchte den Vampir an: „Was soll das? Ich will nach Hause. Wo zur Hölle sind wir?“
„Bleib ganz ruhig. Ich lade dich zu einem Drink ein. Als Entschädigung sozusagen. Wie wäre das?“, schlug Spike im lockeren Ton vor, während er die Maschine abstellte.
„Ich will nach Hause!“, wiederholte Wesley genervt. „Ich bin wirklich müde und morgen müssen wir alle wieder früh raus. Ich habe keine Lust. Gib mir den Schlüssel und ich fahre allein. Du kannst dir ein Taxi nehmen, wenn du unbedingt was trinken willst.“ Er hielt die Hand fordernd auf.
„Nur einen. Oder zwei. Ich verspreche, dass ich zahle!“ Er streckte seinen rechten Arm in die Luft und hob die Hand zum Schwur, was allerdings eher nach dem Peace-Zeichen aussah.
„Du hast eigentlich keine Wahl“, grinste der blonde Vampir siegessicher,
„ich habe die Schlüssel und das Geld. Und darf ich dich daran erinnern, dass ich ein sehr gefährlicher Meistervampir bin! Du solltest mich auf keinen Fall unterschätzen. Es gibt nicht nur Angelus, die Möchtegern-Geißel Europas!“, grinste er und entblößte seine Eckzähne, über die er mit seiner fleischigen Zunge fuhr.
„Gut“, antwortete Wesley mit einem erschöpften Seufzer. „Aber nur einen Scotch! Versprochen?“ Er sah den Vampir noch mal warnend an, und als dieser dann, wenn auch etwas unglaubwürdig, nickte, folgte der Brite ihm jetzt schon fast schlafend in die Kneipe.

Letztendlich wurden es dann doch ein paar mehr Getränke, als Spike anfangs behauptet hatte. Doch der Vampir hatte sein Versprechen natürlich der Ehre wegen nicht gebrochen und zahlte anständig Drink für Drink.
Er musste feststellen, dass Wesley und er sich recht gut verstanden, auch was die Wahl der ‚Flüssigkeiten’ betraf. Sie verstanden sich wirklich blendend, ganz anders als der blonde Mann anfangs erwartet hatte. Sie konnten sogar über die selben Witze lachen, und das obwohl sonst eigentlich kaum jemand Spikes Humor nachempfinden konnte.
Alles in allem war es ein wirklich gelungener und lustiger Abend, von dem Beide wahrheitsgemäß behaupten konnten, dass er ganz nach ihren Geschmack war.
Im Laufe der Nacht jedoch wurde Wesleys Stimmung schlechter.
Entgegen Spikes Erwartungen, dass er vielleicht durch ein kleines Bierchen wieder heiterer wurde, sank die Laune des Wächters nur stetig weiter in den Keller.
Nun begann Wes von Fred zu erzählen und es wurde immer deutlicher, dass er sehr in sie verliebt war – was ja eigentlich schon so ziemlich jeder wusste.
Noch vor einer Weile hatte Spike immer breit grinsen müssen, wenn Wesleys Blick partout nicht von Freds schlankem Körper weichen konnte, doch nun, nachdem er von dem Briten gehört hatte, wie schlimm es ihm wirklich ging, verging dem Vampir das Lachen ziemlich schnell. Denn Wesleys Liebesleid erinnerte ihn nur allzu schmerzhaft an seine ebenfalls unerwiderte Liebe zu Buffy. Er wusste wie es war, zu lieben, aber nicht geliebt zu werden – so sehr man sich auch anstrengte.
Spike wendete betrübt seinen Blick von seinem Gegenüber und sah stattdessen in sein Glas. Aus dem Handgelenk heraus schwenkte er es ein wenig über dem Tisch hin und her. Eigentlich hatte er keinen Durst mehr. Seine Wut war längst verrauscht, dafür hatte sie der schlechten Stimmung von Wesley Platz gemacht.
Wesley, der nun anscheinend genug von dem Thema Fred für heute Nacht hatte, begann plötzlich von der Firma zu erzählen. Und so kam ein zum anderen. Irgendwie landeten sie dann auch bei Angel. Blondie wurde wieder munter, allein weil er sich über seinen Sire so aufregen konnte.
„Ich sag dir“, begann Spike mit blitzenden Augen, „ich könnt mich den ganzen Tag nur“, notgedrungen musste der Vampir eine Pause machen, da er durch sein wütendes Händegefuchtel sein Bierglas umgekippt hatte, „und natürlich auch die Nacht“, ergänzte er dann mit zusammengekniffen Lippen, als das Getränk seine Hose hinablief, „jedenfalls könnt ich mich ständig und immer über ihn aufregen! Ist doch wirklich nicht auszuhalten, so beschissen wie der drauf ist! Versaut einem doch echt den ganzen Tag, und das wo er doch weiß, dass ich den Tag sowieso nicht so recht leiden kann!“
Er sah Wesley an, als ob er hoffte, dass dieser ein paar tröstende Worte für ihn hatte.
Allerdings trat der Fall nicht ein.
Unablässig erteilte der Ex–Wächter ihm Ratschläge, wie er denn am Besten mit einem schlecht gelaunten Angel umgehen sollte. Spike fühlte sich schon fast wie in einer Talkshow. Thema: „So behandeln sie einen in die Jahre kommenden Sire!“
„Ich spreche aus Erfahrung, Spike, schließlich kenn ich ihn schon eine Weile“, unterstützte der Brite seine Tipps.
Doch dies tat sein Gegenüber mit einer laschen Handbewegung, die nun knapp das Glas von Wes schleifte, ab.
„Ach komm schon, Wes! Erzähl mir nicht du würdest ihn eine Weile kennen! Wenn ihn jemand eine Weile kennt, dann wohl ich!“ In dem Fall musste Wesley Spike wohl Recht geben. Aber das bewegte den Briten ganz und gar nicht dazu, seine Verteidigung für Angel aufzugeben.
“Spike, du weißt doch, Angel geht es momentan auch nicht so gut. Die Zeiten werden härter für ihn, er hat viel mehr zu tun und außerdem…“
Doch Spike unterbrach ihn energisch. Es interessierte ihn keineswegs, was außerdem noch war. Alles was er wollte, war seine Ruhe vor einem Sire, der beinahe wie eine Frau während ihrer Tage drauf war, und vor einem ehemaligen Wächter, der wohl immer noch der Meinung war, sich am Besten mit den Blutsaugern auszukennen.
Für ihn war die Nacht nun endgültig gelaufen. Überall hin, wo er auch war, verfolgte ihn das Thema Angel. Langsam wurde es ihm richtig leidig. Als Wesley gerade wieder zu einem seiner beliebten „Psycho–Tipps“ ansetzte, knallte Spike, wutentbrannt sein fast leeres Glas auf den Tisch.
Es gab ein lauter Rumpeln und der letzte Schluck schwappte über und machte sich als Pfütze auf dem runden Tisch selbstständig.
„Lass es! Ich will nichts mehr hören!“, fluchte er lautstark, und einige Gäste drehten sich interessiert zu ihm um.
Spike hoffte, Wesleys Redeschwall nun endlich gebrochen zu haben – falsch gedacht.
„Du musst Angel verstehen!“, redete der Brite unbeirrt weiter, „er hat eine schwere Zeit hinter sich. Cordelia ist gestorben und es hat ihn mehr getroffen, als er zugeben mag. Mit ihr ist ein Teil des Teams verschwunden, und damit auch ihre Mentalität.“ Der Brite stockte mitten in seiner Rede, und so wie Soike vermutete, musste er erst mal wieder seine Stimme zurückerlangen. Denn er konnte einen Tränenschimmer in Wesleys Augen erkennen, und wahrscheinlich hatte der Wächter auch einen riesigen Kloß im Hals.
Und mit einem Mal schwand Spikes Ärger. Er wusste nur zu gut, wie es ist, eine gute Freundin an den Himmel zu verlieren.
„Angel hat sie geliebt, wirklich geliebt“, erklärte Wesley.
Er hing auf dem dreckigen Tisch, weit nach vorn gebeugt, damit Spike alles genau verstehen konnte, obwohl es bei dem Vampirgehör gar nicht nötig war. Es sprach langsam und leise aufgrund der Alkoholmenge, dennoch waren seine Worte klar und seine Betonung eindeutig.
Spike ließ den Redeschwall über sich ergehen und hoffte, dass, wenn er ihn nicht unterbrach, er bald von allein aufhören würde.
„Und die Sache mit Wolfram & Hart macht es für ihn auch nicht gerade leichter. Wenn du ihn dir mal genau ansiehst, wird dir auffallen, wie sehr ihm diese Entscheidung zu schaffen macht. Er ist sich sehr wohl bewusst, was er getan hat und hadert damit, ob es richtig war. Richtig, sich in die Hände des Feindes zu geben. Er hilft kaltherzigen und gefährlichen Dämonen und dessen ebenso abgekühlten Anwälten und trotzdem kämpft er weiter für das Gute. Er gibt nicht auf. Siehst du das denn nicht?“
Eindringlich blickte Wesley Spike an.
Der Vampir hatte nun die Arme vor der Brust verschränkt und grummelte vor sich hin.
Aber ein kleiner, wirklich ganz kleiner Teil seiner Seele musste dem Briten Recht geben.
Deshalb entschied der Vampir, Wesley nun mal von seinen Sorgen zu berichten.
„Er scheint mir aber auch immer weiter abzukühlen“, sagte er nach einer Weile. „Er ist grob und leicht reizbar, außerdem grübelt er verdammt viel, aber das hat Angel ja schon immer gemacht. Macht es dir nichts aus, dass er manchmal so aggressiv reagiert?“, wollte Spike energisch von seinem Gegenüber wissen, doch als dieser mit einem etwas misstrauischen Blick zu einem neuen Satz ansetzte, fiel Spike ein, dass dem Wächter sicherlich aufgefallen war, dass er sich vielleicht etwas zu sehr über Angel aufregte. Daher entschied er einfach weiterzureden.
„Was hältst du eigentlich von seinem kleinen Abenteuern?“, lenkte er deshalb von sich ab, um jetzt nicht seine Gefühle gegenüber Angel analysieren zu müssen. Ihre Beziehung war komplex genug, schließlich kannten sie einander seit über hundert Jahren mit Unterbrechungen.
„Abenteuern?“ Wes verstand nicht.
„Vergiss es, ich habe nichts gesagt.“ Er wollte nicht erzählen, wo seinen Sire am Freitag hin verfolgt hatte...
Der ehemalige Wächter machte, anscheinend nicht weiter interessiert an Angels Abenteuern, da weitermachte, wo er geendet hatte.
„Ich kann ihn verstehen. Wenn ich der Boss wäre, wäre ich sehr frustriert. Aber Angel ist stark, wir müssen nur ein wenig Rücksicht nehmen. Er hat es nicht einfach, wir alle nicht“, meinte Wesley.
Seine eigene kleine Ansprache hatte ihn noch mehr deprimiert, auch wenn er versucht hatte, positiv zu klingen, erkannte er doch genau, was sie mit Wolfram & Hart für einen Hausdrachen hatten. Er seufzte schwach und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er brauchte Schlaf.
Der Blonde schwieg. Er betrachtete seinen Begleiter ausgiebig, dem fast die Augen zufielen. Endlich sagte er, dass sie sich wohl besser auf den Heimweg machen sollten. Er zahlte und half Wesley auf die Beine.
„Danke“, hauchte der Mann neben ihm erschöpft, während Spike ihn stützte.
Rasch setzten sie sich auf Wesleys Motorrad (Spike durfte übrigens fahren) und fuhren auf schnellstem Weg in Richtung nach Hause.
Die frische, kalte Nachtluft tat beiden gut.
Spike brachte Wesley in seine Wohnung, wo er sich dann schließlich von dem nun schon halb schlafenden Wächter verabschiedete.
Gerade wollte Spike hinaus gehen, als Wesley ihm leise nachrief: „Und denk noch mal über meine Worte nach.“
Spike erwiderte nichts, denn er dachte schon darüber nach. Ohne ein weiteres Wort verschwand der blonde Vampir und fuhr dann weiter zu seinem Appartement. Während der Fahrt überlegte er. Wesley hatte ihn tatsächlich zum Nachdenken gebracht.

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