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Veränderungen

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Cimmeria
blutjunger Vampir


Beiträge: 170
Ort: Berlin



New PostErstellt: 14.05.07, 22:46  Betreff: Veränderungen  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Hey, ist hier noch irgendwer? Oder knabbert ihr alle verzweifelt an eurer Tastatur auf der Jagd nach Ideen? (früher hat man ja dafür Bleistifte genommen, aber Vampire reagieren wahrscheinlich allergisch auf soviel Holz *g*)
Holt eure Musen aus dem Urlaub zurück, mir geht der Lesestoff aus.
LG Cimmeria


Autor: Cimmeria
Titel: Veränderungen
Altersfreigabe: ab 18
Teil: 1/?
Inhalt: Angel und Spike sind aus Rom zurück. Und alles ist wie immer. Wirklich? Fortsetzung zu "Carpe Noctem"
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Angel/Spike
Disclaimer: Sie gehören noch immer Joss: Leider...

„Wir landen in wenigen Minuten in Los Angeles.“
Die Ansage des Piloten weckte Angel.
Schnell sah er zu Spike hinüber, der zusammengerollt wie eine Katze auf seinem Sitz lag und schlief.
Ein zärtliches Lächeln huschte über Angels Gesicht.
Am liebsten wäre er zu ihm gegangen und hätte ihn mit einem Kuss geweckt, aber er wusste, dass er das nicht tun konnte. Spike würde es als Schwäche auslegen und sich über ihn lustig machen.
Was immer zwischen ihnen war, nach jener denkwürdigen Nacht in Rom, mit Liebe hatte es nichts zu tun.
Es ging nur um Sex.

Unter fast geschlossenen Lidern beobachtete Spike seinen Sire. Seine langen Wimpern verbargen, dass er die Augen einen Spalt weit offen hatte und nur so tat, als ob er noch schlief.
‚Komm her’, dachte er beschwörend, ‚wir haben noch etwas Zeit. Und wenn wir uns beeilen…’
Die Erregung, die schon beim Aufwachen da gewesen war verstärkte sich noch, als er sich vorstellte, wie sich Angel über ihn beugen, ihn küssen und die Hand in seine engen Jeans schieben würde.
Ob er wohl wieder etwas nachhelfen sollte, damit Angel kapierte, was er wollte?
Spike grinste verstohlen. Dann entschloss er sich, es bleiben zu lassen. Und die Vorfreude noch etwas länger zu genießen.
Schreibtisch, linke Schublade, rief er sich ins Gedächtnis.
Wenn er Angel zehn Minuten gab, seine Post durchzusehen und weitere zehn Minuten, um sich bei jedem anzuhören, was während seiner Abwesenheit vorgefallen war, würde es rund eine Stunde dauern, bis er in seiner Wohnung aufkreuzte.
Gut, er hatte Harmony vergessen. Gedanklich erweitert er den Zeitahmen um eine halbe Stunde. Harmonys Gequassel zu entkommen war selbst ihm nur höchst selten gelungen.
Dann würde er es sich eben solange allein in Angels Bett gemütlich machen.

Angel seufzte leise, bevor er zu Spike hinüber ging. Seine Hand schwebte einen Moment über der Wange des blonden Vampirs, er berührt ihn sacht mit den Fingerspitzen.
Wenn Spike doch nur etwas für ihn empfinden würde, etwas, das über Verlangen hinausging. Natürlich, er war ein Vampir, seine „Interessen“ beschränkten sich auf jagen und töten. Und eventuell noch schnellen Sex.
Aber inzwischen hatte er doch eine Seele, sie beide hatten eine Seele. Und damit etwas zurück gewonnen, das für sie eigentlich nicht vorgesehen war: Menschlichkeit. Mit all ihren Stärken und Schwächen.
Und damit war er wieder bei etwas, das er bei seinem Childe nie zeigen durfte: Schwäche!
Die ursprünglich zärtliche Berührung verkehrt sich ins Gegenteil. Er streichelte Spike nicht, sondern schlug ihm hart ins Gesicht. „Aufwachen!“
Spike knurrte. Der Schlag schmerzte nicht, aber er hatte ihn nicht erwartet und sich daher erschreckt.
Angel sah ihn gleichgültig an. „Wir landen gleich.“
„Kannst du das auch freundlicher sagen?“
Angel grinste nur. „Kann schon, will aber nicht.“
Er ging zu seinem Platz zurück. Spike sah ihm bedauernd hinterher.
„Klar doch, Pet, warum einfach wenn es auch kompliziert geht“, meinte er dann.
Angel schnellte herum. „Mach das nie wieder!“
„Was“, fragte Spike unschuldig zurück, obwohl er es ganz genau wusste.
„Mich mit irgendwelchen Kosenamen anreden!“
„Gefällt dir Pet nicht?“ Spike konnte es einfach nicht lassen.
Angel war mit einem Satz wieder bei ihm und legte ihm die Hand um die Kehle. Spikes Grinsen war etwas verzerrt, trotzdem amüsiert.
„Mach das nie wieder!“, wiederholte Angel gefährlich ruhig. „Sonst…“
„Sonst was?“, krächzte Spike, während sich seine Hände zu Angels Hose vortasteten.
„Oh, sag mal, kann es sein, das du einen Steifen hast?“ Er presste eine Hand fest gegen die Wölbung.
Angel wusste selber, dass er Spike am besten sofort loslassen und soviel Abstand wie möglich zwischen ihn und sich bringen sollte.
Das half aber wenig gegen den Film, der in Sekundenschnelle in seinem Kopf ablief: Spike, der vor ihm kniete, seine Hand, die in den platinblonden Haaren wühlt, die stöhnenden Laute, die Spannung, die sich in seinen Lenden aufbaute.
Wir können nicht“, flüsterte er heiser, „die Zeit reicht nicht…“
Verwirrt ließ er Spike los. Der zog ihn blitzschnell zu sich herunter und drückte ihm einen verheißungsvollen Kuss auf die Lippen.
„Später, Pet“, flüsterte er zurück. Und diesmal beschwerte sich Angel nicht über den Kosenamen.

Wie erwartet wurde Angel in Beschlag genommen, kaum dass sie den Fahrstuhl verlassen hatten.
Harmony war die Erste, wurde aber gleich darauf von Wesley und Gunn verdrängt, die aus ihrem Büros schossen wie aus Startlöchern.
Spike sah einen Moment grinsend zu, wie Angel hilflos den Fragen ausgesetzt war, die auf ihn niederprasselten.
Dann verzog er sich unbeachtet in Angels Büro, um sich dessen Ersatzschlüssel zu holen. Wie Angel gesagt hatte, lag er in der Schreibtischschublade.
Spike ließ ihn einen Moment vom Finger baumeln, dann steckte er ihn in die Tasche. Gerade noch rechtzeitig, bevor Angel herein stürmte, gefolgt von Lorne, der ohne Punkt und Komma redete.
„Raus hier!“
Angel ließ sich in seinen Stuhl fallen und legte die Hände an die Schläfen.
„Und jetzt noch einmal von vorne und langsam bitte“, sagte er zu Lorne. „Ich habe nicht mal die Hälfte verstanden.“
Lorne unterbrach seinen Redeschwall kurz, um Spike zu begrüßen und ihn zu fragen, wir es ihm in Rom gefallen habe, aber Angel schickte ihn mit einer ungeduldigen Geste hinaus.
Das heißt, er versuchte es.
Spike machte es sich ungerührt in seinem Lieblingssessel bequem und kramte seine Zigaretten hervor.
„Raus!“, wiederholte Angel und unterstrich seine Aufforderung mit einer deutlichen Handbewegung.
„Das sagtest du bereits“, erwiderte Spike gleichmütig.
Der Schlüsselbund in der Tasche drückte ihn und er zog ihn heraus, wobei er Angel spöttisch ansah. Gespannt wartete er, wie sein Sire reagierte.
Angels Augen wurden einen Moment groß, dann verengten sie sich zu schmalen Schlitzen.
„Darüber reden wir noch“, knurrte er.
Lorne sah erstaunt von ihm zu Spike und wieder zu Angel. Er hatte das Gefühl, etwas Entscheidendes verpasst zu haben. Aber bevor er etwas sagen konnte, stürmten Gunn und Wesley herein, beide mit Aktenordnern bewaffnet, die sie Angel auf den Tisch knallten.
Der seufzte gequält.
„Hat das nicht Zeit bis… morgen?“, fragte er vorsichtig.
Einhelliges Kopfschütteln war die Antwort.
Spike feixte. „Wie’s aussieht haben sie dich ungemein vermisst.“
Das brachte ihn wieder in Angels Bewusstsein.
„Dich hat hier niemand vermisst. Und dich wird auch in Zukunft niemand vermissen. Verschwinde!“
In dem Gefühl, das jetzt der langweilige Teil begann, war Spike tatsächlich bereit, zu gehen, aber ausgerechnet Gunn hielt ihn auf.
„Warte, wir müssen mit euch beiden reden“, sagte er schnell. „Es gibt da einige… ähm, Unregelmäßigkeiten, die geklärt werden sollten.“
Die Vampire sahen ihn an, Angel fragend, Spike eher gelangweilt.
Gunn wechselte einen kurzen Blick mit Wesley. „Der Kopf des Capo… seinen Clan ist zu Ohren gekommen, das er nicht immer mit der nötigen Ehrerbietung behandelt wurde. Und sie machen Wolfram & Hart dafür verantwortlich!“

Betretenes Schweigen folgte.
„Ich komme später noch mal vorbei“, sagte Lorne schließlich, „wenn die Inquisition fertig ist.“
„Was genau ist denen denn zu Ohren gekommen?“, fragte Angel endlich vorsichtig.
Auch Spike hatte seine lässige Haltung aufgegeben. Die Zigaretten lagen unbeachtet auf der Sessellehne, während er sich gespannt vorbeugte.
„Das wüssten wir gerne von euch“, sagte Wesley.
Angel und Spike wechselten völlig unbewusst einen Blick. Automatisch stellten sie sich darauf ein, Seite an Seite zu kämpfen.
„Wir waren in Rom, haben diesen dämlichen Kopf abgeholt und hierher geschafft“, fasste Angel in einem Satz zusammen. Was sonst noch war ging keinen was an.
Spike nickte zustimmend. „Darum waren wir schließlich da.“
Wesley runzelte die Stirn. Nicht nur, das diese Zusammenfassung recht dürftig war, Spike hatte Angel nicht widersprochen, ganz im Gegenteil.
Da er aber im Allgemeinen anderer Meinung war – und wenn nur aus Opportunismus – war das ein sicheres Zeichen, das nicht alles so glatt gegangen war, wie die Vampire behaupteten.
„Und warum ist der Kopf dann von Wolfram & Hart, Rom, geschickt worden? Per Kurier?“ Die rätselhaften fünf Ledermäntel für Spike erwähnte er erst einmal nicht.
Wieder wechselten die Vampire einen schnellen Blick.
„Warum nicht die guten Beziehungen zu anderen Niederlassungen pflegen?“, entgegnete Angel dann gleichmütig. „Sie haben uns ihre Hilfe angeboten. Und wir haben angenommen.“
„Einfach so?“, wunderte sich Gunn. „Woher wussten die überhaupt, dass ihr in Rom seid?“
Wieder tauschten die Vampire einen schnellen Blick, bevor Angel sich an Gunn wandte.
„Was wird das, ein Verhör?“, fragte er ärgerlich. „Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, wie ich meine Arbeit zu machen habe. Von niemand!“, fügte er nachdrücklich hinzu.
„Stimmt. Immerhin ist er der Boss.“ Spike ließ seine Augen kurz gelb aufblitzen um Wesley und Gunn daran zu erinnern, mit wem sie es zu tun hatten.
„Und auf deine Hilfe kann ich verzichten“, fuhr ihn Angel daraufhin an. „Überhaupt, was machst du noch hier? Verschwinde endlich aus meinem Büro!“
Spikes Augen weiteten sich überrascht, dann presste er die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
„Reg dich nicht auf“, sagte er und steckte seine Zigaretten ein, „das ist mir sowieso zu blöd, solche Fragen zu beantworten. Gibt es in Zukunft nach jedem Einsatz eine „was hätten wir besser machen können?“ Analyse? Wenn mal wieder der Weltuntergang ansteht ist es egal, wie man ihn verhindert. Entweder es klappt, oder man hat die Ewigkeit Zeit darüber nachzudenken, was falsch war. Leider hat man dann aber keine Gelegenheit mehr, es beim nächsten Mal anders zu machen.“
Immer noch wütend über Angels schroffe Haltung ihm gegenüber knallte er die Tür hinter sich zu.
Angel lehnte sich aufatmend zurück. Jetzt bestand keine Gefahr mehr, dass Spike unabsichtlich mehr von ihrem Rom-Abenteuer verriet, als jemand wissen durfte.
Er lächelte Wesley an. „Ich wusste, das auch rivalisierende Gruppen auf den Kopf scharf waren. Und nicht zu vergessen der Ewige, der uns den Kopf natürlich auch liebend gerne abgejagt hätte. Und daher“, sein Blick glitt zu Gunn, „habe ich mich der Hilfe der römischen Niederlassung bedient. Während alle hinter mir, uns, her waren, konnte der Kopf still und heimlich hergeschafft werden.“
Gunn nickte und stand auf.
„Ich werde dem Dämonenclan mitteilen, das ihr seinen Capo mit dem größtmöglichen Respekt behandelt habt.“ Er zog einen der Aktenordner, die er mitgebracht hatte, zu sich heran. „Während du weg warst gab es Probleme mit einer Gruppe Vampire in einem Lagerhaus am Hafen. Aber das ist erledigt.“
Angel nickte zustimmend und sah Wesley fragend an, der nachdenklich an seiner Unterlippe kaute. „Was hast du da?“ Er wies mit dem Kinn auf Wesleys Unterlagen.
„Ach, nichts wichtiges, nur einige Übersetzungen, die du bei Gelegenheit lesen solltest“, sagte Wesley abwesend.
„Wenn ich Zeit habe“, versprach Angel und schob den Stapel an den Rand.
Er sah hinter den beiden her, als sie sein Büro verließen, bevor er bei Harmony eine Tasse Blut bestellte.
Alles war wie immer. Na ja, fast alles. Seine Beziehung zu Spike hatte sich ganz gewaltig verändert.

Spike versetzte der Fahrstuhltür einen wütenden Tritt. Aber derjenige, den er am liebsten tatsächlich getreten hätte, war Angel. Oder er selbst. Dafür, das er einen Moment geglaubt hatte, sein verdammter Sire könnte sich geändert haben.
Dabei sollte er es doch wirklich besser wissen.
Wie oft hatte Angelus ihn für seine Zwecke gebraucht. Missbraucht.
Und daran hatte sich bis heute nichts geändert.
Erneut trat Spike gegen die Tür.
Angelus hatte vielleicht seinen Namen geändert, aber im Inneren war er immer noch derselbe.
Durch die heftige Bewegung bohrte sich der Schlüsselbund in seine Leiste.
Spike zog ihn hervor. Was sollte er jetzt noch damit? Dann steckte er ihn mit einem Schulterzucken wieder ein. Schon der Gedanke, dass Angel sauer war, weil er den Schlüssel hatte, war Grund genug ihn zu behalten.

„Übrigens, Nina hat angerufen. Sie kommt dann morgen zu üblichen Zeit.“
Angel starrte Harmony, die sein Blut vor ihn auf den Tisch stellte.
„Du solltest dich wirklich mal mit ihr verabreden, Boss“, plapperte Harmony weiter. „Ständig nur arbeiten, das ist ja auch kein Leben.“
„Verdammt, Harm, wovon redest du eigentlich?“, fuhr Angel sie schließlich an.
Harmony, die es sich gerade auf der Tischkante gemütlich machen wollte, sprang auf.
„Morgen ist Vollmond. Nina kommt dann doch immer her, damit du sie im Keller…“
„Schon gut, ich weiß, dass sie dann herkommt“, unterbrach Angel sie. „Was soll das mit dem verabreden?“
Harmony lächelte kokett.
„Na ja, sie sieht doch wirklich süß aus, auch wenn sie ein Werwolf ist. Und du arbeitest wirklich viel zu hart, das sagen alle.“
Angel grinste schief und scheuchte sie hinaus. „Ich werde drüber nachdenken. Aber was ist, wenn Nina mich gar nicht will?“
Harmony drehte sich an der Tür noch einmal um.
„Natürlich will sie dich, Boss. Jede Frau hier will dich!“
Angel lächelte geschmeichelt.
„Wenn dein blöder Fluch nicht wäre“, fuhr Harmony im weggehen unbekümmert fort und Angels Lächeln erstarb so schnell wie es gekommen war.

Spike zerdrückte die leere Bierdose in der Hand, bevor er die nächste öffnete. Trübsinnig sah er sich um.
Seine Wohnung hatte sich in seiner Abwesenheit nicht verändert. Sie war noch genauso grau und trist wie zuvor.
Wenn er dagegen an Angels Penthouse dachte: Ein sagenhafter Blick über Los Angeles, Sicherheitsglas, das die gefährlichen Sonnenstrahlen abschirmte und ein bequemes, breites Bett.
Wütend öffnete er eine neue Dose.
Es war wie immer. Angel bekam alles und er nichts. Wo blieb da die Gerechtigkeit? Schließlich hatte er die Welt gerettet und war dabei gestorben.
Gut, Angel hatte auch die Welt gerettet, hin und wieder, und er war auch dafür gestorben, aber eigentlich zählte das nicht richtig.
Immerhin hatte er selber, beziehungsweise Angelus, den Weltuntergang herbeigeführt. Dann war es nur gerecht, dass er starb. Und in der Hölle schmorte.
Die nächste zerdrückte Dose rutschte scheppernd über den Tisch vor ihm.
Seine Gedanken, die sich noch eben um Angel gedreht hatten, gingen plötzlich zu Andrew. In Sunnydale hatte er den Jungen immer als lästiges Anhängsel empfunden und hätte im bestimmt keine Träne nachgeweint, wenn er verschwunden oder im Kampf getötet worden wäre.
Aber jetzt: In der kurzen Zeit zwischen dem Untergang Sunnydales und seiner eigenen „Wiederbelebung“ war Andrew erwachsen geworden. Während er ihn früher nur bedingungslos angehimmelt hatte – Spike hatte zwar so getan, als ob er es nicht merkte, aber es hatte ihm schon gefallen, für jemand der Held zu sein; und wenn es nur Andrew war – gab er ihm inzwischen gute Ratschläge.
Veränderungen. Hatte er damit wirklich die Beziehung zwischen ihm und Angel, zwischen Childe und Sire gemeint? Oder ihre Beziehung zu Buffy? Aber eigentlich war es egal.
Veränderungen. In Gedanken drehte Spike das Wort hin und her.
Seine Beziehung zu Angel brauchte dringend eine Veränderung. Sie steckten lange genug in dieser Sire-Childe-Beziehung fest, die zumindest ihm nur Nachteile brachte.
Warum sollte immer Angel bestimmen, wie es weiterging, wie sie miteinander umgingen? Gut, er war vielleicht der Boss von Wolfram & Hart, aber Spike war keiner seiner Angestellten. Wenn überhaupt betrachtete er sich als freier Mitarbeiter. Und das schränkte Angels Befehlsgewalt erheblich ein.
Und auf persönlicher Ebene galt in etwa das gleiche. Angel hatte ihm nichts vorzuschreiben.
Auf seinem Gesicht breitete sich ein diabolisches Grinsen aus, während er den Gedanken weiter verfolgte.
Oh, es würde Veränderungen geben, ob es Angel nun gefiel oder nicht.




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Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
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Cimmeria
blutjunger Vampir


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New PostErstellt: 19.05.07, 20:55  Betreff: Re: Veränderungen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 2

Angel bedachte den Wecker mit einem bösen Blick. In Momenten wie diesen fragte er sich ernsthaft, warum er jemals angefangen hatte, seine Sünden abzubüßen.
Von der Geißel Europas hatte niemand verlangt, am frühen Morgen aufzustehen und so zu tun, als ob er hellwach, munter und gut gelaunt war. Und wenn jemand irre genug gewesen wäre, so etwas zu verlangen hätte ihm Angelus den Kopf abgerissen. Oder ihn als Betthupferl vernascht. Beziehungsweise sein Blut.
Er gähnte und streckte sich, bevor er mit nur halb geöffneten Augen unter die Dusche schlurfte.

Während das heiße Wasser auf ihn niederprasselte erschien plötzlich eine Duschszene vor seinen Augen, bei der er weder müde noch alleine gewesen war.
Nicht nur sein Kopf erinnerte sich, auch ein anderer, tiefer gelegener Körperteil.
Abwesend fuhr er mit beiden Händen an seinem muskulösen Körper entlang, bis zu seinem Schwanz.
Fast konnte er Spikes leise Bemerkung hören, die Berührung seiner Fingerspitzen spüren, bevor sich weiche Lippen über dem harten Fleisch schlossen.
Mit einem lauten Keuchen fand Angel zurück in die Gegenwart. Die Erinnerung war so plastisch, so real, dass er sich im ersten Moment verwirrt umsah, wo Spike geblieben war.
Dann fiel ihm wieder ein, dass sich die Szene in Rom abgespielt hatte. Und das sie sich niemals wiederholen würde, sosehr er es sich auch wünschte.
Mit einer wütenden Handbewegung dreht er das Wasser auf eiskalt.
Als Vampir war ihm die Temperatur ziemlich gleichgültig, aber sein bestes Stück reagierte auf den Temperaturschock noch ziemlich lebendig. Beleidigt zog es sich zusammen.
„Das mit Spike ist vorbei, merk dir das“, sagte Angel, obwohl außer ihm niemand im Raum war. Er rubbelte sich trocken und inspizierte seinen Kleiderschrank.
„Nina kommt heute! Verdammt, ich muss mir unbedingt was kaufen, das nicht schwarz ist. Irgendwas Farbiges. Hm, dunkelblau vielleicht?“
Aber mangels anderer Möglichkeiten griff er dann doch wieder zu dem Üblichen: schwarze Hose und schwarzes Hemd.
Eine kurze Verwünschung über Spiegel murmelnd, gerade an diesem Tag hätte er ein Spiegelbild gut brauchen können, machte er sich auf den Weg zu seinem Büro.

Spikes Morgen war wesentlich weniger dramatisch. Er sah nicht den geringsten Grund, zu nachtschlafender Zeit in den Räumen von Wolfram & Hart aufzutauchen. Wenn seine Anwesenheit dort nötig war, konnte man es ihm immer noch telefonisch mitteilen. Wobei er sich die Entscheidung vorbehielt, ob er dann auch antanzte.
Jetzt befand er sich gerade in einem außergewöhnlich wohligen Traum, in dem sein Sire eine große Rolle spielte. Genauer gesagt, sein Mund, mit dem er äußerst angenehme Dinge in Spikes Körpermitte anstellte.
Der blonde Vampir lächelte im Schlaf, wobei seine Fangzähne aufblitzten.
„Ja, genauso Pet“, murmelte er zustimmend, während er sich heftig an seiner Bettdecke rieb. „Du machst das genau richtig. Oh ja, du weißt, was ich brauche!“
Sein überwältigender Höhepunkt weckte ihn schließlich.
Schlaftrunken wollte er Angel zu sich heranziehen, aber seine Hände griffen ins Leere. Und genauso wie Angel braucht er einige Zeit um zu erkennen, dass es nur ein Traum gewesen war.
Frustriert schlug er die Decke zurück und betrachtete den nassen Fleck, dann zuckte er die Schultern und rollte sich zur Seite.
Er konnte ebenso gut noch eine Weile schlafen. Vielleicht gab es zu dem Traum von eben noch eine Fortsetzung?

Angel warf Harmony einen grimmigen Blick zu, als sie ihn fröhlich mit „Guten Morgen, Boss“ begrüßte. Nicht zum ersten Mal überlegte er, ob ihr Abwesenheit sehr auffallen würde. Nur ein gut gezieltes Holzstück und er hätte ein Problem weniger.
Mit einem leisen Seufzen verbannte er diesen Gedanken. Außer ihm schien jeder Harmony zu mögen, was er einfach nicht verstand.
Sie war laut, nervig und redete fast noch mehr als Lorne. Außerdem hatte sie keine Seele, was bedeutete, sie konnte gar nicht gut sein, selbst wenn sie es wollte. Bisher hatte nur die Sorge um ihre eigene Existenz sie daran angehindert, die menschlichen Mitglieder von Wolfram & Hart zu töten.
Aber wenn der Preis stimmte würde sie keinerlei Skrupel haben.
„Angel!“
Angel drehte sich so hastig um, dass er mit dem Empfangstresen zusammenstieß. Nina kam lächelnd auf ihn zu.
„Harmony sagte, du bist in Rom.“
„Ähm, ja.“ Angel verstummte, während ihn Nina abwartend ansah.
„Ich bin gestern wiedergekommen“, fügte er schließlich hinzu. „Alles in Ordnung?“, fragte er dann, um überhaupt irgendetwas zu sagen.
Nina nickte. „Natürlich, ich bin hier bei dir…“ Sie errötete. „Ich meine, ich bin hier und kann niemand gefährden, wenn ich mich…“
„Stimmt“, mischte sich Harmony ein, „der Käfig würde selbst Angelus aufhalten“, Angel warf ihr einen bösen Blick zu, „ich meine, wenn er… nun ja.“
Sie begann hastig, irgendwelche Papiere zu ordnen.
„Möchtest du einen Kaffee, Nina?“, fragte sie schließlich.
„Gute Idee“, antwortete Angel an Ninas Stelle, „Bring uns den Kaffe in mein Büro!“

Angel wartete, bis Harmony mit dem Kaffee auftauchte.
Eigentlich wäre ihm ein Becher warmes Blut bedeutend lieber gewesen, aber in Ninas Anwesenheit verzichtete er lieber darauf. Sie wusste zwar, dass er ein Vampir war, aber er wollte sie nicht ausgerechnet in dem Moment daran erinnern, wenn er sie um ein Date bat.
Erst mit Verspätung fiel ihm auf, das Harmony immer noch abwartend vor ihm stand und Nina verhalten lächelte.
„Ist noch was?“, grollte er.
Harmony zuckte nur die Schultern. „Möchtest du zusätzlich noch Blut, Boss?“, fragte sie.
„Nein! Und mach die Tür hinter dir zu“, fauchte er sie an, da er sich ertappt fühlte.
Harmony drehte sich beleidigt um. „Das kann man auch freundlicher sagen“, murrte sie auf dem Weg nach draußen, bevor sie die Tür mit einem deutlichen Knall schloss.
Nina lachte leise und nippt an ihrem Kaffee. „Schlechte Laune?“, fragte sie dann.
Angel starrte sie an, bis ihm aufging, dass sich die Frage auf ihn bezog.
„Nein“, sagte er hastig, „nur… manchmal nervt sie mich.“ Er deutete auf die geschlossene Tür.
„Eigentlich müsstet ihr euch doch verstehen, schließlich ist sie auch ein Vampir, wie du. Es ist bestimmt nicht leicht für dich, ständig von Menschen umgeben zu sein“, sagte Nina nachdenklich.
Angel erstarte innerlich. Was sollte das heißen? Dass er alle Leute um sich herum als potentielle Imbisse betrachtete?
Aber Nina redete bereits weiter. „Sie können kaum verstehen, wie du dich fühlst. Du siehst aus wie sie, bist aber keiner von ihnen.“ Sie sah ihn an. „Ich weiß, wie das ist. Schließlich bin ich auch ein… Dämon.“
Angel verstand, dass sie eigentlich Monster sagen wollte.
Er ging auf sie zu und zog sie aus ihrem Sessel hoch, legte die Arme um sie.
„Du bist kein Dämon, kein Monster“, sagte er leise, während sie sich an ihn klammerte. „Du bist ein Mensch, dem etwas widerfahren ist, das nicht passieren sollte. Aber es ist nun mal passiert. Und du musst damit leben. Es ist wie eine Krankheit, die einmal im Monat ausbricht.“
Er streichelte ihr sanft übers Haar.
„Aber dann bin ich da, um dir zu helfen. Und auch sonst, wenn du Hilfe brauchst.“
Nina lächelte zaghaft.
„Ich habe Glück, das ich dich getroffen habe“, sagte sie, bevor sie ihn küsste.

Angel war viel zu überrascht, um zu reagieren. Er fühlte ihre warmen Lippen auf seinen, ihre warmen Hände, die seinen Nacken streichelten. Dann erinnert er sich an seinen Fluch.
Hastig machte er sich von Nina los und trat einen Schritt zurück.
Sie sah ihn so verwundert und zugleich verletzt an, dass er hastig eine Erklärung stammelte.
Doch zu seinem Erstaunen legt sie ihm erneut die Arme um den Hals und schmiegte sich an ihn.
„Ich weiß“, sagte sie, „Wesley hat mir von dem Fluch erzählt. Aber er sagt auch, das nichts passieren kann, wenn wir…“ Sie senkte den Kopf und Angel sah, wie sich ihr Nacken mit einem Hauch Röte überzog.
„Ich meine, wenn du willst…“, fuhr sie schließlich kaum hörbar fort.
Von wem hat sie sich noch gute Ratschläge geholt, dachte Angel in einem Anflug von Zorn. Fred, Gunn, Spike? Zumindest der letzte fiel aus, immerhin war Spike mit ihm in Rom gewesen.
Aber wie es aussah wusste jeder, was Nina für ihn empfand. Jeder, außer ihm selber.
Erst jetzt merkte er, dass sie ihn immer noch ansah. Und auf eine Antwort wartete.
„Was hat Wes gesagt?“, fragte er sanft.
Nina lächelte etwas gequält.
„Er sagte, die Wahrscheinlichkeit, mit einem Werwolf so glücklich zu werden, dass es deinen Fluch aufhebt, ist ausgesprochen gering.“
Angel nickte knapp. Wenn Wesley das behauptete, stimmte es wohl. Er kannte niemand sonst, der alles so gewissenhaft überprüfte wie Wesley. Mit dem Finger zeichnete er nachdenklich die Umrisse von Ninas Mund nach.
War das die Lösung seiner Probleme, das Ende seiner Einsamkeit? Nina würde nie seine Überlegenheit in Frage stellen oder mit ihm streiten, nur um des Streitens willen. Natürlich würde es mit ihr nie so aufregend sein, wie mit seinem Childe, aber brauchte er die Aufregung und den Ärger, den Spike verursachte wirklich?
Diese Sache mit Spike konnte schließlich nie und nimmer gut gehen, sosehr er es sich insgeheim auch wünschte.
Was in Rom geschehen war, hätte nie passieren dürfen. Und es durfte sich nie wiederholen.
Spike war bestenfalls sein Childe, aber er war nicht sein Freund und er würde nie sein Geliebter sein.
In dem Bewusstsein, das Thema Spike endgültig abgehandelt zu haben, küsste er Nina erneut. Ein sanfter, zärtlicher Kuss, der das Versprechen auf viel mehr enthielt.

Spike schlenderte wie üblich ohne anklopfen in Angels Büro.
Was Angel, wie ebenfalls üblich, auf die Palme brachte.
„Was zum Teufel glaubst du, warum es hier Türen gibt?“, grollte er. „Und warum diese Tür zu war?“
„Hm.“
Spike legte die Stirn in Falten und tat so, als ob er ernsthaft über Angels Frage nachdachte. Nebenbei zündete er sich eine Zigarette an, wohl wissend, dass er Angel damit noch mehr reizte.
„Damit… wir ungestört sind, Pet?“, antwortete er dann grinsend.
Angel schlug ihm die Zigarette aus der Hand, bevor er antwortete.
„Rauchen verboten“, knurrte er. „Und ansonsten nein, wer würde schon mit dir alleine…“ Er brach ab und starrte Spike an, der sich zurücklehnte und in völliger Wehrlosigkeit die Arme herunterhängen ließ, während er seinen Sire unverwandt anblickte. Seine Zungenspitze glitt immer wieder zwischen den halbgeöffneten Lippen hervor und befeuchtete sie.
Angel schluckte hart und kämpfte gegen die Gefühle an, die dieser Anblick in ihm auslöste.
„Freust du dich, mich zu sehen, Peaches?“, fragte Spike heiser.
Angel nickte langsam, um dann hastig den Kopf zu schütteln. Er wandte sich ab und rang um Fassung, während er verzweifelt versuchte, Spikes Anblick mit dem Bild von Nina zu überblenden. Der Versuch scheiterte kläglich.
Zögernd drehte er sich wieder um.
„Was du dir auch immer davon versprichst“, wieder musste er schlucken und gegen seine Erregung ankämpfen, „es funktioniert nicht. Die Sache in Rom war einmalig, so etwas wird sich nie wiederholen!“
Spike grinste. „Einmalig war es wirklich!“
Angel schüttelte erneut den Kopf. „So habe ich das nicht gemeint, und dass weißt du! Zwischen uns wird es nie wieder so etwas geben wie…“, Angel suchte ein passendes Wort, aber Spike kam ihm zuvor.
„Sex?“, schlug er vor, „oder sogar… Liebe?“
„Weder noch“, fauchte Angel dem langsam klar wurde, das Spike bei diesem „Meinungsaustausch“ den längeren Atem hatte. Er schielte nervös zur Tür. Jederzeit konnte jemand auftauchen, es gab immer irgendwas, das Wesley oder die anderen persönlich mit ihm besprechen mussten. Und das Letzte, was Angel wollte war, dass jemand sein Geplänkel mit seinem Childe mitbekam.
Er zerrte Spike aus dem Sessel hoch und bugsierte ihn unsanft Richtung Tür.
„Das war’s dann, verschwinde jetzt!“
Spike grinste vergnügt, als er sich aus Angels Griff befreite.
„Ich liebe es, wenn du wütend bist!“
„Ach ja?“, knurrte Angel, „wie würde es dir wohl gefallen, wenn ich dir einen Pflock ins Herz ramme vor lauter Wut?“
Spike kicherte nur und breitete die Arme aus. Dann ließ er sich gegen Angel fallen, der ihn instinktiv auffing. Was er im nächsten Moment bereute.

„Was macht ihr denn da?“
Wesley stand in der offenen Tür und sah sie verdutzt an.
Angel stieß Spike schnell weg und starrte Wesley grimmig an. „Kommt jetzt jeder hier rein spaziert wie es ihm gerade passt?“
Wesley sah sich um. „Ist Charles nicht…“
„Das ist mein Büro, nicht Gunns“, unterbrach ihn Angel, „auch wenn das offenbar niemand interessiert“, fügte er trübsinnig hinzu.
„Also, ich weiß genau, in wessen Büro ich bin“, grinste Spike und machte es sich auf seinem alten Platz gemütlich.
Angel sah ihn kurz und durchdringend an, aber Spike ignorierte die unausgesprochene Aufforderung, zu verschwinden. Seufzend wandte er sich wieder Wesley zu.
„Was gibt es? Eine neue Prophezeiung, die meine Erlösung verheißt oder den nächsten Weltuntergang ankündigt?“
„Nichts von Alledem“, sagte Gunn, der eben herein kam. Er sah ungemein zufrieden aus, was Angels Laune weiter in den Keller sacken ließ. Wahrscheinlich würde er jetzt wieder einen Vortrag über irgendeine juristische Spitzfindigkeit halten, von dem Angel nur die Hälfte verstand. Höchstens.
Ihm reichten schon Wesleys endloses Gerede darüber, wen sie retten sollten oder gerettet hatten. Wobei im Zusammenhang mit den Rettungsaktionen immer häufiger Spikes Name auftauchte. Angel trauerte dann den alten Zeiten nach, als er noch der Held gewesen war.
„Der Clan der“, Gunn sah kurz in eine mitgebrachte Akte und rasselte dann einen Namen herunter bei dem Angel sich fragte, wie ein Mensch ihn aussprechen konnte ohne sich die Zunge zu verknoten, „will sich persönlich bei euch bedanken.“
„Wer sind diese wer-auch-immer Dämonen eigentlich?“, fragte er dann in das erwartungsvolle Schweigen hinein.
Ein kurzer Blick zu Spike verriet, dass dieser genauso ahnungslos war wie er selber.
Gunn sah ihn eindeutig genervt an. „Der Capo, klingelt es jetzt?“
„Capo?“, wiederholte Angel verständnislos.
„Dein Rechtsverdreher meint den blöden Kopf, den wir aus Rom geholt haben, Blödmann“, mischte sich Spike plötzlich ein.
„Wer hat dich gefragt?“, fuhr ihn Angel daraufhin an, aber Gunn nickte zustimmend. „Spike hat Recht!“
Der blonde Vampir lächelte geschmeichelt, während Angel kurz erwog, in der Voodoo-Abteilung nachzufragen, ob es einen Zauber gab, mit dem er Spike auf die Größe einer Barbiepuppe reduzieren konnte. Blond war er ja schon!

Wesley hielt es für angebracht, einzugreifen. Aus langjähriger Erfahrung kannte er die Zeichen für Angels bevorstehenden Wutausbruch. Und darauf konnten sie nun wirklich verzichten.
„Der Dämonenclan möchte sich bei den mutigen Helden für ihre Tat bedanken“, er verzog etwas das Gesicht, „ihre Worte, nicht meine, und lädt euch daher zur Feier zu Ehren der Auferstehung ihres Oberhauptes ein.“
Spike sprang begeistert auf. „Hey, hast du das gehört, Pe…, äh Poofer? Die laden mich ein! Endlich mal jemand, der meine wahren Fähigkeiten erkennt!“
„Sie haben uns eingeladen, nicht nur dich“, korrigierte ihn Angel säuerlich. Und warum zum Teufel konnte Spike nicht endlich mit diesen albernen Kosenamen aufhören? Jetzt hatte er ihn beinahe „Pet“ genannt. Schlimm genug, dass er es tat, wenn sie alleine waren. Aber vor allen Leuten?
„Kannst du das nicht irgendwie abwimmeln?“, fragte er, aber Gunn schüttelte entschieden den Kopf.
„Eine Ablehnung würden sie als persönliche Beleidigung betrachten! Der Clan ist mächtig genug, die Hälfte der andere Dämonenfamilien Los Angeles’ auf ihre Seite zu ziehen. Besser, sie zählen zu unseren „Freunden“ als zu unseren Feinden.“
Angel sah seinen Staranwalt nachdenklich an. Seitdem sie Wolfram & Hart übernommen hatten, fragte er sich immer öfter, ob sie wirklich noch für das Gute kämpften. Oder nur noch dafür, den Profit der Kanzlei zu vermehren. Andererseits, wenn es ihnen gelang, dass sich die verschiedenen Dämonenclans gegenseitig auslöschten würde das die Anzahl ihrer Gegner auch auf Dauer reduzieren.
Widerwillig erklärte er sein Einverständnis mit einem knappen Nicken. „Aber jetzt will ich nicht mehr gestört werden“, sagte er dann, „außer der Weltuntergang steht unmittelbar bevor!“
Gunn und Wesley gingen zurück in ihre Büros, nur Spike blieb sitzen.
„Hast du nicht was zu tun?“, fragte Angel säuerlich.
Spike grinste nur frech. „Doch“, sagte er schließlich.
„Und warum sitzt du dann noch hier rum?“
„Ich denke nach!“
„Womit?“, fragte Angel sarkastisch. Er zeigte auf die Tür. „Worüber du auch immer nachdenkst“, er betonte das letzte Wort, „mach es draußen. Ich kann nicht arbeiten, wenn du hier rumhängst und mich anstarrst!“
Erstaunlicherweise stand Spike wirklich auf, aber nur, um an den Schreibtisch heranzutreten und sich mit beiden Händen auf der Platte abzustützen.
„Hast du es schon mal in deinem Büro gemacht, auf deinem Schreibtisch?“, fragte er neugierig.
Angels Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Nein!“, sagte er dann nach einer Pause.
Spike grinste breit.
„Also doch“, sagte er, „mit wem? Wesley, Charlie? Oder vielleicht Cordelia?“
Einen Wimpernschlag später umklammerte Angel seine Kehle. „Lass Cordy raus aus deinen schmutzigen Phantasien“, knurrte er, „oder sie können dich hier rausfegen!“
Er ließ Spike los und gab ihm gleichzeitig einen Stoß, durch den der blonde Vampir rückwärts taumelte.
„Und jetzt scher dich zum Teufel, bevor ich wirklich meinen neuen Pflock an dir erprobe!“
Spike sah ihn noch einmal nachdenklich an, dann schlenderte er zur Tür.
„Es ist noch nicht vorbei mit uns, Peaches“, sagte er leise im hinausgehen.
Angel sah ihm lange hinterher. „Das denke ich auch“, sagte er dann nur zu sich selbst. Und wusste nicht, woher dieses plötzliche Glücksgefühl kam, das ihn warm durchströmte.
Aber er hoffte, dass es nichts mit Spike zu tun hatte.



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Cimmeria
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New PostErstellt: 01.06.07, 20:46  Betreff: Veränderungen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 3

Spike stolperte und ließ die Zigarette fallen, die er eben anzünden wollte. Der Glimmstängel rollte unter das Auto, wobei Spike ihm betrübt nachsah.
„Besser so“, kommentiere Angel boshaft, „du bist so alkoholgetränkt, du würdest explodieren, wenn du jetzt rauchst!“
„Bla, bla, bla“, erwiderte Spike nur gelangweilt. „Wenn ich wirklich in die Luft fliege, nehme ich dich wenigstens mit.“
Trotzig schüttelte er eine neue Zigarette aus der Packung und sah Angel die ganze Zeit an, während er sein Feuerzeug aufklickte.
Als er die Flamme der Zigarettenspitze näherte, machten Gunn und Wesley hastig mehrere Schritte rückwärts.
Spike, der diese Bewegung falsch auslegte und einen Angriff vermutete, schnellte kampfbereit herum und ließ erneut seine Zigarette fallen, die ebenfalls auf nimmer Wiedersehen verschwand.
„Verdammt“, schimpfte er, „wenn das so weiter geht kann ich gleich die ganze Packung wegwerfen.“
„Gute Idee“, stimmte Angel ungefragt zu. „Endlich niemand mehr, der in meinem Büro raucht und die Kippen auf den Boden wirft…“
Bevor Spike eine empörte Antwort geben konnte, mischte sich Wesley ein. „Würde es euch was ausmachen, die Unterhaltung im Auto fortzusetzen? Ich habe da einige Schriftrollen, die ich gerne heute noch bearbeiten würde.“
„Und ich muss noch einen Schriftsatz fürs Gericht überarbeiten“, stimmte Gunn zu. „Angel, ich fahre, dann kannst du dich weiter mit Spike… äh… streiten.“
Beide Vampire warfen ihm einen argwöhnischen Blick zu, aber dann zuckte Spike nur die Schultern. „Wir streiten uns nicht, wir sind nur manchmal unterschiedlicher Meinung.“
„Genau“, stimmte ihm Angel zu. „Das ist doch kein Streit.“
Trotzdem kletterte er auf den Rücksitz und rückte zur Seite, um seinem Childe Platz zu machen. Spike zwängte sich neben ihn und gähnte. „Setzt mich zu Hause ab!“
„Kommt gar nicht in Frage!“, fauchte Angel. „Nur deinetwegen fahren wir doch nicht kreuz und quer durch die Stadt!“
Spike grinste nur und schloss die Augen.
„Warum gebe ich mich eigentlich noch mit dir ab, du machst nur Ärger“, schimpfte Angel halblaut, doch Spike ging nicht darauf ein. Angel sah ihn argwöhnisch von der Seite an, war aber nicht sicher, ob der blonde Vampir wirklich schlief oder ihn einfach nur ignorierte. Er vermutete das Letzte und schwieg ebenfalls grimmig.

Nach einiger Zeit veränderte Spike seine Haltung etwas, sodass sich sein linkes Bein eng an Angels schmiegte. Angel zuckte zur Seite, als ob er sich verbrannt hätte. Dann starrte er sein Childe eindringlich an, aber Spike saß wieder still und schien weiter zu schlafen.
Zögernd streckte Angel die Hand aus, immer bereit, sie sofort zurück zu ziehen. Im Zeitlupentempo kroch sie von Spikes Knie aufwärts. Eine kleine Stimme in Angels Kopf fragte, ob er jetzt endgültig irregeworden war, aber er hörte nicht darauf. Die Anziehungskraft des Vampirs neben ihm war zu stark und setze alle Bedenken außer Kraft.
Wieder bewegte sich Spike ein wenig, rutschte auf dem Sitz weiter vor und stellte die Füße etwas auseinander.
Angel schluckte, als sich seine Hand wie von selbst Spikes Schritt näherte.
Ein hastiger Blick nach vorne verriet ihm, das Gunn und Wesley nichts von den Vorgängen hinter ihrem Rücken mitbekamen. Gunn konzentrierte sich aufs Fahren und Wesley kritzelte auf einem Stück Papier herum, wobei er immer wieder unverständliche Wörter vor sich hin murmelte.
Erleichtert sah er wieder Spike an - und erstarrte. Spike grinste ihn sehr wach an.
Angel wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Leider konnte er sein Tun nicht mit Worten entschuldigen oder rechtfertigen, daher versuchte er, nur seine Hand zurück zu ziehen.
Woran ihn allerdings Spike hinderte.
Er legte seine Hand auf Angels und zwang sie noch etwas höher. Angel stieß einen leisen Abwehrlaut aus, der zum Glück im allgemeinen Verkehrlärm unterging, und Spike schüttelte nur lächelnd den Kopf.
Angel blieb nichts anderes übrig, als seine Hand dort zu lassen, wo sie war, wenn er nicht die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Er funkelte Spike giftig an, aber der zuckte nur leicht die Schultern, als ob er sich nicht vorstellen konnte, was Angels Blick bedeutete.
Trotzdem versuchte Angel, sich mit einem Ruck zu befreien, aber Spike verstärkte seinen Griff nur. Er sah kurz Wesleys Hinterkopf an, während sein Mund lautlos das Wort „Rom“ formte.
Angel knirschte mit den Zähnen und verzichtete auf weitere Gegenwehr. Aber sein Blick besagte, das Spike ein langes, qualvolles Ende bevorstand, wenn er irgendjemand von ihrer „römischen Nacht“ erzählen würde.
Der Rest der Fahrt verlief in eisigem Schweigen von Angels und zufrieden zur Schau getragener Überlegenheit von Spikes Seite.

Auf dem Weg aus der Garage blieb Angel neben der Viper plötzlich stehen und fuhr mit dem Finger über die linke Tür.
„Spike!“
Nicht nur der Angesprochene sondern auch Wesley und Gunn blieben erstaunt stehen.
Angel starrte den blonden Vampir wütend an.
„Verdammt Spike, habe ich dir nicht gesagt, Finger weg von der Viper?“, grollte er.
Spike grinste nur. „Kann schon sein“, meinte er dann.
„Dieser Kratzer war noch nicht da, als ich das letzte Mal damit unterwegs war!“ Angels Ton war eisig.
Wesley kam neugierig näher, aber Angel verdeckte den Schaden mit seinem Körper.
„Wo denn?“ Wesley versuchte, an Angel vorbei zu sehen. „Vielleicht ist es nur ein Schmutzstreifen?“
„Ganz bestimmt nicht! Das ist ein tiefer Kratzer im Lack!“ Angel maß den Schaden mit dem Finger ab. „Mindestens 10 Zentimeter!“
Er drehte sich herum und lehnte sich gegen die Tür. „Okay, was muss ich tun, damit du endlich begreifst, was Finger weg heißt?“ knurrte er, während sich das übliche Braun seiner Augen zu leuchtenden Gelb wandelte.
Inzwischen hielt es auch Gunn für angebracht, einzugreifen. „Reg dich nicht auf“, sagte er besänftigend, „so was kann vorkommen. Immerhin hat er den Wagen nicht völlig verschrottet.“
Angel ignorierte ihn und starrte nur sein Childe an.
Dafür antwortete Spike. „Habe ich einen Anwalt verlangt?“ Seine Augen leuchteten ebenfalls gelb und seine Fangzähne blitzen auf, als er Gunn anfauchte. „Mit Angel werde ich noch alleine fertig. Bei Angelus könnte ich vielleicht etwas Hilfe gebrauchen, aber nicht bei diesem zahnlosen Kuschelvampir!“
Er zog seinen Mantel aus und warf ihn auf die Motorhaube der Viper. Dann machte er lockende Bewegungen in Angels Richtung. „Komm schon, bringen wir es hinter uns!“
Angel knurrte nur.
„Gunn, Wes, verzieht euch. Das hier geht nur uns beide was an!“
Wesley wollte widersprechen, aber Gunn schüttelte den Kopf. „Gehen wir, Wes. Die beiden müssen sich mal wieder abreagieren. Besser, wir geraten nicht in die Schusslinie!“ Er ging zum Aufzug und Wesley folgte ihm zögernd. Er kannte Angel lange genug, dass ihm der Wutausbruch nicht echt vorkam. Aber er konnte auch nicht sagen, warum der Vampir so etwas inszenieren sollte.
Verwirrt schüttelte er den Kopf. Seitdem die Vampire aus Rom zurück waren benahmen sie sich seltsam. Wesley beschloss, sie scharf im Auge zu behalten. Er würde schon noch dahinter kommen, was los war.

Angel wartete ab, bis sich die Türen hinter Gunn und Wesley geschlossen hatten und er mit Spike alleine war.
„Machst du das eigentlich mit Absicht, oder bist du nur zu dämlich, um aufzupassen?“, fragte er dann beiläufig.
„Ich sehe keine Beschädigung“, fauchte ihn Spike an. „Kann aber auch daran liegen, dass dein fetter Arsch im Weg ist!“
„Oder dass du kurzsichtig bist“, konterte Angel und trat einen Schritt zur Seite. „Genau hier!“ Sein Finger schnellte vor und zeigte auf einen Punkt.
Spike kam näher und schüttelte denn Kopf. „Du spinnt, Alter! Da ist nicht mal ein Stäubchen! Hey, was soll das?“
Angel presste ihn mit seinem Körper gegen den Wagen.
„Ich will, das du es ein für allemal begreifst“, keuchte er, „lass die Finger von gewissen Dingen. Meine Autos gehören dazu!“
Spike war einen Moment wie erstarrte, dann drehte er grinsend den Kopf. „Jetzt verstehe ich! Wie in alten Zeiten, es turnt dich immer noch an, mich zu bestrafen, Angel. Oder sollte ich dich doch besser Angelus nennen, Sire?“
Jetzt war es an Angel, zur Bewegungslosigkeit zu erstarren.
„Wenn Angelus hier wäre…“, sagte er langsam, aber Spike fiel ihm ins Wort. „Schon klar, dann wäre meine Hose längst unten!“
Angel biss sich auf die Lippe, bis er sein eigenes Blut schmeckte. „Er will es!“, schrie alles in ihm und: „Nur einmal noch, ein einziges Mal und dann nie wieder!“
Er leckte das Blut ab und beugte sich vor. „Wer nicht hören will…“, flüsterte er dem blonden Vampir ins Ohr, bevor er langsam seine Hand in Spikes Hosenbund schob.
Spikes einzige Antwort bestand in einem lang gezogenen Stöhnen.

Stunden später, jedenfalls kam es Angel so vor, dabei konnten nur wenige Minuten vergangen sein, trennten sie sich voneinander.
In einem plötzlichen Anfall von Verlegenheit drehte er Spike den Rücken zu, während er sich wieder anzog und sein Hemd zuknöpfte. Einige Knöpfe fehlten, aber das ließ sich nicht ändern. Wenn es jemand auffiel konnte er das immer noch durch einen Kampf mit Spike erklären.
Doch viel schlimmer als der Verlust einiger Knöpfe quälten ihn seine Schuldgefühle, die sich prompt eingestellt hatten.
Spike umarmte ihn von hinten und legte den Kopf an seinen Rücken.
„Das war gut“, schnurrte er, „wir sollten das bald wiederholen!“
Angel fuhr herum und stieß Spike von sich. „Niemals! Das war das allerletzte Mal. So etwas wird sich nie wiederholen, niemals!“
Er ließ von ihm ab und schlug die Hände vors Gesicht. In Gedanken verfluchte er sich für seinen Mangel an Beherrschung. Und er verfluchte Spike, weil der es ihm so leicht gemacht hatte.
Endlich ließ er die Hände sinken und sah Spike mit einem Blick an, in dem Erregung, Abscheu und Schuldgefühle in schneller Folge wechselten.
Bis er sich hastig umdrehte und weglief.
Spike sah ihm kopfschüttelnd hinterher, bevor er seinen Ledermantel von der Motorhaube pflückte. „Der ist ja noch mieser drauf als Angelus an schlechten Tagen“ kommentierte er halblaut die Situation. Es würde wohl noch eine Weile dauern, Angel dazu zu bringen, die Veränderungen in ihrer Beziehung zu akzeptieren. Aber er hatte Zeit.
Mit einem überlegenen Grinsen griff er schließlich in die Manteltasche und beförderte einen Schlüsselbund hervor. Nachdenklich ließ er ihn um den Finger rotieren, bevor er ihn wieder einsteckte. Angel war so verstört gewesen, das er nicht einmal nach seinem Schlüssel gefragt, oder ihn zurückgefordert hatte.
Und Spike würde ihn ganz bestimmt nicht daran erinnern.

Endlich wieder in seinem Büro verfiel Angel in dumpfes Brüten. Er wusste nicht, wie lange er den augenblicklichen Zustand noch durchhalten würde.
Harmony hatte kurz den Kopf hereingesteckt, ihn aber in Anbetracht von Angels Laune schnell wieder zurückgezogen. Sollte sich doch jemand anders den Kopf abreißen lassen. Schließlich war das Vampirdasein, von einigen Kleinigkeiten abgesehen, gar nicht so übel. Sie hatte nicht die Absicht, es vorzeitig aufzugeben.
Dementsprechend argwöhnisch reagierte sie auch, als ihr Telefon klingelte und Angel barsch Kaffee bestellte.
„Ähm Boss, bist du sicher, das du Kaffee möchtest?“, fragte sie vorsichtig.
„Was sonst?“, kam die schroffe Gegenfrage.
„Na ja, Kaffee macht dich immer so nervös. Und ich finde, du bist schon so ziemlich…“. Sie hielt den Hörer weg, als Angel hineinbrüllte.
„Ähm, schon gut Boss, Kaffee kommt sofort!“
Vorsichtig legte sie den Telefonhörer auf und schüttelte den Kopf. „Wozu braucht er ein Telefon, man hört ihn doch auch so.“

Als sie ihm den Kaffee brachte, war seine Laune immer noch nicht besser geworden. Harmony stellte den Becher auf die äußerste Kante, um sich sofort wieder aus der Gefahrenzone zu begeben.
„Warte. Ist Nina noch da?“
Harmony zuckte nur die Schultern. „Glaube schon.“ Sie sah, wie sich Angels Miene wieder verfinsterte. „Es war doch niemand da, der sie rauslassen konnte“, rechtfertigte sie sich. „Du warst nicht da, und Wesley auch nicht.“
Angel winkte ab. „Schon gut, niemand macht dir einen Vorwurf.“ Harmony nickte, nicht ganz überzeugt und zog sich hastig zurück, bevor er seine Meinung doch noch änderte.
Angel warf einen Blick auf die Arbeit, die sich auf seinem Tisch stapelte, überlegte es sich dann aber anders. Erst würde er Nina aus ihrem Käfig befreien, alles andere hatte Zeit.
Auch das Problem Spike.



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Cimmeria
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New PostErstellt: 10.06.07, 21:07  Betreff: Re: Veränderungen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 4

Nina saß auf dem Boden, mit angezogenen Beinen und an die rückwärtige Wand gelehnt. Als Angel näher kam sah sie ihn fragend an. „Stimmt was nicht?“
Angel schloss schnell auf und hielt ihr die ausgestreckte Hand hin. „Tut mir Leid, aber es ist was dazwischen gekommen“, er sah zu, wie sie den Staub von ihren Jeans abklopfte, „es war niemand hier, der dich rauslassen konnte.“
Mit einem verlegenen Lächeln fragte er: „Wie kann ich das wieder gut machen?“
Nina erwiderte das Lächeln spitzbübisch und strich sich mit der linken Hand die Haare zurück. „Ich hätte da eine Idee. Ich bin hungrig wie ein Wolf; oder sollte ich sagen, wie ein Werwolf?“
„Natürlich, ich lade dich zum Essen ein“, fiel ihr Angel hastig ins Wort.
„Aber vorher brauche ich eine Dusche.“ Nina schnüffelte und verzog das Gesicht. „Nach so einer Nacht rieche ich immer wie ein nasser Hund.“
„Du kannst bei mir duschen“, schlug Angel vor, aber Nina schüttelte den Kopf. „Lieber bei mir zuhause, da habe ich auch frische Sachen. Aber wenn du mich fährst?“
„Liebend gern. Ich sag nur schnell Bescheid, dass ich weg bin. Und heute auch nicht mehr ins Büro komme.“
Nina sah ihm hinterher und lächelte. So wie es aussah würde es noch eine ganze Weile dauern, bis sie etwas zu essen bekam. Aber ihr Kühlschrank würde bestimmt noch eine Kleinigkeit hergeben, um die Zeit zu überbrücken.

„Das war gut!“
Nina schnurrte und streckte sich fast genauso wie Spike. Angel zuckte leicht zusammen, als ihm bewusst wurde, dass er schon wieder an Spike gedacht hatte. So sehr er auch versuchte, er konnte den blonden Vampir nicht völlig aus seinen Gedanken verdrängen.
Wie Spike selbst tauchten auch die Gedanken an ihn unvermutet und unwillkommen auf und ließen sich nicht wegschicken.
„Woran denkst du?“ Nina hatte sich auf die Seite gedreht und den Kopf auf die Hand gestützt, sah sie ihn fragend an.
Angel zwang sich zu einem Lächeln. „An jemand, den ich liebe“, sagte er zärtlich und tippte ihr mit dem Zeigefinger gegen die Nase. „Aber langsam sollten wir uns wirklich um was zu Essen kümmern. Oder stellst du dich als Imbiss für einen hungrigen Vampir zur Verfügung?“ Er knurrte spielerisch und ließ seine gelben Augen aufblitzen.
Nina kicherte. „Wenn du mich beißt, was bin ich dann?“, fragte sie neugierig, „Ein Vampir, der nur bei Vollmond zubeißt?“
„Hm“, Angel dachte einen Moment darüber nach. „Oder ein Werwolf, der seine Opfer aussaugt, statt sie zu zerfleischen.“
Er sah, wie sich Ninas nackte Arme mit einer Gänsehaut überzogen. So ganz hatte sie sich immer noch nicht damit abfinden können, dass sie nur noch zum Teil menschlich war. Und zum anderen Teil ein Dämon. Und er fragte sich, wie sie wohl reagierte, wenn der Dämon in ihr stärker wurde.
„Schon gut, das ist nur ein dummes Gedankenspiel“, sagte er leise und zog sie in seine Arme. „Ich würde dir nie etwas tun. Gehen wir essen und vergessen das Thema.“

Spike hatte eigentlich nur nebenbei fragen wollen, wo Angel sich aufhielt, da er nicht in seinem Büro war. Er wollte sicher gehen, dass sein Sire längere Zeit beschäftigt war, bevor er sich etwas in dessen Wohnung umsah.
Aber Harmonys freudige Mitteilung, dass er mit Nina unterwegs sei, löste überraschende Eifersucht in ihm aus.
„Angel bringt unser Hundchen nach Hause, damit sie unterwegs niemand anfällt?“, fragte er spitz. „Wir sollten ihm eine Hundeleine schenken.“
„Oh, er wird wohl noch länger bei ihr bleiben“, kicherte Harmony, „schließlich ist es schon ewig lange her, dass er sich etwas Spaß gegönnt hat, der Ärmste.“
Spike war schon zwei Schritte weit weg, jetzt drehte er sich auf dem Absatz um.
„Spaß?“, fragte er entgeistert. „Du meinst er und Nina…“
Harmony nickte verschwörerisch. „Du hättest sie sehen sollen, als sie hier ankam. Wahrscheinlich wäre sie am liebsten gleich in seinem Büro über ihn hergefallen.“
„Kann ich mir vorstellen“, grollte Spike. „Dieser Mistkerl kann auch nicht genug kriegen, was? Hoffentlich hat er soviel Spaß, dass er seine Seele verliert. Es wird mir ein Vergnügen sein, Angelus zu vernichten!“
„Angelus beehrt uns mit seiner Anwesenheit?“, fragte Lorne hinter ihm nervös, „ich glaube, ich mache eine Weile Urlaub. In der Hölle wäre es sicher netter als hier, wenn unser dunkler Engel sich austobt.“ Er lächelte Spike an, aber es misslang kläglich. „Außerdem trifft man dort immer alte Bekannte.“
„Keine Angst, noch ist es Angel“, fuhr ihn Spike an. „Angelus ist nicht so blöd, mit einem Werwolf rumzumachen. Dafür hat er zuviel Stil!“
Er marschierte auf die Fahrstuhltür zu und versetzte ihr einen wütenden Tritt, um sich abzureagieren.
„Was ist denn mit dem los?“, fragte Lorne, „ähm, lass mich raten, Angel und Nina sind sich näher gekommen?“
Harmony nickte nur und sah noch einmal zu Spike herüber, der die Tür jetzt mit den Fäusten traktierte.
„Erst schreit Angel mich an und dann Spike. Ob sie Probleme mit ihrer Seele haben?“, beklagte sie sich. „wenn das so ist bin ich froh, keine Seele zu haben!“
Der Fahrstuhl kam endlich, nachdem Spike ein weiteres Mal dagegen getreten hatte.
„Ich verstehe die Kerle manchmal einfach nicht“, beschwerte sich Harmony schmollend.
Lorne beugte sich über den Tresen und tätschelte ihre Hand.
„Ich auch nicht, Herzchen, ich auch nicht. Und dabei versuche ich es schon viel länger als du!“

„Bleibst du hier?“, fragte Nina und schmiegte sich an ihn.
„Hier? Natürlich, wer fährt sonst das Auto“, antwortete Angel zerstreut.
Nina kicherte. „Ich meine, bei mir.“
„Was? Oh, entschuldige, ich war mit meinen Gedanken woanders.“ Angel sah sie kurz von der Seite an. Sein Blutdurst war in den letzten Stunden ständig stärker geworden und es kostete ihn schon einiges, das Blut, das unter ihrer Haut verführerisch lockte, zu ignorieren. Wenn er ehrlich war, betrachtete er sie nicht wirklich als Mensch, sondern als Dämon, in dessen Adern zufällig menschliches Blut kreiste.
Er wusste, dass er sie als Mensch nicht beißen durfte. Aber als Dämon war das ganz was anderes.
Mit zusammengebissenen Zähnen sah er wieder nach vorne. Er sollte in Zukunft wirklich einige Beutel Blut im Auto haben, für Notfälle.
„Ich bin gerne mit dir zusammen, du gibst mir ein Gefühl von Sicherheit, von Geborgenheit“, redete Nina leise weiter. Ihre Hand lag auf seinem Bein und rutschte langsam aufwärts.
Angel dachte, wenn er atmen müsste wäre das wohl der Zeitpunkt, gespannt den Atem anzuhalten. Trotzdem nahm er jede Bewegung Ninas überdeutlich wahr. Und erinnerte sich an die fast identische Situation mit Spike.
Ninas Hand war jetzt an einer Stelle, wo sie nur noch Millimeter von seinem besten Stück trennten. Er ergriff sie und zog sie an den Mund.
„Ich kann nicht dableiben“, sagte er nach einem sanften Kuss. „Es ist meine, unsere Aufgabe, Los Angeles ein bisschen sicherer zu machen.“
„Unsere Aufgabe?“, fragte Nina neugierig. „Du meinst, du und Wesley?“
Angel lächelte schmal. „Eher ich und… Spike. Wes kümmert sich mehr um den theoretischen Teil.“ Er wusste selber nicht, warum er Spike erwähnte. Aber irgendetwas in ihm zwang ihn, seinen Namen auszusprechen.
„Ich hatte immer den Eindruck, ihr versteht euch nicht so gut…“
„Ach das“, Angel winkte ab, „das ist hauptsächlich Show. Macht sich besser, wenn unsere Gegner das denken.“ Angel konnte selbst kaum glauben, was er da sagte. Als nächstes würde er wohl noch behaupten, das er sich ein Leben ohne Spike nicht vorstellen könnte.
„Wir sind die einzigen Vampire mit Seele, so was verbindet.“
Nina nickte verstehend. „Dann wünsche ich dir heute Nacht viel Glück. Und grüß Spike von mir.“
Sie gab ihm einen Abschiedskuss, da sie mittlerweile vor ihrem Haus angekommen waren. „Sehen wir uns bald wieder?“ Angel nickte. „Ich rufe dich an.“

Spike stürmte aus dem Gebäude. Am liebsten wäre er direkt zu Nina gefahren und hätte Angel aus ihren Klauen befreit.
Aber selbst ihm war klar, dass Angel vielleicht gar nicht befreit werden wollte. Voller wiederaufflackernder Wut trat er gegen ein geparktes Auto, was die Alarmanlage auslöste. Gespannt wartete er auf die Reaktion des Besitzers, aber niemand kam. Und nach einer Weile erstarb das nervtötende Heulen wieder.
Spike schüttelte nur verständnislos den Kopf. „Kümmert es hier eigentlich niemand, wenn eine Alarmanlage angeht? Immerhin hätte ich die Karre auch klauen können!“
Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, genau das zu tun, dann kam ihm eine andere Idee.
Angel war weit weg und seine Wohnung dementsprechend leer. Er konnte ihn also nicht daran hindern, sich dort etwas umzuschauen.
Und gemütlicher als seine eigene Bruchbude war Angels Penthouse allemal. Schon wieder wesentlich besser gelaunt machte Spike kehrt und ging wieder ins Gebäude zurück.
In Angels Wohnung, besser noch in seinem Bett, würde ihm schon ein Plan einfallen, wie er seinen Sire zurückbekam. Denn gegen einen Werwolf kam er ja wohl allemal an.

Angel kauerte an der äußersten Dachkante. Soweit er es beurteilen konnte, hatten die Vampire unten auf der Straße seine Anwesenheit bisher nicht wahrgenommen. Aber das war auch nicht sehr verwunderlich, schließlich warteten sie auf Opfer. Das sie selber die Gejagten und nicht die Jäger sein könnten, kam ihnen nicht in die Sinn.
Angel lächelte freudlos, als er das potentielle Opfer der Vampirgruppe näher kommen sah. Er erinnerte sich daran, wie Spike vor einiger Zeit erwähnt hatte, dass er manchmal versucht war, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen.
„Wer nachts in diesem Aufzug unterwegs ist verdient es einfach gebissen und getötet zu werden“, war seine lakonische Meinung. Und Angel musste, obwohl er damals vehement widersprochen hatte, seinem Childe jetzt Recht geben.
Die junge Frau trug einen mikroskopisch kurzen Rock und in Gegensatz dazu extrem hohe High-Heels, auf denen sie auf dem unebenen Boden kaum Halt fand. Und anstatt so zügig wie möglich weiter zu gehen blieb sie jetzt auch noch stehen und kramte in ihrer Handtasche nach einer Zigarette.
Angel sah sie grimmig an, dann seufzte er. Seine Aufgabe bestand nicht darin, die Menschheit zu bessern, sondern nur darin, die Hilflosen zu beschützen, unabhängig davon, wieweit sie selber an ihrer misslichen Lage schuld waren.
Lautlos rutschte er an einem Regenabflussrohr herunter, sodass er im Rücken der Vampire stand.
Sie waren zu viert und einen Moment wünschte er sich, Spike wäre bei ihm. Nicht, das er nicht alleine mit ihnen fertig wurde, es war nun der Wusch, wie früher mit Spike Seite an Seite zu kämpfen.
Dann schob er den Gedanken unwillig weg. Er dachte in letzter Zeit viel zu oft an Spike, und das ärgerte ihn. Spike dachte sicher nicht halb so oft an ihn, da war sich Angel sicher. Für Spike war das Abenteuer in Rom nur eine nette Episode, ein One-Night-Stand eben. Und sein Gerede über Liebe – seit wann sprach Spike überhaupt über so etwas? – nur eine von vielen Varianten, ihn in den Wahnsinn zu treiben (wenn er es mit seiner bloßen Anwesenheit nicht mehr schaffte).
Insgeheim bedauerte Angel das, was in der Garage vorgefallen war, schon wieder zutiefst. Andererseits erregte ihn die Erinnerung daran immer noch.
Er gönnte sich einen Moment daran zu denken, wie sie sich nach dem Kampf, wenn sie alleine wären, lieben würden. Wie er Spike voller Lust gegen die Wand drücken und ihn seine Härte spüren lassen würde. Und Spikes heisere Stimme, die ihn aufforderte, weiter zu machen, bis… - abwesend strich er über die deutliche Ausbuchtung in seiner Hose, nur um gleich darauf frustriert mit der flachen Hand gegen die Wand zu schlagen.
Das war und blieb ein unerfüllbarer Traum!

Die Realität waren die vier Vampire vor ihm, die sich schon genüsslich die Lippen leckten. Und jetzt irritiert herumschnellten, da sie niemand hinter sich vermutet hatten.
Einer, der größte von ihnen und offensichtlich der Anführer fasste sich als erster. Er entspannte sich sichtbar, als er in Angel einen Artverwandten erkannte. Und entblößte zugleich seine Fangzähne um klarzumachen, das dort für Angel nichts zu holen war.
„Das ist unser Revier“, stellte er großspurig fest und seine Kumpane nickten zustimmend.
Angel lächelte schmal, aber auch seine Fangzähne blitzen in der trüben Straßenbeleuchtung.
„Wo vier satt werden…“
Der andere Vampir schüttelte den Kopf. „Nichts da, Alter. Wie gesagt, das ist unser Revier, mach dich vom Acker!“
„Ist da dein letztes Wort?“ Angel spannte die Armmuskeln, ein kurzes Zucken und die verborgenen Pflöcke würden in seinen Händen liegen.
„Hörst du schwer?“, mischte sich jetzt einer der anderen Vampire ein. „Zieh Leine!“
Der Anführer gab ihm einen leichten Schlag vor die Brust, um klarzumachen, das noch immer er das Sagen hatte, unternahm aber sonst nichts.
Angel zuckte nur die Schultern, als ob er aufgeben würde.
Die Pflöcke glitten in seine offenen Hände und er umfasste sie fest.
„Wenn das so ist, Freunde“, er grinste böse, „wie sagt man so schön? Wer nicht hören will muss fühlen!“
Lässig erledigte er die beiden Vampire, die ihm am nächsten standen, bevor diese auch nur annähernd begriffen, was vor sich ging.
„Hey“, protestierte der Anführer der Vampirgang, der sich als erster wieder gefasst hatte. „Du bist doch einer von uns, wieso…“
„Genau“, bekräftigte der andere, der sich bereits vorher schon mal zu Wort gemeldet hatte, „Vampire killen sich nicht gegenseitig. Nicht so!“ Er zeigte angeekelt auf die Pflöcke.
„Willkommen in der Neuzeit“, grinste Angel, bevor er ihm den einen Pflock in die Brust stieß. Langsam fing er an, wieder gefallen daran zu finden. Er sollte öfter mal einige Zeit draußen und weniger Zeit hinter seinem Schreibtisch verbringen.
Jetzt war nur noch ein Vampir übrig. Der wohl auch der intelligenteste der Gruppe war. Jedenfalls drehte er sich wortlos auf dem Absatz um und suchte sein Heil in der Flucht. Weit kam er nicht, dann stieß er mit ihrem potentiellen Opfer zusammen. Die Zeit genügte Angel, auch ihn unschädlich zu machen. Er verging in einer Staubwolke, die die junge Frau zum Husten reizte.

Sofort war Angel bei ihr, um zu sehen, ob sie nicht vielleicht doch verletzt worden war.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt.
Sie stieß ein letztes Husten aus, dann sah sie ihn empört an. „Was soll denn das?“, fragte sie, „findest du das witzig, Frauen so anzumachen, indem du sie mit einer Staubwolke überschüttest?“
„Ähm, das war… ein Vampir“, antwortete Angel lahm. „Aber Sie müssen keine Angst haben, er kann Ihnen nichts mehr tun.“
„Ein Vaaaaampiiiir“, sagte sie gedehnt, wobei sich ihre Augen zu schmalen Schlitzen verengten, „Du meinst, so was wie Dracula?“
Angel nickte nur.
Und sie lachte.
Erst dachte, er, es wäre die Erleichterung, noch einmal davon gekommen zu sein, dann begriff er, dass sie ihn auslachte.
„Vampire!“, keuchte sie schließlich atemlos. „Oh Mann, das ist die blödeste Anmache, die ich je erlebt habe!“ Sie lachte wieder und warf ihre blonden, schulterlangen Haare zurück. „Süße, ich habe dir gerade das Leben gerettet“, sagte sie mit hoher, gekünstelter Stimme. „dafür erwarte ich, dass du sofort mit mir ins Bett steigst, um mir deine Dankbarkeit zu beweisen!“
„Ähm, das natürlich nicht.“ Angel hatte den Eindruck, dass es nicht ganz so lief, wie es sollte. Etwas mehr Dankbarkeit hatte er schon erwartet. „Aber ich kann Sie gerne nach Hause begleiten…“
Sie schlug ihm ins Gesicht. „Sehe ich aus wie eine billige Nutte?“, fragte sie gefährlich ruhig.
„Äh, nein. Aber Sie sollten wirklich nicht…“
Wieder schlug sie ihn, diesmal mit ihrer Handtasche. Angel fragte sich, ob sie darin wohl einen Ziegelstein mit sich rum trug.
„Jungchen, du solltest dir wirklich eine bessere Anmache überlegen“, sagte sie, bevor sie davon stöckelte, „nur weil eine Frau einen kurzen Rock und hohe Absätze trägt ist sie noch lange kein Freiwild. Und bestimmt nicht wehrlos!“
Angel rieb sich die schmerzende Wange, wo ihn erst ihre Hand und dann ihre Handtasche getroffen hatten.
Die Hilflosen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, dachte er. Spike hat Recht, es wäre wahrscheinlich besser, sie selbst zu töten als sie davor zu bewahren, getötet zu werden. Aber es war nun mal Teil seiner Buße, die Menschen zu beschützen, egal, ob sie es verdienten oder nicht.

Spike wurde davon wach, dass ihm zum ersten Mal seit mehr als hundert Jahren die Sonne ins Gesicht schien. Mit einem Aufschrei zog er sich die Decke über den Kopf.
Er brauchte etwas, um sich daran zu erinnern, wo er war. Und das die Sonne ihm dort nichts anhaben konnte.
Schließlich warf er die Decke zur Seite und breitete Arme und Beine weit aus. Er sah zu, wie die Sonnenstrahlen über seinen Körper wanderten, ohne ihn zu verletzen.
„Daran könnte ich mich gewöhnen“, stellte er zufrieden fest. Erst danach fiel ihm auf, dass er immer noch alleine war. Angel war in dieser Nacht nicht in seine Wohnung zurückgekehrt.
„Mistkerl“, murmelte er und boxte gegen das Kissen, „hast dich wohl die ganze Nacht mit Lassie vergnügt?“
Schon wieder weniger glücklich als noch vor wenigen Minuten sammelte er sein Sachen ein und zog sich an. Dabei dachte er darüber nach, wie sich das Problem Werwolf am schnellsten und effizientesten lösen ließ.
„Tierheim, ich könnte den Köter im Tierheim abgeben“, brummte er, wobei der Gedanke, was geschah, wenn die Mitarbeiter dort merkten, das der „Hund“ ersten ein Werwolf und zweitens, wenn kein Vollmond war, ein Mensch war, ihn ungemein amüsierte.
Leider scheiterte die Idee daran, dass Nina in ihrer menschlichen Gestalt ziemlich schnell bei Wolfram &Hart aufkreuzen und ihn zur Schnecke machen würde. Ganz abgesehen davon, was Angel mit ihm machen würde. So gut ihm der Gedanke auch gefiel, er musste sich was Besseres ausdenken, um sie loszuwerden.
„Hm, Werwolf, Wolf, Bestie“, murmelte er weiter, bis er plötzlich böse grinste. Bestie, genau. Er würde auf Wolfsjagd gehen.

Angel kehrte erst nach Sonnenaufgang zurück. Seine weiteren Begegnungen in dieser Nacht waren besser gelaufen, die hilflosen Opfer hatten das getan, was er von ihnen erwartete: sie waren hilflos und dankbar für ihr Rettung.
Und es gab einige Vampire und Dämonen weniger in Los Angeles, die der Stadt und ihren Bewohnern das Leben schwer machten.
Jetzt stand er schmutzig und müde neben Wesley und sehnte sich nach seinem Bett. Aber zuerst musste er noch kurz Bericht erstatten, damit Wesley entsprechende Aktennotizen anlegen konnte.
Während er sprach und Wesley mitschrieb sah er aus der offenen Tür hinaus auf den Flur.
Erst hielt er das, was er sah, für eine Halluzination, hervorgerufen durch seine Müdigkeit. Und dadurch, das er zu den unpassendesten Zeitpunkten an Spike dachte.
„Das kann doch nicht wahr sein“, entfuhr es ihm.
Wesley reagierte nicht.
„Wes, sag mir, dass das nicht wahr ist“, fauchte Angel und deutete auf den Flur.
Endlich sah Wesley auf. Staunen und Verwirrung wechselten sich in seinem Gesicht ab.
„Das ist… Spike!?“
„Das ist Spike!“ Angel nickte grimmig, bevor er hinausrannte.
„Spike, verdammt, was wird das?“ Er verstellte dem blonden Vampir den Weg. „Halloween war schon. Oder kommt noch, wie man’s nimmt. Aber jetzt ist diese Verkleidung einfach nur dämlich!“
Spike trug eine Lederjacke mit langen Fransen, dazu passend eine Lederhose. Und auf dem Kopf einen Hut aus Waschbärenfell. Dazu kam ein kurzer Dolch, den er sich in den Gürtel gesteckt hatte. Ein Gewehr, das Angel als Vorderlader erkannte, ein Pulverhorn und, über den Rücken hängend etwas, das stark an eine Bärenfalle erinnerte.
Angel schüttelte nur den Kopf. „Du siehst aus wie Daniel Boone“, sagte er kopfschüttelnd. „Gehst du auf Bärenjagd?“
„Wolfsjagd“, antwortete Spike lapidar. „Es soll hier ein besonders gefährliches Biest geben!“
„Es gibt keine Wölfe in Los Angeles“, widersprach Angel, dann stutzte er. „Du meinst doch nicht etwa… Nina?“
„Sie ist ein Werwolf oder?“, fragte Spike zurück.
„Sie ist ein Mensch!“
„Und ein Wolf!“ Spike war nicht bereit, aufzugeben.
„Du kannst sie doch nicht mit so einer… Bärenfalle fangen“, sagte Angel entsetzt.
„Natürlich nicht, das ist ja auch eine Wolfsfalle“, wies ihn Spike zurecht und wollte weitergehen.
Weit kam er nicht. Angel riss ihn herum und drückte ihn mit beiden Händen gegen die Wand.
„Hände weg von Nina!“, sagte er leise und sehr eindringlich. „Wenn ich höre, dass ihr auch nur das kleinste Härchen gekrümmt wurde, mache ich dich dafür verantwortlich!“
Spike sah wortlos und starr an ihm vorbei.
„Verstanden?“ Angel schüttelte ihn, dass seine Zähne aufeinander schlugen.
Es dauerte eine Weile, bis Spike ihn endlich ansah. „Verstanden“, sagte er dann leise, „ich werde deine Wölfin nicht anrühren. Obwohl es mir ein Rätsel ist, wie es jemand freiwillig mit einem Werwolf treiben kann. Andererseits, für den Doggy Stlye hattest du ja schon immer eine besondere Vorliebe!“

Angel stand zu dicht vor ihm, als dass Spike dem Schlag hätte ausweichen können. Aber er versuchte es auch gar nicht erst.
Hilflos und unbeweglich stand er da und ließ zu, dass Angel seine Wut und seinen Frust an ihm abreagierte. Bis der entsetzt aufhörte.
Genauso hatte Angelus sich verhalten, wenn etwas nicht so lief, wie er es sich vorstellte. Er hatte sein Childe verprügelt, seinen ganzen Zorn an ihm ausgelassen. Und Spike hatte sich nie gewehrt, sondern es immer stumm und teilnahmslos über sich ergehen lassen.
Er sah das Blut, das aus Spikes aufgeplatzter Lippe tropfte und schämte sich entsetzlich.
In seiner Reue beugte er sich vor und leckte das Blut sorgfältig ab, bevor er Spike küsste. „Es tut mir leid“, hauchte er in Spikes Mund. „Es tut mir so leid. Aber warum provozierst du mich auch immer?“
Er wollte es wieder gut machen, Spike pflegen und die Blessuren, die er ihm verpasst hatte, mit Zärtlichkeiten mildern. Unbewusst presste er sich an ihn, um Spike seine Erregung spüren zu lassen, wollte ihn streicheln und dieselbe Erregung in ihm wecken, die er empfand.
„Das ist wohl kaum der richtige Ort“, sagte Spike ruhig und schob ihn etwas weg, gerade soweit, das er sich an Angel vorbei schieben konnte.
Er ging gelassen weg, ohne sich umzudrehen und sah nicht, wie fassungslos sein Sire hinter ihm hersah. Dafür sah Angel auch nicht das zufriedene Lächeln, das um Spikes Mundwinkel spielte.
Er hatte zwar Prügel bezogen, aber das war nichts neues, nichts, was Spike ernsthafte Sorgen machte. Viel wichtiger war, dass Angel immer noch mehr für ihn empfand, als er zugeben würde. Jedenfalls jetzt.
Es hatte sich also gelohnt, mehrmals den Flur auf und abzulaufen, bis Angel auf ihn aufmerksam wurde.
Er würde ihn noch eine Weile bearbeiten müssen, das war Spike klar, aber etwas anderes war auch klar: Gegen ihn hatte kein Werwolf eine Chance!



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Cimmeria
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New PostErstellt: 22.06.07, 17:10  Betreff: Re: Veränderungen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 5

Während Spike sich leise vor sich hin pfeifend davon machte, um seine zwar wirkungsvolle, aber unbequeme Verkleidung loszuwerden, stand Angel immer noch unschlüssig herum.
Er grübelte darüber, ob Spike nicht Recht hatte. Eine Beziehung zu einem Werwolf barg immer potentielle Gefahren. Nina konnte ihn, als Werwolf, mühelos zerfleischen.
Natürlich würde sie ihn nie absichtlich verletzen (er lächelte düster - wie oft hatte er selber diesen Satz schon zu jemand anders gesagt) aber im Gegensatz zu ihr wusste er, wie schwierig es manchmal war, den innere Dämon unter Kontrolle zu halten. Immer und unter allen Umständen!
Nicht das ihm bei Spike weniger Gefahren drohten, aber der war ein Vampir, wie er selbst. Und sie beide wussten, was ihnen bevorstand, wenn sie aufeinander losgingen. Hinzu kam die Sache mit der Seele. Sowohl er selbst als auch Spike wurden davon im Zaum gehalten (mehr oder weniger jedenfalls).
Aber was war mit einem Werwolf? Angel musste sich eingestehen, dass er nicht einmal wusste, ob Werwölfe überhaupt eine Seele hatten.
Verzweifelt hielt er sich die Schläfen. Zu seiner Müdigkeit gesellten sich jetzt auch noch bohrende Kopfschmerzen. Doch er wusste, dass er nicht schlafen konnte. Er würde wach liegen und grübeln. Bleib nur eine Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen.
Aber Nina wollte er nicht anrufen. Sie wäre sicher gerne bereit, ihm beim „einschlafen“ zu helfen, würde ihn aber mit ihren neugierigen Fragen nach dem Verlauf seiner Nacht nur nerven.
Und Spike? Den hatte er selber weggeschickt. Und es wäre auch unfair, ihm Hoffnungen zu machen, indem er ihn in sein Bett einlud, nur um ihn wenig später wieder hinauszuwerfen.
Obwohl, die Erwähnung des Doggy Style zauberte ein nettes Bild in seine Gedanken. Spike, der auf allen Vieren vor ihm kniete und es kaum erwarten konnte. Sein Erschauern, wenn Angels Hände über seine Seiten strichen. Wie er vor Erregung den Kopf zurückwarf und den Rücken durchdrückte.
Angel grinste. Wie es aussah musste er wohl mit seinen Phantasien vorlieb nehmen. Aber die waren gar kein so schlechter Ersatz.
Er kritzelte eine kurze Nachricht, dass er nicht gestört werden wollte und legte sie Harmony gut sichtbar hin. Dabei war er ausnahmsweise froh, dass sie nicht an ihrem Platz war. Auf ihre Neugier konnte er auch verzichten.

Was weder Angel noch Spike bedacht hatten war, das es noch jemand anders gab, der ungemein neugierig war. Und diese Neugier, im Gegensatz zu Harmony oder Nina, auch ohne lästige Fragen befriedigen konnte. Er musste nur zuhören.
Eigentlich hatte Lorne geplant, sich um Spike zu „kümmern“, sobald Angel mit ihm fertig war. Es war in seinen Augen eine Schande, wie Angel mit dem hübschen blonden Vampir umging.
Spike hatte wirklich was Besseres verdient, als grundlos verprügelt zu werden. Da sich die Vampire aber manchmal aus völlig unersichtlichen Gründen einig waren, wollte er warten, bis Angel weg war, bevor er sich mit Spike beschäftigte.
Doch dann war etwas geschehen, das noch unerklärlicher war, als Angels Wutausbruch.
Angel hatte Spike geküsst!
Wenn er es nicht selber gesehen hätte, würde Lorne es nicht glauben.
Selbst so zweifelte er an dem, was er gesehen hatte.
Bis Spike pfeifend an seiner einen Spalt weit geöffneten Tür vorbeispazierte. Und Lorne daher seine Gedanken lesen konnte.
Lorne war so fassungslos, das er nur hinter ihm herstarren konnte. Und auch danach dauerte es noch lange, bis er seine Tür langsam und möglichst geräuschlos schloss.

Lorne rührte nachdenklich mit der Olive in seinem Martini, bevor er ihn in einem Zug herunterstürzte und sein Glas erneut füllte.
Doch je länger er darüber nachdachte, umso mehr ergab alles einen Sinn. Das seltsame Verhalten der Vampire seit ihrer Rückkehr, die ungewohnte Einigkeit in manchen Punkten.
Er leerte sein Glas wieder und lachte leise.
Wesleys Befürchtung, sie könnten ihre Seelen eingebüßt haben oder dem Bösen anheim gefallen sein, waren überflüssig.
Na ja, wenigstens, soweit es Spike betraf. Der war einfach nur verliebt. Und litt darunter, dass Angel diese Liebe nicht erwiderte. Scheinbar nicht erwiderte, denn Lorne hatte keine Zweifel daran, das es Angel genauso erwischt hatte. Nur war er nicht bereit, das zuzugeben, nicht einmal vor sich selbst.
Vielleicht sollte er Angel mal wieder vorsingen lassen, er konnte es ja als fällige Überprüfung, der sich alle bei Wolfram & Hart in regelmäßigen Abständen unterziehen mussten, tarnen. Obwohl das bedeutete, dass er sich wieder einmal „Mandy“ antun musste.
Lorne beschloss, sich erst noch mit einem weiteren Martini zu stärken, bevor er sich dieser Qual aussetzte.

„Was ist denn jetzt schon wieder?“ Unwillig sah Angel auf. „Lorne, was gibt’s?“
Der grüne Dämon sah ihn aufmerksam an, aber Angel war nicht anzusehen, dass er sich in irgendeiner Weise mit Spike beschäftigt hatte.
Da war nichts außer Ungeduld über die neuerliche Störung. Und eine Erschöpfung, die immer tiefere Linien in Angels Gesicht grub.
Lorne fand, das Angel es wirklich verdient hatte, von irgendwem Streicheleinheiten zu bekommen.
„Es ist Zeit für eine Überprüfung, Engelchen“, flötete er und machte es sich in Angels Besuchersessel bequem.
„Überprüfung, was für eine Überprüfung?“, fragte Angel zerstreut zurück, während er eine Akte durchblätterte.
„Die wöchentliche Loyalitätsprüfung!“
„Schon wieder? Also gut, bringen wir es hinter uns.“ Angel stieß sich von seinem Schreibtisch ab, sodass er ein Stück zurückrollte. „Ich hoffe, du hast nichts gegen Mandy?“
„Wer sollte schon was gegen Barry Manilow haben, außer das er gelebt hat?“, murmelte Lorne. Aber zum Glück so leise, das Angel ihn nicht hörte. Er wünschte sich, er hätte noch einen weiteren Martini getrunken. Mindestens einen.

Angel sang, wie immer entsetzlich falsch, die ersten Takte, dann verstummte er plötzlich. Lorne konnte gerade noch in Großbuchstaben SPIKE erkennen.
„Das ist jetzt ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt“, bemerkte Angel hastig. „Wir machen das später, okay?“
„Oh, also mir passt es jetzt hervorragend“, widersprach Lorne sanft, der genau wusste, warum Angel sich drückte. Alle Gedanken konnte er gar nicht verbannen, und schon gar nicht solche, die ihm Probleme machten. Was ja genau der Sinn der Überprüfung war.
Wer sich mit Plänen beschäftigte, die nicht im Sinne der neuen Wolfram & Hart Führung waren, konnte nicht völlig auf nichts sagende Dinge umschalten. Das, was ihn bewegte, spiegelte sich immer in seinen Gedanken.
„Mach weiter, Sweety!“
Angel schüttelte nur den Kopf, dann schnüffelte er vernehmlich.
„Rieche ich da Martinis?“, fragte er herausfordernd, „Du willst doch nicht etwa nur deine Neugier befriedigen?“
Jetzt war es Lorne, der entrüstet den Kopf schüttelte.
„So etwas würde ich niemals tun“, stellte er verstimmt klar, „die Gedanken andere Personen lesen zu können ist keine Gabe, sondern ein Fluch. Weißt du, wie oft ich Dinge erfahre, die ich niemals wissen wollte?“ – Aber diesmal interessiert es mich wirklich, was du denkst, fügte er in Gedanken hinzu.
Angel sah ihn misstrauisch an, als glaubte er nicht so recht an Lornes lautere Motive.
„Okay“, sagte er dann schließlich, „einigen wir uns darauf, in ungefähr“, er sah auf die Uhr, „einer halben Stunde?“
Lorne zog fragend die Augenbrauen hoch.
„Ich muss hier einiges fertig kriegen, danach habe ich Zeit für dich. Falls ich nicht vorher einschlafe!“ Er grinste schief.
Schlechte Nacht gehabt?“, erkundigte sich Lorne mitfühlend, aber Angel winkte nur ab. „Gut, in einer halben Stunde dann. Nicht vergessen, Darling.“
Er schlenderte zur Tür. „Dann werde ich mal Wesley unter die Lupe nehmen.“
Angel sah ihm grimmig hinterher. „Den nächsten, der mich mit einem Kosenamen anredet, bringe ich um!“, murmelte er düster.

„Ist die Überprüfung nicht erst nächste Woche dran?“ Wesley sah irritiert auf seinen Kalender.
„Normalerweise schon“, bestätigte Lorne, „aber wir wollen die Bösen doch nicht zu sehr verwöhnen. Wenn wir vorhersehbar werden haben wir schlechte Karten!“
„Stimmt! Immer den Überraschungsmoment nutzen.“
„Du sagst es, großer Zauberer.“ Lorne setze sich auf die Schreibtischkante. „Womit wirst du mich heute erfreuen? Nicht mit einem Werk von Mr. Manilow, hoffe ich?“
Wesleys Blick drückte erst nur viele Fragezeichen aus, dann lachte er. „Du warst schon bei Angel?“ Lorne nickte nur. „Wieder Mandy?“ Lorne nicke wieder.
„Wir sollten ihm bei Gelegenheit einige CDs schenken, vielleicht kann er sich noch für was anderes begeistern“, schlug Wesley amüsiert vor.
„Natürlich, Barry Manilow hat ja noch einige andere Stücke verbrochen“, fügte Lorne trocken hinzu.

Während sich Wesley mit Cat Stevens beschäftigte hörte Lorne nur mit einem halben Ohr zu. Eine Überprüfung Wesleys war eigentlich Zeitverschwendung. Wenn Wesley jemals die Seiten wechseln und zum Bösen überlaufen sollte, würde er jedem detailliert die Gründe für sein Handeln darlegen.
Bei Wesley bestand viel mehr die Gefahr, dass er aus gutem Glauben, und fest überzeugt, das Richtige zu tun, einen entsetzlichen Fehler machte. Aber das ließ sich einfach nicht vorhersehen, egal, wie oft er überprüft wurde. Seine Loyalität würde immer Angel und ihrem Kampf für das Gute gelten. Und nur das würde sich in seinen Gedanken und Gefühlen widerspiegeln.
Doch plötzlich horchte Lorne auf.
Wesley machte sich Gedanken über Angel und Spike. Und über ihre Seelen.
Erst dachte Lorne, Wes hätte die Vampire in einer eindeutigen Situation überrascht, aber dem war nicht so.
Es war vielmehr ihr allgemeines Verhalten, das den Exwächter irritierte.
Lorne schmunzelte.
Wesley hatte unglaublich feine Antennen für das, was um ihn herum vorging, soweit es Angel betraf. Ansonsten konnte er manchmal bind und taub sein.
Von ihnen allen kannte er Angel am längsten und besten. Er hatte alle Facetten von Angels Charakter kennen gelernt, einschließlich der Zeiten, in denen der Vampir seine Seele eingebüßt und zu Angelus geworden war.
Da Lorne Angelus selber erlebt hatte, konnte er verstehen, dass Wesley immer bereit war, sofort einzugreifen, wenn Angel sich ungewöhnlich benahm. Lieber sich hinterher bei Angel entschuldigen, weil er vielleicht überreagiert hatte, als zu riskieren, das Angelus sie alle nur aus Spaß tötete.
Lorne überlegte, wie er Wesley sagen konnte, das von Angel – und Spike – keine Gefahr ausging, ohne zuviel zu verraten.

„So schlimm?“, fragte Wesley plötzlich.
Lorne sah verwundert hoch.
„Du ziehst ein Gesicht, als ob du Zahnschmerzen hast!“
Lorne lächelte unschlüssig. „Nein, es ist nur so… Ich habe über unsere Freunde nachgedacht. Angel und Spike“, fügte er rasch hinzu.
Wesleys Gesicht wurde ausdruckslos. „Und?“
Lorne deutete ein Schulterzucken an. „Vielleicht irrst du dich und die beiden sind nicht böse geworden, sondern haben nur ihre Beziehung… verändert“, sagte er dann langsam.
„Beziehung verändert?“, wiederholte Wesley zweifelnd.
„Na ja.“ Lorne wusste nicht, wie er es formulieren sollte. „Vielleicht haben sie ja eingesehen, dass sie mehr erreichen, wenn sie zusammen arbeiten, statt sich ständig die Köpfe einzuschlagen.“ Wesleys Gesicht blieb so ausdruckslos wie bisher und Lorne seufzte leise. Wie es aussah hatte er de ganze Sache völlig fasch angefangen. Wesley war noch misstrauischer als vorher.
„Ich meine, sie haben jetzt beide eine Seele. Das verbindet doch irgendwie“, platzte er schließlich heraus. „Und sie bekämpfen beide das Böse!“
Wesley starrte ihn noch einen Moment schweigsam an, dann lachte er.
„Du hast Recht, ich sehe schon Gespenster“, sagte er dann versöhnlich. „Aber ich kenne Angel. Immer, wenn er sich seltsam benimmt, passiert irgendwas. Und jetzt kommt noch Spike dazu. Eben noch gehen sie völlig grundlos aufeinander los, nur um im nächsten Moment ihre Einigkeit zu demonstrieren. Ich verstehe das einfach nicht.“
„Wer versteht schon, was im Kopf von Vampiren vor sich geht“, pflichtete Lorne erleichtert bei. „Aber jetzt habe ich einen Termin mit unserem Obervampir. Vielleicht verstehe ich danach, wie er tickt.“
Wesley nickte mitfühlend. „Ich weiß, er kann nervig sein, aber wenn wir in seiner Lage wären würden uns auch massive Schuldgefühl quälen. Angel muss damit fertig werden einer der schlimmsten Massenmörder aller Zeiten gewesen zu sein. Wenn nicht der schlimmste überhaupt.“
„Tja, jetzt verstehst du hoffentlich warum ich aus Pylea abgehauen bin“, sagte Lorne leichthin im Gehen. „Ich wollte nicht auf Platz 2 der Statistik kommen.“
„Dort ist schon Spike“, rief Wesley hinter ihm her, aber Lorne zog schon die Tür hinter sich zu.

Angel sah ihn unfreundlich an, als der grüne Dämon wieder vor ihm stand.
„Was willst du?“
Lorne schüttelte nur in gespielter Verwunderung den Kopf.
„Alzheimer, Schätzchen? Wir haben eine Verabredung.“
„Verdammt, können wir das nicht verschieben?“
„Nein!“ Lorne stellte sich hinter Angel und massierte dessen Schultern. „Entspann dich! Es dauert auch nicht lange.“
„Hm“, Angel beugte den Kopf nach vorne. „Du machst das wirklich gut“, brummte er, „fast wie…“ Er biss sich auf die Zunge.
„Wie wer?“, fragte Lorne sanft.
„Ähm… Nina.“
„Ah, unsere Wolfslady.“ Lorne lächelte. Das erklärte schon einiges. Spike wollte Angel, aber der wollte lieber Nina. Er knetete weiter Angels Schultermuskeln, was der mit einem wohligen Stöhnen quittierte. Das war also Angels Geheimnis. Er wollte nicht, dass alle von seiner wie auch immer gearteten Beziehung zu Nina erfuhren.
Lorne überlegte, ob er ihn darüber aufklären sollt, dass bereits Wetten liefen, wie lange es dauerte, bis Angel begriff, dass Nina scharf auf ihn war. Aber dann ließ er es doch bleiben.
„Ein hübsches Mädchen“, sagte er stattdessen, bevor er sch etwas herunter beugte. „Und jetzt warte ich auf eine kleine Gesangseinlage.“
Angel seufzte, aber Lorne ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich ihm gegenüber.
Ich bin jetzt so entspannt, ich könnte auf der Stelle einschlafen“, versuchte Angel noch einmal, sich zu drücken.
Lorne lächelte nur.
„Okay.“
Angel konzentrierte sich auf Nina, bevor er anfing, zu singen. Lorne hörte mit geschlossenen Augen zu.

„Okay, das reicht“, sagte Lorne nach wenigen Minuten und Angel verstummte erleichtert.
„Solltest du jemals einen Ton treffen, weiß ich sofort, dass ich Angelus vor mir habe“, sagte Lorne düster, lächelte aber gleich wieder, um seiner Bemerkung die Spitze zu nehmen. „Dann werde ich mir mal anhören, was andere so denken. Wenn ich einer netten kleinen Verschwörung auf die Spur komme, erfährst du es als Erster.“
Breit grinsend und scheinbar bestens gelaunt verließ er Angel.
Auf dem Flur verschwand der Ausdruck seiner Fröhlichkeit schlagartig. Lorne rieb sich die Schläfen.
Das was er vermutete, hatte sich bewahrheitet. Der Ausflug nach Rom hatte die Beziehung der Vampire zueinander entscheidend verändert. Und Spike war von den neuen Umständen durchaus angetan. Angel im Prinzip auch, aber noch wehrte er sich gegen seine Gefühle für den blonden Vampir.
Und dann war da noch Nina.
Lorne seufzte.
Er wusste, dass Nina keine Schuld an ihrer monatlichen Verwandlung trug. Sie hatte es sich nicht ausgesucht, von einem Werwolf gebissen zu werden.
Trotzdem – nur zur falschen Zeit am falschen Ort – wurde jetzt einmal im Monat aus der sanftmütigen jungen Frau Nina ein blutgieriges Monster. Ein Geschöpf, das weder vor Menschen noch vor Dämonen Halt machte. Werwölfe rissen alles, was ihnen vor die Schnauze kam!
Und genau das macht Lorne Sorgen. Als Dämon war er vor Vampiren relativ sicher, sein Blut schmeckte ihnen nicht. Bei einem Werwolf lag die Sache anders. Der killte erst – und stellte dann eventuell fest, dass er das falsche Futter erwischt hatte. In der Regel war es dann für das Opfer zu spät.
Wenn es nach ihm ginge würde er Nina weit fort schicken, irgendwohin, wo sie keinen Schaden anrichten konnte. Oder wo sie lernte, sich im Zaum zu halten, falls das möglich war.
Lorne war es ziemlich egal, wo dieses „Irgendwo“ lag, Hauptsache weit weg.
Aber leider war nicht er derjenige, der diese Entscheidung treffen konnte, sondern ausschließlich Angel. Und der hatte offensichtlich beschlossen, Nina als Gegenmittel gegen Spike einzusetzen.
Lorne konnte also nur darauf hoffen, dass Spikes Hartnäckigkeit, mit der er um Angel warb, Erfolg hatte. Sonst würden sie alle irgendwann zu Hundefutter werden. Falls Angel nicht vorher durch einen perfiden Zufall zu glücklich wurde. Dann wäre der Tod durch einen Werwolf wahrscheinlich noch die erfreulichere Alternative.



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Cimmeria
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New PostErstellt: 05.07.07, 23:23  Betreff: Re: Veränderungen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 6

Angel schlug die Wohnungstür hinter sich zu und lehnte sich erschöpft dagegen.
Nach dieser Nacht auch noch eine Überprüfung zu überstehen hatte ihm den letzten Rest Kraft geraubt. Die ganze Zeit hatte er sorgfältig vermieden an Spike zu denken. Aber es war ihm gelungen. Sonst hätte ihn Lorne längst darauf angesprochen.
Zuerst hatte er vermutet, der grüne Dämon hätte ihre Umarmung zufällig beobachtet. Oder jemand anders, der ihm dann Lorne auf den Hals gehetzt hatte.
Aber wie es aussah hatte Lorne diesen Termin für eine Überprüfung wirklich nur zufällig ausgewählt. Und nur sein eigenes schlechtes Gewissen ließ ihn mehr dahinter sehen als wirklich da war.
Ausdauernd gähnend schlurfte er in sein Schlafzimmer – und erstarrte auf der Schwelle. Er konnte ihn riechen, und das war keine Einbildung!
Hastig sah er sich um, öffnete den Kleiderschrank und sah schließlich unters Bett. Doch er war alleine. Wann immer Spike dort gewesen war, jetzt war er wieder weg. Aber Angel konnte sich nicht erklären, wie er hinein gekommen war.
Es musste an seiner Müdigkeit liegen, das er so lange brauchte, um darauf zu kommen: Spike hatte immer noch den zweiten Wohnungsschlüssel. Angel hatte es bisher einfach nicht fertig gebracht, den Schlüssel mit dem nötigen Nachdruck zurückzufordern.
Aber das würde er schnellstens nachholen!
Mit einem grimmigen Knurren fetzte er Decke und Kissen vom Bett, bevor er das Laken herunterriss.
Immer noch leise knurrend bezog er sein Bett neu. Nur bei einem Kissen zögerte er. Um es dann, aus Gründen, die er selber nicht verstand wieder so wie es war aufs Bett zu legen.
Und wenig später er merkte er kaum, wie er, schon im Halbschlaf, das Kissen fest umarmte und lächelnd den Namen des blonden Vampirs flüsterte.

Lorne schlug sich derweil immer noch mit der Frage herum, was man im Fall Nina unternehmen konnte. Schließlich, bestärkt durch etliche weitere Martinis, kam er zu dem Schluss, mit Wesley zu reden.
Wesley war der Einzige, der ihm helfen konnte.
Der Ex-Wächter sah erstaunt hoch, als Lorne vor ihm stand. „Du hast mich schon überprüft.“
Lorne nickte. „Es geht auch nicht darum.“ Er machte eine winzige Pause. „Es geht um… Angel. Unter anderem!“ Sofort hatte er Wesleys ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Angelus?“, fragte Wesley leise und tonlos.
Lorne rang sich ein schnelles verneinendes Lächeln ab.
„Nein, nicht Angelus, unser Engelchen hat seine Seele noch. Fragt sich nur, wie lange noch.“
Wesley sah ihn verwundert an, dann zeichnete sich verstehen auf seinem Gesicht ab.
„Nina! Es geht eher um Nina, habe ich Recht?“ Lorne nickte nur.
„Darüber musst du dir keine Sorgen machen.“ Wesley lehnte sich entspannt zurück. „Die Wahrscheinlichkeit, dass er mit einem Werwolf glücklich wird liegt bei 1 zu…“
„Erspare mir die Wahrscheinlichkeit“, bat Lorne müde, „ich mache mir weniger Sorgen darum, ob Angel glücklich wird, das merke ich rechtzeitig, hoffe ich jedenfalls, als darum, was geschieht, wenn Nina die Kontrolle verliert.“
„Was meinst du genau?“ Wesley nahm einen Kugelschreiber auf und spielte damit herum, ohne es zu merken.
Lorne verzichtete auf eine entsprechende Bemerkung. Er wusste, dass Wesleys Verstand die Arbeit aufgenommen hatte. In Momenten wie diesen fragte er sich, ob er wirklich der einzige war, der begriff, wie wichtig Wesley für Angel Investigations war. Und jetzt natürlich für Wolfram & Hart.
Sicher, offiziell war Angel der Kopf des Ganzen, sein Name verkörperte die Kanzlei. Aber ohne Wesley würde das alles nicht funktionieren. Wesley war derjenige, dessen Verstand alles zusammen und im Gleichgewicht hielt. Sollte er jemals unter der ihnen auferlegten Last zusammenbrechen hätte das Böse gewonnen.
Lorne schauderte bei dieser Vorstellung.
„Der Werwolf in ihr wird mit jedem Vollmond stärker“, sagte Wesley leise und nachdenklich. „Die Frage ist, ist sie stark genug, ihre dämonischen Triebe auf Dauer zu unterdrücken. Noch hat sie Angst vor sich selbst, aber wir können sie nicht aus Dauer einsperren. Für den Rest ihres Lebens.“
Er sah Lorne an, der nur bekümmert nickte.
„Das heißt“, fuhr Wesley fort, während er weiter abwesend den Stift hin und her drehte, „wir können sie töten“, Lorne zuckte entsetzt zusammen, erkannte aber schnell, das Wesley nur verschiedene Szenarien durchging, „oder dafür sorgen, das Nina lernt, mit ihrem „Fluch“ zu leben.“
Wieder sah er Lorne an, der den Blick bedrückt erwiderte.
„Oder“, redete Wesley weiter, „wir schicken sie in eine andere Dimension. Und bürden das Problem jemand anders auf.“
Gar keine so schlechte Idee, fand Lorne in ersten Moment. Schließlich hatten sie auch so genug Probleme, ohne eine tickende Zeitbombe in Form eines Werwolfes.
„Andererseits verraten wir damit unsere Grundsätze, den Hilflosen zu helfen.“
Lorne schloss einen Monet die Augen und stellte sich ein riesiges, eiskaltes Gin-Tonic vor. Mitunter waren Wesleys penible Analysen ungemein ermüdend. Dann zog er Angels „erst zuschlagen, dann fragen“ – Taktik eindeutig vor.
„Kann man einen Werwolf als hilflos betrachten?“, fragte er mit leichter Ironie.
„Einen Werwolf nein, sein Opfer ja“, entgegnete Wesley so ernsthaft, als wäre Lornes Frage es auch gewesen.
Lorne setzte eine zerknirschte Miene auf, aber Wesley sah es nicht, da er sich einige schnelle Notizen machte.
„Ich glaube, sie hatten auch mal einen Werwolf“, murmelte er, „ich frage mich, was aus ihm geworden ist.“ Immer noch ignorierte er Lornes fragenden Blick.
„Weihst du mich in deine geheimnisvollen Gedankenwege ein?“, fragte Lorne schließlich so geduldig wie möglich.
Wesley sah erstaunt auf, er hatte den grünen Dämon schon vergessen.
„Äh, ja, natürlich. Sie hatten in Sunnydale mal einen Werwolf. Soweit ich weiß, hat er gelernt, seine Triebe unter Kontrolle zu halten, er hat Angel mal geholfen, als er schon hier in Los Angeles war und Probleme mit Spike hatte.“
Lorne verzog das Gesicht, wie es aussah hatte Angel immer Problem mit Spike. Er hätte gerne gewusst, worum es damals gegangen war. Aber nicht jetzt. Jetzt wollte er nur eine großen, kühle Drink. Und die Existenz dieser beiden streitsüchtigen Vampire wenigstens vorübergehend vergessen.
„… aber das war vor meiner Zeit“, beendete Wesley seinen Satz. „Rupert Giles weiß sicher mehr darüber. Ich sollte ihn mal anrufen.“
„Tu das“, stimmte Lorne hastig zu. „Und ich… werde auch darüber nachdenken, wie wir Nina am besten helfen können.“ Eilig verabschiedete er sich von Wesley, wobei er seine Gabe zum Teufel wünschte. Und die Vampire gleich hinterher.

Spike stellte die Flasche sehr vorsichtig vor sich auf den Tisch, dann setzt er sich davor und starrte sie an.
Eigentlich passte das Zeug zu Angel, stellte er fest, süß und im Grunde ungenießbar, und zuviel davon erzeugte unweigerlich Kopfschmerzen. Genau wie Angel.
Er holte ein Glas und wollte die Flasche aufschrauben, dann stellte er sie wider ab und holte sich stattdessen die Whiskyflasche. Er goss sich einen großzügigen Schluck ein. Das war eher sein Geschmack, als dieser süße, klebrige Amaretto.
Aber wenn Angel so was mochte…
Spike war bereit, ihm so ziemlich jeden Wunsch zu erfüllen, vorausgesetzt, Angel erfüllte dafür auch seine Wünsche.
Sehr zufrieden füllte er sein Glas erneut. Nur noch einige Stunden, dann ging die Sonne unter. Und die darauf folgende Nacht würde Angel so schnell nicht vergessen, dafür würde Spike schon sorgen.

Das nervige Klingeln des Telefons riss Angel aus seinen Träumen. Schläfrig tastete er danach und hob, immer noch mit dem Schlaf kämpfend, ab. „Hm?“
„Angel?“
Angel knurrte.
„Rate mal, wenn ich hier am Telefon habe“, redete eine fröhliche Stimme ungerührt weiter.
„Verdammt, Harm, ich habe keine Lust zu raten“, knurrte er wieder, diesmal etwas lauter, „ausgenommen, wie lange es dauert, dir den Kopf abzureißen.“
Harmony schwieg einen Augenblick beleidigt, dann siegte ihr übliches Mitteilungsbedürfnis. „Nina! Soll ich ihr sagen, du willst nicht mit ihr reden?“
„Harm!“
„Oder das du schläfst und nicht gestört werden willst?“
„HARMONY!“
„Also was denn jetzt?“, fragte sie eindeutig genervt.
„Verdammt Harmony, stell Nina durch. Sofort!“ Er konnte Harmonys beleidigtes Gesicht vor sich sehen. Dann war es still in der Leitung, ehe er Ninas fröhliche Stimme hörte. „Hallo Angel, störe ich dich bei irgendwas?“
Beim Schlafen, wollte er gerade sagen, konnte es aber noch rechtzeitig runterschlucken. Ihn quälte wieder das schlechte Gewissen, weil er eindeutig von Spike geträumt hatte. Und nicht von Nina.
„Ich war die ganze Nacht unterwegs. Und habe bis eben geschlafen“, sagte er schließlich.
Nina lachte leise. „Ich könnte dir beim Aufwachen Gesellschaft leisten“, schlug sie kokett vor.
„Äh, nein, besser nicht“, antwortete Angel rasch und ohne nachzudenken.
„Schon gut, ich wollte mich nicht aufdrängen.“ Nina war eindeutig gekrängt.
„Nina, so war es nicht gemeint.“ Angel überlegte verzweifelt, wie er die gedankenlose Bemerkung wieder gutmachen konnte. „Es ist nur so, wenn du jetzt herkommst… kommen wir nicht aus dem Bett.“ Das Schweigen am anderen Ende dauerte länger, als Angel lieb war. Er ärgerte sich über sich selbst, zumal als ihm auch noch einfiel, wie sich Spike grenzenlos über sein Gestammel amüsieren würde.
Spike! Warum tauchte der blonde Vampir immer wie ein Springteufelchen auf? Angel konnte sich nicht erinnern, früher jemals so oft an Spike gedacht zu haben wie in letzter Zeit.
„Ähm, Nina, bist du noch da?“, fragte er schließlich.
Ein knappes „ja“ war die Antwort.
„Ich… ich muss noch einiges aufarbeiten“, Angel erinnerte sich düster, das er sich damit schon einmal herausgeredet hatte, aber ihm fiel einfach keine bessere Erklärung ein. „Sehen wir uns heute Abend? Warum kommst du nicht her, nach Sonnenuntergang“, wieder hätte er sich selber beißen können, Nina war schließlich kein Vampir, Sonnenlicht schadete ihr nicht, „und dann… sehen wir weiter“, schloss er lahm.
Nina kicherte leise. „Du machst es einer Frau nicht leicht.“ - Angel sah irritiert den Hörer an, war das jetzt eine Absage? – „Gut, bis nachher dann. Ich freue mich.“
Sie legte auf und Angel brauchte wieder eine Weile, um zu begreifen, dass es eine Zusage war.

„Nina kommt nachher“, sagte er auf dem Weg in sein Büro knapp.
„Wieso, es ist doch gar nicht Vollmond?“, sagte Harmony erstaunt, dann lächelte sie verstehend. „Ach so, du und sie…“
„Hamony! Lass es!“, sagte er so drohend wie möglich.
„Oh“, gluckste sie. „ich denke, es ist gut, wenn du mal wieder… Vielleicht bist du dann in Zukunft nicht mehr ganz so grantig…“
„Harmony, du bist nicht zum Denken eingestellt“, fauchte er.
„Alles in Ordnung, Angel?“
Hastig drehte er sich zu Wesley um, der unbemerkt hinter ihn getreten war und jetzt besorgt zwischen ihm und Harmony hin und her sah.
„Klar, nur eine kleine… Meinungsverschiedenheit.“
Angel musste sich eingestehen, dass er in letzter Zeit erstaunlich häufig die Nerven verlor. Zu häufig.
Wesley klopfte ihm kumpelhaft auf die Schulter und Angel musste den irrsinnigen Impuls unterdrücken, ihm dafür spontan den Arm zu brechen.
Mit einer raschen Drehung macht er sich frei und ging wortlos in sein Büro, wo er die Tür unnötig laut hinter sich zuknallte.
„Wirklich alles in Ordnung?“ fragte Wesley noch einmal, aber diesmal an Harmony gerichtet.
Sie nickte eifrig. „Ich glaube, es ist wegen Nina.“ Wesley sah sie mit gespannter Aufmerksamkeit an, aber Harmony bemerkte es nicht. „Sie kommt nachher vorbei und Angel… kann irgendwie noch nicht damit umgehen, glaube ich. Der Ärmste, es ist solange her, das sich jemand für ihn interessiert hat.“
Wesley lächelte schmal. „Na ja, es ist noch keine Ewigkeit her, das er mit Buffy zusammen war.“
Harmony verzog abschätzig das Gesicht. „Die Jägerin, bäh! Die war doch bloß scharf auf ihn, weil er ein Vampir ist. Schließlich hat sie mir, kaum das er weg war, Spike ausgespannt.“
Wesley zog es vor, das Thema nicht weiter zu vertiefen.
„Angel hat in letzter Zeit viel um die Ohren, kein Wunder, das er manchmal nicht so gut drauf ist“, sagte er daher nur, bevor er sich auch wieder seinem eigenen Büro zuwandte.

Es gab einen dumpfen Laut, als Wesley das Buch zuschlug.
Langsam fiel ihm nichts mehr ein, wie er die Frage noch anders formulieren konnte. Er rieb sich die Augen, die vom angestrengten auf die Seiten starren brannten.
Dann nahm er das Buch wieder auf und stellte leise eine weitere Frage. Er wartete einen Augenblick ab, bevor er das Quellenbuch aufschlug. Wieder nur eine leere Seite.
Wesley seufzte.
In den Quellenbüchern war alles verzeichnet. Und wenn sie ihm keine Antwort gaben, dann gab es in den Archiven von Wolfram & Hart nichts.
Nichts darüber, wie man einen Werwolf von seinem Dämon befreien konnte. Außer ihn zu töten.
Mit einem weiteren Seufzer, in dem noch mehr Verzweiflung lag, griff Wesley schließlich zum Telefon. Jetzt konnte ihm nur noch ein Anruf weiter helfen. Vielleicht.

Auch Angels Finger schwebten über dem Telefon. Seit einigen Minuten überlegte er, die Verabredung mit Nina unter irgendeinem Vorwand abzusagen.
Doch dann entschied er sich dagegen. Nina war das beste Mittel, seine unselige Verliebtheit in Spike zu beenden. Er lächelte freudlos und ersetzte in Gedanken das Wort Verliebtheit durch Besessenheit, das traf es eher. Er war von dem blonden Vampir besessen. Aber diese Nacht würde das endgültig beenden.
Er würde die Nacht mit Nina verbringen und nicht mittendrin weglaufen, um irgendwelchen Leuten zu helfen, die sowieso wenig Wert auf Hilfe legten. Sollten die Hilflosen sich diesmal selber helfen. Oder draufgehen, es war ihm egal.
Diese Nacht wäre der Anfang einer ganz - na ja, fast ganz – normalen Beziehung.
Sobald die Sonne aufging würde Spike keine Macht mehr über ihn haben.



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Cimmeria
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New PostErstellt: 12.07.07, 22:41  Betreff: Re: Veränderungen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 7

Spike schreckte aus seinem Dösen hoch. Seine Vampirsinne sagten ihm zuverlässig, dass die Sonne untergegangen war, ohne dass er es sehen müsste. Er räkelte sich und grinste.
„Zeit für unser Rendezvous.“
Er zog seinen Ledermantel an und nahm die Flasche Amaretto vom Tisch. Der Gedanke an den Inhalt jagte ihm einen kurzen Schauer über den Rücken. Wie konnte man so etwas nur trinken!? Aber wenn Angel es mochte…

Angel hatte das Gefühl, es waren nur Minuten vergangen, als er durch leises Klopfen an der Tür wieder gestört wurde.
„Herein“, knurrte er, konnte aber ein zufriedenes Grinsen nicht unterdrücken. Spike lernte es also doch noch! Dafür würde er… - Angel vergaß, was er wollte und das Grinsen erstarrte auf seinem Gesicht zu einer blödsinnigen Grimasse.
Erstaunt starrte er seinen Besucher an.
„Nina?“
Ninas freundliches Lächeln wurde unsicher. Sie blieb in der offenen Tür stehen.
„Störe ich?“, fragte sie leise.
„Ja… äh, nein, natürlich nicht“, verhaspelte sich Angel. Er ging auf sie zu, um sie zu begrüßen. „Ist was passiert?“
Nina sah ihn forschend an. „Nein, wieso?“
„Na ja, weil du so zwischen den Vollmonden herkommst…“
„Du hast es wirklich vergessen“, sagte Nina betrübt. „Oder hast du keine Zeit? Dann verschieben wir das ganze.“
Angel schlug sich mit der flachen Hand vor den Kopf. „Oh Gott, ich habe es wirklich vergessen“, gab er zu, „ich habe soviel um die Ohren…“ Er nahm sie in den Arm und küsste sie versöhnlich. „Ich entschuldige mich tausendmal.“
Nina kicherte. „Schon gut. Ich verstehe es ja, tagsüber musst du dich um das hier kümmern und nachts bist du mit Spike unterwegs. Ich wäre längst fix und fertig bei einem solchen Lebensstil.“
Spike. Sofort musste er daran denken, wie er Spike geküsst hatte. Und mit welcher unnatürlichen Gelassenheit dieser das hingenommen hatte. Erst die Schläge und dann die Küsse.
Wieder sah er Spike in seiner lächerlichen Verkleidung vor sich. Wie gerne hätte er sie ihm Stück für Stück ausgezogen. Und ihn dann…
„Hey, wenigstens einer der sich freut, mich zu sehen.“
Erst wusste Angel überhaupt nicht, wen oder was Nina meinte, dann errötete er.
„Ähm, ja“, war alles, was er herausbrachte. Schließlich konnte er ihr kaum sagen, dass der Gedanke an Spike ihn erregte.
Stattdessen nahm er ihre Hand. „Ich glaube, du kennst meine Wohnung noch nicht. Der Blick über Los Angeles ist atemberaubend.“
Nina ließ sich willig mitziehen. Sie war sicher, das ihr Angel mehr zeigen würde als das nächtliche L.A. von oben.

Wesley seufzte, bevor er eine neue Nummer wählte.
Seit dem Untergang Sunnydales gestaltete es sich jedes Mal als Geduldsprobe, Rupert Giles ans Telefon zu kriegen.
Zuerst hatte er es in Cleveland versucht. Dort erfuhr er lediglich, das Giles sich zurzeit in England aufhielt. Seine ironische Bemerkung, England sei groß, brachte ihm nur ein zustimmendes „ja“ ein. Sein Gesprächspartner verstand entweder keine Ironie oder war geistig nicht unbedingt der Hellste.
Verzweifelt versuchte er, eine neue Nummer oder wenigstens die Eingrenzung des möglichen Aufenthaltsortes zu bekommen. Nach langem hin und her erfuhr er, dass sich sein ehemaliger Wächterkollege wahrscheinlich in London aufhielt, wo er mit versuchte, den Rat der Wächter neu aufzubauen.
Missmutig versuchte er es dort, nur um zu erfahren, das die Telefonnummer, die er noch hatte, nicht mehr stimmte.
Erst ein Anruf bei der Auskunft half ihm weiter.
Und jetzt bemühte er sich, einem weiteren begriffsstutzigen Exemplar der Gattung Mensch zu erklären, dass er weder für den Rat arbeiten wollte noch dessen Hilfe benötigte. Er wollte einfach nur Rupert Giles sprechen.

Angel und Nina standen zusammen auf der Terrasse seiner Penthousewohnung.
Während sie auf die Lichter der nächtlichen Stadt sahen verspürte Angel leichte Gewissensbisse. Eigentlich sollte er dort draußen sein und das Böse jagen und bekämpfen. Und nicht die Wärme eines menschlichen Körpers genießen, der sich eng an ihn schmiegte.
Aber schließlich war er nicht de einzige Vampir mit Seele, sagte er sich trotzig. Spike konnte die Menschen ebenso beschützen.
Er hatte mehr als einmal angedeutet, dass er den Job sehr gut alleine machen konnte und Angel sich ruhig auf die Leitung von Wolfram & Hart konzentrieren sollte. Normalerweise würde Spikes gehässigster Unterton dafür sorgen, dass Angel sich schnurstracks ins Getümmel stürzte, aber in dieser Nacht überließ er seinem Childe gerne das Feld.
Sollte Spike sich verprügeln lassen. Er selber würde diese Nacht mit einer Frau genießen. Und damit Spike endlich aus seinen Gedanken verdrängen.
„Gehen wie rein“, flüsterte er Nina ins Ohr. Im Bett würde er noch viel mehr von dieser wunderbaren Wärme bekommen.

„Rupert Giles?“
„Ja.“
Wesley seufzte laut. „Es ist gar nicht so einfach, Sie zu erreichen“, sagte er vorwurfsvoll.
Giles lachte leise. „Suchen Sie einen neuen Job, Wesley?“, fragte er, „oder wollen Sie wieder als Wächter arbeiten?“
Wesley starrte einen Moment entsetzt das Telefon an. Warum dachten nur alle Leute, er wollte unbedingt wieder Wächter sein? Nie wieder, jedenfalls nicht in diesem Leben!
„Oder“, fuhr Giles nach einer Pause fort, „habt ihr wieder eine Jägerin, die ihr loswerden wollt?“
Loswerden trifft es ganz gut, dachte Wesley.
„Nein, es geht um einen… Werwolf.“
Diesmal schwieg Giles. Dann sagte er langsam: „Ein Werwolf? Wie soll ich das verstehen?“
Wesley rammte den Bleistift, mit dem er schon die ganz Zeit spielte, zornig in die Tischplatte.
Was gibt es da zu verstehen? – Wenn wir ihn töten wollten würde ich wohl kaum anrufen.
Er zwang sich zur Ruhe.
„Wir haben hier einen Werwolf, eine junge Frau, Nina. Normalerweise ist sie lieb und nett, bis auf… einmal im Monat.“
„Wenn der Dämon durchbricht.“
Wieder breitete sich Schweigen aus.
„Angel hat mir mal erzählt, es gab in Sunnydale auch einen Werwolf. Er hat es wohl geschafft, seinen Dämon unter Kontrolle zu halten. Der Werwolf, meine ich“, fügte er hastig hinzu.
„Schon klar, Angel hat ja manchmal Probleme mit der Selbstkotrolle“, entgegnete Giles trocken.
Wesley bedauerte den Anruf bereits. Wie es aussah hielt ihn Giles immer noch für den übereifrigen, unerfahrenen Trottel, der er in seiner Anfangszeit in Sunnydale gewesen war.
Aber dann nahm er sich zusammen. Er musste das jetzt durchziehen, es hing zuviel davon ab. Wenn es für Nina eine Möglichkeit gab, die Kontrolle über ihren dämonischen Teil zu bekommen und behalten, bevor dieser eines Tages über ihren menschlichen Teil siegte, war es das wert.
„Es braucht viel Geduld und innere Stärke, zu lernen, damit umzugehen“, sagte Giles jetzt. „Aber nicht jeder hat diese Kraft.“
Wesley dachte darüber nach, ob Nina über soviel Kraft verfügte. Er hatte sich bisher nicht allzu viel mit ihr beschäftigt. Nina war Angels persönliches Projekt. Aber umso enger ihre Beziehung zu dem Vampir wurde, umso stärker stellte sich auch die Frage, ob sie eines Tages zum Team gehören würde.
Und an diesem Punkt musste Wesley eingestehen, das er keinen Werwolf dabei haben wollte. Es gab schon mehr als genug Dämonen in ihren Reihen. Und mindestens zwei von ihnen, nämlich Angel und Illyria waren unberechenbar.
Er konnte auf einen weiteren Mitstreiter, der einmal im Monat zu einer reißenden Bestie wurde, verzichten.
Jetzt musste er das nur noch Giles irgendwie erklären.

Spike drehte den Schlüssel ganz langsam herum, um so wenig Geräusche wie möglich zu machen.
Ein glückliches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Entweder war Angel zuhause und er würde ihn überraschen oder, falls niemand da war, würde er eben warten.
So oder so, diesmal würde Angel weder weglaufen noch ihn wegschicken. Es würde eine wundervolle Nacht werden.

Angel spitzte die Ohren. Er hatte etwas gehört, das er nicht sofort einordnen konnte. Doch dann schlang ihm Nina die Arme um den Hals und er beugte sich zu ihr herunter.
Einen Moment später hörte er wieder etwas. Ein schabendes Geräusch, wie Holz das an etwas entlang rutscht.
Er befreite sich aus der Umarmung und setzte sich auf.
Als Nina wieder nach ihm griff, hielt er ihre Hände fest. „Warte.“
Fast lautlos schlüpfte er aus dem Bett und schlich zur Tür.

Spike schob die Eingangstür hinter sich zu, dann warte er.
Als nichts passierte machte er einen Schritt vorwärts und lauschte wieder gespannt. So wie es aussah, war er alleine. Er konnte nichts hören, was darauf hinwies, das jemand da war.
Trotzdem verzichtete er auf Licht und bewegte sich geräuschlos weiter im Dunklen.
Einige Meter vor ihm lag die geschlossene Tür zum Schlafzimmer. Während er darauf zuging warf er einen flüchtigen Blick ins Wohnzimmer, dessen Tür weit offen stand. Durch die großen Fenster zur Terrasse konnte er die Lichter der Stadt sehen.
Wie immer packte ihn der Neid darauf, dass Angel all dieses hatte. Und er sich mit einer winzigen Kellerwohnung begnügen musste. Doch er tröstete sich damit, dass es von nun an nur eine Frage der Zeit war, bis diese großartige Wohnung ihnen beiden gehörte.
Leise ging er weiter, wobei er schon einmal die Flasche Amaretto aus der Manteltasche zog.
Angel blieb an der Tür stehen. Draußen war nichts zu hören, trotzdem war er sicher, dass er nicht alleine war.
Irgendjemand war in seine Wohnung eingedrungen.
Er verzog den Mund zu einen bösen Lächeln. Jeder Einbrecher würde es bereuen, sich ausgerechnet die Wohnung eines Vampirs ausgesucht zu haben. Noch dazu eines Vampirs, der im Begriff stand, seinen Leben eine völlig neue Wendung zu geben.
Aber das Leben des Einbrechers würde auch eine völlig neue Richtung nehmen. Wenn er mit dem Leben davon kam – Angel hatte nicht vor, ihn zu töten, aber er würde so tun, als ob er es wollte – würde er sich zukünftige Einbrüche zweimal überlegen.
Angel verharrte noch den winzigen Moment, den er brauchte, um in sein dämonisches Aussehen zu wechseln.
Dann riss er die Tür auf.

Spike schreckte zurück. Er hatte gerade die Hand nach der Klinke ausgesteckt, als die Tür aufgerissen wurde.
Angel regierte ähnlich. Einen Moment starrten sich die beiden Vampire erstaunt an, dann trat Angel einen Schritt vor und zog die Tür hinter sich zu.
„Was machst du denn hier?“
Spike schluckte. „Dasselbe wollte ich dich gerade fragen.“
Angel sah ihn vernichtend an. „Ich wohne hier!“
„Ich… ich wollte dich besuchen.“ Spike fand langsam die Sprache wieder. „Dachte wir trinken was zusammen und plaudern über alte Zeiten. Aber wenn du lieber was anders machen willst?“, grinste er, denn schließlich stand Angel splitternackt vor ihm.
„Jetzt? Mitten in der Nacht?“
Spike zuckte die Schultern. „Wann denn sonst? Tagsüber bist du ja damit beschäftigt, Manager zu spielen.“ Er wollte an Angel vorbeigehen, aber der versperrte ihm den Weg. „Das… passt jetzt nicht. Ich habe…“ Er kam nicht dazu, sich eine plausible Erklärung auszudenken.
„Angel, alles in Ordnung?“
Beide Vampire erstarrten.
Dann grinste Spike schief. „Oh, wie ich höre hast du schon Besuch. Klingt nach deiner pelzigen Freundin. Habe ich bei was bestimmten gestört? Oder hast du ihr nur das Fell gekämmt?“
„Lass Nina in Ruhe!“, fauchte Angel, dann deutete er auf die Flasche, die Spike noch immer in der Hand hielt.
„Was ist das?“
Spike sah die Flasche an, als ob er sie völlig vergessen hatte. Dann hob er sie in Augenhöhe und ließ los. Das Glas zersplitterte und der Amaretto breitete sich als klebrige Lache am Boden aus.
„Nichts“, sagte er tonlos, „völlig unwichtig.“
Er wandte sich um und schüttelte Angels Hand ab, als der nach ihm griff.
„Spike, warte!“ Angel machte einen Schritt und trat genau in eine Glasscherbe. „Warte!“
Aber Spike ignorierte ihn. Er ging einfach weiter und ließ Angel stehen, der verwirrt und unglücklich hinter ihm hersah.

Er stand immer noch am selben Fleck, als Nina, die nicht wusste, was los war, vorsichtig die Tür hinter ihm öffnete.
„Angel? Mit wem hast du gesprochen? Und was ist hier passiert?“ Sie sah den dunklen Fleck am Boden und roch das Mandelaroma. Vorsichtig ging sie um die Glasscherben herum, bis sie vor Angel stand. Der Vampir hatte sich nicht gerührt und starrte ins Leere.
„Angel, sag was!“
Endlich schien er ihre Anwesenheit zu bemerken. Er lächelte schwermütig. „Macht es dir was aus, wenn ich dich nach Hause bringe?“ Er warte keine Antwort ab, sondern ging ins Schlafzimmer zurück, um sich anzuziehen.
Nina folgte ihm verständnislos.
Schweigend gingen sie zusammen zum Auto und auch die Fahrt verlief schweigend.
Nina sagte nichts aus Angst, etwas Falsches zu sagen.
Angel hingegen hatte die Frau an seiner Seite schon fast vergessen. Er fuhr völlig automatisch, während er sich immer wieder fragte, warum es ihm nicht früher aufgefallen war, dann wäre es nie so weit gekommen. Doch er wusste, dass er sich damit selbst belog. Warum musste er erst alles kaputtmachen, um zu erkennen, wie viel ihm Spike wirklich bedeutete?
„Verdammt, ich liebe dich doch“, murmelte er. Und Nina wusste instinktiv, dass nicht sie damit gemeint war.



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Cimmeria
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New PostErstellt: 17.07.07, 22:17  Betreff: Re: Veränderungen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 8

Angel atmete fast erleichtert auf, als er Nina endlich abgesetzt hatte. Er wendete mit quietschenden Reifen und jagte zurück zu seiner Wohnung. Die ganze Zeit ging ihm Spikes verletzter Ausdruck nicht aus dem Kopf.
Schließlich tastete er nach seinem Handy und tippte, ein Auge auf die Fahrbahn und eins auf die Tastatur gerichtet, Spikes Nummer.
Es klingelte ziemlich lange, aber Spike meldete sich nicht.
Fluchend drückte Angel die Wahlwiederholung.
Wieder erfolglos. Er versuchte es nacheinander bei Harmony, wo er nur den Anrufbeantworter mit den Bürozeiten von Wolfram & Hart erreichte, bei Wesley, der selber telefonierte und bei Gunn, der ebenfalls nicht erreichbar war.
Wütend wollte er das Handy aus dem Auto werfen, besann sich aber im letzen Moment anders.
Er wusste, was Wesley dazu sagen würde, wenn er wieder ein Handy verlor oder kaputt macht. Früher hatte ihm Cordelia in so einem Fall endlose Vorträge über Erreichbarkeit und Selbstbeherrschung gehalten. Inzwischen übernahm Wesley das. Und er hörte sich dabei ganz genauso an wie Cordy.
Angel nagte unschlüssig an seiner Unterlippe, während er überlegte, wo Spike sein konnte. Entweder unterwegs, um einige Dämonen zu verprügeln und sich so abzureagieren oder…
Angel riss das Lenkrad nach links. Das wütende Hupen, als er falsch herum in eine Einbahnstraße fuhr, ignorierte er.
Auch dass er von anderen Fahrern angeblinkt wurde, bemerkte er nicht. Seine Gedanken drehten sich ausnahmslos um Spike.
Ich liebe ihn, dachte er immer wieder. Und er liebt mich, das hat er selber gesagt. Spike, bitte, mach jetzt keine Dummheit!
Noch vor kurzem wäre es ihm nicht annähernd in den Sinn gekommen, das sich Spike aus Liebeskummer etwas antun könnte. Jetzt sah er in Gedanken, wie der blonde Vampir sich einen Pflock ins Herz stieß oder in der Sonne verbrannte. Und ihn dabei unentwegt ansah.

Angel hatte sein Ziel erreicht. Er rammte den Wagen schräg in eine Lücke, ohne sich darum zu kümmern, dass er ein anderes Fahrzeug streifte.
Vor Spikes Wohnung hielt er sich nicht mit anklopfen auf, sondern trat einfach die Tür ein.
„Spike?“
Niemand antwortete.
Er ging einige Schritte hinein und rief wieder.
Immer noch keine Antwort.
„Komm schon, wo steckst du? Du verkriechst dich doch immer, wenn es nicht nach deinem hübschen Köpfchen geht.“ Wider Willen musste Angel grinsen. Für diese Formulierung würde ihm Spike wahrscheinlich seinen Kopf abreißen, wenn er davon erführe.
Während er überlegte, wo er weiter nach Spike suchen sollte, sah er sich genauer um. Und rümpfte die Nase.
Dieses Loch, wie er Spikes Wohnung in Gedanken nannte, erinnerte ihn fatal an den Minenschacht, in dem sie einmal Zuflucht gesucht hatten, als Spikes unbeherrschte Art sie alle in Gefahr gebracht hatte. Damals, er war noch Angelus gewesen, hatte er Spike in seiner Wut beinahe endgültig getötet.
Jetzt war er froh, es nicht getan zu haben. Diese blonde Nervensäge würde ihm fehlen.
Noch einmal wählte er Spikes Nummer, jedoch wieder erfolglos. Da auch die Mailbox ausgeschaltet war konnte er ihm nicht einmal eine Nachricht hinterlassen.
Blieb nur noch die Möglichkeit, es aufzuschreiben.
Er kritzelte hastig eine Nachricht auf eine seiner Visitenkarten, dass Spike sich melden sollte. Fast hätte er dazu geschrieben „ich liebe dich“, aber das wollte er ihm dann lieber direkt sagen.
Die Karte lehnte er an eine Bierflasche, die er mitten auf den Tisch stellte.
Noch ein letzter Blick in die Runde, dann machte er sich wieder auf den Weg.

„Falsche Antwort!“, knurrte Spike und schlug dem Vampir vor sich hart in den Magen. Der klappte zusammen und winselte: „Ich habe doch gar nichts gesagt!“
„Eben!“ Spike schlug noch einmal zu.
„Was willst du eigentlich?“, erkundigte sich sein Gegner verwirrt.
„Den Werwolf killen!“
„Ich bin ein Vampir!“
Spike antwortete nicht, sondern kramte in seinen Manteltaschen, bis er seine Zigaretten fand.
„Wenn du was gegen Werwölfe hast, warum verprügelst du mich dann?“, wollte der andere Vampir wissen, der sich wieder aufgerappelt hatte.
„Vampire sollten nicht mit Werwölfen rummachen“, bemerkte Spike düster und inhalierte den Rauch.
Sein Gegenüber nickte eifrig.
„Erst macht er mich an und dann so was. Er ist doch mein Sire, verstehst du?“
Der Vampir schüttelte nur den Kopf. „Nein.“
Spike nahm noch einen tiefen Zug, dann war er die Zigarette weg und zog seinen Pflock hervor. „Egal, du bist sowieso erledigt.“
Er pustete ein wenig Staub von seinem Ärmel und sah sich suchend um. „Wer will der nächste sein?“, schrie er wütend.

Wesley durchsuchte die Schubladen des Schreibtisches, bis er das Röhrchen mit Aspirin fand. Er spülte die Tabletten mit einem Schluck Wasser herunter, bevor er zu Lorne ging. Zu seiner Erleichterung war der grüne Dämon noch da.
Lorne hob bei Wesleys Anblick grüßend sein Glas. „Gefällt es dir hier auch so gut, dass du gar nicht weg willst?“, witzelte er, aber es klang müde.
Wesley lächelte nur vage und setze sich. „Ist davon noch was da?“ Er deutete auf Lornes halbvolles Glas.
Der Dämon nickte und griff nach einem Cocktailshaker neben sich. Er goss ein Glas randvoll, bevor er es Wesley zuschob.
Wesley nahm einen kräftigen Schluck und spuckte ihn fast in hohem Bogen aus.
„Was zum Teufel ist das“, keuchte er, als er wieder Luft bekam.
Lorne lächelte trübsinnig. „Eine neue Cocktailkreation. Schmeckt sie dir nicht?“
Wesley nahm einen weiteren, wesentlich kleineren Schluck. „Damit kann man Tote aufwecken.“
„Genau das Richtige“, fand Lorne, „die Hälfte der Leute, die wir kennen, sind tot.“
Wesley ging nicht darauf ein. Er nippte wieder an seinem Glas.
„Ich habe Giles angerufen.“
Lorne zog nur fragend die Augenbrauen hoch.
„Wegen Nina“, fügte Wesley erklärend hinzu.
Lornes Brauen blieben oben.
„Er hat sich bereit erklärt, ihr zu helfen. Giles ist zuversichtlich, dass Nina lernt, ihre dämonische Seite zu beherrschen.“
Lorne nickte bedächtig. „So sehr ich Nina auch mag, ich bin froh, wenn sich jemand anders um sie kümmert.“
„Nur für Angel tut es mir leid“, sagte Wesley unglücklich, „er verliert wieder jemand, der ihm viel bedeutet.“
Lorne versteckte sein Lächeln hinter seinem Glas. „Ich denke, da müssen wir uns keine Sorgen machen. Sicher findet sich bald jemand, der ihn über seinen Verlust hinwegtröstet.“
Jetzt zog Wesley fragend die Augenbrauen hoch, doch Lorne gab keine Erklärung zu seiner rätselhaften Bemerkung, bot ihm nur einen weiteren Drink an.

Angel prügelte wütend auf den Vampir vor sich ein. Er wusste selber, dass sein Verhalten ziemlich sinnlos war, er sollte ihn lieber vernichten, aber darum ging es eigentlich nicht.
Der rationale, denkende Teil von ihm sagte, dass er eigentlich auf Spike einschlug. Der Teil, der mehr für Gewalt zuständig war, sorgte dafür, dass jeder Treffer saß.
Sein Gegner jaulte und winselte, als er ihm mit einem gezielten Tritt einige Rippen brach. Der Vampir konnte noch nicht lange tot sein, er regierte noch ziemlich menschlich. Und er versuchte, an Angels Solidarität zu appellieren.
Angel unterbrach seine Schläge und Tritte für einen Moment und sah sich nach einem Stück Holz um. Er hatte keine Lust, einen wertvollen Pflock an so eine jämmerliche Gestalt zu verschwenden.
Der andere Vampir sah erleichtert zu, wie er einige Schritte weg ging. Als Angel aus einem Zaun eine Latte heraus brach wandelte sich seine Erleichterung zu Entsetzen. Er ahnte, wofür Angel das Holz brauchte.
„Das kannst du nicht tun“, kreischte er, „wir sind Brüder, du kannst mich nicht…“ Weiter kam er nicht, nur noch Staub rieselte zu Boden.
Angel sah ungerührt zu, dann lächelte er kalt. „Keine Angst, ich schicke dir deine Kumpel hinterher, wenn ich sie treffe. Du musst nicht lange warten.“

Spikes Wut wich langsam tiefster Traurigkeit Er sehnte sich nach den beiden Dingen, die er am wenigsten bekommen konnte. Angel und Angels Liebe. Wobei er nicht einmal sagen konnte, was schlimmer war. Von Angel verschmäht, oder von einem Werwolf ausgestochen zu werden.
Fast wünschte er sich jetzt Angels Angebot, die Versetzung zu einer Wolfram & Hart Filiale in der äußeren Mongolei, angenommen zu haben. Dort wäre er weit weg von seinem Sire. Aber nein, er musste ja unbedingt hier in Los Angeles beleiben, in Angels unmittelbarer Nähe.
Mechanisch griff er nach einem Dämon, der gerade vor ihm aus einer Toreinfahrt kam und nicht mehr so schnell ausweichen konnte.
Der Dämon zappelte, um sich zu befreien, aber Spike verstärkte seinen Griff nur.
„Würdest du sagen, dass ich dämlich bin?“, fragte er.
Der Dämon überlegte kurz, verneinte dann.
„Ich auch nicht.“ Spike umfasste mit der anderen Hand die Schulter des Dämons. „Aber warum mache ich dann solche blöden Sachen?“
Der Dämon krächzte eine unverständliche Antwort. Seine Finger schabten an Spikes Händen entlang, doch er konnte sich nicht befreien.
„Weil ich ihn liebe, deshalb!“
Mit einem kräftigen Ruck brach er dem Dämon das Genick, dann sah er gleichgültig auf den Kadaver herab. „Weißt du was, ich werde mich jetzt besaufen. Wenn ich Glück habe vergesse ich alles, selbst Angel!“

Angel wusste, dass er schleunigst von der Straße verschwinden sollte, wenn ihm etwas an seiner weiteren Existenz lag. Doch er konnte nicht gehen bevor er wusste, wo Spike war und das es ihm gut ging. Zum wiederholten Mal wählte er die Nummer des blonden Vampirs. „Geh schon ran“, murmelte er beschwörend. Doch erst als ein vorwitziger Sonnestrahl seinen Schuh in Flammen setzte, zog er sich in den Schutz der Kanalisation zurück.
Und trat von dort aus endlich den Heimweg an.

Das erste, was Spike wahrnahm, war das laute Hämmern in seinem Kopf. Er blinzelte, bis sich der Nebel vor ihm lichtete. Die Whiskyflasche vor ihm auf dem Tisch war bis auf einen winzigen Rest leer.
Spike grinste dümmlich, während er die Flasche endgültig leerte. Und dann dem gelangweilten Barkeeper einen Wink gab, ihm eine neue Flasche zu bringen.
„Hey, ich habe dich irgendwie anders in Erinnerung“, meinte er undeutlich, während er die neue Flasche aufschraubte.
„Ich habe erst vor einer Sunde angefangen“, erklärte der Barkeeper, während er zu seinem Platz hinter der Theke zurückging.
Spike nickte bedächtig, damit sein Kopf nicht doch noch abfiel, dann streckte er sich vorsichtig. Er fühlte sich, als ob er es mit einer ganzen Horde Dämonen gleichzeitig aufgenommen hätte. Oder mit Angelus.
„Scheiße!“
Er verschränkte die Arme auf der Tischplatte und ließ den Kopf wieder darauf sinken. Solange er getrunken hatte, hatte er nicht an Angel gedacht. Sein Kopf war immer leerer geworden, bis er alles vergessen hatte.
Wolfram & Hart, Nina, Angel.
Und jetzt das: Sein Mund brannte plötzlich, als ob Angel einen wilden Kuss darauf gedrückt hätte. Seine Hose wurde schlagartig zu eng und auf der Haut konnte er die Berührung von Angels Händen fühlen, die ihn streichelten.
Wütend setzte er die Flasche wieder an, kippte den Alkohol in sich hinein, aber es half nichts. Die Erinnerung an Angel war wieder da und ließ sich nicht mehr vertreiben.

Angel drehte sich schlaflos von einer auf die andere Seite, dabei sah er immer wieder auf die Uhr.
Er war beinahe krank vor Sorge um Spike.
Schließlich gab er auf und schob die Decke weg. Er stellte sich ans Fenster und starrte in den hellen Sonnenschein.
Wie immer kostete es ihn Überwindung. Obwohl er wusste, dass die Fenster die tödlichen Strahlen nicht durchließen wollte er sich am liebsten eine Decke als Schutz überwerfen.
„Verdammt Spike, wo bist du?“, flüsterte er. „Du kannst mich doch nicht einfach verlassen, nicht jetzt, wo ich weiß, wie sehr ich dich brauche.“
Er dachte an die lange Zeit, die sie sich jetzt schon kannten, daran, was sie alles miteinander erlebt hatten. Wie sehr er es geliebt hatte, Spike im Arm zu halten und mit ihm zu schlafen, auch wenn er es nie zugegeben hatte.
Und jetzt war seine verdammte Sturheit schuld, wenn seinem Childe etwas zustieß.
Wütend knallte er die Faust gegen die Scheibe. Zu gerne hätte er jemand anders für die Situation verantwortlich gemacht, aber es gab niemand. Und vielleicht war es ja ein Teil seiner Strafe die Person zu verlieren, die ihm am meisten bedeutete.

Ein einziger Blick in Angels Gesicht reichte, um Harmony daran zu hindern, neugierige Fragen zu stellen.
Er hatte in letzter Zeit immer müde und erschöpft ausgesehen, aber nie sosehr wie an diesem Tag. Harmony schloss daraus, dass der Ärmste kaum zum schlafen gekommen war und sich nur aus Pflichtgefühl in der Firma sehen ließ.
Sie an seiner Stelle hätte sich den Tag frei genommen und ihn mit der Frau – in ihrem Fall mit dem Mann - ihrer Träume verbracht.
Während sie zusah, wie Angel in sein Büro ging und die Tür hinter sich zuknallte, überlegte sie, ob es wohl an seinem Alter lag, dass er so furchtbar pflichtbewusst war. Ob man so wurde, wenn man erstmal seinen 200. Geburtstag hinter sich hatte?
Harmony schüttelte leicht den Kopf. Sie würde nie so werden, das stand fest. Wozu war sie schließlich ein Vampir. Tot zu sein hatte den Vorteil, das einem niemand mehr Vorschriften machen konnte.
Aber Angel war nun mal seltsam. Sie würde ihn nie verstehen.
Beruhigt widmete sie sich wieder ihren Fingernägeln, die sie sorgfältig lackierte.

Wesley trug zwei Becher Kaffee in der einen Hand, mit der anderen klopfte er kurz an Angels Tür, bevor er sie aufstieß.
„Ich dachte, du kannst einen gebrauchen.“
Angel lächelte schief und nahm ihm einen Becher ab.
„Woher weißt du, dass ich hier bin?“
„Die Tür war zu.“
Eine Zeitlang saßen sie sich schweigend gegenüber und nippten an dem heißen Kaffee. Angel fühlte sich an die alten Zeiten von Angel Investigations erinnert. Damals hatten sie oft so zusammen gesessen, wenn Cordy bereits gegangen war und nur noch sie beide da waren.
Er trauerte diesen Zeiten nach. Damals wussten sie noch, wer ihre Feinde waren.
„Angel!“
Angel kehrte in die Gegenwart zurück und sah Wesley fragend an.
„Ich habe mit… Giles gesprochen.“
„Hm.“
„Wegen Nina.“
„Hm.“ Angel blieb weiter einsilbig. Er überlegte, wie er Wesley am unauffälligsten nach Spike fragen konnte. Nina interessierte ihn dabei herzlich wenig.
Wesley runzelte die Stirn. „Es scheint dich nicht sehr zu interessieren, was aus Nina wird“, sagte er vorwurfsvoll.
Sogleich regte sich Angels Schuldbewusstsein.
Nina konnte schließlich nichts dafür, was sie war. Er brachte die aufsässige Stimme in seinem Kopf, die sagte, er könne auch nichts dafür, schließlich war er ein Vampir, kein Werwolf, zum verstummen.
Nina war ein Opfer und damit war es seine Sache, sich um sie zu kümmern.
„Entschuldige, ich… habe viel um die Ohren“ – ich sollte sich langsam mal eine neue Ausrede einfallen lassen, dachte er bitter. Langsam glaubt mir keiner mehr.
Doch bei Wesley schien er den richtigen Ton zu treffen. Der sah ihn zerknirscht und entschuldigend an.
„Ich weiß, Angel. Es ist nur so, ich will keine Entscheidung treffen, die nicht mit dir abgesprochen ist.“
Angel winkte großzügig ab. „Du wirst schon das richtige machen, Wes. Aber wenn wir schon dabei sind, erzähl mir, worüber du mit Giles gesprochen hast.“
Wesley lächelte. Im Gegensatz zu Giles traute ihm Angel zu, eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen und anstehende Krisen zu entschärfen.
„Wir schicken Nina nach England!“ Keine Frage, was Angel davon hielt oder ob er es billigte. „Giles wird seine Verbindungen nutzen, sie zu lehren, mit ihrem Dämon umzugehen.“
Angel schwieg. Er sagte nicht ja oder nein, er starrte nur vor sich hin.
Wesleys Selbstsicherheit bekam Risse. Plötzlich fragte er, ob er wirklich das Richtige getan hatte.
Doch dann sah ihn Angel an. „Giles kümmert sich um Nina?“
Wesley atmete auf. Wie es aussah billigte Angel sein Vorgehen.
„Er und dieser Andrew, der schon die verrückte Jägerin mitgenommen hat. Ich weiß nicht viel über ihn aber Giles hält wohl große Stücke auf ihn.“ Wesley machte eine Pause. „Andrew kommt wieder her, er soll auch Nina abholen.“
„Wenn Giles sie unter seine Fittiche nimmt, kann ihr nichts passieren.“ Angels Erleichterung war unverkennbar. Und Wesley fragte sich, ob es Angel in irgendeiner Weise gelungen war, ihn zu manipulieren. Aber er kam nicht darauf, wie.

Beim Anblick seiner Wohnungstür, die schief in den Angeln hing, grinste Spike müde. Er konnte sich vorstellen, wer ihn da „besucht“ hatte.
Er blieb stehen um überprüfte die Umgebung mit allen Sinnen, doch sein Besucher war wieder weg, was Spike nur Recht war.
Er war zu müde und zu betrunken, um sich mit seinem Sire auseinander zu setzen. Jetzt wollte er nur noch sein Bett und seine Ruhe.
Mit einiger Anstrengung verkeilte er die Tür so, dass nicht jeder gleich hereinmarschieren konnte.
Obwohl er es nicht wollte, konnte er nicht verhindern, dass sich seine Gedanken wieder mit Angel beschäftigten. Zu gerne hätte er gewusst, was Angel so wichtiges gewollt hatte. Nur um ihm eine Lektion zu erteilen würde er sich nicht die Mühe machen, dort aufkreuzen, da war sich Spike sicher.
Es musste einen anderen, gewichtigeren Grund haben. Aber er würde sich nicht die Blöße geben, Angel danach zu fragen.
Kurz bevor er einschlief fiel ihm eine Lösung ein. Er konnte Harmony ausquetschen. Sie war im Allgemeinen gut informiert und begierig darauf, ihr Wissen mit jemand zu teilen. Ausnahmsweise würde sie in Spike einen geduldigen Zuhörer finden.



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Cimmeria
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New PostErstellt: 24.07.07, 16:07  Betreff: Re: Veränderungen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil 9

Spike brauchte sich gar nicht so viel Mühe machen. Harmony quasselte los, kaum das er den Fahrstuhl verließ. Er lehnte sich gegen den Empfangstresen und hörte einfach zu. Bis Harmony mitten im Satz verstummte.
„Stimmt was nicht?“
Spike sah sie erstaunt an. „Wie kommst du darauf?“
Sie machte eine unbestimmte Bewegung. „Du hörst mir nie zu. Nicht einmal als wir zusammen waren hast du mir zugehört! Was willst du?“
Spike dachte im Stillen, dass er Harmony glatt unterschätzt hatte. Sie war wohl nicht so dumm. Er zwinkerte ihr zu und starrte ihn ihren Ausschnitt. „Hübsches Kleid, Harm. Hat mir schon damals gefallen.“
Harmony lächelte erst geschmeichelt, doch dann fuhr sie ihn an: „Das Kleid kannst du gar nicht kennen. Ich habe es erst gestern gekauft.“
Sie holte aus und warf das Telefon nach ihm.
Spike duckte sich reaktionsschnell, aber gehalten durch das Telefonkabel gehorchte der Apparat der Schwerkraft und knallte ihm auf den Kopf.
„Hey“, er richtete sich beleidigt wieder auf und stellte das Telefon auf den Tresen, „behandelt man so seinen Liebhaber?“
Harmony nahm das Telefon wieder an sich. „Ex-Liebhaber!“, korrigierte sie ihn giftig, „und wenn es nach mir geht, bleibt es auch dabei!“
„Das ist das erste Mal, das wir einer Meinung sind“, murmelte Spike leise. Leider nicht leise genug, Harmony hörte es.
„Was ist nur mit euch Kerlen los“, jammerte sie, „du kommst nur her, um mir Gemeinheiten an den Kopf zu werfen und Angel kann Nina auch nicht schnell genug loswerden. Es kommt extra jemand aus England, um sie abzuholen.“
Jetzt hatte sie wirklich Spikes volle Aufmerksamkeit.
„Nina geht nach England? Das heißt, nicht mehr alle vier Wochen Hundehaare überall?“
Harmonys Blick war tödlich, aber Spike war durch jahrelanges Training immun dagegen.
„Du bist eklig!“ Sie räumte demonstrativ auf. „Nur weil du zu keiner echten Beziehung fähig bist, gönnst du es auch keinem anderen Glück.“
„Zuviel Glück ist gefährlich, siehe Angelus“, sagte Spike gelangweilt. „Ach übrigens, wer kommt denn, um unser Wölfchen abzuholen? Bringt er wenigstens einen Maulkorb mit?“
Insgeheim tippte er auf Giles. Spike fiel sonst niemand ein, der mit einem Werwolf fertig wurde.
„Dieser Typ, der schon mal hier war“, antwortete Harmony gelangweilt, „derjenige, der diese komische Jägerin geholt hat.“
„Andrew“, grinste Spike. Seine Stimmung stieg. Das war endlich eine gute Neuigkeit. Er freute sich wirklich, Andrew wieder zu sehen.
Und er freute sich auf Angels Gesicht, wenn der die Begrüßung miterleben durfte.

„Andrew?“ Angel war nicht sicher, dass das eine gute Idee war. Wenn er Nina schon wegschickte, dann wenigstens mit jemand, der sich mit Dämonen auskannte und auch sonst über einige Lebenserfahrung verfügte.
„Wes, würdest du vielleicht?“ Wesley schüttelte entschieden den Kopf.
„Aber du würdest auf diese Wiese mal wieder nach England kommen und könntest deine Eltern besuchen…“ In dem Moment, als er es aussprach wusste Angel, das er von allen falschen Worten die falschesten erwischt hatte.
Das letzte, was Wesley wollte, war seinen Vater sehen. Und das beruhte vermutlich auf Gegenseitigkeit.
Jetzt sah er Angel eisig an. „Ich habe sehr viel zu tun. Wenn weiter nichts ist?“
„Ähm, nein, ich gehe dann. Mal sehn, ob Gunn Lust hat…“ Er beendete den Satz nicht, Wesley hörte sowieso nicht mehr zu.

Bei Gunn stieß sein Vorschlag ebenfalls auf taube Ohren. Wie es aussah wollte sich niemand mit einer potentiellen Gefahr in Form eines Werwolfs in ein Flugzeug setzen.
„Feiglinge“, knurrte Angel erbittert, er würde es ja selber machen, wenn… - er sich nicht um Spike kümmern müsste.
Spike! Rasch kontrollierte er sein Handy auf entgangene Nachrichten, aber sein Childe hatte sich nicht gemeldet. Und gesehen hatte er ihn an diesem Tag auch noch nicht. Wieder spielte ihm seine Fantasie die schlimmsten Dinge vor, die Spike zugestoßen sein könnten.
Schließlich steuerte er entschlossen den Empfangstresen an. Wer immer rein oder raus ging musste an Harmony vorbei.

Angel hielt sich nicht mit langen Vorreden auf. „Wenn Spike hier aufkreuzt will ich das sofort wissen!“
In Harmonys Augen leuchtete die Frage „Warum?“ auf, aber Angel ging nicht darauf ein. Stattdessen beugte e sich vor, um ihr direkt in die Augen zu sehen. „Ist das klar, Harm?“
Harmony nickte eingeschüchtert.
Er war schon einige Schritte weg, als sie ihm hinterher rief: „Er war heute schon da!“
Angel schnellte herum. Er konnte sich gerade noch zusammennehmen, sie nicht an der Kehle zu packen und durchzuschütteln. „Wann?“
„Äh, vorhin.“ Harmony runzelte nachdenklich die Stirn. „Vor zehn Minuten ungefähr, es können auch fünfzehn Minuten sein.“
„Wo ist er jetzt?“
Harmony zuckte nur die Schultern.
„Verdammt, wo wollte er hin?“ Angels Selbstbeherrschung ließ rapide nach.
„Das hat er nicht gesagt.“ Harmony schmollte. „Er sagt mir nie, wo er hin geht. Das hat er schon früher nicht getan, als wir noch zusammen…“
„Wenn er wieder auftaucht, halte ihn hier fest“ fiel ihr Angel ins Wort. „Schlag ihn von mir aus k.o.!“
„Darf ich wirklich?“, freute sich Harmony und Angel nickte grimmig.
„Egal wie, Hauptsache, er bleibt hier.“
„Du kannst dich auf mich verlassen, Boss!“
Der Gedanke, Spike mit Angels Erlaubnis zu verprügeln, versetzte Harmony in Hochstimmung. Sie konnte es kaum erwarten, dass er zurückkam.

Spike hatte sich in eine Ecke zurückgezogen, von wo aus er einen guten Blick auf Angels Büro hatte, ohne selber gleich gesehen zu werden. Schweren Herzens verzichtete er darauf, zu rauchen. Der Geruch hätte ihn zu schnell verraten.
Ab und zu gingen Leute an ihm vorbei und musterten ihn fragend, doch bisher hatte ihn niemand angesprochen. Die wenigen, die bereits fragend den Mund aufgemacht hatten, schlossen ihn ganz schnell wieder, wenn sie ein böser Blick aus leuchtend gelben Augen traf.
Die Mitarbeiter von Wolfram & Hart waren vertraut genug mit Vampiren, um zu wissen, dass man sie nicht mit unnötigen Fragen belästigte.

Irgendwann gab Angel es auf so zu tun, als ob er arbeitete. Ihm schwirrte viel zu viel im Kopf herum, als das er sich konzentrieren konnte. Spike, Nina, Andrew, alles vermischte sich zu einem undurchdringlichen Durcheinander.
Verbittert fragte er sich, was er noch alles falsch gemacht hatte. War es ein Fehler gewesen, was mit Nina anzufangen? Oder – wieder – mit Spike?
Angel seufzte. Es war wohl sein Schicksal, alleine zu sein, der einsame Rächer. Zuviel Glück beraubte ihn seiner Seele und nur etwas glücklich zu sein ging nicht. Nicht für ihn jedenfalls. Für ihn gab es nur alles oder nichts.
Wieder seufzte er, während ihn Selbstmitleid überfiel. Angelus würde solche Selbstzweifel nie haben. Wie schwer war es doch, einer der Guten zu sein.

Spike langweilte sich. Er wollte einen Drink und eine Zigarette, wobei die Reihenfolge egal war. Jemand zu verprügeln, vorzugsweise Angel, wäre auch nicht schlecht. Vor allem, wenn es danach eine Versöhnung gab.
Er hielt schon das Feuerzeug an die Zigarettenspitze als er merkte, was er tat.
Missmutig steckte er Zigarette und Feuerzeug wieder ein und ballte die Hände zu Fäusten. Einerseits freute es ihn natürlich, das Nina offenbar nicht mehr gefragt war, weshalb auch immer, vielleicht hasste Angel Hundehaare im Bett. Andererseits bedeutete dass nicht automatisch, das er wieder im Rennen war um Angels Gunst.
Spike knirschte unbewusst mit den Zähnen. Noch nie hatte er sich so um jemand bemüht. Langsam fragte er sich, ob sein Sire den ganzen Aufwand überhaupt wert war.
Doch dann lehnte der den Kopf gegen die Wand hinter sich und schloss die Augen.
Erinnerungen an früher, wenn er mit – und gegen – Angelus gekämpft hatte. Und daran, wie sie sich geliebt hatten. Natürlich war es von Angelus’ Seite keine Liebe, er hatte das stets vehement verneint, Spike war nur „Ersatz“ für Darla oder Drusilla, aber er wusste es besser.
Und immer wieder gab es Momente, in denen Angelus ihn zärtlich berührt und geküsst hatte. Grinsend dachte Spike daran, wie Angelus ihn gleich darauf immer grob angefasst hatte, wie um seine „Schwäche“ auszugleichen. Und wie er selber, wütend über das Wechselbad der Gefühle, das sein Sire ihm bereitete, zurückgeschlagen hatte. Mit Worten und mit Fäusten.
Bis sie wieder eng umschlungen waren, bereit für eine neue Runde, um ihre Gier aufeinander zu befriedigen.
Frustriert öffnete Spike die Augen wieder. Wenn Angel ihn jetzt sehen würde, konnte er Spikes Lust auf ihn an dessen Körper deutlich ablesen.
Es wurde Zeit, dass Andrew auftauchte, damit er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte.

Als die Tür aufgemacht wurde sah Angel erwartungsvoll hoch, aber es war nur Lorne, der ihn anlächelte.
Wie’s aussieht hast du jemand anders erwartet.“
Angel zuckte nur die Schultern. „Hier kann man nicht arbeiten, ohne das alle fünf Minuten jemand was will.“
„Ich hab Blondie heute noch gar nicht gesehen.“ Lorne ging nicht auf Angels Bemerkung ein.
„Ich auch ni…“, Angel verschluckte den Rest schnell. „Wen interessiert es schon, wo Spike ist“, sagte er stattdessen grimmig.
Lorne grinste verschmitzt. „Mich… und dich?“
Er hockte sich auf die Tischkante. „Du musst mir nichts vormachen, Engelchen“, sagte er sanft. „Selbst wenn du es nicht aussprichst, weiß ich es doch.“
Angels empörten Einwand wischte er mit einer Handbewegung weg.
„Nein, nicht deine Gedanken.“ Er zupfte etwas an Angels Haaren herum, wohl wissend, wiesehr der Vampir das verabscheute. „Es ist dein, euer, Benehmen. Seit eurem Ausflug nach Rom geht ihr anders miteinander um.“
Wieder stoppte er Angels Einwand. „Natürlich, ihr zofft euch wie eh und je, aber trotzdem ist die Veränderung für jeden sichtbar.“ Lorne sah interessiert zu, wie Angel errötete. „Für jeden, der es sehen will“, fügte er abschwächend hinzu.
Er beugte sich vor und klopfte Angel leicht auf den Arm. „Das mit Nina wäre nie gut gegangen. Jetzt geh endlich zu Spike und sage ihm, was du wirklich empfindest.“
„Er geht mir aus dem Weg“, sagte Angel mutlos. Einerseits hatte ihn Lornes Offenbarung entsetzt, andererseits war er froh, mit jemand über seine Gefühle reden zu können.
„Na ja, was hast du erwartet? Wer ist schon gerne zweite Wahl? Gib dir endlich einen Ruck und…“ Angel erfuhr nicht, was Lorne noch sagen wollte.
Die Tür wurde aufgerissen und Nina stürmte herein. Sehr, sehr wütend.

Beide Männer starrten sie mit offenem Mund an.
„Nina, schön dich zu sehen“, sagte Lorne schließlich.
Sie sah ihn so böse an, dass er sich unwillkürlich duckte. „Ähm, ich glaube, ich lasse euch dann alleine, damit ihr euch aussprechen könnt.“
„Bleib ruhig hier“, fauchte Nina ihn an.
Lorne zuckte nur fatalistisch die Schultern, sorgte aber dafür, dass zwischen ihm und ihr möglichst viel Abstand war.
„Ich nehme an, es war deine Idee, Angel?“
Angel erwiderte ihren Blick so ahnungslos wie möglich, obwohl er genau wusste, was sie meinte.
„Was meinst du?“
Sie stemmte die Arme in die Seiten. „Tu nicht so dumm“, fauchte sie. „Mich nach England abzuschieben! Warum, Angel? Reicht es dir nicht, mit meinen Gefühlen zu spielen? Willst du mich aus dem Weg haben, damit ich deiner Neuen nicht die Augen auskratze?“ Sie sah sich zornig um. „Wer ist es, Harmony? Ziehst du sie vor, weil sie ein Vampir ist?“
Harmony, die in der offenen Tür stand, streckte abwehrend beide Arme aus. „Was denn, ich und Angel? Wie kommst du denn darauf? Der ist meistens ja noch schlechter drauf als mein Ex, und dass will was heißen.“ Sie schüttelte heftig den Kopf. „Nein Danke, auf jemand aus diesem Clan kann ich wirklich verzichten!“

Angel hatte den Eindruck, dass er in seinem eigenen Büro zum Zuschauer degradiert worden war. Ein Zustand, der ihm überhaupt nicht gefiel.
„Was willst du, Harmony?“, fragte er scharf.
Sie runzelte verwirrt die Stirn, dann lächelte sie. „Da ist jemand, der zu dir will.“
„Wer, Harmony? Sag mir einfach den Namen!“
„Oh, dieser Engländer, nein er ist aus England“, Angels Miene verriet, dass ihm gleich der Geduldsfaden riss, „er heißt Andrew Wells.“
„Schick ihn rein und mach die Tür zu. Von außen!“, brüllte Angel entnervt.
„Schon gut, du musst mich nicht gleich anschreien“, erwiderte Harmony gekrängt. „Übrigens, soll ich Spike immer noch festhalten, wenn ich ihn sehe?“
Für einen Moment hatte er Spike völlig vergessen. „Festhalten, fesseln und knebeln!“, fuhr er sie an. „Und jetzt verschwinde!“

„Komme ich Ungelegen?“, erkundigte sich eine sanfte Stimme. Alle starrten den Neuankömmling an.
„Andrew, schön dich zu sehen“, brachte Angel schließlich heraus.
Das ist Nina, die anderen kennst du ja schon.“ Er sah Harmony an die immer noch wartend da stand. „Kümmere dich um Kaffee.“
„Für mich bitte Tee“, sagte Andrew.
„Okay, für ihn Tee und für alle anderen Kaffee“, brummte Angel. „Oder will noch jemand Tee?“
„Ich hätte gerne ein Gin-Tonic“, meldete sich Lorne zu Wort.
„Kaffee oder Tee?“ Angels Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.
Der grüne Dämon grinste. Langsam machte ihm die Situation Spaß. Er fragte sich, wie Angel sich wohl herauswinden würde.
„Wenn das so ist nehme ich auch Kaffee.“
Angel scheuchte Harmony mit einer Handbewegung weg. „Und sag Wesley, ich will ihn sprechen“, rief er noch hinterher.

Wesley zog die Tür so vorsichtig auf, als ob er befürchtete, damit einen Sprengsatz zu aktivieren.
Harmony hatte nicht übertrieben, als sie die Stimmung als explosiv beschrieb. Selbst Lornes Lächeln wirkte irgendwie angespannt. Der einzige, den das ganze völlig kalt zu lassen schien, war Andrew.
Er sah gelassen von einem zum anderen, wobei sein Blick immer wieder an Nina hängen blieb.
„Kaum zu glauben, dass sie ein Werwolf ist“, sagte er schließlich, an Wesley gewandt. „Sie ist irgendwie so ungewöhnlich… normal.“ Er drehte sich um und lächelte Nina an, die das Lächeln zögernd erwiderte.
Wesley wusste nicht so Recht, was er darauf antworten sollte.
„Na ja, sie wird nur bei Vollmond zum Wolf“, sagte er schließlich.
Wieder lächelte Andrew Nina an. „Eine angenehme Abwechslung gegenüber den meisten Anwesenden, findest du nicht?“ Sein Blick ging zu Lorne. „Ich will dich nicht beleidigen, aber bei dir sieht man auf Anhieb, dass du ein Dämon bist.“
„Lieber grün als so bleich wie ein Vampir“, gab Lorne schnippisch zurück.
Andrew wandte sich Angel zu und sah ihn lange an, dann nickte er zustimmend. „Du hast Recht, ihm sieht man den Vampir schon von weitem an. Auch ohne das“, fügte er hinzu, als Angel Fangzähne und Vampiraugen aufblitzen ließ.
„Lass dich nicht provozieren“, flüsterte Wesley ihm zu. „Er will nur Nina das Gefühl geben, ein menschliches Wesen zu sein.“
„Hm“, Andrew fixierte ihn als nächsten. „Du bist kein Dämon, ich weiß, aber du wärst gerne einer, nicht wahr? Alle deine Freunde sind Dämonen oder haben sonst irgendwelche Fähigkeiten, die sie zu etwas besonderem machen.“
Empört wollte Wesley eine entsprechende Antwort geben, dann siegte doch sein klarer Verstand. Er lächelte müde. „Erspar mir deine Psychospielchen. Giles hat dir einige Tricks beigebracht, aber die kenne ich auch. Ich war auch mal Wächter.“
Andrew neigte kaum merkbar den Kopf, aber Angel lächelte stolz. Wenigstens einer, der sich nicht einschüchtern ließ. Er lehnte sich zurück, wesentlich entspannter als vor kurzem, mit dem Gefühl, die Dinge wieder unter Kontrolle zu haben.
Ein Zustand, der leider nur kurze Zeit dauerte.

Spike schlenderte gemächlich auf Angels Büro zu, den Blick fest auf die Tür gerichtet. Inzwischen hatten sich dort genug Leute versammelt, um als Publikum für seinen Auftritt zu dienen. Er grinste zynisch.
Wahrscheinlich würde ihm seine Darbietung keinen Ruhm, nur Prügel einbringen, aber das war es allemal wert.
Direkt vor der Tür blieb er stehen und bemühte sich um eine nichts sagende Miene.
Dann klopfte er.

„Unser Kaffee kommt.“
Angel überlegte, ob er Harmony noch einmal losschicken sollte, um für ihn Blut zu holen, aber dann verzichtete er darauf. Schließlich musste er nicht mit aller Gewalt darauf hinweisen, dass er ein Vampir war.
Doch jemand ganz anders als Harmony stand vor ihnen.
„Hi meine Süße, du hast dich aber ganz schön verändert“, flachste Lorne grimmig. „Nur das hübsche Köpfchen ist immer noch blond.“
Er warf Andrew einen schrägen Blick zu. „Hast du dazu auch was zu sagen?“
Andrew ging nicht darauf ein, sein Interesse galt Spike.
Angel bemerkte erleichtert, dass Spike nicht so aussah, als ob ihm etwas Schlimmes zugestoßen war. Seine Sorgen waren offenbar unbegründet gewesen.
Er lächelte Spike schnell und heimlich zu, aber der reagierte nicht darauf. Stattdessen ging er geradewegs auf Andrew zu.
Eine rasche Umarmung, die Andrew eng an ihn drückte – und er presste seinen Mund fest auf Andrews.



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Cimmeria
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New PostErstellt: 31.07.07, 21:21  Betreff: Re: Veränderungen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil

Angel schrie auf.
Erst mit Verspätung merkte er, dass sein Schrei stumm war. Laut geschrieen hatte Harmony.
Sie ließ das Tablett mit den Tassen fallen und stürzte sich auf Spike und Andrew, die immer noch eng umschlungen dastanden und sich küssten.
Dass Spike es genoss, war offensichtlich, aber auch Andrew schien nicht abgeneigt. Es schien Angel fast, als ob sie sich noch enger aneinander schmiegten als am Anfang.
Rasende Eifersucht stieg in ihm hoch.
Jemand in seiner Nähe grollte leise. Doch diesmal kamen die Töne aus seiner Kehle. Vor seinen Augen flimmerten rote Punkte und er wollte Andrew am liebsten in winzig kleine Stücke zerfetzen.
Was dachte dieser Möchtegernwächter sich eigentlich, mit seinem Childe rumzuknutschen?
Doch bevor er sich aus seiner Erstarrung lösen konnte, war Harmony schon auf die beiden losgegangen.
„Hast du mich wegen dem da sitzen gelassen?“ Sie zerrte an Spike. Der war auf diesen Angriff nicht vorbereitet und stolperte tatsächlich zurück.
Harmony war außer sich vor Wut. Sie biss, kratze und schlug auf ihn ein, bis Spike sie von sich weg schleuderte. „Verdammt Harm, was soll das?“
„Du widerlicher Mistkerl!“
Harmony stürzte sich wieder auf Spike und schlug ihm ins Gesicht. „Ich hasse dich!“
Wieder versuchte sie, ihm mit ihren langen Nägeln das Gesicht zu zerkratzen.
Spike hielt ihre Handgelenke fest. Aber er konnte nicht verhindern, dass sie nach ihm trat. Und auch traf.
Spike krümmte sich stöhnend. Der Tritt hatte wirklich gesessen. Sein ganzer Unterleib stand in Flammen. Und Harmony sah nicht so aus, als ob sie es bedauerte, ganz im Gegenteil.
„Kann mich mal jemand von dieser Furie befreien?“, fragte er aufgebracht. Doch niemand hatte Lust, sich in den Kampf zweier Vampire einzumischen. Bis auf den dritten Vampir im Raum.
Angel griff Harmony in die Haare und zog die Tobende von Spike weg. Spike verzog das Gesicht und betastete vorsichtig seine Genitalien. „Noch so ein Tritt und sie hätte mich kastriert!“
Angel grinste schief, während er Harmony zu bändigen versuchte. „Geschieht dir ganz Recht.“
Spike war die Unschuld in Person. „Ich habe gar nichts gemacht“, sagte er gekränkt. „Sie“, er wies auf Harmony, „hat angefangen.“
„Ich?“, kreischte Harmony empört. „Soll ich selenruhig zusehen, wie du vor meinen Augen rumknutschst?“
„Es geht dich nicht das Geringste an, mit wem ich rumknutsche!“
Angel verdrehte gequält die Augen, aber alle anderen verfolgten den verbalen Schlagabtausch wie ein Tennismatch.
„Spike, Harmony, es reicht!“ Er gab ihr einen Stoß, der sie in Richtung Tür taumeln ließ. „Beseitige die Sauerei und verschwinde.“
„Und du“, er zeigte auf den triumphierend grinsenden blonden Vampir, „komm her!“

Spike dachte gar nicht daran. Er ging zu Andrew und strich ihm sanft über die Wange.
„Alles okay bei dir?“
Andrew nickte zaghaft, aber bevor er etwas sagen konnte, stand Angel neben ihm. Und funkelte Spike an.
„Wir müssen reden, komm mit.“
Spike sah ihn kurz an.
„Nein!“
„Was heißt nein?“
„Wir haben uns nichts mehr zu sagen“, erklärte Spike gelassen. „Ich gehe mit Andrew und Lassie, äh, ich meine Nina, nach England!“
„Was? Spinnst du jetzt völlig?“, schrie Angel ihn an. „Ich habe endgültig genug davon, dass du immer wegläufst, wenn es nicht nach deinem Willen geht. Renne ich vielleicht weg, wenn es Schwierigkeiten gibt?“
Alle starrten Angel entsetzt an, der sich ein schwaches Lächeln abrang.
„Schon gut, es ist deine Entscheidung. Vielleicht können die Jägerinnen einen echten Vampir gut gebrauchen. Zum Üben!“
Befriedigt sah er, wie Spike trocken schluckte.
„Aber bevor du gehst solltest du wissen, was du versäumst!“
Er riss Spike an sich und küsste ihn fest. Und lange.
Er spürte den Widerstand des anderen Vampirs, der langsam nachließ, Spikes Körper, der genauso wie sein Mund weich und nachgiebig wurde. Zusammen mit einer wachsenden Härte an einer bestimmten Stelle, die Angel nur zu vertraut war.
Und schließlich das heisere Kichern. „Okay, du hast gewonnen! Ich bleibe hier.“

Es war so still im Raum, dass man die berühmte Stecknadel hätte fallen hören. Angel begriff erst jetzt richtig, was er getan hatte. Und mit dem Begreifen kam die Scham.
Es war ihm entsetzlich peinlich. Nicht, das er Spike geküsst hatte, sondern, das er es vor allen Leuten getan hatte.
„Es… es tut mir leid. Das wird nicht wieder vorkommen“, stammelte er verlegen.
Spike biss sich auf die Unterlippe, um sein aufkeimendes Lächeln zu unterdrücken. Seine Vermutung, dass Angel in seiner Eifersucht über seinen Schatten springen konnte, war richtig gewesen.
Jetzt musste er nur dafür sorgen, dass sein Sire sich nicht wieder auf irgendeine Weise rausreden konnte.
Er legte ihm die Arme um den Hals. „Du machst mich wahnsinnig geil“, flüsterte er Angel ins Ohr. „Ich will dich jetzt gleich, hier und sofort. Der Schreibtisch…?“
Angel versuchte, sich zu befreien. Spikes „Flüstern“ war so laut, das es wahrscheinlich jeder im Raum gehört hatte.
Doch sein Childe hing an ihm wie eine Klette und war nicht bereit, loszulassen.
„Spike, bitte.“
Spike sah ihn belustigt an. „Stell dir vor“, flüsterte er, „wie ich deine Hose aufmache und deinen…“
Angel konnte nicht anders, er legte ihm die Hand fest auf den Mund. Gleichzeitig hatte er den Wunsch, im Fußboden zu versinken, um der peinlichen Situation zu entkommen.
„Alles was du willst, aber nicht hier und jetzt, okay?“
„Alles was ich will?“, fragte Spike zurück, aber diesmal wirklich so leise, dass ihn außer Angel niemand hörte.
Angel nickte nachdrücklich.
Spike hauchte ihm noch einen Kuss auf die Lippen, dann ließ er ihn los.
„Tut mit leid, aber das wird doch nichts mit uns.“ Er zwinkerte Andrew zu und übersah großzügig dessen erleichtertes Aufatmen.
„Und mit uns auch nicht“, meldete sich Nina zu Wort.
Die Vampire starrten sie erstaunt an. Nicht nur Spike hatte völlig vergessen, dass sie auch noch da war.
„Ähm, du und ich…“, fragte Spike vorsichtig.
„Nicht du, er!“
Nina nickte Angel zu.
Angel blickte zu Boden.
„Mit allem hätte ich gerechnet“, sagte Nina traurig, „Fred, Harmony oder deine ehemalige Freundin, wegen der ihr in Rom wart. Aber damit…“, einige Tränen liefen ihr übers Gesicht, die sie hastig wegwischte. „Was war ich für dich, nur eine nette Abwechslung?“
Angel hatte kurz aufgeschaut, jetzt sah er wieder verlegen zu Boden. Er konnte Nina nicht erklären, warum es mit ihnen schief gegangen war. Ihr nicht und auch sonst niemand. Außer vielleicht Spike.
„Ich habe dich geliebt“, sagte er schließlich leise und zwang sich, Nina anzusehen, obwohl er am liebsten geflüchtet wäre. „Aber… Spike…“ Er verstummte. Und spürte glücklich, wie Spike unauffällig, aber nachdrücklich seine Hand drückte.
Er verstand, wie Angel sich fühlte.

Nina schnaubte verächtlich, aber ihre Augen zeigten, wie verloren sie sich fühlte.
Ihre Hoffnung, an Angels Seite zu einem Mitglied des Teams zu werden, hatte sich zerschlagen.
Ihre Schwester hielt sie für ein Monster, ohne zu wissen wie Recht sie damit hatte. Jetzt gab es niemand mehr, zu dem sie gehörte. Weder zu den Menschen noch zu den Dämonen.
Sie schlang die Arme um sich, um sich zu schützen. Warum hatte Angel sie nicht getötet, als sie zum ersten Mal zum Werwolf wurde? Dann wäre ihr all das erspart geblieben.

„Angel!“ Lornes Stimme war leise, aber eindringlich. „Wir helfen den Hilflosen, richtig? Dann tu es. Jetzt!“
Angel sah genauso hilflos aus wie Nina, aber darauf konnte Lorne keine Rücksicht nehmen. Was er in Ninas Gedanken gesehen hatte, war zu schlimm. Und wenn sie sich etwas antat, würde Angel für immer darunter leiden.
Doch Angel war wie paralysiert. Aber jemand anders reagierte.
„Nina, sieh mich an.“ Andrews Stimme war genauso sanft wie seine Hände, die ihr leicht über den Rücken streichelten.
Nina sah ihn an, aber ihr Blick war blind.
„Komm mit mir. Wir können dir helfen.“ Er drehte sie herum, sodass er sie in den Arm nehmen konnte. „Du bist vielleicht keine Jägerin, aber eine starke Frau. Stark und mutig. Und jemand wie dich brauchen wir. Wir können dir dabei helfen, deinen Dämon zu kontrollieren.“
Endlich sah Nina ihn an.
„Ihr könnt mich von dem Fluch befreien?“, fragte sie hoffnungsvoll.
Andrew schüttelte bedauernd den Kopf. „Das kann keiner, so gerne ich es auch wollte. Aber du kannst lernen, damit zu leben. Und vielleicht eines Tages verhindern, das jemand anders das gleiche Schicksal erleidet.“
Erst jetzt merkte Andrew, dass jeder im Raum an seinen Lippen hing. Er wurde rot und machte einen Schritt zur Seite, wobei er über einen Sessel stolperte und der Länge nach hinknallte.
Unfähig, in seiner Scham jemand anzusehen, stammelte er: „Ich meine nur, es wäre eine Möglichkeit. Ich würde es verstehen, wenn du nicht mitkommen willst…“
Nina biss sich auf die Lippe und sah Angel verzweifelt an. Lorne konnte in ihr lesen, dass sie immer noch verzweifelt hoffte, das ganze wäre nur ein böser Traum. Doch Angel tat nichts, um sie daraus zu erlösen, Er stand nur da, mit Spike an seiner Seite und schwieg. Sie bildeten eine so perfekte Einheit, gehörten so offensichtlich zusammen, dass Lorne sich wunderte, warum es ihm früher nie aufgefallen war.
Nina holte tief Luft. Lorne sah ihr an, dass sie eine Entscheidung traf. Und die fiel nicht zu Angels Gunsten aus.
„Ich komme gerne mit!“ Sie sah dabei starr Andrew an. „Schlimmer als diese Freaks können diese Jägerinnen auch nicht sein.“
Spike wollte vehement widersprechen, aber Angel bedeutete ihm mit einer raschen Geste, ruhig sein.
„Diese Jägerinnen haben doch alle ’nen Knall“, raunte Spike düster und sah seine Handgelenke an. Dünne Narben erinnerte immer noch an den zeitweiligen Verlust seiner Hände.
„Sei ruhig!“ Angel wusste, für Nina war Spike wie ein rotes Tuch. Und er wollte nicht, dass sie noch unnötig gereizt wurde.
Giles würde sich in England um sie kümmern. Irgendwann würde sie verstehen, dass es so am besten für sie war. Und dann würde sie auch verstehen, dass er sie immer nur beschützen wollte. Was ihm in Los Angeles auf Dauer nicht gelingen würde.
Doch bis dahin musste er mit ihrer Verzweiflung und ihrer Verachtung leben.



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Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
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Cimmeria
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New PostErstellt: 24.08.07, 22:23  Betreff: Re: Veränderungen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Teil: 11

Andrew lächelte voller Erleichterung. Er legte Nina den Arm um die Schultern, um klarzumachen, dass sie jetzt unter seinem Schutz stand.
„Das freut mich. Wie wäre es, wenn wir zu dir gehen und…“, er errötete, als Spike anzüglich grinste.
„Nicht, was du denkst!“, fauchte ihn Nina an und Angel sah schon vor sich, wie sie und Spike aufeinander losgingen. Darauf konnte er wirklich verzichten.
„Spikey, warum wartest du nicht in meiner Wohnung auf mich?“, flüsterte er. „Vorzugsweise im Bett?“ Er versuchte, so erotisch wie möglich zu klingen.
„Spikey?“ Spike schüttelte grinsend den Kopf. „Du hängst zuviel mit Lorne rum. Früher hast du mich Will genannt, wenn du was von mir wolltest.“
Er drehte sich um und grinste Nina boshaft an. „Eigentlich wollte ich mir das Drama ja bis zum Ende ansehen. Aber ehrlich gesagt“, er gähnte demonstrativ, „es langweilt mich jetzt schon.“
Er hauchte Angel einen Kuss zu. „Ich liebe dich. Lass mich nicht so lange warten, Pet. Sonst fange ich ohne dich an!“
Dann zwinkerte er Andrew zu. „Hat mich gefreut, dich zu sehen. Vielleicht komme ich mal nach England und wir holen es nach. Ich habe mich schon immer gefragt, wie es ist, mit dir zu…“
Angel neben ihm knurrte warnend. „Treib es nicht zu weit, Will!“
Spike antwortete nicht, aber sein breites Grinsen verriet, das ihm Angels Eifersucht sehr gefiel.

Angel war nicht der einzige, der erleichtert aufatmete, als Spike weg war. Auch Wesley erschien die Situation auf einmal wesentlich weniger explosiv.
„Soll ich euch begleiten?“, fragte er. Wobei die Frage eher an Andrew als an Nina gerichtet war.
Irgendwie traute er Andrew nicht wirklich zu, im Zweifelsfall mit einem Werwolf fertig zu werden.
Andrew sah ihn lange und nachdenklich an. „Nein danke. Wir kommen schon zurecht.“ Er betonte das wir in einer Art, die Wesley unangenehm an Giles erinnerte. Andrew schien wirklich ein gelehriger Schüler zu sein.
Fragend sah er Nina an. Aber die schien auch keinen Wert auf seine Gesellschaft zu legen. Sie maß ihn mit einem unfreundlichen Blick und Wesley dachte bei sich, dass sie auf Anhieb mehr Vertrauen zu Andrew hatte als je zu einem von ihnen.
Wahrscheinlich war es gut, dass sie wegging. Sie hätte nie richtig in das Team um Angel gepasst. Er sah kurz zu Lorne hinüber, um seine Theorie bestätigt zu bekommen, aber der grüne Dämon lächelte nur verzückt.
„Ich liebe Happy Ends“, sagte er leise.
Ein oder mehrere Happy Ends konnte Wesley nun wirklich nicht sehen, aber Lorne wusste aufgrund seiner besonderen Gabe natürlich mehr. Er konnte nur hoffen, dass der Dämon sich nicht irrte.
„Ich glaube, hier ist alles geklärt“, sagte Andrew schließlich und brach damit die Stille. „Nina?“
„Ich bin hier schon lange fertig! Mein Gott, wie konnte ich nur so blöd und blind sein!“ Sie sah Angel voller abgrundtiefer Verachtung an. Und nur Lorne konnte den Schmerz in ihrer Seele sehen.
Trotzdem, es hätte schlimmer ausgehen können.

Angel begleitete Nina und Andrew noch bis zum Fahrstuhl.
Obwohl er Harmony in seinem Rücken nicht sehen konnte, wusste er, dass sie die Ohren spitzte. Morgen würde nicht nur jeder wissen, dass er sich von Nina getrennt hatte, sondern auch jede kleine schmutzige Einzelheit kennen.
Angel verzog für einen Moment das Gesicht. Vielleicht war auch das ein Teil seiner Strafe. Er würde es mit Gleichmut tragen. Oder es zumindest versuchen.
„Grüß Giles von mir… und Buffy, wenn du sie siehst“, sagte er zum Abschied zu Andrew. Gerne hätte er sich auch von Nina verabschiedet, aber sie behandelte ihn, als ob er nicht da wäre. Trotzdem versuchte er es noch einmal.
„Nina, was passiert ist tut mir wahnsinnig leid. Ich wünschte, es wäre nicht so gekommen.“
Endlich sah sie ihn an. „Mir tut es auch leid, Angel“, sagte sie kalt. „Mir tut es leid, dass wir uns jemals getroffen haben.“
Wie es aussah würde es lange Zeit dauern, bis sie ihm verzieh.

Lorne strahlte ihn so an, dass Angel sich unwillkürlich fragte, ob er irgendetwas verpasst hatte.
„Ich hatte schon Ärger befürchtet, aber jetzt ist ja doch noch alles gut geworden.“ Der Dämon nippte zufrieden an einem halbleeren Glas, daneben stand sein geliebter Cocktailshaker.
Angel sah ihn erstaunt an. Hatte er was Entscheidendes verpasst?
„Lorne meint, es ist alles bestens gelaufen, besser könnte es gar nicht sein“, erklärte Wesley, aber sein Gesichtsausdruck war alles andere als überzeugt.
Angel starrte weiter den Cocktailshaker an. Er fragte sich jedes Mal aufs Neue, wo Lorne ihn bei Bedarf so schnell herzauberte. Wobei er immer öfter den Verdacht hatte, dass „zaubern“ es vermutlich am besten traf.
„Wo hast du den Drink her?“
Zu spät merkte Angel, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte.
„Aus seinem Büro“, sagte Wesley an Lornes Stelle, „glaube ich jedenfalls.“
Lorne nickte nur. „Möchtest du auch was?“, bot er Angel gut gelaunt an, aber der schüttelte den Kopf. „Blut ist mir jetzt lieber.“
Er griff zum Telefon, aber Wesley winkte ab. „Ich hole mir Kaffee, da kann ich dein Blut gleich mitbringen.“

Als er weg war sahen sich Angel und Lorne eine Zeitlang schweigend an.
„Glaubst du wirklich, das es gut geht?“, fragte Angel schließlich.
Lorne überlegte. „Wenn ihr beide bereit seit, die Eigenheiten des anderen zu akzeptieren“, sagte er schließlich.
„Ich meinte eigentlich Nina.“
„Entschuldige, Berufsrisiko. Ich habe mehr auf deine Gedanken als auf deine Worte geachtet.“ Lorne machte eine entschuldigende Geste und Angel grinste. „Irgendwann bricht dir deine Angewohnheit, ungefragt Gedanken zu lesen das Genick. Wortwörtlich.“
Lorne lachte nur.
„Solange niemand meinem Körper zerstört kann nicht viel passieren. Außerdem verlasse ich mich darauf, dass du mich im Zweifelsfall wieder zusammensetzt, Sweety!?“
Angel schüttelte nur den Kopf. „Verlass dich nicht zu sehr darauf.“ Er sah zur Tür. „Wo bleibt Wesley? Muss er erst irgendwas töten, um an Blut zu kommen?“
Lorne lachte wieder, er schien ausnehmend gute Laune zu haben.
„Hast du nicht was Besseres zu tun, als auf Wesley zu warten?“
„Ähm, na ja, eigentlich…“, stotterte Angel.
Lorne schubste ihn an. „Geh schon, da wartet jemand ungeduldig auf dich. Dein Blut läuft dir nicht weg, bei ihm bin ich mir nicht so sicher.“
Das war das Stichwort, das Angel brauchte. Er hatte nicht die geringste Lust, die ganze Stadt abzusuchen, weil Spike sich ungerecht behandelt fühlte und ihm mal wieder aus dem Weg ging.
„Äh, ja, ich gehe dann mal. Wenn was ist…“
Lorne schüttelte sehr entschieden den Kopf. „Was immer es ist, es kann warten! Gib Spike einen Kuss von mir.“ Er grinste plötzlich. „Aber wenn du nicht willst, er hat mir von Anfang an gefallen…“
„Vergiss es!“, knurrte Angel nur, „oder ich zerlege dich in so kleine Stücke, das dich niemand mehr zusammensetzen kann!“
Er warf Lorne noch einen gespielt finsteren Blick zu, bevor er hinausrannte.

Trotzdem zögerte er vor seiner Wohnungstür. Die Tür stand nicht einladend offen, wie er eigentlich erwartet hatte, und er befürchtete insgeheim, Spike wäre wieder verschwunden. Dann gab er sich einen Ruck. Wenn Spike wirklich weg war würde er ihn suchen. Aber das wäre das allerletzte Mal!
Danach würde Spike bei ihm bleiben, für immer. Und wenn er ihn dafür irgendwo anketten und den Schlüssel wegwerfen müsste.
Nachdem er diese Entscheidung getroffen hatte war ihm wohler.
Hastig schloss er auf und warf die Tür hinter sich zu, während er ins Schlafzimmer stürmte.

Angel verstand die Welt nicht mehr. Sein Bett war genauso ordentlich und glatt, wie er es verlassen hatte. Und genauso leer.
Er knirschte mit den Zähnen. Eigentlich hätte er es wissen müssen, Spike tat nie das, was er von ihm erwartete. Hätte er ihm befohlen, Andrew und Nina nach England zu begleiten, würde er sich jetzt wahrscheinlich grinsend im Bett räkeln.
Aber so knutschte er wohl gerade mit Andrew rum.
Angel hatte nicht übel Lust, ihn zu erwürgen. Andrew! Und Spike natürlich auch!
Ein leises Plätschern drang in seine düsteren Gedanken. Er hatte es eigentlich schon die ganze Zeit gehört, aber irgendwie ignoriert.
Je länger er lauschte, um so mehr erhellte sich sein Gesicht. Jetzt wusste er, wo sein Childe war.

Das Bad war in eine Art englischen Nebel gehüllt.
Und die Badewanne mit riesigen Schaumbergen gefüllt.
Angel wedelte in dem vergeblichen Versuch, etwas zu sehen, den Dampf durcheinander.
„Was machst du da?“
„Wonach sieht es aus?“, fragte Spike frech zurück.
Er zerteilte die Schaumberge vor sich und schubste träge eine große gelbe Gummiente hindurch. Angel errötete, was Spike zum Glück nicht sehen konnte.
„Sie mal, was ich gefunden habe!“ Spike hielt das Gummitier hoch. „War hinter einem Stapel Handtücher versteckt.“
Es juckte Angel in den Fingern, ihm das Spielzeug wegzunehmen. Das war seine Ente!
„Ob sie wohl eine deiner Freundinnen hier vergessen hat?“ Spike drehte und wendete die Ente, um sie von allen Seiten zu betrachten. Dann tauchte er sie unter.
Angel musste sich am Waschbecken festhalten, um nicht seine Ente aus Spikes Händen zu retten.
„Äh, kann sein“, sagte er dann, als er die Sprache wieder fand.
Spike legte den Kopf schief und grinste boshaft.
„Wenn es nicht deine ist kann ich sie ja haben, oder?“
Das ging dann wirklich zu weit. Angel beugte sich über die Badewanne und riss Spike das Spielzeug aus den Händen.
„Du kannst sie nicht haben!“ Besorgt untersuchte er die Gummihaut auf Beschädigungen. Dann setzte er sie auf den Handtuchstapel.
„Komm da raus!“
„Wieso?“ Spike setze sich auf und rutschte ans Ende der Wanne. „Komm doch rein.“

Erst jetzt entdecke Angel, dass Spikes Sachen zusammengeknüllt an Boden lagen. Unter dem ganzen Schaum war also nichts außer Spike.
Angels Hose wurde schlagartig zu eng. Belustigt betrachtete Spike die plötzliche Beule. „Willst du nicht deine Hose ausziehen? Das sieht irgendwie furchtbar unbequem aus.“
Angel konnte ihm nur Recht geben, es war unbequem.
Schnell landeten seine Sachen auf dem Boden neben Spikes.
Er fühlte Spikes Blick auf sich gerichtet, während er langsam zu ihm in die Wanne stieg.
Dann lag er im warmen Wasser, umfangen von Spikes Armen und Beinen und legte den Kopf gegen Spikes Schlüsselbein.
Die körperliche Nähe seines Childes und dessen Hände, die ihn sanft streichelten versetzten Angel in eine angenehm schläfrige Stimmung.
Er konnte Spikes Erektion spüren und dessen Erregung riechen, aber war viel zu träge, um darauf zu reagieren. Stattdessen ließ er sich von den kleinen Wellen treiben, die entstanden, wenn er oder Spike sich bewegten.
„Hey, nicht einschlafen.“ Spike küsste ihn leicht auf die Schläfe.
„Hmm“, murmelte Angel, bereits im Halbschlaf. Er hörte noch Spikes leises Lachen und dann gar nichts mehr.

Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte. Aber immerhin lange genug für einen Albtraum.
Er lag wieder in dem Sarg unter Wasser, das Wasser sickerte immer schneller hinein, füllte die enge Kiste und verdrängte den letzten Rest Luft.
Natürlich wusste er selber, dass er keine Luft brauchte um zu existieren, aber trotzdem überfiel ihn grenzenlose Panik.
Sich aufbäumend versuchte er, den Deckel über seinem Kopf wegzudrücken. Endlich gelang es ihm und keuchend kam er an die Oberfläche. Nur undeutlich hörte er, wie ihm jemand beruhigend zuredete.
„Hey, Peaches, ganz ruhig. Beruhige dich, ich will dir nichts tun.“
Langsam hörte Angel auf, sich gegen die Hände, die seine Oberarme fest umschlossen, zu wehren.
„Schon gut, du kannst mich loslassen.“
Er kletterte aus der Badewanne und rieb sich Gesicht und Haare trocken, bevor er sich das Handtuch um die Hüften wickelte.
Misstrauisch betrachtete er das Wasser, das sanft vor sich hin schwappte.
„Alles okay?“ Spike sah ihn besorgt an und Angel lächelte schief.
„Ja, ich mag nur keine tiefen Gewässer.“
„Tiefe Gewässer?“ Spike runzelte verständnislos die Stirn. „Das ist eine Badewanne!?“
„Meistens“, murmelte Angel nur und ging ins Schlafzimmer. Spike folgte ihm wenig später, immer noch über Angels rätselhaftes Verhalten grübelnd.

Angel stand am Fenster, versunken in düstere Gedanken und Spike seufzt leise. Wie es aussah musste er seinen Sire erst einmal aus seinen Grübeleien herausholen.
Er umarmte ihn und Angel zuckte bei der nassen, kalten Berührung zusammen.
„Wie lange hast du denn im Wasser gelegen?“, murrte er. „Außerdem tropfst du den Boden voll. Schon mal was von Handtüchern gehört?“
Spike grinste voller Erleichterung. „Wenn es dich stört gib mir dein Handtuch.“
Er wartete keine Reaktion ab, sondern warf sich so nass wie er war, aufs Bett.
Angel scheuchte ihn sofort wieder hoch, er hasste es, wenn sein Bett nass und kalt war, und fing an, ihn energisch trocken zu rubbeln, bis Spike gegen die Behandlung protestierte.
„Hey, meine Haut kannst du dran lassen!“
Er zog Angel mit aufs Bett. „Was ist los?“
Angel verzog etwas den Mund. „Die letzte Zeit war ziemlich stressig.“
„Das kommt davon, wenn man mit einem Werwolf rummacht“, entgegnete Spike frech, während seine Hand auf Wanderschaft ging. Er hatte nichts dagegen, mit seinem Sire zu reden. Nachher!
„Lass Nina in Ruhe“, sagte Angel fast schon mechanisch, dann hielt er Spikes Hand fest, die sich sehr eindeutig an ihm zu schaffen machte.
„Warum machst du das?“
„Was?“ Spike war sich absolut keiner Schuld bewusst.
„Das!“ Angel ließ seine Hand einen Moment los und tippte mit dem Finger dagegen. Dann hielt er ihn wieder fest.
„Äh, weil es Spaß macht?“ Spike versuchte, sich zu befreien, renkte sich dabei aber nur fast den Arm aus.
„Okay“, sagte er schließlich resignierend. „Was willst du hören, das es mich anturnt, wenn du einen Steifen hast? Verdammt Angel, seit wir wieder hier sind gehst du mir aus dem Weg. Jedes Mal, wenn du mich runtermachst, um zu zeigen, das du der Boss bist will ich dich nur dahin bringen, das du vor Geilheit keinen zusammenhängenden Satz mehr sagen kannst.“
Er rückte etwas von Angel ab, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
„Ich war nie auf jemand so scharf wie auf dich, Peaches.“ Er lachte leise. „Das muss Liebe sein.“
„Wirklich?“, fragte Angel kaum hörbar.
Spike knuffte ihn. „Ja, du irischer Dickschädel. Mein Gott, was habe ich mir da nur eingehandelt.“ Er ließ sich zur Seite fallen und zog Angel mit sich.
„Und jetzt hör endlich auf, blöde Fragen zu stellen. Ich liebe dich und will es dir endlich auch zeigen“, flüsterte er, bevor er Angels eventuelle weitere Frage mit einem Kuss erstickte.

„Ich liebe dich“, murmelte er fast unhörbar noch einmal.
Während er sich langsam an Angels Körper entlang arbeitete, immer wieder unterbrochen von Küssen und Streicheln, schloss Angel die Augen, während sich seine Erregung ins Unermessliche steigerte.
Das Blut pochte in seinem besten Stück und er versuchte verzweifelt, sich an Spike zu reiben, der der Berührung immer wieder geschickt auswich.
Am liebsten hätte Spike das Vorspiel bis in alle Ewigkeit ausgedehnt. Die Macht über seinen Sire zu haben, der sich hin und her warf, war fast so erregend wie der Akt an sich. Aber eben nur fast.
Noch einmal leckte er über den ganzen Schaft, um dann seine Lippen fest um die Eichel zu schließen. Angel stöhnte, dann schrie er leise auf, als Spike leicht zubiss.
Er krallte die Hände in Spikes Haare und zog ihn zu sich herauf.
„Willst du mich kastrieren?“, flüsterte er heiser.
„Nur wenn du es wieder mit einem Werwolf treibst“, flüsterte Spike zurück.
Angel spürte die erregende Härte an seiner eigenen Erektion und wollte nicht länger warten.
„Komm her“, flüsterte er, während seine Fingerspitzen zärtlich über Spikes glatte Haut glitten. „Ich will dich dabei ansehen.“
Spikes grinste amüsiert.
„Wie in alten Zeiten, Angelus?“, fragte er, während er sich schon langsam auf Angel sinken ließ.
Angel wollte gegen die Anrede Angelus aufbegehren, bewegte dann aber nur verneinend den Kopf hin und her.
„Nicht ganz wie früher.“ Seine Stimme war immer noch leise und zärtlich. „Keine Gewalt, keine Quälerei, nur Lust. Für uns beide“, fügte er noch hinzu, als Spike fragend eine Augenbraue hochzog.
Er streckte die Hand aus und strich leicht über die Narbe in Spikes Braue. Eine Nabe von vielen, die er ihm beigebracht hatte. Die Angelus ihm beigebracht hatte.
Und zum ersten Mal fragte er sich, wie viele Narben sein Childe wohl hatte, die man nicht sah. Narben an seiner Seele, von denen nur Spike selber wusste.

„Von hier oben sieht alles so friedlich aus.“
Angel trat hinter Spike und legte die Arme um ihn. Er wollte ihn am liebsten nie wieder loslassen.
„Der Abstand ist zu groß“, murmelte er dich an Spikes Ohr. „Das Böse sieht man erst, wenn man dich genug dran ist.“
Spike beugte sich etwas über die Abgrenzung, die die Terrasse umgab und zog Angel bei der Bewegung mit.
„Was würde passieren, wenn wir für immer hier bleiben?“, überlegte er laut.
Angel zog ihm enger an sich und streichelte ihn. „Das Böse würde siegen!“ Er hauchte Spike einen Kuss auf den Nacken. „Ich muss kämpfen, ob ich will oder nicht, es ist Teil meiner Buße.“
Spike drehte sich um, sodass er Angel ansehen konnte. „Ist es auch Teil deiner Buße, mit mir zu schlafen?“, fragte er belustigt. Angels wiederkehrende Erregung war ihm keinesfalls entgangen.
Angel grinste schwach. „Das tue ich aus freien Stücken.“ Er küsste sein Childe auf den Mund. „Obwohl, in gewisser Weise ist es Buße für das, was Angelus dir angetan hat. Aber es ist eine sehr angenehme Art von Sühne.“
Er packte Spikes Schultern und zwang ihn, ihm wieder den Rücken zuzudrehen.
Als die Laute ihrer List in den dunklen Himmel aufstiegen wusste er, dass nicht alle Veränderungen schlecht waren.
Die Veränderung seiner Beziehung zu Spike war ausgesprochen gut.
Lorne hatte Recht gehabt mit dem Happy End.

Ende


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